Chiostro del Bramante

Simone-Clio

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Da es noch keinen eigenen Thread für den Chiostro del Bramante gibt, eröffne ich hiermit einen solchen und hole einige Bilder und Beiträge von mir aus verschiedenen Reiseberichten hierhin.

An den Anfang stelle ich allerdings den Link zur Webseite des Chiostro del Bramante mit seinen Öffnungszeiten: Chiostro del Bramante

Meine beiden ersten Bilder von Dezember 2007 zeigen die Fassade von S. Maria della Pace mit dem Eingang zum Chiostro del Bramante auf der linken Seite der Kirche sowie den Aussenbereich des Cafés in der ersten Etage:


2011 habe ich das hübsche Madonnenbildnis im Treppenhaus das in die erste Etage führt photographiert:


Im Reisebericht der Tre a Roma Römisches Kaleidoskop - Seite 2 habe ich im Herbst 2013 berichtet:

Chiostro del Bramante


Der zur Kirche Santa Maria della Pace gehörende Kreuzgang war das erste Werk des aus Mailand kommenden Donato Bramante in Rom. Er gilt als Begründer der Hochrenaissance in der Ewigen Stadt.

In Neapel knüpfte er Kontakt zu Kardinal Oliviero Carafa, einem Freund des Mailänder Erzbischofs. Dieser beauftragte ihn 1500 mit dem Entwurf und dem Bau eines Kreuzganges für die Kirche Sta. Maria della Pace in Rom. Bramante arbeitete bis 1503/04 an diesem zweigeschossigen Kreuzgang; im unteren Stockwerk tragen mächtige Pfeiler, denen ionische Pilaster vorgeblendet sind, Rundbögen, so dass eine Arkadenarchitektur nach dem Vorbild antiker römischer Bauten entstand. Im Obergeschoss erheben sich abwechselnd Pfeiler und schlanke Säulen, über denen in gerader Linie das Gebälk ruht. Die Säulen des Obergeschosses stehen jeweils über der Mitte eines Arkadenbogens vom Untergeschoss und halbieren ihn damit. Die Anlage in der Formensprache der Antike wirkt ruhig und strahlt Würde aus.

Kardinal Oliviero Carafa hatten wir eben erst in Santa Maria sopra Minerva im wunderschönen Freskenzyklus von Filippino Lippi in der Cappella Carafa getroffen. ;)


In dieser Verkündigungsszene erkennen wir rechts Thomas von Aquin und den knienden Kardinal Carafa

Rings um den Chiostro del Bramante verläuft die Inschrift

DEO OPT MAX ET DIVE MARIE VIRGINI GLORIOSE DEIPARE
CANONICIS QZ REGVLARIBVS CONGREGATIONIS LATERANENSIS
OLIVIERVS CARRAPHA EPS HOSTIENSIS CARD NEAPOLITAN
PIE A FVNDAMENTIS EREXIT ANNO SALVTIS CRISTIANE MDIIII

Dem besten und grössten Gott und der seligen Jungfrau Maria, der glorreichen Muttergottes
für die Lateranensischen Chorherren errichtete dies
Oliviero Carafa, Bischof von Neapel,
von Grund auf im Jahre des Heils 1504



Oft und gerne habe ich hier bereits Ausstellungen besucht und in der ersten Etage im Caffè del Chiostro oder auf den steinernen Sitzen Platz genommen und die schöne Atmosphäre genossen. Seit einiger Zeit gibt es nun auch die Sala delle Sibille, von der aus man auf das Sibyllen-Fresko Raffaels in Santa Maria della Pace hinunterblicken kann. (...)


Diesmal hatte ich mir vorgenommen endlich den Fresken im Kreuzgang mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Da ich als erste die Ausstellungsräume verliess hatte ich schon einige Photos gemacht als Claude kam. Gemeinsam hatten wir unsere Freude daran weitere Szenen zu indentifizieren.

Drei der vier Flügel des Innenhofs oder Kreuzgangs sind mit Szenen aus dem Leben Mariens dekoriert. Im vierten, dem Westflügel, finden sich Szenen aus der Geschichte des alten Muttergottesbildes welches über dem Hauptaltar von Santa Maria della Pace zu sehen ist. Siehe hier und hier in der Galerie der Foristi tre grazie ed un patta.

Die Vorstellung der einzelnen Fresken folgt gleich anschliessend im nächsten Berichtsteil.
 
Zuletzt bearbeitet:
Auszug aus meinem Berichtsteil über die Fresken im Chiostro del Bramante aus dem Reisebericht der Tre a Roma Römisches Kaleidoskop - Seite 2 von 2013

Fresken im Chiostro del Bramante

Szenen aus dem Leben Mariens

Im Nordflügel:​

Geburt Mariens​



Darstellung im Tempel​



Muttergottes mit Heiligen​



Vermählung der Jungfrau Maria​



Im Ostflügel:​

Mariä Heimsuchung​



Die Geburt Jesu​



Darstellung Jesu im Tempel​



Anbetung der Heiligen drei Könige​



Zweite Darstellung im Tempel​


Der zwölfjährige Jesus im Tempel​



Im Südflügel:​

Die Hochzeit zu Kana​



Die Beweinung Jesu​



Die Tröstung​



Der Tod Mariens​



Die Himmelfahrt Mariens​



Die Krönung Mariens​



Im Westflügel:​

Ereignisse um das Gnadenbild von S. Maria della Pace

Zur Zeit von Papst Sixtus IV., um 1480, begann das Bild Wunder zu wirken. Es befand sich damals im Portikus des Vorgängerbaues von Santa Maria della Pace, einer kleinen Kirche namens Sant’Andrea de Acquarenariis, einer dem Heiligen Andreas geweihten Kirche der Wasserträger und –verkäufer. Ein erboster Ballspieler verkraftete seine Niederlage nicht und warf einen Stein nach dem Gemälde.

Das von Steinen getroffene Muttergottesbild blutet​



Nach der Pazzi-Verschwörung 1478, herrschte Kriegsgefahr und eine gespannte Situation zwischen Rom und Florenz. Papst Sixtus IV. flehte die Madonna um Hilfe in dieser politischen Angelegenheit an und legte ein Gelübde ab, demzufolge er versprach eine neue Kirche zu erbauen wenn er erhört und der Frieden gewahrt bleiben würde.​

Papst Sixtus IV. betet vor dem Marienbild und erfleht den Frieden​



Im Dezember 1482 schlossen Mailand, Neapel, Florenz und der Papst Frieden. Einen Tag später zog eine Prozession zur Kirche und der Papst benannte die Kirche in Santa Maria della Pace um. Bald darauf begann der Neubau der Kirche.

Sixtus IV. legt den Grundstein für die neue Kirche S. Maria della Pace​



Die Kanoniker nehmen Besitz vom Kloster​



Beim Kirchenneubau war das wundertätige Madonnenbild zunächst an seiner ursprünglichen Stelle in der alten Aussenwand geblieben. Diese wurde in der neuen Kirche zur Innenwand. Etwas später, wahrscheinlich 1486, wurde das Bild auf den Altar unter der Kuppel von S. Maria della Pace übertragen. Dafür sorgte Papst Innozenz VIII., welcher dem Madonnenbild ebenfalls die Erhörung eines Gebetes zu verdanken hatte.​

Das wundertätige Bild wird von Papst Innozenz VIII. auf den Altar von S. Maria della Pace übertragen​



Der Autor dieser mit viel Liebe zum Detail gemalten Fresken ist unbekannt geblieben.​

Nachdem wir die Fresken so ausführlich betrachtet hatten brach die Dunkelheit herein:​

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Nach einem Besuch von S. Maria della Pace im Mai 2013 habe ich mich näher mit diesem Werk Raffaels beschäftigt. Obwohl man nur aus einem Bereich des Cafés im Chiostro in die Kirche und auf das Fresko blicken kann,


hoffe ich, das das Thema hier nicht fehl am Platz ist. Daher der Beitrag aus dem Reisebericht Römisches Mai-Wochenende mit "Cortili aperti" - Seite 14 nun auch an dieser Stelle:

Raffaels Sibyllen in Santa Maria della Pace

Nach meinem letzten Besuch der Kirche Santa Maria della Pace Ende Mai 2013 wollte ich mehr über das Fresko Raffaels mit den Sibyllen wissen.


Vor allem interessierte mich, welche Sibyllen dargestellt sind. Inzwischen habe ich Einiges dazu gelesen und mir Klarheit verschafft.

Mein Posting illustriere ich mit drei Fotos von Wikimedia Commons unter Beachtung der nötigen Angaben.

Das Fresko Raffaels mit vier Sibyllen und sieben Engeln befindet sich in der Chigi-Kapelle, der ersten Kapelle auf der rechten Seite der Kirche. Agostino Chigi beauftragte Raffael mit der Ausmalung. Während die Darstellungen der vier Propheten wahrscheinlich unter der Aufsicht Raffaels von Timoteo Vito ausgeführt wurden, stammen die Sibyllen und die Engel von Raffael selbst.



Foto von Wikimedia Commons

Quelle/Autor: Web Gallery of Art

Doch nun zu den Sibyllen:

In der Renaissance wurde die Sibylle zu einem Symbol einer erneuerten Sicht Gottes und der Gotteserfahrung der Menschen. Aber sie blieb auch ein Motiv zur Darstellung des Anspruchs der „Kirche“ von Rom und ihrer von Propheten und Seherinnen vorhergesagten mystischen „Heilsbringung“.
Die Sibyllen werden von den Engeln mit prophetischem Geist erfüllt und verkünden die Auferstehung.



Foto von Wikimedia Commons

Quelle/Autor: Web Gallery of Art

Von links nach rechts erkennen wir:

Die Cumäische Sibylle: Mit ihrer erhobenen rechten Hand hält sie eine Schriftrolle, die der über ihr schwebende Engel öffnet. In griechischer Schrift enthält sie die Worte "Die Wiederauferstehung der Toten".

Die Persische Sibylle: Sie schreibt auf eine von einem Engel gehaltene Tafel die griechischen Worte "Er wird haben das Schicksal des Todes". Der Engel scheint mahnend (?) den Finger auszustrecken.

Zwischen den beiden Sibyllen steht auf eine Tafel gestützt ein kleiner Putto. Dieser italienischen Quelle zufolge steht auf seiner Tafel "Verrà alla luce":

un putto con una tavola e la leggenda "Verrà alla luce"
Ich weiss leider nicht genau, wie dies zu übersetzen ist. Vielleicht mit "Wird an das Licht kommen"?

Auf den beiden Vergrösserungen nicht sichtbar, ist der kleine Putto in der Mitte des Freskos. Er hält eine Fackel als Symbol für das prophetische Licht.



Foto von Wikimedia Commons

Quelle/Autor: Web Gallery of Art

Die beiden Sibyllen auf der rechten Seite des Freskos sind:

Die Phrygische Sibylle: Sie lehnt sitzend am Bogen. Hinter ihr deutet ein Engel auf eine Tafel mit den Worten "Der Himmel umschliesst der Erde Gefäss" (den Erdenraum).


Die Tiburtinische Sibylle:
Über dieser ist ein Engel im Flug dargestellt. Er hält eine Pergamentrolle mit einem Vers aus Vergils vierter Ekloge "Schon ein neues Geschlecht".

Zwischen der jungen phrygischen und der alten tiburtinischen Sibylle steht ein kleiner Putto. Er stützt sich auf eine Tafel mit der einzigen lateinischen Inschrift (alle anderen sind griechisch) "Ich werde öffnen und auferstehen".

Je nach Quelle herrschen unterschiedlich Meinungen vor, welche Sibyllen Raffael dargestellt hat. So könnte es sich bei der phrygischen auch um die tiburtinische oder die libysche und bei der tiburtinischen auch um die cumäische handeln. Ich habe mich nach dieser Grafik gerichtet:

Einer Quelle zufolge

ist die dritte Sibylle von rechts ein Porträt von Margherita Luti.

Margherita Luti, genannt La Fornarina (ital. für „die kleine Bäckerin“; * in Siena; † unbekannt), war das bevorzugte Modell des Malers Raffael und vermutlich dessen Geliebte.
Bei der Recherche zu den Sibyllen bin ich zusätzlich auf eine nette Geschichte oder Anekdote in Zusammenhang mit dem Fresko gestossen. Diese möchte ich Euch nicht vorenthalten und zitiere der Einfachheit halber aus meiner Quelle womit ich meines Wissens gegen kein Urheberrecht verstosse, da der Autor seit über 100 Jahren tot ist.

Noch bleibt mir eine von Cinelli in seinen Belezze di Firenze, Ausgabe von 1677 p. 277 in Bezug auf unser Gemälde erzählte Anekdote zu berichten. Er sagt nämlich: „Rafael aus Urbino hatte für Agostino Chigi in S. Maria della Pace, einer Kirche in Rom, einige Propheten und Sibyllen mit Engeln gemalt, wofür er auf Abschlag 500 Scudi erhalten hatte. Eines Tages nun verlangte er auf eine höfliche Weise vom Cassir des Agostino (Giulio Borghesi) den Rest des Geldes, welches er für seine Arbeit glaubte verdient zu haben. Hierüber erstaunte der Cassir sehr, da er meinte, dass schon mehr als hinlänglich mit der bezahlten Summe die Mühe belohnt sei, und liess die Worte unbeachtet; worauf Rafael erwiderte: Lasst von einem Sachverständigen die Arbeit schätzen, und ihr werdet dann sehen, wie billig meine Forderung ist. Da nun der Cassir wusste, dass der Buonarroto die Sache vortrefflich verstehe, und dass es sich oft ereigne, dass aus Ehrgeiz oder Neid der Preis eines Gemäldes geschmälert wird, so ersuchte er diesen mehrmals, dass es ihm doch gefallen möge sich auf die Stelle zu begeben, um des Rafael Figuren zu schätzen. Endlich ging Michel Angelo, vom Cassir begleitet, in die Kirche; und da sie nun standen das Werk zu beschauen, blieb er lange, ohne ein Wort zu sagen, den Blick stets nach dem Frescobild gerichtet, das in der That bewundrungswürdig und ausserordentlich ist, und betrachtete aufmerksam die grosse Kunst. Als er nun vom Cassir dazu aufgefordert wurde, sagte jener, mit dem Finger auf eine der Sibyllen deutend, dieser Kopf ist 100 Scudi werth. — Und die andern? fragte darauf der Cassir. Die andern sind nicht weniger werth, erwiderte Buonarroto. Als dem Agostino dieser Ausspruch berichtet wurde, denn viele Leute befanden sich zu jener Zeit in der Kirche, wollte er alles genau vom Cassir erfahren, und unterrichtet, liess er für jede Figur ausser den 500 Scudi für fünf Köpfe noch 100 Scudi für einen jeden der andern Figuren hinzufügen, und sagte demselben: Trage dieses zu Rafael, als den Betrag für die Köpfe, die er gemalt hat, und betrage dich freundlich, auf dass er damit zufrieden sei; denn wollte er sich auch noch die Gewänder zahlen lassen, so würden wir wahrhaftig zu Grunde gehen."
Quelle: Rafael von Urbino und sein Vater Giovanni Santi: in zwei Theilen, Band 2 von Johann David Passavant S. 170 und 171
 
Vielen Dank Simone-Clio
für diesen tollen Bericht über den Chiostro del Bramante und Santa Maria della Pace.

Die ausführliche Beschreibung und die vielen Fotos trösten mich darüber hinweg, daß ich bei meinen Reisen nicht selbst drinnen war.
 
Vielen Dank Simone-Clio
für diesen tollen Bericht über den Chiostro del Bramante und Santa Maria della Pace.

Es war mir ein Vergnügen. Die Berichte stammen, wie gesagt aus Reiseberichten von 2013 aber ich habe mehr und mehr das Gefühl, dass manches Thema in Reiseberichten etwas "untergeht" und daher das eine oder andere noch einen eigenen Thread verdient.

Die ausführliche Beschreibung und die vielen Fotos trösten mich darüber hinweg, daß ich bei meinen Reisen nicht selbst drinnen war.

Was nicht war, wird sicher noch werden :thumbup:
wünscht Dir mit einem weiteren Photo aus S. Maria della Pace


Simone
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank Simone-Clio
für diesen tollen Bericht über den Chiostro del Bramante und Santa Maria della Pace.

Da schließe ich mich Romtis doch gerne an!


Bei der Recherche zu den Sibyllen bin ich zusätzlich auf eine nette Geschichte oder Anekdote in Zusammenhang mit dem Fresko gestossen. Diese möchte ich Euch nicht vorenthalten[...].

Vielen Dank für diese wirklich nette Geschichte. Es wäre schon schade gewesen, wenn Du sie uns nicht erzählt hättest :nod:.
 
Bei der Recherche zu den Sibyllen bin ich zusätzlich auf eine nette Geschichte oder Anekdote in Zusammenhang mit dem Fresko gestossen. Diese möchte ich Euch nicht vorenthalten[...].

Vielen Dank für diese wirklich nette Geschichte. Es wäre schon schade gewesen, wenn Du sie uns nicht erzählt hättest :nod:.

Ja wirklich! :nod:
Vielen Dank, Simone, für die ausführlichen Erläuterungen!
 
Liebe Angela, lieber Padre,

es freut mich, dass Ihr meiner kleinen Zusammenstellung etwas abgewinnen konntet. :nod:
 
Auf jeden Fall!

Vielleicht ein wenig OT: Ich sammle solche römischen Geschichten und schreibe sie in eine Kladde. Diese Geschichte habe ich sofort dort "verewigt" :!:
 
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