Ravioli aus der Dose werden 65: Eine Blechbüchse Dolce Vita
Sie lösten eine kleine Revolution in den Küchen und Familien der Adenauer-Jahre aus und stillten die Sehnsucht nach Italien. Ihren Kultstatus haben sich die tafelfertigen Nudelkissen bis heute erhalten.
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Letzteres kann ich allerdings aus eigener Erfahrung nicht bestätigen - denn die warme Mahlzeit des Tages gab es in jenen Jahrzehnten nicht abends, sondern mittags (und dabei außer samstags und sonntags zumeist auch nur kleine, nicht selten aufgewärmte Gerichte).Hierzulande hat alles mit den Ravioli aus der Dose von Maggi angefangen, einer Blechbüchse, die in Deutschland wohl ähnlich ikonisch wie in den USA die von Warhol verewigte Campbell Tomato Soup sein dürfte. Als im Maggi-Werk in Singen am Bodensee am 14. Mai 1958 die erste Dose vom Band lief, löste sie eine kleine Revolution in Küche und Familie aus. „Bis dahin standen vor allem die Hausfrauen vor dem Herd und haben alle Gerichte selbst gekocht“, sagt Ernährungswissenschaftlerin Eva-Maria Endres. „Das Kochen war auch ein Argument, warum Frauen keiner bezahlten Arbeit nachgehen konnten, weil jeden Abend ein warmes Essen auf den Tisch musste.“
Was mich übrigens daran erinnert, wie vor einigen Jahren einer der Rezeptionisten der Villa Maria sagte, ihm sei zu Ohren gekommen, dass wir in Deutschland so etwas tatsächlich äßen ... aber das dürfe ja wohl nicht wahr sein?!?Ursprünglich sollte die Dosenpasta die wachsende Nachfrage nach italienischen Gerichten bedienen. Die Deutschen sehnten sich damals nach dem Süden: In den späten Fünfzigerjahren erreichte der Massentourismus nach Italien seinen Höhepunkt. Heute dürften wohl nur noch wenige Dolce Vita und Italianità mit der Konservendose verbinden.
Wohl wahr.Ihren Kultstatus haben die Ravioli stattdessen etwa als Grundausstattung bei Outdoor-Reisen und auf Festivals bewahrt. Denn das Fertiggericht braucht beim Transport weder Kühlung noch Kochgeschirr bei seiner Zubereitung. Im Zweifelsfall kann man die Dose direkt auf Campingkocher stellen – um Überraschungen zu vermeiden, sollte man aber nicht vergessen, sie zuvor zu öffnen.