Fosse Ardeatine

Gaukler

Caesar
Stammrömer
Letztes Mosaiksteinchen aus meiner Romreise in der ersten Augustwoche: die Fosse Ardeatine. Denn bislang ist deren (vielfache) Nennung im Forum fast ausschließlich organisatorischer Natur: ÖPNV-Verbindung etc. Darum sei hiermit endlich ein Sach-Thread eröffnet. Ob es eine Art Sammelthread werden wird, bleibt abzuwarten; wünschenswert wäre es selbstverständlich.

Jedenfalls ich werde baldmöglichst noch einmal hinfahren (und davon wohl auch weitere Photos mitbringen). Denn meinen Erstbesuch am 3. August, begonnen kurz nach 15.00 h - verlängerte Wochenends-Öffnungszeit - musste ich leider nach gut einer Stunde abbrechen. Hatte mich gerade erst in die Ausstellung des kleinen Museums vertieft, als ein sehr freundlicher älterer Carabiniere erschien: Er störe mich wirklich nicht gerne, erklärte er; aber er müsse jetzt leider schließen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich außerdem die Dokumentationsstelle überhaupt noch nicht gesehen; und so habe ich geantwortet, dann werde ich halt möglichst bald zurückkehren. Daraus entspann sich eine sehr nette kleine Unterhaltung, später noch fortgesetzt an der Bushaltestelle ... also ich habe ihm das Wiederkommen sozusagen in die Pfote ;) versprochen.

Nun aber endlich in medias res!





Mausoleum:





Gedenkstätte am Ort des Massakers:





Hier wurden wir abgeschlachtet
Opfer eines entsetzlichen Opfergangs

Aus unserem Opfertod
erwachse ein besseres Vaterland
und dauerhafter Friede unter den Völkern

Darunter aus Psalm 130, Vers 1, auf Latein und Hebräisch: Aus der Tiefe rufe ich zu dir, Herr


Leuchter mit Evangelistensymbolen













Beschlossen sei dieser Beitrag mit einem kleinen Kompendium organisatorischer Hinweise:

U.U. kann man auch mit der Linie 716 zu den Fosse Ardeatine gelangen; allerdings mit einem Fußmarsch von knapp 10 Min. am Schluss: Ausstieg an Annunziatella/Meropia. Dennoch könnte, je nach Ausgangspunkt in der Stadt, die 716 - mit 15-20 Min. ein wenig dichter getaktet als die halbstündige Linie 218 - evtl. eine brauchbare Alternative sein.

Edit: kurzes Stichwortverzeichnis
 
Zuletzt bearbeitet:
Letztes Mosaiksteinchen aus meiner Romreise in der ersten Augustwoche: die Fosse Ardeatine. Denn bislang ist deren (vielfache) Nennung im Forum fast ausschließlich organisatorischer Natur: ÖPNV-Verbindung etc. Darum sei hiermit endlich ein Sach-Thread eröffnet. Ob es eine Art Sammelthread werden wird, bleibt abzuwarten; wünschenswert wäre es selbstverständlich.

Jedenfalls ich werde baldmöglichst noch einmal hinfahren (und davon wohl auch weitere Photos mitbringen).

Vielen Dank für die Einrichtung dieses Threads. Auch die dunklen Mosaiksteinchen im Rom-Bild sollen nicht vergessen werden!

Zum Thread kann ich momentan nichts beisteuern, da ich die Fosse Ardeatine noch nie besucht habe.

In diesem Zusammenhang habe ich mich aber auch wieder an das Museo storico della liberazione in der Via Tasso erinnert. Siehe: Museo Storico della Liberazione
 
Zuletzt bearbeitet:
Zum Thread kann ich momentan nichts beisteuern, da ich die Fosse Ardeatine noch nie besucht habe.
Nun, das wird sich irgendwann ändern lassen ... auch dafür schließlich schreiben wir ja hier im Forum. ;)

Was die Dunkelheit jener Jahre angeht: Darüber unterhielt ich mich einmal kurz mit einem der Rezeptionisten (der Villa Maria, versteht sich :idea: ;) - dies zur Erklärung für Gastleser), als zufällig gerade Bilder von Hitler und Mussolini über seinen Fernsehschirm flimmerten: "Unsere gemeinsame Vergangenheit ..."; und sagte dabei u.a., der italienische Umgang damit sei m.E. unbefangener als unser deutscher. Denn bei uns, vermute ich, hätte man so eindeutig ideologisch gefärbte Zeitzeugnisse wohl kaum stehenlassen ... wie z.B. das Colosseo quadrato oder den Mussolini-Obelisken ("MVSSOLINI DVX"):
Die Schauseite wird nachts von starken Scheinwerfern angestrahlt.
Dennoch sei es auch in Italien (wie bei uns in Deutschland) bei Strafe verboten, so sagte er mir, heutzutage faschistische Symbole etc. zu verwenden. Und mit diesem Verbot schlage ich den Bogen zurück zu den Fosse Ardeatine: Verboten ist dort in der Tat alles Mögliche, was auch nur entfernt den Anschein einer Kundgebung o.ä. erwecken könnte. Darunter nicht nur das Mitführen von Fahnen, Wimpeln etc. jeglicher Art, sondern sogar schon das Singen :eek: - völlig unabhängig von der Art des Liedes (und wenn es "Hänschen klein" wäre). Ein solch' striktes Verbot habe ich nie zuvor irgendwo gesehen.
 
10-minütiges Video von RAI Storia - ohne Untertitel; aber die Bilder dürften großenteils für sich sprechen auch für den, der des Italienischen nicht mächtig ist: Es beginnt mit dem Bombenattentat in der Via Rasella (Spielszenen aus dem Film Rappresaglia - mit Richard Burton als Herbert Kappler); dann die Zusammentreibung von Gefangenen, deren Tod das Sterben der deutschen Soldaten "sühnen" soll im Verhältnis 1:10, und deren Erschießung in den Fosse Ardeatine; schließlich die Entdeckung des Tatorts durch amerikanische Soldaten, Bergung der Leichen, gerichtsmedizinische Untersuchung und Bestattung.

Ungefähr bei Sekunde 24 meine ich übrigens, ganz im Hintergrund auch den Palazzo Barberini zu entdecken: beim Blick die Via Rasella aufwärts.
 
Nanu ... was ist jetzt passiert?!? :eek: Heute Nachmittag noch konnte man das Video sehen: Warum wird es jetzt nicht mehr gefunden? :? Besteht da evtl. ein Zusammenhang mit der aktuellen "Affäre Priebke"?

Na, vielleicht kommt es ja wieder: Werde die Sache im Auge behalten. :|
 
Noch etwas zum Ort des Geschehens in der Via Rasella/Ecke Via del Boccaccio - aus dem einschlägigen Wikipedia-Artikel:
Auf die Frage an einen Bewohner der Via Rasella, warum dort keine Gedenktafel an das Attentat und das Massaker erinnert, wurde geantwortet, das sei von der Comune abgelehnt worden; aber statt dessen sei verfügt worden, dass bei der Renovierung der Häuser die Spuren der Verwüstung durch die Bombe erhalten werden müssten. Sie sind an einigen Fassaden auch deutlich zu sehen.
Hat diese Spuren schon einmal ein Forista mit Bewusstsein wahrgenommen ... oder möglicherweise sogar photographiert?
 
Offenbar nicht - und auch Photos von mir gibt's heute noch keine (die werden noch ein Weilchen schlummern muessen im Pfotoknips :] :~).

Es handelt sich um dieses Eckhaus (unmittelbar am "de Petris" gelegen) und um die vielen Loecher in der Fassade.

Wie schon gesagt: Illustrierte Ergaenzung folgt.
 
In den 70er und 80er Jahren hat mich meine Schwiegermutter immer wieder zurückgehalten. Ihrer Meinung war es für Deutsche zu riskant diese Stätte aufzusuchen. Ich wollte immer wieder hin, habe das Ziel aber dann aus den Augen verloren.

Ich werde in den nächsten Jahren sicher mal vorbei-, bzw. hineinschauen. Danke Gaukler.
 
Deine Schwiegermutter wusste wohl, was sie sagte ... denn die 70-er, 80-er Jahre waren politisch sicherlich eine andere Zeit.

Fuer mich war es jahrelang ein anderer Grund, der mich zurueckgehalten hat: dass mal irgendwer sagte (evtl. auch hier im Forum, aber das weiss ich nicht mehr), die Fosse Ardeatine seien fuer einen Deutschen in Rom "Pflichtprogramm". :roll: Daraufhin hab' ich mir erst einmal gedacht: Das wollen wir doch erst einmal sehen ..." oder auch: "Ihr koennt mir was husten." :twisted: :p

Also es ist sicher ein sinnvoller Programmpunkt, jedoch bestimmt kein vordringlicher - wie jedenfalls ich es sehe. Jedoch "gefaehrlich fuer einen Deutschen" ist es bestimmt nicht (mehr) ... jedenfalls nicht gefaehrlicher, als nachts ueber eine Disco-Meile zu gehen. Denn ich habe mich seit meinem ersten Rom-Aufenthalt im Jahr 2000 immer wieder mal mit Italienern ueber jene Jahre des Faschismus unterhalten - und niemals so etwas wie Aggression gespuert. Sondern zumeist war es einvernehmlich ungefaehr so: Es ist ein Teil unserer gemeinsamen Geschichte; jedoch tragen wir Spaetgeborenen keine Schuld daran und brauchen uns darum auch gegenseitig keine Vorwuerfe zu machen.

Allerdings, das sagte mir vor einiger Zeit eine Bekannte, die auch nicht ganz selten nach Rom reist: Es sei ihr einmal begegnet in der Via Tasso (Museo storico della Liberazione - Wikipedia), dass man ihr mit der Auffassung entgegengetreten sei: Ihr Deutschen seid doch alle Faschisten. :roll: Jedoch bestaetigt m.E. gerade der Ausnahmecharakter dieses Vorkomnisses die - anders geartete - Regel.
 
Zuletzt bearbeitet:
Via Tasso und Via Rasella

Via Tasso:
Allerdings sagte mir vor einiger Zeit eine Freundin, die auch nicht ganz selten nach Rom reist: Es sei ihr einmal begegnet in der Via Tasso (Museo storico della Liberazione - Wikipedia), dass man ihr mit der Auffassung entgegengetreten sei: Ihr Deutschen seid doch alle Faschisten. :roll: Jedoch bestaetigt m.E. gerade der Ausnahmecharakter dieses Vorkomnisses die - anders geartete - Regel.
Am 31. Oktober habe auch ich das Museo della Liberazione in der Via Tasso, 155 besucht: Erwartungsgemäß hat sich die oben geschilderte bedauerliche Erfahrung nicht wiederholt. Photos habe ich keine gemacht; es sind halt die Geschehnisse aus jener Zeit dokumentiert, auf 2 Stockwerken, in den ehemaligen Räumlichkeiten bzw. Zellen der Gestapo; und der Aufenthalt darin wirkt m.E. durchaus auch heute noch beklemmend.



Via Rasella:
(...) zum Ort des Geschehens in der Via Rasella/Ecke Via del Boccaccio - aus dem einschlägigen Wikipedia-Artikel:
Auf die Frage an einen Bewohner der Via Rasella, warum dort keine Gedenktafel an das Attentat und das Massaker erinnere, wurde geantwortet, das sei von der Comune abgelehnt worden; aber statt dessen sei verfügt worden, dass bei der Renovierung der Häuser die Spuren der Verwüstung durch die Bombe erhalten werden müssten. Sie sind an einigen Fassaden auch deutlich zu sehen.
Es handelt sich um dieses Eckhaus (unmittelbar am "de Petris" gelegen) und um die vielen Loecher in dessen Fassade.

Mittlerweile habe ich die seinerzeit vermissten Photos nachgeholt - angefangen mit dem Blick von der Ecke Via delle Quattro Fontane die Via Rasella hinunter; mit dieser Einstellung beginnt auch das Video - vgl. Fosse Ardeatine .





Blick auf die Ecke Via Rasella/Via del Boccaccio samt Hotel de Petris:



Ob diese römische Hausmadonna das Geschehen mit ansehen musste oder erst später an diesen Platz gebracht wurde, weiß ich natürlich nicht (hier habe ich vergeblich danach gesucht - sehr auf die Schnelle allerdings nur).

Blick in Gegenrichtung, hinauf zum Palazzo Barberini:

 
Zuletzt bearbeitet:
Noch ein Nachtrag: Fosse Ardeatine

Hier ein weiterer Nachtrag:
(...) meinen Erstbesuch am 3. August, begonnen kurz nach 15.00 h: verlängerte Wochenends-Öffnungszeit :idea:, musste ich leider nach gut einer Stunde abbrechen. Hatte mich gerade erst in die Ausstellung des kleinen Museums vertieft, als ein sehr freundlicher älterer Carabiniere erschien: Er störe mich wirklich nicht gerne, erklärte er; aber er müsse jetzt leider schließen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich außerdem die Dokumentationsstelle überhaupt noch nicht gesehen; und so habe ich geantwortet, dann werde ich halt möglichst bald zurückkehren. Daraus entspann sich eine sehr nette kleine Unterhaltung, später noch fortgesetzt an der Bushaltestelle ... also ich habe ihm das Wiederkommen sozusagen in die Pfote ;) versprochen.
Am 26. Oktober konnte ich das Versprechen einlösen - wobei ich tatsächlich jenen freundlichen Carabiniere wiedersah und wir uns abermals einige Minuten lang nett miteinander unterhielten. :thumbup:





Von den "Zimelien" des kleinen Museums ...


... habe ich fast keine Photos gemacht; ausgenommen einzig diese:


En detail mit Übersetzung:

Erste Nachricht über das Attentat und die sofortige Strafmaßnahme, erschienen in den römischen Zeitungen am 25/26. März als die folgende Meldung, in Umlauf gebracht von der Agentur „Stefani“:

Am Nachmittag des 23. März 1944 haben kriminelle Elemente ein Bombenattentat verübt auf eine deutsche Polizei-Kolonne bei ihrem Durchmarsch durch die Via Rasella. In Folge dieses Hinterhalts wurden 32 Mann der deutschen Polizei getötet und etliche weitere verwundet.





Der feige Hinterhalt wurde in’s Werk gesetzt von einigen badoglianischen (vgl. Pietro Badoglio, d. Verf.) Kommunisten. Es laufen noch Untersuchungen, inwieweit die kriminelle Tat anglo-amerikanischer Aufwiegelung zuzuschreiben ist.

Die deutsche Stadtkommandantur ist entschlossen, die Aktivität dieser ruchlosen Banditen zu unterdrücken. Niemand wird ungestraft die erneut bekräftigte italienisch-deutsche Zusammenarbeit sabotieren. Darum hat die deutsche Kommandantur angeordnet, dass für jeden ermordeten Deutschen zehn kommunistisch-badoglianische Kriminelle erschossen werden. Dieser Befehl wurde bereits ausgeführt.



Die Angehörigen der (großenteils politischen) Gefangenen, welche in den Fosse Ardeatine umgebracht wurden, erhielten lediglich eine solche lapidare Todes-Mitteilung:





Hingegen von der Erschießung ihrer Lieben im Zuge jener Vergeltungsmaßnahme erfuhren sie erst Monate später, nach der Entdeckung des Massakers durch die Amerikaner.




Die kleine Dokumentationsstelle zeigt die Einrichtung von Denkmal und Mausoleum (eröffnet 1949).






Blick vom Museum hinunter auf das Mausoleum:





Mausoleum; im Hintergrund das Denkmal:

 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Gaukler,

die neuen Bilder und Informationen zu diesem traurigen Kapitel der italienisch-deutschen Beziehungen runden deinen eh schon sehr guten Beitrag zu den "Fosse Ardeatine" perfekt ab.

Auch deine Serviceinformationen zum ÖNVP und den Öffnungszeiten sind mir für meinen demnächst anstehenden Besuch der Stätten, und hoffentlich vielen anderen, sehr nützlich.

Ich würde mich freuen, wenn weitere foristi durch den Thread angeregt würden, sich mit den Ereignissen zu beschäftigen.
 
Vielen Dank für die complimenti. :)

Ja, die Sache ist jetzt "rund" (also: hier im Thread), den Eindruck habe ich auch selbst; und als ebenso rund empfand und bezeichnete unsere Freundin M. (die aus unserem "Glückskleeblatt" ;) im Römischen Sommer) meine "Präsentation", um sie einmal so zu nennen: Zunächst habe ich ihr das Video von RAI storico gezeigt; dann war ich mit ihr (am 25.10.) in der Via Rasella und am Palazzo Barberini; und am folgenden Tag haben wir die Fosse Ardeatine besucht. Wobei wir aufgrund ihres großen Interesses sogar noch mehr getan haben als ich seinerzeit im August, nämlich jedes einzelne Grab im Mausoleum angeschaut; insgesamt hat unser Besuch gut 2 Stunden gedauert. Gut, so lange muss nun nicht bzw. wird sicher nicht jeder Besucher bleiben ;) ... aber diesen Ablauf kann ich jetzt vom Grundsatz her und aus meiner Erfahrung heraus durchaus empfehlen.
 
Wer weiß ob es die letzte Abrundung ist.
Jede Ergänzung bietet schon wieder die Anregung, sich mit einem neuen Aspekt zu beschäftigen.
Und die Abzweigungen von einem Thema machen es oft zusätzlich interessant, stellen Querverbindungen her und bereichern dadurch zunächst das Einzelthema und insgesamt wiederum das eigene Gesamtbild.

In den Carcere di Regina Coeli saßen während des Faschismus u.a.auch so prominente Hätlinge wie der frühere Staatspräsident Sandro Pertini, dem mit Hilfe der Resistenza die Flucht gelang, der Schriftsteller Cesare Pavese oder der Filmregisseur Luchino Visconti ein.

Zur Vertiefung noch ein kleiner Link mit ein paar historischen Anmerkungen zur Geschichte der carcere:

Cenni storici su Regina Coeli | Editrice il Sirente

Ein Stichwort gibt das nächste und so könnte man unendlich weiter machen.
Aber das ist eine andere Geschichte.....
 
"... und soll ein ander' Mal erzählt werden": So lautet bekanntlich die Fortsetzung deines Satzes. ;)

Aber natürlich verhält es sich schon genau so, wie du schreibst: Wenn man einmal anfängt, weitere Hintergründe und Zusammenhänge zu beleuchten, dann kann das nicht nur sehr weit führen, sondern ist oft auch durchaus interessant. :nod:
 
Zurück
Oben