Bunter Reigen römischer Tiere

Vor allem der Exkurs war sehr interessant und stimmt sogar schon auf das nächste tierische Lesevergnügen ein.

Nun ist der neue Beitrag fertig.

Hirsche und Rehe

Hirsche in der Krypta von S. Cecilia in Trastevere - Einstieg ins Thema

2010 haben die @Tre a Roma (Claude, Gaukler und ich) bei einem Besuch von S. Cecilia in Trastevere die Ausgrabungen und die Krypta mit ihren neo-byzantinischen Fresken besichtigt. Damals haben Claude und ich diese Darstellung zweier Hirsche fotografiert:


Diese Darstellung illustriert einen Vers aus Psalm 42: „Wie der Hirsch nach der Wasserquelle, so verlangt meine Seele nach dir, o Gott.“ Die Hirsche sind eine Darstellung der Seele des Gläubigen, der sich nach Gott, d.h. dem Wasser, das den spirituellen Durst stillt, sehnt.

Die sogenannte neue Krypta unter S. Cecilia entstand in dieser Form erst zwischen 1899 und 1901. Der damalige Titularkardinal der Kirche, Mariano Rampolla del Tindaro, liess einen großen rechteckigen Raum auf seine eigenen Kosten in historisierenden Formen ausbauen. Der Architekt Giovanni Battista Giovenale stattete den Raum mit Segelgewölben über zwölf freistehenden und achtzehn an die Wände angelehnten Marmorsäulen aus.

Einzelne Kapellen sind der Hl. Cecilia, der Hl. Agnes und der sizilianischen Hl. Agatha von Catania geweiht. Diese Heilige ist es auch, welche man in dem trompe l’oeil Monument in der Grabkapelle des aus Sizilien stammenden Kardinals Rampolla sieht.

Mehrere Lünetten in der Krypta sind mit Tiermosaiken geschmückt. Neben den Hirschen gibt es noch folgende christliche Symbole: Pfauen, Lämmer und Tauben, immer paarweise angeordnet.


Die Mosaiken wurden von Giuseppe Bravi (1868 bis nach 1901) ausgeführt. Dieser hat auch Grabkapellen auf dem Campo Verano ausgeschmückt.

Eine Mosaikinschrift erinnert an Kardinal Rampolla. Zum Abschluss noch ein paar Worte zu Kardinal Mariano Rampolla del Tindaro. 1901 war die Ausstattung der Krypta vollendet, die der Titularkardinal von S. Cecilia und Kardinalstaatsekretär Leos XIII. finanziert hatte. Zwei Jahre später, nach dem Tod Leos XIII., ging er als Favorit für dessen Nachfolge ins Konklave von 1903 hinein, aber es sollte anders kommen!

Als papabili wurden die Kardinäle Girolamo Maria Gotti, Angelo Di Pietro, Giuseppe Melchiorre Sarto und Serafino Vannutelli eingeschätzt. Favorit jedoch war der (noch amtierende) Kardinalstaatssekretär Leos XIII. Mariano Rampolla del Tindaro, der in den ersten zwei Wahlgängen deutlich voran lag. Nachdem Jan Kardinal Puzyna de Kosielsko im Auftrag von Kaiser Franz Joseph I. mitgeteilt hatte, dass dieser das Recht der Exklusive beanspruche und gegen die Wahl Rampollas sein Veto einlege, präsentierte Andrea Carlo Kardinal Ferrari mit Giuseppe Melchiorre Sarto einen Kompromisskandidaten. Dieser wurde nach fünf weiteren Wahlgängen mit 55 Stimmen, 13 mehr als nötig, gewählt. 1904 untersagte der neugewählte Papst die weitere Ausübung der Exklusive.

Zu den Hintergründen siehe bei Interesse auch: Papstwahl damals - DER SPIEGEL - Geschichte, „Ein armer Gefangener im Vatikan“ - DER SPIEGEL 34/1978 und 30Giorni | Als das Veto des Kaisers zur Wahl eines heiligen Papstes führte (von Andrea Tornielli)

Doch nun weiter mit den Tierdarstellungen. Neben den Hirschen aus der Krypta von S. Cecilia findet man viele weitere Darstellungen von Hirschen und Rehen aus allen Epochen in Rom.

1) Antike Rehe und Hirsche
  • Hypogäum an der Via Livenza
In diesem 1923 entdeckten Hypogäum gibt es Fresken, die die römische Göttin der Jagd Diana in einer Waldlandschaft, sowie eine Nymphe darstellen. Während Reh und Hirsch vor Diana zu fliehen scheinen, streichelt die Nymphe den Kopf eines Rehs. Siehe hier und hier

  • Ostia antica
Einen schönen Hirsch auf einem schwarz-weiss-Mosaik findet man in Ostia antica am Piazzale delle Corporazioni. Hirsch (ganz rechts) und Reh sind auf dem runden Mosaik mit Jagdmotiven in den Thermen der Sieben Weisen dargestellt.

  • Vatikanische Museen
In den Vatikanischen Museen wird der Besucher am Ende der Rolltreppe von einem röhrenden Hirsch begrüsst. Der antike Hirsch steht dort erst seit 2011. Die lebensgrosse Marmorfigur ist über 2000 Jahre alt und besteht aus grauem Marmor aus Anatolien. Der Hirsch steht ruhig und ein Vorderbein ruht leicht angewinkelt auf einem kleinen Steinmassiv.


Gefunden wurde er 1822/23 bei Ausgrabungen am Tiberufer in der Nähe der Porta Portese. Papst Gregor XVI. bestimmte ihn zum Aufenthalt in seinem neu gegründeten Museo Gregorio Profano im Lateranpalast. Die Restaurierung des Hirschs wurde Giuseppe de Fabris anvertraut. Er leistete exzellente Arbeit und ergänzte fehlende Teile (Ohren, Geweih aus Bronze, Schwanz, Augen und Teile der Beine). Irgendwann verschwand der Hirsch in den Depots der Vatikanischen Museen. Dort wurde er von Giandomenico Spinola (geboren 1959) wiederentdeckt. Der Hirsch wurde erneut umsichtig restauriert und Spinola hatte die Idee, ihn an seinem jetzigen Standort aufstellen zu lassen.

Die Fachleute sind zu dem Schluss gekommen, dass der Hirsch aus spätrepublikanischer Zeit wohl in einem Garten gestanden hat, wo es auch Wasser gab, einen Brunnen oder ein Nymphäum. Es kann sich um die Gärten von Julius Caesar in Trastevere gehandelt haben. Der Hirsch war mit Sicherheit Bestandteil einer Skulpturengruppe. Darauf weist eine Stelle an einer seiner Flanken hin, die der Verankerung einer weiteren Figur gedient hat. Vielleicht war es eine mythologische Komposition, evt. eine dionysische Prozession. Begleiterin des Hirschen könnte dann z.B. Demeter oder eine Mänade gewesen sein. Diese wurden in Darstellungen oft von Satyrn und Tieren begleitet (Panther, Esel und Hirsch). Heutzutage kann der Hirsch die „Prozession“ der Besucher in den Vatikanischen Museen verfolgen.

Ebenfalls aus den Vatikanischen Museen stammt folgendes Detail eines Mosaiks aus Tivoli. Mehr zu diesem in Kürze in einem ergänzenden Beitrag zum Thema "Elefanten".

Hirsch und Reh entdeckt man auch in folgendem Fresko von Pinturicchio in den Borgia-Gemächern (Saal der Heiligenviten). Dargestellt ist die heilige Susanna im Bade.


2) Hirsch als mythologisches Sujet

Folgende Gips-Figur in der Galerie der Accademia di San Luca zeigt eine Gestalt der griechischen Mythologie, den aus der Geschichte der Argonauten bekannten Meleagros.


Bekannt ist die Eberjagd Meleagers, aber häufig wird er auch, wie hier, mit einem verwundeten Hirsch dargestellt. Die Skulptur ist ein Werk des englischen Bildhauers John Gibson (1790 bis 1866) aus dem 19. Jh.

3) Hirsche im christlichen Kontext

Dabei kommen mir nach jenen aus der Krypta von S. Cecilia noch folgende in den Sinn:
  • S. Prassede

In der Zeno-Kapelle von S. Prassede sind an einer Wand zwei Rehe und zwei Hirsche auf einem Mosaik abgebildet. Sie gruppieren sich paarweise links und rechts der Darstellung eines Berges mit dem Gotteslamm. Am Fuss des Berges entspringen die vier Paradiesflüsse, von deren Quelle die Hirsche trinken. Wie in S. Cecilia handelt es sich wohl um eine Illustration des erwähnten Psalmverses 42,2.
  • S. Clemente
Im Apsismosaik von S. Clemente sind zwei Szenen mit Hirschen zu sehen.

Am unteren Rand in der Mitte sieht man wiederum die vier Paradiesflüsse, aus denen zwei Hirsche trinken. Hier ein Detail:


Eine zweite Szene genau darüber – in kleinerem Format – zeigt einen weiteren Hirsch, der mit einer einer roten Schlange kämpft Diese symbolisiert den Teufel. Der Hirsch ist in diesem Kontext ein Symboltier Christi.

Im "Physiologus" (einer Schrift zur frühchristlichen Naturdeutung) heißt es, dass "der Hirsch Wasser in jede Erdspalte speit, in welcher sich Giftschlangen verborgen halten; er schwemmt sie damit heraus und zertritt sie. So schlägt auch unser Herr die Schlange, den Teufel, mit dem Himmelswasser (…)

Quelle
  • S. Giovanni in Laterano
Im Apsismosaik von S. Giovanni in Laterano finden wir eine ähnliche Darstellung wie in S. Clemente: Links und rechts des Kreuzes stehen zwei Hirsche, die von der Quelle der vier Paradiesflüsse trinken.


Der im Mittelalter erweiterte Chorraum mit den 1288 bis 1292 von Jacopo Torriti und Jacopo da Camerino im Auftrag Nikolaus' IV. geschaffenen Mosaiken wurde 1884 unter Papst Leo XIII. leider komplett abgerissen und durch Virginio Vespignani (1808–1882) als historistische Rekonstruktion wiederaufgebaut. Die aktuellen Mosaiken sind zwar in Anlehnung an Torritis Originale entstanden, aber ein eher mittelmäßiges und etwas starres Werk des späten 19. Jahrhunderts (…)

Quelle
  • Baptisterium von S. Giovanni in Laterano
Der Hirsch gilt auch als Symbol für das Sakrament der Taufe. Als solchen finden wir ihn im Baptisterium der Lateranbasilika. Bereits in der Antike hatte Kaiser Konstantin das Taufbecken des Baptisteriums mit sieben Brunnen in Form von Hirschen ausstatten lassen, aus deren Maul das Wasser floss. Papst Paul VI. wollte Mitte der 1960er Jahre in neuer Form an diese Tradition anknüpfen. Mit dieser Aufgabe wurde der Bildhauer Venanzo Crocetti beauftragt.

Der Künstler entwarf zwei Bronzehirsche. Das Kunstwerk trägt den Titel „I cervi alle fonte“. Die Sockel sind mit Steinen und Pflanzen dekoriert und die Hirsche trinken von Quellen. Der eine Hirsch hält den Kopf tief gesenkt, der andere etwas weniger. Dieser blickt Richtung Eingang des Baptisteriums.

  • S. Eustachio
Den Giebel der Basilika S. Eustachio bekrönt ein Hirschkopf mit einem Kreuz zwischen den Geweihstangen. Der Hirsch ist ein Werk des Bildhauers Paolo Morelli. Dieser in Como geborene Künstler ist zwischen 1689 und 1719, seinem Todesjahr, in Rom nachgewiesen.

Der Hirschkopf nimmt Bezug auf die Legende des Heiligen Eustachius.

Der Heilige und seine Familie sollen das Martyrium im Jahre 118 erlitten haben. Eustachius, der vor seiner Bekehrung Placidus genannt wurde, sei einst ein Heermeister einer Legion in Kleinasien unter dem Kaiser Trajan gewesen. Eines Tages begegnete ihm bei der Jagd ein Hirsch, der in seinem Geweih ein strahlenumwobenes Kruzifix trug. Vor Schreck fiel Placidus von seinem Pferd. Gleichzeitig hörte er die Stimme Christi, die sprach, er habe den Himmel und die Erde erschaffen. Er sei der Herr des Lichts und der Finsternis. Diese Erscheinung wiederholte sich mehrmals; auch Placidus Frau hörte die Stimme. Daraufhin ließ dieser sich mit seiner gesamten Familie taufen und erhielt dabei den Namen Eustachius.

4) Hirsche in einem weltlichen Kontext
  • Den Hirschkopf findet man auch nicht weit entfernt von S. Eustachio in der Via degli Staderari als Motiv am sogenannten Bücherbrunnen.

Der Hirschkopf ist das Symbol des Rione S. Eustachio. Allerdings ist dies der VIII. Rione und nicht, wie irrtümlich auf dem Brunnen angegeben, der IV. Der Stadtteilbrunnen von Pietro Lombardi stammt aus dem Jahr 1927.
  • Ganz viele Hirsche findet man auch im Innenhof des Palazzo Maffei Marescotti zwischen der Via dei Cestari und der Via della Pigna.
Sie sind über den Fenstern der 2. Etage und im Kranzgesims zu entdecken. Der Hirsch ist das Wappentier der Familie Maffei.

Hier eine Detailaufnahme aus dem weltweiten Netz.
  • Ein hübscher kleiner Hirsch ist an der freskierten Decke der Loggia Mattei auf dem Palatin abgebildet:
  • Im Viertel Casal Bertone, an der Piazza Tommaso de Cristoforis, befindet sich ein grosses Mietshaus, das als Palazzo dei ferrovieri oder dei cervi bekannt ist. Der Palazzo wurde 1929 für Eisenbahner und ihre Familien gebaut. Auf den Säulen neben dem grossen Torbogen, der den Eingang bildet, stehen hoch oben zwei Hirsche. Siehe hier.
Marco Lodoli erzählt dazu folgende Geschichte:

Zwei Hirsche in Rom, was machen sie dort, wie sind sie dorthin gekommen? Wir wissen es nicht, aber es heißt, dass diese beiden anmutigen Geschöpfe einst imposante und verzweigte Geweihe trugen. Das große Gebäude war für die Eisenbahner gebaut worden, Leute, die ständig auf Achse waren, die wenig zu Hause waren und ihre Frauen zwangsläufig ein wenig vernachlässigten. Zum Hohn und Spott wurde der Hirschpalast in der Nachbarschaft in palazzo dei cornuti. „Cornuto“ bedeutet übersetzt, die Hörner aufgesetzt bekommen, also der Gehörnte. Das ertrugen die männlichen Bewohner des palazzo dei cervi nicht und so stiegen eines Tages vor vielen Jahren einige der Eisenbahner auf eine Leiter, kletterten zu den Hirschen hinauf und sägten die Geweihe kurzerhand ab. Wer weiss, ob sie nicht heute noch in einem dunklen Keller liegen.

Quelle

Während die einen schwören, genau so habe es sich zugetragen, sind Andere sicher, dass die Geweihe nie existiert haben. Siehe Kommentare unter: Piazza Tommaso De Cristoforis

  • Eine Darstellung mit zwei Hirschen und einer Raubkatze vom Beginn der 1940er Jahre findet man in einem Rundmosaik, das den Travertinfussboden in Saal 1 des Museo della mura in der Porta San Sebastiano schmückt.
 
In meinen Augen ein besonders interessanter neuer Beitrag, weil wir wohl der Abbildung speziell dieser Tiere in Rom zumeist keine allzu große Aufmerksamkeit zuwenden.

Im Übrigen halte ich auch die hier getroffene klare Unterscheidung für wichtig ... auf welche ein hierzulande gängiger humoriger Spruch hinweist (der gleichwohl durchaus nicht jedem bekannt ist): "Das Reh ist nicht die Frau vom Hirsch."
 
Zuletzt bearbeitet:
Herzlichen Dank für diesem neuen interessanten Bericht.
Einige dieser Hirsche und Rehe habe ich selbst auch fotografiert - jetzt hast du die Erklärungen dazu gegeben. Besonders die Beschreibung zu den beiden Hirschen im Baptisterium von S. Giovanni in Laterano war für mich interessant. Sie habe ich bei meiner letzten Reise entdeckt.
 
Im Übrigen halte ich auch die hier getroffene klare Unterscheidung für wichtig ... auf welche ein hierzulande gängiger humoriger Spruch hinweist (der gleichwohl durchaus nicht jedem bekannt ist): "Das Reh ist nicht die Frau vom Hirsch."

Das stimmt natürlich:

Die meisten Kinder, aber auch viele Erwachsene, glauben, dass es sich beim Reh um das weibliche Gegenstück des Hirsches handelt. Aber das stimmt nicht. Vielmehr handelt es sich hierbei um zwei völlig unterschiedliche Wildarten: Rehwild und Rotwild. Während das Rehwild, eingeteilt in Rehbock, Rehgeiß und Rehkitz, zu den Trughirschen gehört, zählt das Rotwild, das sich aus Hirschen, Hirschkühen und Hirschkälbern zusammensetzt, zu den sogenannten Echten Hirschen.

Quelle: Ist das Reh die Frau von Hirsch? | Forstcast – Waldwissen zum Hören

Zum Glück heisst es auch:

Die Hirsche (Cervidae) oder Geweihträger sind eine Säugetierfamilie aus der Ordnung der Paarhufer (Artiodactyla). Die Familie umfasst mehr als 80 Arten, von denen unter anderem der Rothirsch, der Damhirsch, das Reh, das Ren und der Elch auch in Europa verbreitet sind.

Quelle: Hirsche – Wikipedia

Falls ich es also mit der Zuordnung des einen oder anderen Tieres nicht haargenau getroffen habe, werde ich mich damit herausreden. ;)
Schön, dass die Hirsche und Rehe dir gefallen haben.
 
Einige dieser Hirsche und Rehe habe ich selbst auch fotografiert - jetzt hast du die Erklärungen dazu gegeben.

Es freut mich, dass ich die Geschichte zu einzelnen Bildern liefern konnte! Die antiken Hirsche aus Silber im Baptisterium von S. Giovanni in Laterano sollen übrigens von Barbaren geraubt worden sein.
 
Danke, für deine interessanten Informationen zur Geschichte des, in den vatik. Museen, ausgestellten Schwanenpaares!
 
Es war mir ein Vergnügen und ich freue mich, dass die Informationen von Interesse für dich waren. Viele gehen wohl eher achtlos an den Schwänen vorbei, aber ein Blick darauf lohnt sich durchaus.
 
Esel und Maultiere

Höchst lebendige Esel (evt. auch Maultiere) findet man, wenn man Glück hat, im heutigen Rom z.B. an der Via Appia und im Parco della Caffarella.


In diesem Beitrag hingegen geht es um jene Tiere, die man u.a. auf römischen Mosaiken, in Kirchen, Kreuzgängen und Museen entdecken kann. Zwei befinden sich noch im Paradies, andere ziehen oder tragen schwere Lasten für ihre Besitzer. Mal wachen sie an der Krippe des Jesuskindes oder tragen dieses auf der Flucht nach Ägypten auf ihrem Rücken. Eines kann sogar fliegen … :)

Anregung dieses Thema zu vertiefen war mir dieser Beitrag von @Gaukler über die Bronzestatue des Maultiers Scudela in der Villa Borghese.

Fotos der Statue von Scudela habe ich im September 2014 und im August 2015 gemacht:


Monumento all'alpino e all'umile eroe von Pietro Canonica

Bei dem "bescheidenen Helden" handelt es sich um das Maultier Scudela, das sich im 1. Weltkrieg durch besondere Tapferkeit auszeichnete und mit einer Medaille ausgezeichnet wurde. Die Skulptur wurde von Pietro Canonica geschaffen und 1940 aufgestellt. Siehe: Scudela, il mulo degli alpini. Der Gebirgsjäger kam 1957 dazu.

Wie Gaukler schreibt:

Scudela/Scodella war das widerstandsfähigste und mutigste der Mulis einer Gebirgsjägerbatterie, die 1915-18 in den Alpen kämpfte, und trug jahrelang jeden Tag auf seiner Kruppe seine kleine Kanone über die rauhen Gebirgspfade, auch unter Schnee und feindlichem Feuer, als treuer Begleiter seines Alpino, von dem es unzertrennlich war und jede Geste, jedes Wort von ihm sofort verstand. (...)

Eines Morgens, während eines sehr heftigen Gefechts, war die Batterie zum Rückzug gezwungen; Scudela und sein Führer wurden den Vermissten zugerechnet. Bei Einbruch der Nacht jedoch erreichte das Muli die Reste der Abteilung, aber ohne seinen Gefährten, von dem nur der Hut mit der schwarzen Feder blieb.


1927 ist dem Bildhauer Pietro Canonica das „Fortezzuola“ genannte Gebäude in der Villa Borghese zur Nutzung überlassen worden. Canonica lebte die letzten 22 Jahre seines Lebens in diesem Atelierhaus. Er schenkte der Stadt Rom seine Werke und so entstand das Museo Pietro Canonica. Der Künstler wurde in der nahen kleinen Kirche S. Maria Immacolata begraben.

Erst bei den Recherchen zu diesem Beitrag habe ich erfahren, dass die Bronzeskulptur in der Villa Borghese nicht die einzige Darstellung des Maultiers durch Pietro Canonica ist. Quelle.
1923 schuf dieser ein erstes Abbild von Maultier und Gebirgsjäger für das Monument zu Ehren der Gefallenen des Ersten Weltkrieges der Stadt Biella in Piemont. Es befindet sich in den Giardini Zumaglini und wurde am 13. Oktober 1923 eingeweiht. Siehe z.B. hier: L'ALPINO CON MULO DEI GIARDINI ZUMAGLINI (1923)

2018 wurde es restauriert und neu eingeweiht. Hier ein Artikel mit Fotos. Im Gegensatz zum Scudela-Monument in Rom wird das Maultier in Biella von „seinem“ Gebirgsjäger am Zügel geführt.

Ein weiteres Maultier in Lebensgrösse befindet sich in Stresa am Lago Maggiore. Das dortige Monument wurde zu Ehren der gefallenen Gebirgsjäger errichtet. Wieder führt ein solcher das Maultier am Zügel. Foto hier.

Das Modell für das römische Maultier fertigte Canonica erst 1937 an.

Statten wir nun weiteren Maultieren und Eseln einen virtuellen Besuch ab.

In Ostia antica sind antike römische Maultiere auf einem Schwarz-Weiss-Mosaik zu sehen. Das Mosaik ziert bis heute den Fussboden der Terme dei Cisiarii (Thermen der Fuhrleute). Die Namen einiger Tiere sind im Mosaik vermerkt. Sie lauten: Pudes (bescheiden), Podagrosus (lahm), Barosus (zierlich) und Potiscus (beschwipst).


Im Vatikan
  • Diesen Kopf eines Esels oder Maultiers (?) habe ich in den Vatikanischen Museen am Rand der Sala degli animali fotografiert. Über Alter, Herkunft und Zweck kann ich leider nichts sagen. Edit: Siehe dazu die Ergänzung von Pasquetta in diesem Beitrag.
  • In den Borgia-Gemächern findet man von Pinturicchio u.a. dieses wunderschöne Fresko von der Geburt Christi:​
  • Einen Esel aus der Zeit der Renaissance findet man auch am Portal des Filarete des Petersdoms.

Self Portrait with Workshop, by Filarete; St. Peter in Rome, Porta del Filarete, backside of the left wing
Gemeinfreies Foto von Wikimedia Commons, Urheber
Schließlich gibt es ganz unten auf der Rückseite des linken Türflügels einen schmalen Bilderfries, der uns als früher „Vorläufer eines Filmabspanns“ darüber informiert, wer an dem Werk beteiligt war. Mit Wein, Musik und Tanz feiern die Beteiligten die Vollendung ihres Werks. Flankiert von zwei Reitern tanzt, angeführt von Filarete mit einem Zirkel, die ganze namentlich genannte Mannschaft einen übermütigen Reigen.

Flankiert wird der Reigen von zwei Reitern: Auf der linken Seite sitzt ein Mann, sein Name ist PATRVTIVS, auf einem Esel, am Sattel hängt der Weinschlauch und mit der Rechten hebt er den Weinkrug. Die tanzenden Männer, mit Namen AGNOLVS – IACOBVS – IANNELLVS – PASSQUINVS – IOHANNES – VARRVS – FLORENIE, sind ANTONIVS ET DISCIPVLI MEI (= Antonius und meine Schüler). Auch über das dargestellte Ereignis wird man in einem Schriftzug, der aus Filaretes Mund strömt, informiert: CETERIS OPERE PRETIVM PASTVS FVMUS VE MINI HILARITAS.[3] Der Panflötenspieler am Ende der Gruppe thront auf einem Dromedar, sein Name ist PIO VI, das Kamel heißt DROMEDARIUS und unter dem Esel steht der rätselhafte Vermerk: APO CI.

Quelle: Portal des Filarete – Wikipedia
  • In der Vatikanischen Pinakothek habe ich zwei Gemälde mit je einem Esel fotografiert.
Im Vorraum hängt dieses grossformatige Gemälde mit ganz vielen Tieren. Es ist das Werk von Johann Wenzel Peter (1745 bis 1829) und trägt den Titel "Adam und Eva im Paradies".

Der kleine graue Esel am linken Bildrand (vom Betrachter aus gesehen) verschwindet fast im Schatten des riesigen Kamels. In der Nahaufnahme ist er aber gut zu sehen.

Man erkennt über Rücken und Schultern schwarze Streifen, die ein Kreuz bilden. Die meisten Esel haben ein solches Kreuz auf ihrem Rücken und einige Querstreifen an den Beinen.

Den zweiten Esel in der Vatikanischen Pinakothek findet man auf folgendem Gemälde:


Es zeigt eine Rast der Heiligen Familie während der Flucht nach Ägypten. Das Gemälde ist ein Werk des Malers Federico Barocci.

Federico Barocci oder auch Federigo Barocci, eigentlich Federico Fiori, genannt auch „Fiori da Urbino“ (* 1526/1535 in Urbino; † 30. September 1612 ebenda) war ein italienischer Maler, Zeichner und Grafiker zwischen Manierismus und Barock.

Hier eine Skizze von Barocci zum Esel, aufbewahrt in den Uffizien in Florenz.

Bleiben wir bei den Darstellungen des Esels in Szenen aus der Weihnachtsgeschichte und besuchen wir einige römische Kirchen:

a) Wenden wir uns zunächst Santa Maria Maggiore zu.

Die Basilika wurde der Legende nach 358 von Papst Liberius gegründet und trägt daher den Beinamen Liberiana. Während des Ponifikats von Papst Theodor I. (642 bis 649) erhielt sie den Namen Santa Maria in Praesepio. Damals wurde im rechten Seitenschiff eine kleine Kapelle, das Oratorio del Presepe, eingerichtet um die heiligen Reliquien der Krippe Jesu zu beherbergen.

In der päpstlichen Erzbasilika S. Maria Maggiore auf dem Esquilin wird der Legende nach die Krippe des Jesuskindes aufbewahrt, die im 4. Jahrhundert aus Bethlehem den Weg in die Ewige Stadt gefunden haben soll.

Quelle

1291 entwarf Arnolfo di Cambio für diese Kapelle Krippenfiguren aus Marmor. Bis 1585 waren diese Figuren dort aufgestellt. Dann liess Papst Sixtus V. die grosse Cappella Sistina errichten und das kleine Oratorium musste weichen. Der Architekt Domenico Fontana liess sie, in einen Holzkäfig verpackt, mittels Hebewerk und Rollen in die Krypta der Cappella Sistina absenken. Auch die Krippenfiguren di Cambios wurden in die Krypta transferiert, aber anders als zuvor aufgestellt, und zwar in einer Nische hinter dem Altar. Dort blieben sie bis 2005.

Dann wurden sie aus der Nische geholt und restauriert. Sie werden heute im Museum von Santa Maria Maggiore aufbewahrt.
[Edit: Seit 2021 befindet sich die Krippe ganzjährig in der kleinen Kapelle des heiligen Hieronymus in der grossen Cappella Sistina von S. Maria Maggiore. Siehe dazu diesen Beitrag vom 10.1.2022.]

Arnolfo di Cambio schuf Ende des 13. Jahrhunderts 5 Skulpturen, die folgende Figuren darstellen:
  • Hl. Josef auf einen Stock gestützt
  • Ochs und Esel
  • Betender König/Magier in kniender Haltung
  • Zwei Könige/Magier stehend
  • Muttergottes mit Kind
Die Muttergottes mit Kind, die man heute sieht, ist allerdings nicht das Original; dieses ging verloren. Die heutige stammt wahrscheinlich aus dem 15. Jh. oder ist eine damals bearbeitete antike Skulptur. Die Forscher gehen davon aus, dass Arnolfo di Cambio die Madonna mit dem Jesuskind in halb liegender Haltung dargestellt hatte. Diese interessante Zeichnung zeigt einen Rekonstruktionsversuch. Man erkennt darauf auch gut die ursprüngliche Postition von Ochs und Esel hinter dem Jesuskind.

Gesamtansicht der Krippe, so wie sie im Museum zu sehen war:


URL der Seite, URL der Datei
Urheberschaft: Stefano Bolognini via Wikimedia Commons

Neben S. Maria Maggiore gibt es natürlich weitere Kirchen mit Darstellungen des Esels in Zusammenhang mit Szenen von der Heiligen Familie im Stall von Bethlehem oder während der Flucht nach Ägypten. Hier eine Auswahl:

b) Sehr bekannt ist das schöne Fresko „Geburt Christi“ von Pinturicchio über dem Altar der Cappella della Rovere in S. Maria del Popolo. Es entstand um 1488/1490. Ochs und Esel gefallen mir gut.

Die scheinbar dummen Tiere Ochse und Esel, die seit dem 4. Jahrhundert zum Weihnachtsbild gehören, kennen ihren Herrn und den Ort ihrer Nahrung. Sie sind klüger als die Menschen, die trotz ihrer Vernunft dafür blind sind. „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht.“ (Jes 1,3 EU) Die Kirchenväter legen das Motiv als Allegorie spezifischer aus: Der Ochse steht für das Volk Israel und ist manchmal mit einem Joch dargestellt, welches das jüdische Gesetz symbolisiert, und der Esel steht für die Heiden. Das Judentum erkennt zwar seinen Herrn an, erkennt ihn aber nicht in dem Kind, während sich die Heiden dem richtigen Glauben zuwenden. Gregor von Nyssa entwickelt den Gedanken weiter: Zwischen den an das Gesetz gebundenen Juden und den vom Götzendienst belasteten Heiden liegt der Gottessohn, der sie von ihren Lastern befreit.

In S. Maria della Pace gibt es eine schöne Anbetung der Hirten von Girolamo Siciolante da Sermoneta aus dem Jahr 1565.


Adorazione dei pastori
In der Cappella Ponzetti ist die Apsiskalotte mit biblischen Szenen ausgemalt. Die drei Szenen der mittleren Ebene haben die Geburt Christi im Stall von Bethlehem, die Anbetung der Heiligen Drei Könige und die Flucht nach Ägypten zum Thema. In jeder der drei Szenen ist ein hübscher Esel zu sehen. Die Fresken sind das Werk von Baldassare Peruzzi.

Aber nicht nur in Marienkirchen findet man den Esel, auch in Sant'Onofrio al Gianicolo ist er präsent. Die Apsis der Kirche ist mit Szenen aus dem Marienleben ausgemalt. Die Fresken im unteren Bereich sind wiederum das Werk von Baldassare Peruzzi und Schülern. Links die Anbetung der Heiligen Drei Könige, rechts die Flucht nach Ägypten.

In San Rocco all'Augusteo befindet sich ein Fresko mit einer "Geburt Christi". Das Fresko in der Cappella del Presepe stammt ursprünglich von keinem Geringeren als Baldassare Peruzzi, wurde aber stark restauriert nachdem es unter ständigen Tiberüberschwemmungen gelitten hatte. Macnche Quellen schreiben, dass der Maler Giovanni Battista Gaulli, genannt Baciccio, der Restaurator war. Andere nennen als Restaurator einen Schüler Gaullis und zwar Giovan Battista, genannt l'Abate Brughi.

Auch in seinem heutigen Zustand gefällt mir das mitgenommene Fresko gut. Es zeigt die Madonna und den Hl. Josef mit dem Kind, Ochs und Esel sowie S. Rocco (den Heiligen Rochus) und S. Antonio Abate (Antonius den Großen).


Fresken mit Eseln habe ich auch in römischen Kreuzgängen entdeckt.

Wie bereits gesagt, wird ja eine liegende Darstellung Marias in der Original-Skulptur Arnolfo di Cambios für S. Maria Maggiore vermutet. Das erinnert mich sehr an ein Kunstwerk aus der Schule Arnolfo di Cambios, welches sich heute im ersten Kreuzgang von Santi Apostoli befindet. Über dieses habe ich 2016 in einem Beitrag von Römische Kreuzgänge - ein Bilderbogen erzählt.

Das kleine Kunstwerk zeigt Szenen von der Geburt Christi.

Wir erkennen von oben nach unten:
a) Die Verkündigung an die Hirten.
b) Die liegend dargestellte Maria mit dem Jesuskind in der Krippe, Ochs und Esel.

c) Das Bad des Jesuskindes durch die beiden Hebammen Zelomi und Salome unter den Blicken des nachdenklich (oder schlafend?) in einer Ecke sitzenden Josef.

Das Relief wurde 1969 hierher gebracht. Gefunden wurde es in der Nähe von S. Giorgio in Velabro. Es handelt sich wahrscheinlich um das Fragment einer Kanzel oder einer schola cantorum (Sängertribüne).

Szenen aus der Weihnachtsgeschichte mit Ochs und Esel sieht man auch in einzelnen Lünetten im Chiostro del Bramante. Die Fresken dort handeln teils vom Marienleben, teils von Ereignissen um das Gnadenbild von S. Maria della Pace.

Im Kreuzgang von S. Pietro in Montorio auf dem Gianicolo findet man einen Freskenzyklus mit Darstellungen aus dem Leben des Heiligen Franz von Assisi. Auch hier sind Maultier und Esel anzutreffen.

Kommen wir nun zu Eselsdarstellungen in Museen und Galerien
  • In einem Raum des Museo di Roma im Palazzo Braschi befindet sich unter der Decke diese Darstellung eines Esels in Gesellschaft von Putten.

Dass er Rosen frisst, wundert mich. Was damit ausgedrückt werden soll, weiss ich nicht.

Von einem Esel, der Rosen frisst, erzählt der Roman L’asino d’oro (Der goldene Esel) des römischen Dichters Apuleius. Kurz gesagt ist der Roman die Geschichte eines Mannes namens Lucius, der durch Verwechseln von Zaubersalben in einen Esel mit Menschenverstand verwandelt wird. In Eselsgestalt widerfährt Lucius eine Reihe von mehr oder minder leidvollen Abenteuern. Schliesslich gelingt ihm die Flucht. Er träumt von der Göttin Isis und frisst am folgenden Tag aus der Hand eines Isis-Priesters eine Rose. Diese verwandelt ihn in einen Menschen zurück. Aber damit hat diese Darstellung wohl nichts zu tun.
  • In der Galleria Doria Pamphilj hängen mehrere Gemälde mit Eseln
Eine Anbetung der Hirten ist das Werk von Francesco Bassano:

Eine Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten malte Annibale Carracci:

Ob diese Erschaffung der Tiere wirklich von Jan Brueghel dem Älteren stammt, scheint nicht sicher zu sein, denn sein Name ist auf dem Schild mit einem Fragezeichen versehen.

Im Gemälde von Caravaggio "Ruhe auf der Flucht nach Ägypten" findet man etwas versteckt den Kopf des Esels.

  • In der Pinakothek der Kapitolinischen Museen ist seit einigen Jahren ein Fresko ausgestellt, auf dem u.a. dieser Esel zu sehen ist:
Hier eine Gesamtansicht und ein weiteres Detail des Freskos. Dargestellt ist eine Landschaft mit einer Ortschaft, einem Fluss, zwei Reitern und einem Bauern oder Händler mit dem schwer bepackten Esel im Vordergrund. Dieses Fresko wurde lange im Museo di Roma aufbewahrt und wurde erst 2016 zur Ausstellung "Campidoglio. Mito, memoria, archeologia" in die Kapitolinischen Museen gebracht.
Nach Ausstellungsende ist es dort geblieben. Das passt auch gut, denn das Fresko stammt vom Kapitol.
Es war dort seit seiner Entstehung und bis zum Abriss von Teilen des Palazzo Caffarelli im Anschluss an den Ersten Weltkrieg im bemalten grossen Treppenhaus des Palazzo Caffarelli angebracht.

1817 mietete der preußische Botschaftssekretär Christian Karl Josias von Bunsen im Palast Räume an. Seit 1854 befand sich der ganze Palast als Gesandtschaftsgebäude im Besitz Preußens und wurde 1871 zur Deutschen Botschaft in Italien.

Als dieser Gebäudeteil nach dem Ende des Ersten Weltkrieges abgerissen wurde, hat man das Fresko abgenommen. Es existiert ein damals gemachtes Foto, auf dem man die Lünette erkennen kann.

Die verlinkten Fotos findet man auch auch auf der Seite der Kapitolinischen Museen zur Ausstellung von 2016 Campidoglio. Mito, memoria, archeologia | Musei Capitolini. In einem der dort verlinkten Dokumente habe ich die Info zum Treppenhaus gefunden.

Sede dell’ambasciata prussiana dal 1817 fino all’inizio della prima guerra mondiale, palazzo Caffarelli fu drasticamente demolito nel 1919. Sull’onda del nazionalismo postbellico lo Stato italiano scelse di cancellare la memoria della presenza tedesca in Italia, con il pretesto degli scavidei sottostanti resti del Tempio di Giove Ottimo Massimo. Del secolare palazzo sopravvivono alcuni frammenti di affresco distaccati da una volta dello scalone principale e confluiti, nel 1930, nelle raccolte del Museo di Roma.

Quelle

Kommen wir nun zur letzten Darstellung eines Esels in Rom, zu der ich ein Foto zeigen kann. An einer Hausfassade an der Via di Tor di Nona, 28 gibt es das hübsche Graffito eines fliegenden Esels aus den 1970er Jahren. Er ist der jüngste hier vorgestellte römische Esel.


Hintergrund dieser Darstellung ist folgender:
Die Häuser an der Via Tor di Nona waren bereits in den 1930er Jahren geräumt worden, die Bewohner zogen in die neuen Vorstädte. Die Häuser sollten abgerissen werden, um den entsprechenden Lungotevere zu verbreitern. Dann kam der 2. Weltkrieg, es wurde nichts mehr getan, die verlassenen Häuser wurden immer baufälliger.

Im Frühjahr 1976 bildete eine Gruppe von Studenten das Kollektiv L'Asino che vola und besetzte die Häuser, um auf den Verfall aufmerksam zu machen. Sie schmückten einige der Häuser und die gegenüberliegende Mauer mit großen Wandmalereien. Siehe z.B. Tor di Nona 1977. L’Asino che vola und Roma: l’asino che vola ovvero le utopie che si realizzano.

1978 bis 1981 wurde die Häuserzeile schliesslich renoviert. Und zwar unter Walter Veltroni - seinerzeit Stadtrat, ab 2001 Bürgermeister. Die Wandmalereien fielen der Sanierung zum Opfer. Als einziges Element, das von dem ursprünglichen Werk übrig geblieben ist, zeugt heute der Esel vom Engagement und den Träumen der Studenten der späten 1960er und 1970er Jahre.

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Liebe Simone,

was für ein netter Zuwachs im bunten Reigen römischer Tiere (ich mag Esel sehr gerne)!

Das Lesen deines überaus fundierten Beitrages, sowie die dazu gehörende Bebilderung hat mir,
in dieser an Romberichten raren Zeit, viel Freude bereitet.
 
Habe Deinen neuen Beitrag nur flüchtig lesen können. Werde es demnächst nachholen! Mir fiel sofort ein Esel aus dem Bioparco ein.
 
Der Esel - eine fast unerschöpfliche Quelle für so schöne Bilder aus Rom ;).

Im Vatikan
  • Diesen Kopf eines Esels oder Maultiers (?) habe ich in den Vatikanischen Museen am Rand der Sala degli animali fotografiert. Über Alter, Herkunft und Zweck kann ich leider nichts sagen.
Vielleicht hilft ein Eintrag in "Helbig, Führer durch die öffentlichen Sammlungen klassischer Altertümer in Rom" Band "Die Päpstlichen Sammlungen im Vatikan und Lateran" weiter:
Kopf eines Maultieres … aus dem Besitz des Bildhausers Cavaceppi unter Pius VI. erworben. Feinkörniger gelblicher Marmor, eines der ergänzten Ohren jetzt abgenommen …
Der lebendig gearbeitete, nervös vibrierende Kopf eines Esels oder Maultieres erweist sich als griechisches Original … Manche Einzelheiten der Formensprache weisen auf die großgriechische Kunst, die immer einer unverhüllteren Expression huldigte als die Kunst des Mutterlandes. Vielleich ist der Kopf in der Zeit um 400 oder bald danach in Tarent gearbeitet worden und gehörte wohl zu einer Gruppe mit Dionysos, dessen Reittier nicht das Pferd, sondern Esel oder Maultier ist.
 
Ebenso wie @lukasi hege auch ich für Esel ganz besondere Sympathien.
Zudem stimme ich ihrer Bewertung zu: Dies ist ein echtes Highlight der Romberichterstattung in unserem Forum.
 
Liebe lukasi, liebe Gaukler

(...) was für ein netter Zuwachs im bunten Reigen römischer Tiere (ich mag Esel sehr gerne)!

Ebenso wie @lukasi hege auch ich für Esel ganz besondere Sympathien.

Vielen Dank für euer freundliches Lob zum Beitrag! Die Sympathien für Esel werden hier geteilt! :) Ob in Rom oder anderswo, ob in natura oder in der Kunst - ich freue mich immer, wenn ich einen entdecke!
 
Vielleicht hilft ein Eintrag in "Helbig, Führer durch die öffentlichen Sammlungen klassischer Altertümer in Rom" Band "Die Päpstlichen Sammlungen im Vatikan und Lateran" weiter (...)

Liebe Pasquetta,
das Resultat deiner Recherche bei Helbig hat mir viel Freude bereitet. Besten Dank dafür! :)
 
Lieber msytagogus,
auch dir ein grosses Dankeschön für den Hinweis auf den Esel von Caravaggio. Den hatte ich doch glatt vergessen :oops:, obwohl ich ein Foto habe. Aber der Wikipedia-Link ist natürlich um Längen besser!


Wenn es dich nicht stört, würde ich den Hinweis auf Caravaggio gerne noch im Beitrag einfügen.
 
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