Donnerstag, 30.09.2010
Heute soll es in Rom ein sonniger warmer Spätsommertag werden, verspricht die Wettervorhersage.
St. Peter - früh morgens kurz nach sieben, wir waren nicht die ersten: schon stürmen zwei Pilgergruppen, eilig eilig, über die Piazza – zum Glück versammeln sie sich noch für erste Eindrücke auf dem Platz.
Und wir haben in aller Morgenruhe Zeit, St. Peter zu durchschreiten,
hier und dort zu verweilen (wo keine Absperrung ist – freies Bewegen oder sogar zu den Papstgräbern hinabsteigen, ist nicht mehr so ohne weiteres möglich),

(knuddeliger Putto)
(gezähmter Drago
)
aber trotzdem ist jetzt auch noch die Möglichkeit, ein wenig Andacht zu verspüren – bei der Pietà,
in der Sakramentskapelle, am Grabmal von Papa Giovanni XXIII und auch beim Blick in die Kuppel.
In die „traurige Wirklichkeit der heiligen katholischen Kirche“ zurück holt mich die Beobachtung an einem Altar, an dem die Messe gefeiert wird: liest der Priester sie nur für sich? Er spendet sogar den Abschlusssegen mit dem Rücken zu den paar Leuten, die mit ihm zum Gottesdienst kamen, die Kommunion empfangen und gebetet haben. Wo bleibt die Communio?
Ein ganz besonderer Blick gilt heute Morgen, bevor wir in die Vorhalle zurückkehren, noch den Türen von St. Peter. Das Bronzetor des Mittelportals stammt noch aus der alten Peterskirche, dargestellt sind Christus und Maria und Petrus und Paulus in ihrem Martyrium.
Rechts sind die Porta Santa, die „heilige Pforte“, die nur im Heiligen Jahr geöffnet wird und die Porta dei Sacramenti, mit den sieben Sakramenten und einem Engel der sie verkündet. Papst Paul VI weihte sie am 14.9.1965 ein.
Und auf der linken Seite sind die beiden Portale, die uns heute besonders interessieren: ganz links die
Porta della Morte (durch diese Tür zogen die Beerdigungszüge nach St. Peter ein). Giacomo Manzù begann mit seinen Entwürfen für diese Tür 1947 und stellte sie 1964 fertig, auf Drängen seines Freundes Papst Johannes XXIII. Auf zehn Tafeln ist das Thema Tod behandelt, von der Kreuzigung Jesu über die Ermordung Abels bis zum Tod von Papst Johannes XXIII., der am 3.6.1963 verstorben ist. Papst Paul VI. weihte die Tür des Todes am 28.6.1964. Auf der Rückseite des Portals ist die Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils am 1.Okt. 1962 dargestellt
Rechts von diesem Portal ist die Porta del bene e del male von
Luciano Minguzzi, zwischen 1970 – 77 geschaffen. Sie gehört neben der Tür im Mailänder Dom zu seinen wichtigsten Arbeiten und hat den Kampf des Guten gegen das Böse als Thema – Pacem in Terris steht auf einer der Bildtafeln. Eingeweiht wurde sie am 26.9.1977 zum achtzigsten Geburtstag von Papst Paul VI.
Am Donnerstag Vormittag besteht - für den der möchte - die Möglichkeit die Vatikanischen Museen zu besuchen oder z.B. bei der „Konkurrenz“ vorbei zu schauen, d.h. die
Waldenser Kirche an der Piazza Cavour zu besuchen. Hier ist ein Bezug zur Casina delle Civette der Villa Torlonia: nach Entwürfen von Paolo Paschetto, dessen Glasarbeiten wir dort gesehen haben, wurden in der Waldenser Kirche die Fenster gestaltet.
Da ich ein paar Wochen nach meiner Romreise noch eine Reise nach Griechenland – auf den Spuren des Apostel Paulus – geplant hatte, wollte ich ihm auch in Rom nachspüren und den Tipp von M. beherzigen und nach
San_Paolo_alla_Regola fahren.
Nach der Apostelgeschichte „blieb er (Paulus) zwei volle Jahre in seiner Mietwohnung und empfing all, die zu ihm kamen. Er verkündete das Reich Gottes und trug ungehindert und mit allem Freimut die Lehre über Jesus Christus, dem Herrn, vor.“ (Apg. 28, 30-31). Paulus war Zeltmacher von Beruf und römischer Bürger. Er war zwar als Gefangener in Rom, konnte sich aber unter Aufsicht eines Soldaten frei bewegen und seiner Arbeit nachgehen. In der Gegend „ad Arenulam“(Arenula – arena – Sand) lebten auch die Juden und da es hier sandige Uferstreifen am Tiber gab, wurden hier Felle gegerbt und Zelte hergestellt. Papst Silvester I., Anfang 4. Jh., errichtete hier schon eine Kirche, die heutige, aus dem 17. Jh. stammende Kirche wurde anlässlich des Paulusjahres renoviert und ist wieder zugänglich.
Nur leider nur in der Zeit vor dem Abendgottesdienst, so dass ich vor verschlossenen Türen stand.
Aber die engen Gassen im Viertel Arenula, die Mauer mit den Säulenresten, das Rufen der Anwohner und doch ist es ruhig in den verwinkelten Sträßchen, das alles passt zur Vorstellung, dass hier das „Haus des Paulus“ gewesen sein könnte.
Wenn
eine Kirche in Rom geschlossen ist, dann sind
drei weitere offen, also weiter mit der Tram 8 nach Trastevere.
In S. Francesco a Ripa war Gottesdienst, d.h. keine Besichtigung möglich, also weiter nach
S. Maria dell’ Orto,
die Kirche der römischen „Gärtner und Gemüsehändler“ mit wunderschönen Altargemälden der Fratelli Zuccari und dem neidvollen Caravaggio-Konkurrenten Giovanni Baglione.
Über
S. Cecilia Himmelsbläue und im Vorhof herrscht himmlische Ruhe, die letzten Rosen leuchten in der Sonne und lila blühende Bougainvillea bilden einen schönen Farbkontrast zur hellen Fassade der Kirche.
Eine der vielen Obdachlosen der Stadt, ihr Hab und Gut in einem Einkaufswagen vor sich herschiebend, streicht um das Brunnenbecken in der Mitte des Innenhofes.
Im Inneren der Kirche: Weite, Stille, kein weiterer Besucher – das Apsismosaik mit Christus auf der Himmelswolke umgeben von Heiligen,
die Stuckverzierungen mit Musikinstrumenten und Schutzheilige der Musik, die hl. Cecilia hingestreckt und im Tod noch Zeugnis für ihren Glauben anlegend, von Stefano Maderno so anschaulich dargestellt
.
Der Gottesdienst in
S. Francesco in Ripa. ist beendet, der Küster wuselt aufgeregt umher. Es muss noch geputzt werden und jeder latscht ihm über den nassen Pavimento. Er ist sehr ärgerlich und sein dunkelhäutiger Gehilfe versucht einzulenken – „öffnen wir ganz die Türen, vielleicht trocknet es dann schneller“ – Jetzt konnte man die „sterbende Ludovica Albertoni in ekstatischer Verzückung“ bewundern. Bernini hat es meisterhaft verstanden, die Falten des Kleides und des Tuches zu „drapieren“, man ist versucht, sie zu glätten, so lebensecht liegt die Selige auf ihrem Kissen.
Zurück zur Viale Trastevere - Blick auf andere Kunst -
und mit der Tram 8 zum Largo di Torre Argentina;
eines der wendigen Büschen kurvt hier
und noch Zeit für einen kleinen Bummel hinein in das Altstadtviertel Pigna:
Feltrinelli einen Besuch abgestattet, dem kleinen Elefanten "Berni"
und Co. (= Kirche S. Maria sopra Minerva)
Eine Schönheit von vielen:
Marie Verkündigung -
Thomas von Aquin führt den Kardinal Oliviero Carafa zu Maria
dann zur "Hintertür" hinaus,
nach S. Ignazio und endlich im Tazza d'oro
eine wohlverdiente Granita di caffè con panna genossen -
bei "Berni" nochmal ein Blick auf das Panteon von hinten
und sieh mal an: schon wieder ein Büschen - lacht Berni
und dann ist es Zeit - nach einem köstlichen Pizza-bianca-mit-Mortadella-Tomaten-und-Salat-Imbiss bei Sig.a Pina
im Hotel eine kurze Mittagsrast zu halten, bevor nachmittags ganz andere Eindrücke aufzunehmen sind.
Buon riposo allen, die hier noch vorbei schauen, sagt
Pasquetta
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