Die Brunnen Giacomo della Portas

Eigentlich wollte ich als nächstes über die Fontana della Terrina berichten, habe aber nun aus aktuellem Anlass die Fontana del Moro an der Piazza Navona vorgezogen.​

Fontana del Moro
1574 bis 1576


Der Mohrenbrunnen ist der älteste von drei Brunnen an der Piazza Navona und befindet sich an ihrem südlichen Ende. Der "Mohr", dem er seinen Namen verdankt, gehört nicht zum Entwurf della Portas aus dem 16. Jahrhundert, sondern wurde erst rund 90 Jahre später (in der Mitte des 17. Jahrhunderts) von Bernini hinzugefügt.

Der Brunnen von 1574 bis 1651

Gleich nachdem der Aquädukt der Acqua Virgo 1570 restauriert war, wurde eine unterirdische Wasserleitung zum Marsfeld gelegt und eine Reihe von Brunnen geplant.

1574 vergab Papst Gregor der XIII. Boncompagni den Auftrag zur Errichtung von zwei Brunnen am südlichen und am nördlichen Ende der Piazza Navona (damals Piazza in Agone genannt. Der Name entwickelte sich weiter zu n’Agone und daraus entstand das heutige Navona) an Giacomo della Porta.

Im von Notar Ottavio Gracchi am 25. September 1574 aufgesetzten Vertrag wird als Steinmetz Ludovico Rossi aus Fiesole genannt. Der Steinmetz wurde beauftragt für beide Brunnenbecken antiken Portasanta-Marmor zu verwenden und unter Androhung von Strafen darauf zu achten, dass der Stein keine Mängel aufweist. Dies gelang ihm auch und er machte sich an die Arbeit. Der rosafarbene Marmor von der Insel Chios trägt viel zur Schönheit und Eleganz des Brunnens bei.

Das Brunnenbecken für die Fontana del Moro, wie für den zweiten Brunnen (die heutige Fontana del Nettuno), meisselte Rossi nach einem von Giacomo della Porta persönlich hergestellten hölzernen Modell. Die Länge der Becken sollte 48 Hände, die Breite 30 Hände betragen, was den heutigen Massen von 10,8 Metern Länge und 6,75 Metern Breite entspricht.

Der Steinmetz sollte die Arbeit an beiden Becken bis zum Monat Juni 1575 beendet haben, ansonsten würde die Brunnenbaukommission auf seine Kosten einen anderen Handwerker mit der Ausführung beauftragen. Die Arbeit scheint aber länger gedauert zu haben, ohne dass Rossi der Auftrag entzogen worden wäre. Er erhielt jedenfalls im September 1576 noch Teil-Zahlungen für die Stufen von derselben Form wie die beiden Becken.

Im April 1576 hatte er zusätzlich den Auftrag für eine elegante, 35 cm hohe und aus 12 Säulen bestehende Balustrade aus Travertin erhalten, mit welcher der Brunnen vor Schäden, verursacht durch Karren und Kutschen, bewahrt werden sollte. Sie ahmte die Form des Brunnenbeckens nach. Heute ist der Brunnen ebenfalls von einem Geländer mit 24 Säulen umgeben.


Als Dekoration wählte della Porta vier Figuren von Tritonen und vier Masken, Delphine und Drachen (Wappentier Papst Clemens' XIII.), welche zwei Jahre zuvor für einen Brunnen an der Piazza del Popolo (über den noch zu berichten sein wird) angefertigt (aber nicht gebraucht) worden waren. Die Figuren der Tritonen wurden von verschiedenen Künstlern angefertigt, deren Namen überliefert sind: Simone Moschino und Taddeo Landini aus Florenz, Egidio della Riviera, ein flämischer Künstler und Giacobbe Silla Longhi aus Mailand.

Taddeo Landini, ist der Bildhauer, der auch die Bronzejünglinge für den Schildkrötenbrunnen schuf!

Der Entwurf für die Tritonen stammt von Giacomo della Porta, der sie in Gips modellierte und sehr mochte. Erhaltene Verträge betonen, dass er für ihre Ausführung durch die genannten Bildhauer besten Marmor und eine in Vollrelief ausgeführte Arbeit verlangte.

Das Wasser sprudelte aus den Hörnern der Tritonen und aus einer bescheidenen Felsformation in der Mitte des Brunnens.

Bei den acht Figuren della Portas (Tritonen und Masken), die wir heute sehen, handelt es sich nicht mehr um die Originale. Diese wurden 1874 durch Kopien ersetzt.

Seit der jüngsten Beschädigung der Fontana del Moro am 3.9.2011 sind auch die Originale wieder verstärkt ins Blickfeld geraten! Doch dazu später mehr.

1635 entstand dieses Gemälde des Strassburger Künstlers Johann Wilhelm Baur (1607 bis 1640):


Er lebte in den 1630er Jahren in Italien, zuerst in Neapel dann bis 1637 in Rom. Sein Gemälde "Piazza Navona con il mercato intorno al 1630" im Museo di Roma (Palazzo Braschi) kannte ich bis zu meinem Besuch dort am 21.8.2011 nicht.


Es zeigt uns die Piazza Navona noch ohne den Vierstömebrunnen in der Mitte, ohne den Palazzo Pamphilj und ohne Sant'Agnese in Agone, die beide erst danach errichtet wurden.

Es herrscht lebhaftes Treiben auf dem Platz, der auch als Marktplatz diente. Im Vordergrund sehen wir den Brunnen, so wie er von della Porta geplant worden war.

Zum Vergleich:


Dezember 2010​

Der Brunnen von 1651 bis 1874

1651, nach der Fertigstellung von Gian Lorenzo Berninis Vierströmebrunnen in der Mitte der Piazza Navona, gab Papst Innozenz X. (Giovanni Battista Pamphilj) diesem den Auftrag, den Brunnen am Südende des Platzes zu restaurieren, zu ergänzen und zu vergrössern.

Geländer und Stufen wurden entfernt und ein grosses äusseres Becken von der gleichen Form, wie das innere della Portas, wurde hinzugefügt. Bernini soll hierbei auf einen Entwurf seines Erzrivalen Borromini zurückgegriffen haben. Auch wählte er rötlichen Marmor, der nicht mit dem Portasanta-Marmor harmonierte und 1708 unter Giovan Battista Contini, dem damals zuständigen Architekten für die Aqua Vergine-Brunnen, durch weissen Marmor ersetzt wurde, den wir heute noch sehen.

Die kleine Felsformation in der Mitte des Brunnens wurde entfernt. An ihre Stelle trat im Mai 1652 eine grosse schneckenförmige Muschel umgeben von drei Delphinen, "Lumaca" genannt, mit der Bernini das Zentrum des Brunnens schmückte. Die relativ kleine Gruppe konnte nicht mit den vier Tritonen della Portas mithalten. Da sie Innozenz X. Pamphilj nicht gefiel, wurde sie einen Monat nach ihrer Fertigstellung entfernt. Das Original befindet sich heute in den Privaträumen des Palazzo Doria-Pampilj an der Via del Corso, während eine Kopie einen Brunnen im Park der Villa Doria-Pamphilj schmückt.

1654 wurde della Portas Brunnen im Auftrag von Olimpia Maidalchini-Pamphilj, der Schwägerin des Papstes, weiter von Gian Lorenzo Bernini überarbeitet.

Ein erster neuer Entwurf Berninis sah zwei sitzende Tritonen und vier Delphine vor, wurde aber vom Pamphilj-Papst abgelehnt. Dieser verlangte nun eine grosse stehende Figur in die Mitte der vier 1.57 Meter hohen halbsitzenden Tritonen della Portas zu stellen.

Zwischen 1653 und Dezember 1654 arbeitete Giovanni Antonio Mari, ein Schüler Berninis, nach dessen Entwurf und in dessen Atelier, an einer überlebensgrossen neuen Figur, dem sogenannten "Mohren", der einen entkommenden Delphin zu halten versucht aber dabei seltsamerweise in weite Fernen zu blicken scheint. Die Gesichtszüge, des von Bernini ebenfalls als Triton beschriebenen Figur, erinnerten das römische Volk an einen Afrikaner und so kam der Brunnen zu seinem heutigen Namen.

Das von Bernini angefertigte Tonmodell des "Mohren" befindet sich übrigens im Kimbell Art Museum in Fort Worth Texas.

Ein weiteres sehr wichtiges Jahr in der Geschichte des Brunnens auf dem Weg zu dem Aussehen, das wir heute kennen, war das Jahr 1874. Damals erhielt der Neptunbrunnen am anderen Ende der Piazza sein heutiges Aussehen. Gleichzeitig wurden die 8 Figuren della Portas vom Mohrenbrunnen entfernt und durch (meist als schlecht beschriebene) Kopien von Luigi Amici ersetzt.

Es war fast unmöglich etwas Richtiges über den Verbleib der Kunstwerke della Portas herauszufinden. Dazu gleich noch mehr.

Diesen Teil des Berichts möchte ich mit einigen Links zu alten Ansichten des Brunnens abschliessen:


Kürzlich geriet die Fontana del Moro in die Schlagzeilen, als sie am 3. September 2011 durch einen Akt von Vandalismus beschädigt wurde. Das Forum berichtete: Rom: Fontana del Moro Giacomo della Portas an der Piazza Navona von Vandalen beschädigt

Mit zehn Schlägen wurde eine der Masken beschädigt. Den entstandenen Schaden erkennt man sehr gut auch auf diesen Photos des Forista Padre aus seinem Reisebericht Zwischen Kirchen, Palästen und einem Streik:

Mein erster Weg führte mich ins Centro Storico, der Altstadt Roms. In einem kleinem Restaurant stärkte ich mich erst einmal und ging von dort aus weiter zur Piazza Navona. Hier konnte ich die Auswirkungen des Vandalismus am Mohrenbrunnen in Augenschein nehmen, der sich zwei Tage zuvor zugetragen hatte.


Immer wieder war zu lesen, die Originale würden heute diverse Brunnen im Giardino del Lago der Villa Borghese schmücken. Was die Tritonen anbelangt, so fand ich trotz intensiver Suche in Büchern und im Netz lange keinen einzigen Beweis dafür. Den Park kenne ich nicht genug um etwas über die dortigen Brunnen sagen zu können.

In einem antiquarisch erworbenen Buch ("Die Brunnen von Rom" von H.V. Morton, Societäts-Verlag, 1970) fand ich schliesslich das Foto eines der Tritonen in den Borghese-Gärten. Allerdings blasen weder dieser, noch seine "Kollegen", heute noch dort aus dicken Backen in ihre Hörner. Sie wurden auch am neuen Standort wieder entfernt (1993?) da sie in schlechtem Zustand waren.

Eine Original-Maske della Portas kann man an der Fontana delle Vittorie Alate am Viale Goethe der Villa Borghese entdecken.Ich werde dem Original, das über einem römischen Sarkophag angebracht ist, sicher bei Gelegenheit einen Besuch abstatten. Die meisten meiner Quellen halten sie für eine derjenigen von der Piazza Navona, andere Seiten ordnen sie dem della Porta-Brunnen an der Piazza della Rotonda zu.

Ein Fund im Netz hat mir ganz besonders dabei geholfen, einige der Unklarheiten in Zusammenhang mit dem Verbleib der della Porta-Skulpturen zu beseitigen. Es handelt sich um den Artikel Il mascherone originale spaccato negli stessi punti des "Il Messaggero" vom 6.9.2011, demzufolge die restlichen Masken sich in einem Lager des Museo Pietro Canonica auf dem Gelände der Villa Borghese befinden. 1874 waren sie zuerst, wie auch die Tritonen, in den Semenzaio di San Sisto gebracht worden.

Edit: Der Messaggero-Link funktioniert inzwischen leider nicht mehr aber hier gibt es Ersatz.

Mindestens einer der vier Tritonen befindet sich ebenfalls in diesem Depot und findet besondere Erwähnung. Es handelt sich um jenen, der von Taddeo Landini angefertigt, einen alten Tritonen meisterhaft darstellen soll. So meisterhaft, dass sich Luigi Amici, seine Grenzen kennend, 1874 gar nicht erst an einer Kopie versuchte!

Die Beamten der Sovrintendenza ai Beni culturali haben nach dem Vandalenakt an der Piazza Navona den restaurierungsbedürftigen Originalen einen Besuch abgestattet und mit Erstaunen festgestellt, dass die Originalmaske mit der Nummer UB261 (Vergleich hier) exakt den gleichen Schaden aufweist, wie die nun bereits wieder restaurierte Kopie!

Interessant auch die Information, dass die erhaltenen della Porta Original-Skulpturen und andere restauriert und dem Publikum zugänglich gemacht werden sollen. Man darf gespannt sein, wann das der Fall sein wird.

Il Messaggero schrieb:
Sculture restaurate, locali rimessi a nuovo. Il progetto, voluto dal sovrintendente ai Beni culturali di Roma Umberto Broccoli e curato da Angela Napoletano, ha l’obiettivo finale di aprire al pubblico i locali e mostrare gli originali.
Ein weiterer (auf einer anderen Seite zitierter) Messaggero-Artikel vom 7.9.2011 "Roma. I capolavori nascosti a Villa Borghese" spricht vom kommenden Jahr!

Zum Abschluss dieses Berichts, der leider Fragen offen lassen muss, aber auch, wie ich finde, interessante Perspektiven aufweist, noch dieser herrliche Blick auf die Fontana del Moro, aufgenommen aus einem Fenster des Palazzo Braschi wenige Tage bevor der Brunnen Schaden litt:


21.8.2011
EDIT von August 2018: Vergleiche bei Interesse Mein Rom-Mosaik und Rom: Brunnen-Vandalismus
 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Simone,

vielen Dank für die Fortsetzung.

Ein Fund im Netz hat mir ganz besonders dabei geholfen, einige der Unklarheiten in Zusammenhang mit dem Verbleib der della Porta-Skulpturen zu beseitigen. Es handelt sich um diesen Artikel aus dem Messagero vom 6.9.2011 demzufolge die (restlichen oder alle) Masken sich in einem Lager des Museo Pietro Canonica auf dem Gelände der Villa Borghese befinden.

Wenn man bedenkt, wieviele Kunstschätze dieser daran so reichen Stadt noch in Depots lagern, könnte einem schwindelig werden!​
 
@ Asterixinchen und dentaria

Es freut mich, dass ihr auf der Brunnentour dabei seid.

Wenn man bedenkt, wieviele Kunstschätze dieser daran so reichen Stadt noch in Depots lagern, könnte einem schwindelig werden!​

Es würde mich sehr freuen wenn in diesem besonderen Fall die Depots bald geöffnet würden!

Ich hatte übrigens ganz vergessen nach alten Ansichten der Fontana del Moro Ausschau zu halten, habe das eben nachgeholt und in der Mitte des Berichts die Links zu alten Stichen und Photos eingefügt.
 
Auf die Fortsetzung freue ich mich schon. Vielen Dank auch für die Bilder der Piazza, besonders wenn sie unter Wasser steht. Ob soetwas wohl noch heute möglich wäre?;)

Gruß von
mystagogus
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Auf die Fortsetzung freue ich mich schon. Vielen Dank auch für die Bilder der Piazza, besonders wenn sie unter Wasser steht. Ob soetwas wohl noch heute möglich wäre?;)

Heute nur kurz zum "Lago di Piazza Navona".

Zum ersten Mal seit der Antike (als im Stadion des Domitian auch Naumachien stattfanden) wieder geflutet, wurde die Piazza Navona am 23. Juni 1652 auf Betreiben von Papst Innozenz X.
Alle Abflüsse der Brunnen wurden verstopft, die Brunnen so zum Überlaufen gebracht und der zentrale, konkave :idea: Teil des Platzes geflutet.

Zwischen 1676 und 1703 fiel dieses sommerliche Vegnügen aus, um dann zu Ehren eines Besuches der polnischen Königin wiederbelebt zu werden. Ein Mitglied der Familie Pamphilj befuhr damals den "Lago" in einer Kalesche welche die Form einer goldenen Gondel hatte!

Quelle: La piscina dei principi nella Roma barocca. Il lago di piazza Navona | Facebook

Dieses Spektakel, an dem Adel und Volk grosses Vergnügen fanden, bot sich den Römern regelmässig im August von Samstag bis Sonntag. In dieser Zeit wurden die Paläste festlich geschmückt und es gab Feuerwerke. Zum letzten Mal war der "Lago di Piazza Navona" 1866 zu bestaunen. Unter Pius IX. wurde dieses Vergnügen untersagt.

So etwas wäre heute nicht mehr möglich:
1870, nachdem Rom Hauptstadt Italiens geworden war, wurde der mittlere, den Fussgängern vorbehaltene Teil, erhöht und mit Sampietrini so gepflastert, dass eine leicht konvexe Form entstand.

Damit war die Tradition des "Lago di Piazza Navona" Geschichte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Liebe Simone,
ganz herzlichen Dank für die Fortsetzung Deiner Brunnengeschichten. Ich freue mich auf die nächsten!

Lieben Gruß
Padre
 
Auch ich sage herzlichen Dank für die Fortsetzung der "Brunnengeschichte"!
Die Ausführungen zur Fontana del Moro sind sehr interessant, ich werde gewiß mit neuem Interesse dort sein. Auch der Blick vom Palazzo Braschi aus muss ja wirklich sehr schön sein. :thumbup:

Liebe Grüße

Angela
 
@ Angela, mystagogus und Padre

Vielen Dank für Euer Interesse und Feedback!

Eine Original-Maske della Portas kann man an der Fontana delle Vittorie Alate am Viale Goethe der Villa Borghese entdecken.
Ich werde dem Original, das über einem römischen Sarkophag angebracht ist, sicher bei Gelegenheit einen Besuch abstatten.
Die meisten Quellen halten sie für eine derjenigen von der Piazza Navona, andere Seiten ordnen sie dem della Porta-Brunnen an der Piazza della Rotonda zu. Letzteres ist allerdings falsch.

Sieht man sich die vier Masken der Fontana del Moro genauer an, wird die Sache schwierig.
Bei dreien kann man meiner Meinung nach ausschliessen, dass es sich um Kopien des Originals in der Villa Borghese handelt. Bleibt also nur eine übrig und zwar diese. Dazu muss man allerdings bemerken, dass die Ähnlichkeit nicht sehr überzeugend ist.
Das spricht dafür, dass die Kopien doch recht stark von den Originalen abzuweichen scheinen.
Mehr dazu wird man wohl erst sagen können, wenn die Originale, wie geplant, tatsächlich für Besucher zugänglich sein werden.

Ich habe den Beitrag zur Fontana del Moro noch einmal überarbeitet.

Als nächstes geht es weiter mit der Fontana del Nettuno an der Piazza Navona. Das wird aber noch ein Weilchen dauern.
 
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Fontana dei Calderari
oder
Fontana del Nettuno

1574


1574 bis 1873

Giacomo della Porta erhielt, wie bereits im Kapitel über die Fontana dell Moro geschrieben, 1574 den Auftrag für zwei grosse Brunnen am südlichen und am nördlichen Ende der Piazza Navona. Darüber hinaus sollte er auch eine Pferdetränke im Zentrum des Platzes errichten.

Widmen wir uns zunächst dem Brunnen. Heute wird er meistens Fontana del Nettuno (Neptunbrunnen) genannt. Zur Zeit Giacomo della Portas und bis mindestens 1873, also 300 Jahre lang, war er unter dem Namen Fontana dei Calderai oder dei Calderari (Brunnen der Kesselschmiede) bekannt.

Diesen Namen verdankt er dem Umstand, dass in einem nahegelegenen Gässchen, dem Vicolo dei Calderai, viele Schmiede ansässig waren und Töpfe, Pfannen und andere Metallwaren verkauft wurden.

Das Becken aus Portasanta-Marmor, den der Steinmetz in den Ruinen des antiken Rom fand, hat die gleiche Form und die gleiche Grösse wie die Fontana del Moro. Der Brunnen führte aber zunächst einmal 300 Jahre ein Aschenputtel-Dasein im Vergleich zu seinem Zwilling am anderen Ende des Platzes.

Die Pläne della Portas hatten ursprünglich eine ähnliche Dekoration wie an der Fontana del Moro, mit Tritonen und Masken vorgesehen. Die vier noch zur Verfügung stehenden Masken verwendete er selbst allerdings am Brunnen vor dem Pantheon und der Brunnen an der Piazza Navona blieb bis 1873 gänzlich ohne Skulpturenschmuck.

Wie bei der Fontana del Moro, entfernte Bernini später im Auftrag des Papstes Stufen und Geländer und fügte ein grosses ebenerdiges Becken hinzu.


Wasser floss aus einfachen viereckigen Elementen an den Seiten des Brunnens in das ebenerdige Becken. In der Mitte des Brunnens befand sich eine kleine Säule mit einer Kugel, aus der Wasser in die Brunnenschale strömte.

Siehe: 1864 2007 Piazza Navona e Chiesa di Sant'Agnese | Flickr - Photo Sharing!

Erst nach der Verwirklichung der Einheit Italiens kam der Wunsch auf, dem Aschenputtel an der Piazza Navona zu mehr Glanz zu verhelfen.

Seit 1873

1873 organisierte die römische Stadtverwaltung einen Wettbewerb um auch der Fontana dei Calderai zu Skulpturenschmuck zu verhelfen. Sie sollte stilistisch den beiden anderen Brunnen des Platzes (dem Vierströmebrunnen und der Fontana del Moro) angepasst werden.

Zehn Bildhauer reichten ihre Projekte ein. Sieger und damit Gewinner des Preisgeldes von 5000 Lire war Luigi Maioli aus Ravenna. Favoritismus führte allerdings dazu, dass die Ausführung seines Projektes verhindert wurde. Der Wettbewerb wurde neu ausgeschrieben und danach erhielten zwei Künstler den Auftrag sich die Arbeit zu teilen: Der Sizilianer Gregorio Zappalà aus Messina schuf die Figuren für den Brunnenrand: Zwei Nereiden, dem Wasser entsteigend, zwei Tritonenkinder, eines ein Seepferd zügelnd, eines, von einem Seepferd abgeworfen sowie Putti mit wasserspeienden Tieren.


Seine Idee als Zentralfigur ein weibliches Pendant zur Figur des "Moro" zu wählen setzte sich nicht durch.

Statt dessen schuf der römische Bildhauer Antonio della Bitta die grosse Skulptur in der Mitte des Brunnens, den Gott Neptun darstellend, der mit einem Speer eine gewaltigen Oktopus erlegt, dessen Fangarme sich um die Beines des Meersegottes schlingen.




Die Brunnenfiguren wurden 1878 aufgestellt und verliehen dem Brunnen das Aussehen, wie wir es heute noch kennen.

Hier einige alte Bilder und Fotos. Auffällig ist das Geländer. Leider konnte ich nicht herausfinden, wann es durch das heutige ersetzt wurde.


Ein altes Foto ist auch dieses ;).


Es zeigt mich mit 18 Jahren an der Fontana del Nettuno. Die Piazza Navona gehörte immer schon zu meinen Lieblingsplätzen in Rom.

Eingangs erwähnte ich eine ebenfalls bei Giacomo della Porta in Auftrag gegebene Pferdetränke. Sie stand ursprünglich im Zentrum der Piazza Navona. Das bereits gezeigte Gemälde aus dem Palazzo Braschi ist das einzige Bild, das ich gefunden habe um diesen rund 70 Jahre dauernden Zustand zu illustrieren.


Zur Geschichte dieses von Giacomo della Porta für die Piazza Navona ausgesuchten Beckens kann ich Folgendes berichten: Es wurde 1579 bei Grabungen in der Via dei Leutari entdeckt und im gleichen Jahr durch della Porta an der Piazza Navona aufgestellt.

Als Gian Lorenzo Bernini im Auftrag von Papst Innozenz X. zwischen 1648 und 1651 den Vierströmebrunnen


im Zentrum der Piazza Navona errichtet, wurde die Tränke um ein paar Meter, in die Nähe der Fontana dei Calderai, versetzt. Man erkennt sie gut auf diesem Stich von Piranesi. Ein Reiter und sein Pferd stehen vor der kleinen rechteckigen Tränke zwischen Vierströmebrunnen und Fontana dei Calderai. Auch dort wurde die Tränke eines Tages entfernt. Das geschah zwischen 1870 und 1874, als der Neptunbrunnen seine heutige Gestalt erhielt. Das kleine römische Becken aus einem antiken Bad wurde vorübergehend in den “Semanzaio comunale di S. Sisto al Celio” gebracht und kam dann an einen neuen Standort im Giardino del Lago der Villa Borghese. Nun wurde aus der bescheidenen Pferdetränke ein richtiger Brunnen, geschmückt mit den vier Original-Masken della Portas von der Fontana dell Moro, die ja 1874 Kopien weichen mussten, wie wir bereits gesehen haben. Heute steht das alte Becken ohne weiteren Schmuck am Viale del Lago. Hier ein Foto.

Eine Maske schmückt einen anderen Brunnen (die Fontana delle Vittorie alate), mindestens eine weitere Maske (das Original, der im September durch einen Vandalenakt an der Fontana del Moro beschädigten Kopie), hoffentlich aber die restlichen drei, befinden sich in einem Depot des Museo Pietro Canonica di Villa Borghese, wo sie mit anderen Schätzen darauf warten der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht zu werden.
 
Fontana dei Calderari
oder
Fontana del Nettuno
1574


Das Becken aus Portasanta-Marmor, den der Steinmetz in den Ruinen des antiken Rom fand, hat die gleiche Form und die gleiche Grösse wie die Fontana del Moro. Der Brunnen führte aber zunächst einmal 300 Jahre ein Aschenputtel-Dasein im Vergleich zu seinem Zwilling am anderen Ende des Platzes.

Die Pläne della Portas hatten ursprünglich eine ähnliche Dekoration wie an der Fontana del Moro, mit Tritonen und Masken, vorgesehen. Die vier noch zur Verfügung stehenden Masken verwendete er selbst allerdings am Brunnen vor dem Pantheon und der Brunnen an der Piazza Navona blieb bis 1873 gänzlich ohne Skulpturenschmuck.
Normalerweise (so muss ich jedenfalls für mich selbst sagen; bin mir aber auch sicher, damit nicht allein zu sein ;) :~ ;)) betrachtet man ja die römischen Brunnen und ihren Figurenschmuck hauptsächlich unter dem Aspekt, ob sie einem gefallen oder nicht - macht sich aber wenig bis gar keine Gedanken darüber, seit wann sie so aussehen bzw. ob es früher einmal anders war und warum. Allein schon (aber selbstverständlich nicht nur) darin liegt ein ganz großes Plus von Simones schier unermüdlicher Brunnen-Recherche! :nod: :thumbup: :nod:

Nun wurde aus der bescheidenen Pferdetränke ein richtiger Brunnen, geschmückt mit den vier Original-Masken della Portas von der Fontana dell Moro, die ja 1874 Kopien weichen mussten, wie wir bereits gesehen haben.

Heute steht das alte Becken ohne weiteren Schmuck am Viale del Lago. Hier ein Foto.

Eine Maske schmückt einen anderen Brunnen (die Fontana delle Vittorie alate), mindestens eine weitere Maske (das Original, der im September durch einen Vandalenakt an der Fontana del Moro beschädigten Kopie), hoffentlich aber die restlichen drei, befinden sich in einem Depot des Museo Pietro Canonica di Villa Borghese.
Das Museum ist nicht zu verfehlen, wenn man nach meinem davor zu sehenden römischen Lieblings-Miet-Muli Ausschau hält:


Wollen wir hoffen, dass er ein lautes Iiiiii-aah hören lässt, wenn die dortigen Brunnen-Relikte eines Tages erneut gezeigt werden. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Normalerweise (so muss ich jedenfalls für mich selbst sagen; bin mir aber auch sicher, damit nicht allein zu sein ;) :~ ;)) betrachtet man ja die römischen Brunnen und ihren Figurenschmuck hauptsächlich unter dem Aspekt, ob sie einem gefallen oder nicht - macht sich aber wenig bis gar keine Gedanken darüber, seit wann sie so aussehen bzw. ob es früher einmal anders war und warum.

So erging es mir auch immer, bis ich mich aus Interesse an der Fontana del Mascherone auf dem Aventin näher mit diesem beschäftigte und so Giacomo della Porta als Brunnenbauer entdeckte.
Seither lässt mich die Faszination für die römischen Brunnen nicht mehr los.
Dass der Figurenschmuck der Fontana del Moro und der Fontana del Nettuno aus völlig unterschiedlichen Zeiten (16. und 19. Jh.) stammt, hätte ich nicht gedacht.

Das Museum ist nicht zu verfehlen, wenn man nach meinem davor zu sehenden römischen Lieblings-Miet-Muli Ausschau hält:



Wollen wir hoffen, dass er ein lautes Iiiiii-aah hören lässt, wenn die dortigen Brunnen-Relikte eines Tages erneut gezeigt werden. ;)

Zum Museo Pietro Canonica a Villa Borghese:
Dem Ruf Deines römischen Lieblings-Miet-Mulis würde ich zu gern folgen. ;) :thumbup: 8) Man wird sehen ...
 
Hallo Simone,
als ich im Urlaub war hast Du weiter an Deinen Brunnen-Berichten geschrieben. Eben habe ich Deine neusten Recherchen gelesen. Vielen Dank dafür. Ich bin nach wie vor darüber beeindruckt welch großes Wissen viele Mitglieder dieses Forums haben und über den Elan, dieses auch an anderen weiter zu geben. All die Mühen tragen dazu bei, dass uns Rom noch liebenswerter wird!

Herzlichen Gruß
Padre
 
Hallo Simone,
Eben habe ich Deine neusten Recherchen gelesen. Vielen Dank dafür.

Hallo, Padre,
es freut mich, dass die jüngsten Brunnen-Berichte bei Dir auf Interesse gestossen sind und bedanke mich herzlich für Deine freundlichen Zeilen.
Als nächsten Brunnen della Portas habe ich mir die Fontana della Terrina vorgenommen. Die benötigten Informationen habe ich alle zusammengetragen. Mit dem Verfassen des Beitrages wird es allerdings noch eine Weile dauern, leider.

Beste Grüsse
Simone
 
Liebe Simone,

auch ich kam nun dazu, Deine letzten Berichte nachzulesen, was ich wie immer mit viel Freude getan habe.
Besonders gefallen haben mir die verschiedenen (;)) alten Fotos des Neptunbrunnens. :nod:

Liebe Grüße

Angela
 
@ Angela und Ludovico

Vielen Dank für Euer Interesse, Lob und Rückmeldung. Leider komme ich im Augenblick nicht zum Schreiben des geplanten Beitrags über die Fontana della Terrina. Hingegen habe ich bei meinen Rom-Bildern von August 2011 dieses weitere Foto des Neptun-Brunnens gefunden:

 
Zuletzt bearbeitet:
Halo Simone,

Simone-Clio schrieb:
Leider komme ich im Augenblick nicht zum Schreiben des geplanten Beitrags über die Fontana della Terrina.

Lass Dir ruhig Zeit! Ich habe mich gefragt, über welchen Brunnen Du als nächstes berichten möchtest, da ich mit dem Namen nichts anfangen konnte. Das Netz hat mir Auskunft gegeben! Ich bin sehr gespannt auf Deinen Bereicht, da ich schon sehr oft an diesem doch etwas unscheinbaren Brunnen vorbeigegangen bin.

Herzlichen Gruß
Padre
 
Als nächsten Brunnen della Portas habe ich mir die Fontana della Terrina vorgenommen. Die benötigten Informationen habe ich alle zusammengetragen. Mit dem Verfassen des Beitrages wird es allerdings noch eine Weile dauern, leider.

Lass Dir ruhig Zeit! Ich habe mich gefragt, über welchen Brunnen Du als nächstes berichten möchtest, da ich mit dem Namen nichts anfangen konnte. Das Netz hat mir Auskunft gegeben! Ich bin sehr gespannt auf Deinen Bereicht, da ich schon sehr oft an diesem doch etwas unscheinbaren Brunnen vorbeigegangen bin.

Bücher und Notizen liegen neben mir, die Bilder sind hochgeladen.
Viele Wochen später als geplant mache ich mich jetzt an die (vergnügliche) Arbeit. Mal sehen, ob ich das Kapitel heute Abend fertigstellen kann.
 
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