Rom und Umgebung - bunt gemischt

rikmanfredson

Aedilis
Stammrömer
In Vorfreude auf die kommende Fahrt habe ich heute alte Rom-Bilder angesehen und in meinen vielen Notizen gelesen. Gerne teile ich hier mit euch in loser Reihenfolge - je nach Zeit und Lust und Laune - meine Eindrücke der urbs. Ich beginne mit einem Klassiker, dem Blick aufs Forum Romanum:

 
Achtung: Da hat dir wohl die neue Forums-Software ein Bein gestellt. Kann es sein, dass du das Photo in ein privates Album geladen hättest? In diesem Falle wird es nämlich nicht angezeigt; und auch das Klicken auf den Link hilft nichts.
 
Mhm... Ich sehe das Bild natürlich schon. Danke für den Hinweis, da muss ich mich erst wieder mit der Bilderverwaltung vertraut machen. Ich habe jetzt das Album für reg. Nutzer freigeschalten. Kann man das Foto nun sehen?
 
Das folgende Bild entstand in Ostia im Haus der Fortuna Annonaria.



Ich stand bei der Aufnahme im vielleicht wichtigsten Raum des Hauses, einer großen Halle mit einer Apsis im hinteren Bereich. Vor der Apsis könnte eine stibadium, eine halbkreisförmige Speise-Couch, gestanden haben. In der Mitte der Apsis ist eine Nische für eine Götterstatue vorhanden. In der Südwand, also rechts im Bild, befand sich ein großes Nymphäum mit zwei rechteckigen und zwei halbkreisförmigen Nischen. Zwischen den Nischen waren Marmorsäulen angebracht. Vor den Nischen lag das rechteckige, längliche Wasserbecken. Die Wände und das Nymphäum waren mit Marmor ausgekleidet. Der Boden des Raumes war mit opus sectile ausgelegt. Von meiner Position aus rechts befand sich noch ein Raum, nämlich eine Latrine.

Das Foto zeigt den Blick in den kleinen Innenhof. Auffallend sind die rechteckigen Marmorsäulen, die drei gemauerten Bögen tragen. Darunter haben sich drei Marmorschwellen erhalten; in einer sind Einkerbungen zu sehen, ich nehme an, ein antikes „Spielbrett“. Der kleine Innenhof ist auf drei Seiten von einer Säulenhalle umgeben. Die Travertin-Säulen wurden mit Gips überzogen, um den Effekt kannelierter Säulen nachzuahmen. In einer erhöhten Nische in der Südwand stand eine Statue der Ceres oder Juno. Im Hof selbst war wohl ein kleiner Garten mit einem Brunnen angelegt; auch jetzt noch wirkt dieser Bereich sehr idyllisch. Im Bereich des Portikus wurde eine Statue einer auf einem Thron sitzenden Frau gefunden. In der linken Hand hält sie ein Füllhorn und ein Ruder, auf ihrem Kopf befinden sich Türmchen. Entweder stellt sie Fortuna Annonaria, d.h. die Fortuna der Getreideversorgung, dar oder ist – wahrscheinlicher - die Personifikation der Stadt Ostia.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Hofes (im Foto von einem Busch verdeckt) kann man in einen Saal blicken, dessen Boden ein Schwarz-Weiß-Mosaik mit verschiedenen Darstellungen besitzt, u.a. mit einem Zentauren oder der Wölfin, die Romulus und Remus säugt.

 
Hallo rikmanfreson, wie schön, dass man wieder in deinem Reisebericht mit interessanten Texten und wunderschönen Bildern schwelgen kann. Ostia ist bei mir noch ein ganz weisser Fleck und harrt noch seiner Entdeckung.
Ich habe mich auch noch nicht mit den neuen Feinheiten, wie man Bilder hochlädt, vertraut gemacht. Ich wollte nur anmerken, dass man die Bilder nur als angemeldetes Mitgleid zu sehen bekommt, was ich persönlich schade finde, denn sicher tummeln sich viele Besucher im Forum und können leider dann nicht diese Schönheiten geniessen. Ich weiss natürlich nicht, ob du die Bilder sozusagen "forumprivat "halten möchtest und nicht für die Öffentlichkeit bestimmst.
 
Auch ich freue mich wieder von dir zu lesen. Dein Bericht lässt mich zurückschweifen zu meinem letzten Besuch in Ostia Antica, der noch gar nicht lange zurückliegt. Die Fotos schlummern noch irgendwo auf dem PC. Ich freue micht auf die Fortsetzung deines Berichtes.
 
Hallo liebe Rik, auch ich würde mich sehr über weitere Deiner versierten Berichte und Beobachtungen gerade aus Ostia Antica freuen, denn da werde ich Ende Oktober auch mal wieder aufschlagen. Und da gibt´s ja an jeder Ecke etwas zu entdecken!
 
Schön, dass Interesse an dem ein oder anderem Bericht besteht! :)

Ich kam heute Vormittag zurück. Hier und jetzt vielleicht ein paar allgemeine Infos, die ich allen zugänglich machen will:

- Wir wohnten im Ars Hotel im Norden (Via Monte Altissimo 20-24). Obwohl das Hotel nicht wirklich für Gruppen angelegt ist (der Frühstücksraum war zu klein, sodass die Gruppe in 2 "Etappen" essen musste, und es gab nur eine Kaffemaschine, sodass es auch für die Hälfte sehr lang dauerte, bis ein Getränk in der Tasse war), kann ich es dennoch empfehlen, vorausgesetzt, man nimmt in Kauf, dass man eben nicht im Zentrum wohnt. Mein Zimmer war klein, aber fein; alles erschien mir sauber. Der Frühstück war wirklich reichhaltig; die Cornetti schmackhaft. Was ich besonders genoss, war die Ruhe aufgrund der guten Lage.

- Wir aßen einmal mit der Gruppe in der Cantine Cavour zu Abend: Pasta, Scallopine al limone (wenn ich mich recht erinnere) und ein Dessert. Sowohl den Schülern als auch uns Kollegen hat es gut geschmeckt. Der Service war zuvorkommend.

- An einem Abend ging jeder individuell essen, wir Kollegen wählten die Hostaria Roma (Mercato) am Campo dei Fiori. Mein Schwertfisch in Zitronensoße schmeckte herrlich, auch die anderen Gerichte mundeten. Aber Service und Preis waren nicht in Ordnung. Nach anfänglichem großen Bemühen zeigten die Kellner im Verlaufe unserer Anwesenheit kaum mehr Interesse. Für ein ganz schlecht eingeschenktes Glas Wein zahlte meine Kollegin 7 Euro, und überhaupt stimmte die Rechnung nicht, da Gerichte verzeichnet waren, die wir nicht hatten.

- Wettertechnisch war es so, wie ich es erhofft hatte: Sonnig und heiß - einzige Ausnahme war der Mo, hier zog es im Laufe des Tages zu, am Abend gab es zunächst hermlose Regenschauer, und dann brach aber ein ziemlich heftiges Gewitter mit Platzregen los.

- Dank Vorreservierung ging der Eintritt ins Kolosseum und ins Forum relativ zügig. Wie wohl die die eingefleischten Romfahrer wissen, gibt es am Eingang Kontrollen: die Tasche wird durchleuchtet, man selbst muss durch eine Schranke gehen. Deos und Mückensprays wurden hierbei den Schülern gnadenlos abgenommen und angeblich in den Müll geworfen; ein Taschenmesser, das ein Junge dummerweise dabeit hatte, wurde natürlich auch entdeckt und abgenommen. Wir wollten es am Ende der Tour wieder abholen, aber es hieß, das Messer sei schon im Müll entsorgt. Hier erlebten wir die Kontrolleure als sehr streng und engstirnig - zwar verstehe ich, dass Kontrollen notwendig sind, aber etwas Fingerspitzengefühl und Menschenkenntnis wäre halt schon schön.

- Noch nie hatte ich in Rom erlebt, dass Stechmücken lästig waren. Heuer bekam ich etliche Stiche ab.

Soweit mal meine ersten "Infos".
 
Ostia erlebte ich heuer leider nicht idyllisch. Wohl witterungsbedingt - am Vorabend ging ein heftiges Gewitter nieder, nun wehte ein strenges Lüftchen - verlief die EInflugroute der Flugzeuge genau über dem Ausgrabungsgelände. Im Minutentakt schwoll der Lärm so an, dass man sein Wort nicht mehr verstand. So hatte ich es noch nie erlebt. Da trösteten die Tatsachen, dass nur wenige Touristen den Weg nach Ostia gefunden hatten und es keinerlei Gedränge gab oder dass sich die Natur dank der vielen Niederschläge im Frühjahr noch von einer grünen Seite zeigen konnte, wenig. Auch fiel mir im Vergleich zu früher auf, dass es etliche neue Absperrung gab: so konnte man nicht mehr die Stufen des Tempels im Forum der Zünfte erklimmen, auch das Kapitol war schon unten abgesperrt , im Haus der Diana konnte man nicht auf die "Dach-Terrasse" im 1. Stockwerk und der Blick vom Theater aufs Forum der Zünfte war auch genommen, weil auf der antiken Bühne ein moderner Bühnenaufbau mit Gestänge und Kabeln und Schweinwerfern etc. Nun ja...

Einer meiner Lieblingsplätze in Ostia ist die domus von Amor und Psyche; sie war eines der elegantesten Häuser in Ostia und heißt heute so nach der dort gefundenen Statuengruppe. Ich finde dieses Liebespaar entzückend.


Wahrscheinlich kennen die meisten von euch diese Statuengruppe aus dem Kap. Museum, und der zugehörige Mythos, ausführlich dargestellt in den Metamorphosen des Apuleius (4,28 - 6,24), dürfte auch bekannt sein; für die, denen er unbekannt ist, zitiere ich ihn hier mit der Wikipedia-Darstellung:

Psyche ist die jüngste und schönste der drei schönen Töchter eines Königs. Sie ist so schön, dass alle aufhören, Venus, die Göttin der Schönheit und der Liebe, zu verehren. Verärgert ruft Venus ihren treuen Sohn Amor und befiehlt ihm, Psyche dazu zu bringen, sich in einen schlechten Mann zu verlieben. Der Vater schickt seine Tochter – wie das Orakel des Gottes Apollon ihm befohlen hat – in einem Brautkleid an eine einsame Bergspitze, auf der sie einen furchtbaren Dämon heiraten soll. Doch anstatt die Gemahlin des Dämons zu werden, wird sie von Zephyr, dem Herrn der Winde, auf Anweisung Amors, der selbst der überirdischen Schönheit Psyches erliegt, in ein märchenhaftes Schloss gebracht.

In diesem Schloss sucht ihr nunmehriger Geliebter Amor sie Nacht für Nacht auf, doch tagsüber verschwindet er, ohne dass sie ihn je zu Gesicht bekommt. Da sich Psyche einsam fühlt, gewährt er ihr einen Besuch von ihren Schwestern. Amor warnt sie aber, sie dürfe sich nicht von den Schwestern verleiten lassen, herauszufinden, wer er sei.

Die Schwestern sind zunächst froh, Psyche wohlbehalten vorzufinden, jedoch alsbald von Neid verzehrt. Bei einem weiteren Besuch gelingt es ihnen, das naive Mädchen, das mittlerweile ein Kind erwartet, davon zu überzeugen, dass Amor in Wirklichkeit eine grässliche Schlange sei, weswegen er ihr nie bei Tageslicht gegenübertrete, und überdies beabsichtige, die Schwangere zu verschlingen.

Aus Angst um sich und ihr ungeborenes Kind befolgt sie den Rat ihrer Schwestern und wartet in der Nacht mit einer Öllampe und einem Messer auf ihren Mann. Als sie ihren Geliebten beleuchtet, erblickt sie indessen kein Ungeheuer, sondern den schönen Körper des geflügelten Amor. Psyche ist von Liebe zu ihrem göttlichen Gatten überwältigt und merkt daher nicht, wie ein Tropfen des heißen Öls auf Amors Schultern fällt. Der Gott, der seiner Mutter ungehorsam gewesen ist, fühlt sich hintergangen, fliegt davon und lässt Psyche untröstlich zurück.

Venus ist daraufhin voller Wut darüber, dass ihr Sohn ihre Befehle missachtet und stattdessen mit Psyche ein Kind gezeugt hat. Venus macht das Mädchen ausfindig und zwingt es, verschiedene lebensgefährliche Aufgaben für die Göttin zu erledigen. Dank der Hilfe von Ameisen, sprechendem Schilfrohr, Türmen etc. gelingt es ihr, sie zu lösen. Bei der letzten Aufgabe lässt sie sich aber von dem Wunsch, ihren Geliebten zurückzuerobern, überwältigen. So öffnet sie, um sich für ihn schön zu machen, ein Kästchen, das eine für Venus bestimmte Schönheitssalbe von Plutos Gemahlin Proserpina enthält, und fällt in einen todesähnlichen Schlaf, der der einzige Inhalt des Behältnisses ist.

Amor hat sich inzwischen von der Verbrennung mit dem heißen Öl erholt und eilt Psyche zur Rettung. Da er sie noch immer liebt, scheucht er mit seinen Flügeln den Todesschlaf wieder in das Kästchen zurück. Während Psyche das Kästchen abliefert, fliegt Amor zu Jupiter und bittet um Erlaubnis, Psyche zu heiraten. Der oberste Gott hat Nachsicht, reicht Psyche einen Becher mit Ambrosia und macht sie dadurch unsterblich, so dass einer Hochzeit unter den Göttern nichts mehr im Weg steht.

Psyche gebiert Amor eine wunderschöne Tochter, welche den Namen Voluptas (Wollust) erhält.

Vergleicht dazu bitte auch: Michael Lausberg: Die Kunst des Barocks und des Rokoko in Italien, S. 81f.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aus Urheberrechtsgründen musste das ursprüngliche Zitat (Nacherzählung durch Lausberg) entfernt werden. Ich habe nun die Version aus Wikipedia eingestellt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Mythos von Amor und Psyche ist schon seit dem Hellenismus ein beliebtes Thema in der Kunst. Ein besonders schlnes Beispiel konnte ich in Rom in der Villa Farnesina finden, wo die Loggia durch Fresken mit ausgewählten Szenen dieser Liebesgeschichte geschmückt ist. Interessanterweise sind nur die "himmlischen Stationen" gemalt worden, andere Szenen fehlen, so z.B. die Erkennungsszene.
Hier zeige ich zwei Bilder der Bogenzwickel und linke der beiden großen Deckenfresken:
Das eine Bild steht am Anfang der Geschichte: Venus zeigt ihrem Sohn die als Göttin verehrte Psyche; sie weist mit dem Finger nach der Stelle an der Wand, wo ein Bild von Psyche anzusetzen ist, welches nur geplant, nicht aber ausgeführt worden ist. Das andere gehört fast schon ans Ende: Merkur geleitet Psyche in den Himmel. In den zu sehenden Stichkappen sind Liebesgötter, Putten oder Amoretten, abgebildet, die mit auf den ersten Blick seltsamen Gegenständen durch die Luft fliegen. Es handelt sich hierbei um Abzeichen der von ihnen "besiegten" Götter. Denn die kleinen geflügelten Bübchen feiern die Allmacht der Liebe, der sich selbst die Götter nicht entziehen können: ,,omnia vincit amor."
Das große Deckenfresko zeigt die himmlische Hochzeitsfeier, sozusagen das Happy-End der Beziehung. Amor und Psyche sehen wir am rechten Ende der Tafel sitzen, jung und verliebt. Blumen werden gestreut, die Grazien versprühen Duftwasser und Jupiter (neben dem Brautpaar) erhält einen Kelch von Ganymed. Die anwesenden Götter sind stets paarweise abgebildet, passend zum Hochzeitsthema.
 
Die Farnesina ist einfach immer wieder bezaubernd! Für mich einer der schönsten Orte der Stadt.
Danke für die schönen Impressionen!
 
Ich freue mich, wenn ihr Gefallen an den kurzen Beiträgen habt! Heute gibt es nur zwei Bilder mit einem Blick auf die Stadt. Der Gang auf die Kuppel war unser erster Programmprogrammpunkt im Juli. Die Kolleginnen blieben unten bzw. auf halber Höhe stehen, während ich mit der Meute hinauf musste bzw. durfte. Mich überwältigt der Ausblick immer wieder aufs Neue und so kann ich mich kaum satt sehen.
 
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