Roma Aeterna ist Theatrum aeternum

vielen Dank für die weiteren Berichtsteile, es hat mir viel Spaß gemacht, Euch zu folgen!
Dieses Konzert hätte mir auch gefallen: italienische Madrigale von Lasso, Monteverdi und Gesualdo, wie schön!
"Les Arts Florissants" waren bei uns schon einige Male Gast beim renommierten Festival "Tage Alter Musik", ich glaube gern, dass das ein Ohrenschmaus war. Nur schade, dass es nicht in einer schönen Renaissancekirche stattfand!

Danke ihr Lieben, dass ihr noch meinen Auftritten im Theatrum romanum folgt...
Dieses Konzert war wirklich verzaubernd. Und dieses Ensemble wirklich genial. Natürlich wäre ein schönerer Rahmen noch passender gewesen, es stehen ja eigentlich auch genügend Kirchen zur Verfügung, aber wie gesagt, irgendwann waren wir durch die Musik in ganz andere Räume entführt worden. Da war dann das martialische Bühnenbild nicht mehr sooo schlimm.
 
Den Unibereich habe ich auch auf meinem Zettel für Ende April. Obwohl mir klar ist, dass die Gebäude nicht so recht schön sind :rolleyes:.
Ach, stimmt, du bist ja immer auf der Suche nach etwas abseitigen Gebieten in Rom und umzu. Ich habe nur einen winzigen Ausschnitt aus dem Unibereich gesehen. Doch interessant ist das Viertel schon trotz dieser kalten Pracht. Es ist schon ein Phänomen, dass so viele Gebäude in Rom aus diesen dunklen Zeiten stammen und eine Funktion haben, sei es als Unigebäude, sei es als Sportstadium.
 
Eine interessante, kurzweilige Führung, man kommt wirklich auf Tuff-Fühlung mit den alten Tempeln. Und unsere Führerin switchte immer wieder auf Deutsch, damit auch die Germaninnen die alten römischen Überbleibsel genügend bewundern konnten. Unbedingt empfehlenswert und für 7.50 Euro eine ganze Stunde ein " billiges" Vergnügen. :D

Eine sehr interessante Führung und ein super Tipp, denn ich wusste gar nicht, dass es dort Führungen gibt. Das kommt sofort ins Reisebüchlein !!!!!
 
Hallo Pecorella

Man muss bei diesen Tickets einfach früh buchen. Es sind halt nur kleine Gruppen die an mehreren Sonntagen im Monat zugelassen werden. Nicht nur Coopculture( dort nur auf Italienisch möglich), es gibt auch Führungen in anderen Sprachen, aber wahrscheinlich nur für Gruppenreisen.
 
8. Akt, Zwischenspiel Trastevere

Nach diesem schönen antiken "Kleinkram", standen wir zunächst etwas unschlüssig herum, wie füllen wir die Zeit bis zu unserem Ausflug ins Zentrum der heutigen politischen Macht Italiens? Das fällt in Rom ja nun nicht schwer. Wir beschlossen über die Tiberinsel nach Trastevere zu gehen. Die Schlange, die an der Boca de Veritá anstand, war exponienziell angewachsen und führte sozusagen über die Piazza di Santa Anastasia. Aber das war auch die einzige bemerkenswert lange Schlange vor einem Monument, welche wir während unseres Aufenthaltes wahrnahmen. Und das, obwohl längst nicht so viele Asiaten unterwegs waren wie sonst.

Wir bummelten den Tibel hoch, um dann die alten römischen Brücken des Fabrizius und des Cestius zu überqueren.

In Trastevere bietet es sich an, einen kleinen Ausflug in die Villa Farnesina zu unternehmen. Allein, diese Villa stellte sich dieses Mal als äusserst kapriziös dar. Erst kamen wir durch meine ungünstig gelegene Busanreise nicht zusammen; dieses Mal, weil die Villa Farnesina am Sonntag geschlossen hat. Machte nichts. Wir waren ja eigentlich auch schon kultursatt. Also bummelten wir durch Trastevere


und wurden magisch angezogen:

Das Eis dieser Gelateria ist sooo teuflisch gut, dass Nihil selbst zu Fastenzeiten verführt wird. Aber Nihil ist ja auch lau im Glauben, das Eis dagegen war wie es sein muss, eiskalt. Und dies ist meine erklärte Lieblingssorte:

Ricotta mit Granatapfel

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So gestärkt, liefen wir durchs Viertel, kreuzten wieder den Tiber und kamen ins Centro storico, wo alle Geschäfte am Sonntag aufhatten und auch da waren die Versuchungen so gewaltig, dass sich Nihil einfach hingab und die Kreditkarte zückte...:eek::oops:

Das einzige Geschäft mit heruntergelassenen Jalousien war dieses, aber auch da braucht der Kunde nicht zu entsagen, sondern kann sich seinen starken Tobak herausholen:



8. Akt, Finale mit Blasmusik, Sonntagnachmittag, 16.02.2020

Schwer beladen mit Einkaufstüten bestiegen wir einen Bus und quetschten uns an der Via Nazionale heraus. Doch, dieser Bus war einer der wenigen, die sehr gut gefüllt waren.
Wir stiegen den Quirinal hinauf. Oben angekommen, verschnauften wir im Schatten des wunderbaren Dioskuren-Brunnen. Ruhig war es dort oben aber nicht, andauernd rauschten schwarze Limosinen und Militärbusse an uns vorbei. Was es damit auf sich hatte, sahen wir später von ferne im Innenhof des Palazzo.

Auch bei diesem Ausflugsziel hatte es sich nett ergeben, dass wir eine Reservation ergattern konnten. Durch die schönen Berichte hier im Forum und durch das sehr gut gemachte Video, welches einen durch die Räume leitet. Und das man in Endlos-Schleife immer wieder in Ruhe anschauen kann. Und das ist die Crux bei der Besichtigung. Es geht natürlich nur als italienische Gruppenführung. Und die Gruppe ist gross! Nachdem wir unsere speerige Einkaufsbeute ( also ein bisschen Speer für den Gott Quirinus war dabei:cool:) im Schliessfach verstaut hatten, bekamen wir ein buntes Klebebapperl auf die Brust geklebt. Ein Gruppenwechsel war also ausgeschlossen. Und den hätte ich gerne bei unserer Führerin vollzogen. Selten so etwas langweilig, auswendig daher geleihertes Blödwissen vorgetragen bekommen. Und das in Italienisch. Die junge Dame hatte eindeutig den Auftrag, belanglose moderne Kunst , die im ganzen Gebäude verteilt war, vorzustellen. 99% der Gruppe guckte woanders hin... Man konnte auch nicht zurückbleiben, um mal ein personalfreies Foto zu schiessen, kaum die Möglichkeit bei dem Herdenauf- und Abtrieb, die richtige Belichtung in der Kamera einzustellen. Ständig wurde man angepfiffen und weitergeschickt vom Aufsichtspersonal.
Ihr bekommt hier noch die beste Foto-Auswahl zu sehen, die mir zwar auch nicht gelungen ist, oft falschbelichtet und out of focus. Aber besser als Nichts. :(


Gerne hätte ich mich durch die Geheimtür verdrückt und wäre auf eigene Faust losgezogen:

Das war leider nicht möglich, überall stand Sicherheitspersonal herum:
Der Rundgang ist lang, und wurde uns immer länger, durch die einschläfernde Führungsdame. Durch viele echte Säle, durch Scheinarchitektur, gelegentlich auch durch zoologische Ansammlungen zog sich der Weg elendig lange dahin.
Endlich Licht am Ende des " Tunnels"

Das einzge moderne Möbel, was wirklich Spass machte, es zu betrachten, war auch nicht wirklich modern , sondern stammte aus den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts von Piero Fornasetti, Fornasetti - Wikipedia:


Wir dachten, dass "Affentheater" habe nun bald ein Ende

Weit gefehlt! In einem Extra-Raum bekamen wir im Schnelldurchgang die Präsidenten und die moderne italienische Geschichte seit dem Ende des 2. Weltkrieges vorgestellt. Immerhin wechselte das beteiligte Führungspersonal, und die für Politik zuständige Dame hatte ein ganz anderes Kaliber als die holzstaubtrockene Saalmaus.
Aber dann wurde es militärisch ernst. Wir erreichten als Gruppe nicht rechtzeitig den Ausgang und wurden Gefangene des Präsidentenpalastes, zumindest bis das Defile der beteiligten Truppen auf- und vorbeimaschiert war.


Ganz grosses Theater mit bunten Kostümen und schmissiger Musik :cool::

8.Akt, Schluss-Szene,

Jetzt waren wir aber doch geschafft, und bedurften dringend Cappuccino und Toilette. Vor lauter miltärischem Pomp, inklusive aufgesteckten Bajonetten, hatten wir ganz vergessen, nach dem stillen Örtchen im Palazzo Quirinale zu fragen. Wir gingen den Berg herunter und landeten in Monti. Dort rettete uns die Monti Bar aus Hunger, Durst und sonstigen dringlichen Bedürfnissen.

Anschliessend ging es durch die Gassen, wir blickten auf abgeschabte Fassaden, aber auch auf Grün, wobei einiges Grün gnädig so manche Ruine verdeckte.


Zu sehen gab es genug, aber nach dem langen Tag zog es uns in Richtung Heimat, in den ersten Läden gingen die Lichter an
Wir wendeten uns gen Kapitol:
eventuell gab es dort noch einen schönen Sonnenuntergang zu geniessen. Die Idee auf das Kapitol zu gehen, um den Sonnenuntergang über dem Forum zu sehen, stellte sich als undurchführbar heraus. Es stand zwar eine bemerkenswerte Ansammlung an Menschen da rum, aber die Sonne nicht mehr. So früh im Jahr findet das Spektakel viel früher statt und das Forum im Tal fällt in tiefen Schatten. Aber ich wusste ja, wo ich noch einen letzten Sonnenstrahl erheischen konnte, nämlich auf der Terrasse vor dem Palazzo Caffarelli. ;)

Auf der Terrasse unserer Wohnung gab es noch ein schönes Nachglühen am Himmel, als die Sonne schon längst untergegangen war.

 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn man so langweilig durch interessante Räume gejagt wird, macht eine Führung gar keinen Spaß. Mit jemand anderem hättet ihr bestimmt viel mehr davon gehabt und wärt wahrscheinlich begeistert gewesen. So war das ganze mehr Qual wie Freude. Das tut mir leid für euch. Zum Glück hatte der Tag noch andere und schönere Erlebnisse bereit. Deinen Einkauf mit dem Speer hätte ich sehen mögen ... Auch wenn nicht immer alles rund läuft so habt ihr doch einen wunderbaren Tagesabschluss gehabt. Danke für den abwechslungsreichen Bericht.
 
Liebe Tizia,
Irgendwie hatte ich geglaubt, man könne sich dort im Palazzo frei bewegen. Das ist natürlich illusorisch, denn es handelt sich ja um ein offizielles Gebäude. Mit dieser strunzlangweiligen Führerin hatten wir vielleicht auch nur Pech. Es rief ein bisschen die Erinnerungen an längst verflossene Schulausflüge wach, wo ein gelangweilter Pulk hinter seiner LehrerIn herzog, und versuchte trotz geistiger Abwesenheit ein einigermassen interessiertes Gesicht zu machen. ;) Zu sehen gäbe es wirklich genug, wenn man sich die Zeit netter einteilen könnte.
 
Meine Schwester meinte, hier in Trastevere sollte es einen tollen Kreuzgang geben. Mir stieg aus dem Nebel der Erinnerung ein Bericht von Simone Clio darüber auf, aber kein Name, kein Ort kam mir in den Sinn.

Es freut mich, dass die Kreuzgänge von San Cosimato deinen Schwestern und dir gut gefallen haben. Ich habe in der Tat u.a. hier über sie berichtet: Römische Kreuzgänge - ein Bilderbogen

Möglicherweise hat deine Schwester allerdings auch an einen weiteren schönen Kreuzgang in Trastevere gedacht und zwar den Chiostro dei Genovesi oder Chiostro dei Melangoli. Diesen habe ich hier beschrieben und u.a. mit Hilfe von Fotos von @Angela illustriert: Römische Kreuzgänge - ein Bilderbogen
 
Liebe Simone

Vielen Dank für die Verlinkung zu deinem Bericht. Genau, deinen Reisebericht hatte ich vor Ewigkeiten gelesen, und mich virtuell in diesen Kreuzgang verliebt. Eure Geschichte dazu, mit dem Dottore war ja ein zusätzliches Schmankerl. Bloss blieb es über die Jahre bei " muss ich auch mal besuchen" und wurde immer mehr überdeckt von anderen Sachen. Aber nun habe ich diesen Kreuzgang fest verankert.
Die anderen Kreuzgänge werde ich auch mal in meine zukünftigen Reiseplanungen aufnehmen. Trastevere hat so viel zu bieten.
 
9. Akt,1. Szene, Montag, 17.02. Sonnenaufgang über dem Forum

Leichte Wehmut machte sich bei unserem verbliebenen Trüppchen breit. Heute war unser letzter ganzer Tag, angebrochen. Meine Schwester und ich brachen kurz nach 7:00h morgens auf, ohne Frühstück, ohne Kaffee! Ich finde das selbst sehr heldenhaft, normalerweise schaltet sich bei mir ohne Kaffee weder Körper noch Geist an aber was macht man nicht alles in Rom....

Ursprünglich wollten wir auf den Gianicolo, denn da guckt man so schön nach Osten. Aber der Gianicolo entzog sich unseren Blicken im dicken Nebel. Tatsächlich konnte man Trastevere kaum über den Tiber hinüber erkennen. Also beschlossen wir wieder an der Via Petroselli auszusteigen. Der Bus, gefüllt mit Arbeitnehmern plus 2 Touristinnen, war absolut still. Man hätte eine Stecknadel fallen hören, wäre der Fuhrpark der Atac besser gewartet, bzw. die Strassen ohne Schlaglöcher. So knarzte, knallte und quietschte das Vehikel mit den noch verschlafenen oder wieder schlafenden Fahrgästen durch die Strassen.
Wir gingen durch das "Velabro", an Janusbogen, San Giorgio in Velabro und netten Kleinigkeiten vorbei:

Wir kreuzten die Kirche Santa Maria della Conziliazone( immer noch eingerüstet) und stiegen dem Kapitol über die Via di Monte Tarpeo von hinten auf´s Dach. Dort standen wir dann völlig alleine an diesem wunderbaren Ausguck über dem Forum. Es war nicht nur völlig einsam dort oben, sondern auch völlig still. Selbst die Möven hatten noch nicht ihr Morgengekreisch angestimmt.


Wir waren ebenfalls sprachlos bei soviel Schönheit und wechselten gelegentlich den Standort auf die andere Seite über die Via Pietro zum Ausguck beim Carcere Mamertino
Es war trotz der langsam aufsteigenden Sonne, so frisch, dass einem die Finger an der Kamera langsam einfroren. Wir konnten uns kaum von diesem Anblick auf das Forum lösen, aber irgendwann war das Frösteln und der Hunger stärker, als die Belleza Antiqua und so wandten wir uns den Niederungen des Centro storico zu ...immer dem Kaffeeduft folgend.;)

 
Herrliche Szenen aus Rom, die Stadt wirk im morgendlichen Nebel fast verwunschen und mystisch.

Euer morgendlicher Spaziergang, noch vor dem Frühstück, hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Da wird gerade die Sehnsucht ganz, ganz stark in mir...

Bei mir auch gerade. Morgen wäre ich hin geflogen. So müssen wir unsere Romitis weiter hier therapieren, bis stationäre Aufenthalte wieder möglich sind.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich begleite dich weiterhin durch Rom und genieße die schönen Bilder. Du hast ganz besondere Ansichten und Momente eingefangen. Die Große Synagoge, durch deren Fenster das letzte Sonnenlicht fällt, oder Rom im Morgendunst, der Kreuzgang und die kleinen Tempel am Forum Boarium. Danke, liebe Nihil!
 
Liebes Publikum, herzlichen Dank für euer Ausharren auf den harten Polstern...und tiefen Diener für eure Standing Ovations...:D
Ja, ich betrachte das als grosszügiges Geschenk Roms an uns, nicht nur seine Architektur und sein Flair, nein auch das Wetter spielte seine nicht unbedeutende Nebenrolle. Das Glühen der Synagogenfenster im letzten Sonnenstrahl, das nebelige Zwielicht auf dem Forum...
Ich kann mir vorstellen, wie ihr alle trauert, dass eure Rompläne unter der Coronalawine begraben wurden. Ich bin nur froh und dankbar, dass unsere Romreise noch ohne jegliche Einschränkung stattgefunden hat.
Demnächst geht es weiter.
 
9. Akt, Zwischenspiel, Montag 17.02.2020 mit dem schönsten Postamt der Welt, San Silvestro in Capite, SS. Trinitá dei Monti, Santa Maria do Popolo

Frösteln zogen wir ins Centro storico durch kleine, schmale Gassen, alles war verschlafen, die kleinen Geschäfte geschlossen.

Es muss nicht immer der Trevibrunnen sein :cool:

Doch kurz vor 9:00h kamen uns Scharen von katholischen jungen Leuten entgegen. Die meisten hochgeschlossen bekleidet mit Kalkleiste oder Habit. Wir kamen nämlich gerade an der Universitá Gregoriana vorbei.

Ein unscheinbares Kirchlein stand offen, eine dieser vielen Kirchen in Rom, die man oft nur durch Zufall gewahr wird: Santa Rita da Cascia alle Vergini, dies ist sicher keine Kirche, die man gesehen haben muss, aber sie war einladend und in ihrer Winzigkeit regelrecht gemütlich. Im Moment finden im Inneren Renovationsarbeiten statt. Die Geschichte dieser Kirche ist etwas unübersichtlich. Gebaut zwischen 1634 und 1689, also reines Barock, wurde sie als Santa Maria delle Vergini geweiht und gehörte zu einem Augustinerkloster. 1870 wurde die Kirche vom italinischen Staat konfiziert, das Kloster aufgelöst und die Kirche profaniert. Was damit die folgenden 30 Jahre passierte , entzieht sich Wikipedia. Als im Rahmen des Grossbauwerkes Vitoriano Emanuele II die Kirche Santa Rita da Cascia an den Hängen des Kapitols 1904 abgerissen werden musste, wurde das Kirchlein der Kirche zurückgegeben, und neu auf den heutigen Namen geweiht.
Vorhang auf, auch hier ist eine Miniaturbühne, die sich für eine Entdeckung und ganz einfach zum Ausruhen oder Beten anbietet. Man sitzt garantiert alleine in den wenigen Bankreihen.

Wir zogen weiter. Für diese Leckereinen war es um diese Uhrzeit einfach noch zu kalt:

Aber irgendwann wurde der Kaffeeduft so stark, dass wir in einer Gasse ein offenes Caffé fanden, eintraten und endlich die eiskalten Hände am heissen Cappuccino wärmen konnten. Der Magen kam auch nicht zu kurz:

Gestärkt zogen wir weiter in unbekannte Zonen, nicht ganz unbekannt, aber noch unentdeckt von uns.
Wo wir eigentlich waren, konnten wir nur vermuten, als wir plötzlich auf einer sonnigen Piazza landeten. Was für ein hübscher romanischer Kirchturm uns über den Dächern da entgegenleuchtet. Noch nie gesichtet, zumindest nicht erinnerlich.


Aber zunächst fiel unser Blick hierauf und wir erinnerten uns an die geschriebenen und frankierten Postkarten in der Tasche:
Leider widerstrebte es diesem Postkasten auch nur eine seiner Einwurfklappen für uns zu öffnen. Als ein Relikt in der Fassade der Posta Centrale waren die Einschübe verplompt. Aber in der Post selber gab es dann einen funktionierenden Briefkasten und nebenbei entdeckten wir wunderbare Fresken, die die Gewölbe und Wände des Postamtes zierten. Also, so ein schönes stilvolles Postamt haben wir noch nie gesehen. Deswegen: das schönste Postamt in Nihils beschränkter Welt. ;)

Dann aber bogen wir durch ein grosses Tor und standen in einem verwunschenen Innenhof und sofort fiel mir ein, dass diese schöne Kirche erst vor kurzem von Romitis Romitis' Reisenotizen vorgestellt worden war. San Silvestre in Capite, eine Basilca minor, ist dem Papst San Silvestre I. geweiht. Die frühe Kirche wurde auf den Ruinen des Tempels des Sol Invictus aufgebaut. Das Innenleben ist allerdings so barock, dass mir keine frühchristlichen Splitter oder Spolien aufgefallen sind.

Nein, obwohl es der Name der Kirche vermuten lässt, es gibt keinen Schrein mit seinem Kopf...in capite, verweist auf Silvestres Stellung als Erster, als "Haupt", als Chef.
Es gibt allerdings doch ein " capitellchen" , ein Fragment des Capite von Johannes des Täufers aufbewahrt in einer Seitenkapelle.

Das Innere der Kirche war sehr dunkel, deswegen leider nur schummrige Bilder.

Besonders schön ist allerdings dieser wunderbare Vorhof von San Silvestre in Capite. In die Wände sind lauter römische und frühchristliche Bruchstücke eingelassen.

Die Kirche ist übrigens die Nationalkirche von Grossbritannien, also dem Katholischen....Wie gut, dass eine, für den Lauf der Zeit und der Welt, eher unbedeutende Entwicklung wie der Brexit, die katholischen Briten weder von der Weltkirche und noch von ihrer kleinen Kirche San Silvestre in Capite trennen kann.

Wir verliessen das ruhige Inselchen mitten im nun schon quirligen Rom und gingen durch die Via Condotti in Richtung Piazza di Spagna.
Obwohl wir nach SS. Triniitá dei Monti strebten, kamen wir fast unter die rollende Trinitá dieses profanen Gefährtes :

Dieses dreirädrige Geschoss, raste um die Ecken und über die Plätze, dass die Fussgänger nur so aus dem Weg sprangen. Und natürlich machte der junge Mann am Steuer noch nicht mal die Tür zu beim Fahren. :eek: Das der Salat an Ort und Stelle blieb und nicht durch die Gegend flog...Wunder der Zentrifugalkraft.
Wir stiegen über die schöne Scalinata hoch zur Kirche:

Nur ein paar Ausschnitte aus den Seitenkapellen, die Kirche verdient absolut mehr Aufmerksamkeit, als wir ihr zukommen liessen.

Uns zog es in die mittlerweile strahlend wärmende Sonne und auf den Pincio:

Hier kann man neben einem moribunden Tauben-Turm- Haus auch noch das ehemalige Aufzughaus an der Via Torta sehen. Hier war der erste öffentliche Aufzug, der 1926 in Betrieb genommen wurde. Die damals gleichzeitig gebauten Tramlinien 45 und 46 hielten hier und ermöglichten über den Aufzug den direkten Zugang auf den Pincio. Gut auf den Trambetrieb abgestimmt, konnten die 2 Aufzüge bis zu 18 Personen aufnehmen und die 15 Meter Höhenunterschied in ca. 20 Sekunden bewältigten. Seit die Via Torta zur Verkehrsschneise ohne die Tramschienen ausgebaut wurde, liegt das Aufzugshäuschen in einem Dornröschenschlaf.

Nun muss man den Pincio zu Fuss hochsteigen, es sei denn man gehört zur berittenen Polizei. Wobei, Pferde ja auch Fussgänger sind...:cool:
Auf dem Pincio genossen wir die Sonne und die Aussicht und ignorierten nebenbei die Anbieter von Fahrrädern und Segway. Es gab schon einiges an Tourivolk dort oben, allerdings konnte man ohne Drängeln einen Logenplatz an der Brüstung ergattern und die Aussicht auf Rom gratis bewundern. Wir stiegen den Hügel hinunter, und ich muss sagen, da sah es schlimm aus. Nämlich wie eine öffentliche openair Bedürfnissanstalt ! :(
Weisse Hinterlassenschaften waren an allen Ecken und Enden sichtbar, und es sah nicht aus " wie vom Winde verweht", sondern leider missbraucht.

An einer Wegbiegung sah man auf die dekorierten Dachlandschaften zweier Häuschen, die den Eingang in die Villa Borghese markieren. Adler und Drachen hocken auf den Dächern und zeigen dem Volk an, wem das Stückchen Grün gehört ( hat). Freundlicherweise stehen die schweren Eisentore zum Park dem Plebs offen. Diesen Park kennt Nihil auch noch nicht wirklich...


Denn immer schieben sich Museen oder Kirchen dazwischen. So auch heute. Wir schlüpften in die immer noch mit Plastibahnen verhängte Kirche S. Maria del Popolo, um uns der Schönheit ihrer Kapellen und Gemälde hinzugeben. Die schöne Ikone vor dem Hauptaltar wird normalerweise kaum eines Blickes gewürdigt.
Der Touristenstrom kennt nur ein Ziel, die Capilla Cerasi, wo zwei dramatische Caravaggio Bilder hängen, die Kreuzigung des Apostels Petrus und die Bekehrung des Paulus. In der herrlichen Hell-Dunkel-Malerei herrschte dieses Mal das Dunkel vor...die Beleuchtung war leider ausgefallen. Zu schade. Auch viele der anderen Kapellen mit den wunderbaren Fresken blieben diesmal unbeleuchtet, was sich hoffentlich ändern wird, wenn endlich die Restaurierung voranschreitet.

Eigentlich hätten wir gerne hinter die Kulissen der Kirche geguckt, denn hinter dem barocken Hauptaltar von 1627 befindet sich der ursprüngliche Renaissance-Altar von Bregno und das von Pinturicchio ausgemalte Gewölbe. Allein, wir fanden den Eingang nicht, vielleicht lag es an unserer örtlichen Desorientierung bei sich widersprechenden Richtungsanzeigern , oder vielleicht gibt es dort auch keine öffentliche Besichtigung.

Ein andermal, dann bereite ich mich auf die Santa Maria del Popolo ganz anders vor. Als wir endlich den Ausgang gefunden hatten, aus den verwirrenden Gängen neben und um dem Kirchenschiff, und in den strahlenden Sonnenschein traten, schüttelten wir ein leichtes Frösteln und Schaudern von unseren Schultern. Ob es an diesen Skulpturen lag, die uns aus toten Augen nachstarrten...:rolleyes:

 
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