Auf ausgetretenen Pfaden und neuen Wegen

Dritter Tag, Sonntag 6.10.

Domitilla erzählt:

Irgendwann (es war schon so lange her, dass wir uns nicht einmal mehr an das Jahr erinnern konnten) und irgendwo(an einer Säule in der Alten Universität) hatten wir gelesen, dass sonntags um 10.00 Uhr Gottesdienst in St. Ivo wäre. Und Gottesdienst im wunderschönen Ambiente von Borromini`s Kirche stellten wir uns ganz toll vor. Da die Zeit reichte, schauten wir vorher noch kurz in St. Eustachio rein. Dann die Enttäuschung in St. Ivo, es waren zwar jede Menge Menschen da, aber weder wirkten diese so wie Gottesdienstbesucher noch war die Kirche entsprechend gerichtet. Der Gottesdienst war nämlich schon um 9.00 Uhr in St. Eustachio gewesen. Na ja. So schauten wir uns noch kurz in St. Ivo um, da wir große Borromini-Fans sind, und rannten dann über die Piazza Navona nach St. Maria dell` Anima. Es herrschte ein großes Gedränge, wir bekamen gerade noch zwei Stehplätze an einer Säule. Ein Männerchor aus Speyer mit zwei sehr guten Solisten sang die Messe. Das war schon sehr schön. Aber ich mag`s doch lieber, wenn wir alle wenigstens ab und zu mal mitsingen dürfen.
Danach bedurften wir aber dringend des zweiten morgendlichen Cappuccinos.


So gingen wir gerade um die Ecke nach Santa Maria della Pace, durchaus auch in der Hoffnung, dass die Kirche vielleicht auch sonntags geöffnet hätte. Aber alles nach wie vor verschlossen und mit Pflanzen verrammelt. So gingen wir in den Kreuzgang und genossen – noch vor dem Cappuccino – wenigstens den Blick auf Raffael`s Sibyllen, die uns immer sehr ansprechen.
Auch wenn sie von Michelangelo abgeschaut sind, ist die Komposition des Bildes doch eine ganz andere und gefällt uns sehr. Danach aber tranken wir geruhsam den sehr leckeren Cappuccino und genossen den Blich über den Kreuzgang hinweg zu den Dachgärten hinter der Kirche.
Quer über die Piazza Navona gingen wir zu einem kleinen Nebenplatz, auf dem noch eine Säule aus dem ehemaligen Stadion des Domitian steht. Dort liegt der Palazetto Colonna (auf der Rückseite des Palazzo Colonna). Spurensucher liebt diesen Palazzo und wenn wir erst einmal reich sind, kaufen und renovieren ihn!!!!!! Wenn …! Vom Largo Argentina aus fuhren wir mit der 64 wieder nach Termini und aßen dort in dem Selbstbedienungsrestaurant Chef Express sehr gut zu Mittag.

Primi und secondi piatti und eine Beilage für 11 Euro – es war soviel, dass wir zu zweit davon satt wurden- und sehr lecker. Die Weinsoße beim Fleisch tunkten wir noch mit Brot auf, so lecker war sie. Aber dann schnell nach Hause zum Mittagsschlaf.

Spurensucher zu Palazettoträumen

Ach, dieser Palazetto. Was könnte er schön sein. Die Fassade ist mit sehr stark verblassten Fresken geschmückt. Auch wenn alles nicht sehr gepflegt wirkt, hat das Gebäude etwas. Auf dem Dach befinden sich zwei Aufbauten, die sich in besserem Zustand und scheinbar frischer Farbe befinden. Vielleicht wird ja von oben nach unten erneuert? Als bei den letzten Besuchen ein Gerüst den Palazetto verstellte, dachte ich, „jetzt wird er endlich saniert“. Aber nichts, vielleicht wirklich nur die Dachaufbauten. Jetzt muss ich halt doch auf den reichen Erbonkel warten.
 
Der Brunnen stand links von S. Maria del Popolo. Also nichts wie hin. Das Wasser war wunderbar. Ich trank gleich mehrere Hände voll davon.


Es war nicht zu fassen; als wir wieder im Hotel waren und ich unsere Wasservorräte weiter fleißig angezapft hatte, ging es mir spürbar besser. Das lag bestimmt am wundersamen Wasser von Maria del Popolo!
Ja, ganz bestimmt. :nod: :thumbup:

Darauf könnten wir also zurückgreifen, falls wir mal ein Wunder benötigen sollten für die Heiligsprechung von Paschalis II. 8) :proud:
Anlässlich der Eroberung Jerusalems während des ersten Kreuzzugs ließ Papst Paschalis II. eine erste Kapelle errichten, die der Jungfrau Maria geweiht wurde.
Quelle
 
Zuletzt bearbeitet:
Irgendwann (es war schon so lange her, dass wir uns nicht einmal mehr an das Jahr erinnern konnten) und irgendwo(an einer Säule in der Alten Universität) hatten wir gelesen, dass sonntags um 10.00 Uhr Gottesdienst in St. Ivo wäre. Und Gottesdienst im wunderschönen Ambiente von Borromini`s Kirche stellten wir uns ganz toll vor. Da die Zeit reichte, schauten wir vorher noch kurz in St. Eustachio rein. Dann die Enttäuschung in St. Ivo, es waren zwar jede Menge Menschen da, aber weder wirkten diese so wie Gottesdienstbesucher noch war die Kirche entsprechend gerichtet. Der Gottesdienst war nämlich schon um 9.00 Uhr in St. Eustachio gewesen. Na ja. So schauten wir uns noch kurz in St. Ivo um, da wir große Borromini-Fans sind, und rannten dann über die Piazza Navona nach St. Maria dell` Anima.

Auf der immer gut informierten Website 060608.it liest man hier:

La chiesa è visitabile solo la domenica dalle ore 9.00 alle 12.00.
Chiusa le domeniche di luglio e agosto
Orario Messe:
domenica: 11.00
(ad esclusione delle domeniche di luglio e agosto)

Geöffnet am Sonntag zwischen 9 und 12 Uhr. Messe am Sonntag um 11 :idea: Uhr, ausser im Juli und August.

In unserem Thread http://www.roma-antiqua.de/forum/posts/114845 machen wir auf die irregulären Zeiten aufmerksam:


So gingen wir gerade um die Ecke nach Santa Maria della Pace, durchaus auch in der Hoffnung, dass die Kirche vielleicht auch sonntags geöffnet hätte. Aber alles nach wie vor verschlossen und mit Pflanzen verrammelt. So gingen wir in den Kreuzgang und genossen – noch vor dem Cappuccino – wenigstens den Blick auf Raffael`s Sibyllen, die uns immer sehr ansprechen.
Auch wenn sie von Michelangelo abgeschaut sind, ist die Komposition des Bildes doch eine ganz andere und gefällt uns sehr.

Zu den Öffnungszeiten von Santa Maria della Pace siehe: http://www.roma-antiqua.de/forum/posts/119762

und Santa Maria della Pace / Chiese cattoliche / Luoghi di culto di interesse storico-artistico / Cultura e svago - 060608.it

Aperta lunedì, mercoledì e sabato dalle ore 9.00 alle 11.50.

Montag, Mittwoch und Samstag von 9 bis 11.50 Uhr.
 
Zuletzt bearbeitet:
.

VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die netten Fortsetzungen

:thumbup::thumbup::thumbup:​
 
Hallo, Simone-Clio,
ja, wer Italienisch kann (und die entsprechenden Seiten kennt), ist klar im Vorteil. Ich habe fest vor, es auch noch zu lernen.
Aber jetzt hast du uns ja erst mal weiter geholfen.
Vielen Dank für die verschiedenen Öffnungszeiten; ich habe sie gleich in meinem Lieblings-Reiseführer notiert. So sind wir das nächste Mal gut gerüstet.
Domitilla
 
Domitilla fährt fort:

Gegen 16 Uhr fuhren wir mit der 40 bis Piazza Venezia. Dort standen wir dann in einer hin und her wogenden Menschenmasse, aber kein Bus kam und die automatische Busanzeigetafel gab auch zu, dass sie keine Ahnung hatte, wie das hier weitergehen soll. So sind wir dann gemütlich losgelaufen, am Pinienzapfenbrunnen und am Marcellustheater vorbei, bewunderten die beiden restaurierten Tempel in ihrem neuangelegten Gartenrahmen und trafen schließlich vor Santa Maria in Cosmedin ein.


Hier trafen wir uns mit unseren Mitfahrerinnen, die unbedingt durch das Schlüsselloch schauen wollten. Vor dem Mund der Wahrheit blieben sie sehnsuchtsvoll stehen, aber die Schlange war zu lang. Sie sahen selbst ein, dass es das vor uns liegende Programm total sprengen würde, wenn sie sich anstellten. Aber der Blick, den sie wechselten, zeigte, dass sie wieder hierher kommen würden.

So stiegen wir den steilen Fußweg zum Aventin hinauf und erreichten Santa Sabina. Dass ich ihnen die Brunnenmaske vor dem Orangengarten zum Fotografieren anbot, machte leider nicht den geringsten Eindruck.



Santa Sabina hingegen beeindruckte die beiden nach all den Renaissance- und Barockkirchen doch sehr. Die ruhige Schlichtheit lud zum Verweilen und Nachsinnen ein. Aber das Schlüsselloch wartete, denn es dämmerte schon leicht. So haben wir die beiden zum Schlüsselloch geschickt und nochmals darauf hingewiesen, dass da ein Polizeiauto stehen würde und dass sie sich auf jeden Fall anständig benehmen sollten. Nein, nein, wir haben ihnen schon den richtigen Grund für das Polizeiauto genannt!

Wir hatten derweilen die Aussicht auf den Petersdom von der Aussichtsterrasse im Orangengarten aus genossen. Die beiden kamen ganz begeistert zurück und mussten sich von mir aber noch alle Kuppeln, die zu sehen waren, und noch einiges andere dazu, erklären lassen. Aber sie trugen es mit Fassung.
Dann gingen wir hinunter, um zurück den Weg durch den Rosengarten zu nehmen. Doch im sonst abgeschlossenen Garten waren Menschen …. oh Wunder, der Rosengarten war geöffnet! Spurensucher war hin und weg und rannte los, so schnell er konnte – keine Angst, es ist nicht sehr schnell! Doch kaum hatte er seine Schritte hineingesetzt, wurde er auch schon wieder verjagt. 18.30 Uhr ist Schließungszeit. Einen Moment dachten wir: Das war bestimmt geöffnet, weil heute Sonntag ist. Aber dann schauten wir nach: Von 6. – 27. Oktober hat der Rosengarten täglich geöffnet. Also, Spurensucher, du hast morgen eine neue Chance.

An der Ponte Rotto und der Tiberinsel vorbei gingen wir nach Trastevere zu Carlo Menta und aßen das Touristenmenü!!! Das kann man dort nämlich gut essen, es ist sehr lecker und für 13 € total viel.


Es war sehr voll und am Anfang dachten wir, dass sie so schnell servierten, damit wir schnell wieder gehen. Doch das Tempo reduzierte sich nach dem 2. Gang erheblich und auch nachdem wir fertig waren, drängte uns niemand, und die Rechnung kam erst nach Aufforderung. Danach bummelten wir – mehr war nicht mehr drin - noch nach Santa Maria in Trastevere und schauten auf der Piazza einer Feuerschluckerin zu, die eine wirklich beeindruckende Feuershow zeigte. Dann aber schnell zur H, auf nach Termini und dann ins Bett!
 
Hallo, Simone-Clio,
ja, wer Italienisch kann (und die entsprechenden Seiten kennt), ist klar im Vorteil. Ich habe fest vor, es auch noch zu lernen.
Aber jetzt hast du uns ja erst mal weiter geholfen.
Vielen Dank für die verschiedenen Öffnungszeiten; ich habe sie gleich in meinem Lieblings-Reiseführer notiert. So sind wir das nächste Mal gut gerüstet.

Ich drücke Euch die Daumen, dass es bei der nächsten Rom-Reise wie gewünscht mit dem Besuch der Messe in S. Ivo und dem Besuch von S. Maria della Pace klappt. :thumbup:

Vielen Dank für diese Information aus Deinem jüngsten Berichtsteil:

Dann gingen wir hinunter, um zurück den Weg durch den Rosengarten zu nehmen. Doch im sonst abgeschlossenen Garten waren Menschen …. oh Wunder, der Rosengarten war geöffnet! Spurensucher war hin und weg und rannte los, so schnell er konnte – keine Angst, es ist nicht sehr schnell! Doch kaum hatte er seine Schritte hineingesetzt, wurde er auch schon wieder verjagt. 18.30 Uhr ist Schließungszeit. Einen Moment dachten wir: Das war bestimmt geöffnet, weil heute Sonntag ist. Aber dann schauten wir nach: Von 6. – 27. Oktober hat der Rosengarten täglich geöffnet. Also, Spurensucher, du hast morgen eine neue Chance.

Ich werde die interessante Nachricht sofort in den Thread http://www.roma-antiqua.de/forum/rom_11/rosengarten_fuss_aventin_roseto_comunale-16975/ eintragen!
 
So stiegen wir den steilen Fußweg zum Aventin hinauf und erreichten Santa Sabina. Dass ich ihnen die Brunnenmaske vor dem Orangengarten zum Fotografieren anbot, machte leider nicht den geringsten Eindruck.
Nanu :eek: ... sie waren nicht beeindruckt von unserem guten alten Freund Giacomo?!? :eek:



Vgl. auch: La Fontana del Mascherone :thumbup:

Es ist aber jedenfalls schön, auf einem aktuellen Bild zu sehen, dass Giacomo derzeit Wasser in Fülle hat :thumbup::thumbup: - was ja leider nicht immer so war.

Wir setzten uns sofort zu ihm, um ihn zu trösten ... aber es stellte sich heraus, dass er die Sache mit großem Gleichmut nimmt: Er habe ja schließlich schon mal für über hundert Jahre kein Wasser gehabt, und das würde schon wieder.
;)
 
Wenn ich das richtig sehe, so haben wir mit nur einem Tag Abstand mehrfach die Wege gekreuzt. Ich stand am Freitag ebenso vor verschlossenen Türen an Santa Maria dell´Anima und Sant´Ivo, und vormittags war ich ebenso auf dem Forum Boarium unterwegs.

Naja, irgendwann wird sich schon eine Möglichkeit oder ein anderer Tagesplan ergeben, um diese Kirchen von innen zu sehen, da bin ich sicher. ;)
 
Vierter Tag, Montag 7.10.

Schon wieder Domitilla:

Montagmorgen sind wir zu einer kleinen Kirchentour über drei römische Hügel aufgebrochen. Erstes Ziel war Santa Maria Maggiore auf dem Esquilin, ganz in der Nähe unseres Hotels. Auf dem Weg dorthin rief unsere älteste Tochter an, um uns von den Schwierigkeiten zu berichten, die sie im Kindergarten mit ihrem diabeteskranken, dreijährigen Sohn, unserem kleinen Enkel, hatte.
Sie weinte - und mein Mutterherz brach. Mit verbissenem Gesicht marschierte ich, ohne mich um den äußeren Anblick von Maria Maggiore zu kümmern, in die Kirche hinein. Sie war ganz leer geräumt, keine Stühle verstellten den Anblick, man konnte geradezu die ursprüngliche Basilika erspüren. Ich stand mitten in der riesigen Kirche (sie ist mir niemals so riesig vorgekommen), die Tränen kamen mir und ich heulte wie ein Schlosshund (weiß jemand, wieso Schlosshunde eigentlich heulen? Den Mond, die Gespenster an?). Ich konnte keinen Moment mehr hier bleiben und rannte hinaus. Spurensucher war grenzenlos überfordert, aber er kennt mich nach 40 Jahren gut genug, um im Schutz der Kirche bleibend, erst einmal per Handy vorsichtig anzufragen, wo ich wäre und was ich als nächstes vor hätte. Was ich vor hatte? Na, nach Sant´ Prassede gehen! Das sah der Tagesplan schließlich vor! In der kleinen Kirche dort konnte ich gut sitzen und mich durch die Meditation der alten Mosaiken am Triumphbogen und in der Apsis wieder beruhigen. Als sich Spurensucher mir nach einiger Zeit vorsichtig näherte, hatte ich mich schon wieder einigermaßen im Griff und wir konnten leise miteinander über alles reden. So schnell diese „Anfälle“ kommen, so schnell sind sie auch wieder vorbei und vorüber.
Wir gingen den Esquilin hinunter nach St. Prudentiana und stiegen die Treppenanlage zu der kleinen Kirche hinunter.


Obwohl draußen noch einige Menschen mit Interesse an der Kirche herumstanden und fotografierten, waren wir drinnen alleine und konnten auch hier wieder die Mosaiken auf uns wirken lassen. Besonders interessant fand ich, dass hier die Tiere aus der Apokalypse noch wirklich Tiere und noch nicht zu den Symbolen der Evangelisten umgedeutet waren.
Nach diesem Besuch gingen wir den Viminale hinauf zu dem eigentlichen Ziel des Morgens: St. Carlo alla fontane; das kleine San Carlito, das ich noch niemals zuvor besucht hatte.


Ich war – als Liebhaberin borrominischer Kirchen – total gespannt, doch als wir eintraten, traf mich fast der Schlag (zum zweiten Mal an einem Morgen!!!): Alle Bänke waren dicht besetzt mit einer, vielleicht auch zwei, Schulklassen. Alles, nur das nicht! Nicht einer Lehrerin in den Ferien!!! Spurensucher erkannte die Gefahrensituation, griff meinen Arm und sagte: „Lass uns doch zuerst in den Kreuzgang gehen. Da hinten geht es entlang.“ Okay, in dem Kreuzgang stand natürlich auch eine Schulklasse, aber da hatte mich die Architektur Borrominis schon gefangen, so dass die Jugendlichen kaum noch störten. Sie hörten alle auch ganz brav der jeweiligen Reiseführerin zu. Wie man sich auf so winzigem Raum etwas so Perfektes vorstellen kann, wird mir ein ewiges Geheimnis bleiben. Wir gingen einmal die ganze (kleine) Runde und konnten uns richtig vorstellen, wie die Mönche hier Brevier betend gewandelt sind. So klein es war … alles einwandfrei. In der Kirche hatte sich die Situation leider noch nicht wesentlich verändert, aber wir drängelten uns einfach auf zwei freie Plätze in einer Bank und schauten ein wenig herum. Die Decke mit ihren Rauten, Rechtecken und Ovalen war einfach Wahnsinn! Und auch ansonsten fühlte ich mich in Borrominis Archtiktur einfach wohl. Dennoch – ein Cappuccino musste her! Wir gingen gerade gegenüber in eine – ja, was war es? Mit Müh und Not war es von außen noch als Bar erkennbar, vielleicht war es auch nur ein Tabbacchi. Wir gingen hinein – es war Bar, Restaurant und eben auch Tabbacchi. Wir tranken einen sehr leckeren Cappuccino, nein natürlich zwei, und aßen ein Cornetto dazu – nein, wirklich nur eins!
 
Sehr schön Eure Pfade und Wege durch Rom, auf denen ich Euch gerne und fleißig begleite ;). Es ist doch zu schön, Rom unter so vielen Blickwinkeln und Perspektiven zu sehen und mitzuerleben, wie es anderen Rom-Liebhabern in unser aller Lieblingsstadt ergeht :nod:.

Gruß
Pasquetta
 
Zur Abwechslung Spurensucher:

Nur ein paar hundert Meter von San Carlito entfernt liegt Berninis`s San Andrea al Quirinale. Leider hatten wir kein Glück. In meiner Erinnerung taucht ein Kirchenraum voller Gerüste auf, in Dämmerlicht getaucht(das nächste Unwetter zog nämlich draußen schon auf!). Da meine Augen nicht die Besten sind, sah ich nicht viel und habe deshalb auch schnell „abgeschaltet“. Allerdings gab es, so erinnere ich mich jetzt, auch Menschen, die dennoch von dem, was sie sahen, sehr angetan waren, und auch von dem, was sie nicht sahen, so wie sie sich die Bilder anschauten, die an den Absperrungswänden angebracht waren.
Als wir draußen waren, so eine weitere Erinnerung, hatte ich die Fassade mit der von San Carlino verglichen und sie langweilig gefunden.

Nichtsdestoweniger werde ich San Andrea wieder aufsuchen und mir alles in Ruhe, hoffentlich uneingerüstet und bei Helligkeit ansehen, ganz ohne Vergleich mit Borromini. Dann werde ich dem Kunstwerk und dem Künstler wohl gerechter werden als dieses Mal.


Spurensucher am Nachmittag:

Nach dem Mittagsschlaf (soviel Zeit muss sein!) bin ich dann zum Rosengarten gepilgert. Ich denke daran, dass ich vor fünf Jahren im Hochsommer schon einmal dorthin gekommen war. Voller Erwartung, nachdem ich von Domitilla erfahren hatte, dass es diesen Garten gab, und dann die Enttäuschung: Der Garten war geschlossen, obwohl ich durch die Gitter viele schöne Rosen sehen konnte. Erst später erfuhren wir von den regulären Öffnungszeiten im Mai/Juni. Leider klappte es nie, einen Besuch in diese Zeit zu legen. Um so größer meine Freude, als ich gestern Menschen zwischen den Rosen sah, die eindeutig keine Gärtner, sondern Besucher waren. Leider waren mir nur wenige Schritte gegönnt, dann wurde geschlossen.

Aber heute sollte ich Glück haben! Der Garten war geöffnet. Es waren einige wenige Besucher da, die mich aber nicht störten. So konnte ich ungestört zu allen Rosen gehen und sie bewundern. Manche waren schon abgeblüht, andere verdorrt. Doch viele blühten wunderbar. So habe ich eine schöne Zeit im Rosato genossen und werde hoffentlich wiederkommen.

 
Domitilla schreibt:

Während Spurensucher noch im Rosengarten weilte, traf ich mich mit unseren Bekannten im Kreuzgang von Santa Maria della Pace. Wir tranken Cappuccino und Beate bestellte Kakao.
Es war der beste Kakao ihre Lebens: In der Tasse war praktisch flüssige Schokolade, dick und cremig. In einem Sektglas dazu bekam sie die Sahne, die sie dann genüsslich nach und nach einrührte. Das hatte bestimmt 2000 Kalorien, schmeckte aber göttlich. Manche Dinge müssen halt einfach sein.


Vom Kreuzgang, wo auch Spurensucher wieder zu uns stieß, gingen wir die Rückseite der Piazza Navona entlang. Aber leider waren die Reste des Stadions des Domitian wegen Restaurierung (?) zugehängt. Ich konnte ihnen also nur erzählen, was sie gesehen hätten.
Von dort ging es direkt nach San Agostino, die „Madonna dei Pellegrini“ von Caravaggio anschauen. Kein Rombesuch vergeht, ohne dass wir wenigstens kurz vor diesem Bild gestanden haben. Wie lässig die Madonna steht, diesen Brocken von Kind auf dem Arm,
das gefällt mir! Am schönsten aber ist der Gesichtsausdruck der alten Pilgerin; aller Glaube dieser Welt ist in ihrem Gesicht vereinigt. Ich kann mich nie daran satt sehen. Dann natürlich weiter zum nächsten Caravaggio nach San Luigi dei Francesi: Der Matthäus-Zyklus und dort ganz besonders die „Berufung des Matthäus“. Dieses Bild soll nicht nur uns, sondern auch unseren jetzigen Papst ganz stark beeindruckt haben. Immer, wenn er in Rom war, hat er es nach eigenen Angaben besucht. In dem völlig fassungslosen Matthäus, der überhaupt nicht verstehen kann, dass Jesus ihn meint, soll er immer sich selbst gesehen haben. Wirklich erstaunlich für jemand, der heute Papst ist! Aber auch toll!
Von dort gingen wir weiter zur Alten Universität, zum Bücherbrunnen und zu St. Ivo. Wenn man mit uns unterwegs ist, kommt man halt an Caravaggio und Borromini nicht vorbei!


Dann im anbrechenden Dunkel über die Piazza St. Eustachio und der Rückseite des Pantheon entlang zu Santa Maria sopra Minerva. Vor dem kleinen Elefanten stand ein Straßenmusikant und spielte das Klarinettensolo aus dem Adagio des Klarinettenkonzerts von Mozart, eines der Lieblingsstücke von Spurensucher. So blieb er auf der dunklen Piazza zurück, während wir die Kirche betraten, in der aber gerade eine Messe gefeiert wurde, so dass wir Michelangelo`s Christus nur aus der Ferne bewundern konnten. Die Kirche gefiel den beiden sehr gut, was vielen Besuchern so geht; ich denke manchmal, in dem gotischen Ambiente fühlen wir Nordeuropäer uns einfach zuhause; obwohl ....Beate hat sich während der Tour zum Renaissance-Fan entwickelt, auch San Agostino gefiel ihr ausgesprochen gut.
Dann aber war Zeit zum Abendessen. Die beiden Frauen waren die Tage schon einmal hier gewesen und den ganz normalen Weg Engelsburg – Piazza Navona – Pantheo – Trevi-Brunnen gegangen. Dabei hatten sie ein Restaurant entdeckt, dass sie uns ungedingt zeigen wollten. So gingen wir in die „Taverna Seminario“, zwischen Pantheon und Sant`Ignazio gelegen, und aßen sehr lecker und auch sehr preiswert zu Abend. Eine Adresse, die ich mir auf jeden Fall merken werde. Danach schauten wir uns nur noch auf dem Weg zum Bus die Rokkoko- Piazza vor Sant`Ignazio an und dann schnell nach Hause und ins Bett.
 





Nach diesem Besuch gingen wir den Viminale hinauf zu dem eigentlichen Ziel des Morgens: St. Carlo alla fontane; das kleine San Carlito, das ich noch niemals zuvor besucht hatte.


Ich war – als Liebhaberin borrominischer Kirchen – total gespannt, doch als wir eintraten, traf mich fast der Schlag (zum zweiten Mal an einem Morgen!!!): Alle Bänke waren dicht besetzt mit einer, vielleicht auch zwei, Schulklassen. Alles, nur das nicht! Nicht einer Lehrerin in den Ferien!!! Spurensucher erkannte die Gefahrensituation, griff meinen Arm und sagte: „Lass uns doch zuerst in den Kreuzgang gehen. Da hinten geht es entlang.“ Okay, in dem Kreuzgang stand natürlich auch eine Schulklasse, aber da hatte mich die Architektur Borrominis schon gefangen, so dass die Jugendlichen kaum noch störten. Sie hörten alle auch ganz brav der jeweiligen Reiseführerin zu. Wie man sich auf so winzigem Raum etwas so Perfektes vorstellen kann, wird mir ein ewiges Geheimnis bleiben. Wir gingen einmal die ganze (kleine) Runde und konnten uns richtig vorstellen, wie die Mönche hier Brevier betend gewandelt sind. So klein es war … alles einwandfrei. In der Kirche hatte sich die Situation leider noch nicht wesentlich verändert, aber wir drängelten uns einfach auf zwei freie Plätze in einer Bank und schauten ein wenig herum. Die Decke mit ihren Rauten, Rechtecken und Ovalen war einfach Wahnsinn! Und auch ansonsten fühlte ich mich in Borrominis Archtiktur einfach wohl. Dennoch – ein Cappuccino musste her! Wir gingen gerade gegenüber in eine – ja, was war es? Mit Müh und Not war es von außen noch als Bar erkennbar, vielleicht war es auch nur ein Tabbacchi. Wir gingen hinein – es war Bar, Restaurant und eben auch Tabbacchi. Wir tranken einen sehr leckeren Cappuccino, nein natürlich zwei, und aßen ein Cornetto dazu – nein, wirklich nur eins!



Ich habe im September auch endlich dieses wunderbare Kirchlein entdeckt. Das einzige was ich wirklich schade finde ist der Standort. Man sieht die Kirche kaum und sie ist von den vielen Abgasen ganz schmutzig.Ich finde San Carlino hätte einen wesentlich besseren Standort verdient :thumbup:
 
Zuletzt bearbeitet:
vielen Dank Domitilla & Spurensucher für eure Berichte an den vierten Tag! So einen Tag haben wir Ende März auch mal gehabt. Mir gefällt Santa Pudenziana sehr, Sant Prassede war ich noch nicht. Nun habe ich schon das drittes Mal über San Carlito gelesen, Ich möchte in Weihnachten die Kirche besuchen. Letztes Mal wir vor der geschlossenen Tür von San Andrea al Quirinale gestanden, dann versuchen wir im Dezember unser Glück erneut.
Die Fotos von Santa Maria della Pace sind auch schön geworden.

vielen Dank!

LG von Qing
 
.

VIELEN DANK

:thumbup: :nod: :thumbup: :nod: :thumbup:

für die schönen Fortsetzungen

:thumbup::thumbup::thumbup:​
 
Es ist Wochenende! Domitilla hat endlich Zeit weiterzuschreiben:

Fünfter Tag, Dienstag 8.10.

Als wir an diesem Morgen aufwachten, war uns klar: heute müssen wir es machen. Sonst ist die Chance wieder vorbei. Heute müssen wir das machen, was wir uns diesmal für unsere Romtour ganz fest vorgenommen hatten: den Besuch der Crypta Balbi. Ich weiß nicht, seit wie viel Jahren wir - also ehrlicher gesagt: Spurensucher – dahin wollen, aber mehr als ein Museum pro Besuch bekommen wir einfach nicht hin. Dazu lockt die Stadt als Ganzes zu sehr. Aber heute war es soweit!

Nun ja – erst einmal sah es nicht so gut aus. An Termini war die 64 voll, die 40 übervoll, aber die H, da passten wir noch rein. Und das war ja nicht die schlechteste Lösung. Aber während wir noch fuhren, kam plötzlich ein Platzregen auf Rom herunter. In Sekundenschnelle schossen Wassermassen rechts und links die Straßen hinunter. An Aussteigen war nicht zu denken. So fuhren wir an der Piazza Venezia vorbei und entschlossen uns, einfach drin zu bleiben, bis der Regen aufhörte. In Trastevere, als es nur noch tröpfelte, stiegen wir in die Straßenbahn um und fuhren wieder zur Piazza Venezia zurück. So kamen wir später, aber zumindest trocken, in der Crypta Balbi an.

Nun ja, es wurde schwierig. Alle Erklärungstafeln waren in Englisch und Italienisch. Ja, ich kann Englisch, aber nicht bekannte Sachverhalte in einer fremden Sprache, das strengt an. Dennoch - wir arbeiteten uns tapfer vorwärts. Und es war ja auch über alle Maßen interessant! Die Computeranimation erklärte uns einiges. Also, wir waren der Meinung, dass wir es verstanden hatten: wie das mit der Crypta Balbi und dem Portikus Minusius, wo das Getreide ausgegeben wurde, und wie die beiden Gebäude zusammenwuchsen, und was alles dann darüber gebaut wurde. Zu diesem Zeitpunkt war uns ziemlich viel klar!

Die Dame an der Kasse hatte uns gesagt, dass wir um 11 Uhr wieder dort sein sollten. Wir wussten nicht weshalb, aber in solchen Fällen sind wir erst einmal gehorsam! Und siehe da, wir durften mit noch vier anderen Menschen hinunter in die Ausgrabungen. Das war natürlich schon sehr toll, aber leider fanden wir uns dann in keinster Weise mehr zurecht. Wir hatten keine Ahnung, was wir sahen! Und alles, was uns oben noch ganz klar gewesen war, war plötzlich doch wieder ganz anders. Die Dame erklärte den anderen vier einiges auf italienisch, aber wir waren auf die englischen Schautafeln angewiesen: Also, wir bewegten uns auf einer mittelalterlichen Straße, das kapierten wir, und mit der entsprechenden Phantasie war das schon sehr spannend. Aber was sich rechts und links von uns befand, war uns leider völlig unklar. Irgendwo waren da Cisternen und Latrinen - aber was das genau und wo das war, keine Ahnung. Wir beschlossen, dass wir noch einmal hierher kommen werden, aber mit jemandem, der uns auf Deutsch erklären kann, was da genau abgeht. Vielleicht Alessandro von Romaculta, falls es ihn in Rom und in seiner Funktion noch gibt. Mit ihm hatte Spurensucher schon eine supergute Führung durch die Innenhöfe der römischen Palazzi. Der könnte uns das alles hier bestimmt ganz genau erklären. Mit dieser festen Absicht verließen wir die unterirdischen Ausgrabungen. Wir kommen wieder! Bestimmt!

Zu Mittag essen wir wieder in Termini – ich liebe es, wenn ich das Essen sehen kann und mich nicht nach einer Speisekarte entscheiden muss. Und nach einem ausgiebigen Urlaubs-Mittagsschlaf ging es dann mit unseren Bekannten weiter.
 
Zurück
Oben