August 410 - Ein Kampf um Rom

pyk

Civis Romanus
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Hallo!

Gestern vom Verlag ausgeliefert und (nach Lektüre der ersten Kapitel) absolut empfehlenswert!

Ich darf aus dem Bucheinband zitieren:

"Diese einzigartige Kombination aus Darstellung, Analyse und Reflexion erhellt beispielhaft, wie Katastrophenereignisse in der Geschichte immer wieder neu verarbeitet und gedeutet werden.
So auch die Eroberung Roms durch Alarich 410, die schon die Zeitgenossen und dann die Nachwelt bis hin zur modernen Geschichtsschreibung zu großen, historisch wirkmächtigen Geschichtsbildern angeregt hat. Während aus den Deutungen des Zeitgenossen Hieronymus Entsetzen spricht, sieht Otto von Freising den Fall Roms als Offenbarung Gottes.
Über die ironisch distanzierte Perspektive eines Edward Gibbon und die Verherrlichung Alarichs in der deutschen Geschichtsschreibung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts reicht die Darstellung bis zu aktuellen Forschungsergebnissen.
Bei so vielen Geschichten mag ein Befund der Autoren zunächst erstaunen: dass wir tatsächlich viel weniger, als wir glauben, über dieses Ereignis wissen."
 
Es wundert mich, dass man diesen Titel jetzt schon klauen darf. 8O

Muss ja doch noch mal den guten alten Professoren-Roman lesen. :]

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Online verfügbare Rezension:

Am 24. August 410 eroberte ein aus Goten, Hunnen, Alanen und anderen Völkerschaften gemischtes Heer unter der Führung Alarichs die ehemalige Hauptstadt des Römischen Reiches und plünderte sie drei Tage lang. Ferdinand Gregorovius, der Autor der populären „Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter“, hat das Ereignis geschildert: „Die Barbaren ergossen sich durch alle Viertel Roms, jagten die Schwärme der Flüchtlinge vor sich her und metzelten sie nieder . . . Indem sie in dem ersten Triebe nach Gold Paläste und Thermen, Kirchen und Tempel angriffen, entleerten sie Rom mit der Hast von Räubern wie eine Schatzkammer. Der trunkene Hunne hielt sich nicht bei der Betrachtung der Kunst auf, welche alexandrinische Meister für den feinsten Luxus der Frauen Roms verwandt hatten . . . Die Plünderer ergriffen diese Schätze, nachdem sie zuvor den zitternden Schlemmer Fabunius oder Reburrus niedergestoßen und die Besitzerin in ihrer brutalen Umarmung erstickt hatten. Kaum konnte in einer Stadt der Welt je eine reichere Beute dem Feinde zugefallen sein . . .“
An dieser Beschreibung, mit der Generationen deutscher Gymnasiasten und Rompilger aufgewachsen sind, ist nichts falsch – außer dass sie frei erfunden ist. Sie ist ebenso sehr Fiktion wie alle anderen Berichte über den Fall der Ewigen Stadt vor sechzehnhundert Jahren, die der Althistoriker Mischa Meier und der Mediävist Steffen Patzold in ihrer Studie über den „Kampf um Rom“ Revue passieren lassen. Denn keiner der Geschichtsschreiber, die sich bei Meier und Patzold die Klinke der Überlieferung in die Hand geben, hat das Drama vom August 410 mit eigenen Augen gesehen. Selbst das, was die Zeitgenossen über Alarichs welthistorischen Coup erzählt haben, war von Anfang an Deutung, Ausschmückung, Imagination. Bis ins neunzehnte Jahrhundert, als Gregorovius sein grandioses Untergangspanorama dichtete, wuchs so ein babylonischer Turm von Romgeschichten und -bildern über einem unsichtbaren Fundament, einem im Abgrund der Zeit versunkenen Stück Wirklichkeit heran. Niemand wusste, was wirklich in Rom passiert war, aber jeder wollte es wissen. So bekam jede Epoche die Katastrophenstory, die ihr passte.

FAZ - Net
 
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