Bericht: Der römische Schatz von Machtum, Moselgold - ein kaiserliches Geschenk

Simone-Clio

Augustus
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Am 25. September 2008 habe ich die ersten Hinweise auf die kommende Ausstellung

Der römische Schatz von Machtum, Moselgold-ein kaiserliches Geschenk
(10.10.2008 bis 18.1.2009)

entdeckt:



Bald darauf tauchten mehr Hinweise im Stadtbild auf:​




Nach diesem Hinweis von Claude, http://www.roma-antiqua.de/forum/rom_31/moselgold_ausstellung_in_luxemburg-6005/ mache ich mich mal daran einen Bericht über die wirklich prachtvolle Ausstellung zu schreiben, die ich bereits am 16. Oktober besucht habe.​

Die Ausstellung gliedert sich in folgende Abteilungen:
1. Die Entdeckung des Schatzes von Machtum
2. Der Schatz von Machtum
3. Weitere Schätze aus valentinianischer Zeit mit Goldmedaillons
4. Besiedlung Luxemburgs in der Spätantike
5. Die Kaiserresidenz von Trier
6. Münzen und Goldbarren
7. Largitio und Donativum
8. Weitere Schatzfunde
9. Der Besitzer des Goldschatzes von Machtum

*****​

1. Anfang April 1958 kamen bei Baggerarbeiten zur Kies-Sandgewinnung im Flussbett der Mosel, zwischen Ahn und Machtum, römische Goldmünzen zum Vorschein. Ein wahrer Goldrausch wurde ausgelöst. Während mehrerer Wochen wurden Kieshaufen von Sammlern durchwühlt, nachdem beschädigte Goldmünzen, die eine Siebanlage durchlaufen hatten, entdeckt worden waren. Sie waren als erstes einem Arbeiter an der Siebanlage aufgefallen. Man fand auch Münzen auf Baustellen und in neuem Strassenbelag!
Sammler aus der ganzen Gegend suchten sich die Münzen, die sich in der Hand von ahnungslosen Arbeitern und anderen Privatleuten befanden, anzueignen. Die drei Hauptsammler liessen das Gerücht kursieren, der Staat werde alle beschlagnahmen und so wurden viele Münzen an die Sammler verkauft und später auf Auktionen in Amsterdam und der Schweiz angeboten. Ein Teil gelangte bis nach Boston und Washington. So wurde der Schatz leider in alle Winde zerstreut.​

Der Staat wurde erst am 25.Juni 1958 durch einen Zeitungsartikel auf das Geschehen aufmerksam.
Bis 1968 befand sich keine einzige Münze des Schatzes in den Sammlungen des Musée national d'histoire et d'art. Momentan sollen es 80 sein.​

Erst 2008, aus Anlass des fünfzigjährigen Jubiläums der Entdeckung des Schatzes, konnte dieser, dank Aufkäufen und Leihgaben zu einem grossen Teil wieder zusammengestellt und durch vergleichbare Schätze in den Kontext der "largitio", des kaiserlichen Geschenks, gesetzt werden.​

2. Soweit ich mich erinnere, soll der Schatz aus 144 Münzen, darunter 79 Goldmünzen, sog. "solidi" bestehen (darunter extrem seltene Stücke). Ihr Gesamtgewicht beträgt 413 Gramm. Der Aufbewahrungsort von 46 dieser Münzen ist bekannt, aber es gibt immer noch verschollene Münzen.​

Der Schatz stellt ein beträchtliches Vermögen dar und gehörte wohl einem Offizier der römischen Armee mit 25 Jahren Dienstzeit. Die älteste Münze stammt aus dem Jahr 353 und zeigt Constantinus, den Sohn Kaiser Konstantins. Die jüngste stammt aus dem Jahr 376.​

Die Münzen sind Schenkungen aus der Zeit der valentinianischen Dynastie (der Kaiser Valentinian I., Valens und Gratian) und wurden aus Anlass von Thronjubiläen, militärischer Siege, Einzug des Kaisers in Trier... geprägt und verschenkt.​




3. In dieser Abteilung wird der Schatz von Poitou (F) vorgestellt. Er ist mit demjenigen aus Machtum der einzige seiner Art, der innerhalb der Grenzen des Römischen Reiches gefunden wurde.​

Weitere, ausserhalb der Grenzen des Reiches entdeckte Schätze folgen, z.B. aus Rumänien. Wundervolle Medaillons aus dem Besitz dreier gotischer Könige gehören dazu und wurden auch von diesen getragen. Diese Medaillons wurden germanischen Königen wahrscheinlich vom römischen Kaiser verliehen und galten als Symbol der Legitimation ihrer Herrschaft.​




Zu diesem Schatz, wie auch zu einem weiteren aus dem heutigen Polen, gehören auch Imitationen römischer Münzen. die durch Römer im Dienst der Barbaren gemacht wurden.​




Neben den Goldmünzen gibt es auch eine schöne Goldfibel, mit Edelsteinen (Onyx, Granat, Amethyst)und Glaspaste besetzt, aus Rebrin zu bewundern:​




4. In einer Abteilung über spätrömische Besiedlung Luxemburgs wird von schweren Verwüstungen durch Frankenüberfälle zwischen 353 und 355 im Umland von Trier berichtet. Nach diesen Überfällen erholte sich das römische Luxemburg erst ab 367 als Kaiser Valentinian I. Trier zur Kaiserresidenz erhob.​

Grabfunde aus Luxemburg (römisches Glas, Keramik...) zeugen vom Wiederaufleben der Region. Man stellt in dieser Zeit viel Militärpräsenz beiderseits der Mosel fest, galt es doch die Residenz in Trier sowie den Sommerpalast in Konz zu schützen.​

5. In dieser Abteilung über die Zeit der Kaiser Valentinian I. und seines Sohnes und Mitregenten Gratian, die als Wiederhersteller des Reiches gefeiert werden, geht es um Trier als Kaiserresidenz. Auch gibt es ein schönes Modell des Sommerplastes in Konz zu sehen (ähnlich wie dieses Bild):
http://www.saarchaeologie.de/galerie/plaene/konz-rekonstruktion-gross.JPG

Nach der konstantinischen Zeit erlebte Trier nun eine 2. Blüte​

6. Weiter geht es in der Ausstellung mit Informationen über Münzprägung in Trier. Trier war Hauptprägestätte um 370. Münzen von dort sind am "TR" (Treveris) zu erkennen. Tragen sie zusätzlich die Buchstaben "OB", handelt es sich um reines Gold. Viele der ausgestellten Münzen zeigen auch eine weibliche Gestalt, die Göttin Tellus, Symbol der Fruchtbarkeit und des Reichtums. Hier vier Fotos eines Goldbarren, wie sie in den Münzprägestätten gebraucht wurden:​





7. In der nächsten Abteilung geht es um "largitio" und "donativum".
Die "largitio" war eine festliche Zeremonie in der Kaiserresidenz, bei der es zur Verteilung von Geldgeschenken an Offiziere und Würdenträger kam.
Als persönliches Geschenk des Kaisers, auch "donativum" (Sonderzahlung) genannt, kamen nicht nur Münzen sondern auch Silberplatten-und schalen sowie Schmuckstücke(Fibeln, Ringe...) und Barren in Betracht.​



Links: Schale des Licinius I. (307-324)
Rechts: Schale seines Sohnes Licinius II. (317-324)
Solche Schalen wurden mit Goldmünzen darin überreicht.​





Silberschatz von Kaiseraugst (Augusta Raurica)
Solche Silberbarren und 5 Goldmünzen gab es z.B. wenn ein Kaiser den Thron bestieg.​

8. Weitere ausgestellte Schätze stammen z.B. aus Kaiseraugst (Augusta Raurica) (CH):​



Euticius-Platte
Solche Platten wiegen um die 4-8 kg.​


und Saint-Ouen-du Breuil (F):​




9. Im letzten Raum der Ausstellung geht es dann um die interessante Frage nach dem Besitzer des Goldschatzes von Machtum.​

Er war vermutlich germanischer Herkunft, Offizier im römischen Heer und erhielt in regelmässigen Abständen "donativa", also Geschenke des Kaisers. Seit 353 in der Armee, war er wohl zuerst im Osten stationniert und kam dann im Gefolge Valentinians I. nach Trier. Wahrscheinlich hat er sich in Feldzügen gegen die Alamannen hervorgetan und war seit 367 im Umfeld des Kaiser in Trier zu finden. Diese Nähe schlussfolgert man aus der Quantität der "donativa".​

Wie es zum Verlust des Schatzes in Friedenszeiten kam ist unklar:
war es ein tragischer Unfall auf der Mosel, z.B. ein Schiffsunfall bei Hochwasser oder versteckte er den Schatz am Ufer, als er noch einmal zu einem Feldzug gegen die Goten in den Osten aufbrach, von dem er nicht zurückkehrte? Könnte unser Schatzbesitzer in der Schlacht von Adrianopel am 9. August 378 umgekommen sein? Man wird es wohl nie erfahren!​

Die Unfalltheorie ist eher unwahrscheinlich, da sich bis zur Kanalistaion der Mosel an dieser Stelle eine Furt befand. Erst heutzutage beträgt der Wasserstand an dieser relativ schmalen Stelle der Mosel 2-3 m.​



 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo und Moin, Moin Simone!



VIELEN DANK

:thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup:

für den interessanten Bericht und die schönen Bilder

( das wäre eine Ausstellung nach meinem Geschmack )




Gruß - Asterixinchen :)
 
WOW :thumbup: - was für ein umfassender und fundierter Bericht mit vielen interessanten Bildern! :thumbup: :thumbup: :thumbup:
 
Na, dann gleich noch ein extra Kompliment obendrein dafür, wie geschickt du diese eingeschränkte Möglichkeit für den Bericht genutzt hast. :thumbup:
 
Vielen Dank für den prächtig illustrierten Bericht! Die Ausstellung wäre auch ganz nach meinem gusto. Aber ich fürchte, der Abstecher ist nicht "drin".

Viele Grüße
Claude
 
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