Auf den Spuren von Michelangelo und Raffael im Rom und Umbrien der Renaissance

Nach den Stanzen der Raffael führt der Weg zum - von Julius II. verschmähten - Appartamento Borgia.​



Diese Gemächer wurden zwischen 1492 und 1494 von Pinturicchio ausgemalt.
Wie üblich waren natürlich die Gesichtszüge von Alexander VI. und seiner Tochter Lucrezia verewigt und es ist verständlich, dass Julius II. nicht täglich seinen verhaßten Rivalen sehen wollte.​

Hier befindet sich auch die Sammlung Moderner Religiöser Kunst.​


Eine der zahlreichen Studien von Francis Bacon des Portrait Innozenz X. von Diego Velázquez - zu sehen in der Galleria Doria Pamphilj.​

Nun komme ich wieder in die Sixtinische Kapelle, doch welch ein Unterschied zur Ruhe des Morgens.
Schnell verlasse ich die Sixtina über den Ausgang rechts hinten.​

Vorbei komme ich nun an Berninis Scala Regia,​

die ich auch schon übervoll erleben durfte.​


Am oberen Ende der Treppe das Wappen des Auftraggebers Alexander VII. Chigi.​


Beim Kuppelaufgang verlasse ich die Vatikanischen Museen.​


Rasch überquere ich den übervollen Petersplatz und stehe kurz danach vor den Überresten von Raffaels Wohn- und Sterbehaus, dem Palazzo dei Convertendi, leider nur noch ein Abklatsch der früheren Pracht des Palazzo Caprini.​


Der Palazzo Caprini wurde ab 1510 von Donato Bramante erbaut und war der erste Palast der Hochrenaissance in Rom. Zwar wurde mit der Schaffung von Läden im Erdgeschoß die Tradition fortgesetzt, die bis in die Antike zurückführt, doch die Kombination mit Rustikaquadern war neu:
Fassade
Für den Bau der Via della Conciliazione wurde der Palazzo abgetragen und teilweise neu aufgebaut.​
 
Zuletzt bearbeitet:
Ganz herzlichen Dank für Deine Fortsetzung!

dentaria schrieb:
Rasch überquere ich den übervollen Petersplatz und stehe kurz danach vor den Überresten von Raffaels Wohn- und Sterbehaus, dem Palazzo dei Convertendi, leider nur noch ein Abklatsch der früheren Pracht des Palazzo Caprini.

Habe wieder etwas Neues erfahren!
 
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VIELEN DANK

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für die Fortsetzungen​
 
Über Engelsbrücke und Via Giulia komme ich zum​

Palazzo Farnese

Der Palazzo wird auch "Il dado dei Farnese" - der Würfel der Farnese - genannt und hat eine fast 100jährige Baugeschichte. Der Bau wurde von Kardinal Alessandro Farnese, später Papst Paul III., in
Auftrag gegeben und zunächst von Antonio da Sangallo 1514 begonnen. Mit der Papstwahl des Bauherren im Jahr 1534 mußte der geplante Wohnpalast in einen Fürstenpalast umgewandelt werden, der fast 300 Personen zu beherbergen hattte. Nach der Fertigstellung 1589 war er der schönste Palast in Rom. Die wesentliche Änderung in der Hochrenaissance war der Wegfall der Geschäfte im Erdgeschoss und der Beschränkung der Rustika-Quader auf die Gebäudeecken. Beliebt in dieser Zeit waren die drei Geschosse. Als Michelangelo - nach dem Tod Sangallos - Bauleiter wurde, verlagerte er den Schwerpunkt auf das dritte, erhöhte Geschoss und das massive Kranzgesims (zunächst wurde ein Muster aus Holz aufgesetzt, um die Wirkung zu erproben). Nach dem Tod Pauls III. übernahm Vignols die Bauleitung. Der Palazzo Farnese wurde gerne kopiert, u.a. auch beim Lateranspalast. Im Inneren befinden sich wunderschöne Fresken von Annibale Carracci. Heute ist der Palazzo Farnese Sitz der französischen Botschaft.
In diesem Palazzo spielt der 2. Akt von Giacomo Puccinis Oper Tosca.​

Die Brunnenbecken stammen aus den Caracalla-Thermen.​


Michelangelo wollte den Palazzo Farnese durch eine Brücke mit der Villa Farnesina auf der anderen Tiberseite verbunden sehen.​

Der Hercules Farnese


Es handelt hierbei sich um eine römische Kopie eines griechischen Originals des Bildhauers Lysipp aus der Zeit Alexanders des Großen, welches leider verloren ging. Wie auf der Schrift zu erkennen, ist
die Kopie von Glykon.
Die Herkunft des Marmors ist nicht bekannt. Von dem Original wurden in der Antike mehr als 90 Kopien angefertigt, was auf die Beliebtheit des Werkes schließen läßt. Gefunden
wurde die Skulptur zusammen mit anderen 1545 in den Caracalla-Thermen - für diesen Ort wurde sie wohl auch geschaffen - und Paul III. hat sie sogleich in seinem neuen Palast bringen lassen. Die
damals fehlenden Beine wurden zunächst von Giacomo della Porta ergänzt und erst lange nach dem Fund der Originalbeine wieder ersetzt. Aufgestellt wurde sie, zusammen mit dem "Hercules Caserta", prestigeträchtig in den Arkaden des Innenhofes. In dem neu entbrannten Antiken-Konkurrenzkampf alter römischer Adelsfamilien standen die Farnese nun ganz oben. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde die Sammlung Farnese zunächst nach Parma, im Juli 1787 dann nach Neapel gebracht.​

Über die Piazza Venezia laufe ich zurück zum Hotel.
Seit 1911 steht hier der Palazzo delle Assicurazioni, an dessen Südfront eine Gedenktafel an das Haus Michelangelos erinnert.​

 
Zuletzt bearbeitet:
dentaria schrieb:
Die damals fehlenden Beine wurden zunächst von Giacomo della Porta ergänzt und erst lange nach dem Fund der Originalbeine wieder ersetzt. Aufgestellt wurde sie, zusammen mit dem "Hercules Caserta", prestigeträchtig in den Arkaden des Innenhofes. In dem neu entbrannten Antiken-Konkurrenzkampf alter römischer Adelsfamilien standen die Farnese nun ganz oben. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde die Sammlung Farnese zunächst nach Parma, im Juli 1787 dann nach Neapel gebracht.
Zusatz:
Goethe schrieb:
Ein großer Kunstverlust steht Rom bevor. Der König von Neapel läßt den Herkules Farnese in seine Residenz bringen. Die Künstler trauern sämtlich, indessen werden wir bei dieser Gelegenheit etwas sehen, was unsern Vorfahren verborgen blieb.
Gedachte Statue nämlich vom Kopf bis an die Knie und sodann die unteren Füße mit dem Sockel, worauf sie stehen, wurde auf farnesischem Grund und Boden gefunden, die Beine aber, vom Knie bis an die Knöchel, fehlten und wurden durch Wilhelm Porta ersetzt. Auf diesen steht er nun bis auf den heutigen Tag. Indessen waren auf borghesischem Grund und Boden die echten alten Beine gefunden worden, die man denn auch in der Borghesischen Villa aufgestellt sah.
Gegenwärtig gewinnt es Prinz Borghese über sich und verehrt diese köstlichen Reste dem König von Neapel. Die Beine des Porta werden abgenommen, die echten an die Stelle gesetzt, und man verspricht sich, ob man gleich mit jenen bisher ganz wohl zufrieden gewesen, nunmehr eine ganz neue Anschauung und mehr harmonischen Genuß.
Goethe schrieb:
Der Herkules Farnese ist fort, ich hab' ihn noch auf seinen echten Beinen gesehen, die man ihm nach so langer Zeit wiedergab. Nun begreift man nicht, wie man die ersten, von Porta, hat so lange gut finden können. Es ist nun eins der vollkommensten Werke alter Zeit. In Neapel wird der König ein Museum bauen lassen, wo alles, was er von Kunstsachen besitzt, das Herkulanische Museum, die Gemälde von Pompeji, die Gemälde von Capo di Monte, die ganze farnesische Erbschaft, vereinigt aufgestellt werden sollen. Es ist ein großes und schönes Unternehmen. Unser Landsmann Hackert ist die erste Triebfeder dieses Werks. Sogar der Torso Farnese soll nach Neapel wandern und dort auf der Promenade aufgestellt werden. Könnten sie die Carraccische Galerie aus dem Palaste mitnehmen, sie täten's auch.

Gruß
tacitus
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank, tacitus, für diese wunderbaren Ergänzungen!

Goethe schrieb:
Sogar der Torso Farnese soll nach Neapel wandern und dort auf der Promenade aufgestellt werden. Könnten sie die Carraccische Galerie aus dem Palaste mitnehmen, sie täten's auch.

Der Farnesische Stier kam ja wirklich ebenfalls nach Neapel.​


Wäre es technisch damals schon möglich gewesen, hätte man die Fresken von Annibale Carracci sicherlich damals bereits auf Leinwand übertragen und nach Neapel gebracht.
Von den Fresken habe ich leider kein Foto, denn im Palazzo Farnese herrscht ein Fotografierverbot.
Datei:Annibale Carracci - Triumph of Bacchus and Ariadne - WGA04457.jpg
 
So, meinen letzten Tag widme ich wieder Raffael.
Mit dem 117er komme ich direkt vom Hotel zur

Piazza del Popolo
Dieser Platz war in den Zeiten vor Eisenbahn und Flugzeug das Erste, was der Reisende von Rom sah.​





Sein heutiges Aussehen erhielt der Platz in den Jahren 1811 bis 1822 durch
Guiseppe Valadier.
In dem neoklassizistischen Stil ist vor allem der Aufgang zum Pincio gestaltet.​




Von der Piazza aus führen 3 Straßen in die Ewige Stadt.
:arrow: Die Via del Corso bis zum Kapitol.
:arrow: Die Via di Ripetta bis zum Vatikan.
:arrow: Die Via del Babuino bis Santa Maria Maggiore​





Porta del Popolo
Hier mündeten die antiken Straßen Via Flaminia und Via Cassia. Das heutige Stadttor ist allerdings ein Neubau aus dem Jahr 1561.
Die Nordseite des Tores wurde nach Plänen von Michelangelo gestaltet.​




Die Südfront stammt von Bernini, der seinen Auftrag anläßlich des Einzugs von Königin Christina von Schweden .​




Der Obelisk
Dieser Obelisk ist der zeitälteste und der zweithöchste in Rom. Kaiser Augustus brachte ihn von Heliopolis nach Rom und ließ ihn am Ende der östlichen Spina im Circus Maximus aufstellen.
Er fiel erst im frühen Mittelalter, wurde zwar bereits 1471 entdeckt, aber schon bald wieder vergessen.
Erst 1589 wurde er im Auftrag von Papst Sixtus V. an seinem neuen Standort wieder aufgestellt.
Die ihn umgebenden Löwenfiguren stammen von Valadier.​


Die Zwillingskirchen
Santa Maria in Montesanto und Santa Maria dei Miracoli wurden zwischen 1662 und 1679 nacheinander erbaut.
Beteiligte Architekten waren neben Bernini auch Carlo Fontana und Carlo Rainaldi.
Die Anregung zum Bau der beiden Kirchen könnte von Papst Alexander VII. kommen.​
 
Dann besuche ich - in Bezug auf Raffael - leider erfolglos
Santa Maria del Popolo




Entstehungsgeschichte
Sie ist eine der ältesten Pfarrkirchen Roms und steht angeblich über dem Grab Neros. Laut einer mittelalterlichen Legende sollte sein Geist hier in einem Nussbaum spuken.
Um diesem Spuk ein Ende zu bereiten, ließ Papst Paschalis II. 1099 den Baum fällen, die Asche in den Tiber werfen und an der Stelle eine Marienkapelle errrichten. Dies geschah wohl auch aus Dankbarkeit für den erfolgreichen ersten Kreuzzug.
Papst Gregor X. ersetzte diese 1227 durch eine größere Kirche.
Im Jahre 1472 begann der Neubau unter Papst Sixtus IV. als Familienkirche der della Roveres im Stil der Renaissance.
Bramante fügte 1505 den Chor der Augustinermönche hinzu, in dem auch Martin Luther während seines Romaufenthalts lebte. Auch die Kuppel stammt von ihm.
Bernini schließlich sorgte für die Barockisierung der Kirche.



Cappella Chigi




Zwischen 1511 und 1516 gestaltete Raffael diese Kapelle zur Grabkapelle für den Bankier Agostino Chigi.
Chigi starb nur 5 Tage nach Raffael.
Seit dieser Ort in Dan Browns Buch Illuminati eine Rolle spielt, finden hier meist Restaurierungsarbeiten statt.
Die Statuen der Propheten Elias und Jonas stammen von dem Raffael-Schüler Lorenzetto nach Plänen von Raffael.
Vorbild waren wohl die Prophetendarstellungen Michelangelos in der Sixinischen Kapelle.
Die Statuen des Daniel und des Habakuk mit dem Engel sind Werke von Bernini.
Die Mosaiken an der Kuppelinnenseite zeigen Gott, die Sonne und die Planeten in der Konstellation, die sie zur Zeit der Geburt des Agostini Chigi einnahmen.

Cappella della Rovere
Hier sind die Gräber der Neffen des Rovere-Papstes Sixtus IV., von Domenico und Cristofero della Rovere von Andrea Bregno. Das Altarbild und weitere Malereien stammen von Pinturicchio.

Chorraum
Hier sind die Renaissancegrabmale der Kardinäle Ascanio Sforza und
Girolamo Basso della Rovere von Andrea Sansovino



 
Herzlichen Dank für die Fortsetzung!

dentaria schrieb:
Sie [Santa Maria del Popolo] ist eine der ältesten Pfarrkirchen Roms und steht angeblich über dem Grab Neros. Laut einer mittelalterlichen Legende sollte sein Geist hier in einem Nussbaum spuken.
Um diesem Spuk ein Ende zu bereiten, ließ Papst Paschalis II. 1099 den Baum fällen, die Asche in den Tiber werfen und an der Stelle eine Marienkapelle errrichten.

Wenn ich nächste Woche in Rom bin, dann möchte ich meinen Mitreisenden die ein oder andere römische Legende direkt vor Ort erzählen. Ich habe zwar schon mal von der Gründungsgeschichte von Santa Maria del Popolo gehört, hatte sie aber nicht mehr auf dem Schirm. Danke, für die Erinnerung!
 
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Eine wundervolle Quelle für Legenden und Geschichtchen ist dieses Buch:
 

Na, dann können wir uns ja in der kommende Woche in Roma gegenseitig Geschichten erzählen! :]​
 
Julius II. in Santa Maria del Popolo
Als Familienkirche der della Rovere gibt es noch eine Verbindung zu Raffael, das Porträt von Julius II. - wohl das berühmtesten Papst-Porträt aller Zeiten.​


Dieses Bildnis ist erst das zweite in der Kunstgeschichte - nach dem bereits besprochenen des Sixtus IV. von Melozzo da Forli - welches einen Papst sitzend darstellt, noch dazu im Halbprofil. Frontale Ansichten von thronenden Herrschern hatten lange Zeit als Sinnbild der Souverinität gedient. Der Betrachter fühlt sich als Besucher einer Privataudienz, natürlich stehend! Die Kopfbedeckung ist nicht die prächtige Tiara, sondern der schlichte Camauro. Der Papst wirkt zwar alt, aber weise, kraftvoll, aristokratisch und nachdenklich. In der Mittellinie befinden sich sowohl der Kopf des Papstes als auch sein Tüchlein. Den Betrachter schreckte wohl die Kombination von Vertrautheit und Zeremonie, gepaart mit Raffaels Kunst, den Papst so lebensnah darzustellen. Die Stuhllehnen enden in zwei überdimensionierten Eicheln aus dem Familienwappen. Von dem Gemälde gibt es mehrere Kopien, da auf dem Londoner Bild goldene Bemalungen der Tapisserie (die Schlüssel des Petrus) grün - also weit weniger wertvoll - übermalt wurden, gilt es allgemein als das Original.
Vasari schreibt 1550, also 30 Jahre nach dem Tod Raffaels: "Es sei von solcher Lebensnähe und Wahrhaftigkeit, dass es einem vor dem Bild so unheimlich zumute wird, als sei es der Lebendige selbst". Nach dem Tod des Papstes wurde das Porträt gemeinsam mit der zur gleichen Zeit (1511 - 1512) gemalten Madonna del Velo o di Loreto in der Kirche Santa Maria del Popolo ausgestellt, allerdings für das gemeine Volk nur an hohen Feiertagen zu sehen.​
 
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