Frühlingsahnen in Roma Aeterna

Oh Pecorella, wie schön...Rom, träum:), Leider schaffe ich es heute nicht mehr bis Monti, höchstens in Gedanken. Viel Spass in Rom und schöne neue Entdeckungen.
Otium, Klar habe ich das Grab von Filius gesehen..., aber bin etwas gleichgültig weitergegangen. Darf ich fragen, warum du dich über August´ letztes "Lebenszeichen" aufregst? Ohne das Grab wäre der Arme völlig vergessen. Kinder berühmter Eltern haben es nicht leicht, immer im Schatten des übermächtigen Vaters( meistens).
Da halte ich es lieber mit " meinem" Grabstein.;)
 
... Kinder berühmter Eltern haben es nicht leicht ...
Das stimmt sicher. Aber ich hätte ihm eine Grabinschrift gewünscht, die ihm seinen ganzen Namen zurück gibt. Immerhin hat er im Leben schon mehr als im Schatten seines berühmten Vaters gelebt. Nur
Goethe der Sohn / dem Vater / vorangehend / starb / mit 40 Jahren / 1830
nimmt ihm auch noch im Tod seine Persönlichkeit. Ich höre da auch keine Trauer des Vaters heraus! Der "große" Johann Wolfgang von Goethe ist für mich da ziemlich "kleingeistig"!
 
Und nun Testaccio

Ich fand dieses Wandgemälde sehr schön und eine nette Erinnerung an die Anfänge des Viertels. Es liegt ja dem Cimitero Acattolico benachbart und so ging ich ich die Via Caio Cestio entlang der Friedhofsmauern bis zur Via Nicola Zabaglia. Dort war ein Brunnen in Form einer, nun ja als Amphore würde ich das nicht bezeichnen, eher als Henkelkrug.:rolleyes:

Und dann stösst man auch schon auf jede Menge Scherben, die einen doch beachtlichen Hügel formen. Leider ist der Hügel abgeschottet durch hohe Zäune und alle Tore sind geschlossen. Immerhin kann man durch die Gitterstäbe einen Blick in die ordentlich aufgestappelten Scherben erhaschen. Ob das nun ein Werk der Archäologen war oder die Römer alles so schön schichtete?

Ich bog in die Via Galvani ein und schlenderte in Richtung und mit Blick auf den Mattatoio:

Viele kleine Werkstätten und Handwerksbetriebe säumen die Strasse,

auch hier grosse bekannte Wandmalereien, wie auch unbekannte, aber nette Graffitis

An der Piazza schaute der Schlachter vom Balkon

Mein Auge fiel auf diesen zentral stehenden kleinen Pavillon, der ausser einem Tabacci auch ein Café enthält.


Und da dringend mein Koffeinpegel stabil gehalten werden musste, steuerte ich dorthin und hinein. Um es gleich zu sagen, der Capuccino war keine Offenbarung! So was Bitteres habe ich noch nie vorgesetzt bekommen, ich musste die Brühe sogar mit Zucker versetzen, sonst hätte ich es nicht herunter bekommen. Auch das Tramazzini war etwas angetrocknet. Aber das sei der Regentin an Bar und Tabaktheke verziehen, denn ich bekam gratis ein Schauspiel aus dem prallen Vorstadtleben. Das Café hat sich seit der Eröffnung wahrscheinlich kaum verändert, ich finde der Charme liegt irgendwo zwischen 1960 und 1970. Die Dame war mit ihrem Cafe älter geworden und trug ihre gelblich gefärbten Haare hochtoupiert. Einzig der Papst war mal ausgewechselt worden( als Bildchen)

Wahrscheinlich schmeckt der Barcadi wie Weihwasser:D. Der Kaffee eher wie Spülwasser. Ob es an der Marke liegt???

Der Cappuccino-Preis war übrigens aktuell, obwohl ich am Resopal-Tischchen Platz genommen hatte. Die Dame belegte weiter neue Tramazzini; meins war wohl vom Vortag gewesen, als zwei junge Leute( um die 40) das Lokal betraten und wahrscheinlich zu leise gegrüsst hatten. Stöhnend ( Sie hatte es im Kreuz) watschelte die Regentin hinter der Bar zur Tabak-Theke auf der anderen Seite und dann bekamen die jungen Leute mit dem Tabak ein verbale Erziehungsmassnahme nachgereicht, dass sie ganz kleinlaut und eingeschüchtert aus dem Lokal schlichen.o_O:eek: Die Regentin schnaubte befriedigt und wendete sich wieder den unfertigen Tramazzini zu, nicht ohne sich im Selbstgespräch über die unmöglichen Umgangsformen der Jugend auszulassen.
Ich zahlte mit lautem Prego und Grazzie und Arrividerci, um ja nicht ihrer Nacherziehung anheimzufallen.:D:D:D
Ich drehte eine Runde durch den Schlachthof, der in einem winzigen Teil renoviert ist. Einige Hallen werden zwar gerade restauriert, aber das grosse Areal scheint kurz vor dem Zusammenbruch zu stehen.



Ich zog weiter, auch durch den Mercato, der gleich neben dem Schlachthof liegt, aber ausser gucken, habe ich mich nicht weiter damit beschäftigt.

Ich bummelte weiter die Strassen auf und ab,


stiess auf römische Reste einer Mauer oder eines Viadukts, wollte auch gerne noch das Grab von Galba sehen, aber dieses scheint aus irgendwelchen Gründen verlagert worden zu sein in den Parco de Celio. Und dann wurde es auch Zeit aufzubrechen in Richtung Norden, um die Familie wieder zu treffen. Testaccio ist ein sehr interessantes Viertel, nicht herausgeputzt, oft sogar ärmlich und schmutzig, teilweise vernachlässigt, aber es ist noch das echte Rom.

 
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Oh Danke ,Otium
Bis zu der Piazza bin ich garnicht vorgedrungen, ich habe mich um die Kirche S. Maria Liberatrice herum bewegt.
 
Liebe Nihil,

nun habe ich auch endlich Deinen lebendigen Bericht genossen - sowohl in Wort und Bild.
Vielen Dank für das Mitnehmen auf teils bekannten, teils unbekannten Wegen (die Aula Gotica war uns noch nicht vergönnt und auch San Saba haben wir nicht mehr im letzten Besichtigungsplan untergebracht.
Unser Ausflug mit Rädern auf der Appia Antica liegt auch schon mehr als 10 Jahre zurück, das sollten wir doch wieder einmal einplanen!
 
Hallo Angela,
ich hoffe, du kannst dann demnächst die noch ausstehenden Schönheiten in Rom in real geniessen. Bei der Aula Gotica stehen die Besichtigungstermine schon Monate vorher fest. Da kann man vielleicht noch die Reisedaten anpassen. Die Via Appia Antica ist ja immer da, aber am Sonntag netter, da ohne Autos. Und San Saba steht auch und wartet auf dich. Danke fürs Mitlesen. Gibt es bei dir einen Bericht aus dem tiefen Süden??? Das wird bei mir eher ein Traum bleiben...
 
Und nun der Rest vom 4. Tag

Das ist schnell erzählt. Meine Füsse qualmten schon leicht und ich sehnte mich nach einem Plätzchen mit Ausguck. Erstmal suchte ich die Strassenbahn Nr 3 und ging zur Haltestelle Porta Portese über die Ponte Sublicio.

Hier wartete ich auf die Strassenbahn, die dann gemächlich um die Ecke bog. Leider reichte es vorerst nur zu einem Stehplatz. Ab der Haltestelle Piramide ergatterte ich einen der raren Sitzplätze, gottseidank, denn mit jeder Haltestelle wurde die Strassenbahn voller und voller. An Fotos war nicht zu denken, da die Scheiben vor Dreck fast den Ausguck verhinderten und man im Gedränge oder beim scharfen Abbremsen oder Anfahren gerne auch mal Mitreisende auf dem Schoss hatte. Ganz übel wurde es auf Höhe der Universität Sapienza. Da drängelten sich die Studenten wie Sardinen in der Dose. Auf Höhe der grossen Kliniken in der Viale Regina Elena wurde es etwas besser, zumindest konnte man wieder durchatmen. Soweit mir die Scheiben den Blick freigaben, sah man bei einem der Eingänge den Wegweiser nach rechts zu den erfreulichen Ereignissen nämlich Geburtshilfe, nach links ging es in die Pathologie und Gerichtsmedizin... Leben und Tod als Nachbarn. Vor den Toren der Klinik war eine grosse Ansammlung von Werbeschildern für Beerdigungsinstitute.:oops:
Ich fuhr weiter bis zu Endhaltestelle der Nr. 3 am Museum Arte Moderna, nach kurzer Wartezeit kam die Tram Nr.19 angeklappert. So ein nettes grünes Relikt aus dem vergangenen Jahrhundert, bei dem man über steile Stufen hineinklettern musste, durch die undichten, scheppernden Schiebefenstern war für ständigen Frischluftzustrom gesorgt, und einer Geräuschkulisse, die jede Unterhaltung zum erliegen brachte: es kreischte, quietschte, rumpelte, klapperte und zischte. Es war wie eine Fahrt in einer Museumsbahn, einfach ein Erlebnis!
Ausstieg an der Haltestelle Milize/ Angelino, wo die Familie auf mich wartet. In dem netten Café/ Restaurant DeSaintBon Bistro gab es noch ein Plätzchen für uns und wir stärkten uns mit einem guten Mittagessen zu einem anständigen Preis.
Gesättigt machten wir uns auf in Richtung Bushaltestelle, um in die Nähe des Centro storico zu kommen. Aber zunächst zog eine Cornetteria im Kellergeschoss eines Hauses sämtliche Aufmerksmkeit auf sich, vorallem der Inhalt ihrer Auslagen:D:eek::rolleyes:

Und freundlich grüssen Padre Pio und der Papst, bevor die Plätzchen samt ihrer Heiligkeit verspeisst werden.

Wir sprangen bei der Engelsburg aus dem Bus und überquerten die Brücke. Jede Engelsfigur war ein Landplatz der Möven, sodass wir durch ein Spalier von Federvieh zogen.;)


Wir drehten eine Runde durch das Centro, auch hier "Engel" mit tragender Funktion;)




wobei es allerdings nur für eine paar Caravaggios in S. Agostino und Luigi dei Francesi langte. Einfach genial!



Das Pantheon betrat ich nur kurz. Obwohl wir ohne Warteschlange gleich hineinspazieren konnten und auch nicht Massen an Touristen herumstanden, geht einem die Schönheit des gewaltigen Gebäudes wahrscheinlich nur in den leereren Randstunden des Tages auf. Auf mich wirkt das Getümmel dort immer wie ein Sommerschlussverkauf.

 
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Sehr schön, dieser morbide Charme Roms - gefällt mir gut!

... wobei es allerdings nur für eine paar Caravaggios in S. Agostino und Luigi dei Francesi langte. Einfach genial!
Auch das macht das Besondere Roms aus: ein Charavaggio da, ein Pintoricchio dort oder ein Bernini gefällig? Alles so nebenher :cool:.
Das Pantheon betrat ich nur kurz.... Auf mich wirkt das Getümmel dort immer wie ein Sommerschlussverkauf.
Das geht mir so bei dem Gerenne zur Sixtinischen Kapelle; wie früher wenn der Schlussverkauf begann: Türen auf und dann wurde losgestürmt, wer ist der erste am Wühltisch. :rolleyes:
 
Ja, das Klein-Klein, das Abblätternde, das Morbide, die in die Jahre gekommende Grandezza, das zieht mich in Rom besonnders an. Und immer wieder ein Sahnehäubchen in Form von edelster Kunst, die man mal so eben im Vorbeigehen mitnimmt.
Bloss der Ausverkauf an den Touri-Hotspots...da müssen sich der Vatikan und die Stadt echt was einfallen lassen. Da nimmt ja auch die Substanz Schaden. Und eine wirkliche Freude kommt beim Besuch nicht auf, weil es zugeht wie am Wühltisch.
 
Hallo Angela,
ich hoffe, du kannst dann demnächst die noch ausstehenden Schönheiten in Rom in real geniessen. Bei der Aula Gotica stehen die Besichtigungstermine schon Monate vorher fest. Da kann man vielleicht noch die Reisedaten anpassen. Die Via Appia Antica ist ja immer da, aber am Sonntag netter, da ohne Autos. Und San Saba steht auch und wartet auf dich. Danke fürs Mitlesen. Gibt es bei dir einen Bericht aus dem tiefen Süden??? Das wird bei mir eher ein Traum bleiben...
Ja, ich habe einen Reisebericht vor, muss nur noch warten, bis meine Zeit es zulässt ... ;)
 
Sehr schön , da warte ich gerne.

Noch ein kleiner Nachtag zu den Vatikanischen Museen, in denen meine Famlilie sich einen halben Tag vergnügen durfte. Die Karten waren für 8:30h gebucht. Da mit dem Taxi unterwegs und ganz früh schon am Eingang, durften sie schon um 8:00h rein, gingen auch zielstrebig zur Sixtina, wo dann schon überraschend eine grosse Gruppe von Menschen war. Ob das die Frühstücksbufett-Fraktion war? Es werden auch jedes Mal andere Wegleitungen gemacht, dieses Mal kam man zuerst durch die Stanzen und dann erst in die Sixtina, in den vorherigen Jahren war das nicht so. Dieses Mal war auch das Museo Gregoriano Profano geöffnet, allerdings war das Mosaik aus den Caracalla Thermen nicht zu sehen. Dafür war seit Jahren das erste Mal wieder die Haustierabteilung des Vatikans zugänglich.
 
Mittwoch, 5.Tag, Villa Medici, Spanische Treppe und Konzert und Führung in der Kirche S.Maria Concezione.

Nachdem wir in den letzten Jahren immer wieder mal beim Hochwohlgeborenen Italienischen Adel vorbeigeschaut hatten ( die Doria-Pamphilj, die Spadas, die Farneses auch vor längerem mal bei Borghese und Barberini, waren jetzt mal die Medicis dran.
In der Villa Medici , die oben auf dem Pincio thront und immer gut sichbar ist, residiert seit 1803 die französische Akademie. Ausgewälte Künstler können dort für eine Zeitlang leben, arbeiten und mit ihren Familien auf dem Gelände wohnen.
Ich trieb mein Mini-Trüppchen ( ein anderer Teil ging weiter Caravaggio gucken) in die Metro, wo wir bei der Station Piazza di Spagna wieder ans Tageslicht kamen. Es tummelte sich schon viel Volk auf den Stufen der Scalinata di Trinitá. Auch der Barcaccia-Brunnen war umlagert.


Wir eilten die im Sonnenschein liegende Treppe hoch und sahen eine Schulklasse vor der Sicherheitskontrolle stehen. :( Anbetracht der Langsamkeit, mit der die Schlange abgearbeitet wurde, sah ich mein Projekt " Englische Führung" um 11:00h in unerreichbare Ferne rücken. Abgesehen, dass der Sicherheitsbeamte besonders gründlich war, stieg mein Blutdruck wegen der " Stoffeligkeit" der Jugendlichen ziemlich an. Die Mädchen hatte ihren halben Schminkkoffer dabei, plus Kuscheltiere, und Wechselkleider. Die Jungs hatten weniger, aber Knopf im Ohr und ein Brett vor dem Kopf! Die kriegten einfach nicht mit, wie eine Kontrolle läuft. Jeder musste vom Sicherheitsmann aufgefordert werden, den Rucksack bitte zu öffnen und auch die Jacke auszuziehen. Ich musste mich immer wieder dem schönen Panorama von Rom zuwenden, um nicht zu explodieren.


Kurzum, es dauerte lange und als wir endlich drinnen waren, war die englische Führung schon weg, abgesehen davon, dass sie auch ausgebucht war. Wir konnten dann eine Stunde später eine spanische Führung machen, was sich als absoluter Glücksgriff erwies. Insofern muss ich der lahmen Schulklasse sogar dankbar sein.;)
In der Zwischenzeit besahen wir uns Modernes, welches im Treppenhaus und in umliegenden Sälen installiert war.

Auf Vertiefung hatte ich keine Lust, aber die Objekte waren nicht uninteressant, teilweise witzig und manches auch wirklich schön. Leider nicht fotogen...


Schliesslich begann die Führung...aber zunächst auf Deutsch:) Unser Guide Alejandro sprach perfekt deutsch und freute sich, für einmal eine deutsche Führung zu machen. Denn dieses Angebot gibt es nämlich bislang nicht in der Villa Medici, obwohl einige der Fremdenführer deutsch sprechen. Leider kam später noch ein spanisches Paar dazu, sodass Alejandro dann wieder mehrheitlich spanisch reden musste. ( Insgesamt waren wir nur 5 Leute) Wir hatte eine wirklich ruhige, fast 2 Stunden dauernde Führung durch die Gärten der Villa und später dann im Gebäude selber. Kein Gehetz, kein Gequetsch von Gruppen, es wurde ein toller Spaziergang.
Auch im Garten waren etliche Bäume dem Sturm der letzten Woche zum Opfer gefallen. Einige Wege waren gesperrt, Bäume lagen kreuz und quer und auch hier wurde schweres Gerät aufgefahren, die Bäume zu entsorgen.

Aber zunächst zeigte uns dieser geflügelte Götterbote den Weg.

Hermes, einer der 12 grossen Götter am griechischen Himmel( lateinisch Mercurius) verkündete die Beschlüsse des Zeus und führte auch diue Toten in den Hades, die Unterwelt.
Bei den Menschen fungierte Hermes als Schutzgott der Verkehrs, der Reisenden, der Kaufleute und der Hirten. Pikanterweise allerdings auch der Diebe und Kunsthändler.:oops: Nun als Kaufmannsgeschlecht hatten die Medicis eine besondere Beziehung zun Hermes...
Mächtig, reich, und intrigrant und skrupelos wie die Medicis waren, kam im Laufe der Jahrhunderte auch mal das Papst-Amt dazu. Die Medicis stellten 3 Päpste: Leo X ( Papst von 1513-1521) und Clemens VII ( Papst von 1523-1534), der Dritte regierte als Papst nur wenige Wochen ( Papst Leo XI 1605).
An der Spitze der weltlichen und kirchlichen Macht beförderte Leo X. erstmal die Sippe in gehobene Staatsposten und verteilte grosszügig Adelstitel, die durch geschickte Heiratspolitik noch vermehrt wurden.

Ferdinando de Medici ( 1549-1609) war als drittgeborener Sohn des Cosimo I. Medici, dem Grossherzog der Toskana, ohne Aussicht auf das Erbe und wurde mit 14! Jahren zum Kardinal erhoben, ohne je ordiniert worden zu sein. Er kaufte sich die Villa oben auf dem Pincio und liess sie fürstlich ausstatten unter anderem mit den Marmor-Verkleidungen der Ara Pacis des Augustus. Dies sind noch die wenigen Orginalteile an der Villa, denn alles andere wurde nach dem Aussterben der Medicis nach Florenz weggeschafft, wo man heute die römischen Orginale in den Uffizien besuchen kann.

Ferdinando lebte ein sehr weltliches Leben, u.a. mit Damenbesuch im Separee. Zu dem waren wir dann durch die herrliche Gartenanlage mit ihren Gartenräumen ( man versucht den Renissance-Garten mit 16 Gartenteilen wieder zu beleben) und Sichtachsen unterwegs.


Natürlich durfte auch der berühmte Blick von der Balustrade nicht fehlen.


Und dann das Separee, angelegt auf der Aurelianischen Stadtmauer, die den Pincio mit einschloss. Genannt Studiolo für das Studium und die Kontemplation.;) Der Kardinal liess eine Treppe durch die Stadtmauer anlegen, damit die Dame(n) ungesehen zum Schäferstündchen kommen konnten.
Wir warfen einen Blick auf die heutige Verkehrsschneise Via del Muro Torto, die keine romantischen Gefühle mehr aufkommen lässt.

Wir betraten eine Farborgie, eine mit Pflanzen und Tieren überbordende Voliere. Diese mit Tieren bestückt aus der gerade entdeckten Neuen Welt, wie z.B. ein Stachelschwein oder ein Truthahn und auch Maispflanzen.



Ein Bienenkorb, eine sich putzende Katze, eine Wieselfamilie: ein Idyll, ein Capricco:

In einem weiteren Raum waren die Lichtverhältnisse ungünstiger , hier wurden verschiedene Mythen erzählt. Ein besonders interessantes Fresko ist die Darstellung der Villa, bevor sie durch ihre neuen Besitzer umgebaut wurde.





Ferdinando de Medici kam dann unverhofft zum Erben, nachdem sein älterer Bruder plötzlich verstorben war. Nun war er der Grossherzog der Toscana, legte seinen Kardinalshut ab, heiratete vorteilhaft und war auch politisch sehr erfolgreich.

Und wir flatterten

weiter in die Sammlung der Gipsabdrücke: teilweise 200 Jahre alte Modelle, die den Bildhauern als Ansicht dienten und die dann in Marmor umgesetzt werden konnten.



Dann ging es langsam zurück zur Villa, und dort gab es innen nicht mehr Allzuviel zu sehen, weil die meisten Kostbarkeiten nach Florenz umgezogen waren. Zudem hatten bigotte Nachkommen des Ferdinando nackige Szenen aus den Deckengemälden im Garten verbrannt, sodass nun grosse Leerstellen in den Decken klaffen. Nach dieser 2-stündigen Führung war es dann aber auch genug mit so viel Schönheit. Wir gingen die Wendeltreppe runter



und ja, :Des gibt ein öffentliches Café, wo wir uns nach diesem kulturellen Höhenflug wieder erden konnten bei einem Cappuccino

Wir stiegen die spanische Treppe wieder herunter,


und erkundeten ein Viertel, was ich bislang noch nicht vertieft hatte, weil mich die Touristenmassen bislang davon abgehalten hatten. Es ist nichtsdestotrotz sehr interessant, aber sicher ein Fall für die frühe Morgenstunde...wie der Trevibrunnen. Bevor der Charme durch die Menschenmengen zertrampelt wird.

Hübsche, kleine Geschäfte liegen am Wegesrand, die Preise habe ich mir allerdings lieber nicht weiter angeschaut.

Nach einem Panini auf die Hand ging es dann zu unserem Abendkonzert in die Kirche Santa Maria Concezione dei Cappuccini an der Via Venezia, wo wir ein wunderschönes Konzert mit zum Tag passender sakraler Musik genossen, sowie eine Führung durch die Gruft, was diesen Tag besonders abrundetet, denn es war Aschermittwoch.
Ich halte es da mit "meinem" Grabstein:
 
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Donnerstag, 6.Tag, Ostia Antica

Heute ging es wieder hinaus auf´s Land, wir wollten uns von unsere Francesca durch ein römisches Städtchen führen lassen, das im Laufe der Jahrhunderte zu dem Hafen von Rom wurde, über den alle wichtigen Einfuhren für die Urbs kamen oder auch die Kaufleute oder das Militär in See stachen. Architektonisch ist im Kleinen abbildete, was in der Hauptstadt pompös und imperial daherkam. Und da vieles an Ruinen hier besser erhalten ist und vorallem an einem Fleck, lässt sich die Vergangenheit hier oft auch besser lesen und verstehen. Bevor wir aber die Vergangenheit lesen konnten, mussten wir erstmal dort hingelangen. Und da gab es an dem Tag ziemliche Schwierigkeit. Nein , keinen Streik, einfach ein Vorkommnis, was die Metro zwischen Termini und Piramide über Stunden ausfallen liess. Während Francesca versuchte sich einen der übervollen Ersatzbusse zu erobern, warteten wir bei einem Kaffee an der Piazza di Porta S. Paolo. Und konnten das Durcheinander, die Hektik und den Ärger, den die armen Römer an diesem Morgen erlitten, aus der ersten Reihe beobachten.

Als Francesca sich dann endlich bis zu uns durchgekämpft hatte, bestiegen wir das kleine Bähnle, was bis ins moderne Ostia und zu den Ständen fährt. Wir stiegen an der Stazione Ostia antica aus , überquerten auf einer Brücke eine vielspurige Strasse und standen schon bald vor der Kasse. Da wir auch den glücklichen Zufall die Kulturtage zu erwischen, d.h. gratis Zugang zu den staatlichen Museen und Monumente frei waren, standen wir kurz darauf schon auf der Via Ostiense und betraten, an eindrucksvollen Grabanlagen vorbei und durch die Porta Romana das Städtchen.



Legenden erzählen, an dieser Stelle sei der Ahnherr der Römer, Aeneas, an Land gegangen. Angeblich habe der vierte König von Rom , Ancus Marcius eine erste römische Kolonie an der Tibermündung( lat. Ostium) gegründet, auch um die Salinenausbeute zu sichern. Bislang kann man die eigentliche Stadtgründung Ostias auf den Zeitraum zwischen 349 und 335 v. Chr. festlegen. Ostia wuchs rasch, denn seine Lage war von überragender strategischer Bedeutung. Der Hafen wuchs, denn Rom expandierte und kolonialisierte, und dazu mussten Truppen bewegt werden, auch über das Meer. In Rom wurden im Jahr 267 v. Chr. vier Quaestoren für die Flotte eingesetzt, einer von diesen als Quaestor Ostiense in Ostia. Die Bedeutung des Hafens als Umschlagplatz war so wichtig , dass die Bewohner Ostias vom Militärdienst befreit waren. Die Stadt prosperierte schon zu republikanischen Zeiten, wie später unter den Kaisern. Aus einem kleinen Militärlager mit Castrum , Cardo, Decumanus und Schutzmauern entwickelte sich eine Stadt mit Tempelanlagen, Theater, Thermen und den verschiedensten Wohnhaustypen, vom edlen Domus bis hin zu mehrstöckigen Mietskasernen.
Nur versandete zunehmend die Tibermündung und auch die Kapazität der einzigen Hafenmole reichte nicht mehr aus, für das Frachtaufkommen. Unter dem Kaiser Claudius wurde eine neue Hafenanlage "Portus" an der Küste , 3 km von Ostia entfernt gebaut, die unter den nachfolgenden Kaisern immer wieder erweitert wurde. Ostia verlor jedoch noch nicht an Bedeutung, denn es erhielt einen hohen Beamten, den Procurator Annonae zur Verteilung der lebensnotwendigen Getreideimporte. Auch einen Verwalter für die öffentliche Bautätigkeit wird ab 111 n. Chr. eingesetzt. Unter Kaiser Maxentius wird in Ostia eine Münzprägestätte eingerichtet. Nachdem Konstantin die Schlacht an der Milvischen Brücke 314 für sich entscheiden konnte, fällt Ostia in eine langandauernde Agonie. Der Stadt werden die Stadtrechte entzogen. Zur Bedeutungslosigkeit verurteilt, verfällt die Stadt zunehmend, wird ausgeplündert bis auch die letzten Bewohner ins benachbarte Gregoriopolis ziehen. Ein gewaltiger Name für einen Borgo::rolleyes:

Wir tauchten ein in den vergangenen Glanz von Ostia mit seinen Geschäften, die Thermen und Tempeln und vorallem dem vollständig erhaltenen Theater. Auch hier hielten leider viele Mosaiken noch unter Abdeckungen ihren Winterschlaf. Ich nehme euch einfach mit auf einen fotographischen Rundgang, ohne alles zu kommentieren .


Viele, sehr disziplinierte Schulklassen waren unterwegs, und folgten flott und interessiert ihren Lehrerinnen. Ganz anders als der Lahme Adoleszentenhaufen vom Vortag. Wegen der gelben Signalfarbe ihrer Kappen auch "Pulcini", Küken genannt.:)




Wir arbeiteten uns langsam im Gelände vor,



Der Bezug zu Rom spiegelt sich in einer Miniaturwölfin mit Welpen wieder:

Marmortoiletten für das Privathinterteil, wie auch die Verdauung als Gemeinschaftserlebnis:




Bei so viel Schönheit kann sich das Auge mal mit einem Blick in die erwachende Natur ausruhen.



Vorbei am Fischgeschäft:

Kamen wir in die Gefilde einer feinen Domus, das herrschftliches Haus von Amor und Psyche, so genannt, weil dort diese Figurengruppe dort gefunden wurde.



Das Haus war um ein zentrales Atrium gruppiert, besass auch ein Nymphäum, 4 Zimmer des Hauses sind gut erhalten sind und reich mit buntem Mamor dekoriert .

Dann ging es über die Horrea, die Lagerhäuser und Strassen mit mehrstöckigen Mietkasernen


in Richtung Taberne, Popina genannt. Wir hatten wirklich eine kleine Verschnaufpause nötig..., bloss leider hatte man sich dort nicht bevorratet. Die Speisekarte hing noch an der Wand,


aber in der Caupona del Pavone konnte kein Mulsum mehr aus Wein, Honig und Pfeffer gemischt werden. So beschlossen wir aus der Begegung der Vergangenheit wieder ins heutige Jahrtausend einzutreten und zwar in die Cafeteria/ Restaurant auf dem Gelände. Übrigens ist die Küche dort durchaus empfehlenswert!
Zum Abschluss unserer Erkundung von Ostia blickten wir noch einmal in die Thermen der Cisiarii, der Lastwagenfahrer der damaligen Zeit, die die schwerbeladenen Maultierkarren zwischen Ostia und dem Hafen lenken mussten. Bei der schweisstreibenden Arbeit konnten sie anschliessend in ihrer eigenen Privat-Therme planschen.
Ostia ist ein sehr bereichernder Ausflug, leicht zu erreichen und fassbare Geschichte, während man in Rom doch manchmal den Überblick verliert.


 
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Liebe Nihil, ganz besonderen Dank für deinen schönen Ostia Antica Bericht. Ich fahre dort sehr gerne hin. Ich kann mich nie so ganz entscheiden, ob ich Ostia Antica oder die Via Appia Antica schöner finde.
 
Dafür war seit Jahren das erste Mal wieder die Haustierabteilung des Vatikans zugänglich.

Da bin ich aber froh, dass ich bei meinem ersten Besuch in den vatikanischem Museen in diese Abteilung geraten bin. Mir hat es dort gut gefallen. Dafür haben mich die Stanzen des Raffael aufgrund ungeheurer Menschenmassen völlig unbeeindruckt gelassen. So kann es gehen, wenn eine wenig berühmte Ausstellung mit Ruhe und Genuss betrachtet werden kann.

So wie es dir, liebe Nihil, mit dem Pantheon ergangen ist. Das muss man wirklich in den Randstunden erleben.

Liebe Grüße von Tizia
 
Nun habe ich auch deinen so schön bebilderten Bericht über Ostia antica angeschaut. Dieser Ort ist immer wieder ein Erlebnis. Vielen Dank fürs Mitnehmen auf euren Rundgang durch die antike Stadt.
 
Uuupps :rolleyes:, danke Pasquetta für die Richtigstellung, werde ich sofort verbessern.
Liebe Tizia und liebe Pecorella, schön , dass ihr auch weiterhin unseren Wegen folgt. Ob Via Appia oder Ostia antica schöner ist, wer weiss? Die beiden miteinander zu vergleichen, fällt mir schwer. Jedes hat seinen ganz eigenen Charakter. Aber beide sind auf jeden Fall lohnenswert!
 
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