Benvenuti a Roma- postcovid

Auf und Ab über die Hügel von Rom

Bevor jemand meint, ich hätte olympisch alle 7 oder 8 Hügel von Rom erklommen; nein, da muss ich zugeben, es waren nur Drei. Nun war schon der Abreisetag von Nihils kleiner Schwester gekommen. Wie schade....wir hatten so schöne Tage miteinander verlebt und uns kaum gestritten! Bis auf die Einhaltung der Kaffeepausen.

Wieder früh aus den Betten ohne Mönchsgesang, daran erkennt man, dass wir wirklich gaaaaannnnzzzz früh aufgestanden sind. Ein letzter kleiner Rundgang zu einigen der nahe liegenden Sehenswürdigkeiten. Rom will gebührend verabschiedet werden. Ausser uns war nur die Sonne aufgestanden.

Und auch ein erster Kaffee passte noch in unseren Minirundgang. Meine kleine Schwester war so melancholisch ob der nahenden Abreise, dass sie sogar ohne Protest mit Nihil einen Cappuccino an der Bar schlürfte.

Wie man sieht, sieht man keinen Menschen. Das liegt aber wirklich nur an der frühen Morgenstunde. Und das ist jedem Romreisenden nur zu empfehlen: Rom erwacht ganz gemächlich und so hat man viele Ansichten und Plätze für ein paar kostbare kurze Augenblicke nur für sich.
Der Brunnen vor der Villa Medici schlief auch noch....und wird wohl auch die nächsten Wochen nicht aufwachen( wie in Denatrias Reisebericht: "Mein Giro di Italia" zu lesen ist.)

Wir nahmen den Anstieg auf den Pincio:


Auch wenn es auf den Fotos einsam und verlassen aussieht, wir waren nicht ganz allein. Ein Liebespärchen sass selbstvergessen auf der Balustrade des Ausgucks und drum herum lärmten die kleinen Abfallwägelchen. Alle brav hintereinander, luden sie ihre Abfallmenge um, in einen grossen Abfallwagen.
Der Blick auf die Piazza del Popolo bot keine Aussicht, denn alles war zugestellt und zugebaut für die Public Viewing Zone der Fussballeuropa-Meisterschaft. Wir steigen hinunter und liefen zickzack durch die Gassen. Es fiel uns schwer, die Zeit im Blick zu behalten...
Die Sonne stieg höher, es wurde Zeit den Koffer aus dem Hotel zu holen und sich in Richtung Stazione Ostiense aufzumachen, mit einer letzten Stadtbesichtigungsfahrt im 83- Bus und natürlich einem letzten Cappuccino in unserem erklärten Lieblingsbahnhofscafe.

 
Liebe Nihil,
vielen Dank für deine Eindrücke und Bilder. Bist du noch länger in Rom geblieben und nur die kleine Schwester musste Abschied nehmen?
Ich habe vor, beide Läden (Nihils und Dentarias) heimzusuchen und Bilder der angebotenen Hüte etc. ins Forum stellen, zur Vorauswahl.
 
Liebe Nihil,
was für ein schöner morgendlicher Abschiedsspaziergang.

Ich laufe auch am Rückreisetag immer früh morgens durch Rom, genieße die Stille und nehme Abschied.

Ein Ritual, das ich wirklich genieße, allerdings etwas melancholischer wie meine Begrüßungsrunde.
 
Auf und Ab über die Hügel Roms II.Teil

Nun war Nihil nach der Verabschiedung der kleinen Schwester ganz auf sich allein gestellt. Ganze 24 Stunden blieben ihr noch in Rom...:( Aber nun waren diese wenigen Stunden zu kostbar , um in Melancholie zu versinken. Nihil bestieg ihren Lieblingsbus Nr 83 und fuhr wieder Richtung Centro storico. Bei der Haltestelle Santa Maria in Cosmedin sprang sie animiert aus dem Bus( nota bene, da konnte sie noch springen wie ein junges Reh.) Und lief dann ein gutes Stück des Weges zurück am Lungotevere Aventino, denn dort gibt es leider keine Bushaltestelle. Nihil hatte vor den Aventin von seiner Westseite zu besteigen. Dort gibt es nämlich einen netten Spazierweg, der sich unterhalb von Santa Sabina all Aventino zum Orangengarten hochschlängelt. Und der so früh am morgen noch grösstenteils im Schatten liegt. Da , wo die Sonne hin kam, leuchteten die Blumen besonders schön.

Die Ausblicke auf halber Höhe , wie auch ganz oben sind so schön, dass es sich lohnt zu verweilen, und nebenbei wieder zu Atem zu kommen. Der Aufstieg ist nicht zu steil und der Weg verläuft in Serpentinen, so dass man recht gemütlich nach oben steigen kann. Aber im Sommer bei Hitze stelle ich mir die Prozedur als ziemlich schweisstreibend vor.

Und oben im Schatten der Pinien und Orangenbäume eine Freiluftschule:


Ich nahm den Abstieg über den Clivo ei Publicii, kam noch einmal in Schnupperdistanz zum Roseto di Roma, der ganz ausgestorben da lag. Welch ein Unterschied zu dem Wochenende davor!


Mir fiel auf, dass nicht nur mein letzter Tag stundenmässig beschränkt war, sondern das auch weitere Besichtigungspunkte ein enges Zeitfenster hatten:

Ich kreuzte schnell die grosse und mittlerweile vollgestopfte Via del Circo Massimo und wurde vom Duft des Sternjasmins am Konventsgebäude der S. Maria in Cosmedin regelrecht trunken, obwohl dort an der Kreuzung die Luft gesättigt ist mit Auto-Abgasen.

Tatsächlich gab es eine kleine Schlange Einheimischer und versprengter Touristen vor der Bocca di Veritá. Nihil signalisierte ganz cool römisch dem nächsten Nr-83-Bus, dass sie einzusteigen begehrte. Wir fuhren zu Piazza Bernini, wo Nihil nicht mehr ganz so frisch aus dem fahrbaren Untersatz hüpfte wie am frühen Morgen. :rolleyes: Nun nahm sie den nächsten Anstieg über die Via delle Quattro Fontane auf den Quirinal-Hügel. Und siehe da, die Kirche San Carlino alle Quattro Fontane hatte in ihrem Zeitfenster geöffnet. Ich war dort ganz alleine.

Die Winzigkeit der Kirche und des Kreuzganges war für Nihils Teleobjektiv nicht zu meistern, weshalb das Handy gut Dienste tat.

Hier hätte nun Lodoli etwas zu Borromini zu sagen, im Allgemeinen und zu dem Borromini Porträt im Speziellen. Ihr müsst es selber lesen:
Marco Lodoli, Unter dem blauen Himmel Roms, S. 140-141.

Natürlich hat Nihil das Bildnis nicht wirklich wahrgenommen.:rolleyes: Aber es ist sichbar....;) Und stammt nicht von Borromini, sondern von Oracio Borgianni.

San Carlino alle Quattro Fontane gilt als erstes Hauptwerk des römischen Hochbarock. Es ist eine wunderbare kleine , schlicht weiss gehaltene Kirche, die einen unglaublichen Formenreichtum auf kleinstem Grundriss aufweist, einen aber nicht erschlägt.
Und warum nicht dann gleich noch eine weitere Borrominikirche als Nachtisch? :cool: Nihil stieg wieder den Hügel herunter und landete in San Andrea delle Fratte. Da Nihil keinen Stadtplan zur Hand hatte, aber ungefähr wusste, wo sie suchen musste, stiess sie dann nach mehreren Runden durch die Gassen auf das äusserlich sehr interessante Gebäude. Kirchen im Rohzustand eines unverkleideten Mauerwerkes sind ja doch ungewöhnlich, besonders in Rom.

Die Enge der Gassen liessen keine Übersichtsaufnahme zu. Innen ist die Kirche schön bunt... Ein Opernglas würde gute Dienste tun , den wilden, bunten Reigen am Himmelsgewölke in der Kuppel genauer zu betrachten. Sonderbarerweise waren die gutbesetzten Stuhlreihen nicht zum Hauptaltar gerichtet, sondern alle zu einer Seitenkapelle. Nihil wollte die Andacht nicht stören und befand die Kirche von aussen attraktiver als den Innenraum.

Was allerdings das Sahnehäupchen auf dem feinen Borromini-Dessert war: der musikalische Kreuzgang, der sich an San Andrea delle Fratte anschliesst:


In einem Teil des Kreuzganges ist das Conservatorio Santa Cecilia untergebracht. Die Fenster standen offen und während Nihil im Grün des Kreuzganges wandelte, rundete sich aus den barocken Kirchen-Formen gemeinsam mit den barocken Klängen eines Streichensembles ein unfassbar barockes Gesamterlebnis. Ganz nebenbei an einem x-beliebigen römischen Wochentag. Wie wunderbar!
Weniger wunderbar war dann , dass Nihil in einer Saftbar nebenan, völlig über den Tisch gezogen wurde....Im barocken Schattenwurf der Kirche zahlte sie viel zu viel für ein normales Tramazino und einen Saft... Nach ihrem Einkauf des durchaus Barock zu nennenden Hutes am Vortag, war Nihil ziemlich klamm im Portemonnaie. Mit Schmerz über den finanziellen Verlust, aber mit noch mehr Schmerz am Fuss, wo sich eine unangenehme Blase breitmachte, humpelte Nihil wenig elegant in Richtung Hotel, um die Reiseformalitäten für den nächsten Tag zu bewältigen. Und mit Hilfe der Hotelrezeption auch auf Papier auszudrucken.
Aber der Tag ist noch nicht ganz vorbei. Nachdem Nihil die Bürokratie hinter sich gebracht und vorallem das Schuhwerk gewechselt hatte, brach sie zu neuen Abenteuern in Rom auf.



Davon später mehr.
 
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Aber der Tag ist noch nicht ganz vorbei. Nachdem Nihil die Bürokratie hinter sich gebracht und vorallem das Schuhwerk gewechselt hatte, brach sie zu neuen Abenteuern in Rom auf.

Ja, ja, Abschiedsrunden in Rom können zuweilen für die Füße etwas ausarten, aber ich liebe sie.

Deine Runde ist so toll beschrieben liebe Nihil und die Fotos lassen erahnen, wie toll der Stern-Jasmin geduftet hat.

Ich begleite dich gerne weiter (blasenfrei vom Schreibtisch) auf deiner Abschiedsrunde durch Rom.
 
Auf und An über die Hügel Roms III. Teil

Nachdem mit Hilfe der sehr netten Rezeption des Hotels Cappuccini Nihil im Besitz der analogen Bordkarte und der Einreiseformulare für Spanien war, (so Dinosaurier wie ich trauen den digitalen Möglichkeiten nicht wirklich), machte sie sich mit ihren geschundenen Füssen auf, eine wirklich allerletzte Abschiedsrunde durch Rom zu drehen. Die Eleganz der Stöckelschuhe musste dem medizinischen Schuhwerk weichen, denn die blöde Blase drückte gar fürchterlich. Auch das Gehtempo war auf zeremonielles Schreiten statt flottes Laufen heruntergefahren.

Diesmal schaute Nihil in die ATAC-Seiten und fand den passenden Bus von der Hoteltür bis direkt vor San Lorenzo fuori le Mura. Mit solchen kaputten Füssen wollte sie sich keine weiteren Umwege leisten. Der Bus Nr 492 drehte mit ihr eine sehr nette Runde zunächst die Via Barberini hoch, bog am Planetarium in die Via Cernale ein, rechts lagen die Dioclezianthermen, irgendwann ging es an der deutschen Botschaft vorbei und plötzlich ging es durch ein Viertel, was Nihil schon 2020 erlaufen hatte. Der Bus schlug einen Haken um das Gelände der Univertitá di Roma la Sapienza, um dann in die Viale Regina Elena einzubiegen. Und da sah man sie schon liegen, die Kirche San Lorenzo fueri le Mura. Im letzten Jahr war Nihil ja kurz vor Toresschluss eingetrudelt und hatte die Kirche und den Kreuzgang im Schweinsgalopp durchrannt. Heute wollte sie die damals entgangene Schönheit richtig wahrnehmen und geniessen. Um es kurz zu machen , es wurde wieder nichts...:confused:, oder nur zum Teil . In San Lorenzo Fueri le Mura sind aufgrund der Corvidbestimmungen Krypta und Kreuzgang geschlossen für den Publikumsverkehr. Na , dann muss Nihil wohl der Kirche eine 3. Aufwartung beim nächsten Besuch machen.
Der Innenraum der Kirche beeindruckt durch Schönheit und Stille. Wenigstens die Schönheit kann ich euch weitergeben:

Nihil hat fest vor, diese Kirche wirklich in all ihren Winkel zu besuchen und ihr die Geheimnisse zu entlocken. Für dieses Mal bestieg Nihil die Tram 3 und fuhr ein paar Stationen weiter bis zur Piazza Buenos Aires. Dort besuchte sie die " Papstkirche" Santa Maria Virgine Addolorata, die der argentinischen Gemeinde in Rom gehört. Eine sonderbare Mischung aus Neo-Romantik und Jugendstil passt diese wunderbar zu dem danebenliegenden Viertel Coppede.

Das der Brunnen so schief steht, liegt nicht an Nihils Kamera-Haltung und auch nicht am Gewicht der Möven oder Tauben, die den Brunnen aus dem Lot gebracht haben....:cool:

Viele Botschaften tummeln sich in diesem überschaubaren Viertel. Wobei ich zugeben muss, nur ein paar Strassen rauf und runter gelaufen zu sein.
Nihil war das Profane mal wieder näher als die hehre Kunst des Jugendstils:

Und Nihils Füsse wandelten leider auch nicht auf Wolken, sondern auf dem harten profanen Pflaster Roms. Und schmerzen ordentlich.
Da Nihil nicht zur neuen Märtyrerin der Fusskranken werden wollte, brach sie ihre heroische Wanderung durch das Coppede-Viertel ab und stieg in die Tram 3, wo sie irgendwann auf einen freien Platz plumpsen konnte. In der Porta Portense stieg sie aus und nahm den Buss 44 bis vor das Kapitol. Ein letztes Mal bestiegt sie für dieses Mal den Hügel der Hügel ( und damit den 4. Hügel des Tages ;)). Der Sonnenstand war schon tief und zauberte schöne Farben und Schatten auf die Gebäude und Plätze und Figuren.

Ihm konnte ich das erste Mal ins Gesicht schauen, welches sonst immer im tiefen Schatten der Kapuze versteckt ist: Cola di Rienzo
Ein letzter sehnsüchtiger Blick über die Hügel und Senken von Rom und dann hiess es Abschied nehmen, bis es hoffentlich bald wieder heisst:

Benvenuti a Roma


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Danke für deine letzten Bilder und den Bericht. Ich war gerne mit dir in Rom. Jetzt wünsche ich dir eine gute Heimreise, bis zum nächsten Mal in Rom!
 
Ein im wahrsten Sinn des Wortes schmerzlicher Abschied, der mit schönen Impressionen deines letzten Tages in Rom hoffentlich etwas gemildert wurde.
Hattest du einen späten Rückflug oder am nächsten Tag einen sehr frühen Flug? Du siehst ich bin neugierig …

Jedenfalls habe ich dich sehr gerne durch Rom begleitet. Du bist ja sicher längst wieder in der spanischen Kolonie angekommen.
 
Liebe Nihil,

auch ich habe dich sehr gerne auf deiner schmerzlichen Abschiedsrunde begleitet. Es war so schön dir durch die Gassen und Straßen Roms zu folgen und eine schönen Fotos anzuschauen.

Auf das du Rom bald wieder blasenfrei erobern kannst und endlich San Lorenzo fuori le Mura besuchen kannst. Der Kreuzgang dort war bei meinem Besuch etwas verwildert, hatte aber Charme.
 
Liebe Nihil,
nachdem nun dein erfrischender Streifzug durch Rom zu Ende ist möchte ich dir dafür danken, dass du uns daran teilnehmen hast lassen. Ich bin sehr gern immer wieder mitgelaufen und habe mich vor allem über die vielen wunderbaren und detailreichen Foto-Blicke auf Bekanntes und Unbekanntes auf und neben den Spazierwegen gefreut. Sie waren mir ein Lichtblick in diesen Zeiten!
 
Ich freue mich, wenn euch Nihils römische postcovid Impressionen ein wenig Freude und Licht in den grauen Alltag gebracht haben. Hoffentlich können wir alle bald wieder unbeschwert in unsere Lieblingsstadt reisen.
Danke an euch alle für eure Kommentare und " Zeichen".
 
Liebe Nihil,

dein Reisebericht war eine Wohltat nach der langen romlosen Zeit. Danke für deine unterhaltsamen Schilderungen deiner Streifzüge durch Rom.

Ich hoffe, dass ich mich bald revangieren kann.
 
Auch mir war es eine große Freude, mit dir und deiner Schwester durch Rom zu wandern. Wenn man es schon selbst noch nicht wieder kann...
Und deine Fotos machen einfach Spaß; du hast ein ganz besonders gutes Auge für Details und für das Kleine im Großen - vielen Dank, liebe Nihil!
 
Schade, dass jeder Rom-Aufenthalt einmal enden muss. Ich wäre so gerne noch länger mir dir und deiner Schwester durch die Stadt gelaufen. Bei mir liegen Begeisterung und Wehmut ganz nah beieinander.
Herzlichen Dank für deinen kurzweiligen Bericht und die vielen wunderbaren Fotos.
 
Liebe Nihil,

deine Streifzüge durch das allmählich wieder zur Normalität zurückfindende Rom haben mir auch sehr gut gefallen. Wunderschöne und außergewöhnliche Fotos hast du uns da mitgebracht!
 
Liebe Angela, lieber Arator

Vielen, lieben Dank für euer Mitlesen. Es freut mich, wenigstens ein bisschen Unterhaltung in die romarmen Zeiten gebracht zu haben.
 
Liebe Nihil,
erst jetzt hatte ich die Muße, deinen Reisebericht in voller Läge zu genießen. Vielen Dank für die wunderbar unterhaltsame Beschreibung und die traumhaften Fotos! Ich selber mache mich morgen auf den Weg in die Urbs, und dein Bericht hat die Vorfreude nochmal steigen lassen.
 
Liebe Catavaggiolina

Ich hoffe, du kannst nun die virtuellen Ausflüge mit dem echten Rom austauschen...Gute Reise , vielleicht bist du sogar schon gelandet und viel, viel Freude in Roma.:)
 
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