kleine Vorbereitungsreise (28.2.-5.3.) zu 2: Der Bericht

Langsam neigte sich der Vormittag dem Ende. Ein Brunnen wartete aber noch auf unseren Besuch.

So schlenderten wir weiter und kamen schließlich auf der kleinen Piazza ein und schauten dem Spiel der Jünglinge mit den Schildkröten zu. Welch eigentümliche Idee, diese Panzertierchen hinzuzufügen! Wer auch immer sie hatte, ich sage ihm "Danke"! :thumbup: Überhaupt muss man wohl auch dem Herzog Mattei danken, das er so egoistisch war, hier den Brunnen errichten zu lassen! ;)

 
Vom Schildkrötenbrunnen gingen wir zum alten republikanischen Forum. Ich weiß nicht, warum, aber ich mag diesen Platz nicht, auch wenn das Foto ganz gefällig ist.

Mich zog es zum Kapitol.


Dort suchte ich den ersten Meilenstein der Via Appia, der hierher gebracht wurde, und fand ihn, wie von euch beschrieben, an der Vorderseite des Platzes. Die antiken Inschriften sind leider nur mit Mühe zu lesen.


Es herrschte ein komischer Lärm: ständiges Trillergepfeife erfüllte den Platz. Als ich zu den Flußgöttern ging, sah ich rechter Hand eine große Gruppe Menschen sitzen, die dort unter Polizeibeobachtung lärmten. Wofür und wogegen sie protestierten, kümmerte mich nicht weiter.

Ich umrundete nun einige Male die Reiterstatue und freute mich schon, am nächsten Tag das Original im Museum zu sehen. Trotzdem fand ich dem unechten Marc Aurel vor dem blauen Himmel irgendwie erhaben:


Dass der Kaiser dabei nicht nur militärische Kleidungsstücke (kurze Tunika und Soldatenmantel), sondern auch zivile (Senatoren-Stiefel) trägt, hebt auch administrative Aspekte seines Amtes hervor. Als Oberbefehlshaber des Heeres schützt er den Staat vor Angriffen. Siegreich heimgekehrt ist er der Überbringer und Garant des Friedens und aller damit verbundenen Vorteile für die Allgemeinheit. Zugleich war Mark Aurel ein großer Lebenspraktiker und Philosoph. Sein bärtiges Gesicht wirkt nahezu unbewegt und strahlt Ruhe, Unerschütterlichkeit und Distanziertheit aus. In ihm scheint Platons Forderung erfüllt zu sein:

Wenn nicht entweder die Philosophen König werden in den Städten [...], oder die, die man heute Könige und Machthaber nennt, echte und gründliche Philosophen werden, und wenn dies nicht in eines zusammenfällt: die Macht in der Stadt und die Philosophie, und all die vielen Naturen, die heute ausschließlich nach dem einen oder dem anderen streben, gewaltsam davon ausgeschlossen werden, so wird es [...] mit dem Elend kein Ende haben, nicht für die Städte und auch nicht [...] für das menschliche Geschlecht.“


Genug philosophiert! Profane Bedürfnisse mussten gestillt werden! Wir beschlossen, mit der Tram nach Trastevere zu fahren und es nochmals im zu versuchen. Dieses Mal bekamen wir einen Tisch und waren mit dem Vorspeisenteller, den man sich selbst vom Buffet nehmen konnte, sehr zufrieden.


Ich kann mir vorstellen, im Juni mit den Mädels hier essen zu gehen.
 
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Gestärkt fuhren wir nach dem Mittagessen mit der Tram 8 zur St. Trastevere. Ich sah mich dort um und ging in den kleinen Supermarkt am Bahnhof, der wohl alles führt, was unser Herz begehrt. Nun gut, ganz frisches Biogemüse wird dort nicht zu haben sein, aber ansonsten passt das Geschäft für unsere Zwecke. :lol:

Dann suchte ich die Ferienwohnung, die wir im Juni bewohnen werden.. Die Via Parini ist nicht weit vom Bahnhof weg. Das Haus wirkte sauber und ordentlich. Hineintreten konnte ich nicht, die Eingangstüre war verschlossen - erwartet hatte ich dies aber auch nicht. Wenn die Zimmeraufteilung passt, es also 4 Schlafzimmer sind, dann ist die Unterkunft echt gut, denke ich.

Nun stand der Test für den "Sonnenaufgangsmorgen" am Plan. Von der Wohnung aus ging es zu Fuß zu Piazza Garibaldi am Gianicolo. Mit Stadtplan war der Weg schnell ausgemacht und flotten Schrittes marschierte ich los, meine Reisefreundin immer im Schlepptau. Die Arme jammerte etwas und schimpfte, sie als Schülerin (hihi, sie war mal meine Schülerin und hat meine ersten beiden Lateinferienreisen mitgemacht) würde sich weigern, in aller Frühe aufzustehen, um den Sonnenaufgang anzusehen. Ich dachte an Gaukis schönes Zitat von Antoine des St. Exupéry und ging unbeirrt weiter. Inzwischen war es einigermaßen warm geworden, sodass sogar ich - stets sehr verfroren - die Jacke auszog.
Wir brauchten etwa 45 min, bis wir an der Brüstung standen und einen herrlichen Ausblick auf Rom hatten:

 
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Vom Schildkrötenbrunnen gingen wir zur alten republikanischen Forum. Ich weiß nicht, warum, aber ich mag diesen Platz nicht, auch wenn das Foto ganz gefällig ist.




Ich mag diesen Platz sehr - leider sind die archäologischen Überreste nicht so gut in Szene gesetzt. Diskussionen darüber gab es schon, aber es fehlt sicher auch an Geld.

Allerdings: das Forum war auch in republikanischer Zeit immer an der gleichen Stelle - nämlich da, wo es sich auch heute befindet. Die area sacra mit den vier Tempeln aus republikanischer Zeit lag außerhalb des pomeriums auf dem Marsfeld. Auf der Seite des archäologischen Bezirks, an der das teatro Argentina liegt, befindet sich übrigens der Ort, an dem Caesar ermordet wurde: da die Curia iulia noch im Bau war, konnte der Senat sich dort nicht versammeln, sondern wich in den Komplex des Pompeiustheaters aus. Deshalb auch die Statue des Feldherrn.

Viele Grüße
Claude
 
Einige Zeit blieben wir dort oben sitzen. Dann fuhren wir mit dem Bus hinunter. Da die Villa Farnesina nur vormittags geöffnet hat, war zwar guter Rat teuer, aber in der Umsetzung dann doch nicht: Nebenan liegt der Palazzo Corsini. Zwar ohne Vorbereitung und ziemlich unwissend besichtigten wir einen Teil der ausgestellten Gemälde. Einige Szenen auf den Bilder und die meisten der (wenigen) Skulpturen konnte ich erkennen, aber viele Details blieben mir wohl auch verborgen, da ich ja beschämenderweise weder Italienisch noch Englisch gut beherrsche und daher die Erklärungen nur sehr grob erfassen konnte... Macht nichts. Ich fand es trotzdem sehr interessant! Fotographiert habe ich dort nicht.

Es dämmerte schon, als wir aufbrachen. Per pedes ging es über den Tiber und dann durch die Gassen bis zum Kapitol. Ein Blick auf das beleuchtete Forum bei Dunkelheit musste sein, bevor wir ans Essen denken konnten.

Nun stapften wir durch die Nacht zur Piazza Navona, wo wir mit einem Bekannten verabredet waren.


Eigentlich war geplant, in Tre Scalini zu essen (es gibt dort drei Lokale mit gleichem Namen!), doch die Preise waren zu hoch, und die Tatsache, dass wir trotz Reservierung nur einen Platz draußen zugewiesen bekamen, vergraulte uns. Wir wanderten ein paar Straßen weiter. Im La Pace del Palato aßen wir dann wirklich gut. Ich kann das Lokal nur empfehlen. Als wir das Ristorante verließen, schüttete es aus Kübeln. Es wäre auch verwunderlich gewesen, wenn wir heute den Regenschirm nicht gebraucht hätten!

Mit dem Bus und mit einer angeregten Diskussion über Roms Penner fuhren wir in unser "Santa Prassede" zurück.
 
Allerdings: das Forum war auch in republikanischer Zeit immer an der gleichen Stelle - nämlich da, wo es sich auch heute befindet.

Liebe Claude,

danke für die Korrektur! Ich weiß nicht, wo ich den Begriff "rep. Forum" gelesen habe... Ich fasste es so auf, dass es neben dem eigentlichen Forum Romanum ein weiteres gewesen sei. Aber Du hast recht! Ich hätte von "den rep. Tempeln" schreiben sollen. Korrekt ist als Sammelbegriff, wie von Dir erwähnt, area sacra. :thumbup:

Liebe Grüße!

Rik
 
Di 4.3.

Wir standen sehr zeitig auf, da wir um 8Uhr mit unserem Bekannten vor dem Petersdom verabredet waren. Es regnete leider wieder. Es waren noch sehr wenige Besucher vor Ort. Zügig passierten wir die Kontrolle und betraten den riesigen Dom, dessen Größe mich aber dennoch nicht „erschlug“. So ähnlich stelle ich mir die antiken römischen basilicae oder auch manche Räume in den Thermen vor: enorm groß und mit Marmor und sonstigen wertvollen Materialien ausgestaltet.
Unser Begleiter erklärte er uns einiges und in aller Ruhe gingen wir umher. Hinsichtlich meiner Juni-Reise muss ich mich noch mit vielen Dingen auseinandersetzen (s. „Schriftzeichen“).
An verschiedenen Altären wurden Messen gefeiert. Aufsehen erregte eine „Prozession“: Auf einmal kamen nämlich Priester und Bischöfe in ihrem feierlichen Gewand von unten herauf und schritten quer durch die Vierung hin zur Sakristei. Wie Leute blieben stehen und bildeten ein regelrechtes Spalier. Der Zug wollte und wollte nicht enden. Irgendwie fand ich das komisch, dass die Besucher die Priester so „angafften“. Unser Begleiter meinte dann, man könnte ohne Probleme die untere Etage besichtigen und wir gingen dort die Treppe hinunter, durch die die Geistlichen heraufgekommen waren. Weit kamen wir nicht. Man, wer auch immer, ließ uns nicht weiter und verwies uns wieder nach oben.

Gemeinsam besuchten wir noch den Campo Santo. Dieser Ort strahlt eine eigenartige Ruhe aus, finde ich, inmitten dieser großen Stadt…
Wir nahmen dann noch ein gemeinsames kleines Frühstück ein. Da der englische Name des von Angela empfohlenen Cafes „all Brothers“ die anderen beiden nicht sehr lockte, wählten wir ein Cafe auf der anderen Straßenseite. Auch dort war das Cornetto sehr lecker und der Mann hinter der Bartheke sehr nett.
 
Danke! Danke!
Es war auch noch verdammt früh: Wir fuhren kurz nach 7Uhr mit dem Bus von Termini weg (Ich glaube, es war Nr. 40, bin mir aber nicht mehr sicher) und waren schon gegen 7.30 Uhr dort. Es war kalt und nass. Da unser Bekannter erst auf 8Uhr "bestellt" war, hatte ich viel Zeit zum Fotographieren. Aber Du hast recht, nur wenige Leute gingen an uns vorbei. Ich beobachtete die verschiedenen Menschen: Priester alleine oder in Gruppen, Nonnen in den verschiedensten Farben, oft barfuß in Sandalen. Mich fror trotz langer Hose und festen, warmen Schuhen. Und die ein oder anderen Touris streiften vorbei. Darunter auch Angela - die ich damals ja noch nicht kannte. :lol::lol::lol:
 
Liebe Rik,

die Fotos von eurem Ausflug zum Petersdom sind allesamt wunderschön!

:thumbup: :thumbup: :thumbup:

Viele Grüße

Tizia
 
Danke für das Kompliment. Ich habe zwar leider keine Ahnung von Fotographie bzw. dem technischen Aspekt derselben, aber ich fotographiere gerne. :lol:
 
Ich beobachtete die verschiedenen Menschen: Priester alleine oder in Gruppen, Nonnen in den verschiedensten Farben, oft barfuß in Sandalen. Mich fror trotz langer Hose und festen, warmen Schuhen. Und die ein oder anderen Touris streiften vorbei. Darunter auch Angela - die ich damals ja noch nicht kannte. :lol::lol::lol:

Ich glaube, wir waren doch etwas nach Euch da ... Ich habe eben noch einmal nachgeschaut:
Wir kamen um 7.50 am Petersplatz an und waren bis 8.45 im Dom. Um 9.15 waren wir bei den "all brothers". ;) Übrigens wirklich zu empfehlen trotz englischen Namens ...
 
(Mir scheint, ich fahre eher wieder nach Rom, als dass ich hier mit dem Bericht vorankomme)

Mit dem Bus ging es ein paar Stationen am Tiber entlang und ein paar Meter zu Fuß bis zur Villa Farnesina. Da schon genügend Beschreibungen derselben hier existieren, beschränke ich mich auf ein paar Bilder:

- Im ersten Raum zeigen die verschiedenen Felder Bilder der Himmelskörper auf blauem Grund. Es handelt sich um die Symbole des Tierkreises und der berühmtesten Sterne in personifizierter Gestalt. Die Bilder stellen das komplexe astrologische Horoskop der Geburtsstunde des Villenbesitzers am 1.Dezember 1466 dar.
- In der großen Loggia ist die Geschichte um Amor und Psyche dargestellt. Dieser Freskenzyklus zeigt die Handlung höchst lückenhaft und mit einer Beschränkung auf die himmlischen Szenen. Allerdings sind manche Szenen sehr eng an die literarische Vorlage angelehnt, wie etwa die Szene, in der Jupiter Amor liebevoll in die Wangen kneift: Tunc Iuppiter prehensa Cupidinis buccula manuque ad os suum relata consaviat. In den Stichkappen sehen wir fliegende Liebesgötter, die den Göttern ihre Insignien geraubt haben. Sie feiern die Allmacht der Liebe: omnia vincit amor!
- Im Saal der Perspektiven öffnen Schein-Säulengänge den Blick auf Ansichten Roms. Rätselhaft blieben mir die "Schmierereien". Gehören diese Kritzeleien dorthin oder sind sie in Akt des Vandalismus???

- Im Saal der Hochzeit Alexanders des Großen mit Roxane beeindruckte mich besonders das freche Spiel der Eroten mit den abgelegten Waffen Alexanders und seinen Sandalen.
 
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Im Saal der Perspektiven öffnen Schein-Säulengänge den Blick auf Ansichten Roms. Rätselhaft blieben mir die "Schmierereien". Gehören diese Kritzeleien dorthin oder sind sie in Akt des Vandalismus???


Es handelt sich um eine Spottschrift aus dem Jahr 1528, hinterlassen von einem deutschen Landsknecht während des Sacco di Roma, der Plünderung Roms.

Siehe: Villa Farnesina

An den Wänden zwischen den Scheinsäulen finden sich Graffiti und Kritzeleien, die bei der Besetzung der Villa während des Sacco di Roma 1528 durch Landsknechte eingeritzt worden waren. Eines davon lautet: 528 - was sol ich schreiben und nit lachen die La[nz]knecht habenn den babst lauffen machen
Es handelt sich um eine Anspielung auf die Flucht von Papst Clemens VII. in die Engelsburg. Monate später, nach Zahlung von Lösegeld, konnte er sich zurückziehen.
 
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Interessant! 8O

Würden solche "Schmierereien" heute geschehen, wären wir alle empört. Doch - sagen wir: 400 Jahre - später würde sich die Nachwelt über unser Gekritzle freuen! :lol:
 
Wenn Dich das Thema "Graffiti von Landsknechten" interessiert:

Ein weiteres Graffito von 1527 befindet sich in den Stanzen Raffaels im Vatikan. Siehe: 1527 Plünderung Roms

Vor der Engelsburg wurde unter den Augen des Papstes die Parodie einer kirchlichen Prozession inszeniert, mit der man Klemens aufforderte, Luther die Segel und die Ruder der "Navicella", des Petrusschiffchens, zu übergeben. Die Soldaten grölten: "Vivat Lutherus pontifex". Zum Hohn wurde Luthers Name mit der Schwertspitze in das Fresko "La Disputa del Santissimo Sacramento" (Die Disputation über das Allerheiligste) in den Stanzen Raffaels eingeritzt, und eine andere Inschrift verherrlichte Karl V.
Vergleiche: news archivio: Lutero 2011 und Imperium der Päpste: Flammen über Rom: Angriff auf den Vatikan - ZDF.de mit Fotos des eingeritzten Schriftzugs.
 
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Von der Villa Farnesina ging es aufs Kapitol. Im Bistro der KM waren wir mit Angela verabredet zu einem kurzen Kennenlernplausch. Es war echt witzig, jemanden "live" zu erleben, den man nur übers Schreiben kennt. Wir tauschten Neuigkeiten aus, Angela informierte uns über den bevorstehenden Streik, wovon ich nichts mitbekommen hatte.
Da wir eine Führung durch die KM gebucht hatten, besuchten wir das Museum getrennt. Angesichts der tollen, tollen Exponate war (und bin) ich ganz verzückt. Die Führung war wirklich toll, nur leider viel zu schnell vorbei. Auf eigene Faust schlenderte ich dann mit dem Fotoapparat noch herum, sortierte schon im Kopf, was ich den Mädels zeigen will und wo ich aus Zeitgründen einfach nur vorbeigehen kann, knipste viel und verließ sehr glücklich das Museum als es schon dunkel war.

Hier meine Lieblingsbilder bzw. -objekte:
 
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