Vierzig Jahre Rom

Danke für die Komplimente. Habt ihr die Straße zwischen Kapitol/Tabularium und Septimus Severus Bogen bemerkt? Die dürften die meisten Foristi nicht mehr erlebt haben.

Wenn ich in Rente bin, ist die Digitalisierung wichtiger Dias eines meiner ersten Projekte. Die Dias lagern schon im Altersruhesitz.
 
Danke für die Komplimente. Habt ihr die Straße zwischen Kapitol/Tabularium und Septimus Severus Bogen bemerkt? Die dürften die meisten Foristi nicht mehr erlebt haben.

Wenn ich in Rente bin, ist die Digitalisierung wichtiger Dias eines meiner ersten Projekte. Die Dias lagern schon im Altersruhesitz.

Ja, diese Straße habe ich sofort bemerk :nod:
 
Ich habe diese Straße durch das Forum natürlich nicht erlebt, aber in alten Stadtführern gesehen - und war ziemlich entsetzt! Andererseits durfte man damals ja fast überall mit den Dreckschleudern drauf oder durch - Petersplatz, Piazza Navona, Kolosseum/Konstantinsbogen... früher war doch nicht alles besser! :D
 
... früher war doch nicht alles besser! :D
Gott sei Dank ist das so. Bei den riesigen Touristenströmen heute würde der innerstädtische Verkehr von vor 30/40 Jahren zum absoluten Chaos führen. Dass die Vespas um die Piazza Navona und durch die engen Gassen rund ums Pantheon flitzten ist aber noch gar nicht so lange her. Man hat halt lieber zahlungskräftige bzw. melkbare Touristen als arme Römer in der Innenstadt :twisted:. Vielleicht gibt es da bald eine Quotenregelung (Foristi wären natürlich ausgenommen; wir sind ja schließlich Edeltouristen). Ein Römer auf zehn Touristen; so ähnlich wie im Zoo. Die EU wird das schon regeln. Nun aber Schluss mit den bissigen Bemerkungen.
 
Lieber Ludovico,

ganz herzlichen Dank für Deine Erinnerungen aus langer Zeit. Mein erster Rombesuch liegt erst 18 Jahre zurück und ist leider belastet durch den Tod meines Mannes unmittelbar danach. Aber ich genieße zur Zeit ja Rom und profitiere für meine Planung von Deinen Erfahrungen.

Liebe Grüße
dentaria
 
Liebe Dentaria,
demit ist dein Erstbesuch ja leider negativ belegt. Schön, dass du sicht- und lesbar trotzdem Freude an dieser herrlichen Stadt gefunden hast.
 
Ich möchte doch noch einmal und ganz und gar unpolemisch, nur mit einem ;), hierauf eingehen:

Ich habe diese Straße durch das Forum natürlich nicht erlebt, aber in alten Stadtführern gesehen - und war ziemlich entsetzt! Andererseits durfte man damals ja fast überall mit den Dreckschleudern drauf oder durch - Petersplatz, Piazza Navona, Kolosseum/Konstantinsbogen... früher war doch nicht alles besser! :D

... Bei den riesigen Touristenströmen heute würde der innerstädtische Verkehr von vor 30/40 Jahren zum absoluten Chaos führen. Dass die Vespas um die Piazza Navona und durch die engen Gassen rund ums Pantheon flitzten ist aber noch gar nicht so lange her. Man hat halt lieber zahlungskräftige bzw. melkbare Touristen als arme Römer in der Innenstadt :twisted:.

Ich denke, an beiden ist etwas Wahres dran :roll:: früher (also aus eigener Anschauung Anfang der '70er Jahre) war Rom "grau bis schwärzlich", egal ob Petersdom und die Kolonnaden, die Kirchen wie z.B. S. Andrea della Valle (kommt mir nur gleich in den Sinn, weil man mit dem Bus durch den Corso del Rinascimento so schön darauf zufährt), die Brunnen bis zu den Palazzi, alles war (von den Abgasen, nehme ich an) "grau in grau". Das war eben so. Aber das "römische Licht", diese besondere Sonneneinstrahlung, das verzauberte auch damals die Stadt. - So herrlich hell, fast weißlich kennt man die "ganze Stadt" erst seit dem Hl. Jahr 2000 bzw. kurz vorher, wenn ich mich nicht arg täusche. (So oft war ich in jener Zeit nicht in Rom.) Und was den Verkehr angeht: Fotos aus dieser, meiner frühen Rom-Zeit habe ich schon mal irgendwo gepostet und tu' es hiermit nochmal.
Kann man sich vorstellen, dass es in der Woche nach Ostern so auf dem Petersplatz aussieht? Da machen die paar Autos und Busse nichts aus :~. (Und für damals war ganz schön was los :nod:, es war ja auch noch dazu Konzilszeit...)
Ostern 1965


Auch am Kolosseum war trotz Auto- und sonstigem Verkehr in der Osterwoche ein Durchkommen :~...
Und selbst an Ferragosto - an dem auch heutzutage angeblich "weniger Touristen" nach Rom kommen, wegen der großen Hitze und weil so vieles "chiuso per ferie" hat - wird man es wohl nicht erleben, dass die Straßen rund um das Kapitol auch nur annähernd so leer sind - auch autoverkehrsmässig - wie anno dazumal: cani, gatti e un paio di turisti (mit mir, die ich das Foto gemacht habe, waren es anscheinend nur drei :lol:).

Medium 234884 anzeigenFerragosto 1970 (oder '71?)

Und wie war es in der Weihnachtzeit?

Weihnachtsmarkt auf der Piazza Navona 1970/71
und
so leer war die Engelsbrücke an Neujahr 1972

Nur wenige Touristen fuhren da nach Rom, die Stadt gehörte den Römern, auch die Centro storico-Viertel, wo sie damals noch wohnten. Und hier schließe ich mich der Aussage von Ludovico - s.o. - an ;) :nod:.

Natürlich war "früher nicht alles besser" - auf keinen Fall :) -, es war halt anders - so wie auch heute, trotz "Schonung und Aufbesserung der Sehenswürdigkeiten" Roms und anderer Maßnahmen zum "Wohle" der Besucher (sprich: Touristen), nicht alles besser ist. Es ist ja gut, dass wir viel und gerne reisen möchten und können - und uns (wenigstens die meisten :~) auch dem Land bzw. der Stadt angemessen dort verhalten ... Was mich immer ein wenig betrübt ist, dass die Stadt immer mehr den Touristen "gehört" (daran sind sicherlich auch nicht nur sie "schuld", Geschäft ist eben Geschäft :x) und die Einheimischen, besonders das römische popolino auf der Strecke bleibt. Ich erinnere mich gerne daran, dass seinerzeit/meinerzeit :~es noch kleine Handwerksbetriebe in den Nebenstraßen rund um die Piazza di Spagna gab (sozusagen: vorne das Caffè Greco und hinten der Schreiner, der wunderschöne Bilderrahmen machte :D) oder eben "solche" Fruttivendoli (;) es müsste ja nicht der gleiche mit einem Schweinskopf am Eingang sein :~ :twisted:), oder auch forni und kleine alimentari, wie Ludovico uns bei seinen Fotos ein Beispiel vom Campo de' Fiori gezeigt hat (wo man 1968 in der Trattoria noch ein bel piatto Cannelloni für Lire 400 bekam :D :~).

Tempi passati - freuen wir uns an der heutigen Stadt :nod: :!:

@ Ludovico
Falls meine Ausführungen und Bilder Deinen Thread "stören", lasse es mich bitte wissen. Wir finden "durch Schieben" sicherlich eine Lösung...

Saluti e ciao ciao
Pasquetta
 
Nicht schieben. Das passt doch wunderbar. Ich finde, es sind wunderbare Ergänzungen. Vielleicht denken einige, was soll der alte Kram. Ich bin aber überzeugt, dass unsere Erinnerungen auch einige interessierte Leser findet. Nicht umsonst finden ja auch die Gemälde Anklang, die Rom vor hundert, zweihundert oder dreihundert Jahren zeigen. Ich finde z.B. Goethes Schilderungen seines nächtlichen Spazierganges über das Forum Romanum herrlich. Schließlich macht es uns Dinos doch auch noch Spaß in der Gedächtniskiste zu kramen. Da kommt wirklich nicht nur Gerümpel zum Vorschein. Pasquetta, besonders deine wunderschönen S/W-Fotos belegen das; herzlichen Dank dafür.

Ich gebe dir Recht, dass besonders in der Vorbereitung des letzten Heiligen Jahres viele Tonnen Sand auf römischen Marmor prasselten und ihn wieder strahlen ließen.
 
Ich erinnere mich gerne daran, dass seinerzeit/meinerzeit :~es noch kleine Handwerksbetriebe in den Nebenstraßen rund um die Piazza di Spagna gab (sozusagen: vorne das Caffè Greco und hinten der Schreiner, der wunderschöne Bilderrahmen machte :D) oder eben "solche" Fruttivendoli (;) es müsste ja nicht der gleiche mit einem Schweinskopf am Eingang sein :~ :twisted:), oder auch forni und kleine alimentari, wie Ludovico uns bei seinen Fotos ein Beispiel vom Campo de' Fiori gezeigt hat (wo man 1968 in der Trattoria noch ein bel piatto Cannelloni für Lire 400 bekam :D :~).

Vielen Dank für Deine Eindrücke, die ich zum Teil auch noch so erlebt habe - und die ich auch vermisse! Ich war vor einigen Tagen in meinem Heimatort, einer Kleinstadt in der Lüneburger Heide, auch dort hat sich ein ähnlicher Wandel vollzogen, wie in Rom. Viele Handwerksbetriebe und alteingesessene Geschäfte sind dort ebenfalls verschwunden - und damit auch ein gewisses Flair an Gemütlichkeit und gelebter Nachbarschaft. Das ist wohl der Zahn der Zeit, der an keinem vorbeigeht, auch an Rom nicht!

Nicht schieben. Das passt doch wunderbar.

:nod: :nod: :nod:​
 
Zuletzt bearbeitet:
Am meisten schmerzt mich, dass die urtümlichen Viertel sich so schnell wandeln. Gerne erinnere ich mich an einen Bummel durch Tastevere mit einem Studienkollegen. Es war im Winter 77/78 oder 78/79. Ich hatte für das Mittagessen zwei Lokale in die engere Wahl genommen. Glücklicherweise hatten beide geschlossen. Also bummelten wir durch die Gassen. Schließlich landeten wir in einer kleinen Trattoria. Wir waren die einzigen Touristen. Das Personal und einige Gäste behandelten uns als seien Könige zu Gast. Ähnliche, vorher unvorstellbar herzliche Gastlichkeit habe ich danach nur noch in Süditalien erlebt.

Heute ist in der Innenstadt nur noch Monti einigermaßen ursprünglich. Allerdings sehe ich da ähnliche Tendenzen wie vor dreißig Jahren in Trastevere. Internet und ganz besonders ein bekanntes deutsches Romforum ;) beschleunigen die Entwicklung. Vielleicht muss ich mal Testaccio näher unter die Lupe nehmen. Sehr angenehm fand ich bei meiner Siebenkirchenwallfahrt 2013 auch die Atmosphäre zwischen Porta Maggiore und San Lorenzo. Dort sind es am späten Nachmittag die jungen Familien die die Straßen beleben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das geht mir genau so, wenn ich an den Gardasee denke.

Als Kind habe ich dort immer ca. ab 1964 die Ferien auf einem kleinen Dorf verbracht und bin jeden Tag mit meinen Eltern zum See gefahren.

Damals war alles so urig gemütlich dort und ich erinnere mich gerne, wie ich immer die Frauen bewundert habe, die ihre Wäsche im See wuschen.

Leider alles tempi passati.
 
Als ich jetzt noch einmal Pasquetta´s Fotos vom Petersplatz betrachtete, stach mir der Wandel ins Auge. Damals wurde Berninis´s herrlicher Platz von den "schicken Bussen geziert", später mussten wir jahrelang den leeren Platz ertragen und nun dürfen wir die meiste Zeit die dekorativen Stühle und akkuraten, grauen Bildschirme genießen 8O. Da behaupte noch jemand die Strukturen im Vatikan seien festgefahren :twisted:.
 
Als ich jetzt noch einmal Pasquetta´s Fotos vom Petersplatz betrachtete, stach mir der Wandel ins Auge. Damals wurde Berninis´s herrlicher Platz von den "schicken Bussen geziert", später mussten wir jahrelang den leeren Platz ertragen und nun dürfen wir die meiste Zeit die dekorativen Stühle und akkuraten, grauen Bildschirme genießen 8O. Da behaupte noch jemand die Strukturen im Vatikan seien festgefahren :twisted:.

Die ganzen Absperrungen und Bestuhlungen nehmen dem Platz leider seine Schönheit.
 
Die ganzen Absperrungen und Bestuhlungen nehmen dem Platz leider seine Schönheit.

Darüber habe ich den Vatikan schriftlich informiert; erwartungsgemäß kam keine Reaktion. Zumindest erfüllt er heute seinen ursprünglichen Zweck. Bernini hatte ja die Aufgabe einen angemessenen Platz für die Pilger zu schaffen. Na ja, Pilger sind heute wohl die wenigsten Besucher.
 
Die ganzen Absperrungen und Bestuhlungen nehmen dem Platz leider seine Schönheit.

Darüber habe ich den Vatikan schriftlich informiert; erwartungsgemäß kam keine Reaktion. Zumindest erfüllt er heute seinen ursprünglichen Zweck. Bernini hatte ja die Aufgabe einen angemessenen Platz für die Pilger zu schaffen. Na ja, Pilger sind heute wohl die wenigsten Besucher.

Und wenn man zur falschen Zeit dort ist (sprich zur Rush-Hour), kommt man sich ehr vor wie in einer Herde, die durch diverse Gatter getrieben wird :evil::evil::evil:
 
Lieber Ludovico
ich lese gerade deinen Beitrag.
Die Definition eines römischen Augenblicks werde ich nicht vergessen: Ein Augenblick ist die Zeit die verstreicht, bis die erste Hupe ertönt nachdem die Ampel auf grün schaltet.
Ja, so war das damals! Abgesehen von einem Rombesuch im Alter von ca. 4 Jahren bin auch ich vor 40 Jahren, also 1982, das erste Mal in Rom gewesen. Auch ich mit meinem damaligen Freund und heutigem BEVA. Wir logierten damals in einem Kloster im Vatikan, nur durch die Kolonnaden und die sie umgebende Straße vom Petersplatz getrennt. Auto an Auto und ein unvorstellbares Gehupe. Fast überall kam man ohne Bezahlung oder Reservierung hinein. Mit wenig Geld, im Kloster bei bayrischen Nonnen, schön war's! Und die Romitis hatte uns erwischt ...
 
Schwarzwaldgirl, wunderbar , dass du diesen alten Thread aus dem verstaubten Regal gezogen hast. Was für schöne Erinnerungen von unseren " Dinos". Ein Rom, das mit dem Abstand von 50 Jahren ganz anders wirkt und doch das gleiche ist. Ich habe jedenfalls eure Erinnerungen mit Begeisterung gelesen und die Fotos angeschaut. Vielen Dank allen Schreibern und der Wieder-Entdeckerin.
 
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