Italien: Auf dem Weg zur 70. Nachkriegsregierung


Er ist zu erfahren im Umgang mit den Medien, als dass es ein Zufall gewesen sein kann. Als Silvio Berlusconi sich in der Aula des Senats an seinen Platz setzte und groß und in Klarschrift etwas auf ein Blatt schrieb, dürfte er damit gerechnet haben, dass dies auch die Kameraleute auf der Pressetribüne interessiert. Diese fotografierten den offen auf dem Tisch liegenden Zettel, die Onlineausgabe der Zeitung La Repubblica veröffentlichte das Bild. So dass nun alle lesen können, was Berlusconi auf das Blatt geschrieben hat: "Giorgia Meloni - ein rechthaberisches Verhalten, anmaßend, arrogant, beleidigend, lächerlich."
 
Das wird nichts geben!:p

Warum bin ich so gehässig! :rolleyes:

Aber wieder so herrlich italienisch! Wäre ja schade, wenn es diese Kindereien in diesem Land nicht mehr gäbe! Ist doch auch sympathisch, dass man sich bei solchen Entwicklung in diesem Land eigentlich keine Sorgen machen muss...

 
"...So dass nun alle lesen können, was Berlusconi auf das Blatt geschrieben hat: "Giorgia Meloni - ein rechthaberisches Verhalten, anmaßend, arrogant, beleidigend, lächerlich.""

Oder dementiell. Der alte Mann kann sich vielleicht nicht erinnern, wie seine Vorgesetzte heisst.
 
Vielleicht liegt es ja nur daran, dass die Österreicher ein anderes Deutsch sprechen. Aber jedenfalls im Deutschen wird "Präsident" schwach dekliniert. M.a.W.: "gegen Italiens neuen Senatspräsidenten".
Kein Wunder, dass Meloni Deutsch nicht mag....es ist eine schwere Sprache, und dann sind sich die deutschsprachigen Länder noch nicht mal einig über die grammatikalen Fallstricke.
 

Bis Ende dieser Woche dürfte sich zeigen, ob der Streit zwischen Berlusconi und Meloni schon der Anfang vom Ende einer Rechtsregierung vor deren Anfang war. Oder ob es doch nur ein Sturm im Wasserglas war, das aus der Sicht Berlusconis eher halbleer als halbvoll ist.
Für den Moment schließe ich mich der Wasserglas-Hypothese an. Und so wenig ich an eine lange Dauer dieser Koalitionsregierung glaube: Berlusconis Zeit jedoch dürfte m.E. noch früher ablaufen. Zumal er ja mittlerweile auch körperlich eingeschränkt ist; kein Wunder in seinem Alter:
Der 86 Jahre alte Gründer und Parteichef der christdemokratischen Forza Italia ist nicht mehr gut zu Fuß, er muss sich beim Aussteigen aus dem Auto und auch beim Gehen helfen lassen.
 

Artikel von Oliver Meiler

Silvio Berlusconi erweist Giorgia Meloni die Ehre - in deren Büro. Mehr Kniefall geht nicht. Nun beginnen wohl die Verhandlungen um die Minister der neuen Regierung frisch.
Und der Akt der Entschuldigung ist mit dem Besuch des Parteisitzes der Brüder Italiens geleistet. Der liegt an der Via della Scrofa in Rom, es ist eine mythische Adresse für die Erben des Faschismus. Schon Giorgio Almirante, Gründer und langjähriger Chef des neofaschistischen Movimento Sociale Italiano, hatte da sein Büro. Zwischendurch zogen seine Nachfolger in eine andere Bleibe. Meloni aber holte sich den Sitz zurück, mit aller Symbolik, und setzte sich stolz in Almirantes Büro. Als sie vor Kurzem Matteo Salvini, den anderen schwierigen Partner in ihrem Bündnis mit übertriebenen Ministerwünschen, zur Räson bringen sollte, wies der die Einladung an die Via della Scrofa zurück: Er wollte sich nicht verbiegen. Berlusconi hatte diese Möglichkeit nicht, sie ist jetzt die Chefin.
 
...htlich auf einige seiner Favoriten verzichten müssen.

und


Silvio Berlusconis Vertrauensmann und Ex-EU-Parlamentschef Antonio Tajani soll Indiskretionen zufolge zum Außenminister und Vizepremier ernannt werden. Fünf Ministerien, so viele wie der Koalitionspartner Lega, soll Berlusconis Forza Italia laut Insidern insgesamt erhalten. Die meisten Ministerposten soll Melonis Partei Fratelli d'Italia bekleiden.

Als zweiter Vizepremier rückt demnach Lega-Chef Matteo Salvini auf, der auch den Posten des Verkehrsministers übernehmen soll. Berlusconis Partei bekommt nicht das für ihn begehrteste Ressort: das Justizministerium. Dieses soll von Carlo Nordio besetzt werden, einem pensionierten Richter und neu gewählten Abgeordneten der Fratelli d'Italia.
 

Während die italienischen Rechtsparteien ihre Regierungsmannschaft zusammenstellen, ist eine Kontroverse um Bilder des faschistischen Diktators Benito Mussolini ausgebrochen. Nach Protest der Gewerkschaften wurde ein Foto des Duce aus dem Industrieministerium entfernt.

Senatspräsident Ignazio La Russa von den postfaschistischen Fratelli d’Italia warnte vor „Cancel Culture“. Auch im Sitze des Regierungschefs und im Verteidigungsministerium sollen Mussolini-Bilder hängen.
 

Was kann man nun eigentlich von Giorgia Meloni erwarten?

“Anti-Europäsche Politik. Es ist ihr Spezialgebiet. Denn Europa untergräbt ihrer Meinung nach Italiens Souveränität. Und diese Souveränität hat einen enorm hohen Stellenwert in Melonis Politik. Das wird sie auch bei ihrer Vereidigung zeigen und zelebrieren. Die internationalen Kameras sollen ihre Botschaft einfangen. Hinter Melonis Politik steckt übrigens ein recht unbekannter, stiller Mann, der die Fäden mit-zieht: Giovanbattista Fazzolari, ein Diplomatensohn, aufgewachsen in Frankreich, Argentinien und der Türkei. Er hat den 25 Punkte-Plan, das Programm Melonis ausgearbeitet. Man kann auch erwarten, dass Fazzolari Staatssekretär im Ministerrat wird.“
 
... sind weitere Besuche anderer Parteichefs angekündigt.

Vgl.: Consultazioni per la formazione del nuovo governo
 
"Italien ist voll und ganz und mit erhobenem Haupt Teil Europas und der Atlantischen Allianz." Wer mit diesem Eckpfeiler nicht einverstanden sei, werde nicht Teil der Regierung sein können - "auch wenn das keine Regierung bedeutet".
 

Ihren Eid werden die 24 Minister bereits am Samstagmorgen um zehn Uhr leisten. Nur sechs von ihnen sind Frauen, abgesehen von Meloni. Für Dienstag und Mittwoch sind dann die Vertrauensabstimmungen in der Abgeordnetenkammer und im Senat geplant.


Neuer Kulturminister wird übrigens Gennaro Sangiuliano. Siehe: Gennaro Sangiuliano, chi è il ministro della Cultura del governo Meloni und Gennaro Sangiuliano - Wikipedia
 
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