2022 Rom - Rückblicke auf unsere Reise Ende April

An der Via Nomentana (Teil 2)
Wir fuhren mit der Metro bis Jonio und begannen dort unseren Gang durch Monte Sacro. Monte Sacro wurde in den 1920-er Jahren ähnlich wie das Quartiere Garbatella als Gartenstadt „Città Giardino-Aniene“ vom gleichen Architekten Gustavo Giovannoni auf gut 400 ha gebaut. Die Grundidee war die der englischen Gartenstädte, die von Sir Ebenezer Howard in dem Buch „Die Gartenstädte von morgen“ von 1898 theoretisiert wurden. Wer sich für die „Città Giardino-Aniene“ interessiert, dem empfehle ich die Webseite Rerum Romanarum (ich habe mir mit Übersetzungshilfen vorwiegend daraus meine Informationen besorgt). Leider wurde Ende der 1950er Jahre verdichtet und so kann man heute noch sehen, wie zwischen die ursprünglichen Häuser, auf deren jeweiligen ca. 1000 qm Grund, zusätzlich Mehrfammilienhäuser errichtet wurden. Auch wenn es natürlich schade ist, dass dieses einmalige Siedlungsgebiet dadurch zerstört wurde, kann ich andererseits verstehen, dass in Rom Wohnraum benötigt wurde und daher die Fläche dichter genutzt wurden. Heute sollen noch etwa die Hälfte der Villen erhalten sein. Zentraler Platz ist „unten“ am Hügel die Piazza Sampione.

Von der Pz. Sampione ist es - vorbei an einem Mausoleum - nicht weit zu Ponte Nomentano, deren Geschichte bis in das 1. Jhd. v. Chr. zurückreicht. Der 15 m weite Hauptbogen stammt aus dieser antiker Zeit. Der untere Teil des Brückenturms soll aus dem 8. Jhd. stammen, die burgartigen Aufbauten wurden im 15. Jhd. errichtet. Diese dürften ein Grund sein, waren das diese „romantische“Brücke im 18. und 19 Jhd. häufig gemalt wurde. Z. B. von Brisset, Klein und Vasi.

 
Liebe Otium,
ganz herzlichen Dank für die Fotos von der Ponte Nomentano.
Kurz vor deinem Beitrag ist sie wieder auf die Liste der Dinge gekommen, die ich beim nächsten Rombesuch machen möchte.
 
Liebe Otium

Herzlichen Dank, dass du uns an deiner Romreise teilnehmen lässt. Du führst uns zu einem ganz "neuem, unbekannten" Rom. Zumindest dahin, wo ein Grossteil der Römer wohnt und in Viertel, die nicht auf der klassischen Route liegen. Super interessante Einblick!
 
EUR: Laghetto - typische EUR-Bauten - Abbazia delle tre Fontane - Wohnbebauung

Wir waren schon einige Male in EUR. Dieses Mal wollten wir jedoch erstmals zum Laghetto dell’EUR, nochmal bei La Nuvola Convention Center vorbeisehen und dann zu Abbazia delle tre Fontane. Außerdem hatte ich in deren Nähe auf der Karte eine etwas eigentümlich Wohnbebauung entdeckt.

Also stiegen wir bei der Metro-Station EUR Palasport aus. Es war Sonntag und wir kamen im Park am Laghetto gerade noch rechtzeitig zum Finale des Drachenbootrennens. Natürlich war die Kirschblüte für dieses Jahr vorbei, aber ein paar Bäume hatten doch noch Blüten. Es war ein sehr geruhsamer Spaziergang um den halben See.



Über die erste Brücke ging’s entlang der Via Cristoforo Colombo. Als wir das letzte Mal 2017 das neue Kongresszentrum La Nuvola sahen, waren drum herum Bauzäune. Die sind nun weg, aber der Platz wirkt schon recht „leblos“ - vermutlich nicht nur am Sonntag. Allerdings konnten wir die „Wolke“ im Inneren - in ihr ist der große Saal - dieses Mal gut durch die Scheiben erkennen.


Das Viertel E.U.R. (Esposizione Universale Romana del 1942) wurde entsprechend der faschistischen Architekturtheorie für die Weltausstellung 1942 gebaut. Wegen des Krieges fand diese nicht statt und auch der geplante Ausbau des Viertels wurde nicht vollendet. An der Pz. Guglielmo Marconi (der einstigen Pz. Imperiale) stehen die bekannten „Prachtbauten“ und der Marconi-Obelisk. Der Obelisk ist aus Carrara-Marmor, wurde 1939 begonnen, jedoch erst 1959 vollständig fertiggestellt. Marconi, zu dessen Ehren der Obelisk erstellt wurde, erhielt 1909 den Nobelpreis für Physik für die Entwicklung der „drahtlosen Telegrafie“.



Vorbei am Palazzo dei Congressi, entlang der Viale della Musica - mit teils beeindruckender Bebauung - zur Via Laurentina. Kürzlich hatte ich erst in pecorellas-Reiseführer über die Grotta delle Tre Fontane erfahren. Es war Sonntag und es standen einige Autos auf dem Parkplatz. Als wir uns näherten, stellten wir fest, dass eine Pilgergruppe (min. 100 Menschen) eine Gottesdienst feierte. So kehrten wir ohne weitere Besichtigung um und gingen zur Abbazia delle tre Fontane. Dort waren sehr wenig Menschen, erst als wir wieder herausgingen (ca. 15:30 Uhr), sahen wir mehrere Gruppen. Lt. Webseite sollten die Kirchen wg Covid-19 auch erst ab 15:30 Uhr geöffnet sein, dies war aber tatsächlich nicht so. Da es im Forum schon einige Erläuterungen zu diesem schönen Ort gibt, beschränke ich mich i.W. auf Fotos. Natürlich gibt’s im Forum auch schon viele Fotos. Aber eben nicht unsere :). Inhaltlich kann Näheres gern bei pecorella, Padre oder Simone-Clio Teil1 und Teil 2 nachgelesen werden.

Wikepedia: "Die Tradition der Anlage soll bis in das erste nachchristliche Jahrhundert zurückreichen: In Tre Fontane soll im Jahr 67 der Apostel Paulus enthauptet worden sein. Der Legende nach fiel sein Haupt dreimal auf den Boden und aus den drei Blutstropfen sollen drei Brunnen entstanden sein, woher der Name Tre Fontane rührt."

Die romanische Zisterzienser-Kirche SS. Vincenzo e Anastasio ist entsprechend der Ordensregeln schlicht und schmucklos. Seit 1868 leben hier Trappisten. Im linken Seitenschiff finden sich unter einer Glasplatte noch Reste einer Kirche aus dem 7. Jhd..


Die achteckige Kirche S. Maria Scala Coeli (Himmelsleiter)wurde im 12 Jhd. gegründet, das Gebäude in der heutigen Form stammt aus dem 16. Jhd.. 1138 soll Bernard von Clairvaux eine Vision gehabt haben: Er sah eine Leiter, auf der Engel hinauf- und hinabstiegen, um Seelen aus dem Fegefeuer zu retten.


Weiter hinten liegt die Chiesa del Martirio di San Paolo, die dem Martyrium des Paulus geweihte ist. Das Fußbodenmosaik stammt aus Ostia Anita (2. Jh.) und zeigt die vier Jahreszeiten.


Die Wohnbebauung, die mein Interesse auf der Karte geweckt hatte, war recht interessant. Und wie nach unserer Beobachtung in Rom üblich, war das Gebiet jeweils so eingezäunt, dass nur Berechtigte näher heran kamen.


Unser recht ausführlicher Spaziergang durch EUR endete dann bei der Metrostation Laurentina, von wo aus wir zurück ins Zentrum fuhren.
 
Dankeschön für diesen Spaziergang durch ein Rom welches ich sofort bei meiner ersten Romreise kennen gelernt habe und wo ich schon mehrfach bei meiner römischen Freundin gewohnt habe.

Mittlerweile bevorzuge ich allerdings eine Unterkunft im Centro.
 
Gerne bin ich auf diesen Wegen durch ein eher nicht so "bekanntes" Rom mitgegangen. Es ist lange her, dass ich im EUR und auch Tre Fontane war.
Die Wohnbebauung, die mein Interesse auf der Karte geweckt hatte, war recht interessant. Und wie nach unserer Beobachtung in Rom üblich, war das Gebiet jeweils so eingezäunt, dass nur Berechtigte näher heran kamen.

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Beim sogenannten "Corviale di lusso" handelt es sich wohl um den Siedlungsbau der etwas gehobeneren Art, der Architekten Giancarlo Capolei und Vincenzo Bacigalupi (aus 1987), während vermutlich das Insediamento edilizio alle Tre Fontana (aus Anfang der 1960er Jahre) des Architekten Giuseppe Perugini, dessen Arbeiten man in Rom oft finden kann, architektonisch noch interessanter ist.
Quelle: s. hier
 
@Pasquetta Herzlichen Dank für die tolle Info! Ich hoffe, es ist i.O., dass ich die Beschriftung meiner Fotos damit verbessere. Es war dort wirklich alles sehr gepflegt und bei Insediamento edilizio alle Tre Fontana ist uns insbesondere aufgefallen, dass zur Sichtseite keine Balkone waren, also noch mehr abgeschottet als Corviale di lusso. Wir haben uns auch gefragt, wie wohl die Wohnungen geschnitten sind. Ob sie z.B. durch das ganze Gebäude gehen (also von Straßenseite bis zum Innenbereich) und wie groß sie dann sind. War wirklich echt interessant, obwohl wir ja außen bleiben mussten. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
@Pasquetta Herzlichen Dank für die tolle Info! Ich hoffe, es ist i.O., dass ich die Beschriftung meiner Fotos damit verbessere.
Aber gerne doch; ich vermute allerdings, dass sich bei der Jahreszahl ein Zahlendreher eingeschlichen hat: 1987 (nicht 1978).
Die Bezeichnung Corviale di lusso ist natürlich keine offizielle, die Bewohner des Viertels Tre Fontane Nord scheinen die Bebauung so zu nennen, da dort angeblich die Mietpreise sehr hoch sind.
Interessant finde ich auch, dass man sich bei der Bebauung an der Berliner Hufeisensiedlung orientiert hat, einer
Ikone des modernen Städtebaus und des Neuen Bauens.
Quelle: s. hier
 
1987 (nicht 1978)
Danke! Habe ich verbessert.

... dass man sich bei der Bebauung an der Berliner Hufeisensiedlung orientiert hat ...
Das habe ich nicht erkannt! Danke für die Info. Wir haben schon einige Touren in Berlin auf den Spuren von Taut und weiteren Architekten des "Neuen Bauens" gemacht (einschl. Hufeisensiedlung). In der Hufeisensiedlung kann man durch das Gebäude und die Grünfläche durchgehen und das Gebäude von allen Seiten betrachten, in Rom war alles eingezäunt. Auch das Bürogebäude und die Schule / Kindergarten (?) sind uns aufgefallen, die in der "Quelle" erwähnt sind.
 
Ich lese deinen Bericht in Stille mit und bin begeistert von dem was ihr bisher erlebt habt. Vielen Dank!
 
Danke für deinen EUR- Bericht und die schönen Bilder dazu. Ich bin gerne mit euch gegangen. Da habt ihr einige Kilometer abgespult! Respekt!
 
@Padre @Schwarzwaldgirl Schön, dass ihr mich begleitet! Bei meinen noch offenen Spaziergängen werdet ihr sicher vielem Bekanntem begegnen, aber hoffentlich auch noch das eine oder andere nicht so Gewohnte mit entdecken können.
 
Vom Centro über den Aventin nach Trastevere

In den folgenden Berichtsteilen mache ich es mir einfach: ich verlinke auf andere Quellen - meist auf Wikipedia -
für die, die Näheres erfahren möchten. Sonst sollen die Fotos für sich sprechen.

Vorbei an der in Renovierung befindlichen Santa Maria sopra Minerva gingen wir zur Galleria Doria Pamphilij. Die Galleria beherbergt überwältigend viele Bilder. Hier nur einige Fotos, die einen Eindruck von den Räumen ermöglichen sollen.


Nach der Besichtigung machten wir uns auf zu einem unserer Liebelingsspaziergänge bei unseren Romaufenthalten. Zuerst aufs Kapitol, rechts vom Belvedere di Via Monte Tarpeo einen ausführlichen Blick aufs Forum und zum Palatin, dann gemütlich hinunter zum Circus Maximus.
Hinüber zum Rosengarten und diesen hinauf zum Aventin. Da es der 25.4. (also Nationalfeiertag) war, waren sehr viel Menschen im Rosengarten, obwohl nur wenige Rosen offen waren.


Auf dem Aventin - wie immer - ein ausführlicher Besuch von Santa Sabina und dann zum Orangengarten (Giardino degli Aranci). Dieses Mal hatten die Bäume weder Blüten noch Orangen. Auch hier viele Menschen. Dann hinunter zum Tiberufer - wir nahmen Clivo di Rocca Savella und noch ein kleiner Bummel durch Trastevere.


Über den Tiber ging’s zurück und dabei konnten wir feststellen, dass von Kentridges Werk mindestens von der Brücke aus offensichtlich nichts mehr zu sehen ist. Aber so war es ja von ihm auch gedacht. Er hatte 2016 zwischen dem Ponte Sisto und dem Ponte Mazzini „nur“ mit einem Hochdruckreiniger Zeichnungen aus der vom Smog geschwärzten Wand herausgewaschen.
 
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