5 Tage Rom im Februar

berka

Optio
Erster Tag

Der Bericht gerät mir etwas länger, ich werde ihn daher tageweise einstellen.
Bei den Sehenswürdigkeiten verzichte ich auf ausführliche Erläuterungen (die gibt’s anderswo besser) und gebe nur kurze Hinweise auf Besonderheiten. Begleitet uns auf unseren Wegen durch die ewige Stadt, vor genau einer Woche ging’s los:

Freitag 3.2. Forum von aussen

(San Maria Maggiore, Kaiserforen, Forum Romanum, Nationaldenkmal, Kolosseum, Circus Maximus)

Um 5 Uhr werden wir vom Taxi abgeholt und sind nach 25 min Fahrt durch den kalten und feuchten Februarmorgen am Flughafen. LTU hatte bei uns noch zwei Tage vorher kurzzeitig einen Herzstillstand verursacht, indem sie unseren Rückflug auf einen zeitgleichen Lufthansaflug umgebucht hatten. Heute läuft aber alles problemlos, lediglich bei der Sicherheitskontrolle haben die Beamten besonders viel Zeit für uns: ich muss meinen Gürtel öffnen und die (zugegeben etwas klobigen) Schuhe ausziehen. Zum Glück habe ich diesmal daran gedacht Korkenzieher und Taschenmesser aus der Fototasche zu entfernen.

Verspäteter Abflug kurz nach halb 8, trotzdem landen wir noch relativ pünktlich und erfreulich früh um 9:25 am Fiumicino (Leonardo da Vinci Flughafen). Mit dem bereitstehenden Leonardo Express nähern wir uns der Stadt.

Wir verlassen den Bahnhof durch den Seiteneingang. Dies erspart den weiten Weg zum Haupt-Terminal und ist für die zahlreichen auf dieser Seite des Bahnhofes gelegenen Hotels günstiger. Trotzdem mache ich mich ohne Gepäck auf den Weg zum Eingangsbereich, um an der dortigen Touristen-Information Material zu sammeln: Stadtplan, Broschüren zu Museen etc. Den Busfahrplan gibt’s im Tabakgeschäft nebenan – wie sich später zeigt nicht ganz aktuell (besser am Ticketschalter z. B. vor dem Bahnhof kaufen). Die Kioske der Tourist Information sind im übrigen erfreulich zahlreich über die Stadt verteilt und an vielen Haupt-Sehenswürdigkeiten zu finden.

Nach 10 Minuten Fussmarsch sind wir an unserem Hotel Contilia (3*). Hier die nächste Überraschung: der Portier versucht uns loszuwerden und empfiehlt einen ‚Upgrade’. Das 4*(?)-Partnerhotel ‚La Lumiere’ in der Nähe der spanischen Treppe hat wohl Zimmer frei und ist für einen geringen Aufpreis zu haben. Wir widerstehen: ein unnötiger Taxitransfer, die Lage dieses Hotels ist für unsere Zwecke verkehrsgünstiger (Nähe Termini). So erhalten wir nach kurzer Debatte unser völlig ausreichendes Zimmer. Nach kurzer Ruhepause kann’s endlich losgehen.

Fast in Sichtweite des Hotels liegt San Maria Maggiore, eine der Hauptkirchen Roms mit u. a. 4 Papstgräbern in Seitenkapellen und einer beeindruckenden Kassettendecke (für 1 € auch 2 min beleuchtet).

Nächstes Ziel Kolosseum. Zwischendurch aber eine schnelle Pizza auf die Hand aus einer ‚Tavola Calda’ – nach Gewicht bezahlt, gut und relativ günstig.

Schlechte Detailvorbereitung dieser ersten Tour (das wird ab morgen besser!) und mangelnde Gewöhnung an Stadtplan und Strassennetz führen dazu, dass wir ‚leicht’ vom Weg abgetrieben werden und plötzlich vor Altertümern stehen, die wir dann als Trajansforum identifizieren (nicht zugänglich, nur von oben zu besichtigen).

Gleich nebenan steht am Piazza Venezia – dem angeblich zentralen Platz Roms den wir in den nächsten Tagen mindestens zweimal täglich per Bus passieren – das Nationaldenkmal, die „Schreibmaschine“ errichtet zum Gedenken an Vittorio Emanuele II, weiß und immer noch umstritten (hatte schon mein Erdkundelehrer in der 6. Klasse vermittelt). Auf dem Weg nach oben passieren wir das Denkmal des unbekannten Soldaten – Flammen lodern. Oben angekommen bietet sich ein erster prächtiger Ausblick und ein recht günstiger Cappucchino in der Cafeteria, außerdem akzeptable öffentliche Toiletten – sonst ein Problem in Rom wie in fast jeder grösseren Stadt.

Auf der anderen Seite geht’s durchs Museum wieder runter, mit Blick nach rechts auf ein interessantes Gebäude. Wir gehen nachschauen was das wohl sein mag – und stehen unvermittelt auf dem Kapitolsplatz mit der Reiterstatue Marc Aurels. So gerät unser Ablauf durcheinander – morgen werden wir besser vorbereitet starten! Typisch für Rom: in vielen Bereichen reiht sich eine Sehenswürdigkeit an die andere.

Endlich kommen wir gegen 4 Uhr dann doch unten an einem der Zugänge zum Forum Romanum an – und stellen fest dass im Winter nur bis 15:30 h Einlass gewährt wird. Auch hier bietet sich allerdings von der Via de Forii Imperalii, die zwischen Nationaldenkmal und Kolosseum mitten durch Forum Romanum und angrenzende Kaiserforen führt, immer wieder ein guter Einblick mit dem wir uns wohl begnügen müssen.

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Imbisswagen am Forum

Erste Gladiatoren tauchen auf, schließlich stehen wir vor dem ebenfalls bereits geschlossenen Kolosseum. An einigen Stellen hat man auch von aussen begrenzten Einblick, und in anderen Threads wurde ja bereits diskutiert ob die 8€ Eintritt gut angelegt sind. Zahlreiche ‚Einschusslöcher’ fallen auf, stammen aber wohl von zwecks Rohstoffgewinnung entfernten Bronzeklammern.

Beeindruckend auch der vor dem Kolosseum stehende Konstantinsbogen, an einer Stelle hat man einen schönen Blick auf diesen und den das Forum Romanum eröffnenden Titusbogen.

Entlang des Palatins geht’s runter zum Circus Maximus – grosse Wiese mit Joggern und Hunden. Ben Hur lässt grüssen, mit etwas Phantasie sieht man die Pferdewagen oder hört zumindest das Peitschenknallen. Ein Paar räkelt sich verliebt im Gras – im Februar erstaunlich trotz heute recht angenehmer Temperatur!

Profanere Gefühle dagegen bei uns: Langsam schmerzen die Füsse und die Dämmerung setzt ein (17:30). Die Metro ist hier leicht zu finden, der erste Zug allerdings voll, da passen allenfalls ein paar Tokio-erprobte Japaner noch ’rein. Im nächsten ist zumindest ein Stehplatz zu ergattern. 4 Stationen bis Termini. Den verlassen wir zunächst auf der falschen Seite, finden auf dem Rückweg den forumsbekannten Supermarkt, kaufen Peroni-Bier und sizilianischen (der letzte Italien-Urlaub lässt grüssen) Rotwein ein und treffen um kurz nach 6 am Hotel ein.

Nach kurzer Regeneration treibt uns der Hunger wieder hinaus, heute allerdings nur in die benachbarte Pizzeria/Trattoria ‚La Mensa di Bacco’. Unter Antipasti versteht man hier Salami, Schinken und Oliven, besonders der Schinken allerdings von guter Qualität. Ulrike ist mit ihrer Gemüsesuppe sehr zufrieden, und anschliessend gibt’s leckere Käseomelettes. Salat, Tiramisu, Kaffee und Grappa runden die Sache ab, und mit etwas über 40 € sind wir dabei – allerdings unsere höchste Rechnung während des gesamten Aufenthalts. Dafür wurde aber auch einiges aufgefahren (s. o.), wir sind müde und zufrieden und können den Laden empfehlen: nichts herausragendes aber solide.

Der Abend findet ein extrem frühes Ende, nicht verwunderliches angesichts des frühen Starts und umfangreichen Programms.

Um Mitternacht dann die Katastrophe: der kürzlich angeschaffte und auf dieser Reise erstmals eingesetzte Multireceiver-Reise-Funkwecker verfügt über zwei Alarmzeiten die per Default aktiviert sind und um 0:00 h gnadenlos zuschlagen. Nach fünfmaligem Betätigen der Snooze-Taste bin ich für zwei Stunden hellwach und kann in Ruhe die Touren des kommenden Tages vorbereiten.
 
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AW: Erster Rombesuch im Februar - 5 Tage

Falls Ihr Anmerkungen oder Fragen habt: einfach hier 'rein damit, den nächsten Teil gibt's nicht vor morgen.
 
AW: Erster Tag

berka schrieb:
kaufen Peroni-Bier und sizilianischen (der letzte Italien-Urlaub lässt grüssen) Rotwein

Schmeckt das Bier? Wir waren da echt unsicher und haben dann doch zum bekannten Tuborg gegriffen.

Das war zum Teil ein Urlaub mit kleinen Hindernissen: Abflug, Hotel-Diskussion, Wecker-Geläut..., aber Du bist ja schon groß :] und hast bestimmt alles locker gemeistert :thumbup:

Diese Handpizzen an jeder Ecke, an denen nach Größe abgewogen wird, fanden wir ganz klasse. Man muss nicht lange suchen, wird satt und zahlt nicht viel. Ich hatte z.B. auf dem Rückweg von der Sixtinischen Kapelle zum Petersplatz in einer kleinen Seitenstrasse ein Stück mit ganz viel Auberginen, das war hammerlecker und kostete 1.55 Euro :thumbup:
 
AW: Erster Tag

Hallo Klaus,

vielen Dank für den Bericht! Bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzungen. Was eure Spontanbesichtigung des Kapitols angeht: Das sollte man auf jeden Fall so machen - Rom ist eine Stadt, in der man sich auch herrlich treiben lassen kann.

Sven
 
AW: 5 Tage Rom im Februar

Hallo Berka,

auch von mir vielen Dank für den 1. Teil Deines interessant geschriebenen
Berichtes.

Es ist immer wieder schön die manchmal ja auch unterschiedlichen Sichtweisen
zu sehen (es muß ja Keine falsch sein!!!).

Vor allem ist es schön das man sich durch die Berichte immer wieder an seine eigenen Erlebnisse erinnert und in Gedanken selbst wieder durch Rom spaziert.

Das spricht ja deutlich für die Qualität eines Berichtes.

Gruß Jürgen
 
AW: 5 Tage Rom im Februar

Hallo und Moin, Moin!

Auch von mir: "Danke!" Bin schon sehr gespannt auf die anderen Tagesberichte .....

Schön - und immer hochinteressant - finde ich die verschiedenen Beobachtungsweisen - und eindrücke der Rominteressierten!

Gruß - Asterixinchen :)
 
AW: 5 Tage Rom im Februar

Freut mich dass es Euch interessiert und gefällt. Ich habe eigentlich schon immer unterwegs kurze Notizen gemacht und mir z. B. Tagesüberschriften ausgedacht, dies aber bisher nie nachbearbeitet. Da dies doch ziemlich viel Zeit kostet wird es sich hier noch einige Tage hinziehen. Gleich folgt aber auf jeden Fall der zweite Tag.

@genialefrau:
wir ziehen eigentlich immer die lokalen Biere vor und fahren meist gut damit. Peroni können wir empfehlen. Prost!

@Jürgen
ohne eine Debatte lostreten zu wollen: welche Sichtweise(n) meinst Du?


Kleiner Nachtrag zu gestern: in unserer ‚Startkirche’ San Maria Maggiore standen wir an bzw. auf Bernini’s Grab. Der wird uns durch die nächsten Tage begleiten.
 
AW: 5 Tage Rom im Februar

Hallo berka,

nein, eine Debatte ist auch gar nicht nötig.

Mit der Sichtweise meinte ich einfach, welche Sehenswürdigkeiten den Einen stark und den Anderen weniger stark beeindrucken, was ja normal und auch gut so ist.

Du schriebst z.B.:

Beeindruckend auch der vor dem Kolosseum stehende Konstantinsbogen, an einer Stelle hat man einen schönen Blick auf diesen und den das Forum Romanum eröffnenden Titusbogen.

Vom Konstantinsbogen war ich eher enttäuscht, einerseits habe ich ihn größer erwartet, zweitens wegen der Einzäunung.

Wie gesagt, gut das nicht jeder die gleichen Eindrücke mitnimmt.

Ich freue mich schon auf Deinen 2. Berichtsteil.

Gruß Jürgen
 
Zweiter Tag

Samstag 4.2. Eine Perspektive, ein Aufzug und viele Katzen

(Bocca della Verita, Tiberinsel, Piazza Navona, Pantheon, Largo Argentina, Palazzo Spada, Spanische Treppe, Trevibrunnen)

Spätes Frühstück um 8:30 h. Auf dem Weg dahin bleibt der Aufzug kurz stecken, lässt sich aber sofort wieder starten. Gegen halb 10 sind wir am Busbahnhof vor dem Termini und kaufen Kombitickets: 2 Tage 110 Open + Archeobus + zweimal freier Eintritt in ausgewählte Museen für 25€ (nur 110 open für einen Tag kostet aktuell 13 €). Wir besteigen den bereitstehenden 110er, finden oben vorne freie Plätze und stöpseln die ebenfalls im Preis enthaltenen Ohrhörer ein. Wir wollen die Stadtrundfahrt auf den ganzen Tag ausdehnen und an drei ausgewählten Stellen jeweils kleine Rundgänge unternehmen.

Deutscher Kommentar hier auf der 4, später meist Kanal 5. Wir passieren die Piazza Venezia, das Forum Romanum und das Kolosseum und steigen erstmals an Station 4 Bocca della Verita aus. Die zugehörige Kirche Santa Maria in Cosmedin wird immer noch renoviert und ist daher geschlossen. Vor dem ‚Lügendetektor’ stehen hauptsächlich Asiaten Schlange um ihre Hand zu gefährden – uns reicht ein Foto.

Kleiner Morgenspaziergang über drei Tiberbrücken, vorbei an der Punta Rotto (ein Brückenfragment), Tiberinsel mit Hospital und an der Synagoge zurück zur ‚Bocca della Verita’.

Die zwei Stationen bis zu unserem nächsten Ziel Piazza Navona legen wir unten im Bus zurück. Dort bestaunen wir die längliche Platzanlage mit Bernini’s 4-Flüsse-Brunnen in der Mitte und genehmigen uns Cappucchino in einem Cafe mit beheizten Aussenplätzen. Das Wetter lässt sowas heute zu: heiter bis wolkig bei ca. 12, später 14-15 Grad. Eine heftige Auseinandersetzung zwischen zwei Kellnern um was auch immer unterhält uns derweil.

Die Gegend ist französisch geprägt: in der Nationalkirche der Franzosen San Luigi dei Francesi bewundern wir Caravaggio’s Matthäus-Zyklus (nein nicht der Lothar ;.)). Kurz danach stehen wir vor dem Pantheon.

Von aussen schon beeindruckend, ergibt sich das monumentale Raumgefühl erst beim Betreten des Innenraums. Die einfache und klare Architektur des Gebäudes wird durch die sparsame Innenausstattung gut betont, man hat nicht das Gefühl in einer Kirche zu stehen. Bücher mit Unterschriftslisten liegen aus und werden von Uniformierten bewacht: Kondolenzlisten oder Petitionen für die Rückkehr der italienischen Könige? Raphael’s Grab. In der Mittagszeit fällt relativ viel Licht durch die Deckenöffnung. Da es nicht regnet versäume ich auf das Drainagesystem zu achten und kann es auch auf den Bildern im Nachhinein nicht ausmachen. Etwas störend ist lediglich dass sich mit uns zahlreiche andere Besucher im Gebäude aufhalten.

Durch die Via dei Cestari mit einigen Spezialgeschäften für Sakralbedarf aller Art (von der Monstranz bis zum Priestergewand) erreichen wir die Area Sacra am Largo di Torre Argentina: ein großer Bereich mit den Ruinen von vier Tempelanlagen fraglicher Zuordnung knapp unter Strassenniveau. Die Area Sacra ist gleichzeitig ein Suchbild mit Katzen: von einer Stelle aus zählen wir in fünf Minuten ungefähr 30, angeblich sollen sich Hunderte dauerhaft dort aufhalten. Die Katzen werden von einer Gruppe von Frauen (die gattare) gepflegt, die in einer Ecke des Areals einen Souvenirstand betreiben (näheres unter www.romancats.com). Wir erwerben einen Tiberstein mit Katzenmotiv. Der Besitz eines solchen soll bewirken, dass man nach Rom zurückkehrt und einem so die peinliche Trevi-Brunnen-Nummer ersparen. Dazu später mehr.

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Katzen am Largo Argentina

Mittags gibt’s Nudeln in der Nähe der belebten Piazza del Fiori, die Marktstände werden gerade abgebaut. Danach ein nicht so bekannter Höhepunkt: Palazzo Spada mit der Borromini-Perspektive. Der Palast beherbergt u. a. eine Kunstausstellung, die eigentliche Attraktion ist aber eine dreidimensionale optische Täuschung. Vom Innenhof aus hat Borromini einen 9m langen Durchbruch als Galerie so aufgebaut und mit Säulen ausgestattet dass der Eindruck eines viel längeren Ganges entsteht. Der Weg steigt an und verengt sich, die Säulen verjüngen sich nach hinten. Am Ende des Ganges steht eine 80 cm hohe Statue die durch die optische Täuschung wesentlich grösser wirkt. Schwer zu beschreiben, man muss es gesehen haben.

Das ganze ist durch ein Fenster eines Durchgangs ausserhalb des Museums zu sehen, Zutritt zum Innenhof erhält man nur als Besucher der Gemäldegalerie (5 €). Zum Glück ist das Museum mit unserem Kombiticket (s. o.) abgedeckt. Noch grösseres Glück dass die stündliche Führung in den Innenhof 5 Minuten nach Eintauschen der Tickets startet – ohne Führung kann man sich die Perspektive nicht ansehen. Ein junger Mann erklärt Aufbau und Entstehung des Ganges – das Ganze ist ohne eigentlichen Nutzen entstanden, eine nette Spielerei just for fun sozusagen. Selbst betreten darf man den Gang nicht, aber als Höhepunkt der Vorführung geht der junge Mann langsam hindurch bis zur Statue: mit jedem Schritt scheint er um einige Zentimeter zu wachsen!

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Borromini-Perspektive, leider hinter Glas - im Innenhof darf man nicht fotografieren

Die Höflichkeit gebietet auch noch einen Blick in die Kunstausstellung: 5 Räume voller Gemälde und Skulpturen, in jedem Raum liegen mehrsprachig Hefte mit Erklärungen der Werke aus.

Vorbei am Palazzo Farnese, Sitz der französischen Botschaft und größter Palast Roms geht’s zurück zur Haltestelle des 110er in der Nähe der Piazza Navona. Es folgt eine längere Etappe die wir mal wieder oben sitzend zurücklegen: vorbei am Vatikan, dem monumentalen Justizpalast und der Piazza del Popolo. An der Ara Pacis steigen wir aus, um den Weg zum nächsten Haltepunkt am Trevi-Brunnen zu Fuss zurückzulegen.

Zunächst geht’s zum belebten Corso, hier nur für Busse freigegeben. Plötzlich Tumult, Teens kreischen wie zu besten Beatles-Zeiten: vor einem Plattengeschäft hat sich eine Menschentraube gebildet. Wir versuchen erfolglos den Grund des Trubels zu identifizieren. Vermutlich Mattafix: ich hatte morgens gelesen dass die heute in Rom sind und abends ein Konzert geben. Da uns die Gesichter dieser aktuellen Chartsstürmer aber nicht geläufig sind wenden wir uns anderen Dingen zu.

Miniaturen. Ein Geschäft an der Via Corso bietet eine reiche Auswahl, u. a. Puppenstuben-Ausstattung einer deutschen Firma Reutter, die ich vorher nicht kannte. Wir erwerben ein niedliches Frühstücksgedeck für unseren Setzkasten.

Deutlich exklusiver geht’s in der Via Condotti zu: bekannte Modegeschäfte, nicht nur italienische Marken. Wir erreichen die zur Zeit enttäuschende spanische Treppe. Der Platz unterhalb ist im Moment eine Baustelle, die Kirche Trinita dei Monti oberhalb immer noch eingerüstet. Trotzdem ist der Ort gut besucht.

Heisser Tipp für Fusslahme, zu denen wir uns zu diesem Zeitpunkt bereits wieder zählen: am Ende der Strasse links der Treppe findet man einen kostenlosen Aufzug, der einen in kurzer Zeit zur Kirche Trinita dei Monti bringt und den mühsamen Weg nach oben erspart. Den Weg nach unten legen wir dann allerdings doch wieder zu Fuss zurück.

Es ist Samstagnachmittag, die Bundesliga läuft und mich erreicht per SMS die Nachricht, dass es im Revierderby S04-BVB zur Halbzeit noch 0:0 steht. Nächstes Ziel ist der bei einsetzender Dämmerung ebenfalls gut besuchte Trevi-Brunnen. Hier läuft ein schwunghafter Handel mit Blumen und Knautschfiguren. Eigentlich können wir uns ja den obligaten Münzwurf sparen, da wir ja mittags einen Tiberstein erworben haben (s. o.). Allerdings war eine Kollegin meiner Frau kürzlich in Rom und hat das Ritual versäumt, daher hat Ulrike die Auflage eine Münze für ihre Kollegin zu werfen. Wir sind unsicher ob sowas funktioniert, natürlich wird der Vorgang aber als Foto verewigt.

Kaffeedurst. Die Cafe’s scheinen uns hier etwas teuer, und in der Burger King-Filiale ist der Kaffee ausgegangen, dafür erreicht mich um zwanzig nach fünf die Nachricht dass es im Revierderby beim 0:0 geblieben ist.

Auch um diese Zeit ist der 110 noch gut gefüllt. Auf dem letzten Teilstück über die Via Veneto zurück nach Termini sitzen wir wieder unten. Im Bahnhofs-Forum, ein ziemlich grosses Einkaufzentrum, gibt’s endlich erschwinglichen Cappucchino, gegen halb sieben sind wir zurück im Hotel.

Abends kehren wir in Alfredo’s Keller quer gegenüber vom Hotel ein, können aber diesmal keine Empfehlung aussprechen. Die Vorspeisen und der Salat sind noch ok, meine Leber ist aber etwas zäh. Der ganze Laden macht einen leicht muffigen Eindruck (besonders die Servietten), Alfredo lässt Akkordeonspieler und Händler aller Art zu und sogar das Rauchen ist bei ihm gestattet. Dafür versorgt er scheinbar die ganze Nachbarschaft mit Brot. Also: Trattoria Alfredo in der Via Principe Amadeo – macht einen grossen Bogen darum (wahrscheinlich werdet Ihr die klemmende Eingangstür eh’ nicht öffnen können).
 
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AW: 5 Tage Rom im Februar

Hallo und Moin, Moin!

"DANKE" und mach bitte weiter so - auch dieser Teil hat mir sehr gut gefallen!

Gruß - Asterixinchen :)
 
AW: 5 Tage Rom im Februar

Hallo Berka,

auch von mir vielen Dank für den 2. Teil Deines wieder interessant geschriebenen Berichtes.

Ich hatte das fragwürdige Vergnügen das Wasser im Pantheon ablaufen zu sehen.
Glaube mir, da hast Du nichts verpasst.
Wenn Du möchtest kann ich Dir ein Foto zusenden, auf dem man die Abflüße gut sehen kann.

Die Fahrt mit dem 110er scheinst Du genauso genossen zu haben wie ich.
Ich habe diese Art und Weise einen ersten Eindruck von einer Stadt zu gewinnen schon zum zweiten Mal genutzt und würde es immer wieder so machen.

Gruß Jürgen
 
AW: 5 Tage Rom im Februar

Freut mich dass Ihr noch dabeiseid. Das spornt an, und so wurde aus dem eigentlich etwas höhepunktsarmen Sonntag nun doch noch ein recht umfangreicher Bericht der gleich folgt.

Danach tritt allerdings eine Pause ein, morgen ist mein Urlaub vorbei 8O
Es geht wieder 'an die Schüppe' und das gleich mit einer Dienstreise. Die letzten beiden Teile kommen aber noch, versprochen.
 
Dritter Tag

Sonntag 5.2. Bus-Sonntag

(Via Appia Antica, Cestius Pyramide, Engelsburg, abendliche Stadtrundfahrt)

Da wir den Reisewecker jetzt im Griff haben, verläuft die Nacht störungsfrei und wir können früh aufstehen. Das Frühstück im Hotel Contilia ist nichts besonderes, aber ausreichend, und an diesem Morgen sind wir fast allein mit einer spanischen Damengruppe (genialefrau und Ihr Mann meiden uns schon wieder) und einem deutschen Ehepaar in Vorbereitung ihres Besuchs beim sonntäglichen Papstgebet.

Wir hatten uns schon am Vortag für die 9:30 h – Fahrt des Archeobus vormerken lassen. Dieser ist deutlich kleiner als die 110er und fährt ’raus zur Via Appia Antica. Das Konzept ähnelt der Stadtrundfahrt in Linie 110: theoretisches Hop On Hop Off an einigen Haltestellen, funktioniert aber im Februar nicht. Der Bus fährt allenfalls stündlich, und einmal an Bord zeigt kaum jemand Neigung auszusteigen. Das liegt zum Teil daran dass die Katakomben entlang der Strecke heute (und teilweise – wie San Callisto - den ganzen Februar) geschlossen sind, aber auch an der Reiseleitung.

Ein nett anzuschauendes junges Mädel hat neben dem ebenso jungen Fahrer Platz genommen und kommentiert die Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke per Mikro. Sie baut aber keinerlei Kontakt zum Publikum auf (der Bus ist fast voll besetzt) sondern zieht es vor zwischendurch mit dem Fahrer zu plauschen oder Handy-Anrufe entgegenzunehmen. So fahren wir also durch den Teil der Via Appia der nur sonntags für den Verkehr gesperrt aber recht unansehnlich ist, später durch den vermutlich stets gesperrten Bereich (einspurig, stellenweise offenbar noch die Originalpflasterung).

Wir hatten eigentlich vor an einer der Katakomben auszusteigen und ein Stück zu Fuss zurückzulegen, aber als wir erfahren das heute alle Katakomben geschlossen sind hält uns die Vorstellung nach einer Stunde vom nächsten Bus wegen Überfüllung und ebenso mangelnder Ausstiegs-Bereitschaft der dann Mitfahrenden nicht mitgenommen zu werden vom Verlassen des Busses ab. Zusätzlich enttäuschend ist das nichtmal an der Endhaltestelle in der Nähe einiger Aquaedukt-Relikte eine Ausstiegsmöglichkeit geboten wird. So bleiben:

- das Gefühl nach zwei Tagen in der Stadt mal wieder draussen gewesen zu sein (wichtig für Landmenschen auch wenn sie wie wir Ex-Städter sind)
- einige aus dem Bus heraus gesammelte Eindrücke einer schönen Gegend entlang der alten Strasse, besonders im weiter ausserhalb liegenden Bereich ab San Sebastiano
- zwei bis drei Aus-dem-Bus-Photos, solche sollte man wirklich nur im absoluten Notfall und zu reinen Dokumentationszwecken machen, was ansprechendes kann dabei nicht herauskommen.

Ein schlechter Start in den Sonntag und eine erste echte Enttäuschung, zwei verschwendete Stunden. Ab Aquaedukt geht’s zügig zurück Richtung Zentrum, wir nutzen den Ausstieg am Circus Maximus und verlassen die ungastliche Stätte – nicht ohne als letztes zumindest noch eine gute Streckenbeschreibung zu unserem nächsten Ziel, der Cestia Piramide zu erhalten.

Die erreichen wir nach ca. 15 Minuten Fussmarsch – eine Metro-Station weiter, aber wir haben ja heute noch kein Tagesticket. Unterwegs werden wir noch mit einem kleinen Oldtimer-Treffen am Piazza Albania belohnt, einige nette Automobile im heute sehr klaren Sonntagslicht wollen bestaunt werden. Heute ist das Wetter sehr sonnig und die Sicht klar dabei ist es aber kühl (8-9 Grad), also alles in allem wirklich klasse!

Die Cestia-Piramide ist von der Strasse aus ganz nett anzusehen, heute ohne Katzen. Unmittelbar angrenzend der Cimitero Acattolico, am Sonntag leider geschlossen. Scheint nicht unser Tag zu sein. Ausserdem ist unser Programm über den Haufen geworfen, für die Via Appia war deutlich mehr Zeit eingeplant. Es ist erst ungefähr 12:30 h.

Ausserplanmässiges neues Ziel (im Nachhinein unser Glück, an den darauffolgenden hätten wir die nicht mehr untergebracht): die Engelsburg. Wir nähern uns zum zweitenmal dem Vatikan, ohne ihn bisher betreten zu haben. Metro nach Termini, Bus 40 von Endstation zu Endstation und wir stehen vor dem Castel St. Angelo im immer strahlenderen Sonnenschein. Das letzte Stück führt uns entlang des Passado, dem sehr offen sichtbaren Fluchtweg von St. Peter zur Engelsburg. 7 € Eintritt, zum Glück ebenfalls in unserem Kombiticket (das damit museumsmäßig allerdings aufgebraucht ist) enthalten. Hat sich aber gelohnt!

Der Weg im Inneren führt innerhalb des Gemäuers zunächst einmal ebenerdig rund um die gesamte Anlage, dann über eine gewundene Rampe nach oben, es folgt eine breite Treppe und schliesslich eine schmale Stiege. Zwischendurch einige früher päpstlich genutzte Räume denen wir zuwenig Aufmerksamkeit schenken (die Bibliothek gefällt mir allerdings) und ein Innenhof mit einer Engels-Skulptur. Oben auf der Terasse unterhalb der Spitze des Monuments bietet sich ein prächtiger Ausblick über die ewige Stadt bis weit in Ihr Umfeld hinein, wir sehen sogar schneebedeckte Bergspitzen.

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Brücke an der Engelsburg

Die St. Angelo-Brücke unmittelbar vor der Engelsburg, eine Fussgängerbrücke, gesäumt von Skulpturen. Sicher eine der schönsten Brücken Roms, ach was sag ich – der Welt. Bei so einem Traumwetter wie heute wird man leicht schwärmerisch, und in der Sonne vergisst man den kalten Wind, aber nun plagt uns langsam ein anderes Grundbedürfnis: es ist spät geworden und Hunger stellt sich ein. Wir finden in der Via Paola ein nettes kleines Restaurant, dessen Namen wir uns leider nicht gemerkt haben. Aber die Via Paola ist nicht sehr lang, sie zweigt Rom-seitig leicht schräg von der St.-Angelo-Brücke ab und mittendrin findet ihr das Lokal. Wenn Ihr mal in der Gegend seid, Hunger verspürt und nicht geneppt werden wollt: kehrt dort ein und mailt mir den Namen des Restaurants.

Mit dem Bus Linie 40 wollen wir zurückfahren, der einzige Ticketautomat an der Haltestelle weigert sich jedoch hartnäckig Geld anzunehmen (Tickets ruhig immer auf Vorrat kaufen, die Zeit läuft erst ab der Entwertung im Bus oder an der Metro-Station). Auf der Suche nach einem Geschäft mit dem „T“ gelangen wir zur Vatikanhaltestelle des 110er, nehmen den etwas längeren Rückweg in Kauf und nutzen unsere ja immer noch gültigen Kombi-Tickets. Also mit dem 110er zurück nach Termini, sonntags ist der auch recht gut gefüllt. Dann wieder das fast schon tägliche Ritual: Capucchino im Bahnhof, zurück zum Hotel.

Um halb sieben machen wir uns wieder auf den Weg durch das abendliche Rom: am Termini ist für einen Sonntagabend erstaunlich viel Betrieb. Wir nutzen unser Kombiticket letztmalig und drehen nochmal eine komplette Runde im 110er: „Rom bei Nacht“, allerdings leider nur unten sitzend, oben draussen wäre es wohl bei nur noch knapp über 0 Grad doch etwas kühl. Die gleiche Idee haben auch noch einige andere, aber es ist längst nicht mehr so voll wie tagsüber. An den nächsten (Werk-)tagen sehen wir häufig fast leere 110er, vielleicht ein Tipp wenn man es sich frei einteilen kann: 110er vorzugsweise an Werktagen nutzen (allerdings dürften die Fahrten dann wegen des stärkeren Verkehrs auch länger dauern).

An dieser Stelle eine Anmerkung zum Thema Verkehr in Rom: das häufig beschriebene Chaos haben wir eigentlich nicht vorgefunden. Selbst während der abendlichen Rush Hour sind wir stets recht zügig vorangekommen. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind dann natürlich noch etwas voller als eigentlich sowieso immer. Die Metro-Wagen wie auch die Strassenbahnen sind teilweise in einem erbärmlichen Zustand, lediglich bei Metro Linie A hatten wir einmal recht neue Wagen und – grosse Ausnahme: Strassenbahn Linie 8 zwischen Trastevere und Largo Argentina, eine Schnellbahn mit super-neuen Wagen.

Von unseren Fensterplätzen geniessen wir die teilweise recht aufwändig beleuchteten nächtlichen Sehenswürdigkeiten, der Vatikan aber z. B. wird dezent illuminiert. Da die Runde nach acht endet versorgen wir uns heute mal bei ‚Mr. Panino’ mit leckeren Brötchen und verbringen den Abend im Hotelzimmer.
 
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AW: 5 Tage Rom im Februar

Hallo und Moin, Moin!

Auch dieser Teil - sehr lesenswert und schön ausführlich - DANKE!

Bitte die restlichen Tage aber nicht vergessen, versprochen???

Einen schönen Arbeitsbeginn ...

Gruß - Asterixinchen :)
 
AW: 5 Tage Rom im Februar

Hallo berka,

danke für den 3. Teil Deines Berichtes!

Wieder interessant geschrieben, schade das Du mit den geschlossenen Katakomben Pech hattest.
Hast Du denn erst während der Fahrt erfahren das das so war?

Na, ja, ansonsten hast Du doch viel gesehen.

Gruß Jürgen
 
AW: Zweiter Tag

So ein toller, umfangreicher Bericht!

berka schrieb:
Zunächst geht’s zum belebten Corso, hier nur für Busse freigegeben. Plötzlich Tumult, Teens kreischen wie zu besten Beatles-Zeiten: vor einem Plattengeschäft hat sich eine Menschentraube gebildet. Wir versuchen erfolglos den Grund des Trubels zu identifizieren. Vermutlich Mattafix: ich hatte morgens gelesen dass die heute in Rom sind und abends ein Konzert geben.

Wir müssen fast zur gleichen Zeit dagewesen sein :roll: Wen wundert´s noch :lol:

Dass der Aufzug steckenblieb, haben wir gottlob nicht erlebt. Ich wäre kollabiert in dem kleinen Ding :lol:

An Alfredo sind wir abends mal vorbeigegangen, um die Speisekarte zu inspizieren. Kaum standen wir dort, wurden wir von 3 Kellnern vollgetextet, echt aufdringlich. Auffällig, dass keine Getränkepreise angegeben waren. Wir fragten, was der Wein kostet und erhielten nur lapidare Antworten, damit war das Thema "Alfredo" zum Glück für uns erledigt :uhoh:
 
AW: 5 Tage Rom im Februar

@genialefrau:
zur gleichen Zeit: auch :roll: :]
Aufzug: war nur ein kurzer harmloser Stopp
Alfredo: schade dass uns die 3-Kellner-Nummer nicht passiert ist, hätte uns
garantiert vor Alfredo bewahrt. Der Wein war nicht teuer aber auch
nicht gut :frown:

@all: der Montag ist fast fertig, spätestens morgen geht's weiter.
 
Der vierte Tag

Montag 6.2. Der Heilige Stuhl, Gräber und noch mehr Katzen

(Piazza Repubblica, San Giovanni in Laterano, Cimitero Acatollico, Piazza del Popolo, Corso, Trastevere)

Unser 'Jokertag'. Eigentlich für den Vatikan vorgesehen, den haben wir für uns jedoch auf Dienstag verlegt und werden heute einige ausgewählte Ziele ansteuern die bisher noch nicht oder zu kurz vorkamen.

Wir starten gemütlich in den Tag, sind jedoch beim Frühstück nach kurzer Zeit hellwach. Der etwas verschlafene junge Frühstückskellner vom Wochenende hat heute frei, an seiner Stelle schwingt die ‚Frühstücksdomina’ das Zepter: eine etwas ältere Italienerin der man besser nicht in die Quere kommt. Andere Gäste, die etwa um Auffüllen des Brötchenkorbs bitten werden gnadenlos niedergemacht, denn schließlich sind noch zwei Croissants da. Auch wer sich an den falschen Tisch setzt bekommt dies resolut mitgeteilt. Wir machen zum Glück alles richtig und auch der Wunsch nach Tee wird letztlich zügig bearbeitet.

Draussen liegt die Temperatur um kurz nach neun erst knapp über 1 Grad, im Laufe des Tages werden es 8 bis 9, dabei ist es sonnig und klar, allerdings auch recht windig. Zu Fuss geht’s zunächst zur Via Nazionale zum Shoppen. Viele kleine Boutiquen mit teilweise preisreduzierten Angeboten, denn die Saldi (Schlussverkauf) laufen in Rom noch. Da es sich um eine Hauptverkehrsstrasse handelt wird es uns nach kurzer Zeit aber zu laut und hektisch. Wir lösen an der Metro Station Piazza Repubblica Tagestickets und besteigen erstmals einen Wagen der Linie A (dieser relativ neu, nicht voll!).

Es geht hinaus nach San Giovanni in Laterano. Dort findet und erwirbt zunächst Ulrike in einem Coin-Kaufhaus die Tasche nach der sie schon lange sucht. Zufallstreffer, die Stimmung steigt.

San Giovanni macht schon von aussen einen viel grösseren Eindruck als auf den bisher gesehenen Fotos (liegt vermutlich daran dass hinter der Fassade die Türme nicht sichtbar sind, dadurch erinnert das Gebäude von aussen eher an einen Palast als an eine Kirche). Innen ist es ungewöhnlich hell (grosse klare Fenster) und besonders die grossen Statuen beeindrucken. Ausserdem gibt es hier die reale Ausführung des ‚heiligen Stuhls’, denn dies ist die offizielle Kathedralkirche des Papstes. Den in den Reiseführern besonders gelobten Kreuzgang (2€ Eintritt) finden wir nicht so herausragend, wir sind allerdings bezüglich Kreuzgängen noch verwöhnt von unserer Portugal-Tour im letzten Jahr. Im Nachhinein bedauern wir den vor einem Seitenschiff stehenden größten Obelisken Roms (und der Welt?) nicht beachtet zu haben.

Nächstes Ziel: Protestantischer Friedhof (Cimitero Acatollico, nicht katholisch = protestantisch? aber man findet beide Bezeichnungsweisen). Eine Buslinie führt dorthin, in der Nähe von San Giovanni gibt es jedoch eine etwas unübersichtliche Menge kleinerer Haltestellen mit jeweils ein paar Linien. Wir finden die passende nicht und besteigen stattdessen die bereitstehende Linie 3 zum Colosseum, von dort bringt uns die Metro zur Station Piramide. Alle Wege führen nach Rom, und in Rom führen viele Wege zum Ziel.

Der Friedhof ist heute geöffnet und gefällt uns auf Anhieb. Die Stimmung ist trotz angrenzender Strasse(n) sehr ruhig, das Sonnenlicht fällt auf die Gräber und an einigen Stellen laden Bänke zum Verweilen ein. Die Grabstätten sind sehr vielfältig gestaltet und auch sehr unterschiedlichen Alters (bis hin zu solchen aus diesem Jahrhundert). Man findet Grabsteine in fast allen denkbaren Stilrichtungen, von einfachen Kreuzen über abstrakte Formen bis hin zu sehr realistisch gestalteten Skulpturen. Auch einige Grabinschriften sind interessant und berührend.

Personen aus aller Welt haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden, gemeinsam ist ihnen ihr Bezug zu Rom. Der grössere Teil der Anlage ist sehr eng mit Gräbern belegt und rechtwinklig angeordnet, aufgelockert nur durch einzelne Bäume. In einem zweiten Teil jenseits einer kleinen Abmauerung hat man die beste Aussicht auf die Cestius Piramide da man sich hier auf Höhe des Pyramidensockels befindet. Dieser Teil des Friedhofs ist als Wiese angelegt in die einzelne Gräber unregelmässig eingelagert sind.

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Piramide vom Friedhof aus

Auch hier werden Katzen von einer Gruppe von Frauen gepflegt. Eine davon ist sehr zutraulich und begrüsst uns freudig. Damit verdient sie für sich und ihre etwas zurückhaltenderen Artgenossen eine Spende. Auch für den Erhalt des Friedhofs wird von den Besuchern die Bestückung der am Eingang befindlichen separaten Spendenbox erwartet. Dafür steht z. B. auch eine öffentliche Toilette bereit.

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Zutrauliche Friedhofskatze, im Hintergrund der Autor

Wir sind froh den Weg an diesen Ort nochmal gewählt zu haben (gestern hatten wir ja schon vor verschlossenen Toren gestanden). Cimitero Acatollico: ein klares Muss für Leute mit Interesse an ungewöhnlichen Friedhöfen.

Späte Mittagessen in einem ‚Cafe Alexander’, heute gibt es geröstete Brote. Gegen 3 Uhr geht’s mit der nun wieder gut gefüllten Metro (erst B dann A) weiter zur Station Flaminio mit der Piazza del Popolo. Diese hatte uns während der Stadtrundfahrten mit dem 110er gut gefallen, jedoch konnte man jeweils nur einen kurzen Blick erhaschen. Jetzt haben wir mehr Zeit.

Der verkehrsberuhigte Platz mit den drei Kirchen ist etwas tiefergelegt und wird heute noch für Veranstaltungen unterschiedlichster Art genutzt (Märkte, Kirmes, der Karnevalsumzug startet wohl hier, von Hinrichtungen ist man allerdings abgekommen). Ein eingerüsteter Obelisk wirft den langen Schatten der Nachmittagssonne aufs Pflaster, und der Weg zum oberhalb gelegenen Aussichtspunkt Pincio ist uns zu beschwerlich. Aussichten hatten wir inzwischen schon einige, und zumindest morgen erwartet uns ja noch eine weitere.

Stattdessen trotten wir durch Via Corso und Nachbarstrassen Richtung Zentrum. Ein Capucchino in einem Cafe in einer Seitenstrasse. Die drolligen kleinen Elektrobusse der Linie 117 könnten uns auf dem ansonsten verkehrsberuhigten Corso ein Stück mitnehmen – sie sind jedoch stets bereits so gut gefüllt dass wir den Fussweg vorziehen.

So erreichen wir die Piazza Colonna. Der angrenzende Berlusconi-Amtssitz Villa Chigi wird gut bewacht und in der Platzmitte steht ein der Trajanssäule ähnlicher mit Reliefen bedeckter Obelisk zu Ehren Mark Aurels.

In der Nähe eine ganz besondere Bushaltestelle: von den ungefähr 12-15 angezeigten Linien führen nur 3 über Termini. Minütlich fahren Busse der anderen Linien vor und die Besetzung der Haltestelle wechselt mehrfach, bis endlich ein für uns passender Bus einläuft, wir zum Termini gelangen und dort das Tagesprogramm beschliessen.

Heute geht’s abends nochmal los, zum Essen nach Trastevere. Unser Reiseführer empfiehlt ‚Ivo in Trastevere’ und liegt damit auch nicht schlecht. Per Bus (der am Termini bereitsteht und auch sofort nach unserem Eintreffen losfährt – eine Entschädigung für die Leiden des Nachmittags) geht’s hinunter zum Tiberufer und von dort aus über eine der Brücken hinüber nach Trastevere.

Dieser Weg in den in Reiseführern vielfach gelobten Szene-Stadtteil ist erst etwas dunkel und wenig vertrauenerweckend, aber nach kurzer Zeit gelangen wir in angenehmere Bereiche: kleine Strassen und Plätze, kopfsteingepflastert, mit ansprechenden Läden und vielen Gaststätten. Der von uns ausgewählte Ivo erfüllt die Kriterien für ein vielversprechendes Restaurant in Rom: von aussen nicht zu auffällig und auch von Römern besucht. Man betritt den Laden durch die Küche, wird freundlich begrüsst und nimmt an relativ grossen Tischen Platz, die an diesem Montagabend jedoch auch später nicht vollständig besetzt werden.

Wir haben also einen Tisch für uns. Die Atmosphäre ist locker und angenehm. Die Wände sind mit Fussball-Bildern und –Plakaten behängt, auf vielen ist ein junggebliebener langhaariger Italiener zu sehen – offenbar Ivo. Über unserem Tisch ist er gemeinsam mit Francesco Totti abgebildet, zu sehen sind ausserdem u. a. Pele, die letzte italienische Weltmeistermannschaft und vieles mehr. Ivo heisst offenbar Ivano Stefanelli und scheint von Trastevere aus zur lokalen Fussballgrösse ca. der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts aufgestiegen zu sein, mehr konnte ich allerdings nicht zu ihm herausfinden. Vielleicht weiss ja einer der Fussballfans hier im Forum näheres.

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Ibo in Trastevere

Zu Essen gibt’s hier auch. Eine reiche Auswahl an Fritti, Bruschetta, römische (sehr dünne) Pizze (rot und weiss). Ein gutes Zeichen ist schonmal dass es die frittierten Zucchiniblüten nur in der Saison gibt (ich glaube auch kaum dass man sowas einfrieren kann). Wir wählen Auberginen-Bruschetta und frittierte Oliven. Pizza (meine ist weiss, d. h. ohne Tomatensauce und nach dem Backen u. a. mit frischem Salat belegt). Da bleibt noch Platz für Panna Cotta zum Dessert, Kaffee und Grappa gehören inzwischen selbstverständlich dazu. Die ‚normale’ (es gibt auch grosse) Pizza kostet 6,80€, insgesamt sind wir mit 40€ inkl. Trinkgeld dabei und sehr zufrieden, lediglich die Schärfe der Messer ist beklagenswert.

Für den Rückweg wählen wir eine andere Route und meiden so die dunkle Gegend am eingangs des Abends passierten Teil des Tiberufers. Stattdessen bringt uns die sehr komfortable Schnellbahnlinie 8 die von Süden her kommend ganz Trastevere durchquert zur Endstation Largo Argentina. Da die Wagen zu dieser Zeit (ca. halb 10) nur noch sehr spärlich besetzt sind werpassen wir die Endhaltestelle und finden uns plötzlich jenseits dieser allein im verschlossenen Wagen wieder. Erst nach einigen Minuten erscheint zum Glück der Fahrer auf seinem Weg durch die Bahn wegen Cockpitwechsels, amüsiert sich über die unerwarteten Gäste und befreit uns.

Der 64er Bus bringt uns schließlich ohne weitere Vorfälle nach Hause. Eine Sache fiel mir bei den Händlern am Termini auch an diesem Abend auf: Rom ist wahrscheinlich weltweit der Ort mit der besten Sonnenbrillenauswahl in kalten dunklen Februarnächten.
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: 5 Tage Rom im Februar

Hallo und Moin, Moin Klaus!

Danke auch für diesen Teil - war wieder sehr schön zu lesen .....

Gruß - Asterixinchen :)
 
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