Dienstag, 4.Tag, Spaziergänge durch San Saba, Cimitero Acattolico, Testaccio
Während die Familie in die Vatikanischen Museen strebte, machte ich am heutigen Tag "kulturfrei", wenn so etwas überhaupt in Rom möglich ist. Ein frühes Frühstuck, um pünktlich beim Eingang zu den Vatikanischen Museen zu sein, war unabdingbar. Ich blieb zurück und musste erst einmal das zurückgelassene Küchenchaos aufräumen

, aber dann ging es los, unser Viertel zu entdecken.
Wir wohnten in der Viale di Porta Ardeantina, direkt an der Aurelianischen Mauer. Diese hat gottseidank direkt gegenüber unserer Wohnung eine Treppe, sodass man nicht kilometerweit einen Durchschlupf suchen musste. Die olfaktorischen Begleiterscheinungen, wenn man sich dem Mauerwerk nähert, sind allerdings nicht zu vernachlässigen. Das trutzige Mauerband mit den vielen vorspringenden Ecken wird leider als Freiluft - Toilette missbraucht. Tagsüber wurden auf dem Seitenstreifen der hier sehr breiten Strasse die Reisebusse abgestellt, die ihren Inhalt irgendwo im Zentrum herausgelassen hatten. Nachts ist die Gegend das Revier der Bordsteinschwalben. Aber ansonsten ein eigentlich ruhiges, angenehmes Wohnviertel, wo morgens die Eltern ihre Kinder in die Schule bringen und die Hunde Gassi geführt werden. Nachdem man die Treppenstiege überwunden hat, steht man auf der Via Giotto im Viertel San Saba. Dort steigt man noch ein Treppchen weiter und steht in einer fast dörflichen Idylle, und das mitten in Rom. Das Viertel San Saba , gelegen auf dem kleinen Aventin, war in den ersten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts als Bauprojekt für die Mittelschicht konzipiert worden. Ein-bis zweistöckige Einfamilienhäuser, Doppelhäuser oder auch Reihenhäuser sind in mehreren Strassenzügen um einen zentralen Platz mit Grünanlage angelegt. Hier ist es wunderbar grün durch die vielen Gärten,
geht es beschaulich dörflich zu, die Nachbarschaft kennt sich und hält ein Schwätzchen auf den Sitzbänken. Auch Katzen können hier frei herumlaufen, ohne überfahren zu werden. Sicherer ist es aber auf jeden Fall auf dem Autodach...
Die Strassenzüge sind alle nach Architekten, Bildhauern, Malern benannt. An der zentralen Piazza Bernini finden sich auch ein paar Marktständen mit Obst, Fleisch oder Blumen.
Einige Geschäfte haben schon bessere Zeiten gesehen, von 4 Cafés waren 3 geschlossen.
Man sieht die Kirche San Saba zunächst von hinten
Der Eingang ist über ein Treppchen zu erreichen, den auf diesem Hügel geht es ständig rauf und runter.
Man betritt einen grünen ummauerten Vorhof, indem die Zitronen und Pomeranzen schwer von den Zweigen hängen, leider trotzdem zu hoch zum Pflücken. Natürlich liegen auch hier oder hängen römische Bruchstücke herum. Ganz schick ist auch der kannelierte Türstopper, eindeutig das Bruchstück einer schmalen römischen Säule. Natürlich war der kleine Aventin auch in römischen Zeiten bewohnt. Die Kirche steht auf den Mauern einer alten römischen Kaserne der IV Cohorte. Im VII. Jahrhundert n. Chr. siedelten sich die ersten Eremiten in den Ruinen an, ab dem VIII. Jahrhundert kamen orientalische Mönche aus einer Ordensgemeinschaft, die vom Heiligen Saba in Jerusalem gegründet worden war. Das Kloster wurde sehr einflussreich, unterhielt vorallem diplomatische Beziehungen zum byzantinischen Reich wie auch zu den Barbarenstämmen. Und natürlich war es auch ziemlich reich, mit Besitztümern ausserhalb von Rom. Im Laufe der Zeitläufe ging das Kloster durch benediktinische, cisterziensische Hände und befindet sich seit 1573 im Besitz der Jesuiten.
Hat man den Vorhof und die Vorhalle durchquert, steht man vor einem hohen, kosmatengeschmückten Portal. Dahinter betritt man eine relativ kleine dreischiffige Kirche mit drei Apsiden, über einen schönen Kosmatenboden
In der Hauptapsis sieht man ein teilweises schönes Fresko,
einige Gesichter wie das des Erlösers wirken irgendwie nicht besonders gelungen, wahrscheinlich Produkt einer der vielen Renovierungen, die die Kirche hinter sich hat.
Besonders schön sind allerdings die Fresken oberhalb der Hauptapsis, quasi unter dem Dach.
Bekannt sind die Fresken im linken Seitenschiff, die die Legende um den Heiligen Nikolaus darstellen, der armen Mädchen, während sie schlafen einen Geldbeutel schenkt, damit sie sich standesgemäss verheiraten können, statt einem unsittlichen Gewerbe zum Lebensunterhalt nachgehen zu müssen. Aber davon ist mir dieses Mal kein anständiges Bild gelungen.
Das die römischen Hinterlassenschaften vielfältig weiter genutzt wurden als Säulen, Portale, Brunnen ist nicht zu übersehen, allerdings Sarkophage als Altar fand ich dann doch bemerkenswert.
Ich verliess das Kirchlein und machte mich treppauf, treppab in Richtung Cimitero Accatolico auf.