Garbatella
Das Stadtviertel auf den sich unweit von St. Paul vor den Mauern erhebenden Hügeln wurde in den 20er Jahren als ein Wohnviertel für die Arbeiterklasse konzipiert, und zwar als soziales Projekt und Gartenstadt (città giardino). Der ursprüngliche vollständige Name "Borgata Giardino Concordia" war Programm, setzte sich aber nicht durch. Wie daraus "Garbatella" wurde, dazu fand ich verschiedene Lesarten; jedoch gemeinsam basierend auf dem Adjektiv "garbato", was so viel heißt wie "angenehm, liebenswürdig". Manche schreiben, man habe dem ein "-ella" angehängt, um ein Element von Leichtigkeit und familiärer Vertrautheit hineinzubringen; andere erklären es für eine Zusammenziehung mit dem Wort "ostello" für "Herberge".
La Garbatella
Jedenfalls, und wie dem nun auch sei, konnten wir auf unserem Weg feststellen: Das Liebenswürdige und Lebenswerte, welches seine Erbauer dem Stadtviertel Garbatella mitgeben wollten, ist auch heute noch - nach annähernd 100 Jahren und mancherlei Verfall - durchaus gut zu erkennen!
Blick zurück auf S. Paolo fuori le mura
Folgt uns nun bitte auf unserem Streifzug und schaut, ob nicht auch ihr, wie wir, euch erfreuen könnt am Charme der Gartenstadt - wenngleich es ein maroder Charme ist und im Laufe der Jahrzehnte so manche Gebäude und Straßenzüge heruntergekommen, verbaut und auf andere Weise der ursprünglichen Konzeption entfremdet sind.
Einige Erläuterungen und weitere schöne Bilder findet ihr auch hier: Lively Garbatella - a rione with a very roman heart.
An diesem Brunnen bzw. dieser Treppe "beginnt" Garbatella, von St. Paul aus gesehen; jedoch befinden wir uns hier schon im dritten Block (italienisch lotto - also entsprechend unserem Begriff [Bau-]Los :idea
An diesem Haus steht es zu lesen: Lotto 3 bis 5
Mit etwas Aufmerksamheit bemerkt man hier die Modernisierung des Wasserspeiers:
Unserer weiterer Weg führte uns sogar - völlig unerwartet
Wieder in Betrieb genommen werden soll die Markthalle an der Via Passino:
Nicht weit entfernt davon fährt auch der Bus ab:
Ein weiteres Zentrum des Viertels: um die Kirche S. Francesco Saverio.
Eine für das Viertel charakteristische Treppenanlage befindet sich an
La Garbatella, Anno Domini 1927.
Vorbei an dieser Schule ...
... kamen wir schließlich zu einem weiteren Charakteristikum von Garbatella, den alberghi, also "Hotels". Deren Grundidee (aus der Zeit des Faschismus) war, den Familien hierin nur begrenzten individuellen Wohnraum zur Verfügung zu stellen und Küchen, sanitäre Anlagen etc. als Gemeinschaftsräume vorzusehen. Für dermaßen viel vita communis waren die Menschen jedoch nicht zu haben, so dass später der Umbau in Eigentumswohnungen erfolgte.
Albergho rosso von Innocenzo Sabbatini
Hier seht ihr zum guten Ende noch ein paar Impressionen von unserem Rückweg ...
.... mit der zu unserem Thema passenden zuweilen so genannten Post-Moderne :idea: