Vatikan/Papst: Eisenbahngeschichte des Kirchenstaates

Wie schön, dass auch dieses Jahr wieder viele Kinder ein besonderes "Zug-Erlebnis" haben dürfen:

Besonders froh sei er [Pater Mazas, verantwortlich für die Organisation des Events] über die Reaktion von Papst Franziskus, als er mit ihm das letzte Mal über die Initiative gesprochen hatte, die so viele Kinder glücklich macht, ... „,Heiliger Vater, machen wir das nochmal mit dem Zug?‘ habe ich ihn gefragt. Er hat gesagt: ,Aber ja, das gefällt mir, das gefällt mir!‘ Er hat es zweimal gesagt. Also denke ich, dass es immer ein sehr berührender Moment ist.“
aus:
Kinderzug kommt am Samstag im Vatikan an - Radio Vatikan

„Von den Wellen gebracht“ ist der eindrückliche Slogan, den der vatikanische Kulturrat für seine diesjährige Ausgabe des „Kinderzugs“ gewählt hat. ...

„Jedes Jahr versuchen wir Kinder zu finden, die in einer besonderen Situation leben. ... Dieses Jahr wollten wir an alle Kinder denken, die von ihrem Zuhause fliehen müssen, die Migranten werden, um Aufnahme bitten müssen...
 
Ausgangspunkt dieses Beitrags zur Eisenbahngeschichte des Kirchenstaates ist ein 2009 bei ZENIT erschienener Artikel von Ulrich Nersinger:


Die im Artikel erwähnten Galawagen, die für Papst Pius IX. erbaut werden von morgen an dauerhaft in der Centrale Montemartini ausgestellt. Siehe dazu: Centrale Montemartini: Sala del Treno di Pio IX

U. Nersinger schrieb:
Am 23. Juli 1859 begab sich Pius IX. zum Bahnhof bei der Porta Maggiore, um jene berühmten drei Galawagen als Geschenk entgegenzunehmen, die eigens für ihn erbaut worden waren. Die Waggons stiftete die Eisenbahngesellschaft (an den Unkosten hatte sich auch Kaiser Napoleon III. von Frankreich beteiligt). Sie galten als die prunkvollsten und teuersten Salonwagen der damaligen Zeit. Alle drei Wagen waren in Frankreich gebaut worden. In der Pariser Zeitung „La Patrie“ war zu lesen: „Zwei der Wagen sind für den persönlichen Gebrauch des Heiligen Vaters bestimmt; einer ist als Aussichtswagen gebaut, rings umgeben von einem Geländer, dessen Dach von vergoldeten spiralförmigen Säulen getragen wird, die den Wagen der Länge nach in drei gleiche Teile zerlegen. Das Innere des Wagens ist mit perlgrauem Samt verkleidet, der einen Stich ins Bläuliche aufweist. Die Möbel zeigen die gleiche Farbe und bestehen aus einer Polsterbank in Hufeisenform, die den Hintergrund ausfüllt, und anderen Polsterbänken längs der Seiten. Dieser Wagen dient als Zugang und Vorhalle für den zweiten, in den man durch eine breite zweiflügelige Tür aus Kristallglas eintritt. Das Innere dieses Salonwagens ist in Silber und Gold, den päpstlichen Farben, gehalten. Im Hintergrunde, gegenüber dem Eingang, steht der päpstliche Thron, vom päpstlichen Wappen gekrönt. Der zweite Teil des Wagens ist als Wohnraum eingerichtet, mit einem Betstuhl, einem Waschraum und einem kleinen Vorraum: dies alles nimmt bloß einen Raum von fünf Quadratmetern in Anspruch, während der Wagen sieben Meter lang ist“.
Am prunkvollsten jedoch war der Kapellenwagen, der nach Entwürfen von Emile Trélat gefertigt worden war. Der Wagen hatte seinen Auftraggebern stolze 138.578 Franken gekostet. Er enthielt unter anderem einen prächtig ausgestatteten Saal, auf dessen runder Decke biblische Motive und ringsherum die Wappen der katholischen Staaten und der Städte des Kirchenstaates dargestellt waren. An den Wänden befanden sich zwei Ölgemälde, die den Erlöser und die Muttergottes zeigten. Dem Altar gegenüber befand sich ein wappengeschmückter Thronsessel. Die Außenseite des Waggons war wie eine Fassade üppig mit Säulchen, Gesimsen und Bronzepfeilern geschmückt; schwere Bronzeengel dienten als Tragfiguren an dem Mittelfenster. An der Ausarbeitung dieses Prunkwagens hatten berühmte französische Künstler wie die Maler Gerome und Cambin und der Bildhauer Codin mitgewirkt. Dieser Galazug galt als der prächtigste seiner Zeit. Dennoch dürfte der Anblick der Waggons nicht alle in Verzückung gesetzt haben. Als Pius IX. den Kapellenwagen erblickte, bemerkte er mit einem tiefen Seufzer zu seiner Umgebung: „Mein Gott, sie haben mir ein Grabmal erbaut“.

Fotogalerie der Repubblica: Roma, al Museo Montemartini apre la sala del Treno di Pio IX - 1 di 1 - Roma - Repubblica.it

Größere Umbauarbeiten am Museumsgebäude haben es ermöglicht, dort Platz für die Waggons zu schaffen. Seit 1930 befinden sich die Waggons im Besitz der Stadt Rom. Zunächst waren sie am alten Sitz des Museo di Roma in der Via dei Cerchi ausgestellt, zwischen 1951 und 2009 befanden sie sich am heutigen Standort des Museums, dem Palazzo Braschi. An der Piazza Navona musste damals extra ein neuer Eingang für die Waggons geschaffen werden. 2009 wurden sie zur Centrale Montemartini gebracht. Erst jetzt sind sie dem Publikum zugänglich.

Roma Capitale | Sito Istituzionale | Centrale Montemartini, il treno di Pio IX in esposizione

Vergleiche bei Interesse auch: BTA - Bollettino Telematico dell'Arte / Testi / bta00517.html

Il 2 agosto 1951 il convoglio fu trasportato attraverso le vie della città, suscitando stupore e curiosità fra i Romani, su un carrello ferroviario fornito dalle Ferrovie dello Stato, a otto ruote e lungo dieci metri, capace di sostenere un peso di 3000 tonnellate; arrivato a destinazione fu collocato nel museo tramite uno squarcio praticato sulla facciata del palazzo che prospetta su piazza Navona. Di questa operazione si conserva la documentazione fotografica presso l' archivio del museo.
Kleines Video der aufsehenerregenden Aktion von 1951: Il treno di Pio IX, costruito nel 1958, viene trasferito a Palazzo Braschi - YouTube

Der Titel müsste allerdings so lauten: Il treno di Pio IX, costruito nel 1859 (nicht 1958), viene trasferito a Palazzo Braschi
 
Zuletzt bearbeitet:
Neue Auflage einer schönen Tradition in der "Eisenbahngeschichte des Kirchenstaates":

Radio Vatikan - Papst trifft Kinder aus italienischen Erdbebengebieten

Vierte Ausgabe des Zuges der Kinder
Die Kinder waren an diesem Samstag mit einem Sonderzug in den Vatikan gereist; es ist bereits das vierte Mal, das der Vatikan auf diesem Weg Kindern in schweren Lebenssituationen ermöglicht, einmal Papst Franziskus im Vatikan zu sehen. Organisiert hat die Aktion die vatikanische Dialogplattform „Vorhof der Völker“ des Päpstlichen Kulturrates in Zusammenarbeit mit dem italienischen Zugverkehrsamt.
Die jungen Leute ... kommen aus den italienischen Städtchen Nursia, Cascia, Amatrice, Arquata del Tronto, Acquasanta Terme, Accumoli und Preci und reisten gemeinsam mit Lehrern und Erziehern an.

 
Dieses Jahr waren es Kinder aus Problemvierteln Mailands, die mit dem Zug zum Papst in den Vatikan fahren konnten.

Kinder aus Problemvierteln Mailands besuchten Papst im Sonderzug

Ein Sonderzug brachte die Kleinen am Samstag direkt in den Vatikanstaat, der über einen - selten benutzten - Gleisanschluss samt Bahnhof verfügt. Organisiert hatte den Ausflug, an dem sich auch Schüler aus Rom beteiligten, der Päpstliche Kulturrat gemeinsam mit Italiens Staatsbahn.

Mehr dazu momentan nur in der Italienischen Version der vaticannews: Papa ai bambini: ricordate i primi maestri, sono radici per dare frutti - Vatican News

Mit 3 Videos u.a:

 
(...) momentan nur in der Italienischen Version der vaticannews

Inzwischen hat die deutsche Ausgebe von vaticannews nachgezogen: Vatikan: Kinderzug für den Papst - Vatican News

Der Sonderzug für Kinder war die sechste derartige Aktion des Vatikan. Seit der Premiere 2013 waren unterschiedliche Gruppen beim Papst zu Gast, etwa Kinder mit Migrationshintergrund, Kinder von Strafgefangenen oder aus den italienischen Erdbebengebieten.
 
Und schon wieder ist ein Jahr vorbei und der "Zug der Kinder" erneut in den vatikanischen Bahnhof eingefahren und die Kinder von Papst Franziskus empfangen worden.
Franziskus empfing seine kleinen Gäste erstmals im feierlichen Rahmen des Damasushofes im Apostolischen Palast. ...
Die staatliche italienische Eisenbahn hatte die Jungen und Mädchen am Samstagvormittag mit einem Sonderzug zum Vatikan-Bahnhof gebracht, der selten benutzt wird. Gestartet war der Zug in Genua, einen Zwischenstopp legte er in Civitavecchia ein. In der Hafenstadt nördlich Roms stiegen Kinder aus Sardinien zu, die davor von privaten Fährunternehmen aufs Festland transportiert worden waren. Weitere Kinder kamen aus Neapel.
Die Jungen und Mädchen des „Zuges der Kinder“ stammen aus benachteiligten oder von Katastrophen betroffenen Familien; jene aus Genua mussten nach dem Einsturz der Morandi-Brücke letztes Jahr ihre Wohnungen aufgeben, jene aus Sardinien wegen schwerer Überschwemmungen 2013.
Die Kinder aus Neapel stammen aus den sozial schwierigsten Stadtvierteln ...
Auf der italienischen Seite von Vatican News gibt es auch ein kurzes Video von dem Ereignis.
 
Zusatz zum Gala-Zug von Papst Pius IX. in der Centrale Montemartini:

 
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