Bericht: Casa alla fenice a Venezia 25.4. - 30.4.07

Fortunata

Pontifex
Stammrömer
Endlich ist es soweit und ich kann ein wenig über meine Reise nach Venedig berichten! Sie war schon im April, aber durch diverse Umstände schaffe ich es erst jetzt, den Bericht fertig zu machen... :blush:

Sehr hilfreich bei der Vorbereitung der Reise fand ich übrigens diese Seite: Venedig 2006, das ideale Ziel für Kulturtouristen. Ein Reisebericht von Otto Buchegger mit vielen Fotos und praktischen Tipps

Tut mir leid, wenn ich nicht mehr jedes Detail memorieren kann, ich wünsche trotzdem viel Spaß beim Lesen!!!

LG
Fortunata
 
Venedig 25.04.07 - 30.04.07

1. Tag
Am Mittwoch gegen kurz nach 9 Uhr erreichten wir bei strahlendem Sonnenschein und sogar einigermaßen ausgeschlafen den Münchner Flugafen. TUIfly bietet sogar den Check-In im Zentralbereich an und ruckzuck saßen wir schon beim Weißwurstfrühstück im Biergarten. Etwas irritiert waren wir, weil unser für 11:05 Uhr angesetzte Flug nicht auf dem Bildschirm auftauchte, sondern unter 16:40 Uhr gelistet war?!?? Eine kurze Nachfrage ergab aber, dass es pünktlich um 11:05 Uhr losgehen würde, keine Ahnung, welchem Trick das nun wieder diente. Mit einer knall-magenta-farbenen Boing 737-500 machten wir dann den Hüpfer über die Alpen. Nach knapp 50 min ging es schon wieder in den Landeanflug auf den Flughafen Marco Polo. Dort angekommen und auf die Toilette geeilt, erlebte ich gleich das erste Wiedertreffen mit der italienischen Mentalität: Es gab wie immer die übliche lange Schlange nach mehreren Ankünften, aber irgendwie ging gar nichts vorwärts. Bis ich dann merkte, aus drei von fünf Kabinen kam überhaupt niemand heraus, obwohl sie verriegelt waren Aber wozu geht frau denn ins Nagelstudio, dachte ich mir und entriegelte eine Tür mit dem Daumennagel. Und tatsächlich, die Kabine war voll intakt, sauber und funktionsfähig, da hatte sich wohl nur jemand Arbeit ersparen wollen... Aber nich' mit Leo sagte ich mir und entriegelte unter dem Applaus der anderen Damen auch die übrigen. Meine fünf Minuten als Held. Ich hab ja für vieles Verständnis, aber zwei Toiletten für dreissig und mehr gestresste Frauen finde ich einfach unverschämt!

In der Vorhalle suchten wir erst mal vergeblich die Fahrkartenautomaten für den blauen Express-Bus nach Venedig und ich reihte mich in die Schlange vor dem Schalter ein. Beim Rumschlendern fand mein Mann dann heraus, dass auf jeden Fall draussen an der Haltestelle Automaten für die Fahrkarten sind, das sparte dann das Anstehen. Für eine Person und eine Fahrt kostet es 3 €, die Rückfahrkarten kann und soll man am besten gleich mitziehen. Die Fahrt ging dann rasch parallel zur Küste über die große Straßen-/Eisenbahnbrücke zur Piazzale Roma (seufz). Dort mussten wir uns erst mal ein wenig orientieren. Man muss dann in Richtung der flachen Treppe zum Canal Grande auf der Nord/Nordöstlichen Seite des Platzes gehen. Dort sind die Anlegestellen für die Vaporettos. Wir kauften zwei 3-Tages-Karten bzw. 72 h-Tickets, die kosten pro Nase stolze 30 €.

Mit der klassichen Linea 1 gondelten wir zur Haltestelle Ponte Rialto. Über die Calle Cavalli und den Campo Manin gelangten wir dann in den Rio Terrà degli Assassini. Unser casa alla fenice hat zwar eine gruselige Adresse, aber ganz wunderbare Zimmer!


Ein paar Vorräte wurden eingekauft und wir haben in der Calle Cavalli in der tollen Enoteca "Al Volto" zwei riesige Vorspeisenteller genossen (einer Fisch, einer Fleisch). Der Innenraum war komplett mit Wein- und Whiskey-Etiketten tapeziert, eine schöne Atmosphäre.

Anschließend sprangen wir wieder in ein Vaporetto und es ging den Canal Grande entlang. Das muss man wirklich erlebt haben, ist eigentlich mit kaum einer anderen italienischen Stadt vergleichbar, die Palazzi haben ihren ganz eigenen Stil, auch wenn sie aus verschiedenen Epochen stammen, und die Verbindung mit der direkten Lage am, ja eigentlich im Wasser erzeugt ein ganz eigenes Gefühl!

Wir stiegen San Marco Vallaressi aus und gingen Richtung Piazzetta S. Marco, um auf die Piazza San Marco zu kommen, wohl wissend, dass man NICHT durch die beiden Säulen am Ufer durchgehen darf, weil dies früher die Hinrichtungsstätte war und folglich Unglück bringt... Die Piazza war voll wie wohl meistens, vor dem Dogenpalast und der Basilica standen lange Schlangen. Wir schlenderten zur Westseite an den berühmten Cafes entlang, die tatsächlich gerade eines ihrer 'Gratis-Konzerte' gaben. Am Teatro Fenice vorbei wanderten wir erst mal für eine kurze Pause nach Hause. Später fuhren wir dann mit dem Vaporetto nach S. Stae, um S. Croce und S.Polo (und damit vielleicht Commissario Brunetti) zu besuchen. Mit meinem ersten Granita aus der Eisdiele holte ich mir auch die erste Stirnhöhlenvereisung meines Lebens. Und da dachte ich immer, das sei die Erfindung hysterischer amerikanischer Filmemacher! Wir schlenderten weiter und bogen von der Salizzada die St.Stae in die Calle del Tintor. Salizzada nennt man wichtige Wege, die früher als erste gepflastert waren, ein Rio terrà ist ein zugeschütteter Kanal, Achtung, ein Ramo endet oft direkt an einem Kanal. An der Brückenkreuzung Rio Fontegio del Turchi/Calle del Spezier/Calle Larga trafen wir auf ein gut besuchtes Lokal. Da man schön draussen sitzen konnte - es war eigentlich fast schon wie Sommer - und nicht nur Touristen dort aßen, ließen auch wir uns dort nieder. Das Essen war gut; aber fragt mich bei keinem der Lokale, waswir gezahlt haben, das kriege ich nicht meh auf die Reihe! Wir wanderten weiter über den Campiello dei Morti (uhhuhh!), der in seiner Mitte eine Art kleine Grünflächeninstallation beherbergt. An seinem Ende trafen wir wieder auf die Calle del Tintor, nanu, ist die denn so lang? Nein, wie schon im Reiseführer gewarnt gibt es einige Bezeichnungen sogar im gleichen Quartiere doppelt. Kurz darauf waren wir zum ersten und eigentlich auch einzigen Mal etwas orientierungslos, was aber auch daran lag, dass der Campo auf dem wir waren, seinen Namen partout nicht preisgeben wollte (auch jetzt in meiner Erinnerung nicht). Nach ein bißchen Rumsuchen fanden wir dann ein verwittertes Steinschild an einer dunklen Wand, kann sein es war der Campo di S. Agostin, jedenfalls fanden wir von hieraus wieder zum Canal Grande und via Vaporetto nach Hause.

P.S.: Jetzt weiß ich es wieder, es war der Campo S. Stin!
 
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Hallo Fortunata!
Vielen Lieben Dank für den ersten teil deines Venedig Berichtes. Beim lesen kamen bei mir gleich die Erinnerung an meinen Venedig Besuch vor einem Jahr hoch (*seufz*). :) Ich freue mich schon auf eine Fortsetzung mit hoffentlich noch mehr tollen Bildern.
LG Trine!
 
Tut mir leid, es kann ein wenig dauern mit dem Rest, ich habe im Moment große Schwieriglkeiten, die Fotos hochzuladen, es dauert ewig!!!
 
2. Tag
Heute war eine gründliche Besichtigung der Piazza San Marco geplant. Vor dem Campanile war nur eine kurze Schlange, also stellten wir uns an, um mit dem Aufzug hochzufahren. Es ist übrigens nicht mehr der Ur-Campanile, der ist 1902 einfach in sich zusammengesunken, laut Reiseführer sah Goethe von ihm aus das erste Mal das Meer, was uns zu dem spontanen Doppelausruf "ist der blind oder was?" brachte. Offenbar zählte für ihn die Lagune nicht zu "dem" Meer. Gleich mit Aufzug im Zentrum wurde er in nur neun Jahren wieder aufgebaut und bietet nun einen fantastischen Blick über Venedig und die Lagune.



 
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Hallo und Moin, Moin Fortunata!

VIELEN DANK :nod: :thumbup: für Deinen sehr, sehr schönen Venedigbericht mit den schönen Bildern .... ich lese ihn sehr gerne und es werden Erinnerungen wach ........ und der Wunsch auch wieder einmal dort zu sein ....


Gruß - Asterixinchen :)
 
Fortsetzung 2. Tag

Unter der Ala Napoleonica liefen wir zum Hinterland von San Marco und aßen zu Mittag in der Osteria Da Carla (S. Marco 1535). Anschließend fuhren wir vom Anleger S. Maria del Griglio zur Riva degli Schiavoni und wanderten Richtung Arsenale.

Es war so heiß!!!!! Eigentlich wollten wir noch weiter bis SS. Giovanni e Paolo, aber in der Via Giuseppe Garibaldi in Castello konnte ich mich nur wie eine Verdurstende in der Wüste in eine Bar fallen lassen...
Nach zwei Sprizz fühlte ich mich dann schon wieder besser. Mein Mann brach kurz auf, um die Kirche S. Pietro in der Nähe zu besichtigen. Es war früher Nachmittag uns seehr ruhig in der Strasse - bis es zwei Uhr schlug. Da war die Schule in der Nähe aus und die Gegend wimmelte plötzlich nur so von Bambini und sehr schicken Mamas, die ihre Kinder selbstverständlich alle selber von der Schule abholen. Da wurde geratscht, gerauft und gespielt, plötzlich hatte auch der Alimentari gegenüber wieder auf und wurde belagert. Wenn auch die Innenstadt um San Marco so ihre ihre Probleme hat, hier in Castello ist die Infrastruktur anscheinend noch intakt und die Nachwuchsquote scheint sich am italienischen Durchschnitt zu orientieren.

Durch die Viale Giuseppe Garibaldi (sic!), eher ein kleiner Park, schlenderten wir zum Giardino Pubblico, wo ja auch die Biennale stattfindet.


Am Anleger Giardini enterten wir die Linie 42, um mal wieder ausgiebig Boot zu fahren. Die fährt durch den Canale della Giudecca am Tronchetto und am Bahnhof vorbei, biegt in den Canale di Cannareggio ein und von dort mit 'Vollgas' in die offen Lagune. Vorbei an der Friedhofsinsel S. Michele kamen wir nach Murano, begnügten uns aber diesmal mit einer reinen Durchfahrt. Ab Haltestelle Faro ging es wieder flott zum Fondamenta Nuova, dann umrundeten wir den gesamten östlich Teil von Venedig, mit manchem interessanten Industriedenkmal.

Abschließend enterten wir die Linie 1. Wir hatten am Vorabend festgestellt, dass es für uns günstiger und v.a. leerer ist, statt am Rialto am Anleger S. Angelo auszusteigen, da kamen wir uns schon richtig professionell vor und witzelten, dass nur Anfänger und Touristen am Rialto austeigen. Den Abend beschlossen wir dann in der Osteria agli Assassini, die, wie der Name schon vermuten läßt, nicht nur in unserer Straße liegt, sondern sogar direkt gegenüber unserer Eingangstür. Die Osteria bietet jeden Tag eine andere Karte und gehört mit zu den beliebtesten in der Stadt (Sonntags geschlossen, Rio Terrà degli Assassini, Tel. 041/528 79 86). Sehr angenehm, nicht so einen weiten Heimweg zu haben!!
 
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Hallo Fortunata,

Vielen Dank für deinen wunderschönen Venedig-Bericht!
Ich bekomme jetzt schon wieder Sehnsucht, wenn ich beim Lesen in Gedanken mit dir alle Wege mitgehe!
Ich war übrigens auch im April dort - fast hätten wir uns treffen können! ( Allerdings war ich etwas früher da! )
War das dein erster Venedig - Besuch oder kanntest du diese besondere Stadt schon?
Wenn es mich nicht, wie in 4 Wochen, nach Rom zieht, bin ich doch immer besonders gerne in Venedig. Mich fasziniert auch diese einzigartige Atmosphäre und vor allem auch die Tatsache, dass man so schnell von allen Touristen weg ist und es so viele ursprünglich gebliebene Ecken gibt. Und vor allem am Abend, wenn die ganzen Tagestouristen weg sind und nur noch die Einheimischen die vielen netten Campi bevölkern, fühle ich mich immer fast, als ob ich schon immer dagewesen wäre!

Leider sind meine ganzen Fotos vom diesjährigen Venedigbesuch durch Komplettabsturz der Festplatte verloren, aber ich möchte versuchen, irgendwann wenigstens einen kleinen Bericht zu verfassen - der dann auch noch ein paar Tage Ravenna beinhalten wird.

Ich freue mich auf den Rest deines Berichtes!

LG Angela
 
Hallo Fortunata,

vielen Dank für Deinen schönen Bericht und für die tollen Fotos. hat richtig Appetit gemacht.

Besonders Deine Kreativität bei der Toilettenbeschaffung hat mich begeistert! Ein Grund für mich vor der nächsten Reise zum ersten Mal ein Nagelstudio aufzusuchen!:lol:

Gruß
Lara
 
Hallo Fortunata,

vielen Dank für Deinen schönen Bericht und für die tollen Fotos. hat richtig Appetit gemacht.

Besonders Deine Kreativität bei der Toilettenbeschaffung hat mich begeistert! Ein Grund für mich vor der nächsten Reise zum ersten Mal ein Nagelstudio aufzusuchen!:lol:

Gruß
Lara
Hier kann ich Lara nur zustimmen: Fortunata, das hast Du klasse gemacht.
 
Hallo und Moin, Moin Fortunata!

...... wieder SEHR SCHÖN !!! Ich freue mich schon auf weitere Berichte!


Gruß - Asterixinchen :)
 
3. Tag

Am Vormittag besichtigten wir die sogenannte Frari-Kirche, korrekt S. Maria Gloriosa dei Frari im Stadtteil S. Polo. Sie beherbergt u.a. Tizians "Assunta", aber auch einige der Dogengräber. Fertiggestellt wurde sie 1450. Sehr interessant fand ich persönlich das geschnitzte Chorgestühl, denn in den Lehnen waren sehr unterschiedliche Bilder - von Landschaften, Burgen bis Tieren - eingelassen, die sicher etwas über den jeweils dort Sitzenden erzählen, leider gab es hierzu keine Inforamtionen, außer dass es wohl die einzige ihrer Art in Venedig ist. Diese Kirche sowie SS. Giovanni e Paolo sollte man schon gesehen haben.


Und hier die Assunta:
Dies hier ist die Assunta noch einmal in Stein, auch sehr beeindruckend, wie ich finde:

Fürs Mittagessen schifften wir uns via S. Zaccaria mit dem 82er zur Giudecca ein. Dort gibt es neben der Ponte lungo in der Calle delle erbe
die vom Reiseführer empfohlenen und bereits getestete Trattoria l'Altanella. Für einen Freitag ist es überraschend voll, aber wir ergattern noch einen Platz auf der Terrasse direkt am Rio del - genau!- Ponte lungo.
Diese Ponte ist nicht nur lang, sondern extrem hoch, zwar ist ein Aufzug daneben angebracht, aber ob der überhaupt je funktioniert hat? So sehr Venedig ja oft anders als der Rest Italiens sein will, da holt es die Realität immer wieder ein. Dies ist ein Blick von der Brücke runter.

Quer über den Canale della Giudecca düsen wir zum Anleger Zattere rüber, um dort in der Sonne einen Digestif zu nehmen. Herrlich! Für den Nachmittag war dann wieder ein wenig Boot fahren angesagt. Zum Abendessen waren wir in Cannaregio im Antica Mola, das aber offenbar einen schlechten Tag hatte...


 
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Auch von mir vielen Dank, Fortunata!

Macht wieder viel Spaß, in Gedanken in Venedig zu sein.
Das Chorgestühl in der Frari gefällt mir auch immer wieder sehr gut, aber ich habe noch ein anderes, persönliches Highlight in dieser Kirche, nämlich die "Pesaro"- Madonna von Bellini in der Sakristei.

Gruß Angela
 
Auch von mir vielen Dank, Fortunata!

Macht wieder viel Spaß, in Gedanken in Venedig zu sein.
Das Chorgestühl in der Frari gefällt mir auch immer wieder sehr gut, aber ich habe noch ein anderes, persönliches Highlight in dieser Kirche, nämlich die "Pesaro"- Madonna von Bellini in der Sakristei.

Gruß Angela
Aber mehr hast du wahrscheinlich auch nicht über das Gestühl erfahren können, oder?

Ja, die Madonna ist wirklich scön!

Und, schon den nächsten Veendig-Trip in Planung? :) Ist ein bißchen die kleine Schwester Roms; aber wir müssen jetzt unbedingt auch mal nach Floren!

LG
Fortunata
 
Hallo Fortunata,

naja, so ganz konkret ist der nächste Venedigtrip noch nicht geplant, dafür fahre ich ja ganz bald nach Rom ;)
Aber im Durchschnitt war ich die letzten Jahre schon jedes Jahr einmal in Venedig, also werde ich es sicher auch nicht mehr so lange aushalten:D:D:D
Es muss halt zeitlich und finanziell irgendwie möglich sein!.

Über das Chorgestühl habe ich was gefunden in dem Führer zu den Choruskirchen und mein Sohn war so nett, ein wenig zu basteln und es dir hier anzuhängen (das kann ich noch gar nicht :cry: )
Ich hoffe, es ist lesbar und enthält einiges, was dich interessiert!

LG Angela




Chor 1.JPGChor 2.JPG
 
Vielen Dank, Angela.


4. Tag
Von unserem Hotel aus marschierten wir quer durch die Stadt zu SS. Givanni e Paolo, oder auch S. Zanipolo, wie sie im Volksmund genannt wird. Sie ist innen vollständig mit Dogengräbern aus den verwschiedensten Epochen ausgestattet, so dass man die Entwicklung in der Gestaltung sehr gut nachverfolgen kann, auch wenn man dazu ein bißchen kreuz und quer durch die Kirche wackeln muss. Auch hier gilt, je bedeutungsloser im Lauf der Zeit, desto pompöser die Grabanlage... Aus irgendeinem Grund habe ich keine Fotos, vielleicht, weil wir so fleissig mit dem Reiseführer hantiert haben! Letzterer berichtet auch über das Standbild auf dem Platz: Der Condottiere Bartolomeo Colleoni vermachte nach seinem Tod 1475 einen hohen Betrag der Stadt nur unter der Voraussetzung, mit einem Standbild vor San Marco vereweigt zu werden. Da dies aber aus ästhetischen Gründen unerwünscht war und in Venedig wenig Personenkult betrieben wurde, verfiel man auf die Idee, nicht die Basilica di "San Marco", sondern die Scuola Grande di "San Marco" als Standort zu wählen - der Verblichene hatte nur von San Marco gesprochen... Gegenüber über die Brücke fanden wir ein interessantes Lokal, die Osteria "Al ponte", die v.a. kalte Speisen anbot. Es ging sehr untouristisch und schön hektisch zu, muss man mal erlebt haben. Durch stille Gassen und über nette Kanäle schlenderten wir zurück zum nächstgelegenen Anleger und machten einen "Ausflug" zum Lido. In Anführungszeichen deshalb, weil wir nicht wirklich dort ausstiegen, sondern nur wieder auf das nächste Boot warteten.





Nach einem kurzen Stopp im Café am Zattere besichtigten wir die Accademia. Das ist ein ganz besonderes Museum, das nämlich hauptsächlich Werke aus säkularisierten und aufgelassenen Kirchen beinhaltet. Manchmal wirken die Bilder dann etwas grotesk, weil sie für einen ganz anderen Raum geschaffen wurden, man hat aber im großen und ganzen versucht, eine dem Charakter entsprechende Präsentation zu finden. Den Abend beschlossen wir wieder bei den Assassini....

 
5. Tag
Am Sonntag fährt man nach Burano - so dachten wir und gefühlte weitere 10.000 Leute ebenfalls. Gesagt, getan. Mit dem Vaporetto ging es bis S. Marcuola in Cannareggio, um auf einem Weg mit möglichst wenig Brücken zum Anleger Fondamenta Nuove zu kommen (solche Wege zu finden, war das Steckenpferd meines Mannes). Linie 12 war echt proppenvoll, zum Glück konnten wir Sitzplätze ergattern, denn die Fahrt dauert schon ca. 45 min. Burano ist mit seinen bunten Häuschen wirklich überaus pittoresk - und ähnlich überlaufen wie das Kolosseum. Und der Turm! Also sowas von schief! Da ist der in Pisa kerzengrade gegen...



Wahnsinn, oder?

Es war gar nicht so einfach, einen Platz in einem Restaurant zu finden, aber wir waren wieder mal bestrahlt und liessen uns in einem etwas vornehmeren (war ja schließlich auch Sonntag!) Restaurant nieder, natürlich draussen, und konnten so die Besucherströme beobachten. Zurück am Anleger dann der Schreck, Menschmassen über Menschmassen drängten sich auf dem Steg und davor (war ja zu erwarten gewesen....). Wir kamen dann auf die Idee, erst mal das Boot in die weiterführende Richtung zu nehmen, wenn man Glück hat, wendet es irgendwo und man ist halt schon drin, ein Dreiviertelstunde ohne Sitzplatz stehe ich halt nicht durch...So schipperten wir an großen Morast- und Sandbänken vorbei und landeten in TrePorti. Das ist an einer großen Landzunge im Osten der Lagune, dort fanden wir eine nette kleine Bar, in der es sogar König Ludwig Dunkel gab.



Der Trick mit der Fahrtrichtung klappte, denn nach kurzer Zeit nahm uns das Vaporetto Richtung Venedig wieder auf und wir konnten den Massen in Burano gelassen entgegensehen. Vom Fondamete Nuova schlenderten wir wieder durch die Stadt, um uns am Rio Terra Farsetti in der Pizzeria Vesuvio eine Pizza zu gönnen. Zum Abschluß gestalteten wir noch unsere ganz persönliche "Venice by night"-Tour; ganz simpel mit dem 1er Vaporetto und fotografierten wie die Wilden....



 
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6. Tag
Schon um halb 6 mussten wir am Anleger S. Angelo sein, um das erste Boot zur Piazzale Roma zu erwischen, denn wir wollten den Bus nicht verpassen. Der kam dann mit einiger Verspätung, aber unseren Rückflug um kurz nach acht erreichten wir trotzdem problemlos, es ist ja wirklich nicht weit. Zrück nach München war es wieder nur ein kurzer Sprung, selbst der Pilot mockierte sich über dir Kürze des Fluges.


MEIN FAZIT:
Venedig ist unbedingt eine Reise wert und man sollte auch wirklich nicht nur einen Tag als Tagestourist kommen, sondern ein paar Tage im Zentrum wohnen. Uns haben fünf Tage gereicht, danach habe ich gemeint, das langt jetzt wieder (im Gegensatz zu Rom) für ein paar Jahre, nachdem ich nun alles habe Revue passieren lassen, könnte ich demnächst wieder los (ich muss ja noch San Marco von innen besichtigen!). Es ist natürlich an den neuralgischen Punkten sehr voll, aber tatsächlich findert man schon ein paar Meter weiter ruhige Gassen. Einen großen Supermarkt gibt es in der Strada Nova. Ein guter Stadtplan ist schon wichtig, wir hatten den gelben 'Plan von Belletti, aber nicht wundern, wenn doch mal eine Brücke auftaucht, die nicht eingezeichnet ist. In den Lokalen gibt es v.a. eines: Fisch! Und auch sonst alles, was aus dem Wasser kommt. Manche haben das wirklich exklusiv, und haben sie dann doch mal Spaghetti al Ragú, dann sind sie eventuell kaum geniessbar, so geschehen im Antica Mola. In den Pizzerien gibt es eher die übliche Auswahl. Wer gut zu Fuß ist, wird das Vaporetto gar nciht so viel brauchen, in knapp 20 Minuten kommt man von Zattere zum Rialto, natürlich nicht im Schlenderschritt; das Bötchenfahren macht aber sehr viel Spaß! Gondel sind wir nicht gefahren, ich hatte Angst vorm Einsteigen, aber 'machen tun hätten wir schon gewollt', wenn ihr versteht, was ich meine....

Hilfreich waren der Kunstreiseführer von Dumont für die Besichtigungen und der Regenbogen Reiseführer fürs Praktische, er enthält auch schöne Brückenwanderungen. [AMAZON]3770160681[/AMAZON] [AMAZON]385862036X[/AMAZON]

LG
Fortunata
 
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