Rom: Erdogan am 5.2.2018 in Rom und im Vatikan

Es soll keine Pressekonferenz geben - bzw. überhaupt keinen Kontakt mit den Medien: Visita a Roma blindata per Erdogan: "Nessun contatto con la stampa".
Evitare qualsiasi contatto con la stampa. Sembra essere questo il leitmotiv della visita del presidente turco Recep Tayyip Erdogan, da stasera in Italia.
Wobei ich mit gewisser Verblüffung das Wort "Leitmotiv" wahrgenommen habe. :eek:

A meno di un ripensamento in extremis non è prevista alcuna conferenza stampa né in Vaticano né a Palazzo Chigi. E questo nonostante si moltiplichino le lettere e i sit-in da parte della società civile e degli attivisti umanitari perché venga posta la questione della libertà di stampa e dell’indipendenza giudiziaria in Turchia.
Sofern es nicht noch zu einem extremen Umdenken kommt, wird weder im Vatikan noch im Palazzo Chigi (= Sitz des Ministerpräsidenten, Anm. d. Verf.) eine Pressekonferenz stattfinden. Und das, obwohl (bzw. nach meinem Dafürhalten eher: gerade weil) sich Briefe und Sit-ins häufen aus der Zivilgesellschaft und von Menschenrechts-Aktivisten mit der Absicht, die Pressefreiheit und die Unabhängigkeit der Justiz in der Türkei zu hinterfragen.
 
Zusatz:

Vatican News - Erdogan: Werde mit Papst über Jerusalem sprechen
An diesem Montag werden sich Erdogan und Franziskus im Vatikan treffen – es ist die erste Audienz eines Papstes für einen türkischen Staatschef seit 59 Jahren. Die Sicherheitsvorkehrungen rund um den Vatikan sind schon jetzt spürbar.
Der italienischen Tageszeitung La Stampa sagte Erdogan, er wolle mit dem Papst vor allem über Jerusalem sprechen. Die Ankündigung der USA, Jerusalem einseitig – noch vor einer Lösung des Palästina-Konflikts – als Hauptstadt Israels anzuerkennen, hat international Streit ausgelöst. Dabei finden sich Erdogan und der Papst mit einem Mal auf derselben Seite wieder: Beide warnen davor, an den Status quo der heiligen Stadt zu rühren.
Nachtrag:

NZZ - Treffen zweier Unberechenbarer
Der Besuch wird von höchsten Sicherheitsvorkehrungen begleitet. Die Angst vor Terror und gewalttätigen Demonstrationen ist in der italienischen Hauptstadt gross. 3500 Sicherheitskräfte sollen im Einsatz sein. Vom Vatikan quer durch Roms Zentrum bis zum Hauptbahnhof wurde ein Demonstrationsverbot verhängt.
Das katholische Kirchenoberhaupt und später auch Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella und Regierungschef Paolo Gentiloni schütteln am Montag «Hände, die mit Blut befleckt sind» - so sieht es zumindest das kurdische Netzwerk «Rete Kurdistan», das Protest angekündigt hat.« Erdogan not welcome - Rom will Dich nicht», heisst es in dem Aufruf.
Angesichts der drängenden Themen und der knapp bemessenen Audienz-Zeit von etwa 20 Minuten könnte ein Dauer-Konfliktthema zwischen dem Vatikan und der Türkei in den Hintergrund treten: die Massaker an den Armeniern.
Obwohl Demonstationen untersagt sind, sprechen die ersten Bilder der öffentlichen Meinung für sich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Erdogan a Roma, scatta piano sicurezza: bonifiche e green zone. Fermati cinque curdi - Repubblica.it

Es wurden bereits heute Mittag beim Angelus fünf Kurden festgenommen, die mit Fahnen und Spruchbändern, versteckt in ihrer Kleidung, den Petersplatz betreten hatten.
Cinque cittadini curdi sono stati bloccati stamani dopo aver tentato di entrare in piazza San Pietro, in occasione dell'Angelus, con bandiere curde e striscioni che avevano nascosto negli indumenti.



Bloß gut, dass der ganze Budenzauber nur ca. 24 Stunden lang dauern soll:
Erdogan, insieme alla moglie e alcuni ministri, si tratterrà nella capitale per circa 24 ore.
 
Kleine Fotogalerie zum Besuch Erdogans im Vatikan: Erdogans historischer Besuch bei Papst Franziskus | NZZ

Papstaudienz: Ein Friedensengel für Erdogan

Papst Franziskus hat dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan eine Medaille mit einem Friedensengel geschenkt. "Das ist ein Friedensengel, der den Dämon des Krieges besiegt. Er ist Symbol einer Welt, die auf Frieden und Gerechtigkeit basiert", erklärte Franziskus dazu, wie beobachtende Journalisten nach der privaten Begegnung berichteten. Das Vier-Augen-Gespräch dauerte mit rund 50 Minuten eine halbe Stunde länger als üblich. Über Inhalte wurde zunächst nichts bekannt; Erdogan hatte aber zuvor angekündigt, besonders die Jerusalem-Frage mit Franziskus besprechen zu wollen.
Mehr Bilder in einer Fotogalerie der Repubblica: Erdogan in Vaticano per l'incontro con Papa Francesco - 1 di 1 - Roma - Repubblica.it
 

Als ich die Bilder heute Vormittag angesehen habe sah alles noch recht "friedlich" aus, die Aufnahmen von der Fahrt, der Empfang im Vatikan ... die "leeren" Straßen. Beim Anblick der weiträumig (sogar für Fußgänger) abgesperrten Via della Conciliazione und der Gedanke, dass dies alles nötig ist für den Empfang eines Staatsoberhauptes hat mich erschreckt.
In der Zwischenzeit ist die Bildergalerie des Corriere "aufgestockt" worden und der Eindruck von dieser Visite in Rom nicht gerade ermutigend. Ich wünsche mir, dass das Gespräch mit Papst Franziskus, das ja nun deutlich länger gedauert hat als vorgesehen, irgendwie zur Entspannung beitragen kann.
 
Möge der Besuch etwas nützliches bzw. etwas positives bewenden.

Jedenfalls spricht man miteinander und das finde ich gut.
 
Das sehe ich natürlich auch so :nod: (wie übrigens ja auch vorgestern schon mal angemerkt).


Bei Auseinandersetzungen mit der Polizei hat es gestern einen Verletzten gegeben und 2 Verhaftungen: Scontri tra manifestanti e polizia al sit-in di protesta per Erdogan: un ferito. Due fermati - Repubblica.it

Am Vormittag wurden in den Grünanlagen um die Engelsburg einige Stunden lang Demonstranten festgehalten, die einen Protestzug zum Vatikan starten wollten. Schließlich ließ man sie laufen in Richtung Justiz-Palast; sie fingen sofort wieder an zu rufen: "Erdogan ist ein Mörder".
Erano stati circondati e bloccate da questa mattina nel piazzale antistante ai giardini di Castel Sant'Angelo (...). Il cordone delle forze dell'ordine antisommossa di una delle uscite dal piazzale (quella in direzione della Corte di Cassazione) si è aperto lasciando passare i manifestanti (senza identificazione dei documenti) che dopo aver fischiato e gridato per festeggiare hanno subito ricominciato a cantare "Assassino Erdogan". (...)
 
Verrechnet

Erdogan besucht Papst Franziskus: Verrechnet - Politik - Stuttgarter Nachrichten
Erdogans Rechnung, mit dem Besuch beim Papst seine politische Rehabilitation im Westen voranzutreiben, ist schon deshalb nicht aufgegangen, weil er sich der Presse verweigerte.

Dass der Papst ihn empfangen hat, ist per se kein Zeichen der Wertschätzung. Franziskus hat immer klar gemacht: Es gibt eigentlich niemanden, mit dem er nicht sprechen würde. Seine Politik bestehe darin, über den Dialog zu Lösungen zu kommen. Auch dass der Argentinier gerne klare Worte findet, ist bekannt. In den 50 Minuten dürfte Erdogan einiges zu hören bekommen haben.
 
Kurzes Fazit meiner Anreise am 04.02.18:

Mein Flug landete überpünktlich kurz nach 19.30 Uhr am Flughafen Fiumicino.

Auf dem Flugfeld konnte ich bei der Landung eine große türkische Maschine und eine Vielzahl von Fahrzeugen mit rotierendem Blaulicht ausmachen.
Ich habe daraus geschlossen, dass auch der türkische Präsident inzwischen in Rom gelandet war.

Es gab jedoch keinerlei Beeinträchtigungen, weder am Flughafen noch in der Stadt.
 
Wir waren an jenem Tag im antiken Zentrum. Lediglich ein kreisender, großer Hubschrauber war auffallend. Vielleicht war der große Ansturm an jenem Tag darauf zurückzuführen, dass morgens die Via della Concillazione gesperrt war. Da war die enorme Polizeipräsenz an den Vortagen außergewöhnlicher.
 
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