Besser mordet’s sich mit Worten
Venedigträume für deutsches Publikum: Der Commissario-Brunetti-Erfinderin Donna Leon zum Achtzigsten
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Wobei mir bis jetzt gar nicht bewusst war, dass dies Donna Leons erster Venedig-Krimi ist.Mancher Erfolg erwächst aus den schrägsten Ideen. Als ein Freund sich bei einem Opernabend in Venedig über den Dirigenten ereiferte („Der ist so schlecht, ich sollte ihn umbringen“), sagte Donna Leon beruhigend: „Lass mich das machen, aber mit Worten.“ Aus diesem Gespräch, erzählte die Schriftstellerin später, sei die Idee für ihren ersten Kriminalroman „Venezianisches Finale“ entstanden. Da liegt eine Leiche im Teatro La Fenice, und ein Commissario namens Brunetti geht zum ersten Mal auf Mördersuche.
Jedenfalls aber schaue ich Wiederholungen von Zeit zu Zeit gerne an. Und zwar nicht nur wegen vieler schöner Venedig-Bilder, sondern auch wegen dieses wohltuenden Unterschieds zu so gut wie allen anderen Krimis:
Allerdings spielen doch hin und wieder mal familiäre Generationen-Konflikte eine Rolle - aber halt nicht dermaßen nervig und überbordend, wie man das sonst im deutschen TV leider seit vielen Jahren gewohnt ist.Leons Ermittlerfigur ist eine der wenigen im Krimi-Genre, die sich weder durch dysfunktionale Beziehungen noch durch depressive Gemütsverstimmungen hervortut. Brunetti liebt seine Familie, seine Frau Paola ist Universitätsdozentin aus reichem Hause, die Erziehung der zwei Kinder ist von der Nachsichtigkeit der Achtundsechziger-Generation geprägt. Zu Hause gibt es keine Probleme, dafür genug davon, sobald der Kommissar vor seine Haustür tritt und durch die kleinen Gassen Venedigs streift.