Adria ti amo: Kindheitserinnerungen an die Adria

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Augustus
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Stammrömer
Adria ti amo!

Irgendwann hat meine kleine Schwester gestreikt, ich glaube, es war in Urbino. Sie saß auf einer Kirchentreppe und sagte, sie wollte keine Altäre mehr sehen, keine Palazzi, keinen Bramante und auch keinen Raffael. Nur noch das Meer. Aber so weit war mein Vater noch nicht. Hatte er doch so lange auf Italien gewartet, den ganzen Krieg, der ihm seine Jugend gestohlen hatte. So war er wie so viele Deutsche in den 1950er-Jahren absolut süchtig nach dem Süden - und dem gelben Grieben-Reiseführer, in dem leider nur Baudenkmäler standen und keine Badestrände. Den ganzen Winter über hatte er diese 14 Tage im August vorbereitet, jedes Jahr wieder. Wir nahmen immer den Nachtzug aus München, mit dem man damals große Reisen machte, arbeiteten uns systematisch vor, von Nord- nach Süditalien, durch alle kunsthistorisch bedeutenden Städte, Kirchen, Museen. Aber nun streikte meine kleine Schwester. Mein Vater liebte sie sehr, deshalb bestiegen wir dann einen Bus, für einen kleinen, bedeutenden Umweg - zum Meer. Ein Nachmittag an der Adria! Es reichte für eine lebenslange Liebesbeziehung zum Mittelmeer.
 
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