Bundespräsident Steinmeier in Rom ... und in Neapel

Gaukler

Caesar
Stammrömer
Morgen, am 19. September, wird Bundespräsident Steinmeier in Rom erwartet: Steinmeier in Rom - Bote Europas.
Wenn der Bundespräsident morgen in Rom von seinem Amtskollegen Mattarella empfangen wird, geht es nicht um diplomatischen Smalltalk. Steinmeier kommt quasi als Bote Europas. Nach dem grandiosen Scheitern des ersten populistischen Projekts in einem großen EU-Staat gibt es allerhand Scherben zusammenzukehren und verlorenes Vertrauen wiederaufzubauen. (...) Was kann Europa tun? Italien keinesfalls hängen lassen. In Sachen Migration braucht es schnell einen vertraglich festen Verteilungsmechanismus für Flüchtlinge. Und beim Thema Staatsfinanzen sollten nachhaltige Investitionen in Infrastruktur und Klimaschutz nicht länger unter die Euro-Defizitregeln fallen. Steinmeier kann keine politischen Zusagen machen; kluge Wege weisen schon.


Vorgesehen ist auch eine Zeremonie am Vittoriano, d.h. am Grab des unbekannten Soldaten, um 12.30 h - so diese Mitteilung der ATAC, worin auf die kurzzeitige Umleitung von Buslinien hingewiesen wird.
 
Ein wirklich lesenswertes Interview; dabei z.B. auch dies hier:
Wenn ich auf die erste Hälfte meiner Amtszeit zurückschaue, so ist Staatspräsident Mattarella sicherlich das Staatsoberhaupt weltweit, das ich am häufigsten getroffen habe. Immerhin sind wir uns schon fünfmal begegnet. (...) Den Staatspräsidenten und mich verbindet sehr viel. Nicht nur der gemeinsame Blick auf Europa und die Überzeugung, den europäischen Zusammenhalt zu wahren, sondern uns verbindet auch der Blick auf die Gesellschaften in unseren jeweiligen Ländern. (...) Wir wenden uns beide gegen eine Verrohung in der Sprache und eine Polarisierung in der Politik. (...) Wir wissen, dass Demokratie nie ohne Kontroverse leben kann, aber dass die Kontroverse Spielregeln braucht. Wir sind beide Menschen, die für Vernunft, Respekt, für Maß und Mäßigung stehen.
 
... in dieser Woche gewinnen. Nach den politischen Gesprächen am Donnerstag in Rom wird das Präsidentenpaar am Freitagmorgen nämlich mit dem Zug weiter nach Neapel fahren - und nicht den Regierungsflieger nehmen.
Steinmeier goes green?

Nun, in Wahrheit nicht erst jetzt; denn:
Die Zugfahrt sei ein Teil des Programms des Staatsbesuches, für das der Gastgeber, Italiens Präsident Sergio Mattarella, verantwortlich zeichne, heißt es dazu im Schloss Bellevue. Es komme aber immer wieder mal vor, dass der Bundespräsident bei Auslandsreisen ein Stück mit dem Zug fahre. Noch als Außenminister reiste er beispielsweise 2014 in China von Peking nach Shijiazhuang auf diese Weise. Und auch zum Kirchentag im Juni in Dortmund kam Steinmeier per Bahn. (...)
Andererseits ist bekannt, dass Steinmeier die Klimapolitik am Herzen liegt.

Und nicht zuletzt ist das mal eine Sache, in der Italien uns ganz eindeutig überlegen sein dürfte:
Vielleicht will ja Mattarella dem Gast aus dem Bahn-Problem-Land Deutschland einfach mal zeigen, wie modernes Zugfahren aussehen kann. Der komfortable Hochgeschwindigkeitszug Frecciarossa (Roter Pfeil) legt die rund 200 Kilometer lange Strecke zwischen den Hauptbahnhöfen in Rom und Neapel in einer Stunde und ein paar Minuten zurück - ein Flug einschließlich der Fahrten zum und vom Flughafen würde länger dauern.

Edit: Problem mit "Unfurl" - s. unten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Huch ... die Funktion "Unfurl" streikt - wiewohl sie zunächst in der Vorschau noch keine Schwäche erkennen ließ.

Oder sieht jemand von euch die korrekte Darstellung?

Nun ja; dann werde ich das obige Ergänzungs-Zitat jetzt umwandeln in ein vollständiges.

Edit: Also das gibt's doch nicht: Jetzt auf einmal sieht wieder alles normal aus. :rolleyes:
 
Im Übrigen:
Vielleicht will ja Mattarella dem Gast aus dem Bahn-Problem-Land Deutschland einfach mal zeigen, wie modernes Zugfahren aussehen kann.
Und/oder vielleicht wollte er ihm eine mögliche Regierungsflieger-Blamage ersparen ... denn mit Sicherheit ist auch der italienische Staatspräsident nicht völlig ahnungslos bzgl. der figuraccia, die unsere Flugbereitschaft in letzter Zeit immer wieder mal gemacht hat.
 
Hier das Programm des Bundespräsidenten:

 
Und hier gibt's auch schon mal ein erstes Photo; mehr habe ich bislang leider nicht gefunden:
... Bundespräsident über die Lage in ihrem Land sprechen, das gerade eine politische Krise überwunden hat.
 
Ja, da hatte ich auch noch suchen wollen (was sich aber ja jetzt erübrigt hat ;)). - Dafür habe ich hier eine lange Serie ziemlich nichtssagender Bilder von der Ankunft Steinmeiers am Palazzo Chigi.
... Frank-Walter Steinmeier ha raggiunto la capitale.
Wenige Stunden nach dem Besuch des französischen Präsidenten Emmanuel Macron ist auch der deutsche Präsident, Frank-Walter Steinmeier, in der Hauptstadt eingetroffen.


Die italienische Presse scheint sich für das Thema so gut wie gar nicht zu interessieren.
 
Hingegen von der erhofften bzw. erwarteten Qualität sind die Bilder von der Website der Presidenza.

Wobei ich ein wenig geschmunzelt habe (was wohl daran liegt, dass ich keinerlei persönliche Erfahrung mit Staatsbesuchen habe ) über das letzte Photo in der Reihe; man gelangt dorthin von ganz flott von diesem Link aus, wenn man einfach um eins zurückklickt: Die italienische Luftwaffe hat Steinmeiers Regierungsflieger zwei Abfangjäger entgegengeschickt.
 
Hier der Wortlaut der Rede des Bundespräsidenten während des gestrigen Staatsbanketts im Quirinalspalast.

 
Und wiederum von der Presidenza-Website: Bildergalerie von Steinmeiers Besuch in der Villa Rosebery.


Ferner ein Video:

 
Auf dem Neapel-Programm stand auch ein Zusammentreffen mit italienischen Bürgern, teils Re-Migranten aus der zweiten Hälfte des 20. Jh., im Goethe-Institut, wo Steinmeier viel Gutes über unser Land zu hören bekam.
 
Wo nun die Thematik dieses Threads erledigt ist, kann ihm m.E. ein kleines OT nicht mehr schaden; und zwar bzgl. der so ausgeprägt herzlichen Beziehung zwischen Steinmeier und Mattarella: Die beiden saßen nebeneinander vorhin bei der Trauerfeier für Jacques Chirac in Saint Sulpice.
 
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