Rom und seine Münzen

Tja, Du hast wohl recht. Im allgemeinen kauf ich bei altbewährten Händlern meines Vertrauens zuhause oder in München, selten von anderen Sammlern und wenn dann nur von welchen, die ich kenne. Aber ausschliessen kann man nichts. Jeder Sammler kann die eine oder andere Fälschung in seiner Sammlung haben. Ausschliessen kann das niemand.
 
Ich erlaube mir die - ganz kurze - Vorstellung einer interessanten römischen Münze, weil sie sehr gut zum heutigen Marientag passt.

Ein Denar meiner Lieblingskaiserin Julia Domna, der Ehefrau des Septimius Severus (und von mir immer "Julchen" genannt) von 201 n.Chr. zeigt auf seiner Rückseite Isis mit dem Horusknaben im Arm. Isis stammt ursprünglich aus Ägypten, und der Kult wurde auch von Rom übernommen, wo u.a. ein Tempel zu ihren Ehren gebaut wurde. Auch wenn vom eigentlichen Bau keine Reste mehr übrig sind, finden sich doch die oder anderen "Gegenstände" daraus über die Stadt verteilt. Da muss man schon "auf grossem Fuss" leben, um sie zu finden. Oder mal bei Madame L. nachfragen... Aber das ist wieder eine andere "Geschichte". Jedenfalls ist sich die Wissenschaft mittlerweile darüber einig, dass die bekannteste christliche Ikonendarstellung, die Mutter Maria mit dem Kind eben aus der Darstellung der Isis mit ihrem Sohn Horus entstanden ist.


domna_isis_detail.jpg

domna_isis.jpg



Grüsse
Rainer
 
Sehr interessant ist diese "Ausstellung" über die Münzen der römischen Republik, die ich ja sammele.


Vor allem dieses pdf ist beachtenswert; genau mein Gebiet. Einige wenige davon habe ich; manche sind leider z.Zt. unerreichbar...



Danke für die Info
Grüsse
Rainer
 
Über diesen Neuzugang habe ich mich ganz besonders gefreut.

Es ist ein Legionsdenar des Kaisers Septimius Severus, und das für mich besondere daran ist, dass er zu Ehren der Legion XXII Primigenia geschlagen wurde. Ein kleines Silberstückchen "Heimatgeschichte". Die XXII. Legion wurde bereits unter Caligula im Jahre 39 n.Chr. für seine Feldzüge in Germanien aufgestellt. Seit 43 n.Chr. lagerte sie (mit kurzen Auswärtsspielen u.a. in Xanten) im obergermanischen Mogontiacum, dem heutigen Mainz. Zu Zeiten des Septimius Severus 195/196 n.Chr. verteidigte sie dann Augusta Treverorum (Trier) gegen die Truppen des Clodius Albinus.



Es ist übrigens dieselbe Münze, die bei wikipedia veröffentlicht ist. Somit ein sehr gutes Pedigree. :)



Grüsse
Rainer
 
Zuletzt bearbeitet:
ich war gestern in der Ausstellung "böse Kaiser" im Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums Wien. Nett aufgemacht aber leider etwas klein (nur ein Raum) für die Riesenbestände des KHM. Aber natürlich eine Menge Münzen (insbesondere in Gold), die der Normalsammler sonst nie zu sehen bekommt und von daher schon interessant.
Natürlich längst nicht so überlaufen wie die Caravaggio-Ausstellung, die heute endete und die wir uns natürlich auch angeschaut haben. Eine solche Ansammlung von Caravaggio-Gemälden und Gemälden der Caravaggisten aus ganz Europa gibts wohl nicht mehr so schnell
 
Manchmal frage ich mich, wo die guten Stücke noch sicher sind... (und ob sie bei mir nicht doch besser aufgehoben wären)

Die Bibliothèque nationale in Paris vermisst neuerdings drei Aurei des Postumus aus einem Fund von 1774 :eek:


Ich war's nicht... :cool:
 
Wie ich übrigens in Trier erfahren habe, war der versuchte Raub des Trierer Goldschatzes nur ganz knapp miss"glückt". Nur das Panzerglas der Vitrine hielt den Werkzeugen der Täter stand; bis dahin waren sie allerdings schon vorgedrungen. Nun ist der Schatz im Archiv hoffentlich sicher unter Verschluss, und das ganze Münzkabinett ist geschlossen.

P1190685.JPG

Ich darf gar nicht darüber nachdenken, wenn der Coup gelungen wäre. Die gut 2500 Aurei wären bereits sicher eingeschmolzen und damit unwiederbringlich verloren... :mad:

Grüsse
Rainer
 
Die Bibliothèque nationale in Paris vermisst neuerdings drei Aurei des Postumus aus einem Fund von 1774 :eek:


Manche Stücke aus der Bibliothèque nationale in Paris tauchen dann irgendwann im Handel wieder auf...


Zum Glück nicht mein Sammelgebiet. :D

Grüsse
Rainer
 
Damit der thread am Leben bleibt, hier mal ein kleines Beispiel für die künstlerische Qualität, die die Stempelschneider der Antike an den Tag legten. Ein häufiger Denar des Domitian, aber in einem hervorragenden Stil, der den Vergleich mit den Plastiken aus dieser Zeit nicht scheuen muss...

Ich staune immer wieder, was die Jungs damals auf knapp zwanzig Milimeter vollbringen konnten.

Domitian_Denar.jpg

combined48473.jpg

Allseits ein schönes Karnevalswochenende.

Grüsse
Rainer
 
Ästhetisch noch schöner sind teilweise griechische Antiken . Die Qualität der antiken Stempelschneider wurde erst wieder in der Renaissance in Europa erreicht. Erst nach mehr als tausend Jahren.
 
Ohne Zweifel. Wer hätte nicht schon gerne eine griechische Dekadrachme in seiner Sammlung liegen :D

Bei den ersten Silberstücken der römischen Republik waren sicherlich noch griechische Stempelschneider am Werk. Sogar anfänglich bei den Denaren des ersten Dioskuren-Typs. Auch wenn die Standardmünzen bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr das einstige Niveau erreichten, zeigen doch noch die Medaillone, aber auch so manche Sesterzen des 2. Jh - 3. Jh., das man konnte, wenn man wollte.

Ich bin glücklicherweise kein Freund bzw. Sammler von Spätrömern. Wenn ich den Verfall sehe - bei Münzen und Plastiken gleichermassen, wundert es mich nicht, warum das römische Reich keine Zukunft hatte.
 
So ist es. das zeigt sich schon daran, dass ab Mitte der Soldatenkaiserzeit die Münzen an den Porträts der Kaiser nicht mehr wirklich zu erkennen sind. Und auch während der Beruhigung der Zeiten ab Diokletian muss man normalerweise die Umschriften lesen. Die Porträts sind ,vielleicht mit Ausnahme von Julian Apostata, stets praktisch identisch. Aber danach - und auch in Byzanz - liegen eben bis zur Renaissance keine Münzen mehr vor, die sich von der Qualität des Stempelschnittes her auch nur in Ansätzen mit antiken Stücken messen könnten.
 
Vielen Dank, dentaria. Der Doppelsesterz ist ein richtig fetter Brummer. Eine der ungewöhnlichsten Nominale der römischen Kaiserzeit.

Grüsse
Rainer
 
Wissen die Regensburger eigentlich, dass eine römische Legion vor Ort lag?

Scherz beiseite, klar wissen die das. Die Legio III Italica begann 175 n.Chr. am Bau von "Castra Regina", und da sollten sie dann auch die nächsten 200 Jahre lagern. Bis zu dieser Zeit hatten sie nicht mal ein eigenes Lager, sondern operierten aus Mainz, wo sie aber nur als Vexillation gegenwärtig waren, ergo ein kleine Einheit. Ich vermute, dass sie ursprünglich der Legio XXII Primigenia entstammen und sich eigenständig aus ihr entwickelt hat.

Sicher ist jedoch, dass sie dem Kaiser Septimius Severus ihre Treue hielten. So wurden Münzen unter seinem Namen und zu Ehren der Legio III Italica geprägt, die aufzeigen, dass der Kaiser seinen Legionen verbunden war. Schliesslich hatten sie ihn ja auch zum Herrscher ausgerufen. Über eine Prägung freue ich mich ganz besonders; ich habe gute zehn Jahre Sammeln hinter mir, bis ich sie endlich in die Sammlung legen konnte.

Ein Denar des Septimius Severus zu Ehren der Legio III Italica. Das "besondere" daran ist, dass sie nicht in Rom geschlagen wurde, sondern in Alexandria / Ägypten. Was letztendlich diese Globalisierung verursacht hat, kann z. Zt. nicht geklärt werden. Das Prägedatum kann mit 194 n.Chr. bestimmt werden. Der Kaiser hatte zu dieser Zeit schon viele Siege errungen, so dass sich auch die östlichen Provinzen, u.a. Alexandria, ihm verpflichtet waren. Aber die Jahre 193 - 196 n.Chr. sind sowieso die interessantesten Jahre, die Rom erlebt hat, und werden noch viele Überraschungen bereit halten... nicht nur für Rom, sondern auch für die Provinzen, insbesondere Trier. Ich arbeite daran...

P1190890.jpg

Grüsse
Rainer
 
Wissen die Regensburger eigentlich, dass eine römische Legion vor Ort lag?

Scherz beiseite, klar wissen die das.

Wissen wir und hatten dort schon ein FT - vor Deiner Zeit! ;)

 
Zurück
Oben