Bunter Reigen römischer Tiere


Bären

Wer mich kennt, der weiss, dass mir Bären besonders am Herzen liegen. Seit 2008 habe ich nach und nach immer mehr römische Bären kennengelernt.

Von den folgenden habe ich gelesen noch bevor ich sie mit eigenen Augen gesehen habe und zwar in dem hervorragenden Buch von Michel Pastoureau "Der Bär. Geschichte eines gestürzten Königs". Gezielt suchte ich daher im Herbst 2008 den Palazzo Savelli Orsini an der Via di Monte Savello neben dem Marcellus Theater auf. Der Name der Familie Orsini leitet sich von dem Wort "Bär" (orso) her. Eine Bärin ist das Emblemtier der Familie, es trägt, begleitet oder ersetzt ihr Wappen.


Am gleichen Morgen gab es in Trastevere an der Piazza di S. Egidio, 7 einen weiteren Bären zu bewundern. Auch dort gibt es Orsini-Besitz, den Palazzo Velli Orsini.



Sehr schön erkennt man die rote Rose der Orsini-Bärin!​

Die dritte Bärenspur in Rom ist dieser sehr hübsche Wandbrunnen am Largo di Monte Brianzo, die Fontana dell'Orso. Ich konnte mich gar nicht sattsehen an diesem schönen bronzenen Bärenporträt. Leider ist der Name des Künstlers nicht bekannt.


Der Brunnen wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in diesem Viertel errichtet um an die Familie Orsini zu erinnern, die hier über ausgedehnten Besitz verfügte.

Costruita agli inizi del XX secolo a cura del Comune di Roma, la fontana è costituita da una testa d’orso dalla cui bocca esce l’acqua, che si riversa in una bassa vasca a balaustra in travertino sorretta da un piedistallo. La fontana è inquadrata in una cornice con arco, su cui è lo stemma del Comune e la scritta "acqua vergine". La testa d’orso ricorda la famiglia Orsini, che aveva alcune proprietà nella zona .

Quelle: Fontana dell'Orso / Beni architettonici e storici / Beni culturali / Cultura e svago

Immer noch am gleichen Tag machte ich mich auf den Weg zu einem vierten Bärenziel, dem Palazzo Orsini-Taverna an der


Da es sich um Privatbesitz handelt, konnte ich 2008 den Innenhof des Palazzo mit dem romantischen Brunnen nicht betreten.

Der prachtvolle Barock-Brunnen ist ein Werk von Antonio Felice Casoni (1559 bis 1634), der ihn 1618 im Auftrag von Paolo Giordano II. Orsini schuf. Er besteht aus vier Brunnenschalen. Die beiden oberen werden von seitlichen Voluten getragen. Der Brunnen ist heute von einer hohen Hecke umgeben. Dieses Erscheinungsbild geht auf einen Umbau durch die Gabrielli im 18. Jahrhundert zurück. Früher stand rechts und links des Brunnens eine Mauer und auf jeder Mauer ein wasserspeiender steinerner Bär, das Symbol der Orsini.

Den ursprünglichen Zustand des Brunnens mit den Bären gibt eine Radierung von Giovanni Battista Falda wieder:


Die beiden Bärenfiguren befinden sich aber bis heute in unmittelbarer Nähe zum Brunnen, auf einer höher gelegenen Mauer und halten ein Wappen, wahrscheinlich noch immer das der Orsini. An diesem Tag konnte ich von meinem Standort aus allerdings nur einen der Bären entdecken.


Im Mai 2013 gab es ein Wiedersehen mit dem Palazzo Orsini- Taverna und diesmal konnte ich den Innenhof auch betreten. Die Besitzer hatten ihn zum Tag der Cortili aperti geöffnet. Siehe: Römisches Mai-Wochenende mit "Cortili aperti". So konnte ich endlich den zweiten Bären sehen und fotografieren.


Und auch sein "Bruder" kam wieder zu Ehren:


Zu einer dritten Begegnung mit den Orsini-Bären des Palazzo Orsini-Taverna kam es im Mai 2016, erneut während der Cortili aperti:


Ihr Brunnen war frisch restauriert und erstrahlte in überraschendem Weiß.​

Nach der ersten Begegnung mit römischen Bären 2008 habe ich noch weitere gefunden, zum Beispiel einen auf einem schönen schwarz-weiss-Mosaik auf dem Aventin. Dargestellt ist Orpheus, der die wilden Tiere durch seinen Gesang bezaubert.

Unter den Sängern galt Orpheus als der beste; er betörte Götter, Menschen und sogar Tiere, Pflanzen und Steine. Die Bäume neigten sich ihm zu, wenn er spielte, und die wilden Tiere scharten sich friedlich um ihn, und selbst die Felsen weinten angesichts seines schönen Gesangs.


Rechtes Foto: Bär in der Mitte des Motivs​

Das Mosaik befindet sich im Kloster Sant'Anselmo auf dem Aventin und gehört zu den Resten der Domus dei Pactumei, die dort ergraben wurden.

Traurig stimmt einen Bärenfreund der Anblick dieser Bären auf einem Jagdmosaik in der Centrale Montemartini:

Sie werden für "Spiele" im Zirkus eingefangen und in einen Käfig getrieben. Das Mosaik aus dem frühen 4. Jahrhundert stammt aus den Horti Liciniani und wurde 1904 in der Nähe von S. Bibiana ausgegraben.

Fröhlich stimmt hingegen dieses Fresko aus der Loggia im Palazzo Altemps. Es zeigt einen Bären hinter einer Obst- und Blumengirlande mit spielenden Putten:

Die von Kardinal Marco Sittico Altemps (Markus Sittikus von Hohenems) gewünschte Ausmalung der Loggia stammt aus dem Jahr 1595 und wird Antonio Viviani, einem Künstler aus Urbino, zugeschrieben.

In Ostia gibt es ein kreisrundes Mosaik mit Jagdszenen in den Thermen der Sieben Weisen auf dem ebenfalls ein Bär darsgestellt ist:


Im Museum von Ostia antica sieht man auf einem Sarkophag ein Bärenjunges in Gesellschaft von Putten:


Einen schönen ausgewachsenen Bären habe ich in der Galleria Doria Pamphilj auf einem Gemälde von Jan Brueghel dem Älteren entdeckt. Es handelt sich um eine Paradieslandschaft mit Erschaffung der Tiere.


Mit einer Bärin habe ich diesen Reigen der römischen Bären begonnen, mit einer Bärin möchte ich ihn beschliessen: der Großen Bärin (Ursa maior) vom Himmelsglobus in der Biblioteca Casanatense:

 
Zuletzt bearbeitet:
Liebe Simone,

wie oft bin ich schon an vielen, der von dir gezeigten Bärendarstellungen in Rom vorbeigegangen,
achtlos und ohne diese wahrzunehmen ( z.B. im Innenhof des Palazzo Orsini Taverna).
Das ist mir beim Lesen deines äußerst anschaulichen Beitrages bewußt geworden, und ich muß für mich
feststellen, beim nächsten Rombesuch noch besser auf Details zu achten.

Danke für`s Zeigen und die Erläuterungen zu den römischen Bären, liebe Simone.
 
Danke für`s Zeigen und die Erläuterungen zu den römischen Bären, liebe Simone.

Bitte schön es war mir ein Vergnügen! Und den Bären aus der schönen Bibliothek durften wir ja bei unserem Mini-FT im Dezember 2015 gemeinsam anschauen! :cool:

Rom hält so unendlich viel an Eindrücken bereit, da kann man wirklich nicht alles bewusst wahrnehmen. Und wie sagt man manchmal so richtig: Man sieht nur, was man kennt. So geht es mir z.B. mit den Weihekreuzen in den Kirchen. Früher habe ich sie nicht wahrgenommen, aber seit ich mich näher mit jenen des Petersdoms befasst habe, sehe ich sie auch in anderen Kirche fast als Allererstes!
 
Danke schön sage auch ich; und zwar nicht zuletzt auch im Namen der hiesigen Bären-Kumpels. ;)
 
Seit der Zugang an der Kirche des Campo Santo neu gestaltete wurde gibt es das Wappen mit dem Bären ;).

Ja, das ist mir bewusst. Diese Neugestaltung geht auf das Jahr 2010 zurück. Ich habe auch eigene Fotos, habe aber leider noch nicht die Zeit gefunden, nach diesen zu suchen. Wenn ich sie finde, gibt es gleich noch Material für ein weiteres Tierthema! ;) Kommt Zeit, kommt Foto!
 
Es gibt auch einen am Paulusportal in Sankt Paul vor den Mauern. Eigentlich müsste ich ein Foto haben, aber finde es zur Zeit nicht ...
 
Liebe Simone,

danke für die bärigen Impressionen. Besonders der kleine Orsini-Bär in Trastevere gefällt mir so gut. Wenn du ihn mir damals nicht gezeigt hättest, ich hätte ihn sicher übersehen.
Meine Trabanten haben sich ganz besonders gefreut, denn so sehen sie, dass sie in der urbs gut repräsentiert sind.

Viele Grüße und Brummgrüße
Claude
 
Liebe Claude,

ja, der Orsini-Bär ist sehr hübsch und interessant, u.a. weil man den Stiel der Rose mit drei Blättern gut erkennt, was nicht bei jedem Orsini-Bären gegeben ist.

Meine Trabanten haben sich ganz besonders gefreut, denn so sehen sie, dass sie in der urbs gut repräsentiert sind.

Das stimmt, wirklich sehr gut! Das nächste Tier hingegen ist meines Wissens nur an drei Orten in Rom anzutreffen.
 
Bevor es mit den Bären zu Ende ist und ein neues Tier uns auf neue Spuren durch Rom führt noch dazu:

Es gibt auch einen am Paulusportal in Sankt Paul vor den Mauern.

anlässlich des Paulusjahres 2008/09​

Auch an der Porta di Santa Rosa in der Vatikanischen Mauer nahe der Piazza Risorgimento ist ein Benedikt-Papstwappen mit Bär zu sehen (Foto davon habe ich keines).
 
Danke schön für das Foto aus St. Paul vor den Mauern. Den Augen der Foristi bleibt nichts verborgen! ;)

Vom Korbiniansbären an der Porta di Santa Rosa wusste ich und habe das Wappen mal hier erwähnt:

Sie wurde 2006 von Papst Benedikt XVI. eingeweiht und ist mit dessen Wappen verziert. Siehe: Vaticano, è nata porta Santa Rosa - la Repubblica.it
Realizzata dallo scultore Gino Giannetti, la porta ha l' obiettivo di alleggerire l' eccessivo traffico che si concentrava finora in un unico varco. Ma è già diventata un monumento: tanti turisti ieri si fermavano a fotografarla.
Da ich kein eigenes Photo habe, hier ein Fund aus dem weltweiten Netz.

 
Frösche

  • Fröschebrunnen an der Piazza Mincio
Anlass für diesen Beitrag ist die Fontana delle Rane an der Piazza Mincio im Coppedè-Viertel.


Nach Jahren der Vernachlässigung wird er seit 2019 konsolidiert und restauriert. Der Abschluss der Arbeiten war, vor Ausbruch der Corona-Krise, für dieses Frühjahr geplant. Vgl. dazu dazu meine folgenden Beiträge: Restaurierung von Brunnen und f., Restaurierung von Brunnen und Restaurierung von Brunnen.

Vielleicht gibt es bald Neuigkeiten zum Stand der Dinge, das würde mich sehr freuen und Liebhaber des Fröschebrunnens würden sicherlich mit tollen Fotos verwöhnt. Bis es soweit ist, kann ich eine kleine Beschreibung, eigene Bilder und Funde aus dem Netz anbieten.

[Edit von Oktober 2020: Die Restaurierung ist nun abgeschlossen und der Brunnen neu eingeweiht. Hier ein schönes Foto aus diesen Tagen. Mehr an dieser Stelle: Restaurierung von Brunnen]

Der Fröschebrunnen wurde vom Architekten Gino Coppedè (1866 bis 1927) zusammen mit den Palazzi und Villini des später nach ihm benannten Viertels, dem Quartiere Coppedè, benannt. Baubeginn des Viertels war 1917, aber die Arbeiten gingen, auch wegen des Ersten Weltkrieges, nur langsam voran. Im Grossen und Ganzen waren sie 1927 beendet, dem Jahr, in dem Coppedè verstarb. Sein Schwiegersohn Paolo Emilio André brachte die Arbeiten zum Abschluss.


1920 geplant, wurde der Brunnen 1924 errichtet. Ursprünglich war vorgesehen, dass er in einem runden Rasenrondell stehen sollte. Statt dessen wurde er in ein flaches rundes Wasserbecken, den laghetto platziert. Zwei gusseiserne Laternen und zwei Bänke rundeten das Ensemble ab. Sie sind auf historischen Zeichnungen und Fotos zu erkennen, wurden aber um 1940 nach und nach entfernt.

Der Brunnen wird von der Acqua Marcia gespeist, hat einen Durchmesser von 10 Metern und eine Höhe von 4,50 Metern. Der Brunnen besteht hauptsächlich aus Beton, nur der Rand des laghetto besteht aus Travertin.

Die obere Brunnenschale hat einen Durchmesser von 3,50 Metern und rings um sie sitzen in regelmässigen Abständen 8 Frösche. Sie wenden dem Betrachter die Rücken zu und scheinen bereit für den Sprung ins kühle Nass! Jeder von ihnen speit einen Wasserstrahl in die Brunnenschale. Aus deren Mitte wird eine Fontäne in die Höhe gestoßen. Von diesen Fröschen habe ich leider keine Detailaufnahmen.
Im unteren Bereich des Brunnens sehen wir 8 paarweise angeordnete kniende Figuren, die grosse Muscheln auf ihren Schultern tragen und Netze halten. Ihre Haare scheinen sich im Wind zu bewegen, ihre Backen sind aufgeblasen und aus ihren Mündern tritt ein Wasserstrahl, der in die Wasserbecken zu ihren Füssen fällt. Ob sie Winde, Fischer oder Tritonen darstellen, man weiss es nicht genau. Am oberen Rand der vier Muscheln sitzt jeweils ein Frosch, so dass es insgesamt ein Dutzend Frösche an der Piazza Mincio gibt. Aus den Nasenlöchern dieser Frösche treten ebenfalls Wasserstrahlen. Schon bei meinem ersten Besuch im Herbst 2008 hatten sich so viele Ablagerungen auf den Fröschen gebildet, dass sie einem nur leidtun konnten.

Ausser diesen vier Fröschen entdeckt man auch noch vier Bienen zwischen den muscheltragenden Figuren und sich am Wasser des laghetto laben. Aber die gehören eigentlich schon in einen anderen Beitrag.
[Edit vom 30.6.2022: Froschbilder vom restaurierten Brunnen in einer Fotogalerie der Repubblica: 13/40; 17/40; 20/40; 24/40; 27/40; 29/40; 31/40; 32/40; 33/40; 34/40; 35/40; 36/40; 37/40]

  • Froschbrunnen in Fatebenefratelli
In einem der beiden Innenhöfe des Krankenhauses Fatebenefratelli auf der Tiberinsel habe ich 2017 diesen Brunnen fotografiert:


Der heute gedeckte Innenhof ist als Cortile dei Pesci bekannt. Tatsächlich ist der Brunnen von Goldfischen bewohnt und auch zwei Schildkröten scheinen sich dort wohlzufühlen. Mein Interesse galt allerdings in erster Linie den steinernen Tieren, die den Brunnen zieren.

Ein Delphin, aus dessen geöffnetem Maul Wasser in eine Muschel und weiter ins niedrige Becken strömt und vor allem eine Schildkröte und ein Frosch, die beide Wasserstrahlen ins Becken speien.


Der Brunnen wurde im Jahr 1933 von Cesare Bazzani entworfen. Unter der Schwanzflosse des Delphins kann man die Jahreszahl lesen. Siehe Foto unten.


Nach archäologischen Grabungen im cortile (1989 bis 1994) wurde der Brunnen in leicht abgewandelter Form wieder aufgebaut.

Patienten, Besucher und Personal erfreuen sich bestimmt am Anblick und dem ruhigen Plätschern dieses Brunnens und für ein Viertelstündchen tat auch ich es auf einer Bank sitzend.

  • Frosch-Brunnen in den Vatikanischen Gärten
Von einem dritten Froschbrunnen habe ich kein eigenes Foto und habe ihn auch noch nicht gesehen. Er befindet sich in den Vatikanischen Gärten und zwar unterhalb eines Abschnitts der Leoninischen Mauer im sogenannten Französischen Garten. Siehe Plan.

Der Brunnen besteht aus einem kreisrunden Travertin-Becken. In der Mitte befindet sich eine kleine künstliche Felsformation und darauf eine bauchige Terracotta-Amphore aus deren Wasserfontäne sich der Brunnen speist. Am Beckenrand sitzen auf bronzenen Seerosenblätter vier Frösche aus dem gleichen Material und speien lange Wasserstrahlen in die Mitte des Brunnens. Im Becken wachsen Seerosen und kleine Papyrusstauden. Über das Alter des Brunnens konnte ich nichts herausfinden.

Es ist sicher besonders schön den Französischen Garten zur Zeit der Azaleenblüte zu besichtigen denn entlang seiner Wege stehen grosse mit pinkfarbene japanischen Azaleen bepflanzte Terracottatöpfe und -schalen.

Ich habe Bilder des Brunnens in zwei Büchern gesehen. Hingegen im weltweiten Netz findet sich ganz wenig über den Brunnen.


Auf dem letzten Foto spritzt leider kein Wasser aus der Amphore und auch nicht aus den Froschmäulern.

EDIT: Die Foriste @ColleMarina und @Pasquetta haben eigene Fotos dieses Brunnens hier im Thread beigesteuert. Schönen Dank dafür. Mit einem Klick auf die folgenden Links gelangt man zu ihren Beiträgen: Bunter Reigen römischer Tiere und Bunter Reigen römischer Tiere. Ein erneuter Beweis dafür, dass (fast) nichts in Rom dem aufmerksamen Auge wenigstens eines oder mehrerer Foristi entgeht!
 
Zuletzt bearbeitet:
Besten Dank, liebe Simone - und bei der anregenden Lektüre quaken die Frösche im Gartenteich nach Herzenslust. Äußerst passend für das Ambiente.
 
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