Lieber Ludwig, allein das Innere von Monreale ist ja schon mehr als überwältigend. Aber der Kreuzgang übertrifft mit den Säulen und Kapitellen alle, die ich je gesehen habe.
Vielen Dank fürs Zeigen und Erklären und für das wunderschöne Windmühlenbild zum Tagesabschluss!
 
Trapani und Erice


Nach Verlassen unseres Zimmers konnten wir direkt das Innere der Mühle betrachten. Im Zimmerpreis war der Eintritt in das kleine Museum enthalten.


Nach kurzer Busfahrt und einigen Minuten Fußweg betraten wir eine kleine barocke Kirche. Dort waren an beiden Seiten solche Figuren zu sehen.


Was es damit auf sich hat, erklärt diese Tafel. Wer noch etwas mehr erfahren möchte, kann hier weiterlesen.



Wir sahen uns die 18 Figurengruppen und 2 Einzelfiguren näher an, die an Karfreitag beginnend mehr als 24 Stunden lang von Männern in einer Prozession im Wiegeschritt durch die Stadt getragen werden.


Zu dieser Kuppel der Fegefeuerkirche gibt es hier eine nette bebilderte Geschichte, die auch ein sechseinhalb minütiges Youtube zur Fronleichnamsprozession enthält. Wie man auf meinem Foto sieht, wurde die Kirche inzwischen doch renoviert.


Entlang der Prachtstraße Corso Vittorio Emanuele gibt es zahlreiche Fassaden zu bestaunen wie das Jesuitenkolleg und am Ende den Palazzo Senatorio o Cavarretta.



Hier noch einige weiter hübsche Beispiele.



Die dreischiffige Kathedrale mit spätbarocker Fassade erscheint innen im neoklassizistischen Stil. Die Deckenfresken sind von Vincenzo Manno. Des weiteren schmücken den Dom Skulpturen in weißem Marmor, wie dieses Taufbecken, und Bilder flämischer Maler.


Diese beiden Köpfe begegnen einem überall auf Sizilien.



Auch vom Abschluss unseres Spazierganges durch Trapani gibt es noch ein paar Fotos. Während auf der einen Seite der Hafen liegt, schützt auf der anderen Seite eine Kaimauer vor stürmischer See.



Südlich von Trapani wurde seit Urzeiten Salz aus dem Meerwasser gewonnen. Mit staatlicher Hilfe werden einige Salinen am Leben gehalten. Das Museum der Saline Culcasi haben wir besucht.


Im Innern einer Mühle sind verschiedene Werkzeuge und Gebrauchsgegenstände angeordnet. Die junge Dame erklärte uns die Salzgewinnung gestern und heute auch an Hand von Fotos.




Salzberge und Windmühlen ergeben im Sonnenlicht eine malerische Kulisse.
Das Meerwasser verdunstet in der brennenden Sonne Siziliens. Das Konzentrat wird von Becken zu Becken gepumpt bei stetig steigendem Salzgehalt. Im letzten Becken wird das Salz geerntet und auf Halden geschüttet. Dort trocknet es unter einer luftigen Ziegelschicht die vor Regen schützt. Wir haben auch eine Tüte Salz erworben. Es schmeckt wesentlich intensiver als das Salz aus den Supermarktregalen.


Nach einem Mittagsimbiss erklomm unser Bus den Felsen von Erice. Dort oben drängt sich Hausdach an Hausdach.


Vom Rand des Felsens hat man einen herrlichen Blick auf die Umgebung, wie hier auf die Salinen auf der anderen Seite Trapanis.Bei guter Sicht soll man die Küste Afrikas sehen können.



Hier ein Blick auf das Castello di Venere und das Pepoli Schloss.


Wir spazierten locker durch die engen Gassen. An diesem Nachmittag waren erstaunlich wenig Touristen in der Stadt. In einem schattigen Innenhof tranken wir Kaffee und genossen das leckere, süße Mandelgebäck. Da dieses glutenfrei ist, nahmen wir einen kleinen Vorrat für den Rest der Reise mit.



Auch in Erice gibt es ein reiches Angebot an Kunstgewerbe Erzeugnissen. Der Frauenkopf mit den drei Beinen ist überall auf Sizilien zu finden. Er symbolisiert das dreieckige Sizilien.


Hier noch ein Blick auf die Küste und das bergige Hinterland.


An diesem Abend konnte ich vor dem Abendessen noch etwas Sonnenuntergangsstimmung am Strand unseres Hotels aufnehmen.​
 
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Lieber Ludovico,
Was für ein schöner Reisebericht, was für herrlich Fotos. Die Lage des Hotel und dieser Blick durch die Windmühlenflügel auf den Sonnenuntergang....unbeschreiblich schön. Danke für das Mitnehmen in ein ganz anderes Italien.
 
Schön, dass ihr unsere Sizilienreise begleitet.

Silinunt

Heute stand nur ein einziger Programmpunkt auf dem Plan. Nach dem Frühstück ging es mit dem Bus von Trapani die Küste entlang nach Selinunt.


Im kleinen Küstenort Marinella machten wir an einer Bar Zwischenstop für Kaffee und Toilettengang. Draußen vor der Tür stand dieser bunte Fiat Cinquecento. In Italien ist er wohl aus der Werbung für eine Tomatensoße bekannt. Ein wirklich schmuckes Exemplar.


Vom alten, einst reichen und schmucken Selinunte blieb nicht allzu viel übrig. Auf dieser Informationstafel kann man einen kurzen Abriss der Geschichte nachlesen. Das von den Griechen mit Blick aufs Meer errichtete Selinunte war einst eine stolze und schmucke Stadt. Sie soll eine der prächtigsten griechischen Kolonien gewesen sein. Die Stadt lag im Dauerclinch mit dem benachbarten Segesta. Die mit Segesta verbündeten Karthager machten die Stadt 409 v.Chr. dem Erdboden gleich. Im Mittelalter zerstörten Erdbeben den Ort vollständig.


So sind heute von der einst stolzen Stadt nur noch "kaputte" Steine zu sehen. Die Tafel am Eingang gibt Orientierung im Trümmerfeld. Die wichtigsten Gebäude sind mit Buchstaben gekennzeichnet. Die zwei wesentlichen Bezirke sind durch Pfade verbunden.


Direkt nach Betreten des Geländes sticht diese Tempelruine ins Auge.


Tempel E war vermutlich der Aphrodite gewidmet. Aus den Trümmern wurde 1958 diese Rekonstruktion errichtet. So kann sich der Besucher wenigstens eine Vorstellung von den Details dieses Tempels machen. Die heutigen Archäologen lassen die Funde lieber unangetastet. Das mag für die Wissenschaft ok sein, der touristische Besucher zahlt den Eintritt aber für etwas Anschauliches, von dem man auch ein paar Fotos mit nach Hause bringen kann (grins).


Diese beiden Fotos zeigen Details der Säulen und den Ansatz der Dachkonstruktion.


Über die Trümmer hinweg hat man freien Blick auf die Westtempel. Von Tempel C, dem gewaltigsten, hat man 14 Säulen wieder aufgerichtet. Dieser Blickfang war vermutlich Apollo gewidmet.


Der Rest des Geländes sieht in etwa so aus. Ein riesiger Haufen eckiger und runder Steine, vereinzelt von einem aufrechten Säulenrest durchbrochen. Wir erhielten hierzu viele Informationen, aber anschaulich ist das nicht.



So richtete ich die Kamera beim Rundgang durch das Gelände immer wieder auf den Aphrodite Tempel. Am Verhältnis der Größe der Frau zu den Säulen auf dem zweiten Foto kann man die Ausmaße des antiken Heiligtums abschätzen.


Anschließend aßen wir in Marinella in Meeresnähe in einem Fischrestaurant zu Mittag. Die Zeit bis zur Abfahrt des Busses setzte ich mich unten am kleinen Strand auf eine Mauer und entspannte in der Sonne.


Im Hotel ruhten wir etwas im kühlen Zimmer und streiften anschließend durch den Olivenhain. Wir waren hier in einem Agrotourismus Hotel. Der Junior Inhaber erzählte uns einiges über den ökologischen Olivenanbau. Natürlich wurden wir auch reichlich mit den köstlichen Früchten versorgt.


Besonders an alten Bäumen findet man Äste, die wie Tierköpfe aussehen. Dieses knorrige Exemplar gefiel mir am besten.​
 
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Danke für den tollen Bericht. Ich habe von dem Tempel jedes einzelne Foto vergrößert um die Menschen zu entdecken. Es ist ja unglaublich wie winzig die im Vergleich zu den Säulen sind.

Bei der ersten Wurzel dachte ich sofort an den Kopf einer Riesen Echse. Mit den grünen Blättern könnte man fast ein grünes Smaragd-Auge vermuten. Da sieht man den Blick des Fotografen, der solche Kunstwerke einfängt. Ganz großes Lob!
 
Ich freue mich, dass der Bericht auf Interesse stößt und danke für alle Rückmeldungen.

Agrigent, Tal der Tempel


Auf dem kurzen Weg zum Bus warf ich noch einen Blick in den Olivenhain unseres Agriturismo Hotels. Entlang der Südküste Siziliens ging es Richtung Osten nach Agrigent.


Wir fuhren direkt den archäologischen Park an. Der Begriff "Tal der Tempel" ist etwas irreführend. Das archäologische Gelände umfasst nämlich den Großteil des antiken Agrigent, damals Akragas genannt. 580 v.Chr. als griechische Kolonie gegründet, hatte die Stadt in ihrer Blütezeit im 5. Jdt. v.Chr. ca. 200.000 Einwohner. Sie war damals nach Syrakus die zweitmächtigste Stadt Siziliens. Der griechische Lyriker Pindar nannte die antike Stadt "Schönste der Sterblichen". Und der Philosoph Empedokles lässt uns wissen "Sie essen, als ob sie morgen sterben, und sie bauen, als ob sie ewig leben wollten". Akragas wurde von Karthagern belagert, von Römern gebrandschatzt und von Sarazenen und Normannen geplündert. So ist es nicht verwunderlich, dass von der einstigen Pracht nicht viel geblieben ist. Einige zum Teil rekonstruierte Tempel lassen den Reichtum wenigstens erahnen.
Die Touristen verteilten sich weitläufig auf dem riesigen Gelände. Im Hintergrund sind die Häuser des modernen Agrigent zu sehen.


Der willkürlich Juno genannte Tempel thront oben auf einem Hügel. Er weist einige Besonderheiten auf, wie ein ungewöhnliches Seitenverhältnis und die unterschiedliche Gestaltung der Fronten.


Von oben hat man einen herrlichen Blick auf das antike Gelände wie auch auf das dahinter liegende moderne Agrigent.


So wie diese Gruppe suchten auch wir den schatten der alten Stadtmauer und der Bäume auf, wo wir den lebhaften Erläuterungen unseres Reiseleiters folgten. An einigen Stellen wurden moderne Skulpturen oder Installationen aufgestellt. Die dicken Mauern enthielten auch Gräber, wie die Höhlen auf dem rechten Foto zeigen.


Vereinzelt findet man auf dem steinübersähten Gelände Pflanzen wie diese Kaktusfeige oder Torsi.


Der Concordia Tempel gilt als der besterhaltene dorische Tempel. Er wurde wohl schon im 6. Jahrhundert als christliche Kirche genutzt und entging dadurch der Zerstörung.


Der gefallene Ikarus von Igor Mitoraj macht mich nachdenklich. Sollen da Verbindungen zum Schicksal von Agrigent geknüpft werden? Die typische Mitoraj Plastik wird gerne als Vordergrund für ein Foto dieses Tempels genutzt. Darauf zu hoffen, dass ein Foto ohne Menschen gelingt, ist selbst in dieser tourismusschwachen Zeit kaum möglich.


Der prächtige, knorrige Olivenbaum scheint älter zu sein als Agrigent im Hintergrund.


Noch ein Blick zurück auf eine Skulptur vor dem Concordia Tempel.


Der Herakles Tempel ist der größte und älteste Ringhallentempel der Stadt. Die Säulen wurden 1924 im Rahmen einer Restaurierung aufgestellt.


Der riesige Tempel des Olympischen Zeus ist heute nur noch ein Trümmerhaufen. Lediglich einige typische Fragmente, wie ein Telamon, sind herausgestellt. Das waren Helden der griechischen Sage. Hier wurden sie wie Atlanten als Stützen aufgestellt. Das ist auf der Schautafel gut zu sehen.


Über die Steinhaufen hinweg konnte man immer mal wieder einen Blick auf die Neustadt werfen.


Der malerische Dioskurentempel gilt als beliebtestes Fotomotiv Siziliens. Die Archäologen sind sich einig, dass die Rekonstruktion die Wirklichkeit wohl weniger gut trifft. Es sind da zu viele Stilelemente gemischt.

Bis zur Abfahrt des Busses blieb leider nur noch Zeit für ein erfrischendes Getränk. Ich hätte mir gerne noch das archäologische Museum im Park angesehen. Einschließlich Wegezeit hätte ich dafür aber mindestens zwei Stunden benötigt. So ging es mit dem Bus zu unserem nächsten Quartier im Inselinneren.​
 
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Villa Romana del Casale

Am Sonntag Morgen konnten wir gemütlich frühstücken. Auf dem Weg zur antiken, römischen Villa hielt unser Busfahrer kurz vor dem Ziel zu einem Fotostopp an.


Piazza Armerina ist eine Kleinstadt in der Inselmitte, 32 km südlich von Enna. Über den Häusern am Hang thront oben die Kathedrale Maria Santissima delle Vittorie, Bischofskirche des Bistums Piazza Armerina.




In unmittelbarer Nähe der Stadt wurde die Villa Romana del Casale Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts ausgegraben. Sie ist eine herrschaftliche, römische Villa aus der Spätantike. Zum einstigen Besitzer gibt es mehrere Hypothesen. Heute geht man davon aus, dass die Villa im 4. Jdt. n. Chr. errichtet wurde. Heute stehen nur noch die Grundmauern. Bekannt ist die Villa durch die großflächigen Mosaike, die etwa 3.500m² bedecken.

Nach dem Eingang in das Ausgrabungsgelände kamen wir zunächst an den Thermen vorbei. Schon die ersten bunten Mosaike mit Ornamenten, Tier- und Menschenköpfen waren beeindruckend, wenn auch nicht ganz so fein wie die aus kaiserlichen Gebäuden in Rom.


Schon bald stößt man auf figürliche Darstellungen. Hier wird die Hausherrin auf dem Weg in die Thermen gezeigt. Ich will hier nicht im Detail auf die einzelnen Räumlichkeiten und Darstellungen eingehen. Wen das interessiert, findet schon auf Wikipedia viele Informationen.




Große Teile der Mosaike sind Themen der Jagd gewidmet. Hier zeige ich einige Fotos von der sogenannten kleinen Jagd. Dort werden verschiedene Momente eines Jagdtages gezeigt. Im Mittelpunkt steht das Opfer an die Jagdgöttin Diana. Außerdem sind Gelage mit den ersten Beutetiere und die Jagd selbst zu sehen.




Das Mosaik der Großen Jagd zeigt den Fang und den Transport der für den Zirkus bestimmten Tiere. Bei manchen Tieren merkt man, dass die Künstler diese Art noch nie in der Realität gesehen haben. Die verschiedenen Szenen sind äußerst lebhaft dargestellt.
Bei beiden Jagdthemen merkt man, dass verschiedene Schulen daran gearbeitet haben. Teils sind die Mosaike sehr einfach und flächig, andernteils durchaus komplex und schon fast dreidimensional in der Sicht. Bei der Zuordnung ist mir ganz sicher der eine oder andere Fehler unterlaufen. Aber die Fotos geben hoffentlich trotzdem eine Vorstellung davon, was in der Villa zu sehen ist.



Dieses Mosaik in einem der Gasträume ist wohl das bekannteste der Villa. Es zeigt ballspielende Mädchen samt Siegerehrung. Aufgrund der luftigen Sportkleidung werden die Damen als Bikinimädchen bezeichnet.


In der Basilika, der einstigen Empfangshalle, war diese moderne Skulptur aufgestellt.


Diese erotische Szene ist in einem der Schlafräume zu sehen. Bis in die 50er Jahre war dieser Raum der Öffentlichkeit vorenthalten. Heute findet das sicher kaum noch jemand anstößig.


Wunderschön finde ich die geometrischen Muster, durchsetzt mit Darstellungen von Tieren.


Solch heitere Szenen schmückten wohl die Kinderzimmer.


Auf dem Kinderzirkus Mosaik ziehen Vögel von Kindern gelenkte Wägen. Mit dem Palmwedel soll wohl der Sieger geehrt werden.


Hier lockt wohl der Dichter Arion von Lesbos mit seinem Gesang Meerestiere, Tritonen und Nereiden an.


In der Villa sind auch mehrere Szenen aus der griechisch- römischen Götterwelt zu sehen. Hier wird gezeigt, wie Odysseus den Polyphem überlistet.




Zum Abschluss zeige ich noch einige Fotos von weiteren Darstellung in loser Reihenfolge.


Sicher hätten wir das eine oder andere Thema weiter vertiefen können. Uns ging es aber mehr darum einen Eindruck vom Leben in einer hochherrschaftlichen, spätantiken Villa zu gewinnen.
Nach dem Mittagessen wollte unser Reiseleiter uns noch eine weitere Sehenswürdigkeit in der Nähe zeigen. Unser Busfahrer hat aber kurz vor Abfahrt eine große Wasserlache unter dem Bus entdeckt. Hilfe kam schon nach einer halben Stunde. Er reparierte das schadhafte Teil notdürftig, so dass wir wenigstens zur Unterkunft weiterfahren konnten.


So genossen wir unsere idyllisches Landhausgut noch einige Stunden. Das ist wirklich eine sehr schöne Anlage, allerdings sehr einsam gelegen. Beim Abendessen erfuhren wir, dass das angeforderte Ersatzteil schon im Bus eingebaut wurde, so dass der Bus wieder voll einsatzfähig war. Eine Stolze Leistung an einem Sonntag in einem abgelegenen Teil Siziliens.​
 
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Als wir seinerzeit die Villa Casale besuchten, war nur ein kleiner Teil der Mosaiken zugänglich - u.a. gab´s die "nette Rückenansicht" nur als Postkarte :D .....
 
Lieber Ludwig,
das sind ja ganz wundervolle Mosaiken!
Die Jagdszenen, aber auch die Kinderdarstellungen und natürlich der Leierspieler haben mir sehr gut gefallen.
 
Herzlichen Dank für eure Kommentare und Likes.

Caltagirone

Da der Bus am Montag wieder tip top war, hatten unser Reiseleiter und der Fahrer beschlossen uns vor dem offiziellen Programm noch die Keramikmetropole Siziliens zu zeigen. Auch Caltagirone trägt den Titel Weltkulturerbe der UNESCO. Warum? Das sollte ein Spaziergang durch einen Teil der Stadt zeigen.


An der Chiesa San Francesco, die mal wieder gereinigt werden könnte, und dem Dom San Giuliani vorbei spazierten wir gemächlich Richtung der Hauptattraktion der Stadt. Selbst die Kuppel der Bischofskirche ist mit Keramik bedeckt.


Beim Bummel durch die Gassen ist die Karamik das Top Thema.


Auch hier zerstörte das große Erdbeben 1693 die Stadt beträchtlich. Sie wurde im Stil des sizilianischen Barock wieder aufgebaut.


Hauptattraktion ist die Scala Santa Maria del Monte. Die hohe Freitreppe ist schon von weitem zu sehen. Ursprünglich sollte eine Straße hinauf zur Oberstadt führen. Wenn man näher kommt, freut man sich zusehends über die realisierte Lösung. Wie man sieht, dient sie nicht nur der Überbrückung des Höhenunterschiedes. Besonders an heißen Tagen kann man sich auf den Stufen im Schatten der Häuser gut erholen. Im Mai und Juni schmücken Blumen die Treppe. Am 24./25. Juli wird sie zum Illuminati Festival zu Ehren von San Giacomo mit farbigen Papierlaternen beleuchtet.


Hier erklärt unser Reiseleiter die verschiedenen Motive auf den Keramikfliesen.


Sicher wäre diese illustre Treppe auch gut für Modeschauen geeignet, wie sie ja auch in Rom auf der Spanischen Treppe veranstaltet werden.



Die Läden auf beiden Seiten der Treppe bieten Keramik in vielen Varianten an.


Das Thema Keramik prägt aber die ganze Innenstadt.


Mir wurde erlaubt diese Kunsthandwerker bei der Gestaltung einer Figur bzw. die Frauen beim Bemalen zu fotografieren.


Auch im Stadtpark, dem Giardino Pubblico, findet man Keramik an allen Ecken.


Der Pavillon im Park ist geschmackvoll mit Keramik dekoriert. Natürlich ist auch die Begrenzung aus Keramik. Der Sinnspruch auf der farbenprächtigen Keramik wurde sogar ins Deutsche übersetzt.


Beim Gang zum Bus kamen wir noch an diesen interessanten, modernen Werken vorbei. Anschließend brachte uns der Bus in den Südostteil der Insel. Dazu später.​
 
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Die Barockstädte Ragusa und Noto

Nach Verlassen der bunten Keramikwelt brachte uns der Bus in den Südosten der Insel. Bei Gela erreichten wir das Meer. Während der Großteil der Mitreisenden vor sich hindöste, beobachtete ich gespannt die Landschaft. Eine italienische Firma, die ich während dreißig Jahren meines Berufslebens betreut hatte, betreibt in Gela einen Cracker und eine Polyolefinanlagen. Aus der Höhe konnte ich die charakteristischen Türme und Silos entdecken. Natürlich war es aus der Entfernung nicht möglich in dem Gesamtkomplex die konkreten Anlagen auszumachen.


Die ersten Siedlungen gab es in Ragusa im 3. Jahrtausend v.Chr. statt. Von da an bestimmten die jeweiligen Herrscher Siziliens auch das Geschick dieser Stadt. Das große Erdbeben von 1693 ließ von der Stadt kaum etwas übrig. Ein Teil der Überlebenden siedelte sich dann oberhalb der alten Stadt an. Der Stadtteil Superiore gilt allgemein als der weniger interessante. Die Traditionalisten siedelten im zerstörten Teil und nutzten die Straßenführung der Araber. Dieser Teil ist Ragusa Ibla. Die Teile sind durch drei Brücken verbunden.


Wir verließen den Bus in der Oberstadt und folgten der Hauptstraße Corso d´Italia. Das dominante Gebäude ist die barocke Kathedrale San Giovanni.



Mir gefällt diese helle Barockkirche, die ohne erdrückende farbige Gemälde auskommt. Die Säulen und die helle, mit Ornamenten geschmückte Decke geben der Kirche einen luftig leichten Charakter.


Fast überall sind noch spätbarocke Fassaden zu sehen. Eine Tafel erinnert an die Widerstandskämpfer, die Opfer von Terrorismuns und Mafia. Das große Postgebäude wurde 1930 im typischen Stil der Musolini Ära errichtet.


Diese Balkone mit den Fratzen erinnerten mich an Rom.


Vor dem Abstieg nach Ibla stößt man auf die Kirche Santa Maria delle Scale mit einem markanten Turm. Oben von den Treppen hat man einen schönen Blick auf die eng gedrängten Gebäude und das Dächermeer der Unterstadt.


Nun ging es Stufe für Stufe die lange Treppe hinab. Das Muster des Gitters mit dem Schattenwurf schrie nach einem Foto.




Wir genossen in den engen Gassen den Blick nach oben, zu Balkonen, Türmen und Fassaden.


Hier grüßt wieder einmal die dreibeinige Dame Sicilia.


Der Barockdom San Giorgio ist den Freunden der Fernsehserie Montalbano aus dem Vorspann einiger Filme bekannt.


Hier noch ein Blick in den Innenraum, wo die helle Kuppel und das leuchtende Rot im Altarraum den Blick lenken. Von hier ging es zum Bus, der uns nach Noto, unserem nächsten Tagesziel brachte.


Noto gilt als schönste Barockstadt Siziliens. 1989 erklärte der Europarat Noto zur Europäischen Hauptstadt des Sizilianischen Barock. Seit 2002 ist Noto Weltkulturerbe der Unesco. Hier zwei Beispiele. Vorne rechts die Kirche San Francesco di Assisi, danach das Monastero del San Salvatore.


Gegenüber betreten wir die Kirche Santa Chiara. Auch diese Kirche kommt weitgehend ohne Farbe aus. Die Architektur und die weißen Skulpturen geben dem Inneren Gesicht. An der Zahl der Besucher sieht man, dass die Kirche beliebt ist.



Und wiederum schräg gegenüber winkt die Fassade des Domes oberhalb der breiten Freitreppe. Den modernen Plastiken werde ich mich später noch widmen. Dach und Kuppel stürzten 1996 ein und wurden 2007 neu errichtet.



In einer Querstraße hinter dem Dom steht der Palast Villadorata. Die Balkone zieren groteske und mythologische Figuren.



Noch ein Blick auf und in die Jesuitenkirche San Carlo. Wir streiften noch über den Corso, bummelten an Schaufenstern vorbei und kehrten schließlich zum Dom zurück.


Da sowohl unser Reiseleiter als auch einige Mitreisende das Innere des Domes als wenig sehenswert einstuften, nahm ich diese Plastik von Igor Mitoraj aus verschiedenen Perspektiven vor die Linse. Seine Werke sind zur Zeit an verschiedenen Stellen Siziliens zu sehen.


Nach einem letzten Blick auf den überdimensionalen Kopf machten wir uns auf den Weg zum Bus, der uns nach Syrakus, unserem nächsten Ziel brachte.


Das Hotel liegt nur einen Katzensprung von der Altstadt auf der Halbinsel Ortygia entfernt. Über eine Leiter konnte man auf einen winzigen Balkon klettern. Dort hat man fast freien Blick auf den Hafen.

Dann gute Nacht.​
 
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Ich sehe, ihr nähert euch bereits dem Sizilianischen Barock bevor es vermutlich die Ostküste rauf geht.
Genossen habe nun auch ich die wunderbaren Eindrücke aus Piazza Armerina bzw. der Villa Casale - als wir dort waren hatten sie, warum auch immer, feinen Sand über die Mosaiken gestreut, darum haben mich deine prächtigen Fotos umso mehr gefreut - und aus Caltagirone. Ja, es stimmt:
Im Mai und Juni schmücken Blumen die Treppe.
 
Ach, diese schönen Farben( und Formen), was für ein Kontrast zum hiesigen Herbstnebel. Vielen Dank an Ludovico und Pasquetta für´s Zeigen.
 
Lieber Ludwig,
mit deinem Bericht bringst du mir Orte nahe, deren Namen ich noch nie gehört habe - eine tolle Erweiterung meines Horizonts. Vielen Dank dafür!
 
Syrakus


Den letzten Berichtsteil hatte ich ja mit einem Foto von unserem kleinen Balkon abgeschlossen. Am nächsten Morgen sah es dort so aus. Ein großes Kreuzfahrtschiff lag vor Anker. Vom Busparkplatz konnte ich mir einige Details ansehen. Google spuckte sofort Daten dazu aus. Das Schiff kann 5.331 Passagiere bei einer Besatzung von 1.413 befördern. Das Hafenbecken in Syrakus wurde wohl erst vor kurzer Zeit dafür hergerichtet. Vor zwei Jahren war es großen Kreuzfahrtschiffen noch nicht möglich Syrakus direkt anzulaufen. Unser Busfahrer hatte am frühen Morgen 13 Busse gezählt, die für eine Fahrt zum Ätna bereit standen. Auch in Syrakus begegneten uns immer wieder geführte Gruppen mit dem MSC Logo.

Die Gegend um Syrakus war lange vor Ankunft der Griechen besiedelt. In der Antike entwickelte sich Syrakus zur mächtigsten Stadt Siziliens. In der Blüte hatte Syrakus 200.000 Einwohner. Berühmte Dichter lebten hier. Platon lehrte in Syrakus Philosophie und Archimedes entwickelte Kriegsmaschinen zur Verteidigung der Stadt. Erst unter den Arabern verlor Syrakus langsam an Bedeutung. Das Erdbeben von 1693 zog auch Syrakus stark in Mitleidenschaft. So tragen die Straßen in der Altstadt auf der Insel Ortygia im wesentlichen barocke Züge. Große Sanierungsprojekte nach dem zweiten Weltkrieg retteten die Gebäude vor dem Verfall. Seit 2005 steht Syrakus auch als Welterbe auf der Liste der UNESCO.


Wir fuhren zunächst zur antiken Stadt vor den Toren des neuen Syrakus. Nach dem Eintritt standen wir vor den Grundmauern des Altares des Hieron. Er wurde zum Andenken an den Sturz des Tyrannen Thrasybulos errichtet. Mit 200m Länge und einer Breite von 23m hatte er gigantische Ausmaße.


Die antiken Steinbrüche konnten wir an diesem Tag nur von außen betrachten. Sie waren wegen der Vorbereitung einer Großveranstaltung nicht zugänglich. Gerne hätte ich eine Akkustikprobe am Ohr des Dionisos mit erlebt.


Im griechischen Theater, das von den Römern umgebaut wurde, hatten 15.000 Zuschauer Platz. Im Sommer finden hier Aufführungen statt.


Auf dem Weg zum römischen Amphitheater beobachteten wir diese jungen Leute, die versuchten dieses Zwischending zwischen Ballon und Drachen zu starten.


Das Amphitheater aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. ist 140 m lang und 119 m breit. Es konnte geflutet werden, um Seeschlachten aufzuführen.


Nach der Besichtigung des Archäologischen Parks schlug unser Reiseleiter eine Bootstour um die Insel Ortygia vor. Der Vorschlag wurde sehr gerna angenommen. Unser gutgelaunte Bootsführer wollte das Ruder unbedingt an BEVA übergeben, die aber verständlicherweise kniff.


Zwischen den Dächern lugte immer wieder das riesige Kreuzfahrtschiff hervor.


Einwohner oder Urlauber vergnügten sich auf dem Wasser oder am Strand.


Wir ließen gemütlich sitzend die Altstadt an uns vorbeiziehen. Das Castello Miniace aus dem 13. Jdt. wirkt mit seinen Wällen und Türmen imposant.


Genauso imposant wirkt die 323m lange MSC Seaside vom Boot aus.


Italienische Badekultur an einem schmalen Sandstrand, gefolgt von Yachten im Hafen.


Dann war es Zeit wieder anzulegen. Direkt an der Anlegestelle ließen wir uns den Mittagsimbiss im Schatten des Restaurants schmecken.


Ausgeruht und gestärkt machten wir uns auf den Weg zu einer Besichtigung der Insel Ortygia. Direkt hinter den Brücken zum Festland stießen wir auf die Reste des antiken Apollontempels aus dem 6. vorchristlichen Jahrhundert. Die Schikanen, die den Verkehr beruhigen sollen, sind bunt bemalt und dadurch nicht zu übersehen.


Mitten auf der Piazza Archimede steht der Diana Brunnen. Er wurde 1907 von Giulio Moschetti erbaut.


Er wird gerne als Kulisse für Erinnerungsfotos genutzt.


Wir streiften durch enge, schattige Gassen, betrachteten hübsche Fassaden und die Auslagen der Läden.


Der Dom steht auf den Fundamenten des heidnischen Athena Tempels. Dorische Säulen sind in das Mauerwerk integriert. Syrakus war eine Urgemeinde des Christentums. Der erste Bischof Marziano war ein Schüler des Apostels Petrus. Paulus predigte hier bei seinem unfreiwilligen Aufenthalt.


Der Platz vor dem Dom strahlt in barocker Pracht. Richtung Norden geht es in die Altstadtgassen, im Süden liegt die Inselspitze. Leider habe ich Caravaggios "Begräbnis der Lucia" in der Lucia Kirche am Domplatz erst zu Hause in meinen Reiseführern entdeckt.


Wir zogen weiter Richtung Süden. Direkt in Ufernähe stehen am Largo Aretusa auf der einen Seite der mächtige Gummibaum im Giardino Aretusa und auf der anderen Seite liegt die sagenumwobene Quelle der Aretusa. Die Papyrusstauden sind wohl einzigartig in Europa.


Am Meer entlang auf der einen Seite und den Restaurants auf der anderen Seite spazierten wir wieder langsam zum Hotel. Der Rest des Tages stand zur freien Verfügung. Unser Reiseleiter hatte uns noch mit Restaurant Tipps fürs Abendessen versorgt.


Nach der Mittagsruhe bummelte ich mit BEVA durch die Gassen der Altstadt. Wir schauten uns dies und das an und betraten schließlich dieses Mützengeschäft. Der Inhaber stellte und einige dieser originellen, handgefertigten Mützen vor. Schließlich entschied ich mich für eine im Picasso Look. Ich werde diese wohl beim nächsten FT vorstellen. Wenn das nicht zum Kommen motiviert ...



Einige Gassen weiter landeten wir schließlich wieder auf dem Domplatz, der in der warmen Nachmittagssonne strahlte. Wir nahmen vor einer Bar Platz und genossen ein kühles Getränk. Auf dem rechten Foto oben und auf dem unteren Foto sieht man hinten die kleine Kirche Santa Lucia alla Badia, in der Caravaggios Begräbnis der Hl. Lucia zu bewundern ist.


Vor dem Dom entstand Bewegung. Einige Uniformierte nahmen langsam Aufstellung. Aus der Kirchentüre traten festlich gekleidete Menschen und es blieben immer mehr Passanten stehen. Die Zeichen waren klar. Da geht eine Hochzeitsmesse dem Ende entgegen. Schließlich schritt das Brautpaar unter den gekreuzten Säbeln hindurch auf die Treppe des Doms. Handys wurden gezückt. Besucher und Passanten klatschten lautstark Beifall.


Dieses haarige Kunstwerk am Nebentisch konnte man nicht übersehen.


Auch nach einer Viertelstunde standen noch einzelne Gruppen von Hochzeitsgästen plaudernd auf dem Platz zusammen. Wir zogen langsam Richtung Süden zur Aretusa Quelle, die im Halbdunkel anders wirkte als im Mittagslicht. Wir aßen in einem der empfohlenen Restaurants zu Abend und schlenderten dann langsam zurück Richtung Hotel.


Im Palast eines Seitenzweigs der berühmten Borgia Familie gibt es heute unten ein Restaurant. In den oberen Räumen finden herrschaftliche Empfänge und Veranstaltungen statt. Noch einmal der Domplatz im Kunstlicht. Ich liebe die Nachtspaziergänge.


Wir wählten diesmal nicht die breite Straße über die Piazza Archimede sondern die schmale Via Cavour für den Rückweg. Wir ergötzten uns noch an der Farbenpracht der Läden.


Schließlich landeten wir wieder am Hafen. Das Kreuzfahrtschiff war bereits weiter gezogen. Wir packten noch die Koffer für die Weiterfahrt am nächsten Tag und machten dann Matratzenhorchdienst.​
 
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Syrakus - wie schön! Danke für die tollen Bilder.
Darüber war ich entsetzt :eek:, das wusste ich nicht, dass nun auch in Syrakus diese Monster anlegen ... Wie heißt es so treffend: "Nobel geht die Welt zu Grunde" und du hast den richtigen "Vertippsler" getan: es ist ein Kreuz mit diesen Schiffen. ;)

Syrakus


Den letzten Berichtsteil hatte ich ja mit einem Foto von unserem kleinen Balkon abgeschlossen. Am nächsten Morgen sah es dort so aus. Ein großes Kreuzfahrtschiff lag vor Anker. Vom Busparkplatz konnte ich mir einige Details ansehen. Google spuckte sofort Daten dazu aus. Das Schiff kann 5.331 Passagiere bei einer Besatzung von 1.413 befördern. Das Hafenbecken in Syrakus wurde wohl erst vor kurzer Zeit dafür hergerichtet. Vor zwei Jahren war es Kreuzschiffen noch nicht möglich Syrakus direkt anzulaufen. Unser Busfahrer hatte am frühen Morgen 13 Busse gezählt, die für eine Fahrt zum Ätna bereit standen. Auch in Syrakus begegneten uns immer wieder geführte Gruppen mit dem MSC Logo.​
Ich bin gespannt, wie eure Sizilien-Reise weitergeht.
 
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