Eine Blechbüchse Dolce Vita

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Hierzulande hat alles mit den Ravioli aus der Dose von Maggi angefangen, einer Blechbüchse, die in Deutschland wohl ähnlich ikonisch wie in den USA die von Warhol verewigte Campbell Tomato Soup sein dürfte. Als im Maggi-Werk in Singen am Bodensee am 14. Mai 1958 die erste Dose vom Band lief, löste sie eine kleine Revolution in Küche und Familie aus. „Bis dahin standen vor allem die Hausfrauen vor dem Herd und haben alle Gerichte selbst gekocht“, sagt Ernährungswissenschaftlerin Eva-Maria Endres. „Das Kochen war auch ein Argument, warum Frauen keiner bezahlten Arbeit nachgehen konnten, weil jeden Abend ein warmes Essen auf den Tisch musste.“
Letzteres kann ich allerdings aus eigener Erfahrung nicht bestätigen - denn die warme Mahlzeit des Tages gab es in jenen Jahrzehnten nicht abends, sondern mittags (und dabei außer samstags und sonntags zumeist auch nur kleine, nicht selten aufgewärmte Gerichte).


Ursprünglich sollte die Dosenpasta die wachsende Nachfrage nach italienischen Gerichten bedienen. Die Deutschen sehnten sich damals nach dem Süden: In den späten Fünfzigerjahren erreichte der Massentourismus nach Italien seinen Höhepunkt. Heute dürften wohl nur noch wenige Dolce Vita und Italianità mit der Konservendose verbinden.
Was mich übrigens daran erinnert, wie vor einigen Jahren einer der Rezeptionisten der Villa Maria sagte, ihm sei zu Ohren gekommen, dass wir in Deutschland so etwas tatsächlich äßen ... aber das dürfe ja wohl nicht wahr sein?!?


Ihren Kultstatus haben die Ravioli stattdessen etwa als Grundausstattung bei Outdoor-Reisen und auf Festivals bewahrt. Denn das Fertiggericht braucht beim Transport weder Kühlung noch Kochgeschirr bei seiner Zubereitung. Im Zweifelsfall kann man die Dose direkt auf Campingkocher stellen – um Überraschungen zu vermeiden, sollte man aber nicht vergessen, sie zuvor zu öffnen.
Wohl wahr. ;)
 
Mit italienischer Küche hat das Produkt natürlich so gut wie nichts zu tun außer dem Namen aber......manchmal packt auch mich der Rappel und ich esse eine Dose. A la recherche du temps perdu. Aber nicht allzuoft.Bei Festivals habens die Kinder aber nach wie vor dabei.
 
Über deinen "Rappel" hab' ich jetzt geschmunzelt ... und bekenne mich ebenfalls dazu. Zumal ich so gut wie immer ein paar Dosen horte als Notration für den Fall, dass man mal einige Zeit lang nicht einkaufen gehen könnte. Wobei die Ravioli im Gegensatz zu anderen derartigen Reserve-Lebensmitteln (Reis, Nudeln) den Vorteil haben, dass man sie notfalls kalt aus der Dose essen könnte, d.h. weder Strom noch Wasser benötigen würde. Und irgendwann um das Mindesthaltbarkeitsdatum herum wird dann die eine oder andere Büchse aufgemacht (übrigens ganz gerne auch mit Käse überbacken).
 
;)Also kalt hab ich das Zeug noch nie runtergebracht. Aber das gilt bei mir für sämtliche Dosen-Fertiggerichte. Heißmachen ist ein absolutes Muss für mich
 
Im Prinzip gilt das natürlich auch für mich. Zumal für mein Empfinden vorheriges Erhitzen das Sättigungsgefühl deutlich steigert.

Allerdings sind Dosenravioli die einzige Speise, von der ich aus Erfahrung weiß, dass ich sie (wenngleich mit entschieden weniger Genuss, versteht sich) auch kalt essen kann. Nämlich aus der Zeit, als ich noch mit Jugendlichen und Heranwachsenden mehrtägige Wanderungen unternahm mit Übernachtung im Freien. Zumeist haben wir dann gelagert an einem Wasserlauf; aber wenn sich das gelegentlich mal nicht ausging, dann haben wir halt verzichtet auf Feuer und warme Mahlzeiten.
 
Nun ja, da würde ich lieber Dosenbrot und Dosenwurst essen. Da gibt es durchaus essbare Sachen ;);) Oder Käse. Den muss man eigentlich nicht kühlen. Und unser köstliches selbstgemachtes Rauchfleisch
 
Hat was. :) Allerdings hier im Thread geht es ja speziell um den Verzehr von Dosenravioli. Und zwar nur notfalls sogar ohne vorheriges Heißmachen; aber für den Normalfall eben nur als warme Speise.

Im Übrigen weiß ich gar nicht mehr, was ich seinerzeit geantwortet hätte hierauf:
(...) wie vor einigen Jahren einer der Rezeptionisten der Villa Maria sagte, ihm sei zu Ohren gekommen, dass wir in Deutschland so etwas tatsächlich äßen ... aber das dürfe ja wohl nicht wahr sein?!?
Möglicherweise habe ich gar keine Antwort gegeben; oder allenfalls eine ausweichende :oops: ... um Gesichtsverlust zu vermeiden. Und jedenfalls, das weiß ich ganz sicher, habe ich nicht zugegeben, dass und warum auch ich etliche Dosen im Vorrat habe. Tja ...
 
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