Auf den Spuren von Michelangelo und Raffael im Rom und Umbrien der Renaissance

Lieber Padre,

es freut mich sehr, dass Du mitliest - es kommt noch einiges,
schließlich waren Michelangelo und Raffael viele Jahre in Rom tätig! :nod:

Liebe dentaria,
klar lese ich mit - und das mit großer Freude! Auch, wenn ich nicht immer etwas zu Deinen Ausführungen schreibe. Manchmal muss man einfach nur genießen ... Und das tue ich. :nod:

Herzlichen Gruß
Padre
 
Ich kann jetzt Goethe immer besser verstehen.
Mehr verrate ich aber nicht.

Meinst Du dies?
Goethe - Italienische Reise. Rom: Logen, Raffael
Die Logen von Raffael und die großen Gemälde der »Schule von Athen« etc. hab' ich nur erst einmal gesehen, und da ist's, als wenn man den Homer aus einer zum Teil verloschenen, beschädigten Handschrift heraus studieren sollte. Das Vergnügen des ersten Eindrucks ist unvollkommen, nur wenn man nach und nach alles recht durchgesehn und studiert hat, wird der Genuß ganz. Am erhaltensten sind die Deckenstücke der Logen, die biblische Geschichten vorstellen, so frisch wie gestern gemalt, zwar die wenigsten von Raffaels eigner Hand, doch aber gar trefflich nach seinen Zeichnungen und unter seiner Aufsicht.

Manchmal muss man einfach nur genießen ... Und das tue ich. :nod:

:thumbup: :thumbup: :thumbup:​
 
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Lecker, lecker, lecker...


Allerdings! :nod:​




Ich habe bisher die Restaurants die direkt an Sehenswürdigkeiten liegen eher gemieden. Ich glaubte, dass man dort nur abgezockt wird. Das scheint aber nicht der Fall zu sein. Magst Du verraten, was Du für das Menu bezahlt hast?
 

Nein, abgezockt wird man hier wahrlich nicht!

Die meisten Gäste hier sind Römer - darunter viele Politiker.
Gezahlt habe ich so ca. 50€.​
 
Bevor ich einem weiteren Werk Michelangelos meinen Besuch abstatte,
zunächst noch 2 Fresken der Frührenaissance.​

Gleich um die Ecke liegt die geschichtsträchtige Kirche​

San Clemente
Betritt man die Oberkirche - erbaut zu Beginn des 12. Jh. unter Papst Paschalis II. - vom Atrium aus, so sieht man gleich das wunderschöne Apsis-Mosaik.



Im Zentrum Christus am Kreuz, auf dem sich auch 12 Tauben - als Zeichen der 12 Apostel - befinden.
Darunter das erhöhte Lamm Gottes, ebenfalls von 12 Lämmern umgeben.
Vier Flüsse symbolisieren die 4 Evangelien, aus denen die Hirsche - die Gläubigen - trinken.
Wunderschön sind ebenfalls die Chorschranken, der Osterleuchter und der Cosmaten-Fußboden.​


Betritt man die Kirche durch den Seiteneingang und wählt die rechte Türe, so steht man vor der Katharinen-Kapelle.​

Sie wurde ca. 1425 von Kardinal Branda Castiglione in Auftrag gegeben, dessen Titularkirche San Clemente von 1411-1431 war.
Branda Castiglione hatte einen großen Einfluß in der Kurie und war wesentlich an dem Kampf gegen die Hussiten beteiligt.
Die Ausmalung der Kapelle überließ er dem Florentiner Masolino da Panicale, der hier das erste Werk der Frührenaissance in Rom schuf. Wahrscheinlich gemeinsam mit seinem Schüler Masaccio verwendete er hier die neue Technik der Zentralperspektive.
Es werden 3 Zyklen dargestellt, die Viten von Christus, der heiligen Katharina von Alexandria und des heiligen Ambrosius von Mailand. So soll dreimal auf die Glaubensfestigkeit des Stifters hingewiesen werden.​

Auf der Stirnseite befindet sich eine Kreuzigungsszene.
Das mittlere Kreuz ist größer als die beiden seitlichen, die leicht gedreht und nach hinten versetzt sind.
Die Seele des bösen Diebes wird von einem Dämonen davongetragen, diejenige des guten Diebes von einem Engel. Nenen dem guten Dieb betet der Soldat Longius als Zeichen seiner Bekehrung, nachdem er zuvor Christus mit seiner Lanze verletzt hatte. Im Vordergrund hält Judas seinen Beutel mit den 40 Silberlingen in der Hand. Maria sinkt ohnmächtig zusammen, während Maria Magdalena das Kreuz umklammert.
Früher waren die Heiligenscheine mit Blattgold bedeckt, die Helme und Schwerter mit Blattsilber,wodurch die Szene noch dramatischer wirkte.​

Rechts sind Bilder aus dem Leben des heiligen Ambrosius, der einst gegen die die Arianer kämpfte.​

Links sieht man Schlüsselszenen aus dem Leben der heiligen Katharina von Alexandrien.
Beeindruckend der Disput mit den Philosophen.
Sie zählt mithilfe der Finger ihre Argumente auf. Sie behält das letzte Wort, was bedeuten soll, dass das Wort des Papstes über dem des Kaisers steht.

Wie ja schon in der Silvester-Kapelle von Santi Quattro Coronati die Vorherrschaft des Papstes über den Kaiser bildlich dargestellt war.​


Bei dem Fresko mit der Hinrichtung fällt eine tragende, schön verzierte Säule auf, wiederum ein Hinweis auf die tragende Funktion des amtierenden
Colonna Papstes Martin V.
 
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Liebe dentaria,
vielen Dank für die Fortsetzung Deines Berichts! Ich kann ja nicht so recht einen Zugang zu dieser Kirche finden, besonders zu der Unterkirche. Aber das, was ich in San Clemente besonders mag, das Apsismosaik und die Katharien-Kapelle, hast Du sehr schön beschrieben. Auch hier habe ich wieder Neues entdeckt (die Hirsche, die für die Gläubigen stehen). Sollte Dich dein weiterer Weg in die Unterkirche führen, so bin ich auf die Fortsetzung besonders gespannt.

Dir eine schöne und besinnliche Adventszeit!

Herzlichen Gruß
Padre
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe bei meinem letzten Romaufenthalt im Juli alle Räume von der Oberkirche bis zu den antiken Räumen wieder besichtigt. Ich finde besonders das Gesamtwerk interessant und weiß, dass ich dabei nicht allein bin. San Clemente zu durchstreifen ist wie eine kleine Zeitreise. Auch die Unterkirche mit den schönen, alten Fresken aus dem 6.-9. Jahrhundert kann man sich durchaus mehrmals ansehen. Ich werde mir beim nächsten Besuch sicher einen speziellen Führer besorgen, der nich tnur an der Oberfläche schürft.
 
Liebe dentaria,

dentaria schrieb:
In der Unterkirche war ich schon sehr lange nicht mehr,
dafür kann ich vom Hotel aus immer in den Garten von San Clemente sehen!

Ich hatte gehofft, dass Du von der Unterkirche berichtest, aber ich kann durchaus verstehen, dass Dich dein Weg an anderen Orten führen wird. Ich bin ganz gespannt!
 
Ich werde mir beim nächsten Besuch sicher einen speziellen Führer besorgen, der nicht nur an der Oberfläche schürft.

In der Kirche kann man dieses Büchlein mit 80 Seiten für 4€ erstehen!​

Sehr empfehlenswert. :thumbup:​

Ich hatte gehofft, dass Du von der Unterkirche berichtest, aber ich kann durchaus verstehen, dass Dich dein Weg an anderen Orten führen wird. Ich bin ganz gespannt!

Mein Thema ist nun ja die Renaissance in Rom!
Aber vielleicht kommt die Unterkirche von San Clemente im nächsten Reisebericht dran. ;)

Man kann Masolino übrigens auch in München bewundern! :idea:​


 
Zuletzt bearbeitet:
dentaria schrieb:
Mein Thema ist nun ja die Renaissance in Rom!

Ich weiß, aber es hätte ja sein können ... Und ich bin mir sicher, Du hättest mir die Unterkirche von San Clemente näher bringen können!

Dir eine schöne Woche!

Herzlichen Gruß
Padre
 
Mein Weg führt mich zu einem weiteren Fresko der Frührenaissance - ein Werk Giottos.
Doch zunächst die Basilika.​

San Giovanni in Laterano

Sie ist die älteste Kirche Roms und wurde im Auftrag von Konstantin dem Großen nach dem Edikt von Mailand errichtet.​


Fassaden
Die Kirche besitzt zwei Fassaden.​




Zum Obelisken hin ist die ältere und kleinere Fassade.
Sie wurde von Domenico Fontana gestaltet, der die beiden bestehenden Glockentürme aus dem 12. Jahrhundert in den Bau von Loggia und Portikus eingliederte.​


Die Hauptfassade stammt von Alessandro Galilei aus den Jahren 1734/35.​



Wie bei der Seitenfassade bilden auch hier 5 Arcadenbögen Porticus und Loggia.
Den oberen Abschluß bildet eine Balustrade mit 15 Figuren.
In der Mitte Christus - dem die Kirche zunächst geweiht war - mit 14 Heiligen, darunter Johannes der Täufer und Johannes der Evangelist, den jetzigen Kirchenpatronen. Petrus und Paulus weilen hier oben allerdings nicht.
Die Kirche ist - im Gegensatz zu den ebenfalls von Konstantin gegründeten San Pietro in Vaticano und San Paolo fuori le Mura - keine Begräbniskirche.
Man findet hier weder die Gräber der beiden Namensgeber, noch deren Reliquien.​


Vorhalle
Entsprechen den Arcaden der Fassade führen von der Vorhalle 5 Türen in die Basilika.​




Die wohl berümteste Türe stammt aus der antiken Kurie auf dem Forum Romanum.​




Die Front der Heiligen Pforte ist wesentlich jünger.​




Dieses Bronzeportal wurde von Floriano Bodini geschaffen und am 18. Dezember 2000 angebracht.
Die erste Öffnung der Heiligen Pforte fand im Heiligen Jahr 1423 statt.
An Silvester 1999 durfte ich die Basilika durch diesen Eingang betreten, aber nun muß ich noch 14 Jahre warten.



Innenraum


Kaum hat man die Basilika betreten, so fällt der Blick auf den wunderschönen Fußboden.​


Der Cosmaten-Boden




Der Lateran war vielen Zerstörungen durch Brände, Plünderungen und sogar Erdbeben ausgesetzt.
Die erste umfangreiche Restaurierung fand unter dem Colonna Papst Martin V. statt.
Der Papst gab den Cosmaten den Auftrag, Marmor der verfallenen Kirchen und antiker Monumente für den Boden zu verwenden.
Sosehr ich die Cosmaten-Böden auch liebe, tut es mir doch auch sehr leid um die Säulen u.ä. was durch sie zerstört wurde. :(


Martin V. ließ durch das Einarbeiten von Säulen-Darstellungen in den Boden an seine Familie erinnern.
Colonna=Säule​




Confessio
Das Grab von Martin V. ist in der Confessio vor dem Papstaltar.​




Es ist Tradition, über die Balustrade Geld auf die Bronzeplatte des Grabes von zu werfen, in Gedenken an die Großzügigkeit des Colonna-Papstes.
Zum Schutz ist es nun - leider - mit einer Platte abgedeckt.​




Der Künstler Simone Ghini wird dem Kreis um Donatello zugeordnet.
Eine Statue von Kirchenpatron Johannes der Täufer bewacht das Grab.​




Papstaltar




Über dem Papstaltar aus weißem Marmor ist zunächst ein hölzener Altar aus der christlichen Frühzeit und darüber das Ziborium.
Durch das kunstvolle Gitter sieht man Reliquiare, welche die Häupter von Petrus und Paulus enthalten sollen.​


Decke




Die vergoldete Kasettendecke entstand von 1562-67 unter Papst Pius IV.


Apsis
Das Apsis-Mosaik wurde zu verschiedenen Zeiten gestaltet.​




Unter dem Antlitz von Christus gruppieren sich große Figuren rechts und links des Gemmenkreuzes: Maria, Petrus, Paulus; Johannes der Täufer, Johannes der Evangelist und Andreas.
Die kleinen Figuren: Franz von Assisi (s. Laterantraum von Giotto), Antonius von Padua und der Auftraggeber der Mosaik-Restaurierung der erste Franziskaner-Papst Nikolaus IV.


Kreuzgang
Die Familie Vassalletto erbaute den wunderschönen Kreuzgang von 1215-32.​












 
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VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die Fortsetzung


Ich persönlich mag San Giovanni i.L. sehr ...
 
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