Römische Brunnen: "Biwak"-Verbot

Gaukler

Caesar
Stammrömer
Stop ai bivacchi nelle fontane storiche; firmata ordinanza, multe da 240 euro - Repubblica.it

Gemäß einer gestern ergangenen Verordnung ist nun mit einer Geldbuße von bis zu 240,- € bedroht, was die Römer "Biwak" nennen (in einer im Vergleich zum Deutschen deutlich weiteren Auslegung dieses Wortes), und zwar an den römischen Brunnen:
La sindaca Virginia Raggi ha firmato un'ordinanza che vieta di consumare cibi, bagnarsi, arrampicarsi o sedersi sui marmi delle fontane artistiche di Roma. Pena una multa fino a 240 euro.
Verboten ist außer dem Baden auch, einen Brunnen zu erklettern, sich an/auf demselben hinzusetzen oder zu essen.

Wobei für's Baden ja früher bereits Geldbußen von sogar bis zu 450,- € fällig wurden; vgl.: Badeverbot.
Es sollte sich darum m.E. niemand darauf verlassen, dass er aufgrund der neuen Verordnung mit nur wenig mehr als der Hälfte dieses Betrages davonkommen könne.

Ah ... Moment mal; die Verbote - gültig übrigens (vorerst?) nur bis zum 31 Oktober 2017 - gehen noch weiter ins Detail:

In particolare il provvedimento, che sarà valido fino al 31 ottobre 2017, prevede il divieto di: bivaccare, consumare alimenti o bevande; sedersi, arrampicarsi e/o porre in essere qualsiasi altra condotta non compatibile con la naturale destinazione del bene pubblico; versare liquidi e/o gettare qualsiasi oggetto, ad eccezione del tradizionale lancio di monetine; lavare animali, indumenti e simili; fare bere animali.
Man darf an römischen Brunnen nicht "biwakieren" (was wohl schlichtweg jegliche andere Form des Aufenthalts dort meint, als nur davorzustehen oder vorüberzugehen); keine Speisen oder Getränke zu sich nehmen; sich setzen; die Brunnenarchitektur erklettern und/oder irgendetwas anderes tun, das nicht der natürlichen Zweckbestimmung des Brunnens entspricht; keine Flüssigkeiten verschütten bzw. hineinschütten; nichts hineinwerfen - mit der einzigen Ausnahme des traditionellen Münzwurfs; keine Tiere, Kleidungsstücke oder Ähnliches waschen; keine Tiere aus dem Brunnen trinken lassen.

So, jetzt wissen wir's ganz genau.
 
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Im Großen und Ganzen völlig d'accord :nod:. Wenn ich allerdings dieses Bild betrachte - Wasserschöpfen am Bracaccia-Brunnen soll ja auch verboten sein :)? wie soll man dort Trinkwasser schöpfen, wenn man nicht "hineinsteigt" :?) - dann erinnere ich mich doch spontan an diese Bilder bei der Einweihung nach der Restaurierung des Brunnens:
Piazza di Spagna - ecco la Fontana della Barcaccia restaurata
(vor allem Bild 1 und 10 - 14). Rühmte man damals nicht die Qualität des Trinkwassers und nun zweierlei Maßstäbe was durstige Mensche betrifft ... 8O :twisted:.

Im Ernst: wahrscheinlich ist es tatsächlich besser, auch z.B. den Barcaccia-Brunnen "zu sperren", wenn die Touristen nicht von selbst einsichtig und sensibler werden für die öffentlichen Kunstschätze Roms. Und zum Glück gibt es ja ausreichend richtige nasoni für den Nachschub von frischem Trinkwasser. ;)




 
Es ist eben wie überall, erlaubt man nur einen Teil - bspw. für Hunde Wasser zu schöpfen - ist für manche der Schritt zum Füße baden im Brunnen nicht mehr weit, dann wird es zu einem Selbstläufer.
Insofern sind die drastisch anmutenden Verbote nur verständlich.
 
Das Schlimme ist, dass man an Brunnen - wie z.B. dem Barcaccia-Brunnen - gar nicht lange warten muss, bis sich jemand daneben benimmt.
 
Danke an Pasquetta für die schönen alten Bilder.

In meinen Augen ist es schon ein Unding, wenn man nicht mehr auf einem Brunnenrand sitzen und die Hand ins Wasser tauchen darf. :x

Aber leider nicht zu Unrecht sagt humocs: Es kommt eins zum anderen ... :?

In meinen Augen ist das Hauptproblem die Zügellosigkeit eines (m.E. immer noch verhältnismäßig kleinen) Teils der Touristen.

Gesteigert wird sie leider durch dieses neumodisch-blödsinnige Massenphänomen, sich selbst andauernd im Internet darzustellen - was natürlich sehr bald entsetzlich langweilig wird, wenn man nicht immer wieder neue "spektakuläre" :roll: Situationen erfindet.

Dass unter diesen Umständen die römische Stadtverwaltung zu solchen m.E. schon nachgerade verzweifelten Maßnahmen greift, ist wohl leider nur zu verständlich. :?

Und wenn es überhaupt eine Möglichkeit geben sollte, dieses Verbot durchzusetzen, dann können die Polizisten nicht mit jedem Einzelnen diskutieren über die Art und das Ob eines Verstoßes. Sondern es bleibt praktisch nur, jeden an- und wegzupfeifen, der irgendetwas anderes tut, als vor dem Brunnen einfach nur stehenzubleiben.

Wobei ich übrigens glaube, dass es - nicht zuletzt aufgrund der schieren Masse von Leuten - in den allermeisten Fällen beim Pfeifen bleiben wird, d.h. ohne die angedrohte Geldbuße auch tatsächlich zu erheben.
 
Wobei für's Baden ja früher bereits Geldbußen von sogar bis zu 450,- € fällig wurden; vgl.: Badeverbot.
U.a. hierzu sowie zum Problem der Durchsetzung des Verbots lässt sich heute der Corriere della Sera vernehmen: Raggi firma l’ordinanza sulle fontane – ma i nuovi barbari restano impuniti.

Wobei m.E. in dem hier angegebenen Betrag vermutlich ein Zahlendreher steckt:
La sindaca impone multe fino a 420 euro. Nessuno, però, fa rispettare i divieti. L’assessore al Commercio Meloni ha promessi la «polizia turistica»: 70 vigili concentrati nel I e II Municipio, ma finora la riorganizzazione non è ancora partita.
Versprochen wird eine künftige "Touristen-Polizei" von 70 Mann, konzentriert in den Stadtbezirken I und II (vgl. Roma Capitale | Sito Istituzionale | Municipi), aber noch ist die entsprechende Reorganisation nicht auf den Weg gebracht.

Der folgende Satz, der auch die Untergrenze der Geldbuße benennt, erhärtet die Vermutung eines Zahlendrehers (s. oben):

Per i trasgressori sono previste sanzioni amministrative da 40 a 240 euro.


Ferner wird das deutlich höhere Bußgeld für "Waschungen und Fußbäder" bekräftigt:
Quanto al divieto di abluzioni e pediluvi citato dalla prima cittadina, nel regolamento di polizia urbana è già prevista una multa di 450 euro.



Schließlich geißeln die Photos 1-10 dieser Bilderstrecke das Sitzen auf (allerdings leicht umzäunten) Grünflächen - welche vollmundig als "Beete" :roll: bezeichnet werden.

Bei allem Verständnis ... aber da drängt sich mir doch das (hier besonders naheliegende :D) Wort auf vom Kinde, das mit dem Bade ausgeschüttet wird. :twisted:
 
Rom ohne Platz-Karten: Hieran anknüpfend vermeldet die Repubblica heute eine Stellungnahme von Kulturminister Dario Franceschini: Fontana di Trevi, Franceschini: "No a ticket, ma controllo dei flussi turisti" - Repubblica.it
Non si può immaginare né di respingere il turismo né di far pagare il ticket di ingresso alle città, che sono aperte. Però è possibile immaginare, con le nuove tecnologie, dei sistemi di controllo degli accessi dei turisti. (...) Alcuni luoghi non possono contenere un numero infinito di turisti e dobbiamo evitare che ci sia un sovraffollamento ingestibile.
Nein zum Verkauf von Eintrittskarten für Städte bzw. Plätze - vorstellbar hingegen die technische Reglementierung des Zutritts zu bestimmten Orten, auf die der Ansturm besonders groß ist; und dabei steht natürlich der Trevibrunnen an erster Stelle.
 
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Also am besten - nach Vorbild der Kronjuwelen im Londoner Tower - ein Laufband am Trevibrunnen installieren, das den geneigten Touristen dann in der Mitte des Brunnens auch gleich für den Münzwurf umdreht ... :D:~
 
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Wobei ich übrigens glaube, dass es - nicht zuletzt aufgrund der schieren Masse von Leuten - in den allermeisten Fällen beim Pfeifen bleiben wird, d.h. ohne die angedrohte Geldbuße auch tatsächlich zu erheben.
Zumal besagter Masse nach wie vor verschwindend wenige Polizisten gegenüberstehen: Pochi vigili a presidio fontane: due a Trevi, nessuno a piazza Popolo - Repubblica.it
Solo due vigili in piazza di Spagna, altrettanti in piazza Navona, a fontana di Trevi, a Trinità dei Monti, nessuno in piazza del Popolo.
(...)
Nessun tuffo olimpionico nelle fontane capitoline, ma non è stato difficile imbattersi nell'ennesimo bambino seduto a cavalcioni su uno dei leoni dell'omonima fontana in piazza del Popolo, dove nessuno controllava. Giornata di super lavoro, invece, per la coppia di vigili a fontana di Trevi, pronta a usare il fischietto per allontanare i turisti intenti a sedersi sul bordo della vasca.
Kein Aufpasser an der Piazza del Popolo - zur Freude aller Kinder, die auf den Löwen reiten wollten. An den anderen Brunnen jeweils 2 Polizisten - wobei die beiden am Trevibrunnen alle Hände voll zu tun hatten, Touristen wegzupfeifen, die im Begriff waren, sich auf den Brunnenrand zu setzen.

Heute kein weiterer olympiareifer Sprung in eines der Brunnenbecken.
 
Ziemlich konsequentes Durchgreifen bzgl. des "Biwakierens" an Brunnen und auf Treppen konnten wir heute allenthalben in der Stadt beobachten.

Was mir besonders in Erinnerung geblieben ist: Auf den Treppen innerhalb des Vittoriano (fuer uns der Rueckweg von der Terrazza delle Quadrighe) sassen allenthalben Touristen auf Absaetzen bzw. Stufen; und ich dachte so vor mich hin: "Hierhin also ziehen die Leute sich nun zum Ausruhen zurueck". Jedoch hatte ich das kaum zu Ende gedacht, als eine Polizistin die Treppen hinaufkam und ueberall auf ihrem Weg das sitzende Volk aufscheuchte.
 
Das war aber auf den Treppen des Vittoriano schon immer so , auch vor dem Biwak-Verbot.

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Ach so ... na ja, dort bin ich halt eher selten. :D

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Aber damit wir uns nicht missverstehen: Es ist hier die Rede vom Treppenhaus innerhalb des Gebaeudes - nicht von den Stufen aussen (dass dort schon von jeher nie jemand herumlungern durfte, ist klar).
 
Ja, innerhalb und außerhalb des Gebäudes. Aber es ist ja auch richtig so, stell dir vor, da futtern einige ihre mitgebrachten Speisen und hinterlassen dort ihren Müll.

Egal wo in Rom oder Italien, ich denke es ist nicht verkehrt die Leute was das betrifft wieder ein wenig zu erziehen. Niemand muss seine fettigen Pizza-Hände in einem der Brunnen waschen.

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