Römische Brunnen: "Biwak"-Verbot

Die Durchgänge nach Santa Maria in Aracoeli sind demnach nicht wieder geöffnet?
Richtig - leider nach wie vor nicht.

Wir kamen gestern Mittag vom Pastarito in der Via Nazionale und sind nicht nur in weiser Voraussicht gleich von der Ostseite des Vittoriano aus an die Sache herangegangen, sondern ich habe auch noch so ziemlich am Fusse der Via di S. Pietro in Carcere (nur zu gerne waeren wir mit dem Kurzen umd seinem Buggy diese schoen gleichmaessig ansteigende Strasse hinaufgegangen bis zur Ebene des Kapitolsplatzes) den dort in seinem Haeuschen residierenden :twisted: Polizisten gefragt, ob man auch auf diesem Wege zum Aufzug gelangen koenne oder ausschliesslich durch das Vittoriano hindurch: Letzteres, war seine Antwort.
 
Anti-Biwak-Baenke

Waehrend nach unserem deutschen Verstaendnis der Ausdruck "Biwak" ja eher nicht anwendbar ist auf das (selbstverstaendlich gleichermassen nicht wuenschenswerte) Herumsitzen auf Treppen und Brunneneinfassungen mit anschliessendem Hinterlassen von Muell und Schmutz, sind wir uns bzgl. der Wortbedeutung sicherlich einig mit den Italienern, wo es um's Uebernachten auf Parkbaenken geht. Solche gibt es unweit der Piazza Bologna in einer "Anti-Biwak"-Ausfuehrung: Panchine anti-bivacco a Roma in piazza Bologna; è polemica - Repubblica.it.
Sie sind allerdings nicht unumstritten.
 
Auch auf der Spanischen Treppe wird leider wieder viel zu viel "biwakiert" (...)
... und besonders folgenschwer gestern Mittag: Sorpreso a mangiare su scalinata piazza di Spagna si rifiuta di dare documenti: arrestato - Repubblica.it.

Unter Missachtung des Verbots verzehrte ein 40-jähriger chinesischer Tourist (aus Australien) seinen Mittagsimbiss auf den Stufen der Spagna. Den zwei Polizisten, die dafür die Geldbuße kassieren wollten, verweigerte er nicht nur die Vorlage seines Ausweises; sondern er griff sie auch tätlich an, mit Tritten und Faustschlägen. Daraufhin legten sie ihm Handschellen an und führten ihn ab.
Voleva gustarsi il pranzo sulle celebri scalinate di piazza di Spagna. Ignorando il divieto e in barba alle norme di comportamento imposte dal Campidoglio proprio per la tutela del monumento. E quando i due vigili urbani che erano in servizio nella piazza si sono avvicinati per multarlo, non solo il turista si è rifiutato di consegnare i documenti. Ma ha anche aggredito i due agenti: Prima si sono alzati i toni della discussione e poi è passato alle vie di fatto con calci, spintoni e pugni. Così ieri pomeriggio è finito in manette un 40enne, cittadino di origini cinesi e residente in Australia.
 
Erneut in die Medien geschafft haben es diese Meldungen von vor rd. zweieinhalb Jahren:
(...) vermeldet die Repubblica heute eine Stellungnahme von Kulturminister Dario Franceschini (...):
(...) è possibile immaginare, con le nuove tecnologie, dei sistemi di controllo degli accessi dei turisti. (...) Alcuni luoghi non possono contenere un numero infinito di turisti e dobbiamo evitare che ci sia un sovraffollamento ingestibile.
(...) vorstellbar die technische Reglementierung des Zutritts zu bestimmten Orten, auf die der Ansturm besonders groß ist; und dabei steht natürlich der Trevibrunnen an erster Stelle.


Und zwar liest man auf Reisereporter:

Als Quelle wird angeführt (im allerletzten Satz):
Außerdem sollen die Maßnahmen den Brunnen vor Schäden schützen, das berichtet der „Lonely Planet“.

Ob allerdings diese Planungen wirklich so aktuell wie dort behauptet auf der Agenda des Stadtrats stünden, das wage ich angesichts der drängenden anderen Probleme (Müll, Schlaglöcher, ÖPNV) eher zu bezweifeln. Zumal ich mich auch nicht entsinnen kann, davon in jüngerer Zeit etwas gelesen zu haben z.B. in der Repubblica etc.
That’s why the municipality of Rome has a new proposal to better regulate the access to the Piazza, a proposal which will be discussed soon in the Campidoglio, Rome’s city hall. (...) One of the main features of the proposal is building a protective barrier around the fountain so that tourists won’t be able to sit on the marble or jump into the water (both of which are already forbidden but still happen more often than not). There will also be a maximum number of people allowed inside the Piazza at the same time, which will be regulated by one or two policemen stationed at each of the five streets leading into the Piazza.
 
Ich finde es schade, aber wahrscheinlich ist es nötig.

Es ist schon fatal, dass der Tourist Ziele die er mit Freude sucht, genau so gerne durch Unachtsamkeit und Ignoranz zerstört.
 
Dies lässt OB Raggi heute verkünden: Die Sicht bleibt frei und die Absperrungen stehen dem Münzwurf nicht im Wege.
... impedisca di sedersi sul bordo della fontana".
So sagt die Bürgermeisterin nach Annahme des "5 Sterne"-Antrags auf eine Absperrung zur Verhinderung des Sitzens auf dem Brunnenrand, gestellt vom Vorsitzenden der Wirtschafts-Kommission.


Die Gestaltung der Absperrung sei ähnlich gedacht wie z.B. am Schildkröten-Brunnen, so zeigt es ein Photo weiter unten im Text.
 
Zuletzt bearbeitet:
... il pessimo risultato in piazza di Spagna quando hanno vietato di sedersi sui gradini della scalinata, con il risultato che tutti si siedono sulla Barcaccia."
Mittlerweile hat ein (kleiner) Chor von Sachverständigen sich gegen die Absperrung ausgesprochen: Die Monumente sollten frei von jeder Barriere bleiben, und die barocken Ansichten unverstellt. Außerdem habe man es ja an der Spagna gesehen: Seit das Sitzen auf den Stufen verboten sei, setzten alle Leute sich auf die Barcaccia.

Wobei dieses Argument mir persönlich nicht so sonderlich stichhaltig erscheint. Denn erstens ist das Sitzen auf der Barcaccia gleichermaßen verboten, und zweitens gibt es am Trevi-Brunnen keine entsprechende Ausweich-Architektur.

Bei besagten Experten handelt es sich um: Paolo Portoghesi, Architekt und Historiker; Vezio De Lucia, Städteplaner; Adriano La Regina, Archäologe und früherer Leiter der Soprintendenza; dito Eugenio La Rocca.

Letzteren zitiert die Repubblica wie folgt:
Non è possibile ingabbiare i monumenti, bisogna trovare soluzioni alternative che impediscano di isolarli dal contesto cittadino. Non si può reinventare la Fontana trasformandola in un oggetto artistico non visibile se non da una certa distanza. È nata per essere ammirata da vicino e forse originariamente serviva anche per attingere acqua. Non si risolve il problema con teche e parapetti. Che siamo matti?
"Es ist nicht möglich, die Monumente einzuschließen in Käfige; sondern man muss alternative Lösungen finden, die verhindern, dass sie von ihrem städtischen Umfeld isoliert werden. Man kann die Fontana nicht neu erfinden, indem man sie verwandelt in ein Kunstobjekt, das nicht sichtbar ist außer aus einer gewissen Entfernung. Sie wurde erschaffen, um von Nahem bewundert zu werden; und vielleicht diente sie ursprünglich auch dazu, dort Wasser zu schöpfen. Man löst das Problem nicht mit Reliquiaren und Geländern. Sind wir denn verrückt geworden?"
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun ist das Thema sogar im Stern gelandet.
Ja, es sorgt in den Medien offenbar sehr verlässlich für Empörung.

Wobei m.E. das Sitzen auf Brunnenrändern nahezu schon für sich allein ein kultureller Wert ist.

Schade, schade, schade, dass die heutigen Touristenmassen, blind für fast alles außer ihren Selfies, es damit übertreiben in einer Weise, die man natürlich rundherum einfach nur destruktiv nennen kann. :confused:
 
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