Mit 22 Personen eine Woche durch Rom; danach einfach die Maisonne genießen.

:?::?::?:

Aber danke Simone für deine ergänzenden Fotos, die nicht nur den Strahlenkranz, sondern auch den Torre gut zeigen.

Das Foto habe ich übrigens mit meiner kleinsten Kompaktkamera gemacht, der gleichen, die Angelas BEVA in Venedig entwendet wurde.
 
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20 Personen über eine Woche durch Rom führen - alle Achtung, Ludovico. :thumbup::nod:
Stelle es mir etwas stressig vor, da den Überblick zu behalten - wo ist der abgeblieben, warum gehen die nun schon weiter etc pp...
Jedenfalls vielen Dank für den lebhaften Einstieg mit den gewohnt feinen Bildern (mit Blick fürs Detail), bin schon auf die Fortsetzungen gespannt.
 
Liebe Pehda,
die Truppe war sogar noch disziplinierter als ich erwartet hatte. Trotzdem standen wir natürlich unter Spannung. Das merkten wir vor allem nachdem die Truppe abgereist war. Der Schlaf war sofort tiefer und länger.
 
...., eine Aufschrift: Wir sind Europäer, keine Deutsche. Dieser Satz erschreckte mich zunächst, regte aber auch zum Nachdenken an. ..., dass sich wohl einige Länder der EU von uns gegängelt fühlen.

Ja - ich denke auch, das Gängeln das passende Wort ist :|



ich weiß schon, warum ich noch nie bei einer Audienz dabei war
- ich würde Amok laufen -

Ich hatte mein Teleobjektiv aufgesetzt und begann ein bisschen zu fotografieren, um mir die Zeit zu vertreiben.


Irgendwann kam Bewegung in die Menge. Fotoapparate und Tablets suchten den Papst, der wohl jetzt mit seinem Papamobil auf den Platz kam.



Nein, so hübsch ist unser Papst nicht. Hier kommt er.

:thumbup::thumbup::thumbup:





Hier noch eines der E-Cars, die wir in Rom gesehen haben. Für eine Person ist es in Rom wohl das richtige Gefährt.

Ich durfte vor kurzem mal Probesitzen

- ganz nett, wäre aber für meine Bedürnisse zu klein
-für einen schmalgebauten, nicht zu großen Mitfahrer (bzw. nen Kasten Bier - OT-Ton Sohnemann) ist hinten auch noch Platz
- eine Parkmöglichkeit findet man allemal

Da es für das Restaurant noch zu früh war, beschloss ich unseren Portugiesen noch ihre Nationalkirche San Antonio zu zeigen.




Besonders die Orgel hat uns in dieser reich ausgestatteten Kirche sehr gefallen. Als schließlich aus der Sakristei ein Priester mit einem jüngeren Mann Richtung Orgel schritt, kam Leben in unsere Gruppe. Ich machte den Organisten darauf aufmerksam, dass in der Bank noch ein Kollege sitzt. Es entwickelte sich ein munteres Gespräch, zunächst auf italienisch, dann auf englisch und schließlich auf deutsch. Es stellte sich heraus, dass der junge Mann in Deutschland, sogar im Ruhrgebiet schon einige Konzerte gegeben hat. Die vier portugiesischen Frauen unterhielten sich parallel in ihrer Muttersprache mit dem Priester. Als der Organist schließlich fragte, ob er uns etwas vorspielen dürfe, antworteten wir natürlich mit einem begeisterten Ja. Er erklärte und den Aufbau der Orgel und entlockte den vielen Registern des königlichen Intrumentes wunderschöne Klänge.


Als er fertig war, zog Thomas seine Stimmgabel aus der Tasche und stimmte ein Marienlied als unser Dankeschön an. Wir verabschiedeten uns und verließen die kleine Kirche in fröhlicher Stimmung.
Goldige Bilder - und eine schöne Musikerbegegnung
vielen Dank fürs Teilhaben
:thumbup::thumbup::thumbup:



Ach so, ich hatte ja noch einen Nachtrag versprochen. Die Anreise verlief ja sehr glatt. Einen kleinen, lustigen Zwischenfall gab es aber doch. Der Sicherheitscheck in Düsseldorf verlief routiniert und glatt, fast. Wir standen hinter den Bändern und warteten nur noch auf Thomas, unseren Chorleiter und Organisten, der zusammen mit seiner Frau noch mit einem Security-Mann diskutierte. Irgendetwas schien einen Piepston auszulösen. Schließlich sah ich ein Lächeln auf seinem Gesicht. Er griff in die Tasche, zog einen Gegenstand heraus und hielt ihn der Security stolz vor die Nase. Er hielt eine Stimmgabel in der Hand. Es brach rundum Gelächter aus und er durfte passieren.
:D
 
Im l`Orso war für uns ein separater Raum reserviert. Alle waren von den sehr reichhaltigen und bekannt schmackhaften Antipasti begeistert. Für einen Secondo war kein Platz mehr in den Mägen. Allerdings ließen wir uns noch ein Dolce und einen Kaffee schmecken. Sogar das Bezahlen auf italienische Art fand Anklang. Gut gesättigt verabschiedeten wir uns mit einem ordentlichen Trinkgeld von unserer zuvorkommenden und netten Bedienung.

Ja, die Antipasti im dell'Orso sind schon mehr wie gut :thumbup:
Das restliche Essen allerdings auch.

Da nun ja auch wieder die Bedienung zu stimmen scheint (oder ich einfach nur Pech hatte) werde ich den Bären beim nächsten Besuch bestimmt wieder aufsuchen.
 
Eine Sache ist mir im nachhinein noch aufgefallen. Im Vergleich zu 2008 standen bei der Audienz auf dem Petersplatz deutlich weniger Stühle. Ich gehe davon aus, dass man einfach mehr Platz schaffen musste. Der Standard ist heute jedenfalls der Stehplatz, auch mit Audienz Karte.

In vielen Restaurants gibt es bezüglich Bedienung halt keine Garantie für Aufmerksamkeit und Höflichkeit. Es sind halt Individuen mit Tagesform. Auch wenn der Chef auf Kontinuität achtet, wird es ab und zu Ausreißer geben. Touristen sind ja oft auch keine einfache Klientel.
Als ich einem unserer beiden Bedienungen erklärte, dass ich mein Zahlenschloss am Fotorucksack nicht mehr oeffnen konnte, holte er sofort Werkzeug und bog es auf. Bevor jetzt müdes Lächeln kommt, natürlich bin auch ich normalerweise in der Lage ein einfaches Zahlenschloss innerhalb von zehn Minuten zu knacken. Jenes hakte aber dermassen, dass ich bald aufgab.
 
Lieber Ludovico,

vielen Dank für den Bericht und die schönen Bilder von der portugiesischen Nationalkirche. Innen war ich ja nicht, wirklich sehr "goldig".

Von der Außenansicht habe ich ein Foto das fast identisch ist mit deinem :lol: . Dieses verbogene Holz-Hinweisschild an der schönen Fassade hat schon was. ;)

Viele Grüße

Tizia
 
Eine Sache ist mir im nachhinein noch aufgefallen. Im Vergleich zu 2008 standen bei der Audienz auf dem Petersplatz deutlich weniger Stühle. Ich gehe davon aus, dass man einfach mehr Platz schaffen musste. Der Standard ist heute jedenfalls der Stehplatz, auch mit Audienz Karte.
Das könnte eine Erklärung sein dafür, wie wir es erlebt haben (Gauki hat es ja irgendwo schon geschrieben): "meilenweit entfernt vom hintersten Sitzplatz". :twisted:

Also so gerne ich meinen Eltern die Freude gemacht habe, mit hinzugehen - aber dieses Getümmel muss ich jetzt so bald nicht wieder haben und hoffe, dass es abflauen wird. Zumal ich glaube, es sind nicht wenige darunter, die auch bei nächstbester Gelegenheit "Kreuzige ihn!" schreien würden. :?
 
Die "Kreuzige ihn Stimmung" ist schon partiell vorhanden, besonders in gehobenen Kreisen, noch nicht bei der Masse. Signale konnte sogar ich spüren.

Den goldenen Glanz der Portugieserkirche haette ich zwar mit dem Temperaturregler leicht abschwächen können, doch finde ich, dass er den barocken Charakter des Inneren gut wiedergibt.
 
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2. Tag, Teil 2: Spaziergang vom Centro Storico nach Trastevere

Das leckere Essen vom l´Orso wollte nun verdaut werden. Ein kleiner Spaziergang sollte da eigentlich förderlich sein. Die nahe Piazza Navona war rasch erreicht, die Geschichte des Platzes schnell erzählt. Jeder hatte nun angemessen Zeit den schönen, traditionsreichen Platz zu erkunden.




Ich spazierte mit meiner Frau eine Runde um den Platz. Uns fiel auf, dass deutlich weniger Maler ihre Bilder feilboten als noch im vorigen Jahr.



Zu dieser frühen Nachmittagsstunde waren auch kaum Straßenkünstler zu sehen.


Solche Figuren begegneten uns aber in Rom an mehreren Orten. Kaum hatte ich das Foto geschossen, wurde mir auch schon eine Hand entgegengestreckt, die auch etwas zum Greifen erhielt.

Meine BEVA hatte inzwischen der Gruppe die Anima schmackhaft gemacht. Die Kirche in der sie ihre Erstkommunion und Firmung empfangen hatte, musste nun dringend besichtigt werden.


Wir waren uns einig, dass eigentlich neben dem Papstgrab eine Tafel hängen müsste, die an diese denkwuerdigen Ereignisse erinnert. Allerdings war niemand bereit diese zu finanzieren.
Ich wurde mehrfach gefragt, auch später im Campo Santo, warum so oft in den römischen Kirchen Totenköpfe gezeigt werden. Die Antwort war einfach.

Nach einem Lied aus unserem kleinen Heft ging es weiter zum "König" der Sprechenden Statuen, zu Pasquino.


Die Zeit, als noch Zettel rundum geklebt wurden, ist noch gar nicht so lange vorbei. Die letzten Geschichten soll Berlusconi geliefert haben. Hier ein Foto aus 2008.


Nachdem ich die Geschichte der Lästermäuler zum besten gegeben hatte, durften die Erinnerungsfotos geschossen werden.

Der Weg führte uns nun hinüber zum Campo dei Fiori, wo noch einige Verkaufsstände geöffnet hatten.


Bei dieser Ape versuchten wir alle uns vorzustellen, wie es eigenständig bewegt werden konnte. Das Thema Straßentauglichkeit beantwortete das Führerhaus.


Etwa die Hälfte der Truppe schloss sich uns zur Erkundung der westlichen Gassen mit den schmucken Läden und Innenhöfen an. Höhepunkt war wieder einmal der romantische Hof am Arco degli Acetari.


Unser Alterspräsident durfte sich zwischendurch in einem komfortablen Holzsessel ausruhen.


Vor dem Muster-Renaissance-Palast, dem Palazzo Farnese trafen wir den Rest der Gruppe.


In einer langen Reihe posierte die Gruppe auf der langen Steintreppe.


Nächste Station war der Palazzo Spada.


Für ein Foto von dem perspektivischen Gang waren die Spiegelungen zu heftig.

Die Karawane zog weiter Richtung Ghetto. Unterwegs stießen wir auf diese attraktive Fahrradrikscha. Der Besitzer ließ sich eine Showrunde nicht nehmen. Vielleicht nehmen wir seine Dienste in Anspruch, wenn wir wieder mal alleine in Rom sind. Für unsere Gruppe reichte leider der Platz nicht.


Meine Gattin nahm nun einige unter ihre Fittiche und fuhr mit der Tram direkt nach Trastevere. Mit dem Rest ging es


durchs Ghetto (vor allem die Tafel unten halbrechts erschüttert mich immer wieder) zum


manieristischen Schildkrötenbrunnen mit seinen eleganten Jünglingen und niedlichen Tierchen.


Auch dem benachbarten Palazzo Mattei di Giove statteten wir einen Besuch ab.


Vorbei an der Synagoge


spazierten wir über die Tiberbrücke.


Hier gab es als Zwischenverpflegung Eis. Gestärkt besuchten wir unsere Heilige der Kirchenmusik in der Kirche Santa Cecilia.


Anschließend überquerten wir die Viale Trastevere zur Wiedervereinigung. Gegenüber von Carlo Menta stand dieser "neue" Oldtimer.


Wir besichtigten zusammen Santa Maria in Trastevere




Danach hatten wir noch genügend Zeit, um bis zum Beginn der Abendandacht der Egidio Gemeinschaft individuell etwas Trastevere zu erkunden. Meine Frau und ich nahmen in einer kleinen Stehpizzeria eine leckeres Stück Pizza und ein Glas Wein zu uns. Relativ früh kehrten wir in die älteste Marienkirche Roms zurück und suchten uns einen guten Platz. Ich hatte genügend Zeit, um im Sitzen noch einige weitere Fotos von den wunderschönen Mosaiken zu machen.



Die Andacht war wieder ein beruhigender Ausklang dieses erlebnisreichen Tages; so empfanden es alle. Die Liedanzeige funktionierte hervorragend. Einige Kundige vor uns hielten uns jeweils das entsprechende der beiden Bücher entgegen, so dass wir die aktuelle Stelle fanden und leise mitsingen konnten. Unser Organist wollte anschließend den gerade beschafften, neuen Liedanzeiger in unserer Gemeindekirche wieder abbauen lassen. :D.

Wir brachten die Gruppe letztmals zur Bushaltestelle und machten uns dann auf den Heimweg.

 
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Lieber Ludovico,

mit viel Freude verfolge ich Deinen spannenden Bericht und erfreue mich an den wunderbaren Fotos.
Besonders die von Santa Maria in Trastevere sind einfach nur fantastisch, man meint, das Gold vor sich zu sehen - und sitzt doch nur vor einem Computerbildschirm! Diese Mosaiken sind - neben denen in Santa Prassede - meine liebsten in Rom. :nod:

Liebe Grüße

Angela
 
Angela, schön, dass ich dir Freude bereitet habe. Unser Geschmack bzgl. der Mosaike deckt sich.
 

Die Bilder sind wirklich traumhaft - vielen Dank dafür, lieber Ludovico! :thumbup:​
 
Mit großem Interesse habe ich den bisherigen Bericht Eurer Rom-Gruppenreise gelesen. Complimenti für dieses Unterfangen und wie Du/Ihr es bewältigt habt!

Bei diesem Bild bin auch ich "hängen geblieben", da es mich sehr berührt und ich eine solche ("unten halbrechts") Abbildung noch nicht bewusst gesehen habe.

Mit dem Rest ging es


durchs Ghetto (vor allem die Tafel unten halbrechts erschüttert mich immer wieder)


Kann es sein, dass hier das dargestellt wird, was David Grossman in seinem Buch Stichwort: Liebe beschreibt:
"Anschel, du erinnerst dich bestimmt, welcher Anblick uns vor dem Eingang zum Allerheiligsten, zur kleinen Gaskammer, erwartete?" Wasserman erinnert sich genau: die Deutschen hatten sich den Vorhang des Thora-Schranks einer Synagoge in Warschau geholt und ihn am Eingang zu den Gaskammern aufgehängt. (Das hatten sie übrigens auch am Eingang zu den Gaskammern in Treblinka so gemacht.) "Dies ist das Tor Gottes, die Gerechten werden eintreten" stand darauf geschrieben,...
Zitat aus "Stichwort: Liebe" unter "nach Stichwörtern enzyklopädisch erfaßt" HUMOR"

Pasquetta
 
Es handelt sich um eine kleine Gedenktafel, die an die "finstere" Nacht erinnert, in der die deutsche Wehrmacht das Ghetto durchstreifte und alle Juden die sie fanden, mit LKW´s abtransportierte, ins KZ.
 
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3. Tag, Teil 1: Vatikanische Museen

Dieser Besuch hatte mir im Vorfeld am meisten Kopfzerbrechen bereitet. Ich hatte erwartet, dass zwei oder drei Paare meine Bedingungen akzeptieren würden. Jeder Einzelne sollte bereit sein mindestens drei Stunden dort in den Ausstellungsräumen zu verbringen und einen großen Besucherstrom zu ertragen. Außerdem war ich nur mit Online-Reservierung bereit die Museen zu besuchen. Schließlich meldeten sich außer mir noch 18 Personen. Also, was tun?

Meine Gattin erklärte sich bereit mit den beiden guten Bekannten, die sich den Besuch nicht zutrauten, etwas zu unternehmen. Sie engagierte ihren Bruder als Chauffeur. Sie fuhren gemütlich über einige Hügel mit schöner Sicht auf die Stadt (Gianicolo, Monte Mario und …).


Da ein Besuch der VM ohne entsprechende Vorbereitung nicht viel bringt, habe ich für meine Begleiter einige Wochen vor dem Romaufenthalt folgende Unterlagen zusammengestellt:
  • Lageplan mit Kennzeichnung der für unseren Rundgang wichtigen Stationen
  • Dreiseitiges Dokument mit Verhaltensregeln und kurzen Beschreibungen
  • Drei Seiten Erläuterungen zu den Raffaelstanzen
Ich wies darauf hin, dass es besonders in den Raffaelstanzen und ganz besonders in der Sixtinischen Kapelle großes Gedränge geben werde. Ich bat alle die Unterlagen mitzubringen. Auf den ursprünglichen Plan die früheste Öffnung zu nutzen verzichtete ich.

Als ich viertel vor zehn dem Museumseingang zusteuerte, wurde ich schon freudig erwartet. Sogar unsere vier Fußballfans schauten mich aus wachen Augen an, obwohl sie erst um sechs Uhr zu Bett gegangen waren. Nach einigem Quengeln über die Ungerechtigkeit und den deutschen Schiedsrichter passierten wir die Kontrollen und ich holte die vorbestellten Tickets am Schalter ab. Es folgten allgemeine Absprachen über den Weg, Treffpunkte und Uhrzeiten und ab ging es zum Pinienhof. Alle waren mir dankbar dafuer, dass sie die lange Schlange der Wartenden dank Online Reservierung einfach passieren durften.


Hinten war gerade eine Schautafel zum Jüngsten Gericht frei. Als ich mit den Erläuterungen fertig war, mussten wir noch einige Minuten neben dem großen Bild der Decke der Sixtinischen Kapelle warten. Besonders auf dieses äußerst komplexe Werk hatte ich mich gut vorbereitet. Das Werk von Walther Streffer „Michelangelos offenbare Geheimnisse: Das Deckenfresko der Sixtinischen Kapelle“ hatte mir vieles gezeigt, was mir bisher verborgen war. Natürlich habe ich nur einige Aspekte beleuchtet, um die Gruppe nicht total zu überfordern. Mir wurde nach der Reise bestätigt, dass die Sixtinische Kapelle ohne diese Erläuterungen wohl einfach an den Augen vorbeigerauscht wäre, wie bei vielen Besuchern.​

Den Rundgang begannen wir im Museo Pio Clementino. Ich hatte einige Werke ausgesucht, die vor allem auch für das Verständnis der Werke Raffaels und besonders von Michelangelo wichtig waren. Die von mir gewählten Skulpturen erläuterte ich kurz. Ich bat die Teilnehmer sich zu beschränken und nicht jedes Ausstellungsstück intensiv zu studieren. Meine Zeitvorgaben für die einzelnen Abschnitte hätten dies eh nicht erlaubt.​


Die Entdeckung der Laokoonskulptur in den Ruinen des Goldenen Hauses, der gigantischen Villa von Kaiser Nero, hat die Künstler der Renaissance tief beeindruckt, Michelangelo und Raffael ganz besonders. Wenn ich die gequälten Gestalten vor mir sehe, muss ich immer an die Bildbeschreibung denken, die ich in der Schule dazu verfassen musste.​


Den Apoll von Belvedere kann man in der Gestalt des Weltenrichters des Jüngsten Gerichts in der Sixtinischen Kapelle wiederfinden.​


Dieser Torso regte die lebhafte Fantasie von Michelangelo an. Wenn man die Gestalten der Ignudien an der Decke der Sixtina betrachtet, die wiederum Vorbild für viele Künstler wurden, kann man sich ein Bild von der dreidimensionalen Vorstellungskraft Michelangelos machen.​


Diese Darstellung von der Tötung des Urstiers, der zentralen Szene eines jeden Mithrastempels, ist die schönste, die ich kenne. Es soll noch ein wunderschönes Mosaik dieser Szene beim Circus Maximus geben. Man muss aber wohl den Besuch vorher anmelden.
Leider kann man diesen Raum mit den schönen Tierskulpturen nicht mehr frei begehen, wie noch bei meinem letzten Besuch, sondern muss sich die Kunstwerke von der Absperrung aus ansehen.​


Im runden Saal fallen besonders das riesige Becken und die goldene Figur des Herkules ins Auge. Mir gefallen auch die farbigen Bodenmosaike.​

Auf der oberen Etage gingen wir an dem Saal mit dem Wagenkasten vorbei und gönnten uns einen Blick auf den zusammengestückelten antiken Wagen. Ohne Unterbrechung spazierten wir an den antiken Skulpturen, den Wandteppichen und Landkarten vorbei.​


Ich hatte auch geraten nicht andauernd zu den prächtigen Decken hochzuschauen, da dann Genickstarre droht, die man sich besser für die Sixtinische Kapelle aufheben sollte.​


Bevor es links zu den Raffaelstanzen geht, sammelten wir uns. Ich gab noch einmal kurze Anweisungen zum Verhalten und bat darum sich mit meinen schriftlichen Erläuterungen bewaffnet eigenständig durch die Räume zu hangeln. Die Museumswärter übten bis zu den Stanzen viel Druck aus, um die Menge in Bewegung zu halten. Im ersten Raum der Stanzen, dem Saal des Konstantin ließ dieser Druck nach. Ich hatte sogar die Möglichkeiten den Teilnehmern in meiner Nähe kurze Hilfestellungen zu geben.
Für mein Dokument zu den Raffaelstanzen habe ich auch die interessante Ausarbeitung von Dentaria aus ihrem Thread zu Michelangelo und Raffael verwendet. Sie möge mir verzeihen, dass ich nicht jedes verwendete Zitat kenntlich gemacht habe.​

Höhepunkt der Stanzen ist unbestritten die Stanza della Segnatura. Viele Experten ordnen sie gleichbedeutend mit Michelangelos Decke in der Sixtinischen Kapelle ein. Übergeordnetes Thema sind die drei höchsten Prinzipien des menschlichen Geistes, das Wahre, das Gute und das Schöne. Die religiöse Wahrheit wird in Form der christlichen Theologie, die natürliche Wahrheit als die philosophische Vernunft dargestellt.​

Beginnen wir mit den kleinen Bildchen,​


Der Parnaß (Posie, das Schöne)​


Die Gerechtigkeit (das Gute): drei Kardinaltugenden - Tapferkeit, Weisheit, Mäßigung - und die christlichen Tugenden - Glaube, Hoffnung und Liebe.​

Die großen Fresken an den Wänden.​



Die Schule von Athen (natürliche, rationale Wahrheit): Die Botschaft des Freskos soll sein, dass Wissen die erste Pflicht des Menschen ist, also die irdische Wahrheit. Große Denker der Weltgeschichte sind hier zu Lehre, Gespräch und Disput versammelt, teilweise mit den Gesichtszügen eines zeitgenössischen Malers. Das ist wohl das bekannteste Fresko in den Raffaelstanzen.
Betrachtet man Hände und Gelenke von Michelangelo, unteres Bild rechts, so wird deutlich, warum diese Hände, die gewohnt waren einen ganzen Tag mit Hammer und Meisel zu arbeiten, nicht so fein malen konnten, wie der feingliedrige Raffael.​


Disputation des Allerheiligsten Altarsakraments (theologische, übernatürliche Wahrheit): Dieses Fresko war Raffaels erste Arbeit im Vatikan und soll den Glauben verdeutlichen, der über den menschlichen Verstand hinausgeht. Das Bild ist also die logische Fortsetzung der gegenüberliegenden Schule von Athen. Die theologische Wahrheit übersteigt die natürliche Wahrheit der Philosophie und Naturwissenschaft. Hier werden die Dreifaltigkeit und das Allerheiligste Altarsakrament als wesentliche theologische Wahrheiten dargestellt.​

Natürlich sind die anderen Räume auch nicht zu verachten. Hier noch zwei Beispiele.​


Der Borgobrand im gleichnamigen Saal.​


Die Seeschlacht von Ostia im gleichen Raum.​

Nach dem Verlassen der Stanzen war eine kurze Pause notwendig, damit die Toiletten aufgesucht oder Wasser nachgetankt werden konnte. Es folgte ein kurze Einstimmung auf die Sixtinische Kapelle mit Ratschlägen aus den Erfahrungen meiner letzten Besuche. Wir vereinbarten eine Zeit, zu der wir uns im Restaurant wieder treffen würden.​

Zumindest mein ehemaliger Arbeitskollege hat sich an meine Anweisungen gehalten. Wie ich fand er immer wieder einen Platz auf der Bank, um sich die Kunstwerke in aller Ruhe ansehen zu können. Andere Teilnehmer erzählten mir hinterher, dass sie trotz Anweisungen und Vorwarnung von dem Trubel und den Wächtern doch sehr verunsichert worden seien. Ich absolvierte jedenfalls meine zwei Runden, um besonders die Dinge zu betrachten, die mir bisher nicht so bewusst waren. Ganz verarbeitet habe ich dieses komplexe Werk aber immer noch nicht. Ich stimme jedenfalls unserem Dichterfürsten in der folgenden Einschätzung zu: „ohne die Sixtinische Kapelle gesehen zu haben, kann man sich keinen anschauenden Begriff machen, was e i n Mensch vermag“. Eine Einführung in das sehr umfangreiche und komplexe Programm des Deckenfreskos mit Angabe weiterführender Literatur hat Dentaria bereits geschrieben; hier der Link.​

Der Rest der veranschlagten vier Stunden war Kür. Zur Auswahl standen das Restaurant, die Karossen, das ethnologische Museum und die Pinakothek. Die meisten zogen es vor im Restaurant eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen. Wenige zog es zu den Karossen. So besuchte ich alleine zur Pinakothek.​


Auf dem Weg zog mich das Rot dieses Fensters an.​

In der kurzen, verbleibenden Zeit war es aber nur möglich einen kurzen Blick auf die vorher im Museumsführer markierten Werke zu werfen und ein Foto mitzunehmen. Hier eine Auswahl.​


Bemalter Flügelaltar.​


Musizierende Engel.​


Zwischendurch ein Blick aus dem Fenster auf die Peterskuppel. Die Schaulustigen oben auf dem Turm wirken wie ein Haufen Gefangener im Käfig.​


Ohne zu zählen, überwiegen die Madonnenmotive.​


Die Verklärung Christi ist das letzte Bild, das Raffael gemalt hat.​


Noch ein Raffaelbild, die Krönung Mariens.​


Der Hl. Hieronymus von Leonardo da Vinci.​


Die Grablegung von Caravaggio, eine für ihn typische Hell- Dunkel-Malerei, die ich so liebe, schaute ich mir etwas gründlicher an.​

Ein Streifzug durch bedeutende Bilder aus der Zeit zwischen 11. und 19. Jahrhundert benötigt sicher mindestens zwei Stunden Zeit. Gezeigt werden fast ausschließlich religiöse Motive.​


Als wir uns an der doppelten, breiten Wendeltreppe zum Verlassen des Museums trafen, waren doch alle tief beeindruckt.​
 
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Es handelt sich um eine kleine Gedenktafel, die an die "finstere" Nacht erinnert, in der die deutsche Wehrmacht das Ghetto durchstreifte und alle Juden die sie fanden, mit LKW´s abtransportierte, ins KZ.

Besten Dank für die Erläuterung. Ist ja eigentlich logisch, dass dort im Ghetto Bezug auf die dort verübten Untaten genommen wird und nicht auf die Greueltaten an anderen Orten. Wenngleich mich das Bild sofort daran denken ließ...

Viel schöner ist jedoch, das, was ich gerade sehe und schon mal vorweg gelesen hatte: die Mammutleistung "mit der Gruppe in die VM" ist bereits bebildert! Klasse!

Pasquetta
 
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