Authentisch italienische Restaurants in Deutschland

Bruno-Conti-Fan

Tribunus plebis
Stammrömer
In Deutschlands italienischen Restaurants genießt man äußerst selten authentische Gerichte, so wie sie auf dem Stiefel serviert werden. Bislang kenne ich beispielsweise kein hiesiges italienisches Restaurant, in dem ein klassisches römisches Pasta-Gericht wie Cacio e Pepe angeboten wird. Zu gefühlten 99 % findet man eine stark eingedeutschte Küche vor, die teilweise sogar barbarische Züge zeigt, z.B. in Form von Saucen mit Sahne.

Vereinzelt aber gibt es sie: Restaurants, die auch in Deutschland trotz aller Widrigkeiten eine authentische italienische Küche anbieten. Es würde mich freuen, wenn wir hier entsprechende Tipps sammeln könnten.
 
Vineria Vinci (Düsseldorf)


Auf das Restaurant Vineria Vinci bin ich aufmerksam geworden, als ich Anfang 2014 in Düsseldorf per Fuß zu einem Bistro im Medienhafen unterwegs war. Die Neusser Straße ist groß und lang, aber nicht wirklich schön. Ein Schild an der Fensterscheibe der Nummer 27 ''Wiedereröffnung unter neuer italienischer Leitung mit sizilianischen Spezialitäten'' machte mich neugierig.
Im Schaukasten klebte ein Zeitungsartikel. Demnach waren die Besitzer - ein Ehepaar, das bereits in Palermo gastronomisch tätig war und u.a. wegen ihres Sohnes die besseren ökonomischen Chancen in Deutschland sah - angetreten, eine authentisch sizilianische Küche anzubieten. Das klang vielversprechend!

Und so schlug ich am nächsten Tag dort mittags auf. Es gab 'nur' eine Mittagskarte. Aus vier Vorspeisen und vier Pasta- bzw. Risotto-Gerichten konnte ich mir je eines aussuchen und zusammen mit einem Dessert als 3 Gänge-Menü plus einen Espresso für unglaublich günstige 8,50 € genießen. Vorweg gab es etwas Brot mit einem Olivenöl bester Qualität.

Als Vorspeise wählte ich eine
Suppe aus dicken Bohnen



Herrlich!
Aus einfachen, aber besten Zutaten etwas Raffiniertes zaubern, das ist Italiens Fundament.



Danach kamen
Anelli mit Salsiccia und Pilzen





Ringförmige Nudeln. Ein ordentlicher Teller. Leicht pikant.
Ein wenig sizilianische Glut. Gut so!

Und auch hier in seiner Schlichtheit lecker.
Wer braucht schon überall Trüffel oder Rucola drauf?


Dazu einen Vino Rosso della Casa - selbstverständlich aus Sizilien, der angenehm fruchtig und von guter Qualität war. Ein Hauswein, wie er sein sollte, eine Visitenkarte des Restaurants. Als Dessert gab es ein Stück Tiramisu. Auch in diesem Fall qualitativ hochwertig. Einzig der Espresso zum Abschluss fiel schwachbrüstig aus. Da hatte ich schon weit bessere getrunken.

Das Ambiente in dem kleinen Restaurant mit ca. 20 bis 25 Plätzen ist elegant-gemütlich. Der Service etwas distanziert – vielleicht auch aufgrund noch fehlender Sprachkenntnisse, aber freundlich. Endlich mal kein Bussi-Bussi-Italiener.


Inzwischen habe ich dort noch öfters gegessen. Sämtliche Gerichte waren sehr gut bis köstlich. Sie würden auch auf dem Stiefel ihre Abnehmer finden. Die Preise in der Abendkarte sind natürlich nicht so günstig wie das ''Kampf''angebot mittags (wie sollte das auch betriebswirtschaftlich gehen?), aber sie sind ihren Preis absolut wert und liegen aus meiner Sicht im mittleren Bereich eher an der Untergrenze.


Probiert habe ich u.a. Spaghetti mit Sardellen und gerösteten Brotkrumen


Oder Involtini vom Schwertfisch:



Dabei gaben Orange und Lorbeer dem Ganzen das i-Tüpfelchen.
Was für ein fantastisches Geschmackserlebnis.



Ein Traum waren auch
Fettuccine mit Schwertfisch, Aubergine und Minze





Ebenfalls ins Schwärmen geriet ich bei
Gegrillter Thunfisch mit einer Panade von Trockenfrüchten




Trockenfrüchte meint in diesem Fall eher nussartig, z.B. Mandeln.


Zum Abschluss genoss ich ein sehr gutes Panna Cotta




Hinzu kommt: Die Weine des Restaurants sind sehr gut und für Deutschland äußerst fair kalkuliert. So hat man z.B. vom sizilianischen Spitzenweingut Firriato mehrere Weiß- und Rotweine im Angebot. Die Flasche 'Santagostino Bianco' kostet im Handel um die 11 €, im Restaurant 26 €. Aufschläge bei Wein von 100 bis 150 Prozent kenne ich sonst nur aus Italien. Und beim letzten Mal war auch der Espresso von bester Qualität.

Ein Stück weit beneide ich die Düsseldorfer. Wegen ihrer japanischen Restaurants, eines famosen Bistros im Medienhafen und wegen dem 'Vineria Vinci'. Seitdem ich in Düsseldorf war träume ich wieder:

Von Italien, italienischem Essen und italienischen Frauen.


Vineria Vinci
Neusser Straße 27 (Unterbilk)
Tel.: 0211-73276771
Weitere Infos, wie z.B. Öffnungszeiten, siehe Website: Vineria Vinci - italienische Weinbar und Restaurant in Düsseldorf
 
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Eine gute Idee, so einen Thread zu eröffnen!
Auch wenn Düsseldorf mich als Stadt nicht gerade reizt - der Kommentar zu dem Restaurant hört ich mehr als gut an.

Claude
 
Ergänzung 19. Juli 2015

Achtung:
Das Restaurant Cucina Pura Toscana in Passau hat leider Im Dezember 2014 seine Pforten geschlossen!

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Cucina pura Toscana (Passau)

Passau habe ich bei meinem Besuch Anfang August trotz aller Touristen von den Donauschiffen als sehr lebenswerte Stadt mit leicht mediterranem Einschlag empfunden. Beim Schlendern durch die Straßen am ersten Abend meines Aufenthalts kam ich an einem italienischen Restaurant vorbei, das sofort mein Interesse weckte: Cucina pura Toscana. Informationen und Speisekarte versprachen eine unverfälschte toskanische Küche – wie in einem Gasthaus der Maremma.




Am nächsten Abend musste ich aber zunächst mit einer Niederlage leben. Beim Versuch gegen 19:30 h einzukehren, sagte mir die Kellnerin auf nette Art, dass es derzeit nicht ginge, da gerade eine größere Gruppe eingetroffen sei und ich somit sehr lange warten müsse – aber in einer Stunde wiederkommen könne. Etwas enttäuscht begab ich mich auf einen Altstadt-Bummel. Was tut man nicht alles für gutes Essen, seufz.

Um 20:45 h war bei warmem Wetter dann tatsächlich draußen ein Plätzchen frei. Die recht klein gehaltene Karte und die dort aufgeführten Gerichte waren deutlich anders als man es sonst von hiesigen italienischen Restaurants kennt. Die verschiedenen Crostini gibt es z.B. nur in Verbindung mit einem ersten oder zweiten Gang. Alle Weine stammen aus der Toskana und sind selbst importiert.

Meine Wahl fiel auf Crostini 'Siena' (mit Ricotta und Honig). Es war eine üppig bemessene Portion von drei recht großen Scheiben. Sehr gut, allerdings hätte das Brot auf der Unterseite einen Tick krosser sein können. Danach kamen als Hauptgericht wunderbar weiche Rindfleischstreifen in Tomatensauce – den Namen des Gerichts habe ich vergessen, aber es war ein Gedicht - sowie als Beilage ein schmackhafter, üppig bemessener Kichernerbsensalat mit Zwiebeln. Da es bei meinem Eintreffen im Restaurant bereits dämmerte konnte ich an diesem Abend von den Gerichten keine vernünftigen Fotos machen. Sie waren mangels Blitz gänzlich unbrauchbar. Am Ende gab es einen Espresso, der wie in Italien schmeckte. Glücklich ging ich zurück zu meinem Hotel.

Einige Tage später - nach vorheriger Reservierung :) - kehrte ich zurück und wählte als ersten Gang
Tagliatelle mit Rotwein und Steinpilzen:



Die schmeckten so gut, dass ich mich beherrschen musste, nicht niederzuknien.
Ein Gericht, wie es nur Italiener hinbekommen.



Als zweiten Gang hatte ich Schweinefilet mit Vin Santo-Sauce und Röstkartoffeln gewählt:




Sehr delikat und in der puristischen Präsentation des Essens authentisch.



Als Dessert mussten es frische Cantuccini mit Vin Santo sein:




Auch hier schmeckte die Liebe durch, mit der im Restaurant gekocht wird.


Die an beiden Abenden probierten Rotweine passten gut und waren mit rund 5 € für 0,2 l sehr preiswert kalkuliert. Die Flaschenpreise liegen überwiegend zwischen 20 und 30 €. Überraschenderweise kam das Wasser nicht aus Italien, sondern aus Deutschland. 8O Im Service sind offensichtlich durchgängig Studentinnen beschäftigt – aufmerksam, nett und höflich. Die Inhaber werkeln im Inneren.

Die Einrichtung der Cucina pura Toscana im Gastraum (siehe http://blog.cucinapuratoscana.de/wp-content/uploads/2013/09/2013-08-21-12.35.47-1024x768.jpg) erinnert in ihrer Schlichtheit daran, worum es in einem Restaurant in erster Linie geht: gut zu essen. Mittags bietet man eine Extrakarte mit mehreren Gerichten zu sehr günstigen Preisen an. Abends liegen die Preise im mittleren Bereich. Diverse selbst hergestellte oder direkt aus Italien importierte Produkte kann man zudem im Restaurant käuflich erwerben.

In der Cucina pura Toscana zu essen bereitet einfach Freude. Es ist nicht immer alles perfekt oder für Deutsche verständlich, aber das Restaurant ist authentisch und wird mit Leidenschaft betrieben.


Cucina pura Toscana
Rosengasse 4
Tel.: 0851-37117
Weitere Infos, wie z.B. Öffnungszeiten, siehe Website: Home - Cucina Pura Toscana Passau
Obacht: Auf der Website des Restaurants wird (Stand 02/2015) angegeben, dass es dienstags geschlossen sei. Das ist falsch! Montags ist Ruhetag.


PS: Vor oder nach dem Besuch in der Cucina pura Toscana empfiehlt sich für Schleckermäuler ein Besuch im ca. 100 m entfernten Flämischen Schokoladenhaus (Grabengasse 17). Dort werden seit mehr als 40 Jahren belgische Schokoladenspezialitäten/Pralinen produziert und verkauft. Obacht: Suchtgefahr! Einen etwas weiteren Abstecher ist zudem das Geschäft Klostergarten (Steinweg 10) wert. Die Inhaberin hat in ihrem hübsch eingerichteten Laden ausschließlich Produkte aus diversen europäischen Klöstern im Angebot. Das Sortiment ist vielfältig und umfangreich. Ob Lebensmittel wie Marmeladen oder Pflegeprodukte wie Gesichtscremes, es sind durchgängig besondere und hochwertige Erzeugnisse.
 
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Osteria Veneta (München)

So gut Italienisch habe ich in Deutschland selten gegessen. Die Osteria Veneta in München hätte auch südlich des Brenners genügend zufriedene Gäste. Das Restaurant liegt in der Nähe des Viktualienmarkts und existiert offenbar schon längere Zeit. Es wird von einem älteren Ehepaar geführt. Sie ist für den Service zuständig, er kocht. Wer hier einkehrt, tut gut daran Zeit zum Genuss mitzubringen. Meist bedarf es auch einer (rechtzeitigen) Reservierung, insbesondere am Wochenende.



Das Ambiente des Restaurants ist stilvoll und behaglich zugleich. Ich habe mich beim Eintreten sofort wohlgefühlt. Es gibt eine kleine, täglich wechselnde Karte von ca. 10 Gerichten. In Italienisch, auf einer Schiefertafel. Die Pasta ist hausgemacht. Das Preisniveau ist zwar gehoben (Antipasti + Primi ca. 14 , Secondi ca. 20 – 34 und Dolci ca. 10 Euro), aber das Essen ist köstlich und ausreichend. Man wird von drei Gängen satt. Die Weinkarte ist gut sortiert und offenbar eher günstig kalkuliert. Eine Flasche des guten Rotweins Reoltre 2011 von Camporeale gibt es z.B. für 32 Euro. Bei einem Schweizer Händler kostet sie umgerechnet 19 Euro.


Als Primo hatte ich gefüllte Ravioli mit Roter Beete. Zum Niederknien. Bereits da wusste ich, es wird ein toller Abend.



Als Secondo gab es Rinderfilet mit Monte-Veronese-Käse überbacken. Wunderbar zart und dazu eine traumhafte Sauce. Grandios reduziert und dadurch unglaublich intensiv im Geschmack.



Das Dessert war eine Art festere Mousse mit Orangen- und Mandarinengeschmack. Vor Begeisterung über das gute Essen habe ich vergessen nach dem Namen zu fragen.





Beim nächsten Besuch in München meine erste Anlaufstelle.



Website: Osteria Veneta München
 
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Cantinetta (Stuttgart)

Wenn die Italiener in Deutschland (fast) nur eine eingedeutschte Küche anbieten, müssen wir Deutschen halt selbst authentisch italienische Gerichte anbieten. So in etwa könnte man die Motivation von Martin Bauer beschreiben. Zusammen mit seiner Frau hat er vor drei Jahren das Cantinetta in Stuttgart eröffnet. Während die beiden freundlich den Service schmeißen, schwingt in der Küche ein Italiener den Kochlöffel.

Das Restaurant bietet eine kleine Stammkarte an. Dazu gibt es im monatlichen Wechsel sechs Gerichte aus einer Region Italiens. Bei meinem Besuch war z.B. das Veneto an der Reihe, vorher Umbrien. Da ich am Mittag schon sehr ausführlich gegessen hatte, das Cantinetta aber unbedingt ''testen'' wollte, musste etwas kleineres als das 4-Gänge-Menü Veneto für 44 Euro her. Als Vorspeise wählte ich Rocchetta alla Griglia su Letto di Spinaci und danach Lachs in Orangensauce. Der Käse mit Walnüssen und Honig auf Spinatblättern war ein schmackhafter Auftakt. Nicht spektakulär, aber gut. Und trotz des Käses angenehm leicht. Lachs meide ich meist. In Kombination mit der Orangensauce weckte er jedoch Appetit. Die Sauce war glücklicherweise dezent fruchtig statt stark parfümiert. So ergab sich mit dem Fisch eine schöne Verbindung. Da überraschenderweise nach den zwei Gängen noch Platz im Magen war, bestellte ich mir eines meiner Lieblingsdesserts: Zuppa Inglese. Es war wunderbar saftig. Das kriegt man in Italien auch nicht besser hin.



Die Weinkarte enthält eine größere Anzahl in Deutschland eher selten erhältlicher Weine. Zum Aussuchen durfte ich sogar zwei vorab probieren. Eine sehr nette Geste. Die Preise für Essen und Wein sind moderat. Das Ambiente ist modern-gemütlich.

Das Cantinetta wird mit viel Leidenschaft und Hingabe betrieben.
Ein Restaurant für gutes italienisches Essen und zum Wohlfühlen.


Tunzhofer Straße 3
70191 Stuttgart
Tel.: 0711-12859571
Cantinetta Website auf Facebook

 
San Michele (Hamburg)



Seit 1984 existiert das San Michele und ist damit ein italienisches Urgestein in der Hansestadt. Der erste Standort befand sich neben dem Hamburger Michel, daher auch der Restaurantname, dann ging es für einige Jahre in den Rotklinkerstadtteil Jarrestadt und seit einem Jahr ist man in Uhlenhorst. Sich so lange und durchgängig auf hohem Niveau zu halten, ist schon eine Kunst.

Am letzten Standort war die Küchenleistung zum Schluss allerdings sehr schwankend, vielleicht war das Restaurant dort zu groß. Jetzt im aktuellen, deutlich kleineren Domizil läuft Inhaber Franco Bianco wieder zu Höchstform auf. Der Sizilianer, der früher als Schiffskoch zur See fuhr, bevor er in Hamburg seßhaft wurde, legt Wert auf hochwertige Produkte. So verwendet er z.B. für hausgemachte Nudeln mit Garnelen die Rote Tiefseegarnele aus Marzara del Valle. Das Geschmackserlebnis ist unglaublich intensiv. Auch ein Klassiker wie Ossobuco gelingt besonders gut. Das Risotto als Beilage ist wunderbar schlotzig.



Im San Michele haben immer gut ausgebildete italienische Köche gearbeitet. Der Chef kontrolliert allerdings immer mit strengem Auge was seine Küche verlässt. Sehr angenehm ist auch, dass das Restaurant kein Bussi-Bussi Italiener ist, sondern das Essen in den Mittelpunkt rückt. Franco Bianco kommt nicht im eleganten Anzug daher, sondern salopp, so dass er auch mal in der Küche mithelfen kann. Es gibt eine kleine Stammkarte, ca. 12 aktuelle Gerichte auf einer Schiefertafel und Mo bis Fr einen schnellen Mittagstisch. Die Preise sind höher als bei Pseudo-Italienern, angesichts der verwendeten Produkte und der Qualität der Küchenleistung aber sehr zivil.



Im vorderen Restaurantteil kann man auch einige italienische Produkte kaufen. Bekannt ist Franco Bianco zudem für seine gute Weinkarte zu zivilen Preisen. Und für mich serviert das SM den Referenz-Espresso für Deutschland. Besser bekommt man ihn in Italien auch nicht.




San Michele
Kanalstraße 22
Hamburg
Website San Michele
 
L'arte in Cucina (Düsseldorf)

Düsseldorf, schon wieder Düsseldorf? Ja, und das mit Ausrufezeichen!

Das L'arte in Cucina gehört zu Deutschlands Top 5 Italienern. Obwohl ich logischerweise nur einen winzig kleinen Bruchteil aller italienischen Restaurants in Deutschland kenne und bei weitem auch nicht alle guten/angesagten, behaupte ich das mal ganz mutig. Denn was Gianluca Casini in seiner Küche zaubert, das schmeckt einfach großartig. Er ist ein Künstler, der aber dank seiner Kochausbildung auch das notwendige Handwerk beherrscht. Um das Wohl der Gäste kümmert sich im Service seine Frau, Carmelina Casini. Und das so angenehm freundlich, dass es einem sofort leicht fällt, sich dort wohlzufühlen. Hinzu kommen noch ein wunderschönes Ambiente und fair kalkulierte Preise.

Das Restaurant befindet sich am Rande Düsseldorfs, im beschaulichen Stadtteil Gerresheim. Der ist eine Art Little Italy in Germany. Denn dort gab es bis 2005 die Gerresheimer Glashütte, die in den 1950er und 60er Jahren zahlreiche süditalienische Arbeiter anwarb, von denen viele seßhaft wurden. Inzwischen ist es teilweise die dritte oder vierte Generation, die dort lebt. Rund 900 von 28.000 Gerresheimern besitzen noch heute die italienische Staatsbürgerschaft und sonntags findet ein Gottesdienst auf Italienisch statt (Quelle: Wikipedia). Wenn man vom Ortskern die langgezogene Heyestraße runtergeht, findet man im unteren Teil (ca. ab Hausnummer 100) eine große Anzahl italienischer Geschäfte: Feinkostläden, Eisdielen, Restaurants, Bars und Cafés. Das italienische Klein-Italien-Delta von Gerresheim.

Das L'arte in Cucina befindet sich allerdings im Ortskern, am Rande des schönen Gerricusplatzes. Jetzt im Sommer kann man wunderbar draußen sitzen, auf einer lauschigen Terrasse. Da die Inneneinrichtung sehr geschmackvoll ist (siehe Website) war ich trotz der warmen Temperaturen kurz davor drinnen zu essen. Letztlich siegte dann aber doch die deutsche Terrassensehnsucht.

Es gibt eine kleinere Karte mit einigen toskanischen Spezialitäten und ein frisches Tagesangebot, das von Frau Casini erläutert wird. Vorweg wurden Brot, Grissini, Olivenöl, selbst eingelegte Oliven und ein Artischocken-Dip serviert.




Bei den Vorspeisen wählte ich einmal Stockfisch-Mousse mit gebratener Polenta und Apfel-Sorbet. Ein Gedicht. Zum Reinsetzen. Und eine reichliche Portion. Am nächsten Tag nahm ich aus dem Tagesangebot Spaghetti mit Basilikum-Orangen-Pesto und gebratenen Jakobsmuscheln als Primo. Nicht zu orangig, sondern wunderbar dezent abgeschmeckt. Die Jakobsmuscheln perfekt auf den Punkt zubereitet.




Bei den Hauptgerichten hatte ich am ersten Abend ein großes Filet vom Petersfisch (Saint Pierre) in einer Mandelkruste mit Kräutern, einem Jus und mit Feigen. Dazu gab es sogar - anders als in Italien - eine umfangreiche Beilage. Ebenfalls fein gemacht. Das zweite mal gab es eine Spezialität aus der Toskana: Kalbsfilet in Trauben-Rosmarin-Sauce. Das klang schon toll, aber was dann kam, übertraf noch einmal alles. Ein Gedicht. Die Zartheit des Fleisches, der aromatische Saucengeschmack und die karamellisierten Weintrauben - einfach himmlisch.






Für ein Dessert in meinem Magen war nur an einem Abend noch Platz. Ein Pistazien-Parfait mit drei verschiedenen Sorten Olivenöl. Ebenfalls grandios und zudem noch sehr spannend. Denn mit den verschiedenen Sorten Öl ergaben sich leicht unterschiedliche Geschmacksnuancen. Am Ende gab ich mich allerdings nur dem seligen Genießen hin, statt weiterhin zu versuchen Unterschiede herauszuschmecken.






Dass der Espresso Spitze ist, versteht sich. Und bei den Grappe gibt es eine eigene Karte mit rund 30 verschiedenen Sorten. An offenen Weinen stehen ca. je sechs weiße und rote zur Verfügung. Keine Weine von der Stange, sondern wohl ausgesucht. Auch dabei zivile Preise.

Es waren zwei wunderschöne Abende. Eine solche Perfektion in der Kombination von Kochkunst, Freundlichkeit, gemütlichem Ambiente und stimmigen Preis-/Leistungsverhältnis habe ich selten erlebt. Möge uns dieses fantastische Restaurant lange erhalten bleiben.





L'arte in Cucina
Gerricusplatz 6
Tel.: 0211-52039590
Website


PS:
Mittags bietet das Restaurant ein spezielles Mittagsangebot zu günstigen Preisen an. Wunderbar verbinden kann man einen Besuch im L'arte in Cucina auch mit Wanderungen in den herrlichen Waldgebieten der Umgebung: Aaper + Grafenberger Wald sowie Wildpark Grafenberg (siehe Karte). Oder man besucht den idyllisch gelegenen und wunderschön gestalteten Gerresheimer Waldfriedhof. Auch ein weiterer italienischer Ausflug in den Düsseldorfer Innenstadtbereich bietet sich an. Im Vineria Vinci wird gute sizilianische Küche serviert. Und wer dann vom Essen immer noch nicht genug hat, kann in der NRW-Hauptstadt in die einmalige Brasserie Hülsmann einkehren, beim Japaner Yabase Sushi in höchster Qualität und Riesenauswahl genießen, oder sich an den japanischen Nudelsuppen (Ramen) im Naniwa laben. Düsseldorf bietet essenstechnisch sehr viel. Guten Appetit und frohes Wandern!
 
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Heute sind es ausnahmsweise mal zwei Lokalitäten. In Berlin. Und in beiden Fällen werden sie von jungen Leuten geführt.
Dazu noch ein Tipp für eine italienische Bäckerei in Kreuzberg.


Facciola (Berlin)

Die Weinbar der jungen Gastronomin Aurora Facciola in Kreuzberg ist ein schönes Refugium italienischer Lebensart. Zum Wein gibt es Kleinigkeiten zu essen: Antipasti, Pasta und Gnocchi. Für 6 Euro sind diverse üppige Bruschette erhältlich. Sowohl die mit schwarzer Olivenpaste, Kapern und Anchovis waren sehr gut, als auch die mit Tomatensauce und Knoblauch. Beim Bresaola mit Parmesan auf Rucola war die Fleischqualität ausgezeichnet und die Menge reichlich. Einzig das Grünzeug wies Mängel auf, da ein paar Blätter schon recht blass waren.



Die Antipasti-Platte mit Salumi und Käse konnte auf ganzer Linie überzeugen. Es gibt sie in drei Größen: S, M + L. Hübsch drapiert auf einem Holzbrett. Auch hier sind es keine homöopathischen Mengen. Am späteren Abend Mühe hatte ich Mühe die Platte M zu verdrücken. Auf ihr fanden sich Schinken aus dem Aostatal, Bresaola aus dem Valtellina, Mortadella aus der Emilia-Romagna sowie Kuhmilch-Mozzarella und ein kräftiger Hartkäse aus Sizilien. Mit 16 Euro war sie moderat bepreist. Leider sind die Fotos bei Dunkelheit dank meiner Ungeduld nix geworden. Gnocchi und Pastagerichte habe ich noch nicht probiert. Sie liegen preislich bei sechs bis sieben Euro.

Zu trinken gibt es ca. 20 offene Weine (Schwerpunkt Piemont). Darüber hinaus gibt es eine größere Anzahl von Flaschenweinen. Bei den offenen sind z.B. auch ein Barolo 2010 oder ein Roero Riserva 2010 dabei. Letzterer wird ebenso wie der Barolo aus der edlen Nebbiolo-Traube gekeltert, ist dem größten Piemonteser Wein öfters sogar ebenbürtig, aber meist weniger bekannt und daher auch deutlich günstiger. Als ich am ersten Abend ein Glas Roero bestellte, meinte die Inhaberin, sie hätte gerade einen Dolcetto offen und würde mir den empfehlen, da die Roero-Flasche noch nicht offen sei und der Wein mindestens eine halbe Stunde atmen müsse. Es war eine leckere Empfehlung.

Das Facciola in Kreuzberg liegt zwar grob in der Nähe des Drogenumschlag- und Problembereichs Görlitzer Park, ist allerdings weit genug davon weg. Auf der Terasse sitzt man abends ruhig und die Inneneinrichtung strahlt eine ungezwungene moderne Gemütlichkeit aus. Die Mitarbeiter sind alle ca. Mitte 20 bis Anfang 30 Jahre alt und sehr nett.



Mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht man das Lokal via U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof, dann 9 Minuten Fußweg oder alternativ eine Station mit dem Bus M29 bis Ohlauer Straße plus 3 Minuten Fußweg. Obacht: Die Öffnungszeiten im Sommer- unterscheiden sich deutlich von denen im Winterhalbjahr. Beachtet dafür die Website der Weinbar.

Facciola
Forster Straße 5 (Kreuzberg)
Website: Facciola Berlin - Wine Bar Kreuzberg


Futura (Berlin)

Wäre es eine Musik-CD, würde ich von einem Anspieltipp sprechen. Das Futura bezeichnet sich als Deli und hat vor knapp fünf Monaten im Szeneviertel Prenzlauer Berg eröffnet. Drei junge Leute, Mitte 20, vom Äußeren her ein wenig alternativ/leicht punkig bieten sizilianisches Essen/Streetfood an. Geworben wird mit hausgemachter Pasta und Pizza (auch als Pizzastücke) sowie eher ungewöhnlichen Kreationen wie Zucchini-Carpaccio.

Das Lokal selbst ist kein richtiges Restaurant (es gibt auch keine Toilette), sondern ein sehr kleiner Raum mit ca. zehn Sitz- und vier Stehplätzen, dazu im Sommer ein paar Tische draußen. Ich hatte zuerst ein Schwertfisch-Carpaccio mit Minze, Grapefruit, Feldsalat und Mangomousse. Es war gut. Die Grapefruit harmonierte wunderbar mit dem Fisch, der aber etwas zu kalt war. Mengenmäßig für 7,50 Euro ok. Als ''Hauptgang'' nahm ich Pasta mit einem Ragout von Kalbszunge, Minze, Tomatensauce und Oliven. Kalbszunge mag ich grundsätzlich gern und die Kombination reizte mich besonders, da bisher unbekannt. Auch dieses Gericht war gut und von der Menge her ok. Geschmacklich hatte ich mir aber einen Tick mehr versprochen. Ein richtiges Aha-Erlebnis wollte sich nicht einstellen. Das Fleisch war mir etwas zu trocken und trotz Minze fehlte der letzte Pfiff. Mit 10 Euro war die Portion zudem für Berliner Verhältnisse und das Ambiente des Lokals etwas zu hochpreisig. Meine Fotos sind leider nix geworden, insofern findet ihr hier keine Bilder.

Insgesamt war meine Erwartung nach dem Betrachten der Facebook-Seite von Futura etwas euphorischer als die probierte Wirklichkeit. Allerdings beruht dieser Eindruck auf einem schnellen Mittagsbesuch. Gänzlich überzeugt hat mich das Futura somit zwar nicht, doch die grundsätzliche Idee ist mir sympathisch und da es ein junges Team und Projekt ist, wollte ich hier mal darauf hinweisen. Ich werde dort sicherlich noch einmal einkehren. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Lokal via Tram M2 erreichbar. Von der Haltestelle Marienburger Straße braucht man eine Minute Fußweg.

Futura
Wörther Straße 24 (Prenzlauer Berg)
Futura - Delikatessen



Bäckerei Sironi (Berlin)



Am Schluss noch ein Tipp für Fans von Backwaren: In der Kreuzberger Markthalle Neun (Eisenbahnstraße 42-43) gibt es die italienische Bäckerei Sironi, die u.a. ein leckeres goldgelbes Maisbrot und die süßlichen Maritozzi vor Ort herstellt und verkauft: Sironi (Il Pane di Milano). Für einen Bericht über Sironi siehe: Ein Historiker schreibt Brotgeschichte - Tagesspiegel.
 
Da wir im August ein paar Tage im Berliner Umland sein werden und sicher auch einige Male in der Stadt, freue ich mich sehr über Deine Tipps.
Vor allem das Erstere scheint fast sowas wie ein Geheimtipp ;) zu sein.
Vielen Dank!
 
Trattoria Emilia (Hannover)

Die Trattoria Emilia gehört zu den besonderen italienischen Perlen in Deutschland. Serviert werden Gerichte aus der Küche der Emilia-Romagna, insbesondere Salumi-Platten und hausgemachte gefüllte Pasta. Inhaberin und Köchin Tizianamarina Piva schafft es dabei eine große und kreative Pasta-Vielfalt zu präsentieren, die auch zahlreiche leckere Varianten für Vegetarier enthält. Eine Speisekarte als PDF-Dokument findet ihr auf der Facebookseite des Restaurants (unter Info) oder hier.

Charmant und außergewöhnlich: Wenn man bestellt, werden die unterschiedlichen Positionen mit Preis auf der Papiertischdecke notiert. Einige Produkte kommen vom familieneigenen Betrieb in der Emilia-Romagna. Alle Weine stammen aus der norditalienischen Provinz. Drink ''local''. Der trockene Reggiano Rosso, der aus den Lambrusco-Traubensorten gemacht wird, passt hervorragend zu den kräftigen Salumi und zur Pasta, da er den Mund gut neutralisiert. Mit 6 Euro für 0,2 l normal bepreist.


Die Salumi-Platten als Antipasti, auf Wunsch mit Parmesan, sind ein wunderbarer Start. Es gibt sogar Culatello. Zusammen mit frischer Ananas ein Gaumenschmaus. Dazu frittiertes Brot - ein Gedicht. Die Salatteller sind groß und werden mit einer hervorragenden hausgemachten Vinaigrette serviert. Allerdings war der Zwiebel-Bohnen-Salat mit 9 Euro recht ambitioniert bepreist.





Übertroffen wird die Vorspeisen-Herrlichkeit noch von den hausgemachten Pasta-Kreationen. Vorwiegend Tortelli + Cappelletti. Die Auswahl fällt schwer. Es sind fast zu viele, von denen aber auch nicht alle immer vorrätig sind. Sowohl die probierten Tortelli 'Baccalà'mit Stockfischfüllung und Zitronennote als auch die mit Radicchio gefüllt waren zum Niederknien. Das Kalbsschnitzel in Zitronensauce mit Beilage nach Wahl wurde als sehr gut und zart gelobt. Allerdings glaube ich trotzdem, dass die Kernkompetenz des Restaurants bei Salumi und Pasta liegt. Bei einem weitern Besuch hatte ich Tortelli 'Capriolo' (mit Rehfüllung) - himmlisch!





Als Desserts sind vor allem gefüllte süße Tortelli im Angebot. Die mit Feigen-Rumfüllung in Schokoladensauce waren ausgezeichnet, die mit Vanillefüllung gut, aber dabei hätte ich das Innere nicht blind rausgeschmeckt, da es gegen Schokosauce nicht ankam. Zum Abschluss muss es ein Espresso sein. Im Glas. So wie er auch in der Römer Osteria dell'Angelo serviert wird.






Die Trattoria Emilia ist nur abends ab 18 h geöffnet. Eine Reservierung ist grundsätzlich sinvoll. Es gibt direkt nebenan noch einen 'Concept Store' in dem tagsüber einige Produkte verkauft werden. Man kann im Sommer auch auf der Terrasse zur Straße hin sitzen, aber ich fand es drinnen schöner und bei der Hitze temperaturmäßig deutlich angenehmer. Trotz geöffneter Restauranttür ließ es sich dank Klimaanlage im Restaurant sehr gut aushalten. Das Ambiente ist für eine Trattoria passend rustikal. Der Service ist sympathisch und ebenfalls in Frauenhand. Kein Bussi-Bussi. Manchmal passieren Fehler, z.B. Gericht vergessen, aber die gibt man dann auch zu und entschuldigt sich. Ein Lichtblick unter Deutschlands Italienern, der Tradition und Innovation verbindet.




Trattoria Emilia
Bandelstraße 2
Website auf Facebook


PS:
Dank der Station Geibelstraße fährt die U- bzw. Stadtbahn ab Hauptbahnhof in sechs Minuten bis vor die Haustür. Mit einem Niedersachsenticket, mit dem man auch den ÖPNV in Hannover nutzen kann, kommt man so auch von außerhalb mit vier Personen schon für knapp 9 Euro pro Nase hin und zurück.
 
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Bei einem Besuch in Passau musste ich leider feststellen, dass das von mir geliebte Restaurant 'Cucina pura Toscana' (siehe hier) bereits im Dezember 2014 seine Pforten geschlossen hat. Die Website existiert immer noch, ohne dass sich dort diesbezüglich ein Hinweis findet.

Nachfolger wurde die Trattoria 'da Pasquale' (Facebook-Website), welche eine Küche aus der Region Molise anbot und erst vor wenigen Wochen im PASTA!, dem Passauer Stadtmagazin (S. 11-14), besprochen wurde - inklusive einiger Schwierigkeiten.



Anbot? Ja, bereits wieder Vergangenheit. Als ich Mittwoch abends vor dem Lokal stand, stellte ich erst einmal fest, Pura Toscana gibt es nicht mehr. Die neue Trattoria hatte als Öffnungszeiten 17 - 22 Uhr angebeben, aber es war offensichtlich geschlossen. Kein Hinweis auf Ruhetag oder Urlaub. Am Donnerstag abend ebenso. Eine Nachfrage in der Nachbarschaft ergab, dass das die Trattoria wohl schließe/geschlossen habe. Freitag abends, auf dem Weg zu einem Restaurant in dem ich resierviert hatte, war das 'da Pasquale' plötzlich auf.



Am Samstag Mittag rief ich an, in der Hoffnung, dass bei so ungewöhnlichen bzw. spontanen Öffnungszeiten noch ein Mittagessen drin wäre. Der Besitzer bat mich lieber englisch statt deutsch mit ihm zu sprechen und erklärte mir, abends sei auf, der letzte Tag in Passau. Ab August mache er ein Restaurant in Tittling auf. Dem Ort, in dem sich auch das Museumsdorf Bayrischer Wald befindet. Tja, schade. Abends war ich schon auf dem Rückweg nach Hamburg. Ob ich es noch einmal nach Tittling schaffe? Ob Bayern und Molise noch zusammen finden? Schaun wir mal. Das Versprechen von Pasquale klang sehr positiv:



Die Informationspolitik des 'Da Pasquale' und die Deutsch-Kenntnisse des Inhabers sind allerdings stark verbesserungswürdig. Sonst bringt ein neuer Standort nix. Denn authentisch italienische Küche hat es in Deutschland bereits ohne solche Unzulänglichkeiten schwer genug.
 
Ombralonga (Passau)

Unabhängig vom leider geschlossenen Restaurant Pura Toscana hatte ich bereits vorher einen Besuch im Ombralonga geplant. Der Inhaber lebt seit Jahrzehnten in Deutschland. Während meines Passau-Aufenthalts war er ebenso wie sein Koch in Urlaub. Als Vertretung arbeiteten ein Koch aus Modena sowie im Service dessen Frau, die beide kein Deutsch und nur ein wenig Englisch sprachen, aber extra für eine Woche nach Deutschland gekommen waren, plus eine deutschsprachige Stamm-Bedienung aus der Mongolei. Somit ein buntes Team.


Mittags hatte ich zunächst eine gemischte Antipasti-Platte. Dabei traf nur ein Teil der Häppchen meinen Geschmack, aber es waren nicht die üblichen Verdächtigen. Insofern ein Lob. Die gegrillten Calamari mit Kartoffeln waren dann fantastisch. Außen leicht knusprig und innen trotzdem butterweich. Dazu eine anständige Portion. Auch die Kartoffeln waren perfekt.



Abends gab es ein Fünf-Gänge-Menü für preiswert gehaltene 53 Euro. Zunächst kamen als Antipasti kleine Schafskäsestückchen, vermutlich ein Pecorino, mit Tropea-Zwieben und einem Dressing mit Balsamico aus der Provinz Reggio Emilia, aus der die Frau des Kochs stammt. Ein guter Auftakt. Danach in Lambrusco und Olivenöl gegarter Pulpo. Ebenfalls schmackhaft. Der Primo klang auf der Karte besonders verheißungsvoll: Raviolo aus hauchdünnem Nudelteig, gefüllt mit Aubergine, Garnelen aus Wildfang und Jakobsmuscheln mit einer Creme aus roten Linsen und Tomatenöl. Wow! Das Ergebnis in der Praxis war dann leider ein wenig ernüchternd. Zunächst einmal war es kein Nudelteig, sondern eine Art Crespelle. Nicht per se schlimm, aber das Gericht war insgesamt recht fad. Blind verkostet wäre ich nie darauf gekommen, dass in der Füllung Garnelen und Jakobsmuscheln enthalten sein sollen bzw. um welche Füllung es sich handeln könnte. Der Sauce schmeckte man die Linsen deutlich an, ihr fehlte aber der letzte Kick. Der Secondo machte die Schwäche dann aber wieder wett: Maishähnchen-Supreme in einer Marillenkruste mit Zitronen-Senfsauce. Das Hähnchenfleisch butterzart und die Kruste herrlich knusprig. Dazu eine recht üppge Portion für ein Menü. Das Dessert stellte sich dann tatsächlich als krönender Abschluss heraus: Schokoladenrolle mit Zabaione. Ein Gedicht.





Die Weinkarte ist gut und anständig kalkuliert. Ich hatte einen sardischen Vermentino, 0,1 l für drei Euro. Dazu gibt es eine stattliche Anzahl an Grappe, die wohl ein Steckenpferd des Inhabers sind, wie mir die Service-Stammkraft erklärte.

Das Ombralonga reicht nicht ganz an das geschlossene Pura Toscana heran, aber es liegt deutlich über den meisten italienischen Restaurants in Deutschland. Preislich bewegt es sich im mittleren bzw. beim Preis-Leistungsverhältnis im eher günstigen Bereich. Pizza gibt es nicht. Ambiente: Das Innere des Restaurants, in das ich aufgrund der Hitze nur kurz hinein ging, macht einen angenehmen Eindruck, die Terrasse ist lauschig. Die Essensqualität war überwiegend sehr gut. Insofern lohnt sich ein Besuch.





Ombralonga
Grünaustraße 15
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