Bericht: Die Römer in Kleinasien: Ephesos

FestiNalente

Censor
Stammrömer
Unseren diesjährigen Herbsturlaub verbrachten wir auf der grünen Insel Samos (dazu gibt es keinen Bericht aber die Fotos - zunächst ohne Beschriftung - habe ich hochgeladen: Samos - am Ende der Saison 2018) - und beim Besuch von Pythagorio machte uns ein Anschlag darauf aufmerksam, daß letztmalig in der Saison eine Schiffstour in die Türkei angeboten wurde: Kusadasi mit Besuch von Ephesos. Und da ein "richtiger" Türkei-Urlaub für uns (derzeit) nicht zur Debatte steht, bot dies die einzige Gelegenheit, trotzdem einmal Ephesos zu besuchen - schließlich liegt Samos unmittelbar vor der Türkischen Küste - die Meerenge zwischen Mykale (vgl. auch: Schlacht von Kap Mykale) und Samos ist nur 1,6 km breit.

Also fanden wir uns an unserem letzten Sonntag des Urlaubs morgens in aller Herrgottsfühe im Hafen von Pythgorio ein und bestiegen (nach richtiger Grenzkontrolle - schließlich verließen wir ja die EU :D) das Schiff nach Kusadasi ....


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Nachdem wir die "Einreiseformalitäten" erledigt hatten, erwartete uns vor dem Hafengebäude schon unser Fremdenführer, der uns durch das Gewimmel um den Bazar zu einem Kleinbus lotste, mit dem wir in Richtung Selçuk aufbrachen. Erste Station waren die Ruinen des Tempel der Artemis :

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Wir sparten uns die Begehung des Geländes, weil außer einigen Tempel- und Säulenresten von dem Bauwerk, das einst zu den "7 Weltwundern" zählte, nicht mehr allzuviel zu sehen war. Unser Fremdenführer gab uns dann noch einen kurzen Abriß der Geschichte des Tempels, der in antiker Zeit auch Verfolgten die Möglichkeit des Asyls bot - in dem Zusammenhang erwähnte er auch die ägyptische Königin Arsinoë IV., die auf Befehl Caesars dorthin verbannt wurde, weil sie den Machtbestrebungen ihrer Schwester Kleopatra im Wege stand und dann 5 Jahre später auf Befehl des Marcus Antonius hingerichtet wurde. (Excurs: Kürzlich wurde dieses Thema in einer Fersehdokumentation des Senders Arte aufgegriffen Sendung verpasst? | Kleopatra - Porträt einer Mörderin vom 01.12.18 (arte) vgl. auch: Tod am Nil – Ließ Kleopatra ihre kleine Schwester ermorden? - tv.ORF.at )

Oberhalb des Tempels fällt dann der Blick auf die Isabey-Moschee und die darüber thronende Zitadelle von Selçuk

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Von dort fuhren wir zum Nebeneingang des Ausgrabungsgebiets von Ephesos und begannen unseren Streifzug durch die Ausgrabungen an der Kuretenstraße. ( Karte des heutigen Geländes von Ephesos) (Empfehlung: Link in separatem Fenster öffnen)

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Das Odeion ist eines der besten erhaltenen Gebäude im politischen Zentrum. Hinter einen Säulengang ragt dieses Versammlungshaus einem Theater gleich in die Höhe. Die Sitzplätze sind hervorragend erhalten. Auf den 27 Rängen hatten bis zu 1500 Menschen platz. In dem von Vedius Antonius um 150 n. Chr. erbauten Gebäude wurden Anhörungen und Ratsversammlungen abgehalten, sowie kleinere Konzerte und Aufführungen gegeben (Quelle: Ephesos – Reiseführer auf Wikivoyage)

Westlich des Hadrianstempels gerät man in das Gebiet des Gebäudes, das man aufgrund einer hier gefundenen nackten Darstellung des Gottes Priapos mit einem Riesenglied in Anwesenheit einer heruntergekommenen Dame (wohl eher fälschlicherweise) als "Bordell bezeichnet. Besonders Sehenswert hier sind die großen antiken Toilettenanlagen.

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Brunnen vor dem "Bordell"
An diesem Gebäude treffen Kureten- und Marmorstraße zusammen - geht man letztere einige Schritte weiter, steht man vor dem imposanten "Großen Theater". Auf den 66 Sitzreihen finden 24.000 Zuschauer platz. Und aufgrund des guten Zustandes und der guten Akustik finden auch heute hier immer noch Konzerte statt.

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Panorama des Großen Theaters

Direkt gegenüber des GroßenTheaters steht das "Wahrzeichen" von Ephesos, die Celsus-Bibliothek
Wendet man sich am Ende der Marmorstraße nach links, beginnt dann die Arkadiane. Diese Prachtstraße geht vom Theater bis zum Hafengelände und war von kleinen Läden gesäumt. Als erste Straße weltweit wurde diese Straße nachts beleuchtet. .... Und linker Hand der Arkadiane blickt man auf die Reste der unteren Agora.

Voll von überwältigenden Eindrücken dieser bedeutenden antiken Stadt verlassen wir das Grabungsgelände durch den Haupteingang, wo uns (nachdem wir uns mühsam durch die Menge der Souvenir-Shops und Erfrischungsstände, die dort auf die Touristen warten, geschlängelt haben) unser Fremdenführer wartet mit dem Kleinbus, der uns wieder zurück nach Kusadasi bringen soll.

Bevor wir dort angelangen, gibt´s noch einen Zwischenstop in einer Kooperative, in der Teppiche geknüpft werden. Immerhin werden wir gefragt, ob wir das auch wollen ;). Nachdem uns versichert wird, daß wir da ja nichts kaufen müssen, aber es sei ja doch interessant, einmal zu sehen, wie so Teppiche entstehen, stimmt die Gruppe zu - und ich denke, es hat sich wirklich gelohnt. Wir wurden mit einem Tee und kleinen Snacks begrüßt, bevor die "Führung", die natürlich am Ende mit einer Präsentation der Erzeugnisse verbunden wurde, begann:

Die Demonstration der Tätigkeiten der Mitarbeiterinnen war wirklich eindrucksvoll - und wir hatten den Eindruck, die Mitarbeiter waren stolz auf ihre Produkte - und ein intensiver "Verkaufsdruck" wurde nicht ausgeübt. Verabschiedet wurden wir mit den Worten: "Wenn Ihnen unsere Teppiche gefallen - vielleicht kommen Sie ja mal wieder und suchen sich etwas besonderes aus ...."

Dann ging´s aber wirklich zurück in die Stadt - aber so richtig motiviert für eine "Shopping-Tour" im Bazar waren wir nicht, obwohl man dort "Echte Fake-Uhren" etc. hätte kaufen können - wir haben uns lieber in der Nähe der Fischmarkthalle zu einem kleinen Imbiß hingesetzt ...

Nachdem wir am Zugang zum Hafen auch unsere Reisedokumente wieder bekommen hatten (die waren bei der Einreise eingesammelt und gegen "Bordkarten" eingetauscht worden), ging´s dann abends (bei "leichtem Seegang") wieder zurück nach Samos - wobei wir dort den "Fehler" begangen haben, nicht gleich als erste von Bord gegangen zu sein :(. So dauerte die Einreise in die EU für uns gut 1 Stunde, weil vor uns alle Griechen, die in Kusadasi günstig shoppen gegangen waren, erst mal gründlich vom Zoll "gefilzt" wurden ......

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Hallo FestiNalente
Jetzt habe ich mich endlich mal mit Musse durch deinen Reisebericht im Osten des Imperiums gelesen. Wunderschöne Bilder und interessante Informationen. So weit östlich werde ich es wohl nie schaffen, selbst unter anderen politischen Umständen. Vielen Dank für den virtuellen Ausflug, den ich wenigstens mit deinen schönen Bildern machen kann.
 
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