Für Venedigfans

Gerade aus Venedig zurück möchte ich gerne auf zwei Highlights hinweisen, die wir in der letzten Woche erleben konnten.
Und da sie noch von längerer Dauer sind, freut sich vielleicht der Eine oder die Andere darüber.

Die Galleria dell´Accademia hat Ende August die vollkommen neu konzipierten Renaissanceräume präsentiert:

(Bilder werde ich nachreichen!)

Und das zweite Novum:

Im Palazzo Grimani nahe Campo S. Maria Formosa ist die Antikensammlung der Grimani aus dem Museo Correr z.T. an den Originalort zurückgekehrt. Besonders eindrucksvoll die Aufstellung der antiken Plastiken in der Tribuna.

Auch hier kann ich (viele) Fotos beisteuern, sie müssen nur noch gesichtet werden.

Das soll nun (guter Vorsatz für das neue Jahr, habe ich von Pasquetta abgeschaut :cool:, es warten allerdings auch noch unfertige Reiseberichte von mir ... :D) endlich getan werden.
Ich werde dafür zwei eigene Beiträge einrichten.
 
Die neu gestalteten Räume in der Accademia:

Unverändert geblieben sind die beiden ersten Räume. Der erste Raum zeigt nach wie vor die schönen mittelalterlichen Altäre, der zweite die ganz großformatigen Bilder von Bellini, Carpaggio u.a.:


Dann geht man die kleine Treppe nach oben und es eröffnet sich eine neue Welt!
Die wunderbaren Bellini-Madonnen alle nebeneinander vereint:


Die wenigen Bilder von Giorgione ebenfalls nebeneinander:


Das Gleiche gilt für die Bilder von Veronese, Tizian, Tintoretto u.a.
Man hatte den Eindruck, dass zum ersten Mal ein Kunsthistoriker die Bilder gehängt hat, einfach ein Genuß!
Dazu kommen schön gemachte Info-Tafeln, die in dickem Karton in Ständern am Eingang jedes Raumes zum Ausleihen zu finden sind.
Die weiteren Räume sollen demnächst fertig sein, wir freuen uns schon darauf!
 
"Domus Grimani" im Palazzo Grimani:

Das ist eine Ausstellung, die zwei Jahre lang zu sehen sein soll.

Eine Kurzfassung (von mir frei übersetzt):
Diese Skulpturensammlung wurde von Giovanni Grimani nach seinem Tod 1594 der Republik Venedig zum Geschenk gemacht.
Von da an war sie über 400 Jahre in den Räumen der Biblioteca Marciana untergebracht, von wo sie nun an ihren originalen Ort, die Tribuna des Palazzo Grimani, für die Dauer der Ausstellung zurückgebracht wurde.

Hier zunächst noch einmal Bilder der leeren Tribuna (die uns auch schon immer gut gefallen hat):


Und hier die am ursprünglichen Ort aufgestellten antiken Skulpturen - es gibt ausführliche Erläuterungen zu den einzelnen Büsten:




Wir konnten uns kaum losreißen von diesem tollen Raum!​
 
Von einem Extrem ins andere:

(Na ja, bassa marea scheint es im Januar immer zu geben, aber in diesem Ausmaß o_O .)
 

Mit großer Eile wird unterdessen die Fertigstellung des hydraulischen Damms vorangetrieben, der Venedig in den kommenden Jahrzehnten vor extremem Hochwasser schützen soll. Ein erster Probelauf Mitte Januar soll zufriedenstellend verlaufen sein, eine vorläufige Inbetriebnahme ist für Ende Juni angekündigt, vorausgesetzt, der Pegel steigt nicht mehr als bis zu 1,40 Meter über Normalhöhe, was im Sommer ohnehin nicht wahrscheinlich ist. Frühestens im kommenden Herbst wird sich dann erweisen, inwieweit die Befürchtungen zutreffen, dass der Damm einen tiefen Eingriff nicht nur in die Strömungsverhältnisse, sondern in die gesamte Ökologie der Lagune bedeuten wird.

Und auch von den immer wieder neu aufgelegten Vorhaben, die Besucher Venedigs zu zählen, zu lenken und sogar ein Eintrittsgeld für die historische Stadt zu erheben, gibt es Neues zu berichten: Der Versuch, zu diesem Zweck Drehkreuze in der Nähe des Bahnhofs zu betreiben, ist aufgegeben. Stattdessen sollen jetzt 34 Sensoren an den meistbesuchten Stätten installiert werden. Ob daraus etwas Verwendbares oder gar Nützliches entsteht, ist nicht gewiss.
 
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Zu Lebzeiten war er eine Berühmtheit, heute zählen seine Kompositionen zu den meistgespielten weltweit. In der Zwischenzeit aber war Antonio Vivaldis Werk bis zu seiner Wiederentdeckung vor 100 Jahren komplett vergessen. In diesem virtuosen Roman erzählt Peter Schneider die Geschichte des musikalischen Visionärs und begnadeten Lehrers.

Peter Schneider begibt sich auf die Spur des geweihten Priesters und Musikers im barocken Venedig. Und was er dabei entdeckt, ist ein nahezu unbekanntes Werk des Maestros: Sein ganzes Leben lang hat der »prete rosso« an einem Waisenhaus gearbeitet und mit den musikalisch begabten Mädchen das erste Frauenorchester Europas gegründet. Für sie schrieb er einen großen Teil seiner Konzerte, mit ihnen brachte er sie zur Aufführung.Peter Schneider zeigt sich als umsichtiger Erzähler, der der Versuchung der Fiktion nie ganz erliegt, sondern immer wieder fragend bleibt und seine Recherche miterzählt.


Peter Schneider folgt Vivaldi auf seinen Karrierewegen innerhalb Venedigs, nach Mantua, Rom und Triest, bei seiner musikalische Arbeit mit den "figlie", seinen Begegnungen mit adligen Auftraggebern und Librettisten, seinen Verstrickungen in Rivalitäten und Intrigen, bis zur Flucht nach Wien. Er rekonstruiert Fragmente einer Musiker-Biografie. Die verwendeten Quellen hat er genau dokumentiert, eigene Erfindungen (wie ein Treffen mit Rousseau) als solche enthüllt, Seelen-Gründeleien vermieden und auch sonst seine Imagination weitgehend gezügelt. So entsteht ein lebendiges, doch immer wieder reflektierend zurückgenommenes Bild vom venezianischen Musikleben des 18. Jahrhunderts und seinem populärsten Protagonisten, ergänzt um erhellende Auskünfte zu den "Vier Jahreszeiten", zum lombardischen Rhythmus oder zur Wiederentdeckung der lange verschollenen Vivaldi-Partituren im zwanzigsten Jahrhundert.
 

50 Veranstaltungen, Konzerte, Aufführungen und andere Events sind im Zeitraum vom 8. bis zum 25. Februar vorgesehen, wie die Gemeinde Venedig am Mittwoch mitteilte. Veranstaltungen sind in allen kulturellen Einrichtungen der Stadt geplant, darunter im Theater La Fenice, im Peggy Guggenheim-Museum, im Sitz der Biennale sowie im Museum für die Geschichte des 20. Jahrhunderts in Mestre auf dem Festland.
 
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Der Übersetzer Emil Lanz lebt allein in einem Haus auf dem Lido von Venedig und beschließt, seinem eintönigen Leben ein Ende zu setzen. Auf der Suche nach einem guten Platz zum Sterben betrinkt er sich und schläft ein. Als er erwacht, beobachtet er einen Mord. Aber ist wirklich passiert, was er gesehen hat? Oder ist sein Selbstmordversuch doch gelungen, und er bewegt sich von nun an in einer anderen Dimension? Als einziger Zeuge des Mordes gerät Lanz jedoch in höchste Gefahr. Er, der eben noch sterben wollte, will nur noch überleben und sieht die Welt wie nie zuvor. Welche Rolle spielt die rätselhafte Fotografin Julia Ellis, welche das tote Flüchtlingsmädchen am Strand? Ist die Wirklichkeit tatsächlich nur das, was wir wahrnehmen? Lanz nimmt es mit einem übermächtigen Gegner auf – dem Unsichtbaren.


Während der Venedig-Kenner die Detailverliebtheit des Autors zu schätzen wissen wird, ist der Plot streckenweise anstrengend und die Figuren bleiben dem Leser fern. Nicht nur, dass der Protagonist durchgehend als „Lanz“ bezeichnet wird, schafft eine gewisse Distanz, sondern auch, dass seine Handlungen teilweise schwer nahvollziehbar bleiben. Es erschließt sich auch nicht, warum sich mehrere Frauen scheinbar auf den ersten Blick in den todessüchtigen, melancholischen und ständig schlechtgelaunten Lanz verlieben.
Dennoch ist der Grundgedanke des Romans eine logische Fortführung des literarischen Venedig-Mythos, der nach Jahrhunderten nichts von seiner Faszination einzubüßen scheint. Kaum eine Stadt wurde öfter zu einem literarischen Schauplatz erkoren als Venedig. Die Lagunenstadt an der Adria gilt durch unzählige künstlerische Bearbeitungen in besonderem Maße als Stadt der Romantik, des Geheimnisses, der Magie, des Selbstverlustes, des Verfalls und des Todes. Aber vor allem ist sie die Stadt der Fiktion. Im Laufe der letzten Jahrhunderte wurde Venedig ein literarisch hoch metaphorischer Raum, dessen labyrinthische Struktur beispielsweise für den Verlust des Selbst stehen kann oder dessen verfallende Gemäuer für den Alterungsprozess des Menschen.

Die Hölle ist leer – die Teufel sind alle hier ist ein durchweg moderner Venedig-Roman. Afrikanische Migranten, Künstler und die osteuropäische Mafia bewegen sich hier ganz selbstverständlich, wie literarische Anspielungen und Zitate und natürlich der Mythos von ‚La Serenissima‘ selbst. Passend dazu wankt der Plot zwischen Realität und Traum, vermutlich auch der Tatsache geschuldet, dass Lanz nicht nur dem Wein, sondern auch den Kräutern eines windigen Strandverkäufers nicht ganz abgeneigt ist. Und so stellt er sich häufig selbst die Frage, ob er nun doch tot ist – oder vielleicht einfach nur verrückt geworden.
 

Chinesische Touristen, die gerade in dieser Jahreszeit kämen, hätte er seit Tagen nicht mehr gesehen, und nur wenige Amerikaner seien mit seiner Gondel durch die Kanäle gefahren. „Hoffentlich kommen jetzt zum Karneval wenigstens die Franzosen, Engländer und Deutschen.“

Die Stadt ist in der Krise. Erst das Hochwasser Mitte November, dann der Ausbruch des Coronavirus haben dem Tourismus geschadet. Auf rund 60 Millionen Euro Verlust schätzt der Verband der Hoteliers von Venedig den Schaden durch die beiden Faktoren. Schon zum Jahreswechsel seien die Buchungen um die Hälfte zurückgegangen.
 
Ja, das dachte ich mir auch. Andererseits wäre es mal eine gute Gelegenheit den Karneval zu besuchen - ohne allzu großes Gedränge.
 
In Venedig ist der Carnevale in vollem Gange. Gestern war der berühmte Engelsflug:


Na, wer da nicht schwindelfrei ist wird es wohl nicht zum "Engel" bringen ;) ( das Kostüm des Engel erinnert mich ein bisschen an das vom Nürnberger Christkindl :D ).
 
Ein nettes Video (die nervige Musik kann man ja abschalten ;))
Aber es sieht ja nicht so aus, als ob es so schlimm ist mit dem Besucherschwund wegen Hochwasser und Corona, wie die Tourismusbranche behauptet: Der große Preisverfall im Carnevale
 
Aber es sieht ja nicht so aus, als ob es so schlimm ist mit dem Besucherschwund wegen Hochwasser und Corona, wie die Tourismusbranche behauptet: Der große Preisverfall im Carnevale
Vielleicht sind weniger da, aber immer noch genug, nehme ich wenigstens an. Allerdings heißt es auch immer wieder
"Das Schöne an diesem Karneval ist, dass weniger Leute da sind", so der Bürgermeister. Man könne noch in letzter Minute ein Hotel buchen - was normalerweise zur Karnevalszeit nicht möglich sei.
;)
Bürgermeister beklagt Falschinformationen
.... Die Bilder von dem Hochwasser hätten den Eindruck hinterlassen, Venedig sei zerstört, sagte Brugnaro: "Die Stadt ist komplett wiederhergestellt, sie ist schöner als vorher."
Ich wiederhole mich: parole, parole ... Leider finde ich im Moment den Film-Beitrag von vor einigen Tagen nicht mehr, in dem gezeigt wurde, welche Schäden (vom Hochwasser ausgelöst) noch immer bestehen.
 
Ich wiederhole mich: parole, parole ... Leider finde ich im Moment den Film-Beitrag von vor einigen Tagen nicht mehr, in dem gezeigt wurde, welche Schäden (vom Hochwasser ausgelöst) noch immer bestehen.

Nachtrag: ich habe sie gefunden

 
Zuletzt bearbeitet:
Auch in Venedig ist jetzt sicher für Karneval Fans Hochsaison. Zwar habe ich es nicht geschafft dort zu fotografieren, doch gab es letzten Sonntag Gelegenheit in einer nahen Stadt venezianischen Karneval zu genießen und zu fotografieren. Vielleicht ist es für Venedig Fans auch mal interessant, was zu dem Thema in Deutschland geboten wird. Hallia Venezia ist eine Veranstaltung, die seit über zwanzig Jahren am Sonntag vor dem Karnevals Wochenende geboten wird. Hier der Link zu meinem Bericht.
 
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Das Buch erscheint zwar erst am 5. März, auf dem Kindle konnte ich es aber schon lesen. Es werden die Probleme mit Kreuzfahrschiffen und der Mafia recht nett in den Krimi einbezogen.

Commissario Antonio Morello, genannt »Der freie Hund«, hat in Sizilien korrupte Politiker verhaftet und steht nun auf der Todesliste der Mafia. Um ihn zu schützen, wird er nach Venedig versetzt. Er hasst die Stadt vom ersten Augenblick an. Zu viele Menschen, trübes Wasser, Kreuzfahrtschiffe, die die Luft verpesten und die Stadt gefährden – selbst der Espresso doppio, ohne den er nicht leben kann, schmeckt ihm in Sizilien besser. Doch Venedig ist eine große Verführerin. Unaufhaltsam entwickelt sie ihre Anziehungskraft. Als Silvia, die schöne Nachbarin, ihm ihr persönliches, verborgenes Venedig zeigt, werden Morellos Widerstandskräfte auf eine harte Probe gestellt. Da wird der junge Anführer einer Bürgerinitiative gegen die Kreuzfahrtschiffe ermordet, und der freie Hund hat seinen ersten Fall, der ihn tief in die Verstrickungen von italienischer Politik und Verbrechen führt.
 
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Das Buch erscheint zwar erst am 5. März, auf dem Kindle konnte ich es aber schon lesen. Es werden die Probleme mit Kreuzfahrschiffen und der Mafia recht nett in den Krimi einbezogen.

Ich kann es mir nicht verkneifen, ein bisschen etwas über den Zwist zu diesem Buch zu verlinken:



 
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