Bericht: Das Pompejanum in Aschaffenburg

Pasquetta

Magnus
Stammrömer
Hier ist er

ein attraktiver, gebildeter und kunstbegeisterter Mann; als bayerischer Kronprinz heiratete er am 12. Oktober 1810 Therese von Sachsen-Hildburghausen
und damit verdanken wir ihm sozusagen das Oktoberfest, das dieses Jahr nach der coronabedingten Pause wieder auf der Theresienwiese – benannt nach der Kronprinzessin - stattfinden kann. Zum Abschluß der fünftägigen Festlichkeiten wurden Pferderennen auf der „Wiesn“ abgehalten, „seitwärts der Straße, die nach Italien führt“.
Im darauffolgenden Jahr wurde das Fest wiederholt, es kam die Landwirtschafts-Ausstellung dazu … und es wuchs und wuchs, bis es sich zum heute größten Volksfest der Welt entwickelte.

Ludwig hatte sich zwar nicht nach der Krone gedrängt, aber dann doch von 1825 bis 1848 als bayerischer König regierte. Er hatte Zeit seines Lebens viele Affären, auch nachdem er Therese geheiratet hatte. Mätressen waren in den Herrscherhäusern nichts Ungewöhnliches und Therese wird das gewußt haben. Trotz allem liebte sie ihren Mann, hatte 9 Kinder mit ihm und war ihm eine wichtige Ratgeberin, so wie auch er ihr immer zugetan war. Aber seine leidenschaftliche Affäre mit der Tänzerin Lola Montez löste letztendlich eine innenpolitische Krise aus, so dass ihm nur der Verzicht auf den Thron blieb und er abdankte.

Ludwig entwickelt bereits während seiner Studienzeit eine besondere Liebe zur Antike. 1804 reiste der damals 18-jährige Prinz das erstemal nach Italien. Nach Besichtungstouren in Venedig und Rom
folgten Neapel und die antiken Grabungsstätten am Vesuv. Auf diesen Reisen entstanden seine Pläne für die der Antike nachgebauten Gebäude und Plätze (z.B. Walhalla → Poseidon-Tempel von Paestum, Pompejanum in Aschaffenburg → Casa dei Disoscuri, Glyptothek und Ludwigstraße mit Feldherrnhalle und Siegestor in München).
Und so ist es Ludwigs Antikenbegeisterung zu verdanken, dass der Eindruck entstand, „Bayern gehörte zu Italien“.

Wie heißt es so schön im informativen, amtlichen Führer der Bayerischen Schlösserverwaltung:
Wie ein Traum von Italien erhebt sich über einem Weinberg am Ufer des Mains das Pompejanum, die Nachbildung eines altrömischen Wohnhauses.

Das Pompejanum in Aschaffenburg

Angeregt durch die Ausgrabungen in Pompeji


und dem dort gesehenen, schnellen Verfall der farbenprächtigen, antiken Wandmalereien in den pompejanischen Häusern ließ König Ludwig I. von Bayern in den Jahren 1840–1848 durch den Hofarchitekten Friedrich von Gärtner das Pompejanum als weitgehend getreue Nachbildung des 1828/29 ausgegraben Hauses der Dioskuren (Casa dei Dioscuri) in Pompeji errichten. Und zwar nicht als Villa für sich selbst, sondern um „ jedem Freunde des klassischen Altertums, ohne ihm eine kostspielige Reise nach dem fernen Pompeji aufzuerlegen, Gelegenheit geben …, sich mit Plan, Aufbau und Ausstattung des antik-römischen Wohnhauses vertraut zu machen“ und „um dem deutschen Volke zu zeigen, wie die Römer lebten“.

Am Hochufer des Mains fand Ludwig I. sein „bayerisches Nizza“, hier sollte eine „klassische mediterrane Ideallandschaft“ für das Pompejanum entstehen: schlichte Architektur inmitten von südlicher Flora, wie Feigen, Mandelbäume, Kiefern, darunter die Araukarie, und andere südländische Gewächse.


Auch ein kleiner Weinberg wurde am Hang zum Main hinab angelegt, dessen Trauben (nach der Rodung der überalterten Ortega-Reben wurden edle Riesling-Reben gepflanzt) den geringen aber feinen Ertrag für den „Pompejaner“ liefern, der traditinell nur bei Empfängen der Stadt ausgeschenkt oder zu besonderen Anlässen überreicht wird.

„Pompeji-rote“ Sockel und maisgelbe Fassade mit gemalter Struktur, die an große Steinblöcke denken lässt - so präsentiert sich nun das Gebäude, das der Casa dei Dioscuri in Pompeji nachgebaut und wie dieses im Inneren reich mit Fresken, Stuck und Marmorböden ausgestattet wurde. Abweichend vom Vorbild in Pomeji gibt es hier allerdings einen zweiten Stock mit einem Belvedere und einer Außentreppe, sozusugen als Zugeständis zur schönen Lage am Main.

Das Pompejanum wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt. Nach Kriegsende fanden nur notdürftige Sicherungsmaßnahmen statt und erst ab 1960 stand genügend Geld zur Verfügung, um die zerstörten Teile des Gebäudes im Rohbau zu rekonstruieren. Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten, die in mehreren Phasen abliefen, konnte am 24.8.1994 – auf den Tag genau 1915 Jahre nach der Zerstörung Pompejis durch den Ausbruch des Vesuv – das Erdgeschoss des Pompejanums wieder feierlich eröffnet und zusammen mit den römischen Kunstwerken (zum Teil aus der Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek München) bewundert werden. Ab 1995 wurden auch die fünf Räume im Obergeschoss, vor allem die Wandmalereien und die Farbfassungen der Kassettendecken, restauriert, rekonstruiert oder ergänzt. Seit Juli 2002 sind nun auch diese Schauräume für die Besucher zugänglich.

Nur wenig von der früheren Ausstattung hatte den Krieg überstanden, wie z.B. die Bronzefigur im Wasserbecken und einige Küchengeräte. Vielleicht wurde auch manches nicht zerstört, sondern „ausgeführt“, so wie die kürzlich in Texas wieder aufgetauchte römische Marmorbüste. ;) Allerdings war schon im 19. Jh. die Einrichtung unvollständig gewesen, da nach dem Tod von Ludwig I. die Fertigstellung des Hauses nicht mehr betrieben wurde.


Die Wohngebäude – auch bescheidene – in Pompeji waren meist nach dem gleichen Grundprinzip erbaut. Da sie nach außen fast fensterlos waren, erhielten die Räume Licht durch die Innenhöfe. Und so betreten auch wir das Pompejanum durch das Vestibulum, die kleine „Vorhalle“, erstehen in der ehemaligen Cella des Atriumswächters unser Eintrittsbillet


und gelangen in das Atrium, den nach oben offenen (heute mit einem Glasdach versehenen) Innenhof.


Zwölf dorische Säulen stehen um das Wasserbecken, das die oben erwähnte bronzene Brunnenfigur eines kleinen Fauns (Abguss einer Figur aus Pompeji) ziert. Im Becken des Atrium wurde ursprünglich das Regenwasser aufgefangen, in die unteriridische Zisterne geleitet und dort gespeichert.


Da das Atrium in Pompeji auch ein wichtiger Repräsentationsraum war, wurde es mit Büsten von bedeutenden Personen geschmückt. Auch im Pompejanum hat man solche (als Abgüsse) aufgestellt.


Die ala, ein offener Nebenraum zum Atrium, diente oft als Bereich, wo man repräsentativen „Hausrat“ aufstellte, den Kultschrein oder die Ahnenbildnisse des Hausherren. Heute steht hier ein tanzender Satyr.


Um den Innenhof sind Empfangsräume und Gästezimmer, die Cubicula, angeordnet, die Küche und zwei Speisezimmer. Bei der prachtvollen Ausmalung der Innenräume und den schönen Mosaikfußböden wurde nach antiken Vorbildern gearbeitet. In den Repräsentationsräumen sind römische Porträtbildnisse, Statuen und dekorative Marmorwerke aufgestellt.


Das erste „Gästezimmer“ ist als Dokumentaitonsraum eingerichtet. Man hat die Kriegsschäden gelassen und die Putzreste und Wandmalereien nur gereinigt. In der Vitrine sind Fragmente von originaler pompejanischer Wandmalerei aber auch bei Ausgrabungen im 18. Jh. gefälschte antike Reste ausgestellt.


Damals wurden im Museum in Neapel abgelöste Teile der Wandmalereien auch wie richtige Bilder gerahmt.


Das Relief von einem Grabbau verweist auf den Beruf des Verstorbenen, der vermutlich ein Weinhändler war und seine Ware auch auf Schiffen in entferntere Regionen transportierte. (2. Jh.n.Chr.)


In einem Cubiculum, ein Raum, der meist als Schlafgemach genutzt wurde, steht ein reich verzierter Marmoraltar aus der Zeit des Augustus (1. Jh.n.Chr.), dem Gott Merkur geweiht, und vermutlich aus einer vornehmen Villa in Rom. Altäre gehörten zur Ausstattung eines römischen Hauses, denn es war üblich, dass der Hausherr einer Gottheit bei Gebetszeremonien ein Opfer darbrachte, z. B. Wein, Obst oder den Teil einer Speise (aber das natürlich nicht im Cubiculum).


Im anderen „Gästeschlafzimmer“ befinden sich eine Statue des Herkules (römisch, 2. Jh. n.Chr., nach griechischem Vorbild, Beine und Arme im 18. Jh. teilweise ergänzt)


und ein Relief von einem Herkulessarkophag (2. Jh.n.Chr.): der Held zieht den dreiköpfigen Cerberus aus der Unterwelt.


Die Wandmalereien sind nur noch als Bruchstücke erhalten. Man hat sie ganz bewußt nicht ergänzt, um an die schweren Kriegsschäden von 1944/45 zu erinnern und auch an die Ausgrabungen in Pompeji.

Gegenüber beim offenen Seitenraum des Atriums befinden sich noch zwei Cubicula. In einem ist die Statue der Göttin Fortuna, „Garantin des häuslichen Glücks“, ausgestellt, ein römisches Werk, 1.Jh.n.Chr.


Das andere Cubiculum wurde früher als Schlafzimmer des Hausherren angenommen. Dieser Raum war völlig zerstört, auch fand man davon keine Abbildungen mehr. Erst in der letzten Phase der Überlegungen, das Pomejanum als Museum zu renovieren, wurde entschieden, diesen Raum in „freier Form“ zu rekonstruieren. Ausgestellt dort ist eine römische Marmorstatue des Bacchus, „Gott des Weines“, der sogenannte Dionysos Braschi aus der Glyptothek München.


Wieder auf der anderen Seite des Atriums: Das Sacrarium, der Raum für Hausandachten, ist fein ausgemalt und mit kleinen Ausstellungsgegenständen bestückt. Warum immer ich dort kein Foto gemacht habe ... :confused: - hier eine Abbildung aus dem www.




Ein sogenanntes Aerarium, einen Schatzraum, hatte ein römisches Privathaus nicht. Geld und Wertschätze wurden meist in festverankerten Truhen irgendwo im Haus aufbewahrt.


Die „Schatzkammer“ hier hat trotz Nachkriegsschäden noch einige schöne Wandmalereien vorzuweisen (hier etwas unscharf :oops:): Amor und Venus (links), diesmal nicht mit Pfeil und Bogen, sondern mit der Angel, und Narziss an der Quelle.
Die hier aufgestellte marmorne Aschenurne, schön mit Akanthusblättern verziert, stammt aus Rom (1. Jh.n.Chr.) Die ursprünglich aufgemalte Inschrift ersetzte man um 1800 mit einer neuen, eingravierten – und das nicht fehlerfrei, so sattelfest in Latein war der damalige Steinmetz nicht.


Ende 1. Teil - Fortsetzung folgt hier. :)
 
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Sehr interessante Lokal-/ Regionalgeschichte. Mit weitreichenden Folgen bis in unsere Tage. Theresienwiese mit Oktoberfest, der sehr interessante Pompeijanische Nachbau, als Bildungsstätte für das deutsche Volk...da sei dem Herrn das Techtelmechtel mit der Lola Montez gegönnt, auch wenn die Affäre eine grössere Staatskrise nach sich zog. Aber auch Lola Montez bleibt uns erhalten: kulinarisch als äusserst wohlschmeckender Käse. :cool:
 
Danke für die Rückmeldung schon inmitten der "Baustelle", diese ist nun fürs Erste aufgehoben.
Aber auch Lola Montez bleibt uns erhalten: kulinarisch als äusserst wohlschmeckender Käse. :cool:
Interessant, diesen Käse kenne ich nicht, könnte es sich evtl. um ein Produkt von Ca'n Montes handeln?

Erste Baustelle ist aufgehoben, ich teile den Bericht und lade später zur weiteren Besichtigung des Pompajanum ein.
 
nteressant, diesen Käse kenne ich nicht, könnte es sich evtl. um ein Produkt von Ca'n Montes handeln?
Das war jetzt nicht leicht zu finden....Es ist ein lecker Allgäuer Rahmkäse mit Alpenblüten bedeckt. Vielleicht wird er nur im Ausland als Lola Montes gehandelt, weil allgäuer Blütenzauber kaum einem Nichtgermanen über die Zunge geht, als Wort....als Käse schon. :D


Wenn das nun zu OT ist, kann der Lola Montes Käse gerne verschoben werden.
 
Es ist ein lecker Allgäuer Rahmkäse mit Alpenblüten bedeckt. Vielleicht wird er nur im Ausland als Lola Montes gehandelt, ...
Allgäuer Blütenkäse kennen wir hier auch, also werde ich beim nächsten Mal genießen an Lola Montez denken ;) :D.
Wenn das nun zu OT ist, kann der Lola Montes Käse gerne verschoben werden.
Nicht nötig, im Pompejanum steht als Nächstes sowieso die Küche auf der Liste. ;)
 
@Pasquetta
Vielen Dank für diesen unfangreichen Bericht. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.
@Nihil
Das mit dem Käse war mir neu. Auch bei uns kennt man ihn "nur" als Allgäuer Blütenkäse.
 
Vielen Dank für euer Interesse und eure Rückmeldungen :) und hier nun die Fortsetzung des Rundgangs durch das Pompejanum in Aschaffenburg.


Die Culina in pompejanischen Häusern war für gewöhnlich klein und nur sparsam eingerichtet. Der Herd wurde auf der gemauerten Herdfläche offen befeuert. Auf der Glut standen die eisernen Dreifüsse und darauf wurde in den kupfernen Töpfen und Pfannen gekocht.


Die Küche im Pompejanum ist eine idealisierte Rekonstruktion einer römischen Culina. Zwar ist die gemauerte Herdstelle für das offenes Feuer korrekt nachgebildet, aber einen eingebauten Kamin gab es in einer römischen Küche nicht. Der Rauch musste durch ein Loch in der Wand oder ein offenes Fenster abgeleitet werden, entsprechend verräuchert war eine römische Küche.
In der Küche des Pompejanum befinden sich zeittypische Haushaltsgegenstände. Die Küchengeräte aus Bronze sind Kopien nach Fundstücken in Pompeji und Herculaneum. König Ludwig I. ließ sie durch den Bronzegießer Wilhelm Hopfgarten in Rom anfertigen, die Amphoren aus unglasiertem Ton für Wein und Öl sind römische Originale.

Von der Küche zu den Speiseräumen. Da ist das Wintertriclinium, mit den drei (darum: Tri-clinium) Klinen, auf denen man ausgestreckt und auf Kissen gestützt die Mahlzeiten zu sich nahm – d.h. der Mann lagerte auf der Kline, während die Frau saß und die Bediensteten sie und die Gäste bedienten. Nach der Hauptmahlzeit wurde den häuslichen Schutzgottheiten geopfert.

Die sofaähnlichen Liegen und der Tisch sind natürlich Nachbauten aus der heutigen Zeit. Auch von der ursprünglichen figürlichen Ausmalung der Wände hat sich nicht viel erhalten. (Joseph Schlotthauer, der Maler, hatte manche Figuren von der Wand der Casa dei Dioscuri in Pompeji direkt abgepaust oder nach Vorbildern aus dem Herculaneum gearbeitet.) Das gut erkennbare Fresko neben der Tür dürfte die Darstellung der Geschichte um den jungen Bacchus sein, den sein Lehrer Silenus und die Nymphen erzogen haben.


Auf den schwarzen Bildstreifen über dem blauen Wandfeld erkennt man gut das Stilleben mit verschiedenen Speise- und Trinkgefäßen, die auf die Funktion dieses Raumes hinweisen. Vom originalen Fußbodenmosaik ist das Ornament in der Raummitte erhalten.

Beim Hausgarten liegt das zweite Speisezimmer, das Sommertriclinium, prachtvoll ausgestattet mit Stuckmarmor und wieder drei Klinen und einem Tischchen.

Als Ausstellungsstücke hat man hier ein römisches Prunkbecken aufgestellt (ursprünglich aus einem einzigen Marmorblock gefertigt, nun zusammengesetzt aus den Bruchstücken) und zwei prächtige originale Marmorkandelaber. Den Luxus solcher großen Kandelaber aus Marmor kannte man in einem pomejanischen Haus nicht. Sie dienten weniger der Beleuchtung, sie waren eher dekorative Prestigestücke, die auch im Garten aufgestellt wurden, und auf denen auch Weihrauch verbrannt wurde. - Man beachte auch den wunderschönen Mosaikboden, dessen Fehlstellen im Zuge der Restaurierung ergänzt wurden.


Gut nachgeahmt, in Stuckmarmor, wurde auch der Wandschmuck mit den großen, mit einem Ornamentenband verzierten „Marmor“-Feldern, die dem Raum nicht nur eine noble, sondern auch eine „kühle“ Ausstrahlung gaben, was in der sommerlichen Hitze des Südens sicherlich willkommen war. Das gut erhaltene „Mikromosaik-Bild“ mit zwei opfernden Frauen zwischen zwei kahlen Bäumen und dem schönen Weinlaub als Rahmen, kommt aus Rom. Es wurde in der päpstlichen Mosaikwerkstatt aus sehr kleinen Mosaiksteinchen (Mikromosaik) angefertigt und stammt noch aus der Bauzeit des Pompejanum.

Zum Speisen in solch repräsentativem Rahmen gehören natürlich auch besonderes Geschirr und Gläser.


Vitrine mit antiken Tongefäßen (rechts oben → reliefverzierte Gefäße mit Hilfe von Modeln hergestellt, 1. Jh.n.Chr.; in der Mitte → Keramik aus Rheinzabern 150-250 n.Chr.; unten → Vorratstöpfe und Gefäße zum täglichen Gebrauch)


Vitrine mit antiken Glasgefäßen (1. Jh. v.Chr. bis 4. Jh. n.Chr.)​

Und das alles kostete sicherlich reichlich „römische Münzen“.


Wenn man sich dann von den Liegesofas erhoben hatte, musste man vielleicht noch ein bestimmtes Örtchen aufgesucht... Ja, auch eine neue „antike Latrina“ darf nicht fehlen.

Die Römer kannten kein Toilettenpapierproblem, ein nasses Schwämmchen auf einen kleinen Stab gesteckt … :rolleyes: ;) .


Von der Säulenhalle aus gelangt man in das Viridarium, den Hausgarten.


Im Pompejanum ist zu sehen, dass sich die Bewohner „kleinerer Villen“ - wie die Casa dei Dioscuri eines war - auf engem Raum zu helfen wussten. Im kleinen Hausgarten der Villa ist, neben der Bepflanzung mit blühenden und südländischen Gewächsen, die Rückwand nach pompejanischem Vorbild mit prächtigen Dekorationen ausgemalt. Springbrunnen, Vögel, Bäume und blühende Sträuchern täuschen eine ideale Gartenlandschaft vor und vergrößern den Garten optisch, so dass man das Gefühl hat, in eine weite Landschaft zu blicken. Die Aussicht auf eine Meeresbucht gab es im antiken Gartenfresken jedoch nicht. Der Münchner Landschaftsmaler Emil Theodor Richter schuf 1850 das Gemälde für das Viridarium, das 1992 von Klaus Staps neu gemalt wurde.

Mit Blick auf den Hausgarten ist z.Zt. - und noch bis 30.10.2022 - Monika Hubers Video Passing the Garden zu sehen.
Die römisch-antiken Fresken der Villa di Livia im Museo Nazionale Romano bilden das Grundmotiv für das Video PASSING THE GARDEN von Monika Huber. Diese über zweitausend Jahre alten Wandmalereien zeigen einen illusionistischen Gartenraum. Umgeben von Mauer und Zaun ist ein antiker Paradiesgarten, ein hortus conclusus, abgebildet. ...
Die Künstlerin Monika Huber hat Foto-, Videoaufnahmen und Zeichnungen der antiken Fresken mit Fotografien und Videos von intakter und zerstörter Natur ineinander verwoben. … Monika Huber möchte mit ihrem Video die Fragilität und Verletzbarkeit der Natur in unserer Zeit des Klimawandels mit den zu erwartenden gravierenden Veränderungen für uns Menschen und unsere Umwelt. Wünschenswert wäre eine nur annähernde Wertschätzung der Natur wie sie im antiken paradiesischen Gartenbild anklingt
Viele der Foristi kennen ja die wunderbaren Fresken aus der Villa di Livia im Museo Nazionale Romano, wie z.B. diese:


Da ich nicht sicher bin, ob man Fotos von Monika Hubers Video einstellen darf, verweise ich lieber auf die offizielle Seite mit vielen schönen Bildern dazu. Passing the Garden - Sonderausstellung

Nachtrag: Der faszinierte Blick auf das Video von Monika Huber hat mich ganz vergessen lassen, den daneben - im Vorraum des Sommertriclinium zum Hofgarten hin - ausgestellten, sich an seinem Weinschlauch festhaltenden "trunkenen Satyr" zu fotografieren. Hier ein Bild davon:

Fortsetzung bzw. Abschluß des Rundgangs folgt hier
 
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Liebe Pasquetta,
vielen Dank für diesen reich bebilderten Bericht. Du hast uns zu einem wunderschönen Kleinod (bzw nein, so klein ist das nicht) in Deutschland mitgenommen.
Meine Romitis ist wieder stark ausgebrochen!
 
Fortsetzung des Rundgangs durch das Pomejanum in Aschaffenburg am schönen Main.

Die Bayerische Schlösserverwaltung und die Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek eröffneten im Juli 2002 das frisch restaurierte Obergeschoss des Pompejanum und so sind nach vielen Jahren der Restaurierungsarbeiten auch diese Räume für die Öffentlichkeit zugänglich.
Die Loggia, die Pergola, die beiden Cubicula (Eltern- und Kinderschlafzimmer) und die Cella (Kinderzimmer) - „erstrahlten“ nun in „neuem Glanz“. Die noch erhaltenen Wandmalereien und Farbfassungen der Kassettendecken waren restauriert worden, fehlendes an den Fassungen der Kassetten ergänzt und farblich rekonstruiert. Das sogenannte „Zimmer der Hausfrau“ wurde zunächst bei den Restaurierungsarbeiten ausgelassen, weil es mit den Kriegsschäden als nicht wiederherstellbar gegolten hat. Die Arbeiten an diesen Raum begannen erst 2007 und dauerten zwei Jahre. Große Teile der Wände sind grau - dort, wo die Artilleriegeschosse den bemalten Putz zerstört hatten. Seit 2009 kann nun das „Zimmer der Hausfrau“ für Sonderausstellungen genutzt werden.

Die Loggia ist durch den eingebauten Treppenaufgang und durch die Kriegsschäden nicht mehr im ursprünglichen Zustand. In Vitrinen hier und der Pergola werden Fundstücke gezeigt z.B.

Glasurne mit Resten des Totenbrandes, aus Vaucluse bei Avignon
und auch eine Vielzahl von Öllampen aus Ton, die zur Beleuchtung eines antiken Hauses dienten, wie diese hier.


Die Pergola und die angrenzenden Räume sind frei von Einbauten. Vitrinen mit Ausstellungsstücken wurden in die Türöffnungen gestellt, so dass man zwar die Räume nicht betreten kann, die farbenprächtigen Wandmalereien dennoch betrachten kann. Dem privaten Bereich des Hauses entsprechend sind in den Vitrinen die unterschiedlichsten Gegenstände des antiken Haushaltes ausgestellt (hier zu sehen: Ölflasche und Schaber, Parfümfläschen, Schmuck und Spielsteine, ect.).


Cubiculum als Elternschlafzimmer: aufgrund der aufwändigen Wandmalereien und der Thematik der Bilder als solches eingeordnet. Die Bilder sind noch recht gut erhalten, gut zu erkennen → von links „das Urteil des Paris“, „Paris und Helena“ und „Odysseus und Penelope“ (nach Vorbildern aus Pompeji)


Cubiculum als Kinderschlafzimmer: bemalt nach Vorbildern aus Pompeji und Herculaneum, gut erhalten die geflügelen Genien im Blütenkranz, die kleinen Schutzgötter, die vielleicht über die Kinder des Hauses wachen sollten. Die drei schwarzgrundigen Volutenkrater stammen aus Italien, 19. Jh.

Im repräsentativen, großen „Zimmer der Hausfrau“ ist z.Zt., und noch bis 31.Oktober 2022, zu sehen, „wie die Römer ihren Tisch deckten“.

"Terra Sigillata" - reich verziert mit Gestalten aus der Mythologie bis hin zu christlichen Motiven, Abbildungen von Gladiatorenkämpfen oder Wagenrennen (diese waren damals in Afrika sehr beliebt, darum findet sich dieses Motiv oft auf Keramikgeschirr dieser Zeit)


und vieles mehr

man beachte hier links eine "Wärmeflasche" :cool:


zeigt die Ausstellung Von Zirkus bis Apostel - Tafelgeschirr aus der Sammlung K. Wilhelm.

In den römischen Provinzen Africa Proconsularis und Byzacena, dem heutigen Tunesien, konnten in darauf spezialisierten Werkstätten Keramiken in großer Stückzahl hergestellt werden, so dass das rotglänzende Tafelgeschirr fast für jeden, aber bestimmt für die Mittelschicht der Römer erschwinglich war. Es war von guter Qualität und ahmte in der Form das Geschirr aus Glas und Silber nach, das sich nur die Reichen leisten konnten.
Auch hier der Hinweis auf die offizielle Seite zur Ausstellung mit weiteren Abbildungen.

Die im Pompejanum, das von den Staatlichen Antikensammlungen und der Glyptothek in München als Zweigmuseum betreut wird, gezeigten antiken Kunstwerke stammen zum größten Teil aus diesen Einrichtugnen. Neben römischen Marmorskulpturen, Kleinbronzen und Gläsern zählen zwei Götterthrone aus Marmor zu den wertvollsten Ausstellungsstücken.


Sie sind im Tablinium, dem Empfangsraum hinter dem Atrium aufgestellt, wo der Hausherr seine Gäste, Klienten und auch die Bittsteller empfing. Er saß dabei sicherlich nicht auf so einem prächtigen Sitzmöbel wie diese Marmorthrone, die in Heiligtümern und Theatern aufgestellt waren.


Leider habe ich diese Götterthrone nicht richtig aufs Foto gebannt, also ein weiterer Grund, nochmal im Pomejanum vorbei zu schauen. Spätestens dann, wenn die so spektakulär wieder aufgetauchte Büste des (vermutlich) Sextus Pompeius zu bewundern ist. Noch ist sie bis Ende Mai 2023 im Museum of Art in San Antonio ausgestellt. Laut Auskunft im Pomejanum soll sie dann in München den Restauratoren der Antikensammlung vorgestellt werden, bevor sie wieder – vermutlich erst 2024 – in ihr „altes Zuhause“ zurückkehrt.
(zum Hintergrund s. z.B. hier oder natürlich auch im Forum ;) hier)

Ein Spaziergang zum hübschen Frühstückstempel - ein Pavillon, der 1782 auf dem Grauen Stein erbaut wurde und sicher ein angenehmer Platz mit Ausblick auf den Main für das fürstliche "Frühstück" war - beendet den Besuch auf dem Pompejanumfelsen.

 
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