1 Woche Rom (mit Rollstuhl)

terrikay

Civis Romanus
So - hier nun der versprochene Reisebericht unserer Fahrt:


Planung:
Nachdem meine Freundin und ich schon verschiedene andere Städte besucht hatte (Berlin, Dresden und London) stand nun eine Woche Rom auf dem Programm.
Petra bekam schon vorher die Warnung, dass Rom mit dem Rollstuhl nur mit 1:1 Betreuung möglich sei. Allerdings war die ja durch mich gegeben.
Die Planung begann im Sommer 2007, zunächst mit Internetrecherche nach einer Unterkunft, die auch einigermaßen rollstuhlgerecht ist. Im Stadtzentrum fanden wir nur Unterkünfte für mindestens 120 Euro pro Nacht, was dann doch eher über unserem geplanten Budget lag. Nach einigem Suchen fanden wir dann ein B&B für 90 Euro/Nacht, das nah an der Metro B gelegen ist (im Stadtteil EUR) und nach einigen Mails mit der Vermieterin, die auch hervorragend englisch spricht, schien es das richtige zu sein - das Zimmer liegt ebenerdig ohne Stufe, hat aber leider kein rollstuhlgerechtes Badezimmer, so dass Petra beim Duschen etwas Hilfe brauchte - das nahmen wir aber für eine Woche in Kauf (wobei Petra mit dem "Sich-helfen-lassen-müssen" mehr Probleme hatte als ich mit dem Helfen).

Die weitere Planung passierte eigentlich erst ein paar Tage vorher - wir haben viel hier im Forum gelesen (sehr hilfreich! - danke) und im Reiseführer geblättert. Ansonsten wollten wir einfach vor Ort gucken und das Beste aus der Woche machen. Ist ja schließlich Urlaub, da muß nicht alles aufs letzte geplant sein -außerdem funktioniert das im Zweifelsfalle sowieso nicht.

Donnerstag,25.10.:
Der Flug war unkompliziert, die Assistenz am Flughafen ausgezeichnet, wir wurden vom Taxifahrer schon erwartet (das hatte unsere Vermieterin organisiert) und waren dann schon gegen 13.00 Uhr im Quartier. Das ist in einem edlen Villenviertel gelegen und war genauso wie beschrieben. Was unsere Vermieterin allerdings nicht geschrieben hatte, war die Tatsache, dass diese Gegend ziemlich hügelig ist ...
Wettermäßig begann unsere Zeit in Rom eher typisch deutsch. Leichter Dauerregen den ganzen Tag, nur wärmer als bei uns Ende Oktober üblich.
Wir sind dann nach kurzer Ruhepause in die Stadt gefahren. Dazu mußte ich den Rollstuhl erst einen kurzen, aber sehr steilen Hügel raufschieben, danach dann eine lange Bergabstrecke bis zur Metrostation Fermi.
Metrofahren ist unkompliziert und auch den Fahrstuhl in Termini haben wir nach kurzem Suchen gut gefunden.
Dann haben wir gleich das Busfahren ausprobiert und es hat auf Anhieb geklappt, gleich der erste 40er hatte eine Rampe und zwei Rollistellplätze. Wir sind dann bis zur Piazza Venezia gefahren, von dort aus dann einfach erstmal in der Stadt herumgelaufen, vorbei an Berninis Elefanten und zum Pantheon.
Der Magen knurrte – wir sind in ein kleines Restaurant am Pantheon gegangen – das war aber leider eine typische Touristenfalle. Die Pizza war ganz lecker, aber nichts besonderes, für 12 Euro noch annehmbarer Preis - der Cappucino danach kostete aber 6 Euro! Nun ja - in den folgenden Tagen waren wir dann schlauer.
Weitergeschlendert, inzwischen nur noch Nieselregen, bis zur Piazza Navona – der Vierströmebrunnen wird leider grade restauriert.
Dann noch ein Abstecher zu den vier Tempeln an der Largo Argentina und zurück zur Piazza Venezia zum Bus 780, der uns zurück nach EUR bringen sollte.
Auch hier kamen wir problemlos in den Bus, der aber immer voller wurde und auch immer langsamer. Statt vorrausgesagter 45min. hat es gute 1,5 Stunden gedauert (wie wir später hörten, gab es einen schlimmen Unfall mit 2 Toten und Straßensperrungen). Autofahren in Rom ist die Hölle!
Zum Ausklang des ersten Abends haben wir noch ein Glas Rotwein getrunken und sind dann gegen 22.00 Uhr totmüde ins Bett gefallen.

Freitag, 26.10.:
Wir sind so gegen 8.30 Uhr aufgewacht – weiterhin deutsches Wetter – sprich: grau und diesig, leichter Nieselregen.
In Ruhe gefrühstückt, danach wieder mit der Metro bis Termini.
Heute war irgendein Streik - unssere Vermieterin hatte uns bereits gewarnt – daher gab es Aufmärsche und keine Busse. Somit fiel unser ursprünglicher Plan mit Petersdom und Vatikanischen Museen aus.
Alternativplan B: - zu den Thermen Diokletians, die dann zum Kloster und schließlich zum Museum mutiert sind – irgendwo muß man die ganzen Pötte, die die Archäologen so ausbuddeln, ja auch lassen. Tolle filigrane Statuetten und Krüge aus Bronze waren auch dabei und ein sehr lohnenswerter Klostergarten mit Kreuzgang von Michelangelo. Überall wachten getigerte Katzen, dass die Besucher keinen Unsinn machen.
Das Kaltwasserbecken wurde zur Kirche umfunktioniert – ebenfalls von Michelangelo – Marmor wurde wie Ziegelstein verwendet.
Danach plagte uns Durst und Hunger – auf der Suche nach einem Supermarkt liefen wir an einer verführerischen Eisdiele vorbei und labten uns an superleckeren Eishörnchen mit Nußrand, großzügig gefüllt mit rahmigem, leckerem Eis.
So gestärkt erklommen wir den Hügel zur St. Maria (was sonst) Maggiore. Die Treppen waren echt beeindruckend, jedoch wagten wir einen Blick auf die Rückseite der Kirche – und siehe da: es gab rechts in der Ecke eine Rampe nach DIN-Norm!
So konnten wir barrierefrei die riesisige, goldene Kirche erkunden. Angeblich die größte Marienkirche der Welt – angeblich mit echten Krippenteilen in der Krypta, angebetet von einem marmornen Papst (Pius IX).
Danach hatten wir aber immer noch echten Hunger, denn so ein Eis versteckt sich einfach im Magen. In Sichtweite zum Bahnhof gab es einen typisch italienischen Schnellimbiß – keine 3 Sterne-Küche, aber echt preiswert und gut. So konnten wir für 3,50 Euro den Hunger stillen. Danach kleiner Einkaufsbummel im Bahnhof und Benutzung des barrierefreien, sehr sauberen und kostenlosen Rolliklos im Bahnhof Termini.
Inzwischen kam auch die Sonne wieder und wir wollten noch was erleben. Eine Stadtrundfahrt wäre fein! Bei Roma Christiana gibt es auch rolligerechte Busse – zumindest jeder zweite Bus ist mit Rampe und Extrastellplatz ausgerüstet. Außerdem gibt es Sonderpreise – wir mußten nur eine Karte lösen (15 Euro).
Heute haben wir die ganze Tour einfach nur abgefahren und uns viele Beschreibungen der römischen Kirchen, die besichtigt werden können, angehört ... Am nächsten Tag wollten wir den Bus nochmal nutzen, um zum Colosseum zu kommen, den schließlich ist das Ticket 24 Stunden gültig.
Danach gings mit der Metro zurück und auch die lange Anhöhe zu unserem Viertel war besser zu schaffen als befürchtet – wichtig ist nur ein guter Gehrhythmus.
Zuhause haben wir nach dem Abendessen noch den Hauswein unserer Vermieterin getestet – auch sehr lecker.

Fortsetzung folgt ...
 
Hallo und Moin, Moin terrikay!

VIELEN DANK für Deinen Bericht .... ich habe ihn sehr gespannt gelesen und fand ihn höchst interessant .... freue mich schon sehr auf die Fortsetzung !!!


Gruß - Asterixinchen :)
 
Hallo Terrikay,

vielen Dank für Deinen schönen Reisebericht, der mir Rom einmal von einer Seite gezeigt hat, an die ich nicht unentwegt dachte. Tja, bis jetzt hört es sich ja so an, als hättet ihr die Lage bestens gemeistert. Find ich toll. Vielleicht macht es dem einen der anderen in der gleichen Situation auch Mut, solche Unternehmungen zu wagen. Ich freu mich schon auf die Fortsetzung.

Den Kreuzgang habe ich mir notiert und werde ihn nächstes Mal besuchen. Hast Du vielleicht noch ein Bild davon?

Vielen Dank!

Lieber Gruß
Lara
 
Tja, bis jetzt hört es sich ja so an, als hättet ihr die Lage bestens gemeistert. Find ich toll. Vielleicht macht es dem einen der anderen in der gleichen Situation auch Mut, solche Unternehmungen zu wagen.
Deshalb schreibe ich das ja auch auf. ;)

Den Kreuzgang habe ich mir notiert und werde ihn nächstes Mal besuchen. Hast Du vielleicht noch ein Bild davon?
Ich habs mal in der Forumsgalerie hochgeladen - da hab ich davon nämlich noch kein Bild gefunden.
Hier ist ein Blick aus dem Fenster im 1. Stock - auf anklicken das Bild nochmal in groß:


Viele Grüße
Terry
 
Terry,


das Zimmer liegt ebenerdig ohne Stufe, hat aber leider kein rollstuhlgerechtes Badezimmer, so dass Petra beim Duschen etwas Hilfe brauchte - das nahmen wir aber für eine Woche in Kauf

Haette ich das nur eher gelesen - die forenbekannte "Casa per Ferie Villa Maria" ist behindertengerecht ausgebaut.

Meine Mutter hatte vergangenes Jahr dort ein Einzelzimmer, ich hatte mir damals das Haus naeher angeguckt - Innenaufzug in die wichtigsten Geschosse, grosszuegige Raeume, Rolli-taugliches Bad mit ebenerdiger Dusche, Griffen an Dusche, Waschbecken, Toilette, wie man es so kennt.

Alleine das Bad war so gross wie mein Einzelzimmer (mit Bad) in einer Viersternehotelkaschemme. #-)

Vom Nahverkehr her duerfte es eher unproblematischer als die Loesung EUR sein - die Busse auf den Gianicolo sind nicht ganz so heftig frequentiert wie die Rennstrecken Richtung Termini.

Wenn Euch der Weg noch einmal nach Rom fuehrt, solltet ihr Villa Maria in die Auswahl einbeziehen.

Roman
 
Vielen Dank für den hochinteressanten Bericht - ich habe mir erlaubt, ihn zu den FAQ hinzuzufügen :nod:
 
Haette ich das nur eher gelesen - die forenbekannte "Casa per Ferie Villa Maria" ist behindertengerecht ausgebaut.
Danke für den Tipp. Ich hatte ihn auch hier kurz vor Abfahrt gelesen, wollte jedoch so kurz vorher nicht mehr alles ummodeln.
Aber nächstes Mal werden wir eh erst gründlich im Forum recherchieren und nicht erst ein paar Tage vorher. :nod:
Davon abgesehen war auch unser Quartier wirklich prima. Vor allem die absolute nach der lauten Stadt war sehr erholsam. :)

Vielen Dank für den hochinteressanten Bericht - ich habe mir erlaubt, ihn zu den FAQ hinzuzufügen :nod:
Oh - welch Ehre! :)
 
So, dann geht der Bericht mal mit dem Samstag weiter:

Samstag, 27.10:
Der morgendliche Blick aus dem Fenster verhieß Gutes: endlich Sonnenschein!
Wir haben erstmal in Ruhe gefrühstückt,sind dann so gegen 10.00 Uhr losgekommen, mit der Metro zu Termini gefahren. Dort erstmal in den Bahnhofsgeschäften nach einem Adapter für die Steckdosen gesucht, denn leider sind die Steckdosen in Italien anders. Nachdem eine unmotivierte Verkäuferin im Elektrogeschäft abgewunken hat, haben wir schließlich, nach langer, vergeblicher Suche in so ziemlich sämtlichen Geschäften, die entfernt etwas mit elektrischen Geräten zu tun hatten, schließlich einen letzten Versuch im kleinen Bahnhofssupermarkt gewagt und dort tatsächlich einen passenden Adapter gefunden.
Danach zur zweiten Runde mit der Christian Rome-Line – diesmal mit Halt am Colosseum. Die lange Schlange vor der Kasse war äußerst abschreckend – doch wofür hat man einen Reiseführer? Der gab den Tipp, die Karten lieber beim Eingang zum Palatin zu kaufen – leider führte dort nur ein rollstuhlfressender, antiker Steinweg hin, den wir uns nicht getraut haben zu benutzen. Also keine Innenbesichtigung und auch kein Spaziergang auf dem Palatin, denn eine Acht im Rollstuhlrad können wir nicht gebrauchen. Nachdem wir die zugänglichen Ruinen genug umrundet hatten, stiegen wir in den nächsten Bus, auch der problemlos mit Rampe zu besteigen. Diese Linie hat wohl tatsächlich überwiegend barrierefreie Busse im Einsatz.
Dann die (heute wegen Festivitäten in der Innenstadt leicht abgewandelte) Route zum historischen Nordtor – Porte di Popolo, bei der Gestaltung hatte wie immer Bernini die Finger im Spiel. An diesem Platz gibt es einen unvermeidlichen Obelisken und drei Kirchen, St. Maria de Irgendwas, St. Maria de Nochwas und St. Maria de Popolo. Da letztere auch beim Roman Illuminati eine Rolle spielte (den wir beide gelesen hatten), wollten wir sie besichtigen (kein Tag ohne Besichtigung einer Marienkirche). Aber zuerst trieb uns der Hunger zu einer Empfehlung des Reiseführers, dem einzigen vegetarischen Restaurant der Innenstadt. Diestags bis Samstags gibt es mittags im Il Margutta immer ein Buffet mit wirklich beeindruckender Auswahl und äußerst lecker, das ganze für nur 15 Euro.
Dann zurück zum Platz – leider war die Kirche noch zu, so dass wir uns zur Spanischen Treppe durchwühlten. Dort versuchte man uns ständig allerlei Kitsch aufzuschwatzen, diese Verkäufer sind wirklich äußerst hartnäckig und überall dort anzutreffen, wo sich die typischen Touristenmagneten befinden.
Anschließend zum dritten Malen zur Piazza del Popolo, jetzt war auch die Kirche offen. Leider Stufen ohne Ende. Nachdem ich mich drinnen endlich verständlich gemacht hatte, zeigte man uns eine Alternative – etwas den Berg rauf und dann versuchte die Dame, oben eine alte Tür zu öffnen, was aber nur halb gelang. Der Rollstuhl passte leider nicht durch. Also ist Petra ausgestiegen, mit Hilfe ihrer Stöcke reingegangen, ich habe den Rollstuhl zusammengeklappt und auch rein gebracht. Dann haben wir die Kirche mit den diversen Seitenkapellen besichtigt und vor allem die Capella Chigi, die im Buch eine Rolle spielt.
Danach wollten wir am Mausoleum des Augustus vorbei zum Trevibrunnen gehen, leider kam uns eine endlose Prozession entgegen. Nach einigen Ausweichmanövern haben wir dann unsere Ziele doch noch gefunden und erreicht. Das Mausoleum scheint zur Zeit restauriert und nicht besuchbar zu sein – wäre aber ohnehin nicht rolligerecht.
Am Trevibrunnen, wie auch in der gesamten Innenstadt, war heute die Hölle los. Immerhin hat die Kamera mit Hochhalten noch ein Foto des Brunnens erhaschen können.
Da es mir zu weit war, um bis zum Bahnhof noch zu Fuß zu gehen, versuchten wir ab der Piazza Venezia einen Bus in Richtung Termini zu nehmen. Leider funktionierte beim ersten die Rampe nicht und die folgenden 3 Busse waren definitiv zu voll und nahmen uns nicht mit. Also haben wir wieder den 780er nach Hause genommen. Auch ohne besondere Staus brauchte der allerdings eine Stunde.
 
Hallo Terry,

vielen Dank, für den Bericht von Eurer Romreise. Er eröffnet mir eine vollkommen neue Sichtweise und motiviert bestimmt auch andere Menschen, die auf einen Rollstuhl abgewiesen sind! :nod:
Das Bild vom Kreuzgang der Diokletians Thermen, sieht wirklich sehr schön aus. Auch ich habe die Thermen gleich zu meinen persönlichen Tipps hinzugefügt!
Ich bin schon gespannt, wie es weiter geht!

Liebe Grüße,
Susannah
 
Klasse, Dein Bericht, Terry.
Wir waren in der gleichen Woche in Rom, sind ebenfalls viel rumgelaufen, dass die Füße schmerzten.
Ich finde es richtig mutig, mit Rolli Rom zu erkunden und freue mich, dass es offenbar möglich ist und Freude macht. Ich hoffe, Ihr findet viele Nachahmer (auch wenn Rom dann noch voller wird :D
 
Klasse, Dein Bericht, Terry.
Wir waren in der gleichen Woche in Rom, sind ebenfalls viel rumgelaufen, dass die Füße schmerzten.
Schade, dass ihr nicht beim Treffen am Montag dabeiwart.

Ich finde es richtig mutig, mit Rolli Rom zu erkunden und freue mich, dass es offenbar möglich ist und Freude macht. Ich hoffe, Ihr findet viele Nachahmer (auch wenn Rom dann noch voller wird :D
Ich merke, dass ich wesentlich aufmerksamer den kleinen Hindernissen gegenüber werde, seitdem ich mit Petra gelegentlich Ausflüge unternehme. Es gibt so viele Kleinigkeiten, über die man als Fußgänger nicht nachdenkt.
In Rom wird sicherlich auch für fitte Rollstuhlfahrer eine Begleitperson gebraucht, zumindest, wenn man sich nicht gut auskennt und weiß, welche Wege zu meiden sind.
Das geht bei Kleinigkeiten los: Bordsteinkanten sind in Rom erheblich höher als bei uns und nur selten abgesenkt - und wenn doch, dann parken Autos vor der Absenkung. Aus Sicherheitsgründen haben wir die hohen Kanten nur rückwärts überwunden, damit der Rollstuhl nicht kippt. Das führte zu mindestens hundert Pirouetten am Tag :] - Aber man gewöhnt sich ja an alles.
 
So, hier geht nun auch der Bericht weiter:

Sonntag, 28.10.:
Zeitumstellung! - Daher war schon Sonnenschein und ausreichend Wärme, um auf der Terasse zu frühstücken – absolutes Urlaubsfeeling! Heute wollten wir es ruhig angehen lassen – keine Museen oder ähnliches am Wochenende.

Mit dem Bus sind wir dann bis Trastevere gefahren – dort über den sonntäglichen Flohmarkt geschlendert. Es gab allerlei nette Sachen – wir haben uns aber zurückgehalten und nichts gekauft.

Dann sind wir ein wenig durch Trastevere geschlendert und versucht, durch die enggeparkten Wagen mit dem Rollstuhl durchzukommen – absolut hoffnungslos! Der einzige Ausweg – auf der Straße laufen! Dies gilt in vielen Ecken von Rom - in Trastevere war es aber besonders schlimm, nicht mal auf der Hauptstraße kamen wir auf dem Fußweg durch. Mittags haben wir in einem einfachen sizilianischen Restaurant leckere Pasta und Cappucino genossen. Dann weiter durch das Viertel gebummelt, dabei natürlich auch wieder eine St. Maria in Trastevere besucht (kein Tag in Rom ohne Besuch einer St. Maria). Eine alte Kirche aus dem 12. Jahrhundert, später mit viel Gold verziert und mit nur einer Stufe gut erreichbar. Dann haben wir uns bei dem schönen Wetter einfach beim Brunnen vor der Kirche hingesetzt und Bücher gelesen.

Irgendso ein deutscher Penner machte sich dort auch lautstark breit und hätte fast den Rollstuhl umgekippt, weil er besoffen die Treppe runtergepurzelt ist. Hat sich anschließend aber noch beschwert, dass er von uns Deutschen kein Geld kriegt und die Deutschen ja eh so knickerig sind. Einfach unverschämt!

Dann über den Tiber (bei der Tiberinsel) zurück. Dort soll auch der behindertengerechte Anlegeplatz der Tiberboote sein. Allerdings geht es da lauter Stufen runter, zwar mit kleinen, einigermaßen geraden Stücken dazwischen und einzeln durchaus machbar - aber insgesamt doch deutlich zu viele - ein falscher Griff oder Straucheln des Helfers - und der Rollstuhl rattert ungebremst rückwärts nach unten! Das war uns jedenfalls zu gefährlich. Somit sind die Tiberboote leider nicht barrierefrei, auch wenn dies auf der Webseite angegeben wird (mag sein, dass es bei der anderen behindertengerechten Anlagestelle im Norden Roms anders aussieht - die haben wir uns nicht angeguckt).

Noch ein wenig durchs jüdische Viertel geschlendert und was zum Abendessen eingekauft (ich liebe es, auch am Sonntag einkaufen zu können!) - dann wieder eine Stunde vom Bus durcheinanderschaukeln lassen und zurück.
 
Hallo Terrikay,

habe Deinen Bericht bis hierhin sehr interessiert gelesen, da ich Euren Mut und Unternehmungsgeist bewundere. Hier werden etliche Aspekte aufgezeigt, die man als Ottonormalverbraucher höchstens ganz am Rande einmal bedenkt.

Gibt es noch eine Fortsetzung?

Ich wünsche Euch noch viele schöne, gemeinsame Reisen
Ulla
 
Ich habe Deinen Bericht mit größter Spannung verfolgt. Schade, dass Du das nicht vor zwei Jahren geschrieben hast. Mein alter Herr wäre für sein Leben gern mal nach Rom gefahren und es war ihm nie vergönnt. Als ich dann mal Erkundigungen eingezogen habe, wurde ich nur immer gewarnt: das ist nichts für Rolli-Fahrer. Und nund ist es zu spät.
Aber ich hoffe, dass viele Deinen spannenden Bericht lesen und sich ermutigen lassen.

Danke im Namen aller Rolli-Fahrer, die von Rom träumen

Claude
 
Entschuldigt bitte, dass ich solange nichts mehr geschrieben habe, aber ich war in letzter Zeit ziemlich eingespannt.

Hallo Claude,

Schade, dass Du das nicht vor zwei Jahren geschrieben hast. Mein alter Herr wäre für sein Leben gern mal nach Rom gefahren und es war ihm nie vergönnt. Als ich dann mal Erkundigungen eingezogen habe, wurde ich nur immer gewarnt: das ist nichts für Rolli-Fahrer.
Petra hatte ähnliches gehört und war auch etwas skeptisch, obwohl sie sonst durchaus auch öfter ganz allein bzw. mit ihrem Mann unterwegs ist, der ebenfalls Rollstuhlfahrer ist.
Wir würden auch sehr fitten Rollifahrern empfehlen, nicht allein nach Rom zu reisen (das mag gehen, wenn man sich sehr gut auskennt, und weiß, was man meiden muß und wo man wie am besten duchkommt). Letztlich sind aber auch in Deutschland die wenigsten Städte wirklich rolligerecht - zuhause hat man nur den Vorteil, dass man genau weiß, wie man die Schwierigkeiten umschiffen kann und welche Wege man meiden muß. Außerdem fällt natürlich die Sprachbarriere weg, wenn man mal nachfragen muß.
In Rom sind wir aber mit Englisch ganz gut durchgekommen, notfalls mit Händen und Füßen. Wenn die Leute Petra gesehen haben, dann war eigentlich auch schon klar, was zu tun ist.


So, hier nun aber endlich die Fortsetzung:

Montag, 29.10.:
Wir haben in Ruhe ausgeschlafen, ausgiebig auf der Terasse gefrühstückt und danach noch ein wenig im Garten gelesen ... Urlaub pur!
Gegen 13.00 Uhr sind wir dann langsam in die Stadt – kleiner Zwischenstopp bei der Pyramide. Die wirkt so mitten in Rom dann doch irgendwie als Fremdkörper. Dahinter findet sich der protestantische Friedhof, der Besuch war eine Empfehlung dieses Forums. Sehr schöner Friedhof, leider aufgrund des tiefen Kiesbodens mit dem Rollstuhl nur bedingt zugänglich. Ich bin also ein wenig zwischen den Gräbern gewandert und habe ein paar Fotos geschossen - derweil hat sich Petra mit den Katzen, die dort leben, angefreundet.
Dann weiter mit der Metro zu Termini, dort als kleine Zwischenmahlzeit ein „Panino“ gegessen - schließlich rechneten wir damit, abends beim Forumstreffen noch eine ordentliche Mahlzeit zu bekommen. Anschließend sind wir wieder mit dem Bus zur Piazza Venezia gefahren und haben danach den Kapitolshügel erklommen (von hinten die Autostraße hoch, nicht die Treppe - trotzdem sehr anstrengend!). Von oben gibt es einen schönen Blick auf das Forum Romanum. Direkt im Forum rumzulaufen, haben wir uns und dem Rollstuhl jedoch erspart.
Danach haben wir noch in Ruhe einen Cappucino getrunken und rechtzeitig zum Pantheon, um uns mit anderen Forumsmitgliedern dort zu treffen. Leider haben die uns nicht gesehen, obwohl wir den Rollstuhl extra gut sichtbar zwischen die Eingangssäulen gestellt hatten. Zum Glück hatte ich von kleinermuck die Handynummer, so dass es schließlich doch noch zum Treffen kam. Neben kleinermuck waren auch Sira und ihre Truppe da - das Treffen war sehr nett. Nach einer Pizza am Pantheon (zum vernünftigen Preis – auch das geht, wenn man mit Romkundigen unterwegs ist!) gab es noch Eis bei Il Guilotto, angeblich der beste Eismacher der Welt. Das Eis war gut, das letzte in dem kleinen Laden in der Nähe des Bahnhofs jedoch noch besser.
Dann noch zum Trevibrunnen, den auch Petra nun mit eigenen Augen sehen konnte und schließlich gegen 21.30 Uhr wieder zurück mit dem Bus, der abends deutlich leerer ist und nun auch wirklich nur 45min. brauchte.
 
Es geht weiter:

Dienstag, 30.10.:
Ein Blick aus dem Fenster zeigte, dass die Wettervorhersage leider recht hatte. Das schöne Wetter war wieder vorbei, es war grau und trübe und nieselte vor sich hin.
Heute stand dann der Vatikan und der Petersdom auf dem Programm! Also erst mit der Metro zu Termini, dann mit dem 40 Express zur Piazza Pia. Von dort die paar Meter zu Fuß zum Petersdom, dort an der Information gefragt, wie man als Rollifahrer hineinkommt. Antwort: Wie alle anderen von rechts – allerdings direkt unter den Kollonaden an den Schlangen vorbei. Dann durch die Sicherheitskontrolle und schließlich zum Dom. Rechts ist die Gepäckabgabe, dort befindet sich auch ein Lift, der uns dann nach oben in den Petersdom gebracht hat. Dort war es furchtbar voll wie wohl immer. Mit der Kamera habe ich versucht, wenigstens ein Foto von Michelangelos Pieta zu machen. Leider waren alle verwackelt. Der Dom ist wirklich beeindruckend in seiner Größe. Den Fahrstuhl, den man aufs Dach nehmen kann, haben wir nicht gesehen, aber aufgrund des sehr diesigen Wetters auch nicht ernsthaft gesucht. Und ganz nach oben geht es mit dem Rollstuhl ohnehin nicht. Gegen mittag waren wir fertig mit Dom gucken und haben was zu Essen gesucht. Ein recht nettes Restaurant, was auch mit Italienern bevölkert war, gefunden – allerdings war die Bedienung reichlich langsam. Die Gnocchi waren hingegen sehr lecker.
Nachmittags dann in die Vatikanischen Museen. Es gab draußen keine Schlange, so mußten wir weder anstehen noch uns dran vorbei mogeln, es war wohl verhältnismäßig leer. Nur im Rollstuhl sitzen genügt nicht, es wird ernsthaft der Schwerbehindertenausweis kontrolliert und dann werden Freikarten auf den Namen ausgestellt (die Begleitperson ist ebenfalls frei). Es gibt auch diverse Fahrstühle dort, teilweise sogar sehr schöne (Nr. 10) mit Echtholz und Intarsieneinlage – aber dennoch ist das Ganze äußerst unübersichtlich und wir mussten öfter „gegen den Strom“ gehen, was sehr nervig war. Nichts für Rollifahrer mit Platzangst. Wir haben uns dann auf Raffaels Stanzen und die Sixtinische Kapelle beschränkt. Wir hatten uns noch zwei Audioführer besorg, was auch durchaus empfehlenswert ist, da man dadurch einiges an Hintergrundinformationen bekommt, so zum Beispiel, dass in einigen Räumen des Museums wertvolle Fußbodenmosaike aus Ostia Antika liegen.
Beides sind lohnende Ziele, leider war es auch an beiden Orten sehr voll. Die Deckengemälde in der Sixtinischen Kapelle haben uns ob ihrer Plastizität noch besser gefallen als das jüngste Gericht, dass Michelangelo später erst gemacht hat. Leider war es in der Sixtinischen Kapelle sehr laut, so dass keinerlei sakrale Stimmung aufkam.
Danach waren wir erstmal ziemlich geschafft – hätten gerne einen Kaffee im Museum getrunken - aber nicht aus Plastikbechern in Mensaatmosphäre. Also raus aus dem Museum! Leider regnete es in Strömen. Der erste Bus, den wir auf dem Weg sahen, war der 590er. Also hinein! Leider hatte der Fahrer ein seltenes Geschick, immer dort die Rampe ausfahren zu wollen, wo entweder Mülleimer oder Laternenpfähle im Weg standen. Nach einigem Hin- und Her waren wir schließlich im Bus und haben uns eine geschlagene ¾ Stunde durch die Rush-Hour gekämpft bis Termini. Dort dann wirklich einen Kaffee getrunken, noch eingekauft und mit der Metro zurück. Beim Aussteigen warnte uns an der Metrostation schon das Wetterleuchten, auf dem Rückweg zur Wohnung kam dann ein heftiger Regenguss dazu, so dass wir schließlich völlig durchnäßt und kaputt zuhause ankamen.
 
Hallo und Moin, Moin Terry!

VIELEN DANK habe ich ja schon einmal gesagt ... und ich kann mich nur wiederholen !!!

Sehr schöner und hoch interessanter Bericht !!!


Gruß - Asterixinchen :)
 
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