Tauben
Teil 2
Die Taube als Symbol des heiligen Geistes
* Man findet sie z.B. in Szenen der Verkündigung an Maria. Dafür hier nur ein Beispiel aus meinen vier kürzlich geposteten Beiträgen zum Thema in meinem Rom-Mosaik II. Es handelt sich um ein Detail des Freskos von Melozzo da Forli im Pantheon.
* Es folgt das Foto eines Buntglasfensters aus einer Seitenkapelle von Sant'Eustachio. Es gefällt mir besonders gut, weil es gleich die beiden gebräuchlichsten Symbole des Heiligen Geistes in sich vereint - die pfingstlichen Feuerzungen und die Taube. Siehe: Pfingsten: Wie der Heilige Geist die Jünger Jesu erfüllt und die Kirche begründet
* Wechseln wir nun in den Petersdom. Die bekannteste und vielleicht auch schönste Darstellung des Heiligen Geistes als Taube findet man in der Apsis des Petersdoms. Der Entwurf stammt von Gian Lorenzo Bernini. Dieses bleiverglaste ovale Fenster ist Bestandteil der Cathedra Petri. Die Cathedra Petri entstand von 1657 bis 1666 in Gemeinschaftsarbeit Berninis mit seinen Schülern und dem in Rom lebenden Maler und vielseitigen Künstler Johann Paul Schor.
Hier habe ich gelesen:
Artikel "Erfüllt vom Licht des Heiligen Geistes", Zum Jahr des heiligen Glaubens V, Erwin Keller, 2013, Seite 1 des verlinkten Dokuments.Als die neue Peterskirche (...) schon fast fertig war, klaffte vorn in der Apsis immer noch ein Loch. Lorenzo Bernini, der grosse Architekt, hatte über dem Altar in der Apsis als Symbol des Hirtenamtes des heiligen Petrus und seiner Nachfolger die Cathedra Petri gestaltet. Über der Cathedra aber war die grosse Fensteröffnung immer noch leer. Tage- und wochenlang überlegte Bernini hin und her, was er in diesem zentralen Fenster abbilden sollte. Ein Christusbild? Ein Bild des heiligen Petrus? Eine biblische Szene? Nichts war ihm gut genug für die grösste Kirche der Welt.
Als Bernini an einem verhangenen Nachmittag wieder nervös und überlegend im Petersdom auf und ab ging, brachen auf einmal durch die noch offene Fensteröffnung die Strahlen der Sonne und erfüllten den gewaltigen Raum mit Licht und Leben. Dieser plötzliche, unerwartete Einfall des Lichtes weckte in Bernini pfingstliche Visionen. Im Fluten des Lichtes sah er gleichsam das Wehen und Walten des Heiligen Geistes. Da war für Bernini alles klar: Hier sollte nichts anderes zu sehen sein als das Symbol des Heiligens Geistes, im Zusammenspiel mit dem Licht der Sonne.
Wohl kein Besucher des Petersdoms bleibt unberührt vom Licht und der Farbe des Fensters sowie der als Glasmalerei gestalteten Taube in der Mitte des Strahlenkranzes. Die Spannweite der Taube im Heilig-Geist-Fenster beträgt übrigens erstaunliche 1,62 m.
Das Fenster, das wir heute sehen, ist nicht mehr das Original-Fenster aus dem 17. Jahrhundert. Dieses war wohl zu Beginn des 20. Jahrhunderts in keinem guten Zustand mehr. Ein neues Fenster wurde von einer deutschen Manufaktur in München angefertigt und 1911 im Petersdom eingesetzt. Hier ein Foto des alten Fensters vor 1911: FONDAZIONE ZERI | CATALOGO : Bernini Gian Lorenzo, Cattedra di san Pietro
Zum Fenster liest man Seite 12 im Aufsatz "Vetri da finestra e vetrate a Roma e in Vaticano: venti secoli di storia" von Lucina Vattuone von 2004:
Siehe: Atti delle X Giornate Nazionali di Studio. Trame di luce. Vetri da finestra e vetrate dall'età romana al novecento, Pisa, 12-14 novembre 2004Possiamo citare, ad es., la vetrata con al centro la Colomba dello Spirito Santo che, al di sopra della Cattedra, costituisce il fulcro attorno a cui si irraggia la Gloria di Gian Lorenzo Bernini nell’abside della Basilica di S. Pietro: anch’essa realizzata a Monaco e collocata in situ nel 1911, ha sostituito l’originario dipinto ad olio su vetro opera di Giovanni Paolo Schor, nel quale intorno alla colomba si affollavano molte teste di Serafini
Bei der Münchner Manufaktur handelt es sich um die Mayer'sche Hofkunstanstalt für Glasgestaltung und Mosaik. Auf deren Webseite findet man folgenden Hinweis: Generation 2
1905 Basilika Sankt Peter im Vatikan, Rom „Heilig Geist Fenster“ über dem Bernini Altar, die einzige Bleiverglasung im Petersdom.
Leider ging dieses Fenster am 5. November 1943 bei einem Luftangriff auf den Vatikan zu Bruch. Auch jene des Tambours der Peterskuppel und viele weitere im Vatikan waren betroffen.
Zum heutigen Heilig-Geist-Fenster in der Apsis des Petersdoms liest man hier:
(...) Bernini’s Altar, is illuminated by the Dove of the Holy Spirit stained-glass window.
That famous window was made by a small, family-run workshop in Rome’s charming neighborhood of Trastevere.
Gemeint ist die Firma Vetrate d'arte Giuliani. Siehe bei Interesse deren Webseite: Vetrate d'Arte Giuliani sowie folgende Videos: Meet the Family creating the Vatican's Stained Glass Windows - EWTN Vaticano und Roma fatta a mano- L'albo delle botteghe storiche- 5 Vetreria artistica Giuliani
* Bleiben wir noch ein wenig im Petersdom. Eine weitere Darstellung der Taube als Symbol des Heiligen Geistes befindet sich an der Unterseite des Baldachins über dem Hauptaltar:* Blickt man Richtung Fassade, findet man an der rechten Seite des Portikus des Petersdoms vier Statuen in Wandnischen. Eine davon ist die allegorische Darstellung von Mutter KIrche mit der Tiara und den Schüsseln Petri. Diese Statue des Bildhauers Giuseppe Frascari entstand zwischen 1720 und 1732. Das Gewand von Mutter Kirche wird von einer Taube als Symbol des Heiligen Geistes zusammengehalten. Siehe hier und hier.
* Viele Kuppeln und Decken römischer Kirchen und Kapellen sind ebenfalls mit der Taube als Symbol des Heiligen Geistes geschmückt. Es folgen ein paar Beispiele, beginnend mit einer meiner liebsten, der Taube Borrominis in der Kuppellaterne von San Carlino (San Carlo alle Quattro Fontane):Die Rosette misst 450 cm im Durchmesser und ist ein Werk von János Hajnal aus dem Jahr 1995. Das moderne Werk bekräftigt die Erklärung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65), dass Maria, die erhabene Tochter Zions (Excelsa Filia Sion), das Bindeglied ist, das die katholische Kirche mit dem Alten Testament verbindet. Als Symbole für das Alte Testament verwendete Hajnal die Tafeln mit den Zehn Geboten und die Menora (den siebenarmigen Leuchter), während er für das Neue Testament das Kreuz und die Zeichen der Eucharistie (Kelch und Hostie) wählte. Über der Darstellung von Maria mit dem Jesuskind schwebt die Taube als Siinbild des Heiligen Geistes.