Zauberhaftes Hinterland von Rom
In meiner Unterkunft befand sich eine Broschüre auf deutsch über den Pilgerweg
Via Francigena, der (von England) nach Rom zu den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus führt. Hier war der Weg ab Siena beschrieben.
Da die römische Konsularstraße
Via Cassia die Vorläuferin der Via Francigena ist war die Broschüre für mich besonders interessant und ich wollte einen Teil davon erkunden.
Zunächst fuhr ich am Lago di Bracciano an Anguillara Sabazia vorbei
und auf der anderen Seeseite bog ich nach links ab Richtung Via Cassia und Monterosi. Das war nicht weit und so kam ich nach kurzer Zeit in dem kleinen Pilgerort an. Es war Markt und mich faszinierte vor allem die kleine Kirche.
Leider war geschlossen so dass ich sie nicht besichtigen konnte. Ich schlenderte über den Markt, schaute mir ein wenig den Ort an
und entdeckte ein Hinweisschild über das Naturschutzgebiet des Treja.
Weil in meiner Broschüre ein Hinweis auf den kleinen See von Monterosi gegeben wurde fragte ich einen Passanten danach. Die Wegbeschreibung war etwas kurios aber ich dachte mir finde ich den See ist es gut und wenn nicht so ist das auch o.k.
Soweit, so gut, die Weiterfahrt wurde zum Abenteuer. Zunächst kam ich zu einer hübsch angelegten Neubausiedlung. Ich fuhr die Straße weiter in der Hoffnung dass sie nicht irgendwann endet. Nun die Straße blieb nur dass es irgendwann keine befestigte Straße mehr war. Ich schaltete mein Navi ein und gab Sutri ein. Nach 2 km sollte ich rechts abbiegen.
Das Problem war nicht die unbefestigte Straße an sich sondern die starken Regenfälle die die Straße mit viel Wasser gefüllt hatten und ich nicht wußte wie tief die "Seen" waren. Aber es gab auch keinen Weg zurück. Zum Glück bin ich nicht ganz unerfahren mit solchen Straßenverhältnissen. Mein braver Smart mutierte mal eben zum Geländewagen und los ging es. Mir war ganz schön mulmig zumute vor allem als in Sichtweite ein echter kleiner Geländewagen auf einem größeren Wendeplatz drehte und den Weg den er gekommen war zurück fuhr. Nachdem ich das viele Wasser erfolgreich hinter mich gebracht hatte kam ein Hohlweg, der nicht minder meine Aufmerksamkeit forderte. Ich wollte weder im Dreck stecken bleiben noch im Gestrüpp landen. Die gesamte Strecke betrug keine 1000 m aber ich war froh als die Straße wieder befestigt war. Liebliche Landschaft empfing mich mit einer Schafherde und Hütehunden. Ich hielt an um mich zu erholen und zu fotografieren.
Mein Auto sah so aus und das war noch die "schöne" Seite
Wenige Meter weiter wußte ich dass ich endgültig in der Zivilisation angekommen war. Ein
bayrisches (fränkisches)Bierschild wies auf einen Ausschank hin :!:
Kurz danach kam die Abbiegung nach rechts Richtung Sutri. Und hier kam ich nun auch an die Provinzgrenze von Rom und die Provinz Viterbo begann. Eindeutig konnte man das auch am Straßenbelag feststellen.
Nun ging es durch "Nutella"-Land, Haselnussplantagen soweit das Auge blickte. Unterwegs sah ich sogar einen Hinweis auf einen Bio-Haselnuss-Anbau. Diese Anpflanzungen bringen Geld und uns den leckeren Brotaufstrich, aber die riesigen Plantagen zerstören auch Landschaft.
Schließlich erreichte ich die Via Cassia, SS2, (man beachte die Entfernung nach Rom!)
und bald darauf kam ich in
Sutri an.
Gegenüber des Amphitheaters war ein großer Parkplatz. Und gleich daneben ein Keramik-Laden wo ich mich erstmal umschaute und ein paar Mitbringsel erstand.
Dann besuchte ich ein Restaurant in der Altstadt. Gestärkt ging ich auf Erkundungstour des Centro Storico.
Die Kirche war offen und ich besichtigte sie.
Der Fußboden
Ein Hinweis zur Krypta: das Licht funktioniert nicht. Dementsprechend wurden meine Fotos nicht besonders erhellend. :cry:
Die Krypta bestand aus mindestens zwei Hallen und war toll. Nur mit der Taschenlampe in der Hand wirkte sie besonders mystisch.
Wieder oben angelangt betrachtete ich die Seitenkapellen, modernes und kurioses, wie ihr sehen könnt.
Als ich die Kirche verließ bemerkte ich dass Vorbereitungen für einen Trauergottesdienst getroffen wurden. Vielleicht war deshalb die Kirche bereits am frühen Nachmittag geöffnet.
Nun ging ich hinüber zum Mittelpunkt des Ortes mit seiner großen Piazza, dem Brunnen und dem Stadttor. Hier gönnte ich mir ein Eis und genoss die besondere Atmosphäre dieses Ortes.
Auf dem Weg zurück ins Tal kam ich noch an einer kleinen, schlichten Kirche vorbei, die mir auch gut gefiel.
Nun begegnete ich auch ersten Wanderen, die offensichtlich diesem Schild folgten:
Ich folgte dem Hinweisschild und gelangte zum Amphitheater, von dem man annimmt dass es schon die Etrusker aus dem Tuffstein heraus geschlagen haben. Es ist also ein reines Naturtheater, nicht aufgebaut aus Stein sondern herausgeschlagen aus dem Stein.
So betrachtet finde ich dieses Amphitheater besonders bemerkenswert.
Die Tribüne kann man noch richtig gut erkennen obwohl das Theater um die 2000 Jahre alt ist, unglaublich.
Hier noch die Hinweisschilder zum Pilgerweg und anderen Besonderheiten im archäologischen Park von Sutri, die ich mir nicht näher angeschaut habe.
Auf der Via Cassia fuhr ich weiter
nach
Ronciglione.
In Ronciglione stellte ich schnell fest dass dieser Ort einen eigenen Besuch verdient. Deshalb machte ich nur einen kleinen Rundgang, stärkte mich in einer kleinen Bar mit einem leckeren Caffelatte, suchte dann den Rückweg zum Parkplatz :?::!: und fuhr weiter.
Nun veränderte sich die Landschaft schlagartig. Ich fuhr in die Monti Cimini hinein, verpasste die Abfahrt nach San Martino al Cimino und entdeckte dadurch eine tolle Aussichtsplattform.
Auf dieser Aussichtsplattform traf ich nette junge Menschen und wir plauderten ein wenig miteinander. Von ein paar jungen Männern wurde ich mit ciao Amica verabschiedet. - Das gefällt mir so an Italien dass man nie wirklich allein ist.
Über den Bergkamm ging es weiter, sehr interessant, links und rechts abfallende Wälder bis ich schließlich in einem Bogen in San Martino al Cimino ankam. Vor dem Borgo konnte ich parken und spazierte durch ein Tor in der Stadtmauer ins mittelalterliche Dorf hinein.
San Martino al Cimini ist ein Stadtteil von Viterbo, außer dem Benediktinerkloster hat es noch viele Sehenswürdigkeiten, Geschichten und Legenden sowie bekannte Namen aufzuweisen. So wirkte z. B. Bernini in San Martino al Cimino im Auftrag der Olympia Maidalchani.
Im 17. Jahrhundert lebte und starb Cristiforo Widmann, aus venezianischer Kaufmannsfamilie stammend, als Kardinal in San Martino al Cimino.
Die Kirche San Martino weist wohl ein Kunstwerk von Bernini auf, ich konnte es leider nicht finden. Der Tag war schon so erlebnisreich gewesen dass meine Aufmerksamkeit nicht mehr die beste war.
Ich habe in Italien wohl noch kaum eine dermaßen kahle Kirche gesehen. Die hohen Räume und die schönen Kreuzbögen gaben dem Ort etwas erhabenes.
Das Atmosphäre wurde aufgelockert durch ein paar Familien die offensichtlich für einen Kommunions-Gottesdienst am nächsten Tag die Vorbereitungen trafen.
Ich trat wieder hinaus in den Spätnachmittag
und genoss die Sonne und den Ausblick.
Auf dem Heimweg hielt ich am Straßenrand an um den blühenden Ginster zu fotografieren.
Plötzlich tauchten im Wald Pferde auf. Leider waren sie auch wieder ganz schnell verschwunden so dass ich gerade noch eines fotografieren konnte.
Nun fuhr ich auf dem kürzesten Weg zurück nach Bracciano. Es war ja Samstag und ich wollte wirklich gerne die abendliche Passggiata in Bracciano erleben.
Ich fand einen Parkplatz etwa einen km vom Zentrum entfernt und mußte lediglich die Straße geradeaus den Berg hinab gehen und schon war ich auf der Piazza Giuseppe Mazzini mit der Burg im Hintergrund.
Ich spazierte zur Burg und wartete eine Zeitlang bei der Kirche auf das Brautpaar. Dann ging ich weiter durch die engen Gassen bis ich ein nettes Restaurant fürs Abendessen fand.
Als Nachtisch gönnte ich mir ein Eis in der besten Gelateria am Ort. Das Caffé Grand Italia ist ein Kult-Lokal und es gibt nicht nur Eis sondern auch leckere Törtchen und natürlich einen Aperitivo. Die Römer kommen sehr gerne am Wochenende nach Bracciano um genau hier ihre Freizeit zu genießen.
Nach diesem schönen Tagesabschluss machte ich mich auf den kurzen Heimweg in meine Unterkunft und bereitete mich innerlich schon mal auf den Abschied vor.