Vatikan/Papst: Der Papst und das verschwundene Mädchen


Emanuelas Bruder zufolge könnte Papst Johannes Paul II. in den Fall eingeweiht gewesen sein. Sechs Monate nach dem Verschwinden der 15-Jährigen habe das Kirchenoberhaupt die Familie des Mädchens besucht und von einem „Fall des internationalen Terrorismus“ gesprochen.
„Wenn er bereits die Wahrheit wusste, war dieser Satz die erste falsche Fährte in dieser Geschichte. Ich hatte immer den Eindruck, dass er an diesem Tag abwog zwischen der Wahrheit über das Verschwinden und dem Erscheinungsbild der Kirche. Er hat seine Wahl getroffen.“ Seither habe eisernes Schweigen im Vatikan geherrscht, klagt Orlandi.
Das habe sich lange auch unter Papst Franziskus nicht geändert. Kurz nach dessen Wahl auf den Stuhl Petri habe er Franziskus getroffen und auf seine Schwester angesprochen, berichtet Orlandi.
Er habe zu Franziskus gesagt, er hoffe, dass Emanuela noch am Leben sei. Der Papst habe nur gesagt: „Sie ist im Himmel.“ In diesem Augenblick habe er gewusst: „Er wusste mehr als wir.“
 
Mit knapper, aber konziser Rekonstruktion des Falles seit 1983​
Nach einem ersten Augenschein auf dem Friedhof „Campo Santo Teutonico“ glaubten die Mutter und der Bruder Emanuelas sowie die Anwältin der Familie bei den beschriebenen Grabplatten Spuren zu erkennen, die auf eine Öffnung der Gräber in jüngerer Zeit hinzudeuten schienen. Dass der Vatikan jemals auf den Antrag zur Öffnung der Gräber reagieren würde, glaubten die Hinterbliebenen und deren Anwältin nicht.
 
Geöffnet wird laut Dekret des Promotors das sogenannte „Grab des Engels“ der Sophie von Hohenlohe, dessen Grabmal einen Engel mit offenem Buch und der Inschrift „Requiescat in pace“ zeigt. Dies ist laut Anwalt der Orlandis das anonym angezeigte Grab. Um jedoch mögliche Missverständnisse auszuräumen, wird auch das benachbarte Grab der Charlotte von Mecklemburg, das einen ähnlichen Grabstein hat, geöffnet.
 
Weiss jemand, wann die Hohenloher und die Mecklenburger Prinzessin verstorben sind ? Seltsame Geschichte. Wenn auch weiterhin keine Spur von der vermissten Orlandi.
 
Ah habs gefunden. 1836 und 1840 sind die beiden Damen verstorben Dadurch wird's aber auch nicht erhellender
Gauki war schneller
 
Ziemlich mysteriös das Ganze. Wäre natürlich nicht unvorstellbar, dass es im Zuge der militärischen Auseinandersetzungen der 1860er und 70er Jahre zu Grabplünderungen gekommen sein könnte.....Aber warten wir mal die Ergebnisse der Archive ab.
 
Fragt sich halt wann die beiden Damen dort verschwunden sind.

Der kleine Sherlock Humbug in mir vermutet, dass man dort vielleicht vorsorglich "aufgeräumt" hat, damit man nicht das findet, was man sucht.
 
Der "giallo" (Krimi ;)) geht weiter:
Ah habs gefunden. 1836 und 1840 sind die beiden Damen verstorben Dadurch wird's aber auch nicht erhellender
Ziemlich mysteriös das Ganze. Wäre natürlich nicht unvorstellbar, dass es im Zuge der militärischen Auseinandersetzungen der 1860er und 70er Jahre zu Grabplünderungen gekommen sein könnte.....
Vielleicht darf ich - ohne zu sehr OT zu sein - hier noch etwas anfügen (wenn nicht passend, dann bitte in ein OT verschieben):

Prinzessin Sophie zu Hohenlohe – geb. 13.12.1758 als älteste Tochter des Fürsten Ludwig Leopold zu Hohenlohe-Bartenstein und der Gräfin Polyxene vom Limburg-Styrum, 1820 ließ sie sich in Rom nieder (und wohnte bis 1830 in der Via Fontanella Borghese 60), sie starb am 20.1.1836 und wurde am 23.1. auf dem CST beigesetzt.
Lt. Inschrift auf der Grabplatte ließ Prinz Gustav von Hohenlohe (später Kardinal und auch auf dem CST beerdigt) das Grabmal für seine verstorbene Verwandte 17 Jahre nach deren Tod errichten.
„... nach der Notiz des Totendgräbers wurde am 1.12.1853 der Grabstein gesetzt, nachdem vorher am 28.11. die Gebeine exhumiert und in einem kleinen Sarge wieder an der gleichen, nunmehr aber ausgemauerten Gruft beigesetzt worden waren.“
Bei der von Julius Troschel bereits 1842 geschaffenen Engelsfigur auf dem Grabmal hat sich der Prinz wahrscheinlich vom Grabmal der Charlotte Friederike von Mecklenburg-Schwerin inspirieren lassen.

Charlotte Friederike von Mecklenburg-Schwerin – geb. 4.12.1784, Tochter des Großherzogs Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin und der Prinzessin Luise von Sachsen-Gotha, verheiratet mit und wieder geschieden vom dänischen Kronprinzen Christian (später König), 1830 konvertiert zum katholischen Glauben und wohnhaft ab 1833 in Rom, u.a. in der Via del Corso 151, wo sie einen gutbesuchten Salon führte (und sich besonders der „dänischen“ Landsleute annahm).
„Sie starb nach langer Krankheit am 13.7.1840 in der Pfarrei S. Lorenzo in Lucina und wurde am 18.7. auf dem Friedhof in einem vierfachen Sarg beigesetzt.“
Ihr Sohn, der spätere König Friedrich VII., hatte dem Künstler Jens Adolf Jerichau (aus dem römischen Künstlerkreis um Thorwaldsen) den Auftrag gegeben, für das Grab seiner Mutter einen „Friedensengel“ zu gestalten. Er gilt als eines seiner besten Werke.
s. auch Charlotte Friederike zu Mecklenburg – Wikipedia

(Quelle und die Zitate aus: Der Campo Santo Teutonico in Rom und seine Grabdenkmäler, Albrecht Weiland, 1988)


Und aktuell dazu noch ein Interview mit P. Hagenkord von Vatican News
 
Danke, Pasquetta! Das ist doch keinesfalls OT, denn die Gräber der Prinzessinnen sind doch nun Teil des Falles und es interessiert, wer die waren.
(Bei dem Namen "Hohenlohe" musste ich gleich an die "Nonnen von Sant'Ambrogio" denken. Das war aber später.)

Gruß
tacitus
 
Ein paar visuelle Eindrücke von den gestrigen Aktivitäten rund um den CST:

Soviel Aufmerksamkeit für unsere "stille Oase im Trubel rund um den Petersdom" :eek: .
 
Der Chefredakteur von Vatican News hat die in den Medien kursierenden Spekultationen zurückgewiesen:
auf der italienischen Seite von Vatican News ist dazu ein kurzes Video mit Andrea Tornielli zu sehen:
Detto questo, la Magistratura vaticana ha stabilito di continuare degli accertamenti documentali riguardanti i lavori architettonici svolti nell’area cimiteriale e avvenuti in due fasi, l’ultima delle quali alla metà degli anni Sessanta con la costruzione del nuovo palazzo del Collegio Teutonico. Le tombe delle due principesse sono proprio a ridosso del muro portante di questa costruzione, e dunque è plausibile che scavando le fondamenta si siano svuotate dei resti ancora esistenti per spostarli altrove.
Meiner Meinung nach könnte hier gut der Schlüsssel zu den "leeren Gräbern" liegen: Mitte der 60er Jahre wurde im CST gebaut (der Palazzo in dem sich das Kolleg befindet, dessen Eingang dirket bei den beiden Gräbern ist). Es ist leicht möglich, dass dabei die Gebeine anderweitig untergebracht wurden und - ich möchte natürlich niemand zu nahe treten ;) - mangels genauer Archivierung so manches vergessen oder "verlegt" wurde. Beispiele dazu gibt es ja einige (vatikanmäßig denke ich dabei an das berühmte Holzkistchen aus dem Petrusgrab und den CST betreffend die diversen Kunstwerke die "abhanden" kamen (u.a. kann man dazu auch in "Orte der Zuflucht und personeller Netzwerke" lesen)). Also ist es gut, wenn weitere Untersuchungen/Dokumentenüberprüfungen stattfinden um das Rätsel der leeren Gräber zu lösen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und wieder eine neue Entwicklung!


Nachdem die Suche nach der vor 36 Jahren verschwundenen Tochter eines Vatikan-Angestellten, Emanuela Orlandi, auf einem deutschen Pilgerfriedhof in Rom am Donnerstag ergebnislos geblieben war, hat der Vatikan eine Kontrolle auf dem Gelände durchgeführt. Dabei wurden zwei Beinhäuser entdeckt. Diese wurden versiegelt, die Knochen sollen jetzt untersucht werden, wie der Vatikan mitteilte.


Entsprechend hätten weitere Untersuchungen zur Identifikation von zwei Beinhäusern unterhalb des Päpstlichen Deutschen Priesterkollegs geführt, die mit einer Falltür verschlossen seien, so erklärte Gisotti weiter.


Der Vatikan kündigt für die Suche nach der vor 36 Jahren spurlos verschwundenen Vatikanbürgerin Emanuela Orlandi neue Untersuchungen an. Sie betreffen Knochen aus zwei Beinhäusern unter dem Boden des Priesterkollegs am Campo Santo Teutonico im Vatikan, wie Vatikansprecher Alessandro Gisotti (Samstag) mitteilte. Die Inhalte seien sofort versiegelt worden, um ab kommenden Samstag von Gutachtern untersucht zu werden. Dies geschehe unter Aufsicht der vatikanischen Gendarmerie und in Anwesenheit des von der Familie Orlandi bestellten Genetikers.

Vgl.: Caso Orlandi, nuovi accertamenti su due ossari al Teutonico - Vatican News
 
Die Bildzeitung weiß noch dies zu berichten:


Pietro Orlandi soll gesagt haben:

„Ein paar Tage vor dem Öffnen dieser Gräber rief mich Chaouqui an und sagte: ,Jetzt öffnen Sie diese Gräber, aber Sie müssen wissen, Sie werden weder Überreste von Emanuela noch von anderen finden. Sie finden zwei völlig leere Gräber.“ Pietro machte deutlich, dass er eine Erklärung dafür verlange, wie Chaouqui das wissen konnte.
 
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