Das hält doch kein Pferd aus!

Gaukler

Caesar
Stammrömer
Gestern Nachmittag an der spanischen Treppe ist mal wieder (nach einem gleichen Vorfall im August 2008 an der Via Veneto) einer jener bedauernswerten Droschken-Gäule :cry: :frown: :cry: ohnmächtig vor Hitze, bei einem Thermometer-Stand um die 40 Grad, auf dem Straßenpflaster zusammengebrochen: Cavallo sviene per caldo a piazza di Spagna lite fra turisti e vetturino della botticella - Corriere Roma

Dass der Droschkenkutscher versuchte, es mit rüder Behandlung zum Aufstehen zu bewegen, trug ihm einen heftigen Streit (der Corriere schreibt: "am Rande einer Schlägerei") mit den Umstehenden ein.

Währenddessen hat das arme Pferd, unverletzt zum Glück, sich wieder aufgerappelt - wurde aber von den Tierärzten (einer von der Comune di Roma, einer von den Carabinieri) für einige Tage krank geschrieben. Es darf nun erst dann wieder eingesetzt werden, wenn diese beiden Veterinäre bei einer Visite im Pferdestall ihr Okay dazu geben.

Alle diese armen Biester vor den römischen Droschken tun mir so leid! :cry:

Übrigens zum von mir gewählten Unter-Forum: Doch, auch dies ist "Unterwegs in Rom" - leider! Es wäre zu wünschen, dass sich das ändern würde ... aber realistisch ist ein solcher Wunsch wohl kaum :uhoh: - so lange noch Touristen mit diesen Droschken fahren wollen. :~
 
Unterwegs in Rom - koste es, was es wolle ...

Dank an die Tierärzte, die das Pferd krankgeschrieben haben. Hoffentlich bis zum Ende der Sommerhitze. Ich habe schon im Juni die armen Fiakergäule in Wien bedauert, die bei 34° die Touristen durch die Stadt karren mußten. Und das waren noch 6° weniger. Das ist Tierquälerei und sollte verboten werden. Schade, dass die Besucher der Urbs das nicht ebenso sehen und auf eine Droschkenfahrt verzichten.

Claude
 
Ja, es ist das übliche Problem: So lange das Angebot auf Nachfrage stößt ... :~ :x :~

Habe mittlerweile übrigens auch dieser römischen Tierschutz-"Polizei" (?) GUARDIE ZOOFILE über deren Kontaktformular mitgeteilt, dass es auch hier im Rom-Forum eine ganze Reihe von Stimmen gegen diese Tierquälerei gibt. Nämlich um zu untermauern, was ebenfalls in dem vorhin verlinkten Artikel steht:
Soltanto l’ultimo di una lunga serie di incidenti con cavalli morti e feriti con la stampa di tutto il mondo che ne parla. Ne parlano all’estero ma qui a Roma in Campidoglio gli amministratori fanno orecchie da mercante.
Auf Deutsch:
Nur der letzte einer langen Serie von Unfällen mit getöteten oder verletzten Pferden - wovon die Presse in aller Welt spricht. Man redet also davon im Ausland - aber hier in Rom auf dem Kapitol stellen die Verantwortlichen sich taub.
 
patta hat einmal über eine Stunde vor der Piazza S. Pietro gleich vor dem Pferdestand auf mich gewartet. Es war sehr heiss und er hat sehr geschwitzt, meinte jedoch, die Pferde würden noch mehr leiden als er.

Gerade meinte er trocken:"Ist Tierquälerei, sollte man nicht unterstützen." Dem schließe ich mich gerne an.
 
Wobei natürlich, wenn man die Droschken von heute auf morgen verböte, die lieben Hottehühs zum allergrößten Teil nicht etwa verkauft werden könnten irgendwohin auf die grüne Wiese ... sondern sie würden eingeschläfert.

Jedoch vermute ich, dass es auch im italienischen Recht so etwas wie Bestandsschutz geben dürfte; und also könnte man ab einem Tag X (möglichst bald!) einfach keine neuen Lizenzen 1) mehr vergeben.
Außerdem könnten die zugelassenen Strecken limitiert werden (evtl. gilt das z.T. ja sogar schon): keine Pferdchen auf Straßen wie etwa der Via Fori Imperiali, der Via Nazionale (wo allerdings mangels attraktiver Ziele bzw. Umgebung vermutlich eh keine Droschken fahren) etc.; und statt dessen auf eine bestimmte Quote von Einsatztagen in der Stadt mindestens einen in der Villa Borghese anordnen.

Aber dazu bedürfte es halt zum einen des entsprechenden politischen Willens und zum anderen der Durchsetzungsmöglichkeit: gegen die Lobbyarbeit derer, welche da ihre Pferdchen laufen lassen (damit meine ich natürlich nicht die ebenfalls wenig beneidenswerten Kutscher); und mit ausreichender Kontrolle bewehrt - was wiederum ein Personal- und Geldproblem sein dürfte. Andererseits jedoch: Im Stadtzentrum von Rom ist die Dichte von Polizei (diverser Art) ja ohnehin recht hoch ... was die Kontrolle erleichtern würde (wobei es wiederum des politischen Willens bedürfte, um die notwendige Zuständigkeit, insofern noch nicht vorhanden, juristisch zu verankern).

_________________________
1) Edit: Was ich natürlich in dem Sinne meine: keine neuen Pferde mehr zulassen - nicht einfach nur keine neuen Droschken (oder gar: keine neuen Fuhr-Unternehmen bzw. -Unternehmer) mehr.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin noch nie mit einer Droschke durch Rom gefahren und werde es wohl auch nie tun. Die Pferde tun mir immer wieder leid, ob im Winter oder im Sommer: Sie machen einen müden und traurigen Eindruck.
 
Ja, so sehe ich das auch. :? Und wie man sich die Szene von Freitag an der spanischen Treppe ungefähr vorzustellen hat, davon vermittelt wohl dieses Bild (von 2009; zweites von oben) einen Eindruck [Link funktioniert nicht mehr].
 
Zuletzt bearbeitet:
Heute Mittag an der Piazza Venezia hat wieder mal so ein armer Droschkengaul einen Unfall erlitten: Roma, cavallo di una botticella frana al suolo in piazza Venezia - Roma - Repubblica.it

Nach Aussage von Augenzeugen hat ein Mopedfahrer die Droschke geschnitten, weswegen das Pferd scheute, auf dem regennassen Kopfsteinpflaster ausrutschte und stürzte.
Ihm konnte jedoch wieder auf die Hufe geholfen werden. Der linke Scherbaum des Wagens ist gebrochen (wie auch auf dem Photo zu sehen); erst nachdem der Bruder des Besitzers Ersatz gebracht hatte (bezeichnenderweise ebenfalls per Moped! 8O :roll:), konnte das Pferd mitsamt der Kutsche aus eigener Kraft seinen Stall ansteuern.

Selbst wenn einem das Schicksal dieser armen Tiere egal ist: Diese Sache hätte sehr leicht deutlich schlimmer ausgehen können, wenn Fahrgäste in der Droschke gesessen hätten oder weitere Verkehrsteilnehmer in den Unfall verwickelt worden wären. Dass Letzteres nicht geschehen ist, lässt sich m.E. maßgeblich darauf zurückführen, dass heute - am Sonntag - etwas weniger Straßenverkehr herrschte als normalerweise.
 
Öffentliche zur Schau gestellte Tierquälerei und niemand macht was. Nie und nimmer würde ich mich von so einem armen Tier durch Rom ziehen lassen.

Gesendet von meinem GT-I9195 mit Tapatalk
 
Vielleicht besteht Hoffnung auf ein Ende dieser Zustände.

Bürgermeisterin will Fiaker aus Rom verbannen - WirtschaftsBlatt.at

Die Kutschen seien bei dem vielen Verkehr in Rom ungeeignet, kündigte der Präsident der Umweltkommission des Gemeinderats, Daniele Diaco, die Neuerung an. Etwa 10.000 Unterschriften haben vier Tierschutzverbände zuletzt bei der Gemeinde abgeliefert. Damit wollen sie bewirken, dass die noch etwa 50 Pferde pensioniert werden.
Vgl.: Roma, scontro sulle botticelle. Italia Nostra - Repubblica.it
 
Es wäre wirklich schön, wenn das endlich aufhören könnte ... und sei es auch nur darum, weil es als "Image-Problem" erkannt wurde:
Die Misshandlung von Tieren schade dem Image der Stadt.
Tierschützer glauben, dass die Fiaker die Pferde dopen würden, damit sie im Sommer die Anstrengung und die Temperaturen von über 35 Grad aushalten. Öfter waren zuletzt Pferde auf der Straße zusammengebrochen.

Natürlich kann man auch die Menschen verstehen, deren Arbeitsplatz daran hängt:
Die Fiaker wollen jedoch nicht aufgeben ...
Aber sie werden sich halt nicht durchsetzen können gegen die moderne Zeit:
... und auch nicht, wie vorgeschlagen, auf elektrisch betriebene Kutschen umsteigen. Die 50 Kutscher kämpfen täglich um die Gunst der Touristen - vor 30 Jahren waren es noch mehr als dreimal so viele. Die motorisierte Konkurrenz durch Taxis, Touristenbusse und Leihmopeds ist aber nicht nur schneller, sondern auch viel billiger.
Und nicht "nur" das - sondern: Worin sollte denn das Vergnügen bestehen, im Fiaker durch den Großstadtverkehr chauffiert zu werden:?::!::?:


Kurzum: Rom ist nun mal nicht mehr die Stadt von vor 30 Jahren, unter vielerlei Gesichtspunkten - und eben auch unter diesem.
 
Stimmt ... und außerdem: M. E. braucht man noch nicht einmal Sympathien für die armen Pferde zu hegen, um diese Art von Kutschfahrten eben nicht vergnüglich zu finden. Sondern wie schon gesagt: Was, bitte schön, wäre denn erfreulich daran ... mitten im abgaserfüllten Verkehrsgetöse?
 
Ganz genau, ich bin schon deshalb kein Pferdeliebhaber, weil ich gegen sie hoch allergisch bin.

Ich könnte mir so etwas an der Via Appia vorstellen, aber nicht auf dem Corso.

Gesendet von meinem GT-I9195 mit Tapatalk
 
Kurzum: Rom ist nun mal nicht mehr die Stadt von vor 30 Jahren, unter vielerlei Gesichtspunkten - und eben auch unter diesem.

:nod: Wahrscheinlich war es auch damals für die Vierbeiner - und sicher nicht nur für sie - kein Vergnügen, durch die Stadt zu kutschieren, aber immerhin gab es vor 35 (bzw. gut 50;)) Jahren noch nicht so viele Abgase vor ihren "Nasen". :~



 
Zuletzt bearbeitet:
Ob nun wohl endlich der Durchbruch gelingt?

Addio alle botticelle; potranno circolare solo nei parchi - Repubblica.it
Le storiche botticelle, ovvero i calessi trainati da cavalli, che portavano turisti e coppiette per le strade della Capitale, dovranno ritirarsi nei parchi. La giunta capitolina ha approvato una memoria che destina i tradizionali calessi romani nei parchi e nelle ville storiche e nei parchi. Si eviteranno così i problemi alla viabilità e si si potrà garantire un servizio più sicuro che tenga conto anche del benessere dei cavalli.
(...)
A tutti i vetturini che vedranno immancabilmente ridimensionarsi il proprio mercato sarà concesso di trasformare le loro autorizzazioni in licenze taxi.
Einer Ausschuss-Empfehlung der römischen Stadtregierung zufolge sollen die Kutschen künftig nur noch in den großen Parks fahren dürfen - u.a. auch im Interesse der Pferde.

Den Kutschern soll die Möglichkeit eröffnet werden, ihre Lizenzen umzuwandeln in Taxi-Lizenzen.


Außerdem spricht auch dieser Artikel wieder einmal von der Option, die Kutschen durch Elektrofahrzeuge zu ersetzen - und zwar letzten Endes alle und überall.
 
Es sieht immer besser aus fuer den lange erwarteten Durchbruch: Botticella addio: debutta il prototipo della carrozza elettrica - Repubblica.it

Der Prototyp der "Elektro-Kutsche" ist da. :D

20 Stueck sollen beschafft werden; und sobald die entsprechende Verordnung abgenickt ist, duerfen die Gaeule endlich wirklich nur noch durch die Parks traben.

Unveraendert die Perspektive fuer die 47 Kutscher: Sie haben die Wahl zwischen einer Taxi-Lizenz und den Elektrofahrzeugen - oder duerfen halt kuenftig nur noch im Gruenen kutschieren.
"Ne realizzeremo 20", anticipa Daniele Diaco, presidente della commissione Ambiente, presente al convegno sull'energia pulita organizzato dal Codacons. La svolta sarà il nuovo regolamento che tra poco verrà discusso nelle commissioni Ambiente e Mobilità e poi in Aula. "Quando il regolamento sarà approvato - spiega Diaco - i cavalli scompariranno dalle strade di Roma. I vetturini, che attualmente sono 47, avranno tre possibilità: convertire la licenza in una licenza taxi, continuare a condurre carrozzelle con cavalli, ma solo nelle ville storiche, passare alle botticelle elettriche."
 
Tja, da wird wohl manch ein Pferd in der Wurst enden... weil wirtschaftlich nicht rentabel.
 
Zurück
Oben