Bunter Reigen römischer Tiere

Liebe Freunde der römischen Tiere und Tierdarstellungen,

ich habe eben den dritten und letzten Teil des Themas "Tauben" fertiggestellt. Die zuvor angelegte Baustelle für diesen Beitrag ist nun mit Leben erfüllt. Hier entlang geht es zu den jüngsten Tauben.

Viel Vergnügen beim Betrachten
wünscht
Simone
 

Bienen
Teil 1
Bienen des 20. Jahrhunderts

Einleitung

Viele Hundert Bienendarstellungen sind in Rom zu entdecken, allein im Petersdom sollen rund 500 (!) herumschwirren.
Bei den meisten dieser Bienen handelt es sich um die Wappentiere von Mitgliedern der Adelsfamilie Barberini, allen voran Maffeo Barberini, Papst Urban VIII. Es sind so viele, dass spitze Zungen gar von einer Bienenplage geredet haben. ;)

Aber nicht nur als Wappentier finden wir die Biene in Rom. Sie dient auch als tierisches Symbol für Fleiß, Arbeitseifer, Sparsamkeit, Hingabe und Süsse. Im Laufe der Zeiten wurde sie ebenfalls als Ausdruck göttlicher Weisheit und als Abbild der unsterblichen Seele gedeutet.

Die römischen Bienen sind aus vielen verschiedenen Materialien von bekannten und unbekannten Künstlern angefertigt worden. Man findet solche aus Bronze, Marmor, Stein, Glas, gemalte und gezeichnete, solche auf Möbeln, liturgischen Gewändern, Wandteppichen …

Auch im 20. Jahrhundert sind noch Bienendarstellungen in Rom entstanden. Beginnen wir mit diesen.

* Biene in Piccola Londra

Die niedrigen Häuser mit ihren kleinen Vorgärten, schmiedeeisernen Zäunen, Laternen und Briefkästen wie jenseits des Ärmelkanals, klassischen Treppen aus Stein und lackierten hölzernen Türen wurden von Architekt Quadrio Pirani (1878 bis 1970) entworfen und zwischen 1907 und 1913 errichtet. Hier habe ich ausführlich berichtet: Mein Rom-Mosaik

Über der Eingangstür zu einem der Häuser ist eine Biene als Relief dargestellt:


Was der Architekt damit ausdrücken wollte, kann ich leider nicht sagen.

Ähnliche Bienen und weitere Artgenossinnen findet man im ab 1915 (mit Unterbrechung durch den 1. Weltkrieg) bis 1926 errichteten Coppedè-Viertel.

* Bienen im Coppedè-Viertel

a) Gleich am Eingang zur Zauberwelt von Gino Coppedè (gestorben 1927) findet man am achteckigen Turm, rechts und links des unteren Balkons, zwei Gruppen von je neun Bienen, die in geordneter Formation zwischen grob behauenen Steinquadern die Fassade emporkrabbeln, als würden sie Pollen in ihren Stock tragen. Eine Detail-Aufnahme folgt nach einem erneuten Besuch dort.


Zwischen Turm und Torbogen hat Gino Coppedè seinen Namen hinterlassen. Ob man zwischen ihm und den Bienen einen Zusammenhang sehen soll oder nicht, kann ich nicht sagen, aber auch Bienen sind Baumeister. ;)


Manche wollen auch Freimaurersymbolik in verschiedenen dekorativen Elementen des Coppedè-Viertels erkennen. In diesem Artikel liest man z.B.:

Nella parte bassa abbiamo le api, che fanno immediatamente pensare ai Barberini, ma le stesse hanno un significato più profondo per Coppedè: l’idea del lavoro comune. Sono insetti abituati a lavorare alacremente ed insieme per costruire l’alveare.

D.h.: Unten sind Bienen zu sehen, die sofort an die Barberini erinnern, aber für Coppedè haben sie eine tiefere Bedeutung: die Idee der Zusammenarbeit. Sie sind es gewohnt, hart und gemeinsam zu arbeiten, um den Bienenstock aufzubauen.

Weiter oben am Turm findet man zwei weitere, grössere Bienen als tragendes Element eines Balkons.


Dazu im Text des bereits zitierten Artikels:

Guardando un pò più in alto, si evince che se tutte le api lavorano bene, passano ad un livello superiore, a cui arrivano attraverso dei puttini. A questo livello comincia la selezione, ovvero le api diventano più grosse e sono solo due.
Ci siamo già distaccati dalla massa e troviamo Minerva, ovvero la conoscenza, lo studio. Il messaggio che vuole far passare è che solo attraverso lo studio ed il duro lavoro puoi migliorare la tua condizione.

D.h.: Wenn man etwas höher schaut, kann man sehen, dass die Bienen, wenn sie gut arbeiten, auf eine höhere Ebene gelangen, die sie durch Putten erreichen. Auf dieser Stufe beginnt die Selektion, d.h. die Bienen werden größer und es gibt nur noch zwei von ihnen.
Sie haben sich aus der Masse gelöst und finden Minerva, d.h. das Wissen, das Studium. Die Botschaft, die sie vermitteln möchte, lautet, dass man nur durch Studium und harte Arbeit seinen Zustand verbessern kann.

Ob diese Interpretation die tatsächliche Absicht Coppedès wiedergibt, vermag ich nicht zu sagen.


Die als Minerva bezeichnete Maske
Noch mehr Bienen zieren die Innenseite des Torbogens, der ins Coppedè-Viertel führt:


b) Coppedès Fröschebrunnen an der Piazza Mincio ist nicht nur mit den namengebenden Fröschen geschmückt, auch vier Bienen, die sich am Wasser laben, gehören zum Dekor. Inzwischen wurde der Brunnen restauriert und die Bienen sind noch schöner geworden. Siehe z.B. hier.


[EDIT vom 30.6.2022. In dieser Fotogalerie der Repubblica sind zwei zu bewundern: 18/40; 28/40]

c) Gino Coppedè hat die Biene mehrfach als Dekor an der Fassade und dem schmiedeeisernen Gitter der sogenannten Feen-Villa angebracht:


d) Einen ganzen Bienenschwarm vor honiggelbem Hintergrund findet man an der Fassade des Villino in der Via Ombrone 9

* Bienen in der Casina delle Civette und in S. Maria in Aracoeli

Weitere zu Beginn des 20. Jahrhunderts (um 1912) entstandene Bienen zeigt die folgende aquarellierte Zeichnung (ca. 1912) von Arthur Ward, einem kanadischen Glasmaler und Zeichner:


Als ich die Zeichnung 2010 während eines Besuchs der Casina delle Civette sah und photographierte, erkannte ich, dass das Glasfenster der Fassade von S. Maria in Aracoeli und damit das Wappen der Barberini abgebildet sein musste.


Dass aber das Fenster auf Grundlage der Skizze angefertigt wurde und nicht umgekehrt, die Zeichnung nach dem Modell des Fensters, habe ich erst in Zusammenhang mit den Recherchen für diesen Beitrag verstanden.

Das Glasfenster in S. Maria in Aracoeli wurde von Cesare Picchiarini ausgeführt. Die Zusammenarbeit der beiden Männer begann 1903 und dauerte 16 Jahre, auch über den Aufenthalt Wards in Italien hinaus.
Picchiarini übergab seine Werkstatt und sein Archiv Ende 1929 Giulio Cesare Giuliani. Die Firma Vetrate d’Arte Giuliani, die ich bereits in Zusammenhang mit dem Heilig-Geister-Fenster im Petersdom erwähnt habe, hat die Zeichnung Wards viel später der Casina delle Civette in der Villa Torlonia überlassen.

Weitere Aufnahme des Bienenfensters aus Santa Maria in Aracoeli und Infos zur Vorgeschichte des heutigen Fensters:

Ursprünglich befand sich an dessen Stelle die mittlere von drei Rosetten der Kirchenfassade. Sie zeigte ein Jerusalemskreuz.

1634 entwarf Gian Lorenzo Bernini die Stuckdekoration der Gegenfassade der Kirche mitsamt neuem Buntglasfenster.

Una cornice rettangolare dorata, modanata ad ovoli, che include negli angoli superiori due api araldiche, riquadra la porzione superiore della controfacciata. Al suo interno, su un fondo oro sono collocate due figure femminili alate realizzate in stucco, che reggono un cartiglio marmoreo con iscrizione, sovrastato dalla mostra ovale della finestra, ornata di baccellature, volute e conchiglia apicale. Su di essa è posta una tiara papale con le chiavi, dalla quale scendono due festoni di frutta. La vetrata della finestra è decorata con l'arme Barberini
Quelle: lapide commemorativa di Bernini Gian Lorenzo, Bernini Luigi - ambit

Bernini gab dem Fenster die Form und das Aussehen des Wappens Urbans VIII., Maffeo Barberini, und auch in den oberen Ecken der Stuckdekoration befinden sich zwei vergoldete Barberini-Bienen.

Das Barberini-Wappen zeigt bekanntlich vor azurblauem Hintergrund die drei v-förmig angeordneten goldenen Bienen der toskanischen Adelsfamilie. In der heraldischen Symbolik steht Azur, die Farbe des Himmels, für Ruhm, Tugend und unbestechliche Standhaftigkeit. Die Bienen erklären sich so:

„Die Barberini hießen ursprünglich Tafani und stammten aus Barberino in der Toskana. In ihrem Wappen hatten sie tafani, also Pferdebremsen,[1] und das sind ja nicht besonders edle Fliegen. Als sie nach Rom kamen und Maffeo Barberini als Urban VIII. Papst wurde, da hat man die Familie geadelt und sie veredelten die Bremsen in ihrem Wappen zu Bienen.“​
Quelle: Barberini – Wikipedia

Das heutige Glasfenster wurde als Ersatz für das wahrscheinlich beschädigte oder zerstörte Fenster Berninis angefertigt.

Kehren wir noch einmal kurz zurück in die Casina delle Civette. Dort gibt es, neben dem Entwurf von Ward, eine weitere aquarellierte Zeichnung mit einem Barberini-Bienenmotiv:


Das Fenster aus S. Maria in Aracoeli und seine Geschichte sollen als Überleitung zu Teil 2 dieses Berichts über Bienendarstellungen in Rom dienen. Wir werden darin viele barocke Barberini-Bienen treffen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bienen
Teil 2
Barocke Bienen

Die barocken Bienen sind Legion in Rom und stehen, soweit mir bekannt, immer in Zusammenhang mit der Adelsfamilie Barberini, allen voran Papst Urban VIII. Beginnen wir den virtuellen Spaziergang zu ihnen mit jenen an römischen Zier- und Trinkbrunnen.

* Bienen und Brunnen

a) Fontane delle api in Vaticano


Diesen Brunnen habe ich detailliert 2012 in folgendem Beitrag beschrieben: Die Werke Francesco Borrominis. Daher hier nur zwei Fotos und eine kurze Beschreibung des Trinkbrunnens hinter dem Sankt-Anna-Tor im Vatikan.


Er ist das Werk des jungen Francesco Borromini und entstand um 1625/26. Urban VIII. war seit 1623 Papst. Rechnungen aus den Archiven des Vatikan, die den Brunnen exakt beschreiben, belegen, dass einzig und allein Borromini (“mastro Francesco Castelli”) für den Brunnen bezahlt wurde und geben seinen Lohn mit 110,50 scudi an. Für die 70 Buchstaben der Inschrift erhielt er zudem 2,10 scudi.


Die Bienen sind rund um eine Muschel am Fuss eines pflanzenbewachsenen Berges dargestellt, in dessen Flanken zwei Bäume wurzeln. Es handelt sich um Lorbeerbäume. Lorbeer war neben Biene und Sonne ein drittes Emblem der Barberini.
Früher floss Wasser aus drei Hähnen an den Bienenköpfen, wie man auch heute noch erkennen kann. In unseren Tagen fliesst es nur noch aus einem zentralen Hahn vor dem Kopf der mittleren, besonders grossen Biene in das kleine Brunnenbecken.

b) Fontana della Barcaccia

Weiter geht es zur Piazza di Spagna an den Fuss der Spanischen Treppe.

Die Fontana della Barcaccia wurde in den Jahren 1626 bis 1629 von Pietro Bernini, dem Vater von Gian Lorenzo Bernini, im Auftrag des Papstes Urban VIII. (Maffeo Barberini) gebaut. Dabei wurden Bienen, das heraldische Symbol der Familie des Pontifex, und die Tiara, an den äußeren Enden des Bootes in die Gestaltung einbezogen.​
Quelle: Fontana della Barcaccia – Wikipedia

In dieser Darstellung von Filippo Juvarra aus dem Jahr 1711 sind die Bienen besser zu erkennen:


Gemeinfreies Bild von Wikimedia Commons
c) Fontana del Tritone

Den Tritonenbrunnen in der Mitte der Piazza Barberini errichtete 1642-43 Gian Lorenzo Bernini für Papst Urban VIII.

Zwischen den Delphinen an der Nord- und Südseite des Brunnens findet man das Bienenwappen der Barberini. Es ist mit der päpstlichen Tiara und den Schlüsseln Petri bekrönt. Diese werden von den Schwanzflossen der Delphine umschlungen.
Silvia Montanari schreibt in ihrem Artikel Wo sich steinerne Bienen am Wasser laben - L'Osservatore Romano:

... die Bienen im Wappen standen für den Triumph der Göttlichen Vorsehung und für Fleiß, die Delphine für die Wohltaten des Papstes.​

Auf den interessanten Zusammenhang zwischen den Bienen und der göttlichen Vorsehung bei Urban VIII. werde ich später noch eingehen.

d) Fontana delle Api

Dieser Bienenbrunnen wurde 1644 ebenfalls von Gian Lorenzo Bernini errichtet. Urban VIII. starb zwei Monate vor der Vollendung des Brunnens, acht Tage vor Beginn des zweiundzwanzigsten Jahres seines Pontifikats. Der Brunnen lehnte ursprünglich an der Mauer eines Gebäudes Ecke Piazza Barberini - Via Sistina. Hier eine Darstellung aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.


Der (...) Bienenbrunnen stellt eine geöffnete Muschel dar, wobei die stehende Muschelschale ursprünglich in eine Hauswand integriert war und die liegende Muschelschale als Brunnenbecken dient. Die drei Bienen an der stehenden Muschelschale, unter denen sich das Wasser in die liegende Muschelschale ergießt, stehen für das Wappen der Familie Barberini des Papstes, das drei Bienen zeigt. (...)

1865 wurde der Brunnen entfernt, da er den Verkehr behinderte. Als die Stadt 1915 beschloss, ihn an der Ecke Via Veneto wieder aufzustellen, war er nur noch teilweise erhalten und musste ergänzt werden. Darum ist heute nur noch der mittlere Teil mit den Bienen ein Original. Die Muschelschalen sind nur ungefähre Kopien von 1916. Die heutige Inschrift ist eine ungenaue Abschrift der ursprünglichen Inschrift.[1] Die lateinische Inschrift lautet: "VRBANVS VIII PONTIFEX MAXIMVS / FONTI AD PVBLICVM VRBIS ORNAMENTVM / EXSTRVCTO / SINGVLORVM VSIBVS SEORSIM COMMODITATE HAC / CONSVLVIT / ANNO MDCXLIV PONT XXI". Die deutsche Übersetzung lautet: "Papst Urban VIII. hat, nachdem der Brunnen[2] zum öffentlichen Schmuck der Stadt erbaut war, den Bedürfnissen der Einzelnen gesondert mit dieser Annehmlichkeit Sorge getragen im Jahre 1644, seines Pontifikats 21."[3]
Quelle: Bienen-Brunnen – Wikipedia

Die fehlenden Brunnenteile schuf der Bildhauer Adolfo Apolloni neu. Beim Brunnenbecken, der unteren Muschelschale, soll er sich die ungefähre Zeichnung eines Arbeiters, der am Abbau beteiligt war, zunutze gemacht haben.

Im Jahr 2004 wurde der Kopf einer Biene, der bei einem Akt von Vandalismus verloren gegangen war, durch eine Kopie ersetzt.
Quelle: Fontana delle Api | Sovrintendenza.

* Bienen an der Stadtmauer und in Museen

a) Mura gianicolensi

Die Gianicolense-Mauern oder Mura gianicolensi sind ein Abschnitt der Verteidigungsmauer, die 1643 von Papst Urban VIII. als Ergänzung der Leoninischen Mauer (zum Schutz des Vatikanischen Hügels) und zum besseren Schutz des am rechten Tiberufer gelegenen Teils von Rom errichtet wurde.

Im Viale delle Mura Gianicolensi, am Torbogen über dem westlichen Eingang zur Villa Sciarra (schräg gegenüber dem inzwischen leider geschlossenen Gästehaus Villa Maria), befindet sich an der Stadtmauer das Wappen von Papst Urban VIII.


Dieses Relief einer Barberini-Biene ist in den letzten Jahren völlig überwuchert worden, wie Aufnahmen aus diversen Jahren bei Google maps beweisen.


Streetview Nov. 2021 anklicken, dann gibt es Aufnahmen ab 2008 auf denen die Biene noch zu sehen ist, z.B. 2012. Bis 2018 kann man sie noch erahnen wenn man von ihr weiss.

1647 kam die Villa Sciarra in den Besitz von Kardinal Antonio Barberini. An der Fassade des Casino Barberini findet sich folgendes Barberini-Wappen über der Erinnerungstafel an die späteren Besitzer George Wurts und seine Frau Henrietta Tower:

b) Bienen in der Engelsburg

Die Engelsburg ist seit 1906 Museum. Im Cortile dell'Angelo findet man am Fuss einer Treppe, die während des langen Pontifikats Papst Urbans VIII. errichtet wurde, diese Kugel mit den Bienen aus seinem Wappen:

Die Treppe und das dekorative Element entstanden wahrscheinlich 1628, als die Barberini mit dem Abriss von Teilen der Engelsburg begannen, um Platz für neue Befestigungsanlagen zu schaffen.

c) Bienen im Palazzo Barberini

Der Palazzo Barberini beherbergt heute einen Teil der Nationalgalerie Antiker Kunst. Ich habe ihm erst einen Besuch abgestattet und mir fehlen Photos der Barberini-Bienen, die man dort finden kann. Ich greife als Beispiele vorübergehend auf Photos aus dem weltweiten Netz zurück, die ich verlinken kann:

d) Bienen im Palazzo Braschi

Das Museo di Roma im Palazzo Braschi stellt einen schönen Baldachin mit dem Motiv der Barberini-Bienen aus.

Der Entwurf für den 370 x 265 cm grossen Baldachin stammt aus der Zeit um 1633 und wird Pietro Berrettini (1596-1669), besser bekannt als Pietro da Cortona, zugeschrieben. Vier Bienen schmücken die Ecken und wie in einem ovalen Fenster mit Blick in einen azurblauen Himmel erscheinen in der Mitte, umrahmt von einer Lorbeergirlande, die drei Bienen aus dem Barberini-Wappen. Wie die Bienen sind auch der Lorbeer und die strahlende Sonne Embleme der Barberini.

e) Bienen in den Vatikanischen Museen

In der Galerie der Landkarten (Galleria delle Carte Geografiche) findet man die Barberini-Bienen mehrfach und in verschiedenen Formen. Leider habe ich aber für den Augenblick nur dieses eine Photo:

In der Galerie der Wandteppiche (Galleria degli Arazzi) befinden sich neben Wandteppichen mit Darstellungen aus dem Leben Jesu auch solche mit Szenen aus der Zeit des Pontifikats Urbans VIII. In den vier Ecken der Tapisserien findet man die goldene Barberini-Biene. Hier als Beispiel jener Wandteppich, der den Moment des Alphabetritus' während der Weihe des Petersdoms durch Urban VIII. am 18. November 1656 zeigt.


Gemeinfreies Bild von Wikimedia Commons
Ein anderer dieser Wandteppiche hat die Wahl Maffeo Barberinis zum Papst zum Thema. Auf diesen Wandteppich möchte ich etwas näher eingehen und das weiter oben gegebene Versprechen einlösen:

Auf den interessanten Zusammenhang zwischen den Bienen und der göttlichen Vorsehung bei Urban VIII. werde ich später noch eingehen.

Wir sehen hier eine Szene aus dem Konklave 1623.

Das Konklave von 1623 war die Wahlversammlung der Kardinäle nach dem Tod von Papst Gregor XV. und dauerte vom 19. Juli 1623 bis zum 6. August 1623. Seine Wahl fiel nach 18 Tagen auf Maffeo Barberini, der sich Papst Urban VIII. nannte.​

Im Hintergrund des Motivs sehen wir auf der vom Betrachter aus linken Seite ein geöffnetes Fenster in der Sixtinischen Kapelle. Obwohl auf der Tapisserie nicht zu sehen, war durch dieses geöffnete Fenster ein Bienenschwarm ins Innere gelangt. Die Bienen liessen sich schliesslich an der Wand der Zelle von Maffeo Barberini nieder. So erzählte man sich später in Rom. Der Bienenschwarm wurde als Zeichen der göttlichen Vorsehung interpretiert.

In dem gezeigten Moment hatte Maffeo Barberini bereits genügend Stimmen auf sich vereint um als gewählt zu gelten, aber es fehlte ein Stimmzettel. Die Kardinäle stritten sich zwei Stunden lang, was zu tun sei, und schließlich beantragte Barberini einen weiteren Wahlgang, den er mit den Stimmen von fünfzig der vierundfünfzig anwesenden Kardinäle gewann. Maffeo Barberini selbst ist auf dem Wandteppich nicht abgebildet.

In dem weiter oben gezeigten Deckenfresko von Pietro da Cortona im Palazzo Barberini ist die göttliche Vorsehung als Allegorie als weibliche auf einem Wolkenthron sitzende Gestalt dargestellt.

Auf dem Wandteppich der Vatikanischen Museen übernimmt der (nur durch das Fenster suggerierte) Bienenschwarm durch physische Anwesenheit diese Rolle. Das ist ungewöhnlich, folgt aber einem berkannten antiken Vorbild: Die Bienen als göttliche Vorzeichen findet man in der Aeneis von Vergil. Der römische Dichter schildert, wie sich in einem alten, dem Gott Apoll geweihten Lorbeerbaum im Palast von König Latinus in Laurentum ein Bienenschwarm nierderlässt. Die Priester deuten dieses und weitere ungewöhnliche Ereignisse als Zeichen der Vorsehung: Die Königstochter Lavinia wird einen aus der Fremde kommenden, von den Göttern auserwählten Mann heiraten und Stammmutter eines bedeutenden Volkes werden. Wie wir wissen, handelt es sich bei dem Mann um Aeneas aus Troja. Siehe z.B.: Vergil: Aeneis, 7. Buch: Landung der Troer im Tiber, Kriegsbeginn (lateinischer Originaltext und deutsche Übersetzung).

Sollten die Römer im Papst einen neuen Aeneas sehen? Dazu weitere Überlegungen im Aufsatz von Elisabeth Oy-Marra Der Papst als neuer Aeneas - Rom als ›caput mundi‹ und die Herrschaftsansprüche der Päpste in der Frühen Neuzeit. S. 107 bis 130 in diesem PDF.

Hier endet Teil 2 über Bienendarstellungen in Rom und im Vatikan. Im dritten und letzten Teil werden wir eine Reihe römischer Kirchen auf den Spuren der Bienen besuchen.
 
Viele der von dir gezeigten Bienen des 20. Jahrhunderts habe ich schon selbst gesehen,
aber erst durch deine wie immer gut recherchierten Hintergrundinformationen mehr darüber erfahren.
Vielen Dank für den schönen Beitrag!
 
Der zweite von insgesamt drei geplanten Beiträgen über Bienendarstellungen ist inzwischen weiter oben zu finden. Siehe: Bunter Reigen römischer Tiere. Wir sehen uns an Brunnen, an der Stadtmauer und in Museen nach Bienen um.
 
Bienen sind natürlich überaus nützliche Tiere. :cool:

Weswegen es mir zumeist auch ziemlich problemlos gelingt, zurechtzukommen mit meinen Vorbehalten ihnen gegenüber: "Verflixt .... da irgendwo fliegt etwas, was stechen könnte."

Nun, immerhin auf die römischen "in Stein gemeißelten" Exemplare fühle ich mich jetzt besser vorbereitet aufgrund dieses sehr informativen Beitrags. ;)
Zudem sind sie alle hübsch anzusehen.
 
Ich rechne mich auch zu den Freunden der echten Bienen. Ohne ihre Bestäubungsleistung ginge es der Menschheit schlecht. Und der gute Honig ist natürlich nicht zu verachten.

Nun, immerhin auf die römischen "in Stein gemeißelten" Exemplare fühle ich mich jetzt besser vorbereitet aufgrund dieses sehr informativen Beitrags.
Und die sind auch vollkommen ungefährlich!

Zudem sind sie alle hübsch anzusehen.
Ein paar weitere möchten sich im dritten Beitrag gerne vorstellen obwohl sie wahrscheinlich den meisten Foristi bereits bekannt sind.
 
Vielen Dank, liebe Simone, für den interessanten zweiten Teil deines Berichts über die Bienen! Man lernt doch immer noch etwas dazu, wie auch in den Berichten über die anderen Tiere bisher.
Allerdings kann ich mir nicht helfen bei dem Gefühl, dass die Barberini-Bienen mir doch oft sehr übertrieben groß und unpassend erscheinen, wie in den Gemälden aus dem Palazzo Barberini. Weniger wäre da wohl manchmal mehr gewesen.
 
Allerdings kann ich mir nicht helfen bei dem Gefühl, dass die Barberini-Bienen mir doch oft sehr übertrieben groß und unpassend erscheinen, wie in den Gemälden aus dem Palazzo Barberini.

Wenn man bedenkt, dass der "grande salone" des Palazzo Barberini in Rom die Höhe von zwei Etagen hat, spielt das wahrscheinlich eine Rolle. Die Bienen als zentrales Motiv des Deckenfreskos wären ohne dieses Format kaum von unten zu erkennen gewesen. Im Vergleich zu den abgebildeten Personifikationen von Vorsehung, Religion etc. sind sie schon sehr gross, das stimmt.


Im Petersdom werden wir auf Riesenbienen, aber auch auf ganz kleine in natürlicher Grösse stossen.

Vielen Dank, liebe Simone, für den interessanten zweiten Teil deines Berichts über die Bienen!
Bitte schön und ich bedanke mich für dein Interesse.
 
Vielen Dank, liebe Simone, für den interessanten zweiten Teil deines Berichts über die Bienen! Man lernt doch immer noch etwas dazu, wie auch in den Berichten über die anderen Tiere bisher.
So sehe ich es auch :) und mich persönlich freut es besonders, dass ich wenigstens auf diese Art und Weise durch Rom streifen kann und dabei auch noch Neues entdecke und erfahre.
Dieses Relief einer Barberini-Biene ist in den letzten Jahren völlig überwuchert worden, wie Aufnahmen aus diversen Jahren bei Google maps beweisen.
Ich bin nochmals auf den Monteverde "gestiegen" und schicke als kleines Dankeschön einen Anblick des noch nicht so bewachsenen Eingangs zur Villa Sciarra.
 
Wenn man bedenkt, dass der "grande salone" des Palazzo Barberini in Rom die Höhe von zwei Etagen hat, spielt das wahrscheinlich eine Rolle. Die Bienen als zentrales Motiv des Deckenfreskos wären ohne dieses Format kaum von unten zu erkennen gewesen.
Das wusste ich natürlich nicht, da ich noch nie im Palazzo Barberini war - dann muss das ja wohl so sein.
 
Ich bin nochmals auf den Monteverde "gestiegen" und schicke als kleines Dankeschön einen Anblick des noch nicht so bewachsenen Eingangs zur Villa Sciarra.

Vielen Dank für das schöne Photo und die virtuelle Begleitung zu den römischen Bienen! Es freut mich wenn die Spaziergänge zu den Tieren dir sogar noch etwas Neues bieten können.
 
Liebe Simone,

leider war es mir erst heute möglich, deinen Bienenbeitrag "Teil 2" zu lesen und ich habe
festgestellt, dass diese Bienen, im Gegensatz zu einigen ihrer lebenden Artgenossen, keine allergischen
Reaktionen bei mir ausgelöst sondern mein Wissen bereichert haben.
Danke, für die wieder sehr lesenswerten Ausführungen über Bienendarstellungen in Rom!
 
... ich habe festgestellt, dass diese Bienen, im Gegensatz zu einigen ihrer lebenden Artgenossen, keine allergischen Reaktionen bei mir ausgelöst ... haben.

Puuuh, da bin ich aber erleichtert! ;) :D
Vielen Dank für deine virtuelle Begleitung und die netten Worte. Der dritte und letzte Teil wird leider noch eine Weile auf sich warten lassen, aber es ist ja nicht eilig.
 
Leider fehlt mir momentan die Zeit und die Musse den dritten Bienenbeitrag zusammenzustellen. Statt dessen heute ein kürzerer, auch zum Sommer passender Beitrag über römische Schwalbendarstellungen. Während ich ihn hier einstelle, höre ich durch das weit geöffnete Fenster die unverkennbaren Rufe der pfeilschnellen, den Schwalben ähnlichen, Mauersegler am Himmel.

Schwalben

Jugendstil-Schwalben in Glas und Stuck findet der Besucher der Casina delle Civette in der Villa Torlonia, Renaissance-Fresken mit zwei Schwalben in der Villa Farnesina und eine einzelne antike Schwalbe im Palazzo Massimo alle Terme.
Schwalben in der Casina delle Civette

Auf dem Weg zum Eingang der Casina delle Civette habe ich 2010 diesen verglasten Vorsprung fotografiert. Von innen erkennt man die Pracht der Fenster noch besser. Motiv sind Schwalben und Monete-del-Papa-Pflanzen (Lunaria annua, Einjähriges Silberblatt) mit ihren dekorativen Samenschoten. Der Entwurf stammt von ca.1914 und die Fenster wurden im Atelier von Cesare Picchiarini (1871 bis 1943) hergestellt.

In der Sala delle rondini sind weitere Schwalbenmotive zu sehen. In den vier Ecken der Decke befanden sich einst vier Stuckreliefs, die Etappen im Leben der Schwalben - von der Balz über das Ausbrüten und Schlüpfen der Jungen bis hin zur Fütterung - darstellten. Drei konnte man nach einem schweren Brand 1991 restaurieren, eines war unwiederbringlich verloren.


Die beiden letzte Photos entstanden beim Verlassen der Casina delle Civette über die Scala delle quattro stagioni (Treppe der vier Jahreszeiten). Die Motive der vier rhombenförmigen Oberlichter hat Duilio Cambelotti 1917/18 entworfen. Dargestellt sind Zugvögel, so auch die Schwalben. Angefertigt wurde dieses Fenster erst 1997 von der Firma Vetrate d'Arte Giuliani.


Schwalben in der Villa Farnesina

Zwei sehr lebensecht wirkende Rauchschwalben mit der charakteristischen kastanienbraunen Farbe an Stirn, Kinn und Kehle findet man in der Loggia von Amor und Psyche. Eine entdeckt man bei genauer Betrachtung in dem Bogenzwickel mit der Darstellung eines Putto mit Attributen Attribute des Gottes Apollo. In diesem Deckenspiegel Bildfeld F. Die andere im Bogenzwickel mit der Darstellung eines Putto mit Attributen des Gottes Vulcanus. Im Deckenspiegel Bildfeld M.

Vor meinem Objektiv befand sich die Erstgenannte:


In sehr vielen Bildfeldern mit Göttern und jenen dazwischen mit Putti sind Vögel abgebildet (Pfau, Tauben, Adler, Meisen, Eisvögel, Elstern, Eule, Wiedehopf …). Hier eine komplette Liste. Mit etwas Phantasie meint man fast in der Loggia vielfältiges Flügelrauschen zu hören - sowohl der Putti, als auch der Vögel.
Ob die Vogeldarstellungen einen bestimmten Sinn haben, ausser einem rein dekorativen, weiss ich nicht, aber man könnte sich an Geschichten z.B. aus den Metamorphosen von Ovid erinnert fühlen, in denen so manche Gestalten durch Götter in Vögel verwandelt werden. Link zum Stöbern: METAMORPHOSES - Greek Mythology Link

In dieser Liste findet man auch zweimal die Schwalbe. Einmal liest man, Philomela sei in eine Schwalbe verwandelt worden, einmal ihre Schwester Prokne.

Prokne verwandelt sich in eine Nachtigall und Philomela in eine Schwalbe; der sie immerwährend verfolgende Tereus wandelte sich zum Wiedehopf.

Das hängt mit zwei Versionen einer Geschichte zusammen, und zwar jener von Prokne, Philomela und Tereus. Diese aussergewöhnlich brutale Geschichte erzählt Ovid in seinen Metamorphosen 6.412 bis 674 (Siehe: Metamorphosen). Allerdings erwähnt er die Verwandlung der beiden Schwestern in Vögel nicht. Die Überlieferung muss aus anderer Quelle stammen. In späteren Überlieferungen wurde die Zuordnung der Vögel verändert: Philomela wurde zur Nachtigall und Prokne zur Schwalbe.

Einen Wiedehopf finden wir in der Villa Farnesina, zwei Schwalben auch, aber eine Nachtigall konnte ich nicht entdecken.

Interessanterweise ist in einer Lünette der Sala di Galatea der Villa Farnesina wahrscheinlich der Mythos von Philomela und Prokne dargestellt. In meinem Führer „Die Villa Farnesina in Rom“ ist der Titel der Szene mit einem Fragezeichen versehen. Grossaufnahmen hier und hier. Ich habe kein eigenes Foto mit einer Grossaufnahme, aber auf diesem Photo ist die Szene (unten links) einigermassen zu erkennen:
Schwalbe im Gartensaal der Villa di Livia

Die abgenommenen Fresken aus dem Gartensaal der Villa di Livia in Prima Porta kann man heute im Palazzo Massimo alle Terme des Museo Nazionale Romano bewundern. In Zusammenhang mit antiken Taubendarstellungen in Rom habe ich mich bereits einmal mit den Fresken befasst. Siehe: Bunter Reigen römischer Tiere

In dem in der Folge hier Bunter Reigen römischer Tiere verlinkten Artikel Villa of Livia at Prima Porta – The Roman Villa & The Culture of Bird wird einer der über 60 dargestellten Vögel in einer Grafik als Schwalbe (swallow) bezeichnet.


Die Schwalbe ist über einem Lorbeerbaum abgebildet und fliegt mit weit ausgebreiteten Flügeln nach links auf eine Palme zu.

Ich kann nicht dafür bürgen, dass es sich wirklich um eine Schwalbe handelt (persönlich fehlt mir der so typische gegabelte Schwanz, aber das kann u.a. an der Perspektive liegen).

In einem weiteren Artikel einer Kunsthistorikerin wird dieser Vogel ebenfalls als Schwalbe bezeichnet:
A swallow soars above a laurel tree, and two rock dove/wood pigeons are nestled on two branches of the tree. Several laurel trees are included in the garden because they were so significant for Livia and Augustus. The two white doves symbolize peace, and their significance is increased by their placement in the laurel tree.
Quelle: Looking at the Masters: Livia’s Garden by Beverly Hall Smith
 
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