Bericht: China für Einsteiger

gengarde

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Liebe Forumsgemeinde,

ziemlich weit weg von Rom führte uns im Mai unsere erste Asienreise. Die Planungen zu diesem Erlebnis liefen schon eine geraume Zeit. Bereits im letzten Sommer haben wir dann gebucht.

Berufliche Berührungspunkte hatten meine Neugier auf mehr geweckt. Und die Faszination des Reichs der Mitte hatte meine BEVA und unsere besten Freunde auch erfasst. Welches Glück! So wurden die Überlegungen und Träume tatsächlich wahr.

Wir haben einen Anbieter gewählt, der uns von reiseerprobten Bekannten empfohlen worden war: China Tours, ein Spezialanbieter aus Hamburg, der von einem Chinesen und einem Deutschen geführt wird. Die Reisegreuppen bestehen höchstens aus 20 Personen, die Teilnehmer sind deutschsprchig ind es gibt einen kompetenten und des Deutschen mächtigen Reisebegleiter während der gesamten Tour.

14 Tage dauerte die Reise. Das ist für ein Land mit der Größe und der Geschichte von China sicher nur ein Appetithäppchen, aber, soviel darf ich hier schon verraten, es war ein sehr schmackhaftes Häppchen und konnte den ersten Appetit tatsächlich befriedigen.


In Frankfurt ging es am 29.4. los. Rail & Fly sowie ein Abflug gegen Mittag machten die Anreise angenehm. So groß und unübersichtlich der Frankfurter Airport erscheinen mag, der bequeme ICE-Direkthalt am Flughafen macht es wett.

In gut 9 Stunden ging es mit Air China nach Peking.

Die Zeitverschiebung führte dazu, dass nach der ersten Aluschalenmahlzeit um 17h bereits die Fensterjalousien herunter gezogen wurden. Versuchen Sie ein wenig zu schlafen, war die Botschaft.

Um 7:00h Ortszeit landeten wir am

Dienstag, 30. 4. 2013 in Peking

Die Gruppe fand sich langsam im Ankunftbereich und wurde von Herrn Bao, unserem Reiseleiter begrüßt.18 Personen waren wir. Es dauerte nicht lange und ein Bus stand bereit. Der zusätzliche regionale Führer Pan (nennt mich einfach Peter Pan), führte uns während der Fahrt ein wenig in China ein.

Zu Zeiten, in den wir im Urlaub normalerweise noch im Bette liegen, heute war es nach deutscher Zeit eigentlich erst 1h nachts, erreichten wir den ersten Sightseeings-Höhepunkt.

Der Himmelstempel, Wahrzeichen von Peking


Ein großer Park beherbergt die Tempel, die die Kaiser der Ming- und Qing-Dynastie zum Gebet für gute Ernten schufen.




Angelegt wurde die Anlage von Kaiser Yongle im Jahr 1420. Die Form der Tempel änderte sich mit den Dynastien und nach diversen Bränden. Alle Gebäude bestehen hauptsächlich aus Holz. Die Laubengänge mit den bunt bemalten Holzbalken, die aufwändigen Dachkonstruktionen, das alles macht auf uns genauso viel Eindruck, wie die vielen Menschen, die bereits zu dieser frühen Stunde im Park tanzen, Tai Chi -Übungen machen oder Musik machen, Federball spielen oder sich sonst wie sportlich betätigen.

Die Besucher lieben die Blütenpracht der Pfirsichbäume.



Die Vögel sollten sich noch als Rarität herausstellen. Auch die Chinesen beklagen, dass sie mehr und mehr aus dem Alltag veschwinden. Und das liegt nicht daran, dass der Chinese traditionell alles isst, was 4 Beine hat oder fliegt. Aber an diesem 30.4. merken wir davon nichts. Der Himmel über Peking präsentiert sich stahlblau und wolkenlos. Eine Seltenheit, wie uns unsere chinesischen Begleiter versichern.

Da ist er endlich:





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Danke Gengarde für den stimmungsvollen Beginn mit den bunten Fotos. Das wird sicher noch interessant. Mein Appetit ist geweckt.
 
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VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für den Beginn des Reiseberichtes

Ich freue mich (zu gegebenem Zeitpunkt) auf die Fortsetzung und bin schon ganz gespannt ...
 
Ich habe erst jetzt gelesen, vielen Dank! Ich bin gespannt auf die Forsetzung. Vielleicht poste ich auch einige Fotos mit.

Danke!

Qing
 
Mein Gott, ist es schon wieder lange her, seit ich den Anfang meines Chinaberichtes hier eingestellt habe:blush:.
Natürlich haben wir noch viel mehr gesehen8).

Unsere Reisegruppe wurde von einem sehr gut deutsch sprechenden chinesischen Guide während der ganzen Reise begleitet. Herr Bao konnte das "R" sogar besonders gut rrrrollen. Vor Ort übernahm ein lokaler Guide sann die Vorstellung der Sehenswürdigkeiten. In Peking war das Pan (nennt mich einfach Peter Pan:)). Er war nicht nur kulturell und historisch kenntnisreich sondern spiegelte uns sehr gut, wie die Chinesen heute in Peking leben.



So interessant bereits der erste Kontakt mit Chinas langer Geschichte und den hohen Künsten der Architektur war, an diesem ersten Tag waren wir nach dem langen Flug noch nicht voll da. Irgendwie nahm ich alles ein wenig wie in Watte gepackt war. Insofern waren wir doch recht froh, dass wir zunächst unser Hotel ansteuerten und uns eine Stunde lang machen konnten.

Danach ging es zum ersten chinesischen Essen in ein nahes Restaurant. Ich sage euch, nicht nur kuöinarisch war es ein Erlebnis sondern auch wegen der ausschließlich chinesischen Gäste, die einen Geräuschpegel entwickelten wie in einer italienischen Trattoria bei einer ausgelassenen Familienfeier. Aber man sagt eben nicht zu unrecht, dass die Italiener in Europa das Volk sind, dass den Chinesen am ähnlichsten ist:D.

Für den Abend wurde uns der Besuch einer Kungfu-Show angeboten. Konnte das gut sein? Aber letztlich nahmen wir und alle Mitreisenden das Angebot an. Wir wurden nicht enttäuscht. Im Roten Theater sahen wir eine hochklassige Show, sportlich auf hohem Niveau, perfekt inszeniert, in eine runde Story verpackt, die auch wir verstanden. Kein Touri-Nepp.




1. Mai 2013

Der erste Mai ist auch in China ein hoher Feiertag. Mit uns waren deshalb auch viele Chinesen im Park des Sommertempels, der aus meiner Sicht eines der schönsten Ziele der Rundreise war.



Chinesische Rentner üben sich in der Pekingoper und finden ihr Publkum,


Dichter nutzen den Steinboden als vergängliche Projektionsfläche zum kalligraphischen Rezitieren von Gedichten,










Schließlich wurde mein markantes Profil;) noch auf "edlem" chinesischem Porzellan verewigt:nod:. Das geschieht ohne Auftrag. Und der Künstler geht das Risiko ein, dass der Porträtierte die ca 5 € für das Kunstwerk nicht opfert.

Die faltbaren Sonnenhüte haben uns auch fasziniert.

Es folgte

wieder lecker und am obligatorischen runden Tisch mit drehbarer Platte auf der die Köstlichkeiten nie weit vom Teller entfernt sind.

Ein Schnäpschen zum Nachtisch im Fingerhut:


Besichtigt wurde im Anschluss die Produktion chinesischer emaillierter Vasen.


Leid tun konnten einem die Schleifer. Arbeits- und Gesundheitsschutz schienen ein Fremdwort zu sein. Die Gesichter waren gesprenket vom Schleifabrieb. Das alles wohlgemerkt in einer Showproduktion.


Angeschlossen war ein sogenannter "Freundschaftsladen", in dem man die Produkte kaufen konnte. Der Besuch solcher Einrichtungen gehört zum festen Programm aller Rundreisen. Es ist aber kein Problem nichts zu kaufen und man wird auch nicht unangenehm traktiert.


Dann ging es zum nächsten Highlight, der chinesischen Mauer.


 
Vielen Dank, gengarde, für deine weiteren Eindrücke eurer China-Reise. Fremdes und modernes ist da nah beieinander!

Vor allem finde ich deine Beobachtungen über das chinesische Leben sehr interessant.

Bin schon gespannt auf die Fortsetzung, Tizia
 

Wir fuhren nach Badalong. Große Parkplätze, Restaurationsbetriebe, sanitäre Anlagen, Verkaufsshops sorgen hier für eine reibungslose und keine Wünsche übrig lassende Infrastruktur zur Besichtigung eines der weltweit beeindruckensten Bauwerke.

Hier hatten wir viel Zeit. Das Programm versprach uns Aufenthalt auf der Mauer, wenn die meisten Touristen bereits wieder auf der Rückfahrt sind, bis zum Sonnenuntergang. Das versprochene Picknick mit Rotwein und Oliven verlief allerdings unromantischer als es im Programm klang.

Der Chinesische Rotwein "Große Mauer" wurde lauwarm in Plastikbechern gleich nach dem Erklimmen der Mauer serviert und schmeckte nach "oxidativem Bauerngetränk":].
Aber die Mauer selbst macht das locker wett.



Es ist sehr beeindruckend, wie sich das Band der Mauer über die Kämme der Hügel und Berge spannt. Die Steigungen auf dem Mauerweg sind erstaunlich. Man fragt sich, wie die Armee sich hier in voller Rüstung bewegt haben mag.


Auf der Rückfahrt in die Stadt wurde noch ein Fotostop beim Olympiastadion, dem sogenannten Vogelnest gemacht. Neben dem rundlichen Bau in Gelb- und Rottönen bildet die Schwimmhalle mit ihrer rechteckigen und blau strahlenden Fassade den perfekten Kontrast ganz im Sinne von
Ying und Yang.


2. Mai 2013

Der Tag begann mit dem Besuch einer Zuchtperlenzucht und -manufaktur. Auch dieser Firmenbesuch war trotz des Charakters einer verbindung mit Freundschaftsladen interessant. Nie hätten wir gedacht, dass mehr als 10 Perlen unterschiedlicher Färbung in einer Muschel wachsen könnten.


Danach ging es zum Platz des himmlischen Friedens ins Zentrum von Peking. Es soll mit annähernd 40 ha der größte Platz der Welt sein.

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Gesäumt wird er vom Volkskongress, dem Chinesischen Nationalmuseum und an der Nordseite von der Verbotenen Stadt. Auf dem Platz befindet sich das Mausoleum für den Gründer der Volksrepublik, Mao Zedong.


Üppige Blumeninstallationen säumen den Platz.


Das Großporträt von Mao hängt über dem Eingang zur Verbotenen Stadt, dem Kaiserpalast.


Hinter dem zweiten Eingangstor öffnet sich ein weiter Platz.

Hier warteten jeden Morgen an die 5000 Beamte ergebendst auf ihren Einlass, um Dienstbefehle zu empfangen.


9999 1/2 Räume in 890 Palästen gaben den bescheidenen Rahmen für die Lebenswelt der chinesischen Kaiser seit dem 15. Jahrhundert. 10.000 Räume durften es nicht sein, denn die standen nur dem Himmel selbst zu Gebote. Deshalb beschieden sich die "Söhne des Himmels", die chinesischen Kaiser, mit einem halben Raum weniger.

Ein wenig kann sich heute jeder besucher dieser Welt näher bringen. Kostümverleih und Fotografen stehen bereit.


Großzügige Gartenanlagen


Die Dachfirste sind zur Dämonenabwehr mit symbolischen Fabeltieren gespickt.

Am Ende der Tour öffnet sich das Tor zum nördlich anschließenden Kohlehügel, unserem nächsten Ziel.


Von oben bietet sich ein fantastisches Panorama über den Palast.


Zu Füßen des Hügels erwartete uns ein Park voller Päonien, bei uns gemeinhin Pfingstrosen.

Nächste Station für uns war ein Hutong, ein noch erhaltener Altstadtbezirk mit seinen niedrigen Häusern und engen Gassen, den wir bei einer Rikschatoeur erkundeten.


Besuch bei einer alten Dame, die hier ihre Wohnug zeigt und die man nach ihrem Leben im Altstadtviertel befragen kann. Hier gibt es sanitäre Einrichtungen nur für mehrere Häuserblocks und das Haus besteht aus einem großen Wohnraum mit abtrnnbarenn Ecken für Küche und Schlafzimmer.



Vorbei an einer kubanisch anmutenden Männeridylle


Fahrradwerkstätten am Wegesrand


ging es noch zu einem großen Markt.



Die Fische waren so frisch, dass sie noch vom Verkaufstisch zu springen versuchten. Der Fleischer entsprach nicht ganz den neueren EU-Vorschriften.

Aber, das soll an dieser Stelle bereits verraten werden, nicht einer unserer 18-köpfigen Reisegruppe hatte auch nur einmal Magenprobleme während unsere Reise.
 
Das ist ja ein interessanter Reisebericht, gengarde. :) :thumbup:

Meine 8-tägige Pekingreise war 1999, liegt also schon 14 Jahre zurück. Aber beim Lesen Deines Berichts und Betrachten der Bilder fühle ich mich in diese Zeit zurückversetzt. :nod:

Die Programmpunkte sind recht deckungsgleich, was freilich nicht überrascht, da Chinesische Mauer, Platz des Himmlischen Friedens usw. usw. einfach zum Standardprogramm gehören. Auch die artistischen Programme sind quasi obligatorisch. Die Perfektion der Darbietungen faszinieren (und machen nachdenklich). :frown:

Wir waren mit einer Mundharmonikagruppe dort und hatten das Vergnügen, uns mit einer Gruppe chinesischer Mundharmonikaspieler zu treffen. Deren profihafte Perfektion war ebenfalls faszinierend, teils sogar "beängstigend", weil wir im Vergleich die reinsten Amateure waren. :blush:

Vom Olympiastadion war 1999 noch nichts zu sehen, dafür aber gab es noch eine Vielzahl von Hutongs, von denen später im Vorfeld der Spiele zahlreiche abgerissen wurden. Wie Dein Bericht zeigt, gibt es noch welche, vielleicht mehr als Vorführobjekte für Touristen? Immerhin scheint es also noch belebte Hutongs zu geben.

Die damalige Chinareise gehört zu den beeindruckendsten Reisen, die ich je gemacht habe. :!:

Irgendwie geisterte China in meinem Bewusstsein als ein Land auf einem anderen Stern. Sich dann ganz real auf diesem Stern zu befinden mit diesen immensen Eindrücken chinesischer Wirklichkeit, das war ein unbeschreibliches Erlebnis. :nod: :!:

Für regelmäßige Besucher Pekings bzw. Chinas mag das nicht (mehr) zutreffen. Die stärkste Begeisterung schleift sich durch häufige Begegnung ab, das gilt sogar für Rom, Venedig, Paris usw.

Ich freue mich auf weitere Berichtskapitel und Fotos von Dir. Wie schön, dass ich auf diesen Thread gestoßen bin. :)

Gruß
Alex
 
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VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die beiden schön bebilderten und interessanten Fortsetzungen des Reiseberichtes

:thumbup::thumbup::thumbup:​
 
Danke lieber Gengarde für die Fortsetzung Deines Berichtes um zwei weitere Kapitel mit wieder imposanten Fotos mit teilweise wunderschönen Farben.

Als ich die Fotos mit den Fahrrädern sah, musste ich an die Erzählung eines ehemaligen Arbeitskollegen denken. Als er chinesische Gäste zu einer Fahrradtour hier einlud, waren diese mit den Bremsen völlig überfordert, so dass er die Aktion stark abkürzen musste. Nach seiner Erfahrung waren damals (vor etwa 15 Jahren) die Fahrräder in China ohne Bremsen. Ist das noch heute so? Das kleine Hinterrad auf dem einen Foto sieht jedenfalls so aus, als wäre die Nabe für eine Rücktrittbremse konstruiert.
 
Das ist ja ein interessanter Reisebericht, gengarde. :) :thumbup:
Danke!

Meine 8-tägige Pekingreise war 1999, liegt also schon 14 Jahre zurück. Aber beim Lesen Deines Berichts und Betrachten der Bilder fühle ich mich in diese Zeit zurückversetzt. :nod:

Die Programmpunkte sind recht deckungsgleich, was freilich nicht überrascht, da Chinesische Mauer, Platz des Himmlischen Friedens usw. usw. einfach zum Standardprogramm gehören. Auch die artistischen Programme sind quasi obligatorisch. Die Perfektion der Darbietungen faszinieren (und machen nachdenklich). :frown:
Ich kann dir versichern, China sieht heute total anders aus als vor 14 Jahren. Mein erster Besuch in Peking war 2005, und es hat sich sooooo viel getan. Aber die Sehenswürdigkeiten sind heute natürlich noch ähnlich. Nur die Besuchermassen dürften zugenommen haben. Heutztage machen auch viele Chinesen Urlaub.

Vom Olympiastadion war 1999 noch nichts zu sehen, dafür aber gab es noch eine Vielzahl von Hutongs, von denen später im Vorfeld der Spiele zahlreiche abgerissen wurden. Wie Dein Bericht zeigt, gibt es noch welche, vielleicht mehr als Vorführobjekte für Touristen? Immerhin scheint es also noch belebte Hutongs zu geben.
Hutongs gibt es tatsächlich noch einige, allerdings stark rückläufig. Noch sind sie authentisch. Das zeigen auch die Straßenszenen, die ich rund um den Hutong fotografiert habe. Teilweise gibt es noch das einfache Leben. Die Rentnerin die wir besuchen und befragen konnten, will unbedingt dort wohnen bleiben. Alle sozialen Kontakte hat sie dort in unmittelbarer Nähe. Aber für ihre Kinder kommt es nicht in Frage so "zu hausen".

Die damalige Chinareise gehört zu den beeindruckendsten Reisen, die ich je gemacht habe. :!:

Irgendwie geisterte China in meinem Bewusstsein als ein Land auf einem anderen Stern. Sich dann ganz real auf diesem Stern zu befinden mit diesen immensen Eindrücken chinesischer Wirklichkeit, das war ein unbeschreibliches Erlebnis. :nod: :!:
Das kann ich voll und ganz bestätigen. Ein beeindruckendes Faszinosum.

Ludovico ROB schrieb:
Danke lieber Gengarde für die Fortsetzung Deines Berichtes um zwei weitere Kapitel mit wieder imposanten Fotos mit teilweise wunderschönen Farben.
Na ja:roll:, hier im Forum wirken die Farben manchmal ein wenig sehr bunt, wie früher von Kodak:~. Da habe ich eindeutig zu viel nachgesättigt;).

Als ich die Fotos mit den Fahrrädern sah, musste ich an die Erzählung eines ehemaligen Arbeitskollegen denken. Als er chinesische Gäste zu einer Fahrradtour hier einlud, waren diese mit den Bremsen völlig überfordert, so dass er die Aktion stark abkürzen musste. Nach seiner Erfahrung waren damals (vor etwa 15 Jahren) die Fahrräder in China ohne Bremsen. Ist das noch heute so? Das kleine Hinterrad auf dem einen Foto sieht jedenfalls so aus, als wäre die Nabe für eine Rücktrittbremse konstruiert.
Viel Gelegenheit zum Fahrrad-Schauen gibt es nicht mehr. Man sieht tatsächlich kaum noch Fahrräder in Peking. Fasziniert haben mich vielmehr die vielen Motorroller, die fast alle elektrisch betrieben waren, auch die, die bereits recht alt aussahen. Elektromobilität ist in China tatsächlich bereits ein Alltagsthema:nod:, angesichts des Smogproblems aber auch bitter nötig. Wir hatten absolutes Glück, dass wir in Peking 3 sehr klare Tage erleben durften.

Dank auch an Asterixinchen für die Begleitung auf der großen Chinarunde.

Gruß gengarde
 
Fahrt nach Luoyang, Shaolinkloster und Pagodenwald

Abends verließen wir Peking. Mit dem Nachtzug ging es ins Landesinnere. Erster Klasse bedeutete, dass wir 4er-Schlafabteile vorfanden. Auch wenn die Nacht in einem Stockbett im ZUg nicht das Hotelbett ersetzen kann, waren wir doch einigermaßen ausgeschlafen als wir am Ziel ankamen.

Am Ziel warteten bereits ein Bus und die regionale Reiseleiterin auf uns. Nach dem Frühstück in einem Hotel, natürlich mit mehr warmen Speisen als Brot und Auflage, wie überall in China, kamen wir zum Shaolin Kloster, unserem großen Ziel für diesen Tag.

Hier, am Fuß des Song Shan-Gebirges liegt die Wiege der chinesischen Kampfkunst Kung-Fu, die wir meist mit der gleichnamigen Fernsehserie aus den 70er-Jahren verbinden. Die Geschichte des Klosters geht auf das Jahr 495 zurück. Hier wurden die Grundlagen für den Chan- und Zen-Buddhismus gelegt. Die Kampfkunst ist eigentlich nur ein Nebenprodukt dieser Lehren. Heute ist ein riesiger Parkplatz angelegt, die besucherströme werden professionell gelenkt. Die touristische Infrastruktur lässt keine Wünsche offen.


Ist das Tor im Eingangsbereich mit Shops und der obligatorischen "Harmonie-Halle", gemeint sind die insbesondere bei Gruppenreisen ebenso notwendigen wie berüchtigten öffentlichen WC-Anlagen;), erstrecken sich links und rechts des Weges weite Flächen auf denen sich hunderte, wenn nicht tausende Schüler in der Kampfkunst üben.


Für viele Kaiser ist in den vergangenen Jahrhunderten die Kampfkunst der Mönche des Shaolin tatsächlich so etwas wie die Rettung in höchster Not gewesen. Die KungFu-Kämpfer haben so manche Schlacht mit entschieden und damit auch Schutz und Förderung durch die Kaiser erfahren. Unzählige Legenden haben den Ruf bis in heutige Zeit transportiert und so etwas wie den Spirit des Ortes befördert.

Heute sind die die Kämpfer auf den Feldern Schüler von Sportinternaten. Chinesische Eltern lassen es sich einiges kosten, ihre Kinder mit 7 Jahren in diese Schulen zu geben, wo sie mit Drill und Disziplin Abschlüsse erwerben könne, die attraktive Jobs im Erwachsenenalter erwarten lassen. Mit dem Kloster haben diese Schulen nichts zu tun.

Das Kloster wurde mehrere Male zerstört und erlebte zuletzt 1928 bei schweren Auseinandersetzungen innerhalb des Ordens große Zerstörungen.

Mächtige Wächterfiguren bewachen den Eingangsbereich.




Uns verwunderte, dass im "roten China" der Buddhismus noch so lebendig gelebt wurde. Es gibt noch Mönche und auch gläubige Chinesen, die beten und opfern.


Nach Besichtigung des Klosters geht der Fußmarsch weiter. Es werden auch alternative Transportmöglichkeiten angeboten.


Als weiteres Highlight wartet noch der Pagodenwald, ein Friedhof für die Äbte des Klosters. Die Grabmale konkurriren miteinander in der zahl der Dächer. Drei Dächer reichen für einfache Äbte. Für fünf muss man schon etwas besonderes geleistet haben, die mit sieben oder neun Dächern sind den ganz Großen der Geschichte vorbehalten,


oder denen mit großem Selbstbewusstsein. Einer der letzten Äbte hat sich für die Einführung moderner Medien mit entsprechender Symbolik verewigen lassen.

Zurück zum Parkplatz ging es dann mit einem Busshuttle. Angesichts der bereits zurück gelegten Entfernungen auf dem weitläufigen Gelände eine dankbar angenommene Alternative.

Wir fuhren nun nach Luoyang, eine der vier Kaiserstädte Chinas. Denn es ist nicht so, dass Peking schon immer die Zentrale des Riesenreiches gewesen wäre. Die Geschichte der Stadt geht bis auf das 11. Jahrhundert vor Christi Geburt zurück. Bereits 770 vor Chr. wurde sie Hauptstadt der Zhou-Dynastie. In der Han-Dynastie (206 v. Chr. - 220 n. Chr.) wurde sie erneut zur Hauptstadt und war dies also auch zur Blütezeit des Römischen Reiches.

Heute sieht man nichts mehr von den historischen Wurzeln. Luoyang ist eine moderne Industriestadt mit ca. 2 Mio. Einwohnern in der Kernstadt, ca. 7 Mio im Verwaltungsbezirk, nach chinesischen Maßstäben eine Mittelstadt. In unserer Wahrnehmung als durchreisende Touristen war sie die "spacigste Station" mit deutlichem Hang zur Zukunft. Unser Hotel huldigte der Eroberung des Weltraums. Der Zugang zu den Fahrstühlen mutete an wie der Korridor zur Enterprise. Astronautenbilder schmückten die Zimmer. Und dies war der Blick aus unseren Fenstern:


Zu essen gab es Gott sei Dank keine Astronautenkost sondern wieder leckere chinesische Vielfalt.


Der Park des modernen Viertels in dem wir residiereten, glitzerte und blinkte in der Dämmerung und Dunkelheit, dass es eine Freude war. Unglaublich aus deutscher Sicht!


Lichtorgien, künstliche Seen, bunte Illumination dienen dazu den Bewohnern das Gefühl von Stolz auf ihre Stadt zu vermitteln, so unsser Eindruck. Noch nie haben wir so viele Baukräne gesehen, wie auf dieser Reise, aber auch die seelenlosesten Hochhäuser werden mit laufenden Lichtbändern inszeniert und künstliche Seen, großzügige Parks und Plätze laden als Treffpunkt am Abend ein. Hier wird dann Roller Skate gefahren, in Gruppen zu Musik getanzt oder Gymnastik gemacht.

Nach der Nachtzugfahrt erwartete uns eine erholsamer Schlaf im Hotel.

Fortsetzung folgt


 
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VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die wieder interessante Fortsetzung

:thumbup::thumbup::thumbup:​
 
Interessante Einblicke in eine "andere" Welt. :)

Spannende "Lektüre" für mich als "Fortsetzungsroman". Danke, gengarde. :thumbup:
 
lieber gengarde,
vielen Dank für Deine Berichte über das moderne China! Du hast aus deinem Blickwinkel schöne Berichte bzw. schöne Bilder gezeigt. Ich würde so gerne eine parallele Reihe so zu sagen Qing ft gengarde mitschreiben,leider fehlt mir die Zeit. Vielleicht suche ich ein paar Bilder aus so zu sagen ft?
In welchen Städten warst Du gewesen?
Meine Mutter lebt nahe Olympia Zentrum, direkt hinter dem Drachen Hotel (die einzige 7 sterne in China).

LG

Qing
 
lieber gengarde,
vielen Dank für Deine Berichte über das moderne China! Du hast aus deinem Blickwinkel schöne Berichte bzw. schöne Bilder gezeigt. Ich würde so gerne eine parallele Reihe so zu sagen Qing ft gengarde mitschreiben,leider fehlt mir die Zeit. Vielleicht suche ich ein paar Bilder aus so zu sagen ft?
Hallo Qing, dass du den Bericht mitliest freut mich besonders. Die Idee eines Co-Berichts von dir,finde ich toll. :~ Aber die Zeit. Das kann ich dir nur zu gut nachfühlen. Leider werde auch ich meinen Bericht nur mit mehr oder weniger großen Unterbrechungen voran bringen können.
In welchen Städten warst Du gewesen?
Lass dich einfach überraschen;).
Meine Mutter lebt nahe Olympia Zentrum, direkt hinter dem Drachen Hotel (die einzige 7 sterne in China).
Leider hatten wir in Peking nahe dem Olympiazentrum nur einen kurzen Fotostopp an einer nahen Schnellstraße. Von dort konnte man von einer Fußgängerbrücke über die Straße Fotos schießen. Das war nicht gerade optimal, aber leider alles:roll:. Unser Hotel lag in einem anderen Stadtbezirk und hatte drei Sterne weniger8).

Gruß gengarde
 
Longmen Grotten und Xian

Auch wenn Luoyang selber keine Zeugnisse seiner langen und wichtigen Geschichte als Kaiserstadt vorweisen kann, so ist doch ganz in der Nähe eine der größten Überraschungen unserer Reise beheimatet.

Die Longmengrotten sind ein bedeutendes Beispiel der langen buddhistischen Tradition Chinas.


Tausende Buddhafiguren sind hier in den Fels gehauen. Große und kleine Felskapellen reihen sich aneinander. Sie sind großenteils älter als 1000 Jahre alt.



Die Grotten gehören seit 2000 zum Weltkulturerbe und erstrecken sich auf einem Streckenabschnitt längs des Flusses Yi. Auch wenn einige Grotten im Laufe der Jahrhunderte beschädigt oder Figuren schlicht geraubt wurden, so sind sie doch oft noch sehr gut erhalten: Die schönsten, am feinsten ausgearbeiteten Grotten entstanden in der Regentschaft der einzigen eigenständigen, weiblichen Kaiserin Chinas, Wu Zetian (625 - 705).


Auch hier war die touristische Infrastruktur perfekt. Großzügige Parkplätze, Souvenirläden, Toiletten, gepflegte Promenaden und üppiger Blumenschmuck am Wegesrand.


Die Beete bestehen aus aneinander gestellten Blumentöpfen. Bist du verwelkt, wirst du entfernt und ausgetauscht:).

Dann ging es zum Bahnhof. Per Hochgeschwindigkeitszug ging es in 2 Stunden in die nächste Kaiserstadt. Die Bahnhöfe sind ähnlich zu Flughäfen organisiert. In wartehallen wartet man bis zum Aufruf des Zuges und betritt dann erst beim Einlaufen des Zuges den Bahnsteig und besteigt dann zügig den Zug.


Mit Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h ging es auch auf herkömmlichen Schienen sehr flott voran. Charmantes Personsl gab es auch an Bord.


Diese junge Dame hatte an unserer Langnasengruppe einen Narren gefressen, wollte sich immer wieder mit uns fotografieren lassen und bot uns schließlich eine Führung durch den Zug an, in dem es neben unserer Sitzkategorie, ähnlich der in den hiesigen ICEs, noch eine Businessclass und eine First-Class gibt. Wir durften alles ausprobieren. Die Sitze waren schon sehr bequem und luxoriös. Die Qualität des Zuges nötigte uns Respekt ab.

Xian, unser Ziel, hatte viel städtisches Flair zu bieten. Davon konnten wir uns gleich bei einem Spaziergang durch den Basar des muslimischen Viertels überzeugen. Ja, in China gibt es auch Muslims, und dies seit Jahrhunderten.


Unser erstes Ziel war die Moschee, die eher wie ein chinesischer Palast mit Garten aussah. Unsere regionale Führerin in Xian war leider nicht sehr hilfreich,wenn es um geschichtliche Erklärungen ging. Sie "setzte uns in der Moschee aus" und wir musste selbst sehen, wie wir weiter kamen.


Aber auch die Beobachtungen am Wegesrand einer lebhaften Stadt waren interessant.


Diese Herren klopfen eine Masse aus Honig und Mandeln platt, die anschließend getrocknet wird und die man als herrliche Leckerei in handlichen Brocken käuflich erwerben kann.

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Nach Essen mit "Hans-Bier", wir hatten auch einen Hans in unserer Gruppe, hatten wir am Abend noch eine Lichterfahrt.


Im Park gibt es Wasserspiele im bunten Licht zu klassischer westlicher Musik von Tschaikowsky, Mozart oder Johann Strauss, umsonst und gut besucht.


Lichterbäume hatten wir ja schon in Luojang gesehen.


Aber mit Filmsequenzen bespielte Säulen, deren Motive ständig wechseln, die sahen wir hier zum ersten Mal.


Den Abschluss des Stadtrundgangs bildete der wieder aufgebaute historische Glockenturm der ersten chinesischen Kaiserstadt.

Das ist doch mal eine "indirekte Beleuchtung"8).


 
Lieber gengarde,

vielen Dank für die Fortsetzung, was für ein Zufall, ich habe heute die Fotos sortiert, wo ich zw. 2009 und 2010 mit Anna unterwegs war.
Ich war in Xian für 10 Mon. stationiert, Anna hat dort the international school besucht, Du warst in "unserer" Stadt!
Schön, Xian wieder zu sehen.
Anna war nur einmal mit mir in dem muslimen Markt, wir haben sie nach Hause mit genommen.
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Das Wasserspiel ist bei dem Großen Wildganse-Pagoda. In der Nacht siet toll aus. Es ist auch das größte Wasserspiel in Asien.

Ich bin gespannt auf den zweiten Tag:nod:

vielen Dank!

LG

Qing

Ich war in den 325 Tage mit Anna viel unterwegs, habe einige Blog-Artikeln geschrieben, Du brauchst nur die Fotos schauen:)

MuslimeStraße
unser Leben in Xian
Zusammenfassung
Chinese New Year bei Großen Wildganse Pagoda

Über Beijing habe ich auch einige Blog Artikel, klebe ich am Wochenende.
 
Danke, gengarde, auch für diesen Teil Deines Berichts, der weitere Einblicke gibt in dieses so gegensätzliche, riesige Land. :)

Alles spannend und interessant, aber auch nachdenklich machend. Wie mag unser Planet in 100 Jahren aussehen? Und wie werden sich die wirtschaftlichen und politischen Machtzentren verschieben? Und was folgt daraus für unsere Nachkommen? :?

Faszinierend und gleichzeitig ein wenig beängstigend. :nod:
 
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