Italien: Elena Ferrante hält Italien den Spiegel vor

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Augustus
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Stammrömer

Kaum eine soziologische Darstellung von Italiens jüngster Zeitgeschichte kann mit Elena Ferrantes Bestseller mithalten. Unverblümter und emphatischer wurde die italienische Nachkriegsgesellschaft noch selten porträtiert.

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Noch deutlicher als in den früheren Bänden zeichnet Ferrante hier die Zeitgeschichte Italiens nach: der Streit zwischen Kommunisten und Sozialisten, das Verschwinden der Christlichdemokraten – weggefegt von den Staatsanwälten der Aktion «Mani pulite» –, Berlusconis Aufstieg. Durch das Prisma dieses Romans schauen die Leser zurück – und zugleich in die unmittelbare Gegenwart ihrer Erfahrungswelt: Die Frauen sind in diesen Männerkriegen meistens nur Zuschauerinnen, oder sie sitzen wie immer am kürzeren Hebel. Auch diese Fratze einer in alten Rollenmustern erstarrten Gesellschaft schaut einem aus Elena Ferrantes Spiegel entgegen. Das heutige verunsicherte Italien wird sich darin problemlos erkennen – und vergnügt weiterwursteln.
 
Ich bin gerade dabei mich "durch die Ferrante" zu arbeiten :twisted:. Nachdem ich es bisher aufgeschoben habe interessiert es mich doch, was sie so über die Zeit von den 50ern des letzten Jahrhunderts bis ungefähr die heutige Zeit vor allem über Neapel und das Leben der einfachen Leute dort (und wie man jetzt ja auch mutmaßt, über die Machenschaften der Camorra) zu erzählen weiß, gut verpackt in Romane.
Zum gerade erschienen 4. Band der Geschichte um Elena und Lila hier eine aktuelle Buchbesprechung:

HR2 - Literaturtipp: Elena Ferrante, Die Geschichte des verlorenen Kindes
Elena Ferrantes Geschichte über zwei Freundinnen aus Neapel ist seit Umberto Ecos "Name der Rose" der erfolgreichste italienische Roman. Jetzt erscheint der mit Spannung erwartete vierte und letzte Band.
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Ein Buch, das einen hinein in einen Strudel von Ereignissen und Gefühlen zieht. Das linksmilitante Italien der 70er und 80er Jahre gehört ebenso dazu wie der Einfluss der Mafia und die stetige Selbstbefragung der Erzählerin. ... Die "Geschichte des verlorenen Kindes" von Elena Ferrante ist ein packender Roman, den ich allen und nicht nur Ferrante-Fans empfehle.

 
Findest Du, es lohnt, einmal einen der Romane zu lesen?
Ich habe nie vorher etwas darüber gehört. ;)
 
Findest Du, es lohnt, einmal einen der Romane zu lesen?

Ja, es lohnt sich...

Ich schließe mich Chris Meinung an, auch wenn ich erst mit dem ersten Band der "Neapolitanischen-Saga" durch bin. Ich habe den Roman gerne gelesen (und es geht auch relativ flott wenn man die vielen Protagonisten und ihre verzweigten Familiengeschichten mal auseinanderhalten kann ;) - gut, dass es ein Register dazu gibt :twisted:) und bei etlichem ein gewisses "Déjà-vu-Erlebnis" gehabt, z.B. wenn geschildert wird, wie die jungen Mädchen nur zu mehreren ihre passeggiata den stradone rauf und runter machen dürfen oder mit knapp 16 Jahren verlobt werden usw. Auch die Geschichte dieser beiden unterschiedlichen Freundinnen Elena und Lila an sich ist - meiner Meinung nach - gut und spannend erzählt.
 
Vielen Dank für Eure Einschätzung, Chris und Pasquetta!
Wenn ich mal wieder was suche, werde ich mich daran erinnern.

(Für die nächste Woche habe ich mir bei Oxfam "Das Ungeheuer von Florenz" geholt - für die lange Zugfahrt dorthin ... ;))
 
Dann viel Spaß beim Lesen.
Ich habe die beiden ersten Bände auf Französisch gelesen, denn hier gibt es bereits die Taschenbuchausgabe, deren dritter Band letzte Woche erschienen ist und den ich mir für die nächste Fahrt in den Urlaub besorgen werde. Eine kurzweilige Lektüre. Allerdings muss ich Pasquetta zustimmen: das Verzeichnis der Hauptpersonen ist unentbehrlich :nod:.
 
Danke auch Dir, liebe Claude!
 
Die "Neapolitanische Saga" um die beiden Freundinnen Elena und Lila wird verfilmt. Hier (auch schon ältere) Angaben dazu:

Nach dem literarischen Erfolg von Elena Ferrantes Romanen wird nun an einer Verfilmung der Neapolitanischen Saga als 32-teilige Serie gearbeitet. Die italienische Produktionsfirma Fandango, die bereits Roberto Savianos Mafiabericht Gomorrah verfilmte, sicherte sich frühzeitig die Filmrechte an Ferrantes Romanen. ... Die vier Bände der Neapel-Tetralogie werden in je einer Staffel, die jeweils acht Folgen umfassen soll, verfilmt, sodass insgesamt zweiunddreißig Folgen entstehen.

Die Verfilmung des ersten Bandes der Neapolitanischen Saga ist in vollem Gange – in diesen Tagen entstehen die sommerlichen Urlaubsszenen aus Meine geniale Freundin auf Ischia. Die italienische Zeitung »la Repubblica Napoli« hat nun Fotos von den Dreharbeiten veröffentlicht, die Vorfreude auf die erste Staffel der Serie machen.
 
Wer RAI Uno empfängt, kann ab Dienstag die Verfilmung von Elena Ferrantes "Meine geniale Freundin" sehen.
Die TV-Serie umfasst 8 Folgen und eine 2. Staffel ist geplant.

Ferrantes TV-Serie "Meine geniale Freundin": Zweite Staffel geplant - derStandard.at

Ferrante selbst zeichnet für die Adaption verantwortlich. Elena Ferrante ist ein Pseudonym. Ihre wahre Identität will die italienische Autorin nicht preisgeben. Regisseur Costanzo hielt sich mit der Autorin per Mail im Verbindung. "Sie war bisher sehr offen. Sie unterstützt uns, damit die Verfilmung dem Roman so treu wie möglich ist. Sie hat einen tiefen Sinn für die Szene und den Film", berichtete Costanzo. Seine Ambition sei, alle vier Bände von "Meiner genialen Freundin" zu verfilmen.

Vgl. Tv, dal 27 novembre arriva su Rai1 "L'amica geniale"

1. und 2. Folge Dienstag ab 21.25 Uhr L'amica geniale - RaiPlay
Die übrigen Doppelfolgen an den darauffolgenden Dienstagen.
 
Die Liebhaber der Bücher Ferrantes werden sich freuen: Am 9. April soll ihr Buch "Frantumaglia: Mein geschriebenes Leben" erscheinen.

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Briefe, Aufsätze und Interviews aus über fünfundzwanzig Jahren verflechten sich zu dem lebhaften Selbstporträt einer außergewöhnlichen Autorin. Elena Ferrante beantwortet in den Frantumaglia die wichtigsten der Fragen ihrer Leserinnen und Leser, sie zeigt sich so offen wie nie zuvor – und bleibt uns doch faszinierend fremd.

Vgl. beim Suhrkamp-Verlag: Frantumaglia: Mein geschriebenes Leben von Elena Ferrante - Suhrkamp Insel Bücher Buchdetail

»Frantumaglia«. Es ist Elena Ferrantes Mutter, eine Schneiderin, die ihrer Tochter dieses Wort hinterlässt – es stammt aus dem neapolitanischen Dialekt, aus der Welt der verknoteten Fäden und der aufgetrennten Nähte, ein Sinnbild für Unaussprechliches, Verwirrendes. Und ein Sinnbild eben auch für die Empfindungen und Ideen, die Elena Ferrantes Leben prägen – und über die sie sich hier Klarheit verschafft.
 
Ferrante Fever - Die ganze Doku | ARTE

Mittwoch, 3. Februar um 21:55

Mit ihrer vierbändigen Neapel-Saga "Meine geniale Freundin" entfachte Elena Ferrante ein internationales Lesefieber, das seinesgleichen sucht. Mit der Geschichte einer Frauenfreundschaft, die gleichzeitig ein Tableau von sechs Jahrzehnten italienischer Nachkriegsgeschichte aus weiblicher Sicht entwirft, landete sie einen Weltbestseller, der derzeit verfilmt wird.
Warum lesen Millionen von Menschen in Italien, USA, Australien, Spanien, Schweden, Norwegen, Türkei, Frankreich und Deutschland die Geschichte einer Frauenfreundschaft, die ihren Lauf in einem ärmlichen Viertel im Neapel der 50er Jahre nimmt? Mit der vierbändigen neapolitanischen Saga – bestehend aus „Meine geniale Freundin“, „Die Geschichte eines neuen Namens“, „Die Geschichte der getrennten Wege“ und „Die Geschichte des verlorenen Kindes“ – gelang der unter dem Pseudonym Elena Ferrante schreibenden Autorin ein Weltbestseller, der auch verfilmt wurde. Diese Dokumentation lädt zu einer Reise in die Welt der Elena Ferrante ein und folgt ihrem langen Weg aus bescheidenen Verhältnissen in den Straßen von Neapel bis zum internationalen Erfolg. Ferrante-Zitate aus der Tetralogie sowie aus „Frantumaglia: Mein geschriebenes Leben“ bilden den literarischen Schlüssel zum Werk der geheimnisvollen Schriftstellerin. Namhafte Schriftstellerkollegen wie Roberto Saviano („Gomorrha“), Jonathan Franzen („Die Korrekturen“) oder Pulitzer-Preisträgerin Elizabeth Strout sprechen über den Sog, der von Ferrantes Tetralogie ausgeht. Die italienischen Verleger erzählen, wie aus ursprünglich einem geplanten Band vier wurden und wie man die Bücher einer Schriftstellerin herausgibt, die die Anonymität gewählt hat. Mittels verschiedener Sprachebenen und Schauplätze sowie anhand von Interviews, Archivbildmaterial, Fotografien und Animationen zeichnet Regisseur Giacomo Durzi das Porträt einer Schriftstellerin, die großen Wert darauf legt, eine Unbekannte zu bleiben – und entführt dabei unweigerlich auch in das Neapel des faszinierenden Freundinnenpaars Elena und Lila.

Video verfügbar vom 03/02/2021 bis 09/02/2021
 
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