Incontri romani, Römische Begegnungen

Due pazze a Roma

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Stammrömer
Hier kommt ein gemeinsamer Reisebericht von Nihil und Pecorella, die die Urbs vom 20.10. - 27.10 gemeinsam besuchten. Die Beiträge von Pecorella sind in blau geschrieben, die von Nihil in schwarz.


Auf nach Rom! So lautete das gemeinsame Ziel zweier Forumsmitglieder, die sich allerdings bis dahin nur aus den spröden Zeilen der Forumsbeiträge kannten. Ein gewagtes Unternehmen, zwei sich unbekannte Kreaturen: ein frommes Schaf und ein flatterndes, unheiliges Nichts ( aka Pecorella und Nihil) würden sich eine Woche lang die Wohnung, den Kühlschrank und Rom teilen....Nihil hatte ihr neues-altes Brevier eingepackt , um wenigstens etwas kulturell belesen zu wirken: Alle Wege führen nach Rom, von Adalbert Seipolt. Das Geschichtchen um eine katholische Pilgerfahrt stammt aus den 50er Jahren, und Nihils Buchexemplar scheinbar auch. Der verfleckte Umschlag stammt jedenfalls nicht von ihrem verplemperten Kaffeesatz.



Pecorella kam lange vor Nihil an, um sich mit den Tücken der modernen Wohnungsvermietung auseinander zu setzen.

Pecorella war schon vor der Ankunft sehr aufgeregt, denn als Türöffnung bekam sie einen Link, den sie aufrufen und folgen musste. In ihren vorrömischen Träumen sah ich uns schon am Termini übernachten, weil die Tücken der Technik und Pecorellas mangelnde Fähigkeiten das Öffnen der Türen unmöglich machen würden. Aber tastsächlich öffneten sich die Türen wie versprochen.


Und nachdem Pecorella das Sesam-öffne-Dich der Wohnungstür gemeistert hatte, kam sie nach Stazione Ostiense gereist, um Nihil " heim zu leuchten". Das war auch bitter nötig. Nihil hatte sich nicht wirklich vorbereitet. Die Wege erschienen ihr alle bekannt ( man war ja schon oft in Rom gewesen), allein sie fand selten mal den rechten Weg zum Ziel. Gleich wie die Hauptperson des Pilgerbreviers "Suora Annaberta Vogelwieser"., ging Nihil öfter mal verloren und fand sich in Quartieren wieder, die sie ursprünglich nicht angepeilt hatte. Selbst am Abreisetag hätte sie fast den Weg aus Monti heraus verpasst.

Nachdem Pecorella die wild umher flatternde Nihil in Ostiense eingefangen hatte und mächtig mit ihren Fähigkeiten die Wohnungstüren öffnen zu können angab, stellte sie erstaunt fest, dass Nihils kompletter Koffer nass war. Anscheinend wurde Nihils Koffer schon auf dem Hinflug vorsorglich so gründlich mit Weihwasser besprenkelt, dass der gesamte Inhalt nass in Rom ankam.
Nach wenigen Minuten befand sich der komplette Kofferinhalt, gut ausgebreitet in der Wohnung zum Trocknen.

Es war schon nach 20 Uhr und so langsam verlangten unsere Mägen nach Nahrung. In Monti kein Problem, eher ein Problem sich für ein Lokal zu entscheiden. Pecorella, die ja Monti gut kennt, lotste Nihil in das Lokal mit dem witzigen Namen "Non c'è trippa per gatti", wo wir einen netten ersten Abend verbrachten. Die Chemie schien tatsächlich zu stimmen. Nihil war fest davon überzeugt nie wieder den Weg zurück zur Wohnung zu finden und folge brav dem Schaf, das zielsicher durch die nächtlichen Gassen von Monti hoppelte
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Wie schön, ein neuer - und wie es scheint vielleicht auch ungewöhnlicher - Bericht über eine Romreise. - Ich muss sagen, ihr macht es mir schon mit dem Einstieg in die "römischen Begegnungen" nicht gerade leicht, nicht mit den eigenen Reisehindernissen zu hadern :confused: ;). Umso mehr freue ich mich auf weitere "römische Begegnungen".
Alle Wege führen nach Rom, von Adalbert Seipolt. Das Geschichtchen um eine katholische Pilgerfahrt stammt aus den 50er Jahren, und Nihils Buchexemplar scheinbar auch. ...

:D Dieses Buch in alter Ausgabe steht auch bei mir (sogar in zweifacher Ausführung :oops:) im Regal. :cool:
 
Nächtens 20.10.2022:



Bevor die due pazze mit ihren gut gefüllten Mägen ins Bett fallen würden, genossen sie bei wirklich unglaublich lauen Lüftchen noch einen Nachtspaziergang. Die antiken Überbleibsel lagen so nah...fast zum Greifen nahe. Eine Runde ums Colosseum, wo sich drinnen noch Besucher der Abendführung tummelten, der Konstantin -Bogen stand auch in alter Pracht und war hübsch anzusehen so alleine. Pecorella zeigte Nihil einige unbekannte Wege, Stege und Gassen , die Nihil noch nie betreten hatte. Wie gut das Pecorella die Übersicht behielt, die Nihil nicht gegeben war.

 
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21.10.21 vormittags

Da unser heimischer Kühlschrank noch gähnende Leere aufwies, gingen die Due pazze, nachdem sie sich genügend für das römische Leben aufgebrezelt hatten, ganz römisch in die nächste Caffè-Bar. Nihils schlechte Laune aufgrund fehlender Coffein-Grundlage ist allseitig bekannt. So stellten sich die beiden Hübschen ganz italienisch in die nächste Caffè-bar und begehrten "al banco" Cornetti und koffeinhaltige Heißgetränke.

Die Caffè-Bar erfüllte unsere Erwartungen und mehr: lauter Römer, die sich ebenfalls "al banco" einreihten, ein wild umher schwirrender Barrista, der 10 Kunden gleichzeitig bediente und anscheinend genau wusste, was seine im Minutentakt erscheinenden Kunden wünschten. Jedenfalls brauchte so gut wie niemand sagen, was er wollte. Wir müssen nicht extra erwähnen, dass dieser Kellner auch beeindruckend flirten konnte. Altersgerecht zwischen 20 und 80 und genderneutral.

Als wir eine 2. Runde Kaffee orderten, wusste der Kellner schon, was seine Due pazze wünschten.

Nun hieß es aber für den Grundbedarf Einkaufen zu gehen. Kaum traten die due Pazze vor die Tür, wurde Nihil dezent von Pecorella auf die gleich nebenan liegende Eisdiele "IL Gelatone" hingewiesen. Hatte sich das Schaf doch in vergangenen Jahren hier schon ausgiebig mit ihrer kalten Leibspeise versorgt und wie immer gehofft, dass römische Gewaltmärsche die reichlichen Kalorien wieder eliminieren. Es kostete Nihil in den nächsten Tagen noch einige Mühe, Pecorella daran zu hindern, 3 mal am Tag dort einzukehren.



Danach ging es in die gleich neben unserer Wohnung liegende Markthalle. Ein Stand schien "mille cose" (tausend Sachen) zu verkaufen, also genau das Richtige um unseren noch einsam vor sich hin kühlenden Kühlschrank zu füllen. Wurst und Käse im Überfluss und ehe ich mich versah, war Nihil in eine intensive Konversation mit dem netten Verkäufer vertieft. Es folgten auch nette Diskussionen mit umstehenden Kunden, über die Frische des angebotenen Gemüse, die Herkunft der gigantischen Steinpilze, das Leben im Allgemeinen und das römische Leben im Speziellen. Wir erfreuten uns an unseren netten Incontri romani und fühlten uns mitten im römischen Alltag angekommen.


Und wie man sieht, existiert mitten im Markt ein Bücherregal!
Nihil hatte extra ein Buch eingepackt , um es in der von Schwarzwaldgirl entdeckten Biblio Bar einzustellen. Weder dort, noch hier fand das Buch einen neuen Platz.....es reiste wieder mit Nihil zurück...Völlig vergessen.


Schnell übergaben wir unsere Marktschätzchen dem Kühlschrank und auf ging es durch die Gassen zu neuen Incontri romani im Centro.

 
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21.10.2022 vormittag: Auf ins Centro

Ach ja, geplant hatten wir auch einiges: Pecorella war mit einer Liste von Sehenswürdigkeiten bewaffnet, was wir uns unbedingt ansehen wollten, eigentlich die typische Mischung aus neu sehen , wiedersehen, neu-wiedersehen. So machten wir uns auf Richtung Centro. Etwaige vorhandene Transportmittel schlugen wir aus.



Die Füsse mussten ihren schweren Dienst antreten, im wahrsten Sinne des Wortes. Im Laufe der Woche bekamen sie die San Pietrini ordentlich und schmerzhaft zu spüren. Erstes Besichtigungsziel war: Trevi-Brunnen: nein, nicht wirklich, es gab bloss keine Chance ihn zu umgehen, um zur "Citta dell'Acqua" oder Vicus Caprarius zu kommen.

Pecorella trabte zunächst noch forsch und frisch ( es war ja noch der erste Tag) durch die Gassen von Monti, schlug elegante Haken, wenn mal wieder ein Auto heran brauste, Nihil folgte einfach ergeben.

So erreichten die due Pazze den Largo Magnapoli und fanden die Kirche Santi Domenico e Sisto geöffnet. Pläne sind in Rom dazu da sie jederzeit für eine sich gerade bietende Gelegenheit über den Haufen zu werfen. Also hinauf die elegante Treppe zum Kirchlein, allein der Aufstieg wurde schon mit einer schönen Aussicht auf die Villa Aldobrandini belohnt. Die Kirche selber ist zur Zeit im Eingangsbereich mit Baugerüsten etwas verstellt, was hoffentlich bald ihre Schönheit neu erstrahlen lässt.




Dann ging es weiter über den Quirinal ( Meloni bestimmte die aktuelle Tagespolitik) Richtung Trevi-Brunnen. Abgelenkt wurden wir allerdings durch kleine Details in den hübsche Gassen, die unbedingt erst mal gründlich fotografiert werden mussten


Doch irgendwann erreichten auch wir den etwas versteckt liegenden Eingang der Città dell'Acqua

Dies ist auch eine gewisse Cittá dell´Acqua....:cool:


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Sehr hübscher , zentral gelegener Ort, um die Wasserversorgung des antiken Roms zu studieren. Selbstverständlich gibt es dort auch eine saubere, funktionierende Toilette, die Quelle zur Spülung ist eventuell die Gleiche, die auch die Römer benutzten.

Nach getaner Besichtigung meldete sich das Koffeintief bei Nihil, dem dringend Abhilfe geschafft werden musste. Pecorella kannte eine etwas ungewöhnliche Rehabilitationsabteilung für Kaffee-Süchtige: nämlich das Greg-Cafè,



platziert mitten in der päpstlichen Universtität Gregoriana. Mehrheitlich von den dort studierenden und Lehrenden frequentiert, studierten die due pazze die Zulassungsbestimmungen, und befanden sich doch in bester interlektueller Gesellschaft, denn sie studieren doch auch....bevorzugt das römische Leben. Natürlich durften wir dort Platz nehmen, mit Sicht aus dem Wintergarten in den grünen Innenhof mit plätscherndem Brunnen. Die Aussenbänke waren belegt mit kichernden, sich bestens unterhaltenden Sorelle , Fratelli, und sonstigen Studiosi.

 
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Liebe Nihil, liebe pecorella,

ich freue mich sehr, Euren Begegnungen und Wegen zu folgen - nur kurz, nachdem wir teilweise an den gleichen Orten waren. Die Gelateria in Monti kenne ich natürlich, allein dieses Jahr hat es nicht wirklich ins Programm gepasst, als wir dort vorbeikamen - einmal waren wir in Eile, das andere Mal im Wolkenbruch ...

Ich bin ja auch immer noch am Überlegen, unsere jüngsten römischen Erlebnisse in einen Reisebericht zu verpacken, allein mir fehlt im Moment absolut die Zeit - der Beruf fordert mich an verschiedenen Fronten. ;)
 
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Liebe Nihil, liebe pecorella,

ich freue mich sehr, Euren Begegnungen und Wegen zu folgen - nur kurz, nachdem wir teilweise an den gleichen Orten waren. Die Gelateria in Monti kenne ich natürlich, allein dieses Jahr hat es nicht wirklich ins Orogramm gepasst, als wir dort vorbeikamen - einmal waren wir in Eile, das andere Mal im Wolkenbruch ...

Ich bin ja auch immer noch am Überlegen, unsere jüngsten römischen Erlebnisse in einen Reisebericht zu verpacken, allein mir fehlt im Moment absolut die Zeit - der Beruf fordert mich an verschiedenen Fronten. ;)
Liebe Angela, alles mit der Ruhe....Wenn du Lust und Zeit findest, schreibst du den Bericht, auf den wir uns alle natürlich freuen würden.
 
Super toll, dass ihr zusammen unterwegs ward und uns nun daran teilhaben lasst! Ich erinnere mich gar nicht mehr daran, dass es im „Greg-Cafe“ so grün ist. Wir haben dort günstig zu Mittag gegessen und es war schon eine spezielle Atmosphäre! Freue mich auf eure Fortsetzung!
 
Für den kurzweiligen Beginn eures Berichts danke ich herzlich und freue mich ebenfalls auf eure weiteren Begegnungen.

Pecorella, die ja Monti gut kennt, lotste Nihil in das Lokal mit dem witzigen Namen "Non c'è trippa per gatti"


Da ich trippa alla romana sehr liebe, habe ich eine kleine Frage: Wisst Ihr zufällig, wie das Restaurant zu seinen ungewöhnlichen Namen kam?
Auf der Web-Seite habe ich nichts finden können.
 
Da ich trippa alla romana sehr liebe, habe ich eine kleine Frage: Wisst Ihr zufällig, wie das Restaurant zu seinen ungewöhnlichen Namen kam?
Auf der Web-Seite habe ich nichts finden können.
Ich bin zwar nicht pecorella und gehöre auch nicht zu den due pazze a Roma (selbst wenn ich auch pazza di Roma bin ;) ) trotzdem für dich, der du ja gerne Geschichtchen aus und über Rom "sammelst", meine Antwort zu deiner Frage.

Ich kenne das Lokal nicht, nehme aber an, dass sein Name auf das römische Sprichwort "Nun c'è trippa pe gatti" zurückzuführen ist. Es wird dem sparsamen Bürgermeister Ernesto Nathan (1907 bis 1013) zugeschrieben, der den römischen Haushaltsplan gekürzt hatte und dabei auch entdeckte, dass es Belege für "Innereien für Katzen" gab. Die Komune hatte die Ausgaben für das Katzenfutter in den Katzenkolonien bezahlt. Er strich diese Ausgaben mit dem Ausspruch "Non c'è trippa per gatti" - also: es gibt nichts mehr, wir müssen sparen, die Katzen sollen Mäuse fangen.
Quelle: Perché si dice: "Nun c'è trippa pe gatti"

Wie gut, dass es in besagtem Lokal noch etwas und dazu noch Gutes gab ;).

Apropos: auch hier - Ernesto Nathan - wird die Episode beschrieben.
 
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