Bunter Reigen römischer Tiere

Neu war mir der Delfinbrunnen an der Piazza del Vaga und ich habe mir vorgenommen, ihn bei der nächsten Romreise unbedingt in natura zu sehen.
Ja, das ist ein gutes Vorhaben - wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann.

Zudem:
Gaukler hat mir ihre Fotos der beiden Brunnen von 2015 zur Verfügung gestellt, um dieses Kapitel zu illustrieren.
Das trifft zwar zu; jedoch wäre ich seinerzeit ohne den vorherigen Delphin-Hinweis von Simone gar nicht auf die Idee gekommen, dorthin zu fahren.

Kleiner ÖPNV-Tipp: Ab Haltestelle Melozzo da Forlì des Busses 910 ist es ein Katzensprung von nur ca. 120 m.
Oder man nimmt ab Flaminio = Piazza del Popolo den 2Bus, welcher auf wohl noch längere Zeit die Tram 2 ersetzt. Dann hat man ca. 750 m Fußweg von der Hst. Ankara aus (so habe ich es damals gemacht, d.h. per Tram; und die Taktung ihres Ersatzbusses ist gleichermaßen dicht).
 
Liebe lukasi,

es freut mich sehr, dass der Delfinbeitrag dir so gut gefallen hat. Vielen Dank für die netten complimenti.

Liebe Simone,
auch deine 2. Präsentation (in Wort und Bild) der Delfine im bunten Reigen römischer Tiere
ist wieder absolut exzellent und hat mir ein wunderbares und informatives Lesevergnügen beschert!

Neu war mir der Delfinbrunnen an der Piazza del Vaga und ich habe mir vorgenommen, ihn bei der nächsten
Romreise unbedingt in natura zu sehen.

Ja, der eigene Besuch dort liegt auch noch vor mir und wenn es mir möglich sein wird wieder nach Rom zu reisen, werde ich auch dorthin fahren. Die Piazza ist übrigens nicht weit von Piccola Londra entfernt.
 
Vielen Dank für die ÖPNV-Tipps! Diese kommen mir sehr entgegen.

Kleiner ÖPNV-Tipp: Ab Haltestelle Melozzo da Forlì des Busses 910 ist es ein Katzensprung von nur ca. 120 m.
Oder man nimmt ab Flaminio = Piazza del Popolo den 2Bus, welcher auf wohl noch längere Zeit die Tram 2 ersetzt. Dann hat man ca. 750 m Fußweg von der Hst. Ankara aus (so habe ich es damals gemacht, d.h. per Tram; und die Taktung ihres Ersatzbusses ist gleichermaßen dicht).
 
Zwischen 1653 und Dezember 1654 arbeitete Giovanni Antonio Mari, ein Schüler Berninis, nach dessen Entwurf und in dessen Atelier an einer überlebensgroßen neuen Figur, dem sogenannten "Mohren", der einen entkommenden Delphin zu halten versucht (...)
Complimenti! ... denn so genau habe ich diese Darstellung nie zuvor betrachtet.

Ich habe noch zwei bessere Foto des "Mohren" mit dem wasserspeienden Delfin gefunden und werde sie gleich auch im Beitrag einfügen:

 

Der Steinbock
Der Steinbock ist nicht unbedingt ein Tier, an das man in Zusammenhang mit Rom denkt. Darstellungen des prächtigen Alpenbewohners findet man dennoch in der Ewigen Stadt. Das ist zum einen darauf zurückzuführen, dass er das Wappentier eines Kardinals war, dessen Familie aus dem Vorarlberg in Österreich stammt. Zum anderen ist es darauf zurückzuführen, dass es seit der Antike auch Darstellungen des Steinbocks als Sternbild und Tierkreiszeichen in Rom gab.

* Begeben wir uns als erstes zum Palazzo Altemps an der Piazza di Sant'Apollinare. Diesen kennen wir als einen von drei Sitzen des Museo Nazionale Romano mit Sammlungen prachtvoller antiker Skulpturen, schönen Fresken ...

Markus Sitticus von Hohenems, Kardinal seit 1561 erwarb 1568 das als Palazzo Riario bekannte Gebäude.

Es trug fortan nach der italienischen Version von Hohenems den Namen Palazzo Altemps. Hohenems ließ den Palast erweitern und grundlegend erneuern und beauftragte damit Martino Longhi den Älteren, der im Palazzo Altemps einen der schönsten Höfe Roms schuf. Sein Sohn Onorio Longhi entwarf die Fassade des Baus.

Quelle: Palazzo Altemps – Wikipedia

Im Innenhof, in den Fresken der Loggia, an Kaminen (siehe hier und hier), sogar auf dem Dach (siehe hier und hier) findet man Darstellungen des Steinbocks als Wappentier des Hohenemsers.

Neben eigenen Fotos greife ich (hoffentlich) vorübergehend auf Fotos aus dem weltweiten Netz zurück um diesen Teilbericht zu illustrieren.

Markus Sitticus von Hohenems starb am 15. Februar 1595 in Rom und wurde in Santa Maria in Trastevere beerdigt. Er war Titularkardinal der Kirche und verfügte dort über eine Familienkapelle deren Fußboden mit seinem Wappen geschmückt ist.

* Kommen wir nun zu wesentlich älteren Steinbock-Darstellungen. In Ostia antica findet man eine solche im Mosaik der Neptuns-Thermen. Abgebildet ist das Tierkreiszeichen mit dem Vorderkörper eines Steinbocks und einem sich ringelnden Fischschwanz. Seit der Antike war das eine verbreitete Art der Darstellung. Auf meinem Foto verschwindet der Steinbock leider am unteren Bildrand im tiefen Schatten, daher ergänze ich mit einem Foto aus dem weltweiten Netz.

* Ebenfalls antik, aber heute nicht mehr an der originalen Fundstelle, ist ein weiteres Schwarz-Weiss-Mosaik. Es stellt alle 12 Tierkreiszeichen dar. Es stammt ursprünglich aus einem Colombarium an der ehemaligen Via Imperiale, der aktuellen Via Cristoforo Colombo, und wurde dort im November 1938 entdeckt. Es wurde im späten ersten oder im frühen zweiten Jahrhundert nach Christus angefertigt. Bald nach der Entdeckung kam ein Teil der Mosaiken des Colombariums in das Museo Nazionale Romano. Weitere Teile kamen als Dekoration des Mittelschiffs und der Kapelleneingänge nach Santa Balbina auf dem kleinen Aventin. Dort ist es seit 1939 bezeugt. Siehe: scheda stampa « Tess.

Das Mosaik befindet sich am Boden vor der Kapelle des Heiligen Antonius von Padua. Hier ein Foto aus dem weltweiten Netz. Der Steinbock befindet sich in der unteren Reihe rechts.

Hier aus einer anderen Perspektive aufgenommen mit dem Steinbock unten links:


* Ins Zeitalter der Renaissance gehört die folgende Darstellung des Steinbock mit der Göttin Venus aus der Villa Farnesina:

Die Gewölbedecke der Sala di Galatea hat Baldassare Peruzzi mit der Darstellung des Horoskops von Agostino Chigi ausgemalt.

* In der Loggia Mattei auf dem Palatin ist u.a. ein Freskenzykus mit den zwölf Tierkreiszeichen aus der Zeit der Renaissance zu sehen.

Die Stichkappen sind mit Tondi verziert, die die zwölf Tierkreiszeichen vor einem blauen oder meergrünen Hintergrund zeigen (...)

Hier der Steinbock:


* Einen sehr kleinen (blauen) Steinbock kann man bei genauem Hinsehen in der Kuppel der Chigi-Kapelle in S. Maria del Popolo entdecken.


Er ist zusammen mit dem Gott Saturn und dem begleitenden Engel dargestellt. Mehr zur Kuppel bei Interesse im folgenden Beitrag: Römische Kuppeln

* Sehr bekannt ist der Meridian in der Kirche S. Maria degli Angeli, die sogenannte Linea Clementina.

Den rechten Arm des Querschiffs durchquert der berühmte Meridian, die „Linea Clementina“, eine Sonnenuhr, die Papst Clemens XI. für das Heilige Jahr 1700 beim Astronomen und Mathematiker Francesco Bianchini in Auftrag gab. 45 m lang ist der aus Bronze gefertigte Meridian. Er wird von gelb-weißem Marmor eingefasst und ist von Tierkreiszeichen umgeben. An ihm entlang wanderte der Sonnenstrahl, der durch eine kleine Öffnung hoch oben in der Wand in den Raum fiel und Auskunft gab über die Zuverlässigkeit des damals noch umstrittenen Gregorianischen Kalenders und – besonders wichtig – mit ihm konnte die Frühjahrs-Tagundnachtgleiche ermittelt werden, von der die Terminierung des Osterfestes abhing.

Quelle

Die grafische Gestaltung der Tierkreiszeichen - inspiriert von Alexander Mairs Stichen für Johann Bayers Sternenkatalog Uranometria (1603) - stammt von Carlo Maratta, dem berühmten Maler, der 1713 in derselben Basilika beigesetzt wurde. Siehe: InStoria - La meridiana di Santa Maria degli Angeli a Roma - Parte I

Entlang der gesamten Linie befinden sich Darstellungen der verschiedenen Tierkreiszeichen. Der Marmor für die Intarsienarbeiten stammt größtenteils aus archäologischen Funden. Rechts der Linie befinden sich die Sommer- und Herbstkonstellationen, links die Frühlings- und Winterkonstellationen. Krebs und Steinbock, die mit den Sonnenwenden zusammenfallen, befinden sich an den beiden Enden der Linie.

Meine Fotos sind leider von recht bescheidener Qualität. Dennoch kann man die herrlichen Farben des Marmors, welcher für das Zeichen des Steinbocks genutzt wurde, erkennen.

* Bleiben wir zeitlich zu Beginn des 18. Jahhundert und begeben wir uns in Gedanken zur Biblioteca Casanatense.

Im salone monumentale der 1701 eröffneten Biblioteca Casanatense bestechen auch zwei grosse Globen, ein Erdglobus und ein Himmelsglobus, durch ihre Schönheit. Sie stammen aus den Jahren 1715 und 1716. Ihr Schöpfer war der italienische Abt und Kartograph Amanzio Moroncelli. Auf dem Himmelsglobus ist auch das Wappen von Kardinal Girolamo Casanate (1620 bis 1700) abgebildet.

Hier zwei Aufnahmen, auf denen das Sternbild des Steinbocks zu sehen ist:

Zum Schluss sei noch auf zwei Abbildungen des Tierkreiszeichens Steinbock aus dem 20. Jahrhundert hingewiesen.

* Das älteste der beiden ist im Mittelgang der Kirche Santa Maria Liberatrice zu finden.


Sie wurde im Auftrag von Papst Pius X. zwischen 1906 und 1908 vom Architekten Mario Ceradini errichtet. Ein Schwarz-Weiss-Mosaik mit einigen bunten Elementen zeigt die 12 Tierkreiszeichen und zieht sich den gesamten Mittelgang entlang bis zum Altar. Dort endet das Mosaik mit der Darstellung des Steinbocks, das Zeichen unter dem Jesus-Christus der Tradition zufolge geboren worden ist.


Zu den anderen Tierkreiszeichen siehe bei Interesse hier.

* Im Palazzo Venezia in der Sala del mappamondo findet sich ebenfalls eine moderne Steinbock-Darstellung.


Der Rand des grossen Fussboden-Mosaiks ist mit Tierkreiszeichen geschmückt. Einige habe ich im Oktober 2017 fotografiert, leider nicht den Steinbock. Aber das weltweite Netz weiss Rat. Dieses Foto habe ich gefunden.

Obwohl Teile des Mosaikfussbodens antik wirken, sind sie es nicht sondern entstanden in den 1920er Jahren. Das Mosaik ist ein Werk von Pietro d'Achiardi (1879 bis 1940). Er war es, der die Entwürfe für das Bodenmosaik anfertigte, wobei er sich ein Beispiel an Mosaiken aus römischen Thermen, insbesondere den Neptun-Thermen in Ostia Antica nahm.
 
Umso interessierter jedoch habe ich nunmehr diesen ihm gewidmeten Beitrag gelesen.

Das freut mich! Ich habe eben noch einen heute Morgen vergessenen Steinbock eingefügt:

* In der Loggia Mattei auf dem Palatin ist u.a. ein Freskenzykus mit den zwölf Tierkreiszeichen aus der Zeit der Renaissance zu sehen.

Die Stichkappen sind mit Tondi verziert, die die zwölf Tierkreiszeichen vor einem blauen oder meergrünen Hintergrund zeigen (...)

Hier der Steinbock:

 
Rom und Steinbock. Darauf wäre ich auch nicht gekommen. Vielen Dank für diesen kurzweiligen und ganz interessanten Beitrag!
 
Wieder ist der bunte Reigen römischer Tiere um ein weiteres bereichert worden.

Es ist interessant zu lesen, dass der Steinbock, sonst in anderen Gefilden beheimatet,
seinen Weg auch nach Rom gefunden hat, sei es als Sternzeichen oder Wappentier eines Kardinals.
 

Schildkröten
Die bekanntesten, beliebtesten, aber beileibe nicht die einzigen Schildkröten in Rom sind die vier Exemplare des Schildkrötenbrunnens an der Piazza Mattei.

1. Der Schildkrötenbrunnen


Diesem Brunnen und den Schildkröten habe ich 2011 folgenden Beitrag gewidmet: Die Brunnen Giacomo della Portas.

Von Giacomo della Porta stammen die Marmorteile des Brunnens, d.h. die tiefgraue obere Brunnenschale aus afrikanischem Marmor, der Baluster aus weissem Marmor mit wenigen hellgrauen Adern sowie die vier unteren Brunnenschalen in Muschelform aus grau-rot-weiss-gesprenkeltem Portasanta-Marmor.

Ein Werk des Florentiner Bildhauers Taddeo Landini sind die vier Bronzeskulpturen junger Männer, welche jeweils einen Fuss auf einen Delphin stellen und eine Hand über den Kopf zur oberen Brunnenschale heben. Dort sollten ursprünglich vier weitere Delphine Wasser in die Schale speien. Doch der Wasserdruck war zu niedrig und della Porta verzichtete auf die Platzierung der bereits gegossenen Delphine. So griffen die Jünglinge nach oben ins Leere. Das sollte auch bis etwa 1659, also rund 80 Jahre lang so bleiben!

Die letzte Darstellung des Brunnens an der Piazza Mattei ohne Schildkröten stammt aus dem Jahr 1647, die erste mit den vier Schildkröten von 1662. Wahrscheinlich wurden sie zwischen 1658 und 1660, zur Zeit Papst Alexanders VII. Chigi, dem Brunnen hinzugefügt. Nun hatte die dem Beobachter unnatürlich erscheinende Haltung der Bronzejünglinge einen Sinn.


Man weiss nicht, wer diese Ergänzung vornahm. Oft liest man, dass die Schildkröten von Gian Lorenzo Bernini stammen könnten. Dafür gibt es allerdings nicht den geringsten Beweis. Auch der Name Andrea Sacchi wird in diesem Zusammenhang genannt.

Schildkröten sind in der römischen Mythologie mit der Gestalt des Jupiter-Sabazius verbunden. Sogenannte Sabazius-Hände (Votivfiguren) zeigen oft Schildkröten. Hier zwei Beispiele, die ich im Netz gefunden habe: Barakat Gallery Store und Hand of Sabazius. Möglicherweise hatte der Künstler, der die Schildkröten dem Brunnen hinzufügte, Kenntnis dieser Zusammenhänge und wählte ganz bewusst, und nicht etwa zum Scherz, Schildkröten als Zusatz zum Brunnen vor dem Palazzo der Familie Mattei di Giove (= Jupiter).

Mir kommt es fast so vor, als habe der unbekannte Künstler das Motto "Festina lente" (in etwa: Eile mit Weile) im Kopf gehabt, als er den flinken Delphinen die bedächtigen Schildkröten zugesellt hat. Die anmutige Komposition aus Jünglingen, Delphinen und Schildkröten anzuschauen macht auf jeden Fall immer wieder Freude.

Es gibt noch weitere Brunnen in Rom, die eine oder mehrere Schildkröten aufzuweisen haben. Machen wir gleich weiter mit diesen.

2. Die Fontana della tartaruga in der Villa Sciarra

Ein kleiner Faun will auf den Rücken der Schildkröte steigen. Dort sitzt bereits ein Putto und streckt die Hand nach ihm aus.

Das Gelände des 7500 qm grossen Parks gehörte im Altertum zu den Gärten Caesars in Trastevere, viel später den Barberini, dann ab 1811 den Colonna di Sciarra. In den 1880er Jahren wurde der Grossteil des Geländes bebaut. Anfang des 20. Jahrhunderts erhielt der Park seine heutige Gestalt, als Villa und Park von dem amerikanischen Diplomaten George Wurts und seiner Ehefrau Henrietta Tower erworben wurden, die hier ein mondänes Leben führten. Die Skulpturen und Brunnen des Parks wurden 1902 hierher gebracht. Sie schmückten ursprünglich den Park des Castello Visconti di Brignano d'Adda in der Lombardei. Die Schildkröte hat also einen weiten Weg hinter sich.

3. Fontane di Valle Giulia oder Fontane delle tartarughe

Dabei handelt es sich um imposante Zwillingsbrunnen in der Villa Borghese am Piazzale Ferdowsi unterhalb der Scalea Bruno Zevi resp. vor der Galleria nazionale d'arte moderna. Errichtet wurden sie 1911 zum 50. Jahrestag der Einheit Italiens. Entworfen hat sie, ebenso wie die Nationalgalerie selbst, der Architekt Cesare Bazzani (1873 bis 1939). Je acht grosse Schildkröten umgeben ein rundes ebenerdiges Bassin. Die Baluster sind mit Rosen und Früchten verziert.


4. Brunnen mit Schildkröte des Krankenhauses Fatebenefratelli auf der Tiberinsel

1933 hat Cesare Bazzani auch einen Brunnen im heute überdachten Cortile dei pesci des Krankenhauses "Fatebenefratelli" auf der Tiberinsel entworfen. Von diesem habe ich bereits im Kapitel über die römischen Frösche erzählt. Der Brunnenrand ist mit einem Delphin, einem Frosch und einer Schildkröte geschmückt. Ihr Köpfchen ist stark bemoost.

5. Arme kopflose Schildkröte am Neptunbrunnen der Piazza Navona

Eine leider seit Jahren kopflose kleine Schildkröte ist am Brunnenrand des Neptunbrunnens an der Piazza Navona zu finden. Im Dezember 2010 (!) und im März 2018 habe ich das Tierchen in diesem traurigen Zustand gesehen.


Vielleicht erleben wir ja noch, dass sie restauriert wird. Siehe folgenden Artikel von 2017: Piazza Navona, danni alla fontana di Nettuno: "Testa della tartaruga decapitata".

6. Schildkröten am Nymphäum der Loggia des Casino di Pio IV in den Vatikanischen Gärten

Auf diese hat @tacitus in folgendem Beitrag hingewiesen:

Da gibt es in der ornamentalen Gestaltung der Wand einen ganzen Zoo mit Fischen, einem Krokodil, einem Schwan, Schnecken, Schildkröten und Hummern zu entdecken.

Kommen wir nun zu Schildkröten, die sich nicht an Brunnen tummeln:

7. Mosaik mit Schildkröte auf dem Aventin

Im Herbst 2010 habe ich in S. Anselmo auf dem Aventin ein Mosaik aus der römischen Domus dei Pactumei gesehen. Ich hatte davon gelesen und als wir den Mönch an der Pforte nach dem Mosaik fragten, öffnete er uns eine Tür zum Klosterbereich und wir konnten das auf dem Gelände gefundene und restaurierte Mosaik betrachten. Es stammt aus der Zeit zwischen dem Ende des 2. und dem Beginn des 3. Jahrhunderts.


In der Mitte erkennen wir Orpheus, den Sänger und Dichter aus der griechischen Mythologie. Er sitzt unter einem Baum, spielt die Lyra und ist umgeben von Tieren. Zu seinen Füssen findet sich auch eine Schildkröte. Der Sage nach spielte und sang Orpheus so schön, dass die Bäume sich zu ihm neigten, die wilden Tiere sich friedlich um ihn scharten und selbst die Felsen weinten. Das war ein beliebtes Thema der römischen Mosaikkunst.

8. Schildkröte in S. Maria dell'Anima

Am Ende des linken Seitenschiffs von S. Maria dell‘Anima sind über einer Tür, die in den cortile des Päpstlichen Instituts Santa Maria dell‘Anima führt, eine Eule und eine Schildkröte abgebildet. Die Eule sitzt auf dem Rücken der Schildkröte.


Foto von Wikimedia Commons unter der Lizenz Creative Commons
URL der Seite, URL der Datei, Urheber: Gianfranco
Die beiden Tiere in Nahaufnahme findet man hier im Forum in einem Beitrag des Threads Römischer Adventskalender 2019.

Wie alt die Darstellung ist, wer sie geschaffen hat und was sie uns sagen will, weiss ich nicht. Die Schildkröte mit ihrem festen Panzer wird z.B. seit der Antike mit Enthaltsamkeit und Standhaftigkeit assoziiert und könnte eventuell ein Hinweis auf Maria sein. Das ist aber nur mein persönliches Gedankenspiel. Vielleicht handelt es sich auch einfach nur um eine barocke Spielerei.

9. Madonna mit Schildkröte der Galleria comunale d’arte moderna

Im Besitz der Galleria comunale d’arte moderna befindet sich die (allerdings nicht ausgestellte) Büste einer Madonna mit Kind und Schildkröte. Sie ist das Werk von Riccardo Assanti (geboren 1883) und entstand zwischen 1930 und 1934. Maria zeigt dem Jesuskind das Tierchen. Sie hält die Schildkröte in der rechten Hand, wobei der Kopf des Tierchens zwischen ihrem Zeige- und Mittelfinger hervorlugt.
In der christlichen Mythologie steht die Schildkröte u.a. für Häuslichkeit, Keuschheit, Bedachtsamkeit und Geduld. Ob es die Absicht des Bildhauers war, etwas davon darzustellen, kann man schwerlich sagen.

10. Schildkröte an der Porta della morte des Petersdoms

Die jüngste in diesem Reigen der römischen Schildkröten ist ein Werk von Giacomo Manzù. Man findet sie und fünf weitere Tierdarstellungen im Sockelbereich der am 28. Juni 1964 eingeweihten Porta della morte. An jedem Türflügel sind drei Tiere angebracht. Die Schildkröte ist das mittlere auf dem rechten, dem auf meinen Fotos geöffneten, Türflügel.


Sie ist auf dem Rücken liegend dargestellt, wie sie eben eine Schlange beisst.

Die grossen Bildfelder der Porta della morte zeigen den Tod des Abel, den Tod des hl. Josef, den Tod des hl. Stephanus, den Tod Papst Gregors VII., den Tod durch Gewalt, den Tod Papst Johannes' XXIII., den Tod im Raum, den Tod auf der Erde. Auch die Tiere stehen in Verbindung zum Thema Tod, Schlaf, Nacht und Unheil. Es handelt sich um einen toten Vogel (Amsel), einen Siebenschläfer, einen Igel, eine Eule, die Schildkröte mit Schlange und einen Raben. Die Namensähnlichkeit Tartaruga und Tartaros hat Manzù möglicherweise zur Wahl des Schildkrötenmotivs veranlasst.

Manzù hat mehrere Entwürfe der Tiere hergestellt, so waren z.B. 2016/17 zwei weitere Darstellungen der Schildkröte mit der Schlange in einer Ausstellung in der Engelsburg zu sehen.


Links: Tartaruga con serpe, 1962 - bronzo dorato
Rechts: Tartaruga con serpe, 1962 - bronzo dorato
Beide: Ardea, Museo Giacomo Manzù​
 
Liebe Simone,

mit deiner Schilderung und der dazu gehörenden Bebilderung römischer Schildkröten
ist dir wieder ein vortrefflicher Beitrag über Tierdarstellungen in Rom und im Vatikan gelungen!
Das es im Klosterbereich v. S. Anselmo ein so schönes Mosaik gibt, war mir bisher nicht bekannt.
So habe ich durch deine Ausführungen im bunten Reigen römischer Tiere wieder viel Neues erfahren!
 
Am Ende des linken Seitenschiffs von S. Maria dell‘Anima sind über einer Tür, die in den cortile des Päpstlichen Instituts Santa Maria dell‘Anima führt, eine Eule und eine Schildkröte abgebildet. Die Eule sitzt auf dem Rücken der Schildkröte.


Foto von Wikimedia Commons unter der Lizenz Creative Commons
URL der Seite, URL der Datei, Urheber: Gianfranco
Die beiden Tiere in Nahaufnahme findet man hier im Forum in einem Beitrag des Threads Römischer Adventskalender 2019.

Wie alt die Darstellung ist, wer sie geschaffen hat und was sie uns sagen will, weiss ich nicht.

Nun, da kann ich vielleicht weiterhelfen.

Nach meiner Einschätzung erschliesst sich hier die Aussage "Reden ist Silber, Schweigen ist Gold".

Bekanntermassen ist die Eule das (griechische) Symbol der Weisheit. So weit so gut. Die Schildkröte ist allerdings auch in der griechischen Mythologie verknüpft. Sie war ein Symbol der Stille. Die Geschichte erzählt von einer Nymphe namens Chelone, die am Ufer eines Flusses am Berg Chelydorea in Arkadien im Süden von Griechenland lebte. Zu seiner Hochzeit mit Hera ließ Zeus durch Hermes alle Götter, Menschen und Tiere einladen. Alle folgten dieser Einladung, bis auf Chelone, die sich spöttisch über diese Hochzeit ausließ. Als Hermes dies bemerkte, begab er sich zurück auf die Erde und stürzte sie zusammen mit ihrem Haus in den Fluß und verwandelte sie so in eine Schildkröte, die ihr Gehäuse auf dem Rücken tragen mußte. Wegen ihres Spotts wurde sie zu ewiger Stummheit verdammt.

Quelle: Servius, Kommentar zu Vergil, Aeneis

Grüsse
Rainer
 
Liebe lukasi und Gaukler,
es freut mich, dass ihr virtuell mit mir auf den Spuren der Schildkröten unterwegs seid. Danke schön für euer Interesse und die netten Worte.
Das Mosaik aus S. Anselmo hatte ich kurz auch in den Beiträgen über Bären und Elefanten erwähnt. Auch ein prächtiger Löwe ist darauf abgebildet.

Lieber Rainer,
danke schön für die Geschichte von der Nymphe Chelone. Ich habe heute zum ersten Mal von ihr gehört. Kein beneidenswertes Schicksal. ;)
 
Liebe Freunde der römischen Fauna,

ich möchte auf einen Artikel hinweisen, den ein hochgeschätzter Kollege im numismatischen Forum über den Pfau veröffentlicht hat.

Der Pfau in der Antike

Ist jemandem ein Pfau in Rom aufgefallen?

Grüsse
Rainer
 
Danke für den Hinweis! Ja, mir sind schon Pfauendarstellungen in Rom aufgefallen und ich müsste auch ein paar Fotos haben. Ich werde bei Gelegenheit mal nach solchen Ausschau halten. Ich erinnere mich u.a. an zwei in der Krypta von S. Cecilia in Trastevere, allerdings keine antiken. Augenblicklich beschäftige ich mich gerade mit anderen gefiederten Gesellen, den Tauben

Hier die Pfauen aus S. Cecilia.

 
Ja, mir sind schon Pfauendarstellungen in Rom aufgefallen und ich müsste auch ein paar Fotos haben. Ich werde bei Gelegenheit mal nach solchen Ausschau halten.

Darüber würde ich mich sehr freuen. Ich finde es spannend, wenn man Geschichte mit den erhaltenen Darstellungen verknüpfen kann. Und die Münzen sind ja nichts anderes als plastische Zeugnisse der Zeit.
 
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