Das erste Stadtrecht Wiens: Ein historisches Rätsel in 41 Zeichen

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100 Jahre lag das Fragment einer Bronzetafel im Depot des Wien Museums. Jetzt gelang es einem jungen Historiker, die wahre Bedeutung dieses unscheinbaren Metallstücks zu entschlüsseln: Das Fragment war Teil einer Stadtrechtstafel. Somit besaß nicht nur das mittelalterliche Wien seit 1221 ein Stadtrecht, sondern wohl bereits das römische Vindobona etwa 1000 Jahre vorher.

Das Fragment der Stadtgesetztafel von Vindobona ist im Römermuseum ausgestellt
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1913 wurde in Wien bei Grabungen an der Adresse „Am Hof 4“ das Stück einer Bronzetafel gefunden, nahe der südlichen Mauer innerhalb des einstigen Legionslagers Vindobona. Von den 41 Zeichen konnten nur die Wörter "edicta" und "Galba" mit Sicherheit entziffert werden, vermutet wurde, dass es sich um ein Edikt des Kaisers Galba handelt. Das Fragment lag seither mit anderen rund 150.000 Ausgrabungsobjekten im Depot des Wien Museums.

Durch Analogien zu anderen Ausgrabungen konnte der Historiker Niklas Rafetseder jetzt nachweisen, dass die Bronzetafel aus dem Depot des Wien Museums das Fragment einer römischen Stadtgesetztafel ist. Das Stadtrecht bezieht sich höchstwahrscheinlich auf die Zivil- oder Lagervorstadt des Legionsstandortes Vindobona, deren Status als Munizipium zwischen 120 bis 250 n.Chr. nun mit hoher Sicherheit festzustellen ist.


Während der Arbeit zu seiner Dissertation fand der Historiker Niklas Rafetseder die Bedeutung einer Bronzetafel heraus, deren Fragment schon 1913 entdeckt wurde und die fast 100 Jahre unbeachtet im Depot des Wien Museums lag. Es gelang ihm, aus den erhaltenen 41 Buchstaben die wahre Bedeutung dieses nur 13,2 × 5,5 × 0,4 cm großen Metallstücks zu entschlüsseln – das Fragment war Teil einer Stadtrechtstafel. Somit besaß wohl bereits das römische Vindobona etwa 1000 Jahre davor das Stadtrecht (Municipium), lange vor dem mittelalterlichen Wien (seit 1221).
 
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