Das Bronzeportal am Campo Santo Teutonico

Gaukler

Caesar
Stammrömer
Diesem Portal seien hier einige Erläuterungen gewidmet – nämlich aus Anlass dieses Threads und dieses Postings: Vatikan/Papst: Tod von Prälat Prof. Dr. Erwin Gatz - Seite 5

Texte und Zitate basieren, so weit nichts anderes angegeben ist, sämtlich auf dieser Quelle: AEK, Findbuch zum Nachlass Elmar Hillebrand, Mappe Nr. 13; auch alle Abbildungen (bis auf meine eigenen Farbphotos von der Tür natürlich) stammen daraus.

Nach einiger Überlegung habe ich mich entschlossen, mein Elaborat ;) in mehrere Beiträge zu gliedern, um die einzelnen Teile erschließen zu können durch ein


Inhaltsverzeichnis:
 
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Idee, Künstler und Ikonographie

Die Idee

Als im November 1957 Bundespräsident Theodor Heuss nach Rom reiste, um Pius XII. einen Besuch abzustatten, wurde er auch am Campo Santo Teutonico empfangen. Er ergriff diese Gelegenheit, um, so steht es in der Stiftungsurkunde, „der alten und ehrwürdigen Kirche des deutschen Friedhofs bei Sankt Peter im Namen des deutschen Volkes ein neues Portal zuzueignen, das die Kirche mit ihrem Gottesacker verbindet. Dieses Portal soll zukünftigen Generationen ein weiteres Zeugnis sein der jahrhundertealten fruchtbaren geistigen und kulturellen Beziehungen zwischen dem deutschen und dem italienischen Volke“.
Vor Heuss hatten drei Staatsoberhäupter des 19. Jh. die Kirche S. Maria della Pietà beschenkt: Von Kaiser Franz Joseph erhielt die Kirche ein Vortragekreuz, von König Ludwig I. dem Bayern neue Fenster und von Kaiser Wilhelm II. die Orgel.



Der Künstler

Elmar Hillebrand wurde am 11. Oktober 1925 in Köln geboren.
Bei Fertigstellung seines Werks für den Campo Santo war der Künstler also noch recht jung: nicht einmal ganz 34 Jahre alt.

1943 machte er dort am staatlichen Apostelgymnasium sein Abitur. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft (1943-1945) studierte er von 1946 bis 1950 an der Kunstakademie Düsseldorf, unter anderem bei Joseph Enseling und Ewald Mataré. Nach einem Jahr Studium bei Ossip Zadkine an der Académie de la Grande Chaumiére in Paris und anschließenden Reisen durch Nordafrika und Frankreich begann er 1957 mit der selbständigen Arbeit. Im selben Jahr heiratete er Annemarie Erbslöh. Nach kurzer Tätigkeit an der Dombauhütte Köln sowie längeren Aufenthalten in Rom (1954, 1957 und 1959) erhielt Hillebrand 1961 den großen Kunstpreis der Stadt Köln und die große silberne Medaille der Stadt Rom. 1964 wurde er Professor für Bildhauerei an der Abteilung für Architektur der Rheinisch-Westfälisch-Technischen Hochschule in Aachen, wo er 1987 emeritierte. Hillebrand lebt und arbeitet in Köln-Weiß. Seit 1952 hat er zahlreiche Werke geschaffen, die vor allem in Kirchen und an öffentlichen Plätzen innerhalb Deutschlands, aber auch im Ausland zu finden sind.
Quelle: Findbuch Nachlass Hillebrand, s. oben.

Eine Auflistung seiner Projekte, Stand 2008, findet sich im Buch „Capriccios in Architektur. Architekturplastiken und Zeichnungen von Elmar Hillebrand



Die Ikonographie

Das durch Hillebrand künstlerisch umgesetzte ikonographische Programm entwickelten die Prälaten Dr. Joseph Hoster, seinerzeit Direktor des Kölner Diözesanmuseums, und Prof. Dr. August Schuchert, seinerzeit Rektor des Campo Santo, d.h. der deutschen Nationalstiftung. Da zu derselben seit 1876 das deutsche wissenschaftliche Priesterkolleg gehört, stellt das Hauptbild auf dem linken Portal die Kirchenpatronin, also die Gottesmutter, als Sedes Sapientiae dar, zu ihren Füßen das Wappen Papst Pius’ XII. ...


Zeichnung von E. Hillebrand


... der Bundesadler und das Wappen der Erzbruderschaft: eine Verbindung des Doppeladlers mit der Pietà.




Auf die Lage der Kirche am Friedhof weist das Hauptbild des rechten Türflügels hin: die Auferstehung Christi. Ihr korrespondiert ein Fries aus ihren Gräbern auferstehender Menschen am unteren Rand beider Flügel, welcher in Verbindung mit einem Halbkreis girlandentragender Engel oberhalb der beiden Hauptbilder die Gesamtdarstellung kompositorisch zusammenfasst.

Der Knauf auf dem rechten Flügel ist gestaltet als Monogramm Kaiser Karls des Großen: KRSL.

Das Karlsmonogramm findet sich so unter den Urkunden des Herrschers. Dabei bilden die Vokale A, O, V (= U) den Mittelteil, wo Karl dann auch selbst einen Strich tätigte, darum herum gruppiert sind die Konsonanten (K,R,L,S).

Der vollständige Kaisertitel lautet:

Carolus serenissimus Augustus a deo coronatus magnus, pacificus, imperator romanum gubernans imperium, qui et per misericordiam dei rex Francorum et Langobardorum

Dies verweist auf die durch Heuss erneuerte mehr als tausendjährige Tradition der Stiftung. Ursprünglich war als Türgriff eine Halbfigur des Herrschers vorgesehen, wovon man aber später Abstand nahm.


Monogramm Karls des Großen



Unterhalb des Knaufs findet sich die Widmungsinschrift (dazu sogleich ein eigener Beitrag) und in gleicher Höhe auf dem linken Portalflügel ein Bildfeld mit den Wappen Prälat August Schucherts und Giuseppe Pizzardos als Kardinalprotektor der deutschen kirchlichen Einrichtungen in Rom.
 
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Die Widmungsinschrift

Die Widmungsinschrift

Seitens der Bundesregierung wurde als Förderer bzw. Verantwortlicher für das Projekt eingesetzt Ministerialdirektor Prof. Dr. Paul Egon Hübinger vom Bundesinnenministerium (gemeinsam mit Ministerialrat Dr. Carl Gussone); er war es auch, der schlussendlich das Portal in Rom namens des Bundespräsidenten übergab. Am 18. Juni 1958 ersuchte er Hillebrand schriftlich um die Anfertigung eines Gipsmodells zwecks Entscheidung über die Auftragsvergabe. Dieses Schreiben enthält auch den vorgesehenen Widmungstext, der später noch latinisiert werden sollte:
Anlässlich seines Besuches bei Papst Pius XII. stiftete Bundespräsident Theodor Heuss am Ort der Schola Francorum dieses Portal am 28.XI.1957 der Kirche des Campo Santo Teutonico.
Die später realisierte lateinische Fassung weicht von dieser ursprünglichen Vorgabe nicht ganz unerheblich ab, und ich habe zur Sicherheit einen der beiden besten Lateiner unseres Archivs, Dr. Josef van Elten, um eine präzise (Rück-)Übersetzung gebeten, für die ihm auch an dieser Stelle herzlich gedankt sei. :nod: :thumbup::thumbup:

Es stehen jeweils untereinander:
  • lateinischer Text
  • deutsche Übersetzung
  • ggf. Kommentar
Honori et laudi

Zu Ehre und Lob

Theodori Heuss
des Theodor Heuss
Vereinfachte Wendung; man hätte auch Theoderici erwarten können.

Foederatae Rei Germanorum Publicae
der Bundesrepublik Deutschland
res publica: Gemeinwesen, in Verbindung mit foederatus („verbündet“) und Germanorum gibt das die „Bundesrepublik der Deutschen“.

Summi moderatoris
höchsten Politikers [= des Bundespräsidenten]
moderator: abgeleitetes Substantiv von moderare („lenken“, „leiten“); „Präsident“ ist eine durchaus passende Übersetzung.

qui
der

in Aedibus Vaticani
im Vatikan
Es bleibt offen, ob das Gebäude des Vatikanstaates oder der Staat selbst gemeint ist, weil Aedes Vaticani beides bedeuten kann.

a Pio XII. Pont[ifice] Max[imo]
von Papst Pius XII.

splendissimis honoribus coram exceptus
mit glänzendsten Ehren persönlich ausgezeichnet
Zu klären bliebe, ob Heuss einen päpstlichen Orden erhalten hat, was durchaus üblich ist, wenn Staatslenker einander begegnen. - Coram ist Adverb und bedeutet hier „persönlich“.

aeream portam
diese eherne Pforte,

sacrae huic aedi scholae Francorum
dem heiligen Hause der Schule der „Franci”
Eigentlich ist ja das Collegium Hungaricum et Germanicum gemeint. Dagegen meint „Franci“ ursprünglich nur die westgermanischen Stämme und Völker.

destinatam
gewidmet,

munificentissime

freigebigst

dono dedit
zum Geschenk gegeben hat

A[nno] D[omini] MCMLVII [millesimo nongentesimo quinquagesimo septimo]
im Jahre des Herrn 1957
 
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Rezeption seitens des Künstlers


Die Rezeption seitens des Künstlers:

Wie Hillebrand die ikonographischen und sonstigen Vorgaben auffasste und umzusetzen gedachte.

einem undatierten Schreiben Hillebrands an seinen Auftraggeber schrieb:
I. Die Umgebung des Portales

bilden zahlreiche Grab- und Gedenkplatten. Es schien mir richtig, diesen Umstand als typisch für den Campo Santo bei der formalen Gestaltung des Portales zu berücksichtigen. So entstanden die großen Bildtafeln. Sie wollen die Beziehung zu den Gedenktafeln aufnehmen und ihre Mitte bilden. Das Portal soll kein trennendes Glied sein, es soll versuchen, seine Umgebung zu bejahen und zu steigern.
Die Notwendigkeit eines kleinen maßstabgebenden Formelementes wurde mir deutlich an der wohltuenden Wirkung der geriffelten Arkadensäulen. Daraus entwickelte sich auf dem Portal ein kleines, ruhiges, aber plastisch kräftiges Ornament.


II. Beschreibung des Portales

Die ganze Fläche des Portales ist durch ein Ornament gegliedert, welches die Härte der geschlossenen Fläche öffnet. Die Bildtafeln entstehen, indem das Ornament in der ganzen Höhe der Bilder gleichsam abgeschält ist. Das abgeschälte Ornament rollt sich um den Perlstab. Der Perlstab begrenzt die Bildtafeln und verbindet architektonisch mit der Gliederung des Fensters. Dargestellt ist oben auf beiden Flügeln ein stark plastisch hervortretender Engelreigen. Darunter in der linken großen Bildtafel Maria als Sedes Sapientiae über den Wappen des Papstes, der Bundesrepublik und der Erzbruderschaft. Die kleine Bildtafel darunter zeigt in der Mitte die Pietà aus dem Wappen der Erzbruderschaft und die Wappen des Protektors (Kardinal) und des Rektors. Den Rahmen der rechten großen Bildtafel überschneidet oben das Bild des auferstehenden Christus. Darunter, auch um die thematische Beziehung zu den Grabstätten deutlich werden zu lassen, die drei Frauen am leeren Grabe. Das Ornament öffnet sich unten rechts über der Tafel mit der Inschrift. Der Griff mit dem Bild Karls des Großen überschneidet diese Tafel.


III. Technische Ausführung

Bronzeguss. Zwei durchgehende Flügel. Das vorhandene Holzportal scheint mir zu schwach, die Last der Bronzetafeln aufzunehmen. [Anm. d. Verf.: In einem späteren Schreiben an Ministerialrat Dr. Gussone gibt Hillebrand das Gewicht mit rund 2 x 9 = 18 Zentner an.] Es wäre richtiger, die Bronzeplatten so zu gießen, dass sie als tragende Teile verwendet werden können. Zusätzlich wäre ein Rahmen aus Vierkantstahlrohr notwendig und eine rückseitige Verkleidung mit gewalztem Bronzeblech. Die seitlichen Steinwangen dürfen durch die Aufhängung des Portales nicht belastet werden. Zweckmäßig ist daher die Lagerung der Tür auf Zapfen im Fußboden und im Sturz des Steinrahmens. So kann das Portal hier restlos fertiggestellt werden, und es bleibt nur die Befestigung an Ort und Stelle.
 
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Streiflichter

Einige Streiflichter: Auftrag, Termine, Technik, Finanzen

27. November 1958: Entscheidung über die Auftragsvergabe im Bundesinnenministerium.
Ausweislich einer Aktennotiz Prälat Hosters gaben die Sitzungsteilnehmer (außer Hoster selbst noch Prälat Schuchert sowie die beiden Beamten des BMI Hübinger und Gussone) einstimmig Hillebrands Entwurf den Vorzug; damit war sein Münchener Konkurrent Max Faller aus dem Rennen.


12. Mai 1959, Besprechung im BMI, Aktennotiz Hoster vom 14.5.:
1. Termine
Bis zum 20. Mai Fertigstellung der Arbeit
20. bis 25. Mai Ausstellung im Schnütgenmuseum
26. Mai Abtransport
6. Juni Eintreffen des Herrn Hillebrand in Rom
Spätestens 9. Juni Eintreffen der Türen in Rom
20. Juni Montage in Rom fertig
22. oder 23. Juni Einweihung in Rom

2. Transport
Die Türen werden als Frachtgut in zwei Kisten nach Rom transportiert, wofür eine normale Transportzeit von 9 Tagen vorgesehen ist, die von der Eisenbahn eingehalten werden muss.
Über das Verkehrsministerium soll auf die Eisenbahnverwaltung eingewirkt werden, dass der aufzustellende Gangplan des Sondergüterwagens auch möglichst eingehalten wird.

3. Finanzen
Für den Transport sind im Kostenanschlag 1.000,- DM vorgesehen. Die tatsächlichen Kosten werden aber betragen:
Für das normale Frachtgut in einem Sondergüterwagen nach Roma S. Pietro bei sofortiger Entladung DM 1.200,-. Darin eingeschlossen ist eine Versicherungssumme von 30.000,- DM gegen alle Risiken.
Hinzu kommen die Kosten für die Kistenund das Verpackungsmaterial in Höhe von 400,- DM.

4. Pressekonferenz
Für den 20. Mai soll nachmittags eine Pressekonferenz durch den Pressechef des Bundespräsidialamtes Räderscheidt durchgeführt werden. Zu dem Zwecke müssen die Türen schon aufgestellt sein und der Presse zum Photographieren freigegeben werden. Ein Waschzettel muss vorbereitet werden.
Herr Prälat Prof. Schuchert müsste anwesend sein.

5. Besuch des Herrn Bundespräsidenten
Es besteht die Möglichkeit, dass Herr Bundespräsident am Donnerstag, dem 21. Mai, nachmittags gegen 15.00 Uhr im Schnütgenmuseum die Türen besichtigt. Auch bei diesem Besuch muss Herr Prälat Prof. Schuchert anwesend sein.





30. April 1959: Schreiben von Schuchert an Hoster
(Auszug)

Rev.mo Monsignore
Direktor J. Hoster
Köln
Marzellenstr. 32

Lieber Joseph!
(...)
Kardinal Pizzardo hat mir schon vor Wochen zugesagt, dass er die Einweihung übernimmt. Er ist ja unser Protektor. Als Termin ist der 22. oder 23. Juni [= Montag bzw. Dienstag, Anm. d. Verf.] vorgesehen, um den Wünschen des Herrn Min.Dir. Prof. Hübinger zu entsprechen. Er gab mir an die Termine vom 21. bis 25. Aber die Herren lieben es nicht, dass die Sonntage belegt werden; und da haben sie schon recht, denn bei den vielen Beanspruchungen abends und an Festtagen kommt die Familie oft zu kurz. Die Herren der Botschaft sagten mir, dass gerade die Kirche dafür Verständnis haben solle.
Ich werde in den nächsten Tagen mit H[ochwürdigem] H[errn] Kardinal Pizzardo reden, welcher der beiden Tage ihm genehm ist. Ferner sind wir einig, dass die Einweihung am Nachmittag um 17 Uhr stattfinden wird, da wegen der Hitze kein anderer Termin günstig erscheint. Ab 11 Uhr brennt ja die Sonne unbarmherzig.
Eine Vesper werden wir nicht halten. Doch gibt es einen Festakt mit Ansprachen. Anschließend halten wir im Campo Santo ein Ricevimento.






19. Mai 1959: Schreiben der ATEGE
(Allgemeine Transportgesellschaft, vorm. Gondrand Mangili m.b.H.) an Hillebrand (Auszüge)


Sehr geehrter Herr Hillebrand!
Unter höflicher Bezugnahme auf die kürzlich im Bundesinnenministerium stattgefundene Unterredung bestätigen wir Ihnen, dass wir die beiden Türen am 26. Mai 1959 im Schnütgen-Museum übernehmen und nach Verpackung per Waggon nach Station Roma San Pietro versenden werden.
Der Transport erfolgt auf Sonderbeförderungsplan unter gleichzeitiger Waggonüberwachung. Die diesbezüglichen Vereinbarungen sind mit der Deutschen Bundesbahn bereits getroffen worden. Leider können wir Ihnen das genaue Ankunftsdatum noch nicht bekanntgeben, da noch einige Angaben der italienischen Bahnverwaltung ausstehen.
Nachdem wir die Türen jetzt kurz vor Fertigstellung einer erneuten Besichtigung unterzogen haben, müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass der ursprünglich eingesetzte Preis für die Verpackung sich [von 400,-] auf ca. DM 550,- erhöhen wird.





11. Januar 1960: Endabrechnung Hillebrands
(Auszug)


An das Bundespräsidialamt
Bonn
Kaiser-Friedrich-Str. 16

Aufgrund meines Kostenanschlages vom 5.12.58 berechne ich die Gesamtkosten mit 25.000,- DM.

Der Betrag gliedert sich auf in:
1.500,- Anfertigung der Gussform
8.000,- Bronzeguss
3.000,- Stahlunterkonstruktion
1.000,- Transport nach Rom
1.500,- Montage in Rom
10.000,- Honorar

Der für den Transport vorgesehene Betrag von DM 1.000,- reichte nicht aus. Das Bundesinnenministerium erklärte sich bereit, die Mehrkosten von DM 783,50 zu übernehmen.


Den Betrag von DM 25.000,- habe ich
  • am 23. Februar 59 DM 12.500,-
  • am 31. März 59 DM 12.500,-
von der Bundeshauptkasse erhalten.




In der Kölner Schlosserwerkstatt Heinrich Thole wurden die Bronzeplatten in den Stahlrahmen eingepasst. Bronzegießer Franz Hardt, Kalscheuren, goss die Platten.






Personen v.l.n.r. (lt. Angabe auf der Bildrückseite): Thole, Hillebrand, Thole, Gießer Hardt.






Prälat Schuchert, Rom, besucht Elmar Hillebrand in der Werkstatt.







Besichtigung im Schnütgen-Museum, Köln; v.l.n.r.: Ministerialdirektor Prof. Hübinger mit Gattin; Prälat Schuchert.
 
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Einweihung
Römische Quartalsschrift 1959, Bd. 54, Heft 1/2

S. 1:
Am 18. Juni 1959 konnte das von Elmar Hillebrand geschaffene und in Köln gegossene Bronzeportal von Herrn Ministerialdirektor Prof. Dr. Hübinger im Namen des Herrn Bundespräsidenten feierlich dem Rektor des Campo Santo Teutonico übergeben werden.


S. 2:
Die Weihe des neuen Portals nahm Se. Eminenz Herr Kardinalprotektor Joseph Pizzardo vor.
S. 122-125:
Rede des Kardinalprotektors Joseph Pizzardo (Auszüge):
Es ist mir eine große Freude, an der Feier der Übergabe der Bronzetür des Herrn Bundespräsidenten Theodor Heuss an die ehrwürdige Erzbruderschaft beim Campo Santo Teutonico teilnehmen zu können, um dem Werk die kirchliche Weihe zu erteilen. (...)
Ich beglückwünsche auch den jungen Künstler, der ein so ausgezeichnetes Werk christlicher Kunst für diesen einzigartigen Campo Santo im Schatten der Peterskirche geschaffen hat. Große theologische Gedanken haben sich mit überzeitlichen und zeitbedingten Faktoren in diesem Kunstwerk zu einer eindrucksvollen Synthese verbunden. So wird dieses Bronzeportal eine moderne Manifestation ewiger Wahrheiten. (...)
Mögen alle, die täglich durch dieses nun so festliche Portal schreiten, von dem tiefen Gedanken ergriffen und zu den hohen Betrachtungen emporgehoben werden, zu denen der theologische Reichtum der Darstellungen dieses Portals anregt. (...) Möge dieses Portal ein Symbol des christlichen Daseins werden für alle, die es künftig durchschreiten; eine Verbindung aus dem Bereich der Gräber, des Todes und der Vergänglichkeit hinein in die Kirche, in das Haus Gottes und damit in das Reich der ewigen Wahrheit und des ewigen Lebens. Denn nur wer die rechte Tür – die Tür, die Christus geöffnet hat – durchschreitet, wird Gottes Reich finden.
 
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VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:


Gerade jetzt komme ich zwar nicht dazu die Ausführungen zu lesen -> aber dies wird nachgeholt ...
 
Ja, man braucht schon ein bissl Zeit dazu - wenngleich nicht ganz so lange, wie um es zu recherchieren und zu schreiben. ;)

Habe jetzt noch zwei Wappen-Vorlagen als Photos eingefügt; mal sehen, vielleicht kommt später noch etwas in dieser Art hinzu.
 
Vielen Dank für diese Recherche und den daraus entstandenen spannenden Hintergrundbericht. Die Lektüre war faszinierend.

Ich wünsche diesem Thread viele interessierte Leser!
 
55 hatte er ja schon ;) ... und ich danke herzlichst für das Kompliment. :blush: :)

Im Übrigen hat die Herrgottsfrühe, zu der ich diesen Thread erstellt habe, an einigen Stellen ihren Konzentrations-Tribut gefordert :~ :~ ... d.h. ich habe zwischenzeitlich noch ein paar Kleinigkeiten nachgebessert.

Werde zudem auch noch ein paar weitere Bilder einstellen können (aber wohl kaum vor heute Abend) - und dann Bescheid geben, versteht sich. :nod:
 
Liebe Gaukler,
mit großem Interesse habe ich Deine Ausführungen zum Portal der Kirche am Campo Santo gelesen und danke Dir, dass Du das Thema aufgegriffen und so toll dazu recherchiert hast.

:thumbup: :thumbup: :thumbup:

Einfach super :!:

Ich finde es spannend, was sich alles um so ein Kunstwerk der neueren Zeit rankt: wenn man bedenkt, in welchem Alter (und in welcher Zeit) der Künstler das Portal schuf - und dann die Kostenrechnung, heute nicht mehr vorstellbar...
Folgendes hatte ich bisher noch gar nicht so realisiert:

einem undatierten Schreiben Hillebrands an seinen Auftraggeber schrieb:
I. Die Umgebung des Portales

bilden zahlreiche Grab- und Gedenkplatten. Es schien mir richtig, diesen Umstand als typisch für den Campo Santo bei der formalen Gestaltung des Portales zu berücksichtigen. So entstanden die großen Bildtafeln. Sie wollen die Beziehung zu den Gedenktafeln aufnehmen und ihre Mitte bilden. Das Portal soll kein trennendes Glied sein, es soll versuchen, seine Umgebung zu bejahen und zu steigern.
Die Notwendigkeit eines kleinen maßstabgebenden Formelementes wurde mir deutlich an der wohltuenden Wirkung der geriffelten Arkadensäulen. Daraus entwickelte sich auf dem Portal ein kleines, ruhiges, aber plastisch kräftiges Ornament.

So gesehen ist es sehr gut, dass die alten Säulen wieder "entmantelt" wurden. Man sieht tatsächlich den Bezug dazu.


Nochmal vielen Dank, dass Du Dir so viel Mühe gemacht hast (ich hoffe - und glaube es auch -, dass es Dir auch Spaß gemacht hat, zu forschen ;)). und Dank auch allen, die noch daran beteiligt waren.
Liebe Grüße
Pasquetta
 
Ich lese gerade Deine erhellenden Ausführungen zur Bronzetür. Vielen Dank - ich schaue gleich mal in die Festschrift, ob dort auch etwas darüber steht (hoch die Leiter!).

Aber wie kommst Du zu dieser Auflösung des Karlsmonogramms? Das wollte ich letztens schon fragen:

Monogramm Karls des Großen: Karolus Rex Saxorum (et) Langobardorum


Den Titel hat Karl der Große nie geführt. Er war "Rex Francorum et Langobardorum" später mit dem Zusatz "Romanum gubernans imperium". Mit "Francorum" sind alle Gebiete nördlich der Alpen gemeint. Er hat sich weder "Rex Baiuvariorum" nach der Unterwerfung der Bayern, noch "rex Saxonum" nach der Eroberung Sachsens genannt.
Die Buchstaben im Monogramm sind einfach nur die Buchstaben des Namens "Karolus".

Viele Grüße und nochmals besten Dank
Claude
 
Interessanter Hinweis - danke! :thumbup: Die anderslautende Auffassung ist einfach eine übereinstimmende Interpretation dreier mit dem Nachlass Hillebrand befasster Archivkollegen; und das Material selbst gibt leider überhaupt keinen konkreten (anderen) Hinweis.
 
Das Karlsmonogramm findet sich so unter den Urkunden des Herrschers. Dabei bilden die Vokale A, O, V (= U) den Mittelteil, wo Karl dann auch selbst einen Strich tätigte, darum herum gruppiert sind die Konsonanten (K,R,L,S).

Der vollständige Kaisertitel lautet:
Carolus serenissimus Augustus a deo coronatus magnus, pacificus, imperator romanum gubernans imperium, qui et per misericordiam dei rex Francorum et Langobardorum

Rex Francorum et Langobardorum war er aber vorher schon ...

Claude
 
Zuletzt bearbeitet:
Interessanter Hinweis - danke! :thumbup: Die anderslautende Auffassung ist einfach eine übereinstimmende Interpretation dreier mit dem Nachlass Hillebrand befasster Archivkollegen; und das Material selbst gibt leider überhaupt keinen konkreten (anderen) Hinweis.

Vermute ich richtig, dass die Herren keine Mediävisten waren?
 
In der FAZ vom 29. Juni 1959 hieß es zu dem Bronzeportal:

Dieses Portal darf - mit den noch immer nicht aufgestellten Bronzetüren von Manzù für St-Peter - als das erste "moderne" Werk im Umkreis des Vatikanstaats angesehen werden, in einer Umwelt, die heute meist durch die historischen Stile der Renaissance, des Barock und des Klassizismus geprägt ist. Insofern wird es nicht wenig Aufmerksamkeit erregen.

Die Ausschreibung für die Bronzetüren der Nebenportale des Petersdoms war 1947 erfolgt - sie sollten ihren Platz neben dem Bronzeportal Filaretes finden. Das könnte den Hintergrund für die Entscheidung darstellen, auch die Kirche des Campo Santo mit einer entsprechende Tür zu versehen. Übrigens war einer der Stifter der Portale des Petersdoms Prinz Georg von Bayern, der sein Vermögen testamentarisch diesem Zweck widmete. Der Prinz fand seine letzte Runhestätte übrigens genau vor dem von Theodor Heuss gestifteteten Portal des Campo Santo.

Claude
 
Interessanter Hinweis - danke! :thumbup: Die anderslautende Auffassung ist einfach eine übereinstimmende Interpretation dreier mit dem Nachlass Hillebrand befasster Archivkollegen; und das Material selbst gibt leider überhaupt keinen konkreten (anderen) Hinweis.
Vermute ich richtig, dass die Herren keine Mediävisten waren?
Korrekt! :]
Habe deinen Korrekturhinweis jetzt natürlich sofort eingearbeitet. :thumbup:


In der FAZ vom 29. Juni 1959 hieß es zu dem Bronzeportal:
Dieses Portal darf - mit den noch immer nicht aufgestellten Bronzetüren von Manzù für St. Peter - als das erste "moderne" Werk im Umkreis des Vatikanstaats angesehen werden, in einer Umwelt, die heute meist durch die historischen Stile der Renaissance, des Barock und des Klassizismus geprägt ist. Insofern wird es nicht wenig Aufmerksamkeit erregen.
Ja, das mit dem ersten modernen Werk findet sich auch mehrfach in unserer Archivquelle.



Die Ausschreibung für die Bronzetüren der Nebenportale des Petersdoms war 1947 erfolgt - sie sollten ihren Platz neben dem Bronzeportal Filaretes finden. Das könnte den Hintergrund für die Entscheidung darstellen, auch die Kirche des Campo Santo mit einer entsprechende Tür zu versehen. Übrigens war einer der Stifter der Portale des Petersdoms Prinz Georg von Bayern, der sein Vermögen testamentarisch diesem Zweck widmete. Der Prinz fand seine letzte Ruhestätte übrigens genau vor dem von Theodor Heuss gestifteteten Portal des Campo Santo.
Danke auch für diese Ergänzung :thumbup: - und unter diesen Aspekten: Sollten wir noch einmal gemeinsam nach Rom kommen, dann wäre wohl u.a. auch eine kleine Tortour :idea: angesagt, n'est-ce pas? :]


Edit:
Porta della Morte
Das Portal wird „Tür des Todes“ genannt, weil durch sie die Beerdigungszüge in St. Peter einzogen. Giacomo Manzù hat mit den Entwürfen 1947 begonnen und arbeitete fast 17 Jahre daran. Johannes XXIII. ermunterte ihn, sie fertig zu stellen. Eingeweiht wurde sie am 28.6.1964 von Paul VI. Johannes XXIII. war am 3.6.1963 verstorben.
Die Tür zeigt Arten und Symbole des Todes.

Die Portale „Porta della Morte“, „Porta dei Sacramenti“ und „Porta del Bene e del Male“ konnten angeschafft werden aufgrund einer großzügigen Spende der Prinzen Konrad und Georg
von Bayern. Georg von Bayern war Domherr von St. Peter.
Quelle
Unter diesem Link finden sich auch Angaben zu den beiden anderen genannten Türen von St. Peter.

Vielleicht sollten wir mal einen Thread "Römische Kirchenportale" eröffnen. :idea: Man hält sich dabei im Grunde zumeist viel zu wenig auf, weil man zu viel an's Hineinkommen (und später an's Hinauskommen :~) denkt. 8O
 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber Gaukler,
eben habe ich Deine Ausführungen zum Portal entdeckt. Ich mag dieses Portal sehr! Ich habe Deine Recherchen nur kurz überflogen, aber in der nächsten Woche werde ich sie genauer studieren! Aber schon jetzt ganz herzlichen Dank dafür!

Lieben Gruß
Padre
 
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